9.

 

E

s klopfte an der Tür, und ein Mann, dessen Gesicht sich zum größten Teil hinter einem struppigen Vollbart versteckte, trat in Guido Bolognas Stube in Mainz. Bologna wohnte im Franziskanerkloster. Der Gästeraum grenzte an das Dormitorium. Eine Säule in der Mitte des Raums trug die vierteilige Gewölbedecke. Auf zwei Wandregalen seitlich eines schmalen Fensters lagen dickleibige, ledergebundene Bücher. Ein Bett mit Baldachin und ein prasselndes Kaminfeuer sorgten für eine behagliche Atmosphäre. Niemand erwartete von einem Legaten aus Rom, dass er das franziskanische Gebot der Armut wörtlich nahm. Bologna stand hinter einem Pult und schrieb an einem Brief. Er legte seine Brille zur Seite.

Der Besucher war klein, hatte einen Kugelbauch und war seiner Kleidung nach ein Arbeiter oder Tagelöhner. Er gehörte zu den zehn Männern, die Bologna aus Italien mitgebracht hatte. Der Mann stammte aber aus Konstanz. In einer Handelsstadt wie Mainz fielen Fremde kaum auf.

Bologna schaute auf die Schuhe seines Mitarbeiters, an denen dicker Schlamm klebte; ein Brocken war schon auf die kostbaren Bodenfliesen gefallen. Er machte ein Zeichen mit der Hand und bedeutete ihm, stehen zu bleiben, wo er war.

»Was gibt es Neues?«

Der kleine Mann holte tief Luft. »Was für ein Sauwetter, es ist wirklich kein Vergnügen …«

»Wenn die Arbeit, die ich dir auftrage, ein Vergnügen wäre«, unterbrach ihn Bologna, »würde nicht ich zahlen, sondern ich würde von dir Geld verlangen! Und jetzt erzähl!«

»Schon gut, schon gut«, meinte der Mann und schaute mit nachdenklichem Gesicht auf seine Schuhe, weil er Bolognas anhaltenden Blick spürte. »Er scheint eine bestimmte Spur zu verfolgen, und sie hat irgendwas mit dem Dombaumeister zu tun.«

»Irgendwas«, ahmte Bologna den brummigen Tonfall des andern nach. »Habe ich dir nicht gesagt, dass ich präzise Auskünfte will?!«

»Ich kann nicht durch Wände hindurchsehen. Ich weiß nur folgendes: Er war erst bei der Frau des Baumeisters, anschließend im Schusterladen gegenüber und dann bei Metz selbst.«

Bologna stützte die Ellbogen auf das Pult und legte die Fingerspitzen aneinander. »Worüber haben sie gesprochen?«

»Ich konnte nicht lauschen, das wäre zu gefährlich gewesen aber ich habe unter einem Vorwand mit dem Schuster gesprochen.«

»Was sagt er?«

Der Informant breitete die Arme aus. »Der Richter vermutet offenbar, dass Metz ein Verhältnis mit Klara Roth hatte.«

»Wie kommt er darauf?«

»Weiß ich nicht, aber das Messer, mit dem sie ermordet wurde, spielt wohl eine Rolle.«

»Was hat der Richter danach gemacht?«

»Er ging zurück in die Amtsstube. Dort ist er momentan.«

Bologna nickte. »Einer von euch soll sich dem Baumeister an die Fersen heften. Ich will alles wissen: Was er macht, wohin er geht, mit wem er sich trifft! Du kümmerst dich weiter um den Richter. Wechselt euch ab, damit er keinen Verdacht schöpft.«

»In Ordnung!«

»Und jetzt verschwinde!« Bologna warf ihm ein Geldstück zu, und der Mann mit den schmutzigen Schuhen fing es geschickt auf, ehe er kehrt machte und mit unbeholfenen Schritten das Zimmer verließ. Kopfschüttelnd betrachtete Bologna den verdreckten Kachelboden.

Er war Anfang vierzig, und manchmal warf er sich vor, im Leben nichts erreicht zu haben. Geboren in einem kleinen Ort in den Abruzzen, hatte er beide Eltern verloren, als er noch ein Kind war. Sein Onkel brachte ihn bei den Franziskanern unter. Er erhielt eine solide Ausbildung und wechselte mit sechzehn in ein großes Kloster nach Bologna. Aus dieser Zeit stammte sein Name, denn er hatte als Mönch eine neue Identität angenommen. Er studierte die Septem Artes Liberales, die sieben freien Künste, danach Theologie und Jura. Seine schnelle Auffassungsgabe brachte ihn rasch voran, und sein Talent blieb den Ordensoberen nicht verborgen.

Bald wurde Rom auf ihn aufmerksam, man beorderte ihn zur Kurie. Bologna machte sich einen Namen als Mann, den man mit Sonderaufgaben betrauen konnte. Theologisch und kirchenrechtlich versiert, konnte er geschickt verhandeln und war zäh und ausdauernd. Auch sagte man ihm nach, dass er in der Wahl seiner Mittel nicht zimperlich sei und dass er schweigen könne.

Bologna dachte an die Ermordung Kardinal Martinis und an das Risiko, das er eingegangen war. So viel hätte dabei schief gehen und ihm das Genick brechen können! Er dachte an die schlaflosen Nächte und die Suche nach dem perfekten Plan, bis er einsah, dass es den perfekten Plan nicht gibt, weil alles von dem Mann abhängt, der den Mord ausführt. Es war eine Gratwanderung gewesen, den Richtigen zu finden, sich umzuhören, ohne an den Falschen zu geraten, Gespräche zu führen, immer in der Angst, jemand könne es publik machen! So war er an Sebastiano geraten, einen jungen Familienvater. Er dachte an das konkrete Planen der Tat, immer überschattet von Zweifeln, und an den entscheidenden Tag, das bange Warten, die Angst danach, es könne doch noch alles ans Tageslicht kommen.

Und schließlich erinnerte er sich, wie er im Beichtstuhl saß und Kardinal Angelini – für dessen Gunst er alles riskiert hatte – ihn quälte, wie ihm der Schweiß übers Gesicht lief und sein Beichtvater die Situation auskostete, wahrscheinlich nur, um ihm eine Lektion zu erteilen darin, bei wem die Macht lag.

Dann die beschwerliche und gefahrvolle Reise über die Alpen und den Rhein entlang, bis er schließlich Mainz erreichte. Er war bereits zuvor mehrmals im Ausland gewesen, meistens in Deutschland; jedes Mal hatte er sich bewährt. Aber noch immer verweigerte man ihm ein Amt, das mit einer einträglichen Pfründe dotiert war.

In Mainz hielt er sich nicht zum ersten Mal auf und wohnte wie üblich im Franziskanerkloster. Er hatte es vermieden, den Abt in seine Mission einzuweihen. Dem Mainzer Kurfürsten hatte er einen kurzen Höflichkeitsbesuch abgestattet. Das Verhältnis der deutschen Bischöfe zu Rom war alles andere als herzlich.

Bologna beendete den Brief, an dem er gerade gearbeitet hatte. Er berichtete Angelini über den aktuellen Stand der Dinge, deutete Schwierigkeiten an, ohne den Mord an Klara Roth zu erwähnen und warb um Geduld und Vertrauen. Er versiegelte den Brief und adressierte ihn an den Kardinal. Der Papst war über die Hintergründe der Mission nicht informiert.

Bologna trat ans Fenster und schaute in den Klosterhof. Der Garten lag brach, und eine Gruppe junger Männer in Ordenstracht lief auf die Küche zu. Er beschloss, seinen wichtigsten Mitarbeiter aufzusuchen, bevor es dunkel wurde. Es gab keinen Grund, diesen Kontakt geheim zu halten.

Bologna verließ das Klostergelände und ging Richtung Rhein. Hinter dem Franziskanerkloster bog er nach links, vorbei an St. Quintin und an der Synogoge, bei der drei gelb gekleidete Juden mit spitzen Hüten im Gespräch standen. In diesem Stadtteil fand man vorwiegend kleine Läden und Handwerksbetriebe. Trotz des miserablen Wetters waren die engen Gassen belebt, und mehrmals musste er Ochsen- und Pferdekarren ausweichen, die Waren transportierten. Die wenigen Stunden, an denen dämmriges Licht durch die geschlossene Wolkendecke fiel, wurden für Geschäfte aller Art genutzt. Es nieselte. Eine alte Frau trug ein Reisigbündel auf ihren Schultern, und einer der Äste streifte Bolognas Wange. Er fluchte auf Italienisch.

Bologna schwenkte nach rechts, ging an St. Christoph vorbei und näherte sich der Karmeliterkirche. Zwischen einer Schreinerei und dem Atelier eines Wandmalers lag Günther Hennings Goldschmiede-Werkstatt. Das Fachwerkgebäude wirkte baufällig. Eine an der Decke befestigte Glocke bimmelte hell, als Bologna den Laden betrat. Der Meister und sein Lehrling schauten von ihrer Arbeit auf.

Kaum hatte Henning den Besucher erkannt, als er den Kopf nach hinten wandte und zu dem blassen, groß gewachsenen Jungen sagte: »Schluss für heute, mach Feierabend!«

Dem Lehrling kam die Mitteilung recht: Innerhalb weniger Augenblicke hatte er seine Zange und ein Stück Silberdraht zur Seite gelegt, seine blaue Arbeitsschürze ausgezogen und eilte, dem Meister und Bologna kurz zunickend, aus dem Raum. Die Holztreppe knarrte, als er ins obere Stockwerk ging.

Bologna zog einen Stuhl heran und setzte sich an den Arbeitstisch des Goldschmieds; so konnten sie sich leise unterhalten. Henning war damit beschäftigt, in einen goldenen Buchdeckel einen Rubin einzulegen.

»Für wen ist das?«, fragte Bologna.

»Das haben unsere Domherren in Auftrag gegeben, ein Messbuch für die hohen Festtage. Ich bin froh, dass ich überhaupt noch Arbeit bekomme, die Lage war noch nie so angespannt. Selbst den Adligen und dem Klerus sitzt das Geld nicht so locker wie früher. Die Teuerung macht allen zu schaffen.«

»Wem sagst du das?!« Bologna betrachtete den Edelstein, dessen rötlicher Glanz ihn im Schein einer Kerze an Taubenblut erinnerte. »Der Stein scheint recht wertvoll zu sein.«

Henning nickte. »Was meinst du, was ich früher zu tun hatte. In dieser Werkstatt«, und er machte eine vage, ausladende Armbewegung, »haben früher einmal außer mir drei Gesellen und zwei Lehrlinge gearbeitet. Jetzt kann ich es mir kaum leisten, den einen Lehrling, der mir geblieben ist, durchzufüttern.«

Bologna betrachtete nachdenklich den Raum, der für zwei Leute tatsächlich zu groß war. Auf den Werkbänken, an denen früher Hennings Mitarbeiter saßen, lagerte Staub, und sie dienten als Ablagefläche für Kisten und Arbeitsgeräte. Bologna wusste, dass Hennings Geschäfte geblüht hatten, ehe die schlechten Zeiten kamen, und momentan stand seinem wichtigsten Informanten und Partner das Wasser bis zum Hals.

Die beiden Männer waren äußerlich sehr verschieden. Bologna, klein, schmal, fast zierlich, hatte schwarze, kurz geschnittene Haare und dunkle Augen. Henning dagegen war einen Kopf größer, ein stämmiger, breitschultriger Mann, dessen wuchtiger Schädel ohne Hals direkt auf dem Rumpf zu sitzen schien. Er war älter als Bologna, Mitte fünfzig vielleicht, und seine Locken, spärlich an manchen Stellen, hatten eine graue Färbung angenommen. Henning trug auf Oberlippe und Kinn einen gepflegten Bart.

»Ich habe Nachricht erhalten«, sagte Bologna, »dass der Richter nicht an einen Raubmord glaubt. Offenbar gibt es eine Spur, die zum Dombaumeister führt.«

»Dann hatte Metz vermutlich ein Verhältnis mit Klara.«

»Wir haben die gute Frau unterschätzt – zumindest ihren Kundenkreis.«

Der Goldschmied rieb mit Daumen und Zeigefinger an seinem Kehlkopf. »Der Mord macht mir Angst«, sagte er.

»Glaubst du, mir kommt das gelegen.«

Musste Bologna sich wegen Henning Sorgen machen? Er war über die Lebensgeschichte des Goldschmieds gut unterrichtet. Henning stammte aus ärmlichen Verhältnissen. Er wurde als Sohn eines Tagelöhners und einer Magd geboren. Aber er wollte nicht von der Hand in den Mund leben wie seine Eltern. Der erste Schritt, dem vorgezeichneten Weg der Armut zu entkommen, war die Lehrstelle als Goldschmied gewesen, die er sich hart erkämpfen musste. Henning bestand die Gesellenprüfung, ging auf Wanderschaft, und einige Jahre später führte er selbst den Meistertitel. Er heiratete die Tochter eines Augsburger Patriziers und eröffnete eine Werkstatt in Straßburg, die nach anfänglichen Schwierigkeiten etwas Gewinn abwarf. In der Hoffnung auf bessere Geschäfte übersiedelte er nach Mainz. Mittlerweile konnte er seine achtköpfige Familie aber kaum noch ernähren und brauchte dringend Bolognas Geld.

»Hast du mit Busch geredet?«, fragte Bologna. Busch und Henning waren alte Freunde.

Der Goldschmied hatte mittlerweile den Rubin, der den Schnittpunkt eines Kreuzes bildete, im Buchdeckel befestigt; gewohnheitsmäßig klemmte er seine Zunge während der Arbeit in den linken Mundwinkel. »Ich war heute früh bei ihm. Er ist sehr aufgebracht. Er hält vom neuen Richter überhaupt nichts. Der Mann pfusche ihm ins Handwerk, sagt er.«

»Das sind persönliche Empfindlichkeiten, weil ihre Kompetenzen sich überschneiden«, erwiderte Bologna. »Es steht nämlich nirgendwo geschrieben, wer in einem Mordfall ermittelt, das basiert auf Gewohnheitsrecht. Euer Rechtssystem ist veraltet. Aber mich interessiert etwas anderes: Ist Busch weitergekommen?«

»Ich glaube nicht. Willst du meine Meinung hören? Die tappen alle im Dunkeln. Der Richter tappt im Dunkeln, weil er hier fremd ist und sich nicht auskennt. Und Busch – der ist zwar bekannt wie ein bunter Hund, aber ich sage dir ganz offen, dass er in meinen Augen kein besonders heller Kopf ist. Sympathisch ja! Auch tüchtig und in praktischen Angelegenheiten eine Hilfe! Aber hier haben wir es mit einem komplizierten Fall zu tun, und das übersteigt seine Fähigkeiten. Er glaubt an eine Räuberbande, die die junge Roth überfallen haben soll. Wenn du ihn aber nach seinen Beweisen fragst, dann merkst du gleich, was für dünne Bretter er bohrt.«

Bologna verzog den Mund. »Es ist ein schwacher Trost«, sagte er, »dass die andern genauso wenig wissen wie wir. Zwei Fragen beschäftigen mich vor allem. Hat der Mord damit zu tun, dass Klara für uns arbeitete? Und wo sind die Pläne und Klaras Aufzeichnungen?«

Henning hatte seine Arbeit abgeschlossen und legte das Messbuch auf ein schräg stehendes Pult, um das Ergebnis besser begutachten zu können. »Und ich möchte wissen«, sagte Henning, »ob hier jemand bewusst eingegriffen hat, um uns zu schaden und möglicherweise zuvorzukommen – oder hat das Verbrechen damit nichts zu tun? Es wäre für uns am besten, wenn kein Zusammenhang bestünde und es sich um einen puren Zufall handelte!«

Bologna stand nun ebenfalls auf. »Dein Auftraggeber wird zufrieden sein. Darf ich mir den Codex ansehen?« Der Goldschmied trat zur Seite, und Bologna schlug langsam und mit einer gewissen Ehrfurcht das Buch auf und betrachtete die einleitende Initiale. »Hoffen wir, dass es sich um einen bloßen Zufall handelt«, sagte er, »aber ich mag nicht recht daran glauben.

Ich fürchte, zwischen der Tat und dem Geheimnis, dem wir auf der Spur sind, besteht ein Zusammenhang. Wir dürfen uns nicht auf die andern verlassen und müssen selbst an der Aufklärung des Mordes arbeiten. Rede du von Zeit zu Zeit mit Busch, damit wir auf dem Laufenden bleiben! Den Richter lasse ich von mehreren Leuten abwechselnd beschatten.« Bologna blätterte weiter.

»Es ist zum Verrücktwerden«, sagte Henning. »Heute wollte sie mir die Pläne geben. Wir standen so kurz vorm Ziel.«

Eine in Rot und Blau gehaltene und mit Blattgold hinterlegte Miniatur zeigte den Traum des Pharaos; fette und magere Kühe gruppierten sich um den im Bett liegenden Herrscher Ägyptens. Bologna hatte den Kopf nach vorn gebeugt, um die Details besser erkennen zu können. »Jammern bringt uns nicht weiter. Wir dürfen jetzt keinen Fehler begehen. Wenn der Richter etwas weiß, müssen wir herausbekommen, was es ist. Er könnte uns helfen, ohne es zu wollen. Gleichzeitig müssen wir vor ihm auf der Hut sein. Wenn er von uns erfährt, ist das ganze Vorhaben gefährdet.«

»Was willst du tun, falls er etwas herausfindet?«, fragte Henning.

Bologna schien die Frage nicht zu beachten und blätterte weiter. »Hast du nicht gesagt, dass du Gewalt verabscheust?«, fuhr Henning fort. »Weißt du eigentlich, was für eine Stimmung in der Stadt herrscht? Die Leute reden von nichts anderem als dem Mord! Immerhin handelt es sich um Karl Roths Tochter, auch wenn er sie verstoßen hatte. Die Leute sind besorgt und nervös.«

»Ich weiß das, mein Lieber«, unterbrach ihn der Italiener. »Ich wollte dir nur klar machen, dass uns von verschiedenen Seiten Gefahr droht.«

»Hältst du es für möglich, dass der Richter die Pläne gefunden hat?«

»Wenn er sie hat, gehören sie bald uns.«

»Vergiss nicht, dass er ein hohes Tier ist. Falls ihm etwas geschieht, haben wir in kürzester Zeit die gesamte Obrigkeit gegen uns.«

»Vielleicht sind die Pläne auch im Besitz des Mörders.«

»Oder Klara hat sie irgendwo versteckt!«, sagte Henning. »Es wäre am klügsten, wenn wir uns eine Weile ruhig verhalten und gar nichts unternehmen.«

»Hast du nicht begriffen, wie sehr die Zeit drängt? Hier findet ein Wettlauf statt, wir können nicht untätig zusehen.« Bologna hielt inne und zeigte auf eine Initiale. »Schau nur, wie herrlich!«

»Was ist das?«, fragte Henning abwesend.

»Die Kundschafter mit der Riesentraube. Moses hatte sie ausgesandt, um das Land Kanaan zu erkunden, und sie kehren mit einer Traube zurück, die so schwer ist, dass Josua und Kaleb sie auf einem Stock tragen müssen. Die Traube ist ein Symbol, mein Freund, so wie alle Erzählungen der Bibel einen mehrfachen Schriftsinn enthalten.« Bologna schaute dem Goldschmied in die Augen. »Die Traube bedeutet Überfluss, sie kündet von künftigem Reichtum.« Und damit klappte er das Buch zu …