15

Ich wurde ziemlich früh wach. Mama, Papa und Rocky schnarchten noch um die Wette. Ich schlich mich auf Zehenspitzen in Lars’ Zimmer und setzte mich an die Fußseite seines Bettes.

»Schlaf ruhig weiter«, flüsterte ich ihm zu, als er mich bemerkte. »Ich hab mein neues Spiel dabei und zeichne gerade ein Pferd. Du fährst ja nachher wieder nach Berlin, deswegen komme ich jetzt schon zu dir. Schlaf ruhig weiter. Ich schalte auch den Ton aus, okay?«

Lars nickte in sein Kopfkissen, drehte sich zur Wand und döste weiter. Ich wünschte mir, dass er seine Augen öffnete und Zeit mit mir verbringen würde, aber so war es auch okay. Ich schaute ihm eine Weile beim Schlafen zu, dann malte ich mein Pferd braun an. Nach einer Weile fragte er verschlafen: »Bist du noch da?«

Ich sagte: »Ja.«

»Wie lange sitzt’n schon da?«

»Weiß nicht.«

»Was machst’n?«

»Ich male ein Schaf.«

»Alles klar.«

»Willst du jetzt aufstehen, vielleicht?«, fragte ich.

Lars kitzelte mich mit den Füßen an meinem Bauch, und weil ich meinen Schutzpanzer noch nicht umgeschnallt hatte, kribbelte es, und ich musste lachen.

»Wie is’n das Wetter heute?«, fragte er.

Ich sah aus dem Fenster und weil die Sonne schien, sagte ich: »Schön.«

»Folgender Plan«, sagte Lars noch immer in sein Kopfkissen. »Ich gehe schnell duschen und packe meine Sachen zusammen. Dann springen wir in die Karre, trinken im Café Bohne einen Espresso, und du darfst auf dem Parkplatz eine Runde mit meinem Auto drehen.«

»Juhu!«

Als wir zurückkehrten, waren meine Eltern wach. Ich lief zu Papa ins Wohnzimmer und sagte, dass ich ihn lieb hatte, und als Mama aus dem Bad kam, drückte ich sie und sagte ihr das gleiche.

»Was ist denn mit dem Zwerg los?«, lachte Mama noch ein bisschen verkatert, bevor sie sich in ihrem Morgenmantel eine Tasse Kaffee aus der Küche holte.

»Ach, dem geht’s einfach gut«, rief Lars ihr hinterher und rollte seinen gepackten Koffer zur Haustür.

Ich rutschte auf meinen Socken schnell in mein Zimmer und kramte den Fotokalender aus dem Geheimversteck unter meinen Unterhosen hervor. Zusammen mit Mama überreichte ich ihn Lars. Der war völlig baff, was wir voll lustig fanden, und als Mama auch noch ein Bild von Lars und mir in einem Bilderrahmen hervorzauberte, wusste er überhaupt nicht mehr, was er sagen sollte. Er legte den Kalender und das Bild vorsichtig in seinen Koffer und verabschiedete sich.

»Bis nächsten Samstag«, sagte er und drückte mich.

»Wie viele Tage sind das?«, fragte ich.

»Heute ist Sonntag. In sechs Tagen bin ich wieder da.«

»Wehe, du kommst nicht, dann komme ich zu dir«, lachte ich und drohte mit meinem Zeigefinger. Mama nahm mich zu Seite und sagte: »Und wovon träumst du nachts?«

»Von nackten Weibern«, kreischte ich und hielt mir beide Hände vor die Brust. Mama wusste schon, was das zu bedeuten hatte. Lars offensichtlich auch, denn er nickte mir zu und hielt seine Hand zum Abschlagen hin. Dann ging er fort. Ich schickte ihm während der Heimfahrt sieben SMS, und als er zu Hause ankam, rief er mich sofort an, um zu sagen, dass es ihm gutging. Kurz bevor ich ins Bett musste, telefonierten wir noch, aber nur, um unsere Stimmen zu hören. Dann schlief ich ein.

Während der Woche passierte nichts Außergewöhnliches. Ich wurde zur Schule gefahren und danach ins Hospiz. Am Dienstag musste ich zu einer Kontrolluntersuchung ins Krankenhaus und am Donnerstagnachmittag wollte mein Kinderarzt mich sehen, weil er sich wegen irgendeines Blutwertes Sorgen machte. Mich kümmerte das nicht. Wenn ich abends nach Hause kam, zeichnete ich alle Tiere, die ich gerne hatte, kraulte Rocky, trank Ginger Ale, futterte Chips und andere leckere Süßigkeiten, bis mir schlecht wurde, telefonierte mit Lars, guckte Berlin – Tag & Nacht, nahm meine Pillen, hatte entweder Schmerzen in der Lunge, im Bauch oder im Herzen und schrieb jeden Tag mit Tamtam. Eine ganz normale Woche im Oktober eben, okay, bis auf die Nachrichten von Tamtam – die waren neu. Lars hatte mir erlaubt, ihr zu schreiben, aber nur, wenn ich sie nicht nerven würde. Ich fragte Tamtam, ob ich sie nerven würde, und sie schrieb: »Nö.« Da war ich beruhigt. Sie erzählte mir jeden Abend von ihrem Tag im Büro, und ich erzählte ihr von meinen Schulaufgaben. Ich stellte mir dabei vor, Tamtam sei meine feste Freundin. Tamtam ist ziemlich hübsch. Sie hat lange blonde Haare, ein schönes Gesicht und ist dazu auch sehr lieb – und sie ist Single. Ich rechnete mir da gute Chancen aus.


Am Samstag fand im Hospiz ein Tag der offenen Tür statt. Alle waren ganz aufgeregt deswegen, sogar Mama, die in der Nacht zuvor kaum ein Auge zugetan hatte. Vielleicht lag es aber auch an Papas Schnarchkonzert oder den traurigen Gedanken in ihrem Kopf. Genau konnte man das nie sagen. Mama ist morgens ja immer etwas grummelig. Gegen Mittag holte sie meinen kleinen Reisekoffer vom Schrank und packte ihn mit Klamotten voll. Ich war natürlich neugierig, aber sie erklärte mir, dass Ester ein paar Sachen von mir benötigte und obwohl mir das auf Anhieb merkwürdig vorkam, kümmerte ich mich nicht weiter darum. Lars hatte geschrieben, dass er von Berlin direkt mit dem Auto zum Hospiz käme. Das war in dem Augenblick alles, was mich interessierte. Er blieb dieses Wochenende zwar nur für eine Nacht, aber eine Nacht war besser als keine.

Als Mama und ich im Hospiz ankamen, war schon ziemlich viel los. Es gab Kaffee und Kuchen, und da als Ehrengast eine Weinkönigin aus der Pfalz eingeladen war, gab es auch Wein. Wer wollte, konnte etwas Geld ins Hospizschwein stecken, wer aber gerade nichts dabei hatte, so wie ich, bekam seine Fanta auch gratis. Ein Fotograf lief mit seiner großen Kamera umher und machte Fotos. Ester stellte ihn mir vor. Er arbeitete für eine Hamburger Zeitung, aber ich wollte lieber mit der Weinkönigin an den Kickertisch. Ich fand sie sehr hübsch. Sie hätte auch eine Schönheitskönigin sein können. Im Kickern war sie nicht sehr gut, aber ich erlaubte ihr nicht aufzugeben. Das erste Spiel gewann ich 10:0. Mama unterhielt sich mit anderen Eltern und verschwand immer mal wieder, um vor der Tür eine Zigarette zu rauchen. Irgendwie schien sie heute ganz besonders nervös zu sein. Als ich das zweite Spiel auch 10:0 gewann, gestand ich der Weinkönigin zu, sich wieder mit den anderen Gästen zu unterhalten. Ich schickte Lars eine SMS und fragte ihn, wo er sei, und er schrieb, dass er noch im Stau feststecke. Wir hatten schon fünf Minuten nach drei, und ich wurde etwas sauer auf ihn. Er hatte mir doch fest versprochen, pünktlich um drei da zu sein. Ich trank von meiner Fanta, dann stand er plötzlich mit einem breiten Grinsen im Gesicht an der Tür. Einfach so. Wie damals, als ich ihn das erste Mal sah. Der Saftsack hatte mich reingelegt. Ich schrie ganz laut seinen Namen, schlängelte mich an den vielen Leuten vorbei und drückte ihn so fest ich konnte. Dann nahm ich seine Hand und zerrte ihn hinter mir her, um ihn allen vorzustellen, aber bevor er irgendwo etwas sagen konnte, zerrte ich ihn auch schon weiter. Vor dem Snoozle-Raum blieb Lars stehen und hielt mich an der Schulter fest. »Hey Daniel«, sagte er geheimnisvoll. »Ich bin nicht alleine gekommen. Ich hab dir jemanden mitgebracht. Geh mal an die Tür!«

In meinem Kopf wurde es für eine Sekunde stockfinster. Überraschungen waren gar nicht mein Ding, das wusste er doch, aber weil ich neugierig war, ließ ich ihn kommentarlos stehen und schlich vorsichtig zum Eingang zurück. Dort stand eine Frau mit langen blonden Haaren, die ich aus Facebook kannte. Ich strahlte, denn ich erkannte sie auf Anhieb. Sie lächelte mich an und sagte: »Hallo Daniel«.

Ich wurde ein bisschen verlegen, weil sie so groß und so hübsch war, schaute auf den Boden und sagte: »Hallo, Tamtam.«

Eine Stunde später oder so stiegen wir zu dritt ins Auto. Ich setzte mich freiwillig nach hinten, um besser nachdenken zu können. Niemand hatte mir verraten wollen, wohin wir fahren würden. Ester musste sich sogar Tränen aus den Augen wischen, als wir uns verabschiedeten, und Mama war auch kurz davor. Eigenartig! Mama sagte doch, dass die Klamotten in meinem Koffer für Ester bestimmt waren, aber warum hatte Lars den Koffer dann mit ins Auto genommen?

»Schläfst du bei uns?«, fragte ich Tamtam.

»So ähnlich, mein Schatz«, antwortete sie.

»Gehen wir jetzt was essen?«, fragte ich Lars.

»Sind schon auf dem Weg«, antwortete er.

Wir fuhren an der Innenalster vorbei, auf der man im Winter, wenn das Wasser gefroren war, Schlittschuhlaufen konnte. Für mich ist das zu gefährlich, weil ich auch noch Bluter bin und nicht hinfallen darf. Also hinfallen dürfte ich schon, aber mir dabei keine Knochen brechen, weil mein Herz die Operation nicht mehr überstehen würde. Deswegen erlaubt Mama mir lediglich, den anderen Kindern beim Schlittschuhlaufen zuzugucken. Weil das aber keinen Spaß macht, bleibe ich im Winter lieber ganz in meinem Zimmer. Lars bog in eine Seitenstraße ein, und wir fuhren eine kurze Strecke durch die Fußgängerzone. Dann hielt er vor einem Hochhaus aus Glas, vor dem ein roter Teppich ausgelegt war. Ein Mann in einem schwarzen Anzug und lustiger Mütze begrüßte uns freundlich und drückte auf einen Knopf. Eine Schranke öffnete sich.

»Was machen wir jetzt?«, rief ich nach vorne, aber Lars und Tamtam grinsten sich gegenseitig an und gaben keine Antwort. Vielleicht gingen wir in ein Schwimmbad, überlegte ich. Lars parkte sein Auto vor einem Schild, auf dem Eingang Hotel stand, und als wir ausstiegen, kam der Mann mit der lustigen Mütze und schob einen goldenen Gepäckwagen vor sich her. Das kannte ich aus dem Fernsehen. Aber was hatte das zu bedeuten? Warum waren wir hier? Und warum holte Lars all unsere Sachen aus dem Auto? Ich war ratlos.

Das Mädchen an der Rezeption schaute Lars ganz verträumt an, als er dort ein Formular unterschrieb. Tamtam flüsterte mir ins Ohr, dass Lars so etwas nie bemerken würde, weil er ein alter Schussel sei. Ich kicherte, aber nur ganz leise, da der Mann mit dem lustigen Hut neben mir stand und alles hören konnte. Mit einem Aufzug ging es weiter in den dritten Stock, Lars öffnete eine Tür, und wäre ich nicht schon sprachlos gewesen, dann spätestens jetzt. Auf dem großen Tisch, der sich mitten im Raum befand, waren ganz viele Chipstüten, Gummibärchen, Colafläschchen, saure Schnüre und so in eine durchsichtige Plastikfolie eingewickelt, mit einer hübschen Schleife drum. Wie hypnotisiert starrte ich auf den Süßigkeitenberg und entdeckte eine Karte, auf der mein Name stand. Ich nahm sie in die Hand und begann zu lesen.

SOFITEL

LUXURY HOTELS

Lieber Daniel,

wir freuen uns, dass Du im Sofitel Hamburg

Alter Wall bist, und wünschen Dir einen zauberhaften Aufenthalt.

Schön, dass Du bei uns bist.

Das Team des Sofitel Hamburg Alter Wall.

Krass! Woher kannten die meinen Namen? Und waren die Süßigkeiten alle für mich? Ich fragte Lars, der grinsend auf dem Sofa lag. Ich drehte mich einmal im Kreis, konnte die vielen neuen Eindrücke aber noch nicht so schnell verarbeiten. Wir waren in einem Palast. Es gab ein Schlafzimmer mit einem großen Bett und einem Fernseher, ein Wohnzimmer mit einem kleinen Bett und einem Fernseher, zwei Duschen, einer riesige Badewanne, die hinter dem großen Bett stand und ein Badezimmer, das golden leuchtete.

»Was machen wir hier?«, fragte ich, und Lars sagte: »Übernachten.«

»Wie, übernachten?«

»Weißt du noch, was auf deiner Liste stand?«

»Ähh, ja«, sagte ich nach kurzer Überlegung. »5-Sterne-Hotel.«

»Willkommen im Schlaraffenland, du Blitzmerker.«

»Das ist jetzt … ähh … DAS machen wir jetzt?«

»Yupp.«

In meinem Kopf schlug ein Blitz sein. Ich brauchte ein paar Minuten, um damit klarzukommen. Tamtam stand auf dem Balkon und rauchte. Ich ging zu ihr. Wir guckten zusammen aufs Wasser runter, weil gerade ein Boot vorbeifuhr. Dann wurde mir kalt, und ich setzte mich zu Lars aufs Sofa. Er hatte seinen iPod an die Anlage angeschlossen, und aus den Boxen kam HipHop. Ich konnte es noch immer nicht begreifen.

»Woher kennen die Leute aus dem Hotel meinen Namen? Und woher wissen die, was ich gerne für Süßigkeiten mag?«

Lars lachte und sagte: »Hast du schon die Mini-Bar gesehen?«

»Meinst du den großen Kühlschrank neben den Fernseher?«

»Ja, genau.«

Dort gab es Cola, Fanta, Sprite, Ginger Ale, Champagner für die Erwachsenen und alkoholfreien Sekt für mich. Es war alles da. Ich breitete meine Süßigkeiten auf dem Sofatisch aus und begann zu futtern. Das musste ich erst mal verdauen. So etwas hatte ich noch nie mit eigenen Augen gesehen. Das gab es sonst nur im Fernsehen. Ich rief Mama an, um ihr alles zu erzählen, und sie fing gleich an zu weinen. Es waren aber gute Tränen, weil sie sich so für mich freute. Sie wusste über alles Bescheid. Nachdem ich endgültig realisiert hatte, was gerade passierte, bekam ich Hunger. Lars gab mir eine Karte und erklärte mir, wie der Zimmerservice funktionierte. Das war ziemlich praktisch, weil man nur zu telefonieren brauchte und schon wurde alles gebracht. Lars setzte sich neben mich und empfahl mir das Clubsandwich mit Pommes, weil das in solchen Hotels immer besonders gut schmecken würde. Als ich aber die Preise sah, bekam ich ein schlechtes Gewissen und sagte: »Lieber nicht. Können wir uns nicht draußen ein Restaurant suchen? Bitte!«

»Das können wir, aber ich fände es nicht schlecht, wenn du dich etwas ausruhen würdest. Ist alles klar bei dir?«

»Ja.«

»Wirklich?«

»Ja.«

»Du würdest es mir sagen, oder?«

»Keine Angst. Ich hab dir doch versprochen, dich nie anzuschwindeln.«

Lars nickte erleichtert, und ich warf ihm eine saure Pommes direkt in seinen offenen Mund. »Treffer versenkt«, rief ich und streckte die Arme in die Luft.

»Ich meine, weil Tamtam dabei ist. Nicht dass du denkst, du müsstest vor ihr Superman spielen. Okay?«

»Okay.«

»Wirklich?«

»Jahaaa!«

»Guck mal, das ist unser erstes großes Abenteuer ohne deine Mutter. Du kannst mir glauben, Alter, ich bin mindestens genauso aufgeregt wie du. Debbie hat mir zwar alle Arztunterlagen mitgegeben, deinen Behindertenausweis und eine ewig lange Liste mit Punkten, die ich im Ernstfall dem Notarzt zu sagen habe, aber wir beschließen jetzt einfach, dass nichts passiert und der ganze Scheiß bleibt im Koffer, okay?«

»Ja, okay.«

»Und falls doch, musst du mir helfen. Versprochen?«

»Mach dir keine Sorgen, Bruderherz. Ich sterbe schon nicht. Nicht heute. Dafür ist es hier viel zu schön.«

»Na, dann, dein Wort in Gottes Ohr.«

Ich ging zu ihm rüber und drückte ihn. Tamtam kam aus dem Bad zurück, wo sie sich für mich hübsch gamacht hatte, und wir suchten uns in der Nähe des Hotels ein schönes Restaurant aus. Ich durfte auf dem Weg dahin ihre Hand halten, was ich ganz toll fand. Es war sehr kalt, und der Wind fegte eisig um unsere Ohren. Wenn man aber die Hand eines Mädchens hält, wird einem gleich viel wärmer.

Das Restaurant hätte meinen Eltern gut gefallen. An den Wänden hingen große bunte Bilder und Bierkrüge und allerlei dekorativer Krimskrams und die Portionen, die die Kellnerinnen aus der Küche brachten, waren riesig. Der Laden war brechend voll, und zum Glück bekamen wir noch den letzten freien Tisch. Die Leute, die eine Minute nach uns kamen, wurden an die Bar geschickt, um dort zu warten. Wir bestellten Schnitzel mit Pommes und Bier und hatten ohne Ende Spaß. Tamtam sagte, dass Lars noch ein kleines Kind sei, viel jünger als ich, und dem konnte ich nur zustimmen. Ich erinnerte mich noch an den Tag, als ich Mama fragte, ob sie sicher sei, dass Lars schon über dreißig sei, weil er ständig Sachen mit mir machen wollte, die verboten waren: Schule schwänzen, fremde Leute mit Essen bewerfen oder mit seinem Auto im Halteverbot parken. Mama lachte damals und sagte, dass ich doch froh darüber sein sollte. War ich ja auch. Und wie. Trotzdem traute ich mich nur selten, bei seinen Aktionen mitzumachen, weil ich zu viel Angst hatte. Immer wenn etwas neu für mich ist, werde ich unsicher und so verhalte ich mich dann auch. Meistens stehe ich dann nur so herum, gucke ausdruckslos in die Luft oder tippe irgendwas in mein Handy. Ich schäme mich einfach. Lars sagt zwar immer, dass ich mich wegen nichts auf der Welt schämen müsse, aber ich kann es einfach nicht abstellen.

Die Frau am Nachbartisch beobachtete mich. Sie saß dort mit einem Mann, aber sie unterhielten sich gar nicht richtig. Tamtam meinte, die beiden hätten gerade ihr erstes Date, und die Frau sei vielleicht etwas unsicher deswegen. Es hätte nichts mit mir zu tun, dass sie ständig zu mir herüber guckte. Ich war anderer Meinung. Die blöde Kuh glotzte mich wegen meines Bieres an. Da war ich mir sicher. Sie wusste ja nicht, dass es alkoholfrei war. Ich wurde unruhig und traute mich nicht mehr, meinen Kopf zu heben, aber Tamtam nahm meine Hand und dann wurde es besser. Lars wollte mit kalten Pommes nach der Frau werfen, aber Tamtam verbot es ihm. Das fand ich gut. Tamtam und ich hielten zusammen. Als die Bedienung an unseren Tisch kam, um abzuräumen, schob Tamtam unsere leeren Gläser zusammen und wollte ihr dabei helfen. »Das schaff ich schon alleine«, reagierte die Kellnerin darauf patzig. Lars und Tamtam guckten sich verwundert an, und ich sagte zu Tamtam, dass sie nicht böse auf die Frau sein solle. Sie sah sehr traurig aus. Ihre Augen waren ganz leer, und ich konnte ganz viel Einsamkeit darin erkennen. Die arme Frau. Sie tat mir so leid. Wir waren ab sofort ganz freundlich zu ihr, und jedes Mal, wenn sie an unserem Tisch vorbeikam, schenkten wir ihr ein Lächeln. Ich bat Lars, ihr ganz viel Trinkgeld geben. Wenn man sieht, dass es unseren Mitmenschen nicht gutgeht, sollte man erst recht lieb zu ihnen sein, damit die Wunden in ihren Herzen schnell wieder heilen.


Das hübsche Mädchen an der Hotelrezeption lächelte Lars wieder so eigenartig an. Tamtam machte mich darauf aufmerksam, und wir gingen extra langsam zum Aufzug, um Lars zu beobachten. Er lächelte zurück, und sie schob sich eine Haarsträhne hinter ihr Ohr und schaute auf den Boden. Tamtam erklärte mir, dass Mädchen diese Bewegung machen würden, wenn sie jemanden toll finden. Ich verstand das nicht. Die Mädchen in meiner Schule fummeln sich permanent an ihren Haaren herum. Alle Mädchen machen das. Außer die Mädchen auf der Kinderkrebs-Station. Die haben ja keine Haare mehr. Die können nicht mehr zwirbeln. Aber das Mädchen im Hotel konnte das ganz gut. Tamtam lachte Lars aus, weil er sich nicht traute, sie anzubaggern, und ich lachte mit. Lachen macht so viel Freude, auch wenn das für mein Herz immer sehr anstrengend ist. Als wir wieder in unserer Suite waren, lag plötzlich ein Stück Schokolade auf meinem Kopfkissen mit einem Schild, auf dem stand: Gute Nacht, Daniel. Daneben saß ein Schaf. Kein echtes natürlich, sondern ein süßes Plüschtier. So könnte es immer sein, dachte ich, und ließ mich in die weichen Kissen fallen.

Später am Abend rief ich zwei Mal beim Zimmerservice an, um frische Eiswürfel für meinen alkoholfreien Sekt zu bestellen. Nach dem ersten Anruf klopfte ein Mann und nach dem zweiten Anruf eine Chinesin an unsere Tür. Die Chinesin war hübsch, aber anders hübsch, so chinesisch hübsch.

»Wollen wir Mama und Papa spielen?«, fragte ich Tamtam, die schon im Badezimmer war, um sich fürs Schwimmbad umzuziehen. Ich hatte meinen eigenen Bademantel dabei. »Ihr seid Mama und Papa, und ich spiele euren Sohn. Das wird voll lustig.«

»Ach, das kann ja was werden«, lachte sie.

»Also, wie willst du heißen?«, fragte ich.

»Ähh, Mama?«

»Nein, du brauchst einen richtigen Vornamen für das Spiel.«

Tamtam zeigte auf Lars und sagte: »Du bist Andreas.«

»Der Andy«, lachte Lars.

»Und wie heiße ich?«, fragte Tamtam.

»Vanessa«, schlug ich vor.

»Okay, jetzt brauchen wir nur noch einen Namen für dich«, sagte Lars. »Wie wär’s mit Timmy?«

»Nein.«

»Stefan.«

»Nein, nicht Stefan«, protestierte Tamtam.

»Tom«, versuchte es Lars weiter, und ich lehnte wieder ab.

»Paul.«

»Nein.«

»Simon.«

»Nein.«

»Thomas.«

»Nein.«

»Mario.«

»Mutti, welchen Namen findest du denn schön?«, fragte ich Tamtam.

»Simon ist bislang der einzige Name, den ich schön finde.«

»Igitt«, keuchte ich und schaute wieder zu Lars.

»Robert … Eric … Fritz.«

Ich zeigte ihm bei jedem Vorschlag den Vogel. Fritz – was sollte das denn für ein Name sein?

»Ben«, schlug Tamtam vor, aber ich schüttelte wieder mit dem Kopf.

»Ich hab’s«, grinste Lars. »Luca.«

»Ja«, grinste ich zurück. Luca, so wie Luca Hänni, mein Lieblingssänger. »Mama, Papa, eure Luca ist jetzt bereit für sein Wellnessprogramm.«

»Natürlich, eure Hoheit«, lachte Tamtam.

Das Schwimmbad sah ein bisschen wie eine Piratengrotte aus. Das Wasser war schön warm und leuchtete grün. Lars nahm mich beim Schwimmen huckepack, weil ich es alleine nicht so gut schaffte, aber nach zwei Minuten wurde mir so kalt, dass wir in die Dampfgrotte gingen. Hier konnte sich mein Körper wieder aufwärmen. Außer uns saß dort noch eine fremde Frau. Als Lars den Wasserschlauch nahm und Tamtam und mich damit abspritzte, quietschten wir laut und rächten uns, indem wir den Wassereimer auf ihn schütteten. Das war witzig. Für uns. Die arme Frau schüttelte nur mit dem Kopf und flüchtete in die Sauna auf der anderen Seite. »Wollen wir uns nicht bei ihr entschuldigen?«, fragte ich, aber Lars meinte, ein bisschen Spaß hätte noch niemanden umgebracht und legte sich hin, um zu entspannen. Tamtam legte sich jetzt auch hin. Als ich es ihnen nachmachen wollte, begann ich zu frieren.

»Lars, guck mal bitte, ob meine Lippen blau sind«, sagte ich leise und zittrig, und Lars sprang sofort auf und wickelte mich in dicke Handtücher ein.

»Du bist blau wie zehn Schlümpfe«, sagte er auf dem Weg nach oben, und ich hatte keine Ahnung, wie er das meinte.

»Wollen wir Klingelstreich spielen?«, fragte ich und hüpfte durch den Gang.

»Wir spielen erst mal ausruhen.«

»Aber …«

»Kein aber«, unterbrach mich Lars.

»Darf ich mich dann in die Badewanne legen, um mich aufzuwärmen?«

»Das kannst du machen.«

»Wir haben doch nur eine kleine Dusche zu Hause, und ich liebe es, ein schönes heißes Bad zu nehmen.«

»Weißt du was?«, sagte Tamtam. »Du legst dich in die Badewanne, und ich bringe dir ein Ginger Ale mit Eiswürfel.«

»In die Badewanne?«, fragte ich.

»Na, klar«, lachte sie.

»Au ja. So was hatte ich noch nie.«

»Darf ich aber ganz kurz vor dir ins Bad, mein Schatz?«

»Okay, Mutti«, lachte ich und zog meinen Bademantel zu. Mama würde sich auf dem Boden kugeln, wenn sie uns jetzt sehen könnte. Papa auch. Aber Mama noch mehr. Dieses Rollenspiel machte so viel Spaß, dass mir gar nicht mehr kalt war. Ich blieb vor dem Badezimmer stehen und wartete, bis Tamtam fertig war.

»Mama, mach hinne«, rief ich.

Tamtam rief: »Warte, mein Junge!«

»Willst du mal gucken?«, flüsterte Lars, der neben mir stand. »Geh einfach rein!«

»NEIN«, sagte ich.

»Ist doch lustig.«

»Mama, Papa sagt, ich soll mal reinkommen«, rief ich durch die Tür.

Tamtam antwortete nicht, weil sie unter der Dusche stand.

»Wieso guckst du nicht einfach?«, lachte Lars.

Ich ging durch den Wohnbereich zum zweiten Eingang des Badezimmers und sagte: »Weil man das nicht macht. Mama hat mich nämlich gut erzogen.«

Ich schaute zur Küchenzeile und fragte Lars, ob er einen Espresso trinken wollte, aber er schüttelte mit dem Kopf, und ich öffnete die Badezimmertür, weil ich vergessen hatte, dass Tamtam drinnen war. Sie stand im Bikini vor dem Spiegel, und ich erstarrte vor Schreck. Die Tür fiel von alleine wieder zu, und ich bekam einen Lachanfall.

»Hast du sie nackt gesehen?«, flüsterte Lars.

»Nein«, grinste ich.

»Wir zählen bis drei, dann kommen wir rein«, rief Lars ganz laut und ich hüpfte vor Freude.

»1, 2, 3. Wir kommen!«

Ich machte die Tür auf, Lars und ich linsten hinein, aber Tamtam war schnell in ihren Bademantel geschlüpft, so dass wir nichts sehen konnten. Sie lief uns entgegen und sagte: »Ihr kleinen Schlingel.«

Dann lachten wir alle, und Lars ließ mir ein Schaumbad ein. Weil Tamtam ein Mädchen ist, behielt ich meine Badehose aber an. Sie lag zwar im Wohnzimmer auf dem Sofa, aber man konnte ja nie wissen. Lars erlaubte mir herumzuplanschen. Das hätte er besser nicht tun sollen, denn was dann folgte, war eine Riesensauerei. Der Schaum flog nur so durch die Luft, die Wände wurden nass und nach wenigen Minuten hatte ich eine richtige Überschwemmung verursacht. Der komplette Marmorboden war voller Wasser und reflektierte schon das Licht, das von der Decke strahlte. Lars, der mit etwas Sicherheitsabstand bei den Waschbecken stand, lachte nur und sagte: »Ist das alles, was du drauf hast?«

Dann gab es Champagner.

Ich durfte die Flasche Moët&Chandon schütteln, und Lars ballerte den Korken mit einem lauten Knall vom Balkon hoch in den Nachthimmel direkt ins Wasser. Wie die Rennfahrer, wenn sie auf dem Podium stehen. Das hätte Papa gut gefallen, weil er sich sonntags oft Formel 1 anschaut. Tamtam föhnte und kämmte sich ihre Haare, und ich durfte sie beobachten. Ich liebe es, wenn Mädchen im Bad Mädchensachen machen. Da könnte ich stundenlang zugucken. Sie sehen dabei so wunderschön aus.

Lars saß am großen Tisch und war in seinen Laptop vertieft, Tamtam lag auf dem Sofa und schaute fern, ich lag im Bett und schaute ebenfalls fern. Jeder hatte seinen eigenen Fernseher, was voll cool war. Ich zappte durch die Programme und landete plötzlich bei einem Pornofilm. Zuerst giggelte ich und zappelte mit den Beinen, dann schaute ich schnell um die Ecke, ob die beiden etwas merkten. Taten sie nicht. Nach einer Weile rief Lars: »Daniel, was guckst du da?«

»Gar nichts, nur Werbung«, rief ich zurück.

»Die Musik hört sich aber sehr verdächtig an.«

»Nein, nein«, lachte ich.

Lars schlich sich durchs Bad von hinten an mich heran und überraschte mich. Ich stieß einen grellen Schrei aus, weil ich mich ertappt fühlte und weil es mir peinlich war. Er lachte und setzte sich an die Bettkante. Ich starrte wieder auf den Bildschirm und überlegte, wie ich es am besten sagen könnte. Dann flüsterte ich in sein Ohr: »Meinst du, ich darf Tamtam mal nackt sehen und ihre Brüste anfassen?«

»Frag sie doch!«

»NEIN«, sagte ich sofort und vergrub meinen Kopf im Kissen.

»Soll ich sie für dich fragen?«, grinste er.

»Spinnst du?«

»Was tuschelt ihr denn da drüben?«, rief Tamtam.

Ich hörte, wie sie vom Sofa aufstand. Schnell griff ich nach der Fernbedienung, um umzuschalten, aber ich Trottel drückte aus Versehen auf Standbild. Jetzt hatte ich den Salat.

»Oh!«, sagte sie mit großen Augen und drehte sich direkt wieder um.

Dann fingen Lars und ich laut an zu lachen, schalteten zum Supertalent um und riefen Tamtam zurück. Wir turnten zu dritt auf dem Bett herum, bis ich irgendwann außer Puste war und mich in die großen weichen Kissen fallen ließ. Lars holte eine kleine Flasche Orangina aus dem Kühlschrank, füllte die Limonade in ein Weinglas um und stellte es zusammen mit meinen Tabletten neben mir auf dem Nachttisch ab. Lars und Tamtam unterhielten sich kurz, aber ich konnte nichts verstehen, weil sie zu weit weg standen und mein Fernseher zu laut war. Lars zog sich Schuhe an, kam kurz zu mir ans Bett, tippte auf meine Pillendose und sagte augenblinzelnd: »Ich gehe kurz runter an die Bar. Ich könnte mir gut vorstellen, dass Tamtam nichts dagegen hat. In einer halben Stunde bin ich wieder oben, alles klar?«

»Okay«, sagte ich.

»Hast du wirklich verstanden?«, fragte Lars und rollte mit den Augen, aber was konnte man an seiner Aussage schon falsch verstehen? Er grinste so eigenartig. Dann fasste er mir an die Stirn, um zu überprüfen, ob ich Fieber hatte und einen Augenblick später hörte ich auch schon, wie die Zimmertür zuschnappte. Tamtam legte sich neben mich, ich kuschelte mich ein bisschen an sie ran, und wir guckten gemeinsam Supertalent. Ein Mädchen, das Krebs hatte, stand nun auf der Bühne und sang eine Ballade. Sie war nicht viel älter als ich, vielleicht ein oder zwei Jahre. Ihre braunen langen Haare waren wieder schön nachgewachsen und man sah ihr gar nicht an, dass sie so krank war. So wie bei mir. Das Mädchen war sehr hübsch, und sie lächelte die ganze Zeit. Trotzdem war es traurig, weil sie fast ausgeschieden wäre, aber Dieter Bohlen hatte am Ende etwas Mitleid und schickte sie in die nächste Runde. Das fand ich schön. Und als das Mädchen strahlend von der Bühne ging, strahlte ich auch. Irgendwann kam Lars zurück und fragte, was wir gemacht hätten, und ich sagte: »Nichts. Nur Glotze geguckt.«

Er sah zu Tamtam. Sie sagte: »Nur Glotze geguckt.«

»Und jetzt, seid ihr schon müde?«

Ich schrieb Mama eine SMS: Gute Nacht. Hab dich lieb.

»Ja, müde«, sagte ich und schaute auf die Uhr. »Ist auch schon nach Mitternacht.«

Als Tamtams Gesicht vor dem Schlafengehen abgeschminkt und voller weißer Creme war, sah sie nicht mehr so schön aus, und ich sagte zu ihr: »Mach bitte die Schminke wieder drauf. Das sieht viel besser aus, glaub mir. Je mehr Schminke, desto hübscher.«

Lars bekam einen Lachanfall, und ich wusste nicht wieso. Tamtam schimpfte mit mir, dass man einem Mädchen so etwas nicht sagen dürfe, aber sie musste dann auch lachen. Ich verstand sie nicht. Ich wollte ihr doch nur einen Tipp geben. Sie hatte ja auch keinen Freund und vielleicht lag es daran, dass sie sich immer abschminkte? Ich wurde sehr müde. Tamtam schlief im Wohnzimmer, weil die Matratze des Kinderbettes für meine kaputte Wirbelsäule zu hart war. Ich habe Skoliose und wegen den Eisenstäben in meinem Rücken muss ich weich liegen. Ich teilte mir das große Traumbett mit Lars, der aber die ganze Nacht über kein Auge zubekam, weil er zu viel Angst hatte, dass ich nicht mehr atmen würde. Sein Pech! Ich grunzte wie ein Baby. Am nächsten Morgen legte ich mich zu Tamtam rüber, um zu kuscheln. Lars schlief noch. Als mir langweilig wurde, brachte ich ihm einen Espresso ans Bett, schaltete den Fernseher ein und rief Tamtam zu uns. Dann guckten wir zusammen Pumuckl. Wie schön es jetzt wäre, die Zeit anzuhalten, dachte ich und machte es mir zwischen Mama und Papa gemütlich.

»Ich möchte nicht nach Hause«, sagte ich leise, aber ich wusste ja schon, dass Träume nicht ewig halten. Vor allem, wenn man am nächsten Tag Schule hat.

Dieses bescheuerte Herz: Über den Mut zu träumen
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