Von: Ruby Welliams [email protected]

Gesendet: Mittwoch, 25. April 2012 17:32

An: Elodie Saller

Betreff: Cyril!!!

Elodie,

ich habe mit Cyril gesprochen … Endlich!

Ich dachte schon, er macht seinen Mund nie mehr auf. Hätte er wohl auch nicht, aber okay, ich habe einen kleinen Trick angewendet. Ich hoffe, du verzeihst mir, denn ich habe ihn von dir geklaut. (Außerdem wollte ich schon immer mal wissen, wie Cyril sein Hai-Outfit steht ;) )

Na ja, als er vorhin wieder auf seinem Brett unterwegs war (und noch sehr nah am Ufer), bin ich jedenfalls schwimmen gegangen. (Lufttemperatur 19° C, Wassertemperatur 11° C – ich wäre echt fast gestorben!)

Und wenn Ashton nicht am Strand gestanden und getobt hätte, als würde er jede Sekunde explodieren, wäre ich es wahrscheinlich auch. Aber so ist Cyril schließlich zuerst auf Ashton aufmerksam geworden und dann auf mich.

Mann, ich sag dir, der war vielleicht sauer.

Er hat mich aus dem Meer gefischt und auf sein Brett gezogen. Mit einem Arm hat er das Segel gelenkt und in dem anderen mich gehalten. Und dabei hat er geflucht wie ein alter Seemann.

Und ich … ich habe gefroren wie ein Schneider, aber trotz des Gebibbers habe ich ihn mit meinen Fragen gelöchert.

Na ja, warum du über Nacht von der Insel verschwunden bist und was mit Gordy passiert ist, waren eigentlich die einzigen.

Natürlich habe ich keine Antwort bekommen. Aber dann habe ich ihm gesagt, dass ich weiß, dass er ein Hainix ist und Tyler ebenfalls und dass du auch einer bist – also ein Halbblut – und dass er verdammt noch mal Gift darauf nehmen könne, dass ich das den Behörden stecke, wenn er nicht endlich die Klappe aufmachen würde.

Daraufhin hat er nur blöd gegrinst und gemeint, wieso ich diesen hübschen kleinen Erpressungsversuch nicht gleich gestartet hätte, dann hätte ich mir den Ausflug ins eiskalte Wasser doch sparen können.

Ich habe geschimpft und mit den Zähnen geklappert und ihm mit ziemlich anschaulichen Worten klargemacht, wie sehr ich ihn hasse.

Tja, und was glaubst du, hat er geantwortet? Mann, Elodie, mir ist immer noch ganz zittrig, wenn ich nur daran denke.

Ich dich nicht, hat er gesagt. Im Gegenteil, Ruby.

Dann hat er das Segel herumgeschleudert und wir sind mit Volldampf auf den Strand gerauscht. Cyril hat sich überhaupt nicht weiter um sein Brett gekümmert, sondern mich auf den Arm gehoben und zu Ashton hinübergetragen.

Los, komm mit, hat er gesagt, uns (tropfnass, wie ich war!) in seinen Smart verfrachtet, die Heizung auf volle Pulle gestellt und bis vor meine Haustür gefahren.

Dort angekommen, habe ich ihn gefragt, ob er denn in Zukunft wieder mit uns reden würde, aber er hat mich nur angeblökt, dass ich gefälligst ins Haus gehen und mir trockene Klamotten anziehen solle. Wenn ich nämlich eine Lungenentzündung bekäme, würde er mir höchstpersönlich den Arsch versohlen (ja, das hat er tatsächlich gesagt). Und Ashton ebenfalls, wenn er in Zukunft nicht besser auf mich aufpassen würde.

Ashton hat gezuckt und mit dem Arm geschlenkert und sein komplettes Repertoire an Schimpfwörtern ausgestoßen, woraufhin ich Cyril angebrüllt habe, dass er das wirklich toll hingekriegt hätte und dass er ein verdammter Scheißkerl wäre und ich überhaupt keinen Wert darauf legen würde, jemals wieder mit ihm zu reden.

Ich sag dir, Elodie, das war vielleicht eine Schreierei. Irgendwann ist Cyril einfach ausgestiegen, hat zuerst Ashton und dann mich aus dem Auto gezerrt und uns bei meinem Vater abgeliefert, der natürlich ebenfalls einen Tobsuchtsanfall bekommen hat.

Das ganze Theater ist jetzt eine gute Stunde her. Ich habe inzwischen ein heißes Bad genommen und mich ins Bett gekuschelt. Ashton hat sich auch wieder beruhigt. Dad hat ihn vor einer Viertelstunde nach Hause gebracht.

Na ja, und ich dummes Huhn, ich liege hier, dabei würde ich am liebsten gleich wieder losrennen und Cyril sagen, dass ich ihn natürlich nicht hasse.

Aber was würde das bringen, Elodie – was?

Küsse von Ruby, die ziemlich durcheinander ist