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Gordy war noch nicht von der Jagd zurück, also schaltete ich mein Notebook ein und öffnete meinen Facebook-Account. Sina war online und hatte mich bereits zweimal angeschrieben.

SINA: melde dich bitte … BITTE! :

ELODIE: keine panik, da bin ich schon

SINA: schon? ^^

ELODIE: sorry, aber ich hatte viel um die ohren

SINA: wie darf ich denn das verstehen?

ELODIE: hab mich verliebt, ich meine, ich habe mich RICHTIG verliebt!!!

SINA: aber doch nicht in cyril, oder? das letzte, was du mir von ihm erzählt hast, war, dass er ein arschloch ist, weil er die knutschfotos von deiner abschiedsparty ins netz gestellt hatte

ELODIE: genau so ist es gewesen, und, sina, vielleicht erinnerst du dich noch, dass du damals sagtest, es wäre ein glück, dass ich keinen freund hätte, weil der mir sonst nämlich ganz sicher die hölle heißmachen würde … klicker, klicker, klicker^^

SINA: oh mann! wie konntest du mir das nur verschweigen?

ELODIE: tut mir leid, ich war so schrecklich durcheinander, präzise gesagt, ich war in panik

SINA: lass mich raten: cyril hat deinem freund die fotos geschickt

ELODIE: so ähnlich

SINA: arschloch!

ELODIE: sag ich doch!

SINA: man sollte prinzipiell alle männer aus seinem leben streichen

ELODIE: gordian ist anders

SINA: nee, echt?

ELODIE: er ist der beste

SINA: hat ja auch n coolen namen^^. gibts n foto?

ELODIE: tut mir leid

SINA: du willst ihn nicht teilen, stimmts? Nicht mal mit mir *heul*

ELODIE: iwann wirst du ihn kennenlernen

SINA: davon gehe ich aus, und ich warne dich: solltest du auf die Idee kommen, für immer und ewig auf dieser komischen insel zu bleiben …

ELODIE: was dann? ;)

SINA: hole ich dich höchstpersönlich wieder nach lübeck

Aus dem Augenwinkel bemerkte ich einen Schatten am Fenster, einen Lidschlag später huschte Gordy ins Zimmer. Im Gegensatz zu heute Nachmittag sah er völlig verändert aus. Seine Augen leuchteten in einem kräftigen Türkis, sein Blick war klar und sein Lächeln einfach unglaublich. Wasser tropfte aus seinen nassen Haaren und rann über seine samtbraune Haut.

Wieder einmal raubte mir sein Anblick den Atem, und all das Unglaubliche, was er vorhin zu mir gesagt hatte, schoss mir im Schnelldurchlauf durch den Kopf. Und wieder einmal konnte ich es kaum fassen, dass er nur meinetwegen hier war.

»Ähm … du siehst ziemlich energiegeladen aus.«

»Es geht mir gut.« Noch immer lächelnd kam er auf mich zu.

Ich senkte den Blick und biss mir auf die Unterlippe. »Es ist das Meer … oder?«

Nass wie er war, quetschte Gordy sich zu mir in den Sessel. »Ja«, sagte er nur und hauchte mir einen Kuss auf die Schläfe. Dann fiel sein Blick auf den Monitor meines Laptops. »Was machst du da?«

»Ich chatte mit Sina«, erwiderte ich, »meiner Freundin aus Lübeck.«

»Interessant.«

»Du kannst doch gar nicht lesen.«

»Stimmt.« Liebevoll wanderten seine Lippen über meine Wange und verharrten schließlich an der weichen Stelle hinter meinem Ohrläppchen. Der Duft nach Salz und Wind hüllte mich ein.

»Okay, dann schreibe ich ihr jetzt, dass wir für heute aufhören müssen, weil du gerade angefangen hast, mich zu verführen. «

Gordy zuckte zurück. »Entschuldigung.« Er sah mich schuldbewusst an.

»Dummkopf«, murmelte ich und stupste meine Schulter gegen seine. »Willst du sie mal sehen?«

»Wen?«

»Sina.«

»Ist sie hübsch?« In seinen Augen blitzte es übermütig.

»Sehr!«, betonte ich.

»Hat sie einen Freund?«

»Nein. Sie kann Männer nicht ausstehen.« Ich deutete auf den Text auf dem Bildschirm.

SINA: hallo? elodie? was ist los?

SINA: kannst du nicht kurz bescheid sagen, bevor du aufs klo gehst?

SINA: hey mann, bist du tot oder was?,

war dort inzwischen zu lesen. »Zumindest hat sie das gerade eben noch behauptet. Sollen wir wetten, dass sie ihre Meinung auf der Stelle ändert, wenn sie dich sieht?«

»Ist es gut oder schlecht, wenn ein Mädchen Männer nicht ausstehen kann?«, fragte Gordy schelmisch.

»Ganz schlecht«, sagte ich. »Und deswegen werde ich ihr jetzt sagen, dass sie dich kennenlernen darf, wenn sie mag.«

»Aber ich kann nicht schreiben.«

»Du könntest sie sehen.« Ich tippte gegen den Monitor. »Und sie dich ebenfalls. Ihr könntet miteinander reden.«

Gordy runzelte die Stirn. »Durch diesen flachen Kasten?«

Ich zuckte mit den Schultern. »Menschen lieben es nun mal, sich durch große und kleine Kästen zu unterhalten. Sie speichern ihre Erinnerungen darin und …«

»Ich weiß«, sagte Gordian. »Ich erinnere mich.« Ein kleines gequältes Lächeln huschte über seine Lippen und schon meldete sich mein schlechtes Gewissen.

»Tut mir leid, das war eine dumme Idee. Sina wird es zweifellos überleben, wenn sie dich nicht zu Gesicht bekommt.« Ich wollte den Deckel herunterklappen, aber Gordy hinderte mich daran.

»Nein, nein, das ist schon in Ordnung. Ich möchte wirklich wissen, wie es funktioniert.«

»Also gut.« Unschlüssig sah ich ihn an. »Ähm … Dieser Kasten hier hat eine Art Auge.« Ich deutete auf die kleine Kamera am oberen Rand des Monitors. »Es schickt Bilder von mir und dir zu Sina. Gleichzeitig sendet es Bilder von Sina zu uns zurück. Außer uns kann niemand diese Aufnahmen sehen. Und das Notebook speichert sie auch nicht. Außerdem können wir sofort aufhören, wenn es dir nicht gefällt.«

Gordy grinste breit. »Du meinst wohl, wenn sie mir nicht gefällt.«

»Du bist wirklich ein Blödmann«, brummte ich.

Er küsste mich sanft auf die Wange. »Okay, lass es uns versuchen. «

Fasziniert sah er dabei zu, wie meine Finger über die Tasten flogen und neue Buchstaben auf dem Monitor erschienen.

ELODIE: sorry, aber gordy ist gerade gekommen

SINA: okay, er ist natürlich wichtiger

ELODIE: ich konnte ihn schlecht ignorieren

SINA: aber mich schon ^^

ELODIE: tut mir leid … möchtest du ihn kennenlernen?

SINA: es wäre mir eine ehre :D

ELODIE: dann klingel ich dich jetzt mal an

Ich öffnete Skype und innerhalb weniger Sekunden war die Verbindung aufgebaut und Sina erschien auf dem Bildschirm. Ihre kurzen blonden Haare waren ziemlich verstrubbelt und sie wirkte auch insgesamt ein wenig derangiert.

»Hey«, sagte Sina leise.

»Hey«, antwortete ich, »du siehst gut aus.«

»Ja, ich …«, begann sie, stockte und richtete ihren Blick auf Gordy. »Eigentlich müsste ich dich jetzt fragen, ob es noch mehr von seiner Sorte auf Guernsey gibt.«

»Aber?«

Sina kniff die Mundwinkel ein und zog ihre Schultern bis zu den Ohren hoch. »Tja … es war gar nicht so schlimm, dass du eine Weile mit Gordy zu tun hattest.«

»Aha, und was bedeutet das?«

»Na ja, das bedeutet, dass ich ebenfalls gerade Besuch bekommen habe.« Sina sah nun ziemlich verlegen aus. »Was ein Zufall aber auch.«

Moment mal – hatte sie nicht vorhin noch gesagt, dass man alle Männer prinzipiell aus seinem Leben streichen sollte?

Aber vielleicht galt dieses prinzipiell ja nicht für jeden.

Plötzlich war ich völlig aus dem Häuschen. Sina hatte nämlich schon ewig keinen Freund mehr gehabt.

»Wer ist es?«

Sie druckste ein wenig herum. »Du darfst aber bitte nicht böse werden, okay?«, bettelte sie.

»Wieso sollte ich?«

»Na ja …« Sina drehte ihren Kopf zur Seite und zwei Sekunden später tauchte Frederik neben ihr auf.

»Aber das ist ja …«

»Sag jetzt bloß nicht großartig«, knurrte Frederik.

Ich schüttelte den Kopf. »Das wollte ich gar nicht!«

Allerdings wunderte ich mich schon ein bisschen, dass er sich so schnell getröstet hatte, und ich hoffte sehr, dass es ihm mit Sina auch wirklich ernst war.

Gordy saß stocksteif neben mir und fixierte den Bildschirm.

»Entschuldigung«, sagte Sina nun zu ihm. »Ich hätte mich erst mal vorstellen sollen. Aber die Situation ist gerade ein wenig … nun ja …«

»Stimmt«, gab ich ihr recht. »Wir sollten besser ein andermal weiterreden. Unter Mädels.«

»Jep, unter Mädels.« Sina nickte. »Du siehst übrigens ebenfalls ziemlich gut aus. Und ich …« Sie brach ab und zuckte erneut mit den Schultern.

Ja, ich vermisse dich auch, dachte ich wehmütig. Gleichzeitig fühlte ich eine tiefe Erleichterung darüber, dass meine alte Heimat mir noch nicht völlig fremd geworden war.

»Bis bald«, sagte ich.

Sina warf mir einen Kussmund zu. »Ciao, Süße!«

»Ja, ciao … Ich melde mich.«

Dann war sie weg, und ich spürte, wie Gordy sich entspannte.

»Merkwürdig«, murmelte ich. »Ich verstehe nicht, warum sie dem Skypen überhaupt zugestimmt hat. Ich meine, sie hätte mir das mit Frederik lieber mal vorher sagen sollen.«

»Sie wollte ihn testen.«

»Was?« Dieser Gedanke kam mir völlig absurd vor.

Gordians Griff in meinem Nacken wurde fester. »Aber sie hat es nicht gemerkt.«

Ich runzelte die Stirn. »Was denn?«

»Wie er mich angesehen hat.«

Ich stieß einen Schwall Luft aus. »Wie hat er dich denn angesehen? «

Gordy ließ seine Hand über meinen Rücken gleiten und erhob sich. »Nicht besonders freundlich.«

»Scheiße.« Ich ging offline und fuhr den Laptop herunter.

»Wenn er Sina nur benutzt, um …« Ich sprach es nicht aus.

»Dann drehe ich ihm den Hals um. Das schwöre ich dir.«

»Unser Gedanken-Echolot funktioniert ganz ähnlich wie eure Kästen, mit einem kleinen entscheidenden Unterschied: Das Echolot ist ehrlich. Wir können uns dahinter nicht verstecken «, sagte Gordy, als ich in Trägertop und Boxershorts und mit einem Handtuch um meine nassen Haare aus dem Badezimmer kam. Während ich geduscht hatte, war er in seine Sachen geschlüpft und hatte sich auf dem Rattansofa ausgestreckt.

Inzwischen war der Himmel aufgeklart, und am Horizont hatte sich eine schmale glutrote Linie gebildet, die den indigoblauen Himmel vom ebenso indigoblauen Meer trennte.

»Ich würde das Ding am liebsten überhaupt nicht mehr einschalten «, erwiderte ich und ließ mich in einen der beiden Sessel fallen. »Es bringt sowieso nur Unglück.«

Gordian schüttelte den Kopf. »Es sind nicht die Dinge. Es sind die Menschen, die dahinterstehen. Ihr benutzt sie, um anderen zu schaden.«

»Nicht nur!« Keine Ahnung, wieso ich den Impuls hatte, meine Spezies verteidigen zu müssen, ein bisschen schämte ich mich sogar dafür, denn er hatte ja recht. – Wieder einmal!

Gordy sah mich an. »Ihr erfindet sie, weil sie euch nützlich erscheinen, aber dann verleiten sie euch dazu, sie zu eurem Vorteil zu gebrauchen.«

»Was ist so verkehrt daran?«

»Nichts, solange ihr …«

»… niemandem schadet, schon klar«, stieß ich aufgebracht hervor. »Aber es sind ja nicht nur wir Menschen, ihr Nixe habt euch doch längst davon anstecken lassen. Denk an das, was Cyril getan hat.«

Gordy zog eine Grimasse. »Cyril ist ein Hai«, entgegnete er voller Abscheu. »Er lebt schon viel zu lange an Land.«

»Das weißt du doch gar nicht.«

»Ich rede nicht von ihm persönlich, sondern von seiner Art. Hainixe führen sich wie die Herrscher der Meere und des Landes auf. Dabei sind sie weder das eine noch das andere. Sie gehören nirgendwo wirklich hin.«

So wie du, dachte ich und war heilfroh, dass ich damit nicht laut herausgeplatzt war. Aber Gordy blieben natürlich auch meine Gedanken nicht verborgen.

»Ja, genauso wie ich«, sagte er leise und richtete seinen Blick zur Zimmerdecke. »Das ist es doch, was du sagen wolltest, oder?« Er sah kurz zu mir, sprang vom Sofa auf und begann, unruhig auf und ab zu laufen. »Aber es stimmt nicht ganz«, fuhr er schließlich fort. »Ein Plonx ist noch viel weniger … wert als ein Hainix. Ein Plonx ist gar nichts.«

Innerhalb eines Sekundenbruchteils war Gordians Haut schneeweiß geworden und die Farbe seiner Augen zu einem fahlen Blau verblasst. Das Haar hing ihm wild in die Stirn und seine Mundwinkel waren tief heruntergezogen. So hatte ich ihn noch nie erlebt, und mir war sofort klar, dass er sich in einem äußerst beunruhigenden Zustand befand.

»Nein, nein, nein!« Ich sprang aus meinem Sessel hoch und schloss meine Arme um ihn. »Für mich bist du alles. Hörst du, du bist alles für mich.« Ich drückte mich an ihn und küsste jeden Zentimeter seines Sweaters und so viel von seinem Hals, wie ich erwischen konnte. »Bitte, Gordy, ich weiß, dass du nicht glücklich bist, dass du das Meer brauchst und Orte wie St Peter Port dir deine ganze Energie rauben. Und ich weiß auch, dass ich all das nicht aufwiegen kann, aber so etwas darfst du einfach nicht denken!«

Gordian nahm mein Gesicht in seine Hände und sah mich stumm an. In seinem Blick lag so viel Zärtlichkeit, aber auch so viel Verzweiflung, dass mir unwillkürlich die Tränen kamen. Ich spürte, dass meine Worte ihn trösteten, aber ich wusste auch, dass ich ihm nicht wirklich helfen konnte, und das löste das gleiche Ohnmachtsgefühl in mir aus, das ich kurz nach Pas Tod empfunden hatte.

Mit einem Schlag wurde alles in mir starr und kalt, und die Dinge um mich herum – auch Gordy – rückten weit fort, so als hätte ich nicht das Geringste mit ihnen zu tun.

»Elodie!«, hörte ich Gordys Stimme. »Bitte, bleib hier!«

Seine Hände lagen auf meinen Schultern, und er schüttelte mich, sanft zuerst, dann immer heftiger. »Schau mich an. Bitte, schau mich an.«

Ich richtete meinen Blick auf ihn, ohne etwas zu empfinden, aber ich bemerkte, dass die Farbe seiner Augen sich veränderte. Das Türkis intensivierte sich und seine Iris war nun von Tausenden winzig kleinen funkelnden Punkten durchsetzt. Tränen, die zu Kristallen erstarrt sind, dachte ich. Wie ein Sog zog mich dieser Anblick in die Realität zurück und mit dem nächsten Atemzug spürte ich alles überdeutlich. Meine Hilflosigkeit, meine Trauer und den Schmerz über den Verlust meines Vaters, aber auch Gordys Nähe, seine Wärme und seinen Duft und die überwältigende Sehnsucht nach ihm.

»Ich weiß, dass es sehr egoistisch ist«, sagte er leise. »Aber ich kann dich einfach nicht fortlassen.«

»Ich bin doch gar nicht fort«, stammelte ich.

»Nein, jetzt nicht mehr.« Auf seinem Gesicht breitete sich ein erleichtertes Lächeln aus. Gordy drückte mich sanft an sich und küsste meine Stirn, meine Augen, meine Wangen und meinen Mund. »Bitte, tu das nie wieder.«

»Was denn?«

»Dich so weit zurückziehen. Ich dachte schon …«

»Was?«

»Du würdest irgendwo tief da drinnen verschwinden.« Er tippte mir gegen die Stirn. »Und ich hätte nicht gewusst, wie ich dich von dort wieder hätte zurückholen können.«

»Gordy, man kann nicht in sich selbst verschwinden«, sagte ich.

»Doch, man kann.« Seine Miene war jetzt ausgesprochen ernst. »Nixe zumindest können es. Sie bleiben viele Jahre so, manchmal für immer. Es passiert, wenn sie etwas Schlimmes erleben oder wenn ihnen ein Geheimnis anvertraut wurde, das sie um jeden Preis bewahren müssen.«

»Und damit sie es nicht ausplaudern, ziehen sie sich in sich selbst zurück?«, fragte ich ungläubig.

»Siehst du«, Gordy lächelte gequält. »Du kennst es ja doch.«

»Nein.« Ich schüttelte den Kopf. »Es ist nicht das Gleiche. Ein Mensch kann so etwas nicht. Wir haben keine solchen inneren Ver…«

Ich brach ab, denn plötzlich musste ich an Cecily Windom denken. War ihr Geist noch hier oder bereits woanders? Und was war mit den Menschen, die sich nach einem Unfall nicht mehr an ihr vorheriges Leben erinnerten, oder den indischen Yogis, die sich tagelang in tiefe Meditation versenken konnten?

»Hör auf damit«, sagte Gordy. »All das hat nichts mit dir zu tun.«

Wie auf Knopfdruck fing ich an zu zittern und neue Tränen liefen mir über die Wangen. Diesmal küsste Gordian sie mir nicht weg, sondern zog mich zum Bett hinüber, drückte mich in die Kissen und legte sich neben mich. Er tastete nach meiner Hand, flocht seine Finger in meine und schmiegte sein Gesicht in meine Halsbeuge.

So lagen wir eine halbe Ewigkeit beieinander, ich weinend und er ganz still, aber so nah bei mir, dass ich nicht fliehen konnte. Ich war erstaunt, dass ich so viel Trauer und Schmerz in mir eingeschlossen hatte, und es tat furchtbar weh, das alles herauszulassen.

Allein hätte ich das niemals ertragen. Aber Gordy war ja da. Er ließ mich sein, ertrug und trug mich zugleich. Und als ich mich irgendwann, spät in der Nacht, leer geweint hatte und innerlich ganz still und fest geworden war, glitt er wieder über mich und schloss mich ein mit seinem ganzen Körper, als wäre er eine Grotte tief unten im Meer, in der ich Schutz finden konnte.