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Es war eine ganz neue, außerordentlich merkwürdige Situation zu wissen, dass Gordy jetzt ein eigenes Zimmer hatte, nur durch zwei dicke Mauern und ein bisschen Gartengrün von meinem getrennt, und zudem ein sehr schnuckeliges kleines Reich mit allem, was der Mensch so brauchte: französisches Bett, Schreibtisch, kleine Sitzecke, Einbauschrank, Pantryküche, Bad mit Dusche, Fernseher, CD-Player und einem Fenster mit Blick aufs Meer. Für mich hätte es genau die richtigen Ausmaße gehabt, Gordy jedoch fühlte sich darin sichtlich beengt. Aber egal, es war ohnehin nur ein Alibi-Zimmer, die meiste Zeit würde er wohl bei mir verbringen, in meinem Apartment im Haupthaus, das mir nach wie vor viel zu groß vorkam und in dem ich mich nach dem Vorfall in der letzten Nacht noch weniger heimisch fühlte als bisher.

Mit Gordy an meiner Seite würde sich das aber hoffentlich alles ändern, auch wenn ich mich wirklich schwer damit tat, meine Großtante zu hintergehen. Es war ihr Haus, in dem ich zu Gast war, und normalerweise wäre es eine Selbstverständlichkeit für mich gewesen, dass ich mich an die vorgegebenen Regeln hielt. – Auch dann, wenn sie nicht ausgesprochen waren. Allein der Gedanke, dass Tante Grace womöglich eines Nachts in mein Zimmer platzte und sah, dass Gordy in meinem Bett lag, war alles andere als sexy, und ich betete inständig, dass ich mich niemals in dieser Situation wiederfinden würde.

Im Moment war das jedoch Nebensache. Viel zu sehr war ich nämlich damit beschäftigt, auf dem Balkon hin und her zu laufen und sehnsüchtig darauf zu warten, dass Gordy endlich zu mir herübergeschlichen kam.

Die Cottages meiner Großtante lagen ein wenig versetzt, von meinem Standort aus konnte ich das Gästehaus nicht sehen, ich wusste also nicht, ob er noch in seinem Zimmer hockte und die verabredete Anstandsstunde verstreichen ließ oder sich bereits unten im Garten befand.

Mittlerweile war es Viertel nach zwei, gegen vier würde Ruby hier auftauchen, wir hatten also gerade einmal anderthalb Stunden, um die vielen Dinge zu besprechen, die uns auf der Seele brannten.

Der Regen hatte inzwischen nachgelassen, der Himmel lichtete sich und die Luft roch frisch und klar. Ich sah aufs Meer hinunter, das sich ebenfalls beruhigt und den blaugrünen Farbton angenommen hatte, den ich so mochte, da bemerkte ich Gordys blonden Schopf unterhalb des Balkons. Zwei Sekunden später schwang er sich auch schon über das Geländer und huschte an mir vorbei ins Zimmer. Ich folgte ihm, schob das Fenster zu und verriegelte es.

Gordy stand vor meinem Bett und starrte angespannt auf die Decke und das Kissen. »Bist du ganz sicher, dass jemand hier drin gewesen ist?«, fragte er rau.

»Ja … Klar! Wieso zweifelst du daran?«

»Du könntest das auch alles nur geträumt haben«, sagte er zögernd.

»Aber dann wäre das Bettzeug doch nicht nass gewesen … und mein Shirt auch nicht!«

Gordy schürzte nachdenklich die Lippen. »Wo ist dein Shirt?«, fragte er schließlich.

»Wieso?«

»Wo ist es?«

»Ich habe es in die Wäsche getan«, erwiderte ich. »Genau wie den Bettüberzug …«

»Und wo ist die … ähm …Wäsche?«, wollte er wissen.

Ich musste lächeln. Das war wieder so eine Sache, mit der er nichts anfangen konnte. Nixe trugen keine Kleidung, sie lebten im Wasser, ich wusste nicht einmal, ob sie schwitzten beziehungsweise überhaupt unangenehme Körpergerüche bilden konnten.

»Im Bad«, sagte ich. »Was willst du denn damit?«

Gordian antwortete nicht, sondern lief sofort nach nebenan und kam kurz darauf mit dem kompletten Bettzeug und dem T-Shirt, in dem ich gestern schlafen gegangen war, zurück. Er warf alles auf die Matratze, ließ sich mitten hineinfallen und versenkte sein Gesicht zuerst in meinem Shirt und dann in den Bezügen.

»Nichts«, sagte er, ehe ich ihn fragen konnte, was das Ganze sollte. »Nur dein Duft.«

»U-und was bedeutet das?«, stammelte ich.

»Dass kein Fremder hier gewesen sein kann«, entgegnete Gordy. »Zumindest nicht in deinem Bett.«

Ich fasste mir an die Stirn. »Aber ich bin doch nicht bescheuert. «

»Natürlich nicht«, sagte er lächelnd. Er setzte sich auf und griff nach meiner Hand. »Komm her.«

»Nein.« Ich schüttelte den Kopf. »Zuerst muss ich verstehen, was hier passiert ist.«

Gordy seufzte leise.

»Komm her zu mir«, wiederholte er dann in einem Timbre, das mir einen warmen Gänsehautschauer über die Haut jagte und es mir unmöglich machte, ihm zu widerstehen. Langsam ließ ich mich neben ihm nieder.

Gordian legte seinen Arm um meine Schultern und drückte seine Stirn gegen meine. »Wo sollen wir heute Nacht denn zusammen liegen? Etwa dort drüben?« Er deutete auf das Rattansofa.

»Nein, aber …«

»Kein Aber«, unterbrach er mich. »In diesem Bett war bisher niemand außer dir … und mir.«

Und Cyril, dachte ich beklommen, sagte es aber nicht. Ich wunderte mich ohnehin, dass Gordy seinen Duft nicht wahrgenommen hatte.

»Und woher kam dann deiner Meinung nach das Wasser?«, fragte ich stattdessen.

»Vielleicht hast du ja so intensiv geträumt, dass du …«

»Was?«, stieß ich hervor. »Willst du etwa behaupten, ich hätte mir das alles bloß eingebildet?«

Gordian zuckte die Achseln. »Diese Wäsche hier ist jedenfalls trocken.«

»Ja, mittlerweile.« Ich verdrehte die Augen, denn es nervte mich, dass er mir nicht glauben wollte. »Sooo nass war sie ja nun auch wieder nicht. Außerdem habe ich da draußen jemanden gesehen. Eine Gestalt.«

Das verschlug ihm für einen Moment die Sprache.

»Und das sagst du mir erst jetzt?«, brach es schließlich aus ihm hervor, und es klang nicht nur erschrocken, sondern auch wütend. »Wo?«

Ich nickte zum Fenster hinüber. »Dort unten auf den Klippen. «

Er musterte mich mit zusammengekniffenen Augen. »Bist du dir da wirklich sicher?«

»Nein, wahrscheinlich habe ich das auch bloß geträumt«, brummte ich und rückte demonstrativ ein Stück von ihm ab. »Obwohl ich hellwach war und einen Adrenalin-Schock hatte.«

Gordys türkisgrüne Iris wurde eine Nuance dunkler.

»Komm wieder her«, wisperte er.

»Nein.«

»Bitte!«

»Nein, Gordy, zuerst …«

»Elodie …« Er streckte den Arm aus und ließ seine Finger über meinen Unterarm wandern. »Du hast ja keine Ahnung, wie sehr du mir gefehlt hast.« Er senkte den Kopf und schluckte schwer, bevor er fortfuhr. »Nur wenn du bei mir bist, schlägt mein Herz im richtigen Rhythmus …«

»Gordy«, krächzte ich.

Im nächsten Augenblick saß er wieder so dicht neben mir, dass es kaum eine Stelle gab, an der wir uns nicht berührten. Seine Finger glitten langsam weiter meinen Arm hinauf, ertasteten den Puls über meinem Schlüsselbein, streichelten mein Kinn, meine Wange und meinen Mund. Und dann küsste er mich.

Sanft teilte er meine Lippen, und ich spürte seine warme Zunge, die sehnsüchtig nach meiner tastete. Sein Kuss war so viel selbstverständlicher und inniger als jene, die wir während unseres stundenlangen Abschieds vor fünf Tagen getauscht hatten. Die Angst davor, mich ertränken zu können, schien sich in Luft aufgelöst zu haben.

»Vielleicht bist das ja du gewesen«, murmelte ich ein wenig benommen, als wir uns wieder voneinander lösten.

»Wer?«

»Na, die Gestalt auf den Klippen … Vielleicht hattest du ja Sehnsucht nach mir …« Ich zog die Schultern bis zu den Ohren hoch. »Könnte doch immerhin sein.«

»Ja, Elodie, ich hatte wahnsinnige Sehnsucht«, erwiderte Gordy aufgebracht, »aber ich schwöre dir, ich bin in der letzten Nacht noch nicht hier gewesen, sonst hätte ich mich nämlich ganz sicher nicht dort unten bei den Klippen aufgehalten, sondern wäre direkt zu dir gekommen, um …« Er brach ab und diesmal war er es, der seine Hände von meinen Schultern gleiten ließ und ein Stück von mir abrückte. »Stattdessen sehe ich dich im Arm von diesem … Hai!«

»Dann weißt du es jetzt also auch«, sagte ich, obwohl ich eigentlich tausend andere Dinge hätte sagen müssen.

Gordy sah mich verständnislos an. »Was?«

»Dass Cyril ein Hainix ist.«

»Allerdings«, presste er bitter hervor. »Ich habe Kyans Gespräche mit Zak und Liam belauscht. Ich schätze, sie werden deinem Cyril ganz schön auf den Leib rücken.«

»Verdammt noch mal, er ist nicht mein Cyril!«

Seine Augen wurden schmal. »Nein?«

»Nein!«

»Aber du musst ihn schon sehr mögen, wenn du zulässt, dass er dir so nahekommt.« Der Zorn in Gordys Stimme war nicht zu überhören, noch weitaus mehr traf mich jedoch der Schmerz, der sich in seinen Augen widerspiegelte.

Ich schlug mir die Hände vors Gesicht und nickte. »Ja, du hast recht. Ich mag … ich mochte Cyril sehr. Ich dachte, er wäre mein Freund, und ich war überzeugt davon, dass ich mich auf ihn verlassen kann. Es hat so wahnsinnig wehgetan zu erkennen, wie sehr ich mich in ihm getäuscht hatte.«

»Ich verstehe das alles nicht.« Gordy klang schrecklich frustriert. »Du musst doch gemerkt haben, dass er mehr von dir wollte als nur Freundschaft.«

»Nein, das habe ich nicht«, verteidigte ich mich. »Okay, ich gebe zu, dass er mich mit vielem, was er sagte und tat, verunsichert hat. Aber er war immer eher wie ein sehr guter Kumpel zu mir … Verstehst du, so wie jemand, den man schon irre lange kennt und mit dem man Pferde … ähm … oder Schwertfische stehlen kann. Er hat mich nie berührt oder versucht, mich zu küssen …« Ich stockte, als ich Gordians fassungslosen Blick auffing. »Bis auf die beiden Male, als du in unserer Nähe warst.« Während ich diese Worte aussprach, lief mir eine Gänsehaut über den Rücken. »Er hat es gespürt«, hauchte ich. »Vielleicht hat er sogar gewusst, dass du auftauchen würdest.«

Eine Mischung aus Wut und Enttäuschung krallte sich wie eine Faust um mein Herz. Cyril hatte also nicht nur einmal versucht, Zweifel in Gordian zu säen. Beim ersten Mal hatte es nicht funktioniert, aber jetzt war es ihm womöglich doch gelungen.

»Warum nur?«, flüsterte Gordy und schüttelte wieder und wieder den Kopf. »Warum hast du dich überhaupt noch mal mit ihm getroffen?«

»Er wollte mir etwas erklären …«, sagte ich kraftlos, denn mittlerweile verstand ich es ja selbst nicht mehr. Jede Rechtfertigung kam mir einfältig vor.

»Und trotz allem, trotz deiner Verletzung und Enttäuschung, und obwohl du damit rechnen musstest, dass er dich abermals in eine Falle lockt …«

»Ja, Gordy, ja!«, rief ich verzweifelt. »Ich hatte solche Angst um dich … dass die Delfine dir etwas antun könnten … dass du nie wieder zu mir zurückkommst. Und ich habe doch die ganze Zeit über schon geahnt, dass Cyril ein Nix ist. Ich habe einfach gehofft, etwas mehr über euch zu erfahren.«

Gordy legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Er presste die Zähne so fest aufeinander, dass seine Wangenknochen hervortraten.

»Wenn du etwas über uns wissen willst, dann solltest du auch uns fragen«, sagte er sehr leise, dafür aber umso eindringlicher. »Und nicht ausgerechnet einen Hai.«

Ewig lange Sekunden hielt ich die Luft an, und als ich begriff, atmete ich keuchend aus. »Cyril hat zwar versucht, es herunterzuspielen, aber ihr seid verfeindet, stimmt’s? Ihr und die Hainixe?«

»Nicht wir und sie, sondern sie mit uns«, korrigierte Gordy mich. »Verstehst du denn nicht, Elodie? Haie sind die natürlichen Feinde der Delfine.«

Ich starrte ihn an, denn ich war nicht sicher, ob ich ihn auch tatsächlich richtig verstanden hatte. »Du meinst die Tiere?«, vergewisserte ich mich zögernd.

»Ja, die auch.«

Plötzlich wirkte er müde, und mich beschlich die Sorge, dass er es allmählich leid war, mir jedes Detail erklären zu müssen. Aber ich konnte jetzt nicht aufhören. Ich musste alles wissen, denn nur so würde ich auch alles verstehen und mich wirklich in ihn hineinfühlen können.

»Gordy, bitte«, sagte ich und hatte Mühe, meine Stimme nicht allzu zittrig klingen zu lassen. »Glaub mir doch: Ich liebe dich. Mehr als alles andere auf dieser Welt.«

»Ja«, sagte er und seine Züge wurden weich. »Ich weiß. Ich spüre es und ich sehe es in deinen Augen. Außerdem hättest du dich wohl nicht ins Meer gestürzt, wenn du …« Er stockte. »Du hast mit deinem Leben gespielt. Ist dir das eigentlich klar?«

»Mein Leben wäre ohnehin nichts wert gewesen, wenn du dich nicht entschlossen hättest, es zu retten«, erwiderte ich. Einen winzigen Augenblick musste ich an Tante Grace denken und daran, was sie wohl mit mir gemacht hätte, wenn sie diesen Satz aus meinem Mund vernommen hätte, aber dann fand ich mich in Gordys Armen wieder, und alles andere verlor sich in Bedeutungslosigkeit. Zärtlich drückte er mich an sich, streichelte meinen Nacken und küsste meine Haare. Ich schlang meine Arme fest um ihn, schmiegte mein Gesicht in seine Halsbeuge und sog seinen wundervollen Duft tief in mich ein.

Es verging eine halbe Ewigkeit, bis Gordy sich räusperte und sagte: »Du hast Idis gesehen.«

»Ja, das habe ich.«

»Ich meine, du hast sie richtig gesehen. Du hast gesehen, dass sie sich von einem normalen Delfin unterscheidet.«

»Ja, Gordy, das habe ich«, bekräftigte ich. »Deine Schwester ist wunderschön. Ihr alle seid wunderschön. Auch Kyan auf seine Art und Zak … und Elliot war es ebenfalls.«

»Du bist auch wunderschön«, sagte Gordy. »Für mich bist du ein einziges Wunder«, fügte er kaum hörbar hinzu – und wieder einmal stockte mir der Atem.

»Nein«, widersprach ich, nachdem ich mich wieder gefangen hatte. »Nicht ich bin das Wunder, sondern du bist es. Dass es mich gibt, ist völlig normal, aber du …«

Gordy lächelte so hinreißend, dass ich unvermittelt abbrach.

»Ich bin auch völlig normal«, entgegnete er. »Oder besser gesagt, ich war es mal. Jetzt bin ich nur noch ein Nichts.«

Ich lächelte gequält zurück. »Für mich bist du alles, schon vergessen?«

Er hauchte mir einen Kuss auf die Schläfe. »Nein.«

Abermals entstand eine kleine Pause, in der ich nur unsere Herzen klopfen hörte.

»Hast du nun eigentlich herausgefunden, warum du dich in einen Plonx verwandelt hast?«, fragte ich schließlich vorsichtig.

»Nein.« Gordy kniff die Mundwinkel ein. »Niemand in meiner Familie hat eine Erklärung dafür. Nicht einmal mein Urgroßvater und der hat wahrlich schon eine Menge erlebt.«

»Aber du hast gesagt …«, begann ich, doch er ließ mich nicht weitersprechen.

»Dass ich ein Sonderling bin, stimmt«, unterbrach er mich. »Allerdings hat noch nie jemand einen Plonx gesehen. Mag sein, dass es auch schon in früheren Zeiten einmal welche gegeben hat, aber nach allem, was meine Eltern wissen, existieren sie im Grunde nur in unseren Legenden.« Er legte den Kopf in den Nacken und schloss für eine Sekunde die Augen. »Meine Mutter sagt, sie entsprängen der Sehnsucht, in der Sonne zu leben.«

Ein leises Seufzen brach über meine Lippen. »Das ist …«, begann ich, fand vor lauter Rührung aber nicht die passenden Worte. »Deine Mutter, deine Eltern …«

»Meine Familie bleibt meine Familie«, antwortete Gordy und unterstrich diese Aussage durch ein entschiedenes Nicken. »Und ich bin auch nicht etwa deswegen ein Plonx, weil meine Mutter sich mit einem Hai gepaart hätte. Begreifst du, Elodie: Das ist nämlich gar nicht möglich.«

Ich nickte. »Klar, weil ihr miteinander verfeindet seid.«

»Nein, es funktioniert auch rein biologisch nicht.«

»Okay«, sagte ich. »Okay. Aber du existierst. Du bist hier bei mir. Ich kann dich fühlen. Du bist genauso real wie ich. Anders als die anderen Nixe wirfst du keinen Schatten und du verwandelst dich auch nicht in einen Delfinnix zurück. Aber das ist auch schon der einzige Unterschied.«

»Der entscheidende Unterschied«, betonte Gordian. »Tatsache ist: Ich habe meine Schutzhülle verloren, die Haut, die uns Delfinnixe umgibt und uns den Menschen als gewöhnliche Delfine erscheinen lässt. Wenn ich ins Meer tauche, kann jeder sehen, was ich bin.«

»Eine Legende?«

»Nein, eine Missgeburt«, entgegnete Gordy voller Abscheu. »Und sobald ich an Land bin, muss ich aufpassen, dass die Sonnenstrahlen mich nicht treffen, weil alle Menschen daran, dass ich keinen Schatten habe, erkennen würden …«

»Dass du etwas Besonderes bist.«

»Falsch«, zischte er. »Dass ich eine Bedrohung für sie bin. Die Sehnsucht der Delfinnixe, an der Sonne leben zu können, beruht in Wahrheit nämlich auf einem Trugschluss. Sobald ein Delfin an Land geht, wird er zum Plonx und damit zum Verräter an seiner eigenen Art. Alle anderen, die ihm folgen, unterliegen wie Kyan, Liam und Zak dem Rhythmus des Mondes.«

»Man wünscht sich offenbar immer gerade das, was man nicht hat oder einem unerreichbar vorkommt«, hörte ich mich murmeln.

Gordy erbleichte und schien förmlich in sich zusammenzufallen. »Ja, du hast recht«, sagte er, während er vom Bett aufstand, sich ans Fenster stellte und aufs Meer hinuntersah. »Du ahnst ja gar nicht, wie recht du hast.«