26

GEHEILIGT

Mit einer vorsichtigen Krallendrehung holte De Noir die Kugel aus Simones Schulter. Das verformte Stück Metall fiel zu Boden. Silver gab De Noir ein feuchtes Tuch und bückte sich dann, um die eingedellte Kugel aufzuheben. Er sah Heather an. »Brauchen Sie die? Als Beweisstück oder so?«

Heather schüttelte den Kopf. »Jetzt nicht.«

»Cool.« Silver schob die Kugel in seine Jeanstasche. Dann sah er Simone an. »Hat’s wehgetan?«

»Oui, sehr«, flüsterte sie. »Ich will nicht nochmal angeschossen werden, petit.« Trey, der neben ihr saß, drückte ihre Hand.

De Noir wischte den letzten Rest Blut von Simones weißer Haut und richtete sich dann auf. Er wandte den Kopf, und einen Augenblick später hörte Heather das Laufen eines Motors vor dem Haus.

Dante, dachte sie und setzte sich auf, plötzlich wieder hellwach. Sie fuhr sich mit den Finger durchs Haar. Ihr Puls schlug schneller.

Lächelnd zog Simone das blutige Tuch weg, mit dem sie ihre Brüste bedeckt hatte, und zog die Träger ihres Kleides hoch.

Die Haustür ging auf. Heather hörte das Knarzen von Leder und das leise Klirren kleiner Ketten, aber keinen Schritt. Dante betrat die Küche. Von folgte ihm auf den Fersen.

Heathers Atem stockte, als sie Dante sah – wann werde ich mich an seinen Anblick gewöhnen? Er warf ihr einen Blick zu. Seine geheimnisvollen Augen schauten fragend, wobei seine Iris nicht mehr rot oder golden durchzogen war.

Dann stand Simone auf, und Dante ging zu ihr und legte die Arme um sie. Er küsste sie auf Stirn, Wangen und Mund.

»Alles in Ordnung, Püppchen?«, fragte Von, der zu dem Paar trat und beide umarmte.

Heather sah mit trockenem Mund woanders hin. Er ist mon cher ami – und anscheinend noch mehr. Das erregte Pochen ihres Herzen verwandelte sich in einen wütenden Rhythmus. In ihren Schläfen rauschte das Blut. Sie schob den Stuhl zurück, stand auf und verließ die Küche.

Sie kann ihn haben. Er braucht mich nicht als Verstärkung.

Heather eilte mit geballten Fäusten den Flur entlang, ohne zu wissen, wohin sie wollte – nur weg. Am Fuß der Treppe blieb sie stehen und legte die Hand auf das glänzende Holz des Geländers.

Sie schloss die Augen. Was war los mit ihr? Hatte sie Dante nicht erklärt, sie sei sowohl eine Freundin als auch ein Bulle? War es nicht ihre Aufgabe, ihn zu schützen? Nun, er war … daheim, in Sicherheit. Zumindest für den Augenblick. Sie musste dringend schlafen. Etwas essen. Nachdenken.

»He«, flüsterte eine Stimme und jagte ihr einen Schauder über den Rücken.

»Ja?«, fragte sie und öffnete die Augen. Ihre Finger klammerten sich so fest ans Geländer, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. Sie wollte sich nicht umdrehen, wollte nicht durch seinen Anblick wieder aus der Fassung geraten.

Als Dante neben ihr stehen blieb, spannte sich ihr Körper an. Sein Wohlgeruch – nach fallendem Herbstlaub und dunkler, warmer Erde – umfing sie. Seine Finger strichen ihr das Haar aus dem Gesicht.

»Sieh mich an.«

Heather ließ das Geländer los und und wandte sich ihm zu, um in seine ernsten Augen zu blicken.

»Was zum Teufel tust du noch hier?«, fragte er angespannt. »Ich habe doch gesagt, du sollst weglaufen. Das war mein Ernst. Hier bist du nicht sicher, und ich bin …«

»Du bist hier nicht sicher«, unterbrach sie. Seine Worte und seine plötzliche Wut taten ihr weh. »Ich weiß, du bist ein Nachtgeschöpf, aber das heißt in diesem Fall nichts. Du bist in Gefahr, und du kannst nicht immer alleine abhauen. Vielleicht muss man dich vor dir selbst retten, Dante.«

»Mich muss man nicht retten«, sagte Dante. »Ich will nicht, dass man mich rettet.« An seinem Kiefer zuckte ein nervöser Muskel.

»Sturkopf«, brummte sie. »Weißt du was? Von mir aus. Wenn du willst, dass ich verschwinde, dann verschwinde ich.« Damit machte sie auf dem Absatz kehrt und ging.

Als sie neben ihrer Reisetasche und dem Laptop stehen blieb, um diese aufzuheben, hielt sie auf einmal eine Hand an der Schulter fest und drehte sie um. Sie ließ die Tasche fallen und ballte die Faust. Doch Dante fasste danach und presste ihre Hand gegen seinen nackten Oberkörper. Ihre linke Faust flog nach oben, doch auch die erwischte er mühelos.

»Verdammt! Lass mich los!«, knurrte sie. Ihr Körper spannte sich an, und ihre Augen blitzten zornig. »Was willst du noch von mir?« Sie versuchte, sich loszureißen, aber Dante hatte ihre Handgelenke so fest im Griff seiner stählernen Finger, dass sie es nicht schaffte. Er zog sie an sich. Ganz nah.

»Lass mich erst mal zu Ende reden, d’accord?«, antwortete Dante. Er flüsterte fast. »Ich will dich nicht hier, weil ich Angst davor habe, was dir zustoßen könnte. Was ich vielleicht … was ich vielleicht tun könnte …«

»Pssst.« Heather schüttelte den Kopf. Angst. Um sie. Vor sich. Sie sah bebend in seine ungeschützten Augen. Es schnürte ihr den Hals zu. In diesem Augenblick wurde ihr klar, dass sie kein Essen brauchte. Keinen Schlaf. Keine Zeit zum Nachdenken.

Dante ließ ihre Handgelenke los und schlang die Arme um sie, um sie an sich zu drücken. Ihr Herz raste. Seine Wärme strahlte in sie hinein.

Sie glitt mit der Hand über seinen bleichen, muskulösen Oberkörper und schob einen Finger unter den Bondagekragen um seinen Hals. Sanft zog sie daran. Aber er senkte bereits den Kopf und küsste sie. Die Berührung seiner Lippen und seiner Zunge entfachte ein loderndes Feuer in ihrem Inneren.

Eine Sehnsucht entbrannte in ihr, als sein Kuss intensiver wurde und ein Flüstern von Untreue, Verletzung und Einsamkeit in ihrem Herz widerhallte – all das, was sie in seinen dunklen Augen gesehen hatte, als er im Schlachthaus ihren Namen gehaucht hatte.

Ich werde dich nicht im Stich lassen, dachte sie und hoffte, er könne es hören.

Dante stockte der Atem. Er schob eine Hand unter ihren Pulli, und seine Finger begannen, über ihre Haut zur Rundung ihrer Brüste zu wandern.

Sie zog ihm die Lederjacke von den Schultern, und sie fiel mit einem dumpfen Laut zu Boden. Ihre Hände glitten über seine Hüften, seinen Po und dann das Rückgrat hinauf. Seine Haut fühlte sich warm und seidig an und schien doch über Stahl gespannt zu sein. Dante erzitterte, als sie ihn berührte. Sie schlug die Augen auf und sah, wie sich in seinem schönen Gesicht die Lust zeigte.

In Heathers Bauch loderte erneut ein Feuer auf. Es lief durch ihre Adern, als Dante ihre Brust unter ihrem Pulli umfasste. Sie stöhnte, während sie einander weiterküssten und ihre Hände wieder zu seinem Hintern wanderten, um ihn näher an sich heranzuziehen. Dante war unter dem feuchten Leder der Hose hart. Hart an ihrem Bauch. Sie begann, schneller zu atmen und schloss die Augen.

»Heilige Scheiße, ihr beiden, die Hormone!« Eine belustigte Stimme – Vons? – unterbrach sie. »Verzieht euch nach oben, es sei denn, ihr wollt Publikum.«

Die Hand, die Heathers Brust liebkost hatte, löste sich von ihr. Sie sah aus halb geöffneten Augen, wie Dante abwinkte.

Von lachte. »Die Sonne geht bald auf, Mann. In ein paar Stunden.«

Dante brach den Kuss ab und strich Heathers Pulli glatt. Dann nahm er sie in die Arme und hob sie hoch.

»Was passiert, wenn die Sonne aufgeht?«, flüsterte sie und schlang die Arme um seinen Hals.

»Dann schlafe ich.«

Heather hörte an seinem Tonfall, dass das Wort eine tiefere Bedeutung für ihn hatte, und ihre Gedanken kehrten zu jenem ersten Morgen zurück – War das wirklich erst vor zwei Tagen gewesen? –, als Dante vor Müdigkeit fast ohnmächtig geworden und im Auto eingeschlafen war, bis ihn die Gefahr geweckt hatte.

Heather küsste seine Wange, seinen Mund, sein Ohr. Ein leiser Ton vibrierte in seinem Hals. »Na los, Schöner«, murmelte sie. »Keine Zeit zu verlieren.«

Dante bewegte sich absurd schnell und trug Heather die Treppe hinauf, als sei sie ein Federgewicht. Seine Stärke überraschte sie – schlank und drahtig, einen Meter fünfundsiebzig groß –, bis sie sich erinnerte, wer er war: ein Nachtgeschöpf. Sie küsste seinen Hals, umgeben von der Kraft seiner Arme, der Fieberglut seines Körpers. Dantes Haar strich über ihre Finger, weich und feucht, und umrahmte sein Gesicht mit schwarzen, lockigen Strähnen.

Als sie im ersten Stock angekommen waren, trug Dante sie durch die erste Tür links – sein Zimmer. Er trat die Tür hinter sich zu und ging mit der Sicherheit einer Katze über den mit allerlei Kram übersäten Boden. Dann legte er sie auf seinen ungemachten Futon.

Heather löste die Arme von seinem Hals und umfasste sein Gesicht. Sie küsste ihn, wobei sie gegen seine Lippen murmelte: »Zünde ein paar Kerzen an. Ich möchte dich sehen.«

Dante ging zu seinem Schreibtisch, nahm ein Feuerzeug und lief dann pfeilschnell durchs Zimmer. Kerzen entzündeten sich wie von Zauberhand und begannen, sternengleich zu funkeln. Dann kehrte er zum Futon zurück und setzte sich zu Heather. Er sah sie an, sah in sie hinein, während seine Ringe, Ohrringe und Augen im Licht der orangefarbenen Flammen blitzten. Er streichelte ihr mit dem Rücken seiner Finger über die Wange; seine Ringe fühlten sich auf ihrer Haut wunderbar kühl an.

Sie griff nach seinen starken Oberarmen und zog Dante zu sich herab, so dass er auf ihr zu liegen kam. Dann rollte sie ihn über die seidenen Betttücher auf den Rücken und setzte sich rittlings auf ihn. Seine Hände glitten zu ihren Schenkeln.

»Es ist so still, wenn ich mit dir zusammen bin«, flüsterte Dante heiser. »Der Lärm verstummt.«

Heather dachte daran, wie er im Schlachthaus benommen da gekniet hatte und Sanctus, Sanctus, Sanctus geflüstert hatte. Sie dachte an das Bild in Stearns’ Aktenkoffer.

»Ich helfe dir, damit er für immer aufhört«, flüsterte sie.

Sie zog den Pullover aus und öffnete ihren BH, ehe sie beides achtlos zu Boden warf. Dantes glänzende Augen wanderten über ihren Oberkörper.

»Très belle«, murmelte er.

Lächelnd strich sie mit der Fingerkuppe über seine Brust und zeichnete die kleine Fledermaustätowierung über seinem Herzen nach. Dann beugte sie sich hinunter und züngelte über seine hart gewordenen Brustwarzen. Dante stockte der Atem. Seine Finger schoben sich in ihr Haar, während sie eine Spur aus Küssen bis zu seinem flachen Bauch und dem oberen Rand seiner Hose legte. Sie öffnete seinen Gürtel und dann Hosenknopf und Reißverschluss; am liebsten hätte sie ihm das Leder mit den Zähnen vom Leib gerissen.

Endlich umfasste sie ihn. Hart. Heiß. Milchweiß. Seidenglatt. Zuerst fuhr sie mit einem Finger an ihm entlang, dann mit der Spitze ihrer Zunge. Dante stöhnte leise auf – ein Ton, der das Feuer in ihr noch weiter anfachte. Er erzitterte, und seine Muskeln zogen sich zusammen, als sie ihn streichelte. Dann löste er die Finger aus ihrem Haar und strich ihr über die Wange, so dass sie fragend zu ihm hochblickte.

»Jetzt bin ich an der Reihe«, flüsterte er. Er umfasste ihre Arme und zog sie an sich, um sie seinerseits auf den Rücken zu rollen. Heather drängte sich gegen ihn, so dass ihre Haut der seinen möglichst nahe war.

Dante zog ihr zuerst die Schuhe, dann die Hose und schließlich das Höschen aus. Sie hob die Hüften, als er es über ihre Hüften gleiten ließ. Mit brennenden Lippen küsste er die Innenseite ihrer Schenkel, so dass sie glaubte zu verglühen. Sie seufzte laut.

Eine Böe strich über Heather hinweg. Sie hörte zweimal etwas aufschlagen und blickte auf den Boden. Da lagen Dantes Stiefel und seine Lederhose. Dann legte sich Dante auf sie, ganz nackt bis auf den Bondagekragen um seinen Hals. Seine bleiche Haut schimmerte seidig im Kerzenlicht.

»Du hast gemogelt«, flüsterte sie und glitt mit der Hand über seine Brust, seinen Bauch und weiter hinunter, um seine weiße, glatte Haut und die harten Muskeln darunter erkunden zu können.

Ein schalkhaftes Lächeln huschte über seine Lippen. »Du kannst das nächste Mal mogeln.«

Er küsste sie und biss ihr in die Unterlippe. Sie sog hörbar die Luft ein, doch das Stechen verschwand gleich wieder. Jetzt liebkoste er mit der Hand ihre Brüste, strich über ihre Hüfte und schob sie zwischen ihre Beine. Heather keuchte und erbebte vor Leidenschaft.

Dante glitt an ihr hinab, nahm eine ihrer Brustspitzen in den Mund und begann, sie zu küssen und daran zu saugen. Dann wanderten seine Küsse von ihren Brüsten zu ihrem Bauch und weiter, wobei sein Haar wie dunkle Seide über sie strich, sie leicht kitzelte und ihr Gänsehaut verursachte. Er leckte sie, und sie drückte den Rücken durch, als seine Lippen und seine Zunge sie erneut in Flammen setzten, während seine Finger das Feuer noch mehr entzündeten.

Von innen heraus in Flammen stehen. Träumen.

Für einen Augenblick drängte sich ein Zweifel in ihre Träume: Er ist kein Mensch.

Doch dann erinnerte sie sich an das Pochen seines Herzens, die Trauer in seiner Stimme, seinen rohen, fieberhaften Schmerz. Sie erinnerte sich, wie er seine Jacke über Ginas Leiche gelegt hatte und wie verzagt, ja zerstört er ausgesehen hatte, als er Jay anstarrte.

Wenn das nicht menschlich war, was dann?

Die Zeit dehnte sich ins Unendliche. Es schien ewig kurz vor Sonnenaufgang zu bleiben. Ihr Körper vibrierte bei jeder von Dantes Liebkosungen, zuckte vor Lust und stand mit jeder Berührung seiner Zungenspitze in Flammen. Sie erbebte, als sie kam, und die Heftigkeit des Orgasmus nahm ihr für einen Augenblick Stimme und Atem.

Dante verfolgte einen Pfad aus Küssen, als er sich wieder langsam nach oben arbeitete, wobei blaue Flammen an den Stellen aufschimmerten, auf die er seine Lippen presste. Er küsste sie, und sie konnte sich auf seiner Zunge schmecken. Während sie einander erneut leidenschaftlich küssten, führte sie ihn mit zärtlichen Fingern in sich. Als er in sie fuhr, stöhnte er.

Ihre Körper waren schweißnass, als sie begannen, sich im gleichen Rhythmus gegeneinander zu drängen, ineinander zu tauchen, vor und zurück zu schaukeln. Sie nahm seinen betörenden Duft nach dunkler Erde und brennendem Laub wahr. Bläuliches Licht flackerte durch ihr Bewusstsein.

Heather schlang die Beine um Dantes Taille und zog ihn noch enger an sich. Er fing an, schneller zu atmen. Schweißfeuchte Strähnen lockten sich um sein Gesicht, als er ihr in die Augen sah. Seine eigenen waren lustgeweitet und golddurchwirkt.

Dante drückte ihre rechte Hand neben ihrem Kopf auf die Matratze und verschränkte die Finger mit den ihren. Er senkte den Kopf und küsste sie auf den Hals.

Heather spürte ein flüchtiges Stechen, als seine Fänge ihre Haut durchdrangen. Doch der Schmerz verschwand, fast ehe sie ihn bemerkt hatte. Einen kurzen Augenblick lang sah sie Dante vor sich, wie er in der Lagerhalle Etienne zerrissen hatte – Lauf so weit weg, wie du kannst –, doch dann erfasste sie wieder die Leidenschaft und verbannte jegliche Angst, jeglichen Zweifel aus ihren Gedanken. Sie stöhnte, als er an ihrem Hals saugte.

Dann träumte sie ein wortloses Lied und hörte Flügel schlagen.

Wieder schien sich die Zeit ins Unendliche zu dehnen. Minuten verflogen und verloren sich im Dämmer des Morgens. Dante hob den Kopf von ihrem Hals und löste seine Hand aus der ihren. Stattdessen glitt er mit den Händen unter sie, hob sie hoch, ohne aus ihr zu gleiten, und setzte sie auf seine Beine, während er sich auf den Futon kniete. Mit den Händen auf ihren Hüften küsste er sie erneut. Heather schmeckte Blut auf seinen Lippen und in seinem Mund – Blut. Eine seltsame Erregung ergriff sie: Er hat einen Teil von mir in sich.

Heather drückte nach unten, während Dante nach oben stieß, bis sie ihr Tempo fanden – einen Rhythmus aus Hitze, Schweiß und Atemlosigkeit. Als Dantes Lippen ihre Brustwarze umschlossen und sie in die Wärme seines Mundes sogen, war sich Heather sicher, dass jenseits dieses Augenblicks nichts existierte oder je wieder existieren würde. Nur Dante, der in ihr brannte und in sie passte wie kein anderer. Die Luft schwer vom Geruch von Moschus und Kerzenwachs und das Geräusch ihrer sich aneinanderreibender, stoßender Körper.

Eine Empfindung wuchs in ihr, wanderte einen Ring nach dem anderen die Spirale hinauf, bis sie oben anlangte und Heather in einen endlosen See fiel, wo es keinerlei Gedanken mehr gab. Sie ächzte, als sie kam und die Intensität des Orgasmus wie ein Fluss durch sie hindurch strömte und mit jeder Welle stärker wurde, anstatt abzuebben.

Dante stöhnte, als erginge es auch ihm so. Er zitterte, hielt aber keinen Augenblick lang in seinem stoßenden Rhythmus inne. Blaues Licht leuchtete vor Heathers Augen auf. Ihre Muskeln bebten. Sie klammerte sich an Dante, vergrub die Fingernägel in seine Schultern, presste ihr Gesicht gegen seinen Kopf und sog den herbstlich-herrlichen Duft seines Haars ein.

Mit einer Hand auf ihrem Rücken und der anderen noch auf ihrer Hüfte ließ Dante sie auf den Futon herunter. Sein Tempo veränderte sich, wurde schneller und härter. Er schloss die Augen und öffnete die Lippen. Lust schien ihn von innen heraus zu erleuchten. Heather schlang wieder die Beine um seine Hüften, hielt ihn an sich gepresst und überließ sich seinem Rhythmus.

Als die aufgehende Sonne das Zimmer in ein graues Licht tauchte, öffnete Dante die golddurchwirkten Augen und blickte Heather an. Ihm stockte wieder der Atem, und diesmal klang es wie ein Weinen. Erneut wogte ein Orgasmus durch sie hindurch, als er kam, und sie stieß einen lauten Schrei aus, während er zitternd in ihren Armen lag. Allmählich hörte sein Zittern auf. Heather hielt ihn an sich gedrückt und merkte, wie ihr Herz gegen ihren Brustkorb schlug.

Hinter dem Vorhang der Balkontür verwandelte sich die Nacht in den Morgen. Dante löste sich von Heather, und sie schmiegte sich an ihn, den Kopf an seiner Schulter, in seinen Arm gekuschelt. Sein Herz schlug stark und regelmäßig unter ihrer Wange, lang nicht so schnell und erregt wie das ihre.

»Hast du eigentlich eine Ahnung, wie viele Regeln ich gerade gebrochen habe?«, fragte sie und legte ein Bein über seines.

»Hm … ich hoffe doch alle.«

»Jetzt kenne ich schon zwei Dinge, für die du Talent hast.«

Dante lachte leise.

Heather hob den Kopf und blickte ihn an. Seine Augen waren jetzt nur noch dunkel, nicht mehr golden gefleckt, und seine Miene wirkte entspannt.

»Simone meinte, jemand sei hinter dir her«, sagte er. »Weißt du, wer?«

»Ich glaube, jemand ziemlich weit oben«, antwortete Heather. »Zumindest hat man das behauptet. Weil ich die Ermittlung nicht einstellen will.«

»Ich werde Voyeur und Elroy den Perversen finden – und denjenigen, der hinter dir her ist.«

Die stille Entschlossenheit in Dantes Gesicht und die kaum zurückgehaltene Grausamkeit in seiner Stimme verwirrten sie. Liebevoll drückte sie seine Hand.

»Du weißt, dass er auf dich wartet, nicht? Diesmal solltest du ihm nicht wieder in die Falle gehen.« Sie berührte sein Gesicht, und er sah sie an. »Wir können beide ausquetschen, DNS-Analysen anfertigen lassen, was auch immer«, fuhr sie fort. »Die Beweise gegen Jordan werden überwältigend sein, und du bist ein Zeuge beim Mord an Jay gewesen … auf diese Weise gewinnen wir Zeit.«

»Ronin wirst du nie kriegen«, antwortete Dante. »Weil er lieber brennen wird.«

»Zu gefährlich.«

»Ich bitte nicht um Erlaubnis.«

»Dickkopf.«

»Noch ist alles still«, flüsterte Dante, dessen Stimme plötzlich sehr schläfrig und leise klang. »Bleib hier, chérie

»Das werde ich.« Sie stützte sich auf ihrem Ellenbogen ab und küsste ihn. Er schloss die Augen, und bevor sie wusste, was geschah, war er bereits hinübergeglitten – hinüber in seinen Schlaf. »Guten Morgen und süße Träume«, murmelte sie, zog die Decken hoch und schmiegte sich dann wieder in seine Umarmung.

Sie schloss ebenfalls die Augen und taumelte in eine willkommene Dunkelheit.