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Die Weihnachtsfeier des Senators war seit zweieinhalb Stunden in vollem Gang, und Chase wurde allmählich langweilig.

Von seinem Späherposten auf der dunklen Galerie im ersten Stock beobachtete er die vielen Menschen, die sich unter ihm im großen Ballsaal amüsierten. Elegant gekleidete Menschen schlenderten in Grüppchen umher, lachten und tauschten Luftküsse und Belanglosigkeiten aus, während sie ihre Drinks und Häppchen balancierten. Im Hintergrund spielte das zwölfköpfige Salonorchester abwechselnd populäre Weihnachtslieder und klassische Stücke.

Wieder fiel Chase die Schönheit im burgunderroten Abendkleid auf, die am Rand des Ballsaales die Menge umkreiste wie eine Glucke ihre Küken. Ms Fairchild suchte sich demonstrativ die hoffnungslosesten Mauerblümchen aus, lächelte ihnen zu und unterhielt sich einige Minuten mit ihnen, dem Anschein nach ehrlich interessiert. Dann stellte sie ihre linkischen Schützlinge anderen Leuten vor, nahm sie zu größeren Gruppen mit und blieb bei ihnen stehen, bis sie sich am Gespräch beteiligten – erst dann nahm sie sich den Nächsten vor.

Wegen ihres professionellen Auftretens hatte er angenommen, dass sie für Senator Clarence arbeitete, aber als er die attraktive junge Frau jetzt ansah, ertappte sich Chase bei der Frage, ob ihr Job bei dem unverheirateten Politiker ihr auch noch andere Pflichten als Eventmanagement und Gästebetreuung abverlangte. Vielleicht waren das hochgeschlossene Kleid und die brüske Miene ja nur Fassade. Momentan wirkte sie jedenfalls gar nicht so kühl. Vielleicht war sie so höllenscharf wie ihr hautenges Abendkleid.

Ja, und er war anscheinend gerade dabei durchzudrehen, hier oben herumzuhocken wie Quasimodo im Glockenturm, wo er doch in der Stadt weiß Gott Interessanteres zu tun hatte.

Das nagende Hungergefühl in seinem Magen gab ihm recht.

Chase starrte ungeduldig hinunter und entdeckte den Sonnyboy von Senator, der bei seinen Gästen die Runde machte. Der Typ war aalglatt, ein absoluter Profi, wie er Hände schüttelte, alte Damen auf die runzligen Wangen küsste und für Fotos posierte. Es war nicht schwer, sich vorzustellen, dass sein Charme und seine gesellschaftlichen Umgangsformen ihn schon bald in ein höheres Amt katapultieren würden. Zweifellos war das auch Dragos aufgefallen. Chase schauderte bei dem Gedanken, was es bedeuten würde, wenn der große Gegenspieler des Ordens jetzt begann, Regierungsbeamte der Menschen ins Visier zu nehmen.

Unter der Galerie entstand plötzlich hektische Unruhe. Zwei Geheimdienstagenten betraten das Haus durch den Haupteingang und das opulente Foyer, drei weitere öffneten die Flügeltüren aus dunklem Kirschbaumholz und hielten sie dem VIP-Gast der Party auf, zwei weitere bildeten die Nachhut.

Chase hatte bereits erraten, wer der Neuankömmling sein würde, aber trotzdem beschleunigte sich sein Puls durch eine düstere Vorahnung, als sich Senator Clarence in Positur warf, um den Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten zu begrüßen. Applaus brandete auf, als sich die beiden Männer grinsend umarmten und dann begannen, die obligatorische Begrüßungsrunde durch die begeisterte Menge zu absolvieren.

Chase bemerkte, dass er im ersten Stock Gesellschaft bekam. Jetzt, da der zweite Mann des Landes sich im Gebäude aufhielt, wurden zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen ergriffen. Der bewaffnete Agent nahm seinen Posten am anderen Ende der Galerie ein und sprach eine Statusmeldung in das Mikrofon am Revers seines schwarzen Anzugs. Chase zog sich vom Balkongeländer zurück und verschmolz mit den Schatten der Halle.

Als er sich zentimeterweise zurückzog, dachte er, er hätte kurz ein Gesicht in der Menge gesehen, das er nur allzu gut kannte. Ein Gesicht, das so ganz und gar nicht in eine Versammlung von Menschen passte.

Der Geheimdienstagent war am anderen Ende der Galerie postiert, sodass jeder ihn sehen konnte, er nahm seine Umgebung in sich auf und beobachtete mit schmalen Augen die Menge nach ungewöhnlichen Vorkommnissen. Aber im Gegensatz zu Chase spürte er die Gefahr nicht. Er konnte nicht wissen, dass einer der zahlreichen Partygäste überhaupt kein Mensch war.

Chase rief die Schatten herbei und sammelte sie um sich, dann kroch er auf das Geländer zu, um einen weiteren Blick zu erhaschen.

Gottverdammte Scheiße, dachte er, als er das schlimmstmögliche Szenario bestätigt fand.

Das da unten war wirklich Dragos.

Wie eine Biene in einem summenden Bienenstock machte der Vizepräsident mit dem Senator seine Runde durch die aufgeregte Menge, und schon viel zu bald blieben sie vor Dragos stehen. Die drei unterhielten sich einen Augenblick und schüttelten einander lächelnd die Hände, und dann gingen sie durch den übervollen Ballsaal auf eine Tür zu, offenbar die VIP-Lounge für Gespräche im kleinen Kreis.

Scheiße.

Oh nein.

Nein, nein, nein.

Chase wusste, er konnte nicht zulassen, dass Dragos mit diesen mächtigen Männern den Raum verließ.

Unschlüssig stand er da, mühte sich damit ab, seine Gabe aufrechtzuerhalten, und ließ Dragos nicht aus den Augen. Alle seine Stammessinne drängten ihn, über den Balkon zu springen und anzugreifen – den Bastard kaltblütig zu töten, bevor der überhaupt wusste, wie ihm geschah. Aber wenn er das tat, exponierte er sich öffentlich. Wenn es hier nur um ihn allein ginge, wäre ihm das auch egal, aber die Konsequenzen, sich als Stammesvampir zu zeigen, waren unwiderruflich und viel zu weitreichend.

Vielleicht konnte er ein Ablenkungsmanöver veranstalten, irgendwie vorübergehend Panik erzeugen. Damit die Bodyguards des Vizepräsidenten ihn schleunigst von der Party wegbrachten, fort von dem Komplott, das Dragos, der grinsend neben ihm stand, gerade ausbrütete.

Während Chase angestrengt hin und her überlegte, was er tun sollte, spürte er, wie er die Kontrolle über seine Gabe verlor.

Die Schatten lösten sich auf, rannen ihm wie Nebel durch die Finger, und er stand ohne Deckung da.

Im selben Augenblick sah Ms Fairchild auf und entdeckte ihn. Sie winkte einen der Männer in Schwarz zu sich heran und zeigte auf Chase auf dem Balkon. Der Agent sprach in sein Headset, und sofort strömten aus allen Richtungen Agenten in den Raum.

Verdammte Scheiße.

Und inzwischen war Dragos mit dem Senator und dem Vizepräsident schon fast außer Sichtweite.

Mit übernatürlicher Geschwindigkeit raste Chase zu dem Geheimdienstagenten am anderen Ende des Balkons hinüber. In einem Sekundenbruchteil hatte er ihn bewusstlos geschlagen und die Pistole aus seinem Seitenholster gezogen. Chase feuerte einmal in die Luft, Gipsstaub regnete herunter, als die Kugel in der gewölbten Stuckdecke einschlug, und unten im Ballsaal brach das Chaos aus.

Die Leute liefen schreiend auseinander, jeder rannte in Deckung.

Jeder außer Ms Fairchild. Sie stand völlig regungslos mitten in all dem Wahnsinn und sah ihn an, ihre hellgrünen Augen auf ihn gerichtet wie Laserstrahlen.

Chase wandte seine Aufmerksamkeit Dragos zu, erwiderte seinen wütenden Blick mit gleichem Hass und feuerte die Pistole des Agenten ab, bevor Dragos ausweichen konnte.

Volltreffer.

Die Security erwiderte das Feuer, Chase stand mitten in einem Kugelhagel, der aus allen Richtungen um ihn explodierte.

Unten im Ballsaal brach Dragos blutend zusammen. Tot oder sterbend, wie Chase inständig hoffte, aber sicher war er nicht.

Er rannte zum nächsten Fenster und sprang mit einem gewaltigen Satz hindurch. Als er hinaus in die Dunkelheit flog, spürte er einen jähen Schmerz in Oberschenkel und Schulter. Er ignorierte ihn und ließ sich auf den schneebedeckten Rasen fallen.

Durchs Haus und über das Grundstück ertönte das Dröhnen von rennenden Stiefeln und Waffengeklirr, die ganze Truppe entschlossen, den gefährlichen Eindringling ins Jenseits zu befördern.

Mit einem Satz sprang Chase auf die Füße und rannte los.

Dragos kochte vor Wut. Da lag er nun in Senator Bobby Clarence’ Ballsaal auf dem Boden und blutete aus einer Schusswunde im Unterbauch. Es war schon Minuten her, dass der Schuss ihn niedergestreckt hatte, und immer noch erfüllten Schreie und Chaos die Luft. Verängstigte Partygäste liefen wie kleine Vögel auseinander, während ein Großaufgebot des Geheimdienstes herbeigeeilt war, um den Senator und den Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten aus dem Raum in Sicherheit zu bringen.

Verdammter Orden.

Wie hatten sie ihn gefunden? Was konnte sie nur darauf gebracht haben, ausgerechnet hier nach ihm zu suchen?

Dragos presste die Hände auf den Bauch, während die allgemeine Hysterie um ihn herum immer weiter anschwoll. Obwohl er schwer verletzt war, zweifelte er nicht daran, dass er überleben würde. Die Kugel war aus seinem Körper ausgetreten, und die Blutung ließ bereits nach – seine Stammesgene arbeiteten bereits daran, den Schaden an seiner Haut und seinen Organen zu beheben.

Zwei Männer in schwarzen Anzügen und mehrere Polizeibeamte drängten sich durch die fliehende Menge in seine Richtung. Einer der Geheimdienstleute sprach leise und eindringlich in sein Headset, der andere kniete sich neben Dragos, gefolgt von ein paar nervös wirkenden Polizisten in Uniform.

Dragos versuchte sich aufzusetzen, aber der Geheimdienstagent machte ihm mit der Hand ein Zeichen, liegen zu bleiben. »Sir, versuchen Sie bitte, ruhig zu bleiben, in Ordnung? Wir haben hier alles unter Kontrolle. Der Notarzt ist schon unterwegs und wird in ein paar Minuten bei Ihnen sein.«

Er vergewisserte sich nicht, dass seinem Befehl Folge geleistet wurde, sondern ging einfach zu seinem Begleiter zurück und überließ es den beiden Polizeibeamten, bei dem Verletzten zu bleiben. Einige versprengte Partygäste eilten auf ihrem Weg zum Ausgang des Ballsaals an ihnen vorbei und schlugen beim Anblick der riesigen Blutlache entsetzt die Hände vor den Mund.

Dragos stieß einen Grunzlaut aus. Er verachtete all diese panischen Menschen fast so sehr wie den Bastard vom Orden, dem es gelungen war, die Arbeit von Monaten mit einem einzigen Schuss zunichtezumachen. Er fühlte mehr Stolz als Schmerz, weshalb er seinen Mund zu einem schmalen Strich zusammenpresste, mehr Wut als Angst, weshalb er die Zähne so fest zusammenbiss, dass ihm fast die Backenzähne zersprangen. Seine Fänge pulsierten, schossen schon aus seinem Zahnfleisch und füllten seinen Mund aus. Seine übernatürlich scharfen Augen wurden jetzt noch schärfer und füllten sich mit einem bernsteinfarbenen Lichtschein …

Er musste hier raus, und zwar sofort.

Bevor seine Wut ihn in aller Öffentlichkeit als das verriet, was er wirklich war.

Dragos sah zu einem der Polizisten hinüber, die sich um ihn kümmern sollten – dem jüngeren der beiden, der ihm gehörte. Der Lakai kauerte neben Dragos und erwartete seinen Befehl wie ein eifriger Jagdhund.

»Sag meinem Fahrer, er soll den Wagen am Hinterausgang vorfahren«, murmelte er, seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Der Lakai beugte sich über ihn und nahm jedes Wort in sich auf. »Und tu etwas, um diesen verdammten Ballsaal zu räumen, hier sind mir zu viele neugierige Augen.«

»Ja, Meister.«

Der Lakai stand auf. Als er sich umdrehte, wäre er fast mit Tavia Fairchild zusammengeprallt. Sie stand reglos da, und ihr intelligenter Blick wanderte von dem Cop, der sie fast umgeworfen hätte, hinunter zu Dragos, der mit gebanntem, aber wachsamem Interesse zu ihr aufsah. Sie konnte nur einen Augenblick lang da gewesen sein, aber das hatte genügt – sie hatte mit angehört, was der Lakai zu Dragos gesagt hatte. An ihrem leicht zur Seite gelegten Kopf und den schmalen Augen sah er, dass sie versuchte, Informationen zu verarbeiten, die nicht einmal ihr scharfer Verstand erfassen konnte.

»Entschuldigen Sie bitte, Ma’am«, murmelte der Lakai und trat ihr mit einem unbeholfenen Nicken aus dem Weg. Er sah zu Dragos zurück und räusperte sich. »Ja, meistens kommt der Notarzt gleich.«

Dragos nickte und ließ Tavia Fairchild nicht aus den Augen, als er sich mühsam auf dem Boden aufsetzte. Wie der Lakai seinen Versprecher korrigiert hatte, schien die hübsche Assistentin des Senators zufriedenzustellen. Als der Polizeibeamte davonging und sie sich wieder Dragos zuwandte, wich ihr verwirrter Ausdruck Besorgnis.

»Der Notarzt ist schon auf dem Weg …« Ihre Stimme verhallte. Sie sah elend aus, ihr wich die Farbe aus den Wangen, als sie sich ihm näherte und mit offenem Mund auf all das Blut starrte, das sein weißes seidenes Smokinghemd durchweichte und auf dem Boden des Ballsaals eine Lache bildete. Sie schlang sich die Arme um den Körper und schien etwas wacklig auf den Beinen. Sie sah ihm in die Augen, wenn auch nur, um dem Anblick seiner Wunde auszuweichen, und schüttelte leicht den Kopf. »Tut mir leid, mir ist etwas schwindlig. Ich kann kein Blut sehen, wissen Sie. Ich habe den Ruf, dass ich schon beim Anblick eines aufgeschlagenen Knies in Ohnmacht falle.«

Dragos gestattete sich ein kleines Lächeln. »Sie können kaum erwarten, in jeder Hinsicht perfekt zu sein, Miss Fairchild.«

Sie runzelte die Stirn, ihre Übelkeit war ihr sichtlich peinlich. Wenigstens schien sie darüber den dummen Versprecher seines Lakaien vergessen zu haben. Dann reckte sie die Schultern und war wieder ganz die professionelle Assistentin. »Ich komme gerade von Senator Clarence und dem Vizepräsidenten, Mr Masters. Beide sind unverletzt und in der Obhut des Geheimdienstes, aber sie machen sich natürlich große Sorgen um Ihren Zustand.«

»Kein Grund zur Besorgnis«, versicherte ihr Dragos. »Diese Wunde dürfte schlimmer aussehen, als sie wirklich ist.« Um es ihr zu demonstrieren, machte er Anstalten, aufzustehen.

»Oh, das sollten Sie besser nicht …« Sie eilte zu ihm, um ihm zu helfen, aber sie war viel wackliger auf den Beinen als er und wurde wieder blass.

»Das wird schon wieder«, sagte Dragos zu ihr. Eben kam sein Lakai, der Polizist, in den Ballsaal zurück, zog Tavia sanft aus dem Weg und übernahm ihren Platz an seiner Seite. Er informierte Dragos, dass sein Wagen hinter dem Haus bereitstand wie gewünscht.

»Sollten Sie nicht besser auf den Notarzt warten«, fragte sie ungläubig. »Sie wurden angeschossen, Mr Masters. Sie haben schrecklich viel Blut verloren.«

Er schüttelte milde den Kopf, während sein Lakai ihm half, ein paar Schritte zu gehen. »Da braucht es schon mehr, um mich außer Gefecht zu setzen, das können Sie mir glauben.«

Sie wirkte alles andere als überzeugt. »Sie gehören in die Notaufnahme.«

»Mein persönliches Ärzteteam ist am besten in der Lage, sich um mich zu kümmern«, antwortete er ungerührt, als sein Lakai und ein anderer Beamter, der herübergekommen war, um mit Hand anzulegen, ihn hinausführten. »Außerdem gibt es gerade wichtigere Dinge, um die Sie sich kümmern müssen, Miss Fairchild.«

Er zeigte auf die offene Vordertür des Hauses. Der Hof draußen füllte sich rapide mit Fernsehübertragungswagen und hellen Scheinwerfern. Tavia Fairchild strich ihr burgunderrotes Ballkleid glatt und hob den Kopf, wappnete sich sichtlich gegen den Ansturm von Reportern, die sich bereits ins Haus drängten. Aus der Ferne näherte sich die heulende Sirene des Notarztwagens.

Als man ihn wegführte, hörte Dragos noch, wie die junge Frau einen deftigen Fluch flüsterte, aber als er zu ihr zurücksah, marschierte Tavia Fairchild hinaus, um sich den Aasgeiern zu stellen, die Ruhe in Person.

»Ist es wahr, dass der Attentäter sich im Haus des Senators versteckt hatte?«, rief ihr jemand entgegen.

»Wo sind der Vizepräsident und der Senator jetzt?«, fragte ein anderer Reporter.

Und immer mehr panische Fragen kamen, eine nach der anderen:

»War der Schuss ein Attentatsversuch auf Senator Clarence, oder besteht Anlass zur Vermutung, dass der Vizepräsident das eigentliche Opfer sein sollte?«

»Kann es sich um einen Terroranschlag handeln? Hat irgendjemand den Schützen gesehen?«

»Ist es wahr, dass der Angriff von einem einzigen Mann verübt wurde?«

»Wissen Polizei und Geheimdienst, wer dahintersteckt und aus welchen Gründen?«

Dragos lächelte in sich hinein, als er aus der Hintertür des Hauses trat. Vielleicht kam ihm das unerwartete Chaos dieser Nacht doch noch gelegen. Vielleicht war dieses panische Medieninteresse ja genau das, was er brauchte, um den Orden ein für alle Mal auszuschalten.

Die Kugel, die ihn heute Nacht getroffen hatte, war ein Schuss vor den Bug gewesen – und er würde sich verdammt noch mal dafür rächen.

Dragos stieg in seine wartende Limousine und zog sein blutverschmiertes Handy aus der Brusttasche seines Smokingjacketts. Jetzt brauchte er nicht mehr auf einen günstigen Moment zu warten, um dem Orden den entscheidenden Schlag zu versetzen, ihn ein für alle Mal auszuschalten, wenn es nach ihm ging. Jetzt war dieser Augenblick da.

Solange sein Anruf zu einem Festnetztelefon im ländlichen Maine klingelte, beobachtete Dragos durch die dunkel getönten Fenster seiner Limousine, wie Tavia Fairchild unter den Scheinwerfern von einem Dutzend Fernsehkameras stand und sich ruhig an die aufgebrachte Menge wandte.

Während sie den Leuten versicherte, dass alles unter Kontrolle war, gab Dragos einer Mission grünes Licht, die die ganze Stadt schon bald in totale Hysterie versetzen sollte.