25

Als er so in Corinnes aufrichtiges, flehendes Gesicht starrte, hatte Hunter das Gefühl, als hätte eine Kanone ihm einen Bauchschuss verpasst.

Er konnte nicht glauben, was sie ihm da vorschlug. Vor allem erkannte er, dass er wütend war, weil sie ihm die ganze Zeit über die Existenz ihres Sohnes verheimlicht hatte – eines Killers wie ihm, verdammt noch mal! Sie stand da und bat ihn, ihr bei der Suche nach ihrem Kind zu helfen, aber Hunter wusste, dass sie am Ende dieser Suche nur Enttäuschung und Kummer erwartete.

Kummer, den er ihr höchstpersönlich zufügen würde, wenn dieser Junge sich als Killer vom selben Schlag erwies wie Hunter in seinem Alter. Und es bestand nur wenig Hoffnung, dass dem nicht so sein würde. Hunter wusste nur allzu gut, welche gnadenlose Konditionierung das Kind in seinem kurzen Leben bereits durchlaufen haben musste.

In diesem Augenblick erinnerte er sich wieder an Miras Vision. Und jetzt verstand er auch, was sie bedeutete. Jetzt erkannte er mit absoluter Gewissheit, um wessen Leben Corinne ihn in dieser Prophezeiung angefleht hatte, und ihm ging auf, dass der Name, den sie vor einigen Nächten in ihrem Albtraum ausgerufen hatte, nicht der eines Geliebten, sondern der des Kindes war, das sie an Dragos’ Wahnsinn verloren hatte.

»Hilf mir, mein Baby zu finden, Hunter«, sagte sie, und die zarte Berührung ihrer Hand an seinem Gesicht war eine Bitte, die ihr abzuschlagen wohl über seine Kräfte ging. »Hilf mir, Nathan zu finden.«

Er dachte an die Tränen, die sie vergießen würde, wenn er zuließ, dass Miras Vision wahr wurde. Er dachte daran, welchen Hass sie für ihn empfinden würde, wenn sie ihren Sohn tatsächlich fand, nur um ihn sofort wieder zu verlieren – dieses Mal für immer, wenn Hunter gezwungen war, ihm den prophezeiten Todesstoß zu versetzen. Solchen Schmerz wollte er ihr nicht zufügen.

Und dann war da noch die andere Sache. Corinne war eine Stammesgefährtin, und wenn er ihr Blut trank, würde er damit eine Verbindung zu ihr aktivieren, die nur der Tod auflösen konnte. Wenn er sich erlaubte, ihr Blut zu kosten, würde nicht einmal ihr Hass ihn von ihr fernhalten können.

»Corinne«, sagte er sanft, zog ihre Hand fort und nahm sie in seine. »Ich kann nicht tun, worum du mich bittest. Selbst wenn meine Gabe, die Erinnerungen von anderen aus ihrem Blut zu lesen, nicht auf meine eigene Spezies beschränkt ist, hätte das weitreichende Konsequenzen.«

»Ich weiß, was es bedeutet«, beharrte sie. »Willst du es nicht einmal versuchen?«

»Mit Normalsterblichen funktioniert es nicht«, erklärte er und hoffte, sie davon abzubringen. »Ich habe mich mein ganzes Leben von ihnen genährt, ohne dass es je irgendwelche übernatürliche Auswirkungen hatte. So wie es aussieht, funktioniert meine Gabe nur mit den Erinnerungen von Stammesvampiren. Und wenn ich jetzt von dir trinke, was wird dann mit uns? Du bist eine Stammesgefährtin. Unsere Blutsverbindung wäre unauflöslich.«

Sie schlug die Augen nieder. »Du musst mich für den schlimmsten Abschaum halten, dich so zu bedrängen. Du hast jedes Recht, dich für eine Frau aufzusparen, die dir als Gefährtin würdiger ist.«

»Gott, nein«, murmelte er, entsetzt darüber, wie sie ihn missverstanden hatte. »Das ist es doch gar nicht. Jeder Mann, den du dir zum Gefährten erwählst, kann sich glücklich schätzen. Verstehst du das nicht? Ich bin doch derjenige, der unwürdig ist.« Er hob ihr Kinn und flehte sie mit den Augen an zu begreifen, dass es sein voller Ernst war. »Wenn ich dein Blut trinke und meine Gabe wirklich so funktioniert, wie du hoffst, will ich nicht derjenige sein, der dich enttäuscht.«

»Wie könntest du das?«, fragte sie mit verwirrt gerunzelter Stirn.

»Wenn meine Gabe funktioniert und wir deinen Sohn finden, will ich nicht, dass du mich verachtest, wenn sich herausstellt, dass wir dem Jungen nicht mehr helfen können.«

Sie schüttelte leicht den Kopf. »Dich verachten? Denkst du, ich könnte dich irgendwie dafür verantwortlich machen, was mit Nathan passiert ist? Das werde ich nicht, Hunter. Niemals …«

»Nicht einmal dann, wenn ich gezwungen wäre, mit ihm zu kämpfen und ihm etwas anzutun?«

Jetzt wurde ihre Miene ängstlich und wachsam. »Das würdest du nicht tun.«

»Wenn es darum geht, dich zu beschützen, hätte ich keine Wahl«, antwortete er grimmig. »Corinne, wenn ich dir helfe, ihn zu finden, kann ich nicht versprechen, dass das Ergebnis auch so ausfällt, wie du dir erhoffst.«

Sie dachte einen langen Augenblick darüber nach, während Hunter mit sich rang, ob er ihr von der Vision erzählen sollte, die ihn quälte, seit er die wunderschöne Corinne Bishop zum ersten Mal gesehen hatte. Ein törichter Teil von ihm hoffte auf einen Ausweg – dass seine Gabe ihre Bluterinnerungen nicht lesen konnte oder dass er Miras unfehlbarer Sehergabe irgendwie trotzen und Corinnes Tränen und ihr vergebliches Flehen um Gnade abwenden konnte.

In der Zeit, die er für diese mentale Folter brauchte, holte Corinne tief Atem und sah ihm wieder ins Gesicht. Da war kein Zögern in ihren Augen, nur kühne, felsenfeste Entschlossenheit. »Tu’s, Hunter. Wenn ich dir auch nur ein wenig bedeute, dann tu es bitte. Ich akzeptiere jedes Risiko, und ich vertraue darauf, dass du tust, was du tun musst.«

Bei ihren tapferen Worten wurde ihm ganz elend vor Angst. Beim Gedanken daran, was ihnen beiden da bevorstand, krampfte sich sein Magen zusammen.

Aber dann kam Corinne näher, fasste ihr langes dunkles Haar mit der Hand und strich es zur Seite, entblößte ihren Hals vor ihm und legte den Kopf zur Seite. Und er wusste, diesem Angebot zu widerstehen ging über seine Kräfte. »Bitte«, flüsterte sie. »Bitte … tu’s für mich.«

Sein heißer Blick fiel auf den schwachen Puls, der unter ihrer zarten Haut schlug. Speichel schoss ihm in den Mund. Seine Fänge schossen aus seinem Zahnfleisch und erinnerten ihn wild daran, wie lange es schon her war, seit er das letzte Mal Nahrung zu sich genommen hatte. Henry Vachons ekelhaftes Blut war mehr Gift als Nahrung gewesen, und er sehnte sich danach, seinen üblen Geschmack mit etwas Süßem und Berauschendem zu tilgen wie dem Nektar, der so verlockend durch Corinnes Adern floss.

»Bitte«, murmelte sie wieder, und nun konnte er der Versuchung nicht länger widerstehen.

Hunter legte den Mund auf ihren Hals und biss vorsichtig zu, senkte die rasiermesserscharfen Spitzen seiner Fänge in die zarte Haut. Sie keuchte auf, ihr Körper spannte sich an vom kurzen Schmerz, den er ihr zugefügt hatte. Und dann schmolz sie an ihm, ihre Muskeln wurden schlaff und gefügig, als er den ersten Schluck ihres Blutes in seinen Mund sog.

Oh Gott … sie war so viel mehr, als er sich je hätte vorstellen können.

Ihr warmes Blut schoss über seine Zunge wie Balsam. Er spürte, wie sein Körper, seine Zellen es absorbierten, wie es in jede Faser seiner Seele drang.

Sie war süß und warm auf seiner Zunge, ihr charakteristischer Blutduft nach aromatischer Bergamotte und zarten Veilchen erfüllte seine Nase. Er atmete ihn ein, betäubte seine Sinne mit ihrem köstlichen Geschmack, der sich für den Rest seines Lebens unauslöschlich in jede Faser seines Körpers und seiner Seele eingeprägt hatte.

Obwohl er es nur aus Mitleid, aus reiner Notwendigkeit heraus getan hatte und es gar keine echte Blutsverbindung zwischen ihm und seiner Gefährtin war, reagierten seine Stammessinne auf Corinnes warmen, süßen Geschmack, als gehörte sie ihm ganz.

Erregung brandete in ihm auf, ein Verlangen, das durch seine Adern schoss wie ein Flächenbrand und direkt in seinen Schwanz fuhr. Er packte sie fester, presste sie an sich und trank weiter. Tief in ihm entzündete sich eine Hitze, und er wusste instinktiv, dass sich unabhängig von seinem Willen und seinen Absichten die Verbindung zu ihr bildete, die sie unauflöslich an ihn kettete. Corinne gehörte jetzt ihm, und die Logik, die bisher sein ganzes leeres Leben bestimmt hatte, schien ihn zu verlassen, als er sich einreden wollte, dass es ein Fehler gewesen war, diese Verbindung zuzulassen.

Alles, was er spürte, war die Hitze ihres Blutes, das ihn nährte, die Lust, sie in seinen Armen zu halten … das Verlangen, das ihn zum Stöhnen brachte, als er sie hochhob und sie zum Bett hinübertrug.

Er legte sie hin, den Mund immer noch an ihren Puls gepresst, der wie eine winzige Trommel an seine Zunge schlug. Er wollte sie wieder lieben, wollte sie ausziehen und sich so tief wie möglich in ihrem Körper vergraben.

Seine Sinne waren überflutet von Verlangen, sein Körper brannte lichterloh, elektrisiert von der Wildheit seiner Leidenschaft für sie.

Zuerst bemerkte er das seltsame dunkle Flackern in seinem Kopf nicht. Dann versuchte er, es wegzuschieben, verloren an die Lust und an Corinne. Aber die abrupten Bilder kamen immer wieder und stürmten auf sein Unterbewusstsein ein.

Blitzartige Bilder von einer dunklen Kerkerzelle.

Lakaien in weißen Laborkitteln kamen herein und schoben Corinnes Bett hinaus.

Die Schmerzensschreie einer Frau … gefolgt vom herzzerreißenden Geschrei eines Neugeborenen.

Erschrocken zuckte Hunter von Corinnes Hals zurück.

»Was ist?«, fragte sie ihn, ihre Augen waren groß vor Angst. »Bist du okay?«

»Scheiße«, keuchte er, erstaunt, verblüfft, dass seine Gabe auf sie reagierte, und entsetzt davon, was sie durchgemacht hatte. Immer neue Bilder prasselten jetzt auf ihn ein und die schrecklichen Geräusche von Folter und Wahnsinn. Die unendliche Hoffnungslosigkeit, die sie all diese Jahre umgeben hatte. »Corinne … Mein Gott. Was sie dir angetan haben, und das so lange. Ich sehe alles … alles, was du durchgemacht hast.«

Sie legte ihm die Hand um den Nacken. In ihren Augen glitzerte Schmerz, aber in ihrem schönen Gesicht stand wilde Entschlossenheit. »Hör nicht auf. Nicht, bis wir ihn finden.«

Er konnte es ihr nicht abschlagen, selbst wenn er es gewollt hätte. Wenn Corinne all diese Entsetzlichkeiten im wirklichen Leben überlebt hatte, konnte er sie mithilfe seiner übernatürlichen Gabe noch einmal erleben und alles herausholen, was ihr helfen konnte, ihr Kind zu finden.

Hunter trank weiter und ließ sich von den entsetzlichen Qualen und Foltern überspülen wie von einer öligen Gezeitenwelle. Er wartete auf etwas Eindeutiges, irgendeinen soliden Anhaltspunkt in dieser Einöde der Schmerzen, die Corinnes Leben in Dragos’ Laborgefängnis gewesen war.

Aber da war nichts, um sich daran festzuhalten. Nichts außer dem Sog dieser brackigen Strömung, in der Corinne es irgendwie geschafft hatte, nicht unterzugehen.

Aus Liebe zu ihrem Kind, hatte sie gesagt. Alles nur wegen ihm.

Wegen ihrer Hoffnung, eines Tages ihren Sohn wiederzusehen.

Nathan war ihr Rettungsanker geworden.

Wie würde sie es nur überleben, wenn Miras Vision sich erfüllte und Hunter Corinnes Flehen ignorieren und zum Todesstoß ausholen würde, der ihr die Hoffnung für immer nahm?

Diese Frage fraß schon die ganze Zeit an ihm wie ätzende Säure und wurde nur noch schlimmer, als er jetzt aus Corinnes offener Ader trank und sich unauflöslich an sie band, obwohl er doch wusste, dass ihm vom Schicksal vorherbestimmt war, ihr das Herz zu brechen.

Der Gedanke beschämte ihn. Mit einem Knurren voller Selbsthass hörte er auf zu trinken, weil er wusste, dass er sie verschließen und Corinne loslassen sollte. Hier ging es schließlich nicht um Lust oder eine Blutsverbindung; sie hatte ihn um Hilfe gebeten, und er hatte aus ihren Erinnerungen alles Nützliche herausgezogen. Es bestand kein Grund, jetzt noch weiterzumachen, egal wie wunderbar es sich anfühlte, diese Frau in den Armen zu halten.

Seine Frau.

Die Erklärung kam aus seinem tiefsten Inneren, aus einem Winkel seiner Seele, wo seine Willenskraft nicht hinreichte. Er dachte sich, dass es nur die Blutsverbindung war, die da gesprochen hatte. Sein Körper, seine Stammessinne waren jetzt völlig auf Corinne eingestimmt, jetzt, wo er sich von ihrem Blut genährt hatte. Es war lediglich eine biologische Reaktion, seine wilde Natur stellte einen Besitzanspruch, auf den er gar kein Recht hatte.

Und doch erkannte ein anderer Teil von ihm, dass seine Gefühle für Corinne immer intensiver wurden, und das schon, bevor er auch nur den ersten Tropfen ihres Blutes gekostet hatte. Sie bedeutete ihm etwas. Er wollte, dass sie in Sicherheit war. Er wollte, dass sie glücklich war und dass ihre Leiden endlich zu Ende waren.

Was er ihr alles nicht versprechen konnte, solange Miras Vision wie ein Geist in seinem Hinterkopf herumspukte.

Er zog sich von Corinnes zarter Kehle zurück und fuhr mit der Zunge über die Bisswunden, die seine Fänge in ihrer Haut hinterlassen hatten. Doch bevor er die kleinen Wunden versiegeln konnte, protestierte Corinne mit einem leisen Stöhnen. Ihr Körper bäumte sich auf und drängte sich fiebriger gegen ihn, heiß und erregend, sie klammerte sich mit ihren schlanken Gliedern an ihn und wollte ihn nicht gehen lassen.

Er hatte die anderen Krieger über die Blutsverbindung reden hören, aber nichts hatte ihn auf die überwältigende Woge von erotischen Sinnesempfindungen vorbereitet, die ihn jetzt überströmte. Corinnes Blut hatte ihm durch seine Gabe Einblicke in ihre schrecklichen Erinnerungen gegeben, aber es war eine tiefere Verbindung zu ihr, die sich jetzt zu Wort meldete. Er spürte ihr Verlangen, ihre Erregung verstärkt von seinem Biss, mit dem er diese unauflösliche Verbindung zu ihr aktiviert hatte.

Wieder presste er den Mund an ihren Hals und nahm einen weiteren kleinen Schluck von ihrem exotisch süßen Blut. Er konnte spüren, wie es durch seinen Körper schoss, ihn nährte und belebte. Ihr Puls schlug auch in seinen eigenen Ohren und in seinen Adern, ihr gemeinsamer Rhythmus dröhnte so laut wie eine Kriegstrommel und trieb ihn weiter.

»Oh Gott … Corinne«, murmelte er an ihrer samtigen Haut. Obwohl es nur anständig und ehrenhaft gewesen wäre, sich jetzt von ihr zu lösen, schaffte er einfach nicht, sie loszulassen. Sie wand sich an ihm, hielt ihn fest und presste sich enger an ihn. Ihr Atem ging heftig und keuchend, als er langsam an ihrer Vene saugte.

»Liebe mich, Hunter«, flüsterte sie, und sofort war es um seine Willenskraft geschehen.

Es war ihr egal, wie verzweifelt sie klang, als Hunter an ihrem Hals trank und ihre Sinne mit Wollust erfüllte.

Corinne schloss die Augen und presste sich enger an ihn, als der Druck seines Mundes an ihrem Hals – das sanfte Schürfen seiner Fänge – ihren Körper langsam zum Zerfließen brachte und ihr Verlangen aufs Neue entflammte.

Von Lust war eigentlich gar keine Rede gewesen. Sie hatte Hunter aus reiner Not gebeten, von ihr zu trinken, weil er ihre einzige Chance war, Anhaltspunkte über ihren Sohn zu finden. Aufgrund ihrer Erfahrungen der Vergangenheit hatte sie erwartet, dass es unangenehm sein würde, vielleicht sogar schmerzhaft.

Sie hätte wissen sollen, dass es mit Hunter anders sein würde. So sanft, wie er gewesen war, als sie sich in der vorigen Nacht geliebt hatten, war er auch jetzt mit ihr. Seine Hände hielten sie vorsichtig. Sein mächtiger, riesenhafter Körper, der so tödlich sein konnte, war beschützend um sie geschlungen, seine Arme eine tröstliche Zuflucht, wo sie sich sicher und geborgen fühlte.

Sie war keine Jungfrau mehr, man hatte ihr in Dragos’ Labor ihren Körper und ihr Blut gestohlen, aber mit Hunter fühlte sie sich ganz neu. Sie fühlte sich rein.

Obwohl er zugestimmt hatte, von ihr zu trinken, und sie sich bereitwillig mit ihm verbunden hatte, ohne dass es ein Versprechen zwischen ihnen gab, gestattete Corinne sich jetzt einen rücksichtslosen, absolut egoistischen Augenblick lang, so zu tun, als sei es real. Oh Gott, und wie leicht es ihr fiel zu vergessen, dass es das nicht war, wenn es sich doch so unglaublich gut anfühlte.

»Liebe mich, Hunter«, flüsterte sie wieder, konnte nicht erwarten, ihn in sich zu spüren.

Er stieß ein leises, ersticktes Stöhnen aus, als er mit der Zunge über die beiden kleinen Bisswunden an ihrem Hals fuhr und sie versiegelte. Im Handumdrehen hatte er sie ausgezogen und fuhr ihr mit seinen starken Händen über den Körper, während sie noch auf der berauschenden Welle der Lust dahintrieb, die er durch seinen Biss ausgelöst hatte.

Als sie nackt war, stand er am Bettrand und sah auf sie herunter, seine Augen glühten bernsteingelb von seiner Nahrungsaufnahme und vor Verlangen. Die Fänge, die vor einem Moment ihren Hals durchschlagen hatten, glänzten perlweiß, die scharfen Spitzen füllten seinen Mund aus. Sein dicker Schwanz war völlig erigiert, so herrlich wie alles an ihm. Er sah aus wie ein mächtiges Raubtier, und noch nie hatte sie etwas Überwältigenderes gesehen als diesen schönen Stammesvampir.

Corinne legte sich zurück und verschlang ihn mit den Augen, staunte darüber, dass er nackt sogar noch beeindruckender aussah als waffenstarrend und in voller Kampfmontur. Jeder Zentimeter von ihm waren makellose Muskeln und glatte goldene Haut. Seine Dermaglyphen zogen sich von seinem Nacken bis zu den Knöcheln, ein verschlungenes Netz von komplizierten Wirbeln, Bögen und Schnörkeln. Die Gen-Eins-Hautmuster pulsierten wie lebendige Tattoos in den satten, schillernden Farben seines Verlangens.

Er kam wieder aufs Bett, fuhr mit den Händen ihre Beine hinauf und spreizte ihre Schenkel. Sie war nass und bereit für ihn, konnte kaum erwarten, ihn in sich zu spüren, und er enttäuschte sie nicht. Er legte sich auf sie, seine stumpfe Eichel fand ihre Mitte, und mit einem langen Stoß, der ihr den Atem nahm, drang er in sie ein.

»Oh«, seufzte sie, und unter seiner sinnlichen Invasion ihres Körpers beschleunigte sich ihr Puls. Sie keuchte seinen Namen, als er sich in ihr bewegte. Das war kein sanfter, gezügelter Sex wie in der vorigen Nacht, sondern eine leidenschaftliche und animalische Paarung, die sie rasch zu einem heftigen Höhepunkt brachte.

Hunter musste gespürt haben, wie sehr sie ihn gebraucht hatte. Ihm schien es genauso zu gehen. Die bernsteinfarbenen Augen unverwandt auf ihre gerichtet, hielt er sich über ihr und pumpte mit größter Leidenschaft, bis sie schwach und keuchend unter ihm lag, jeder kraftvolle Stoß trieb ihre Sinne höher und höher. Sie beobachtete ihn, und durch den Nebel ihres aufziehenden Orgasmus fanden sich ihre Blicke.

»Oh Gott«, flüsterte sie, eher ein atemloses Keuchen als Worte. Und dann hatte sie keinen Atem und keine Worte mehr.

Ihr Orgasmus überflutete sie wie eine heiße Welle des Glücks, noch intensiver durch die wilde Befriedigung, die sich auf Hunters gut aussehendem Gesicht ausbreitete, als er sich über ihr bewegte. Sie keuchte seinen Namen und klammerte sich an ihn, ihre Sinne waren an die Lust verloren.

Er machte weiter, selbst als ihr Höhepunkt wieder abebbte und sie schwerelos dahintrieb. Hunter bleckte die Lippen von Zähnen und Fängen und stieß ein kehliges Knurren aus, das in ihren Knochen vibrierte. Mit glühenden Augen, die sie versengten, presste er sie hart an sich und pumpte mit unerbittlichem Elan, bis sie eine weitere köstliche Welle der Wollust überströmte … und dann noch eine.

Er hörte erst auf, als sie beide schweißüberströmt und gesättigt waren und sich erschöpft und atemlos in den Armen lagen.

Und dann, als ihr Verlangen aufs Neue erwachte, fingen sie wieder von vorne an.