KAPITEL NEUNUNDDREISSIG
Was nun, wenn sich jemand lossagt von den Kindern Echnatons, aus welchen Gründen auch immer? Wird man ihm mit Verständnis begegnen und ihm auf seinem neuen Weg Glück wünschen?
Meine Antwort auf diese Frage wird den Leser vielleicht verstören, aber ich glaube, er wird sie verstehen. Derjenige, der uns verlässt, wird mit dem gleichen Hass im Herzen und der gleichen Entschlossenheit gejagt werden, als wäre er selbst ein untoter Blutsauger. Nichts Schlimmeres kann es geben als einen, der die Wahrheit erkennt und sich von ihr abwendet. Für ihn darf es weder Milde noch Gnade geben, denn er ist ein Feind der Menschheit.
– Die geheime Geschichte der Welt von MJB
»Sie suchen mich wahrscheinlich immer noch.« Karl streckte sich nackt auf dem Bett aus.
Die Frau, die er seit zwanzig Jahren liebte, lachte und legte ihren Kopf an seine Schulter. »Lass sie suchen«, sagte sie.
Eine Weile lauschte er dem Prasseln des Kaminfeuers und den regelmäßigen Atemzügen seiner Kinder, die im Nebenraum schliefen.
»Glaubst du, es ist bald so weit?«, fragte er.
»Sei nicht so ungeduldig.« Er spürte ihr Haar auf seiner Haut. »Ein halbes Jahr, vielleicht etwas länger für den Ältesten, bei den anderen beiden bin ich mir nicht so sicher. Sie brauchen noch Zeit.«
»Und dann?«, fragte er. »Wirst du mir dann meinen Wunsch erfüllen?«
Sie lachte.
Es wärmte ihn wie das Feuer im Kamin.
»So werden wie du, mit dir leben? Sophie würde das hassen.«
Er lächelte. Ihr Haar kitzelte ihn. »Sie hasst so vieles, da fällt das kaum ins Gewicht.«
»Ich weiß nicht.«
Er hörte die Unsicherheit in ihrer Stimme und stützte sich auf einen Ellbogen auf. Ernst sah er sie an.
»Ich mache mir Sorgen um dich.« Karl hob die Hand, als sie ihm widersprechen wollte. »Diese Ehe ist die Hölle auf Erden. Irgendwann wird er herausfinden, dass diese Kinder deine sind, nicht irgendwelche untergeschobenen. Ich will nicht, dass du noch bei ihm bist, wenn das passiert.«
»Es wird nicht passieren.«
»Das reicht mir nicht. Du musst mir versprechen, dass du zu mir kommst, wenn die Buben so weit sind. Keine Ausflüchte, kein Zögern. Du hast mehr als genug getan. Warte nicht, bis er dich zerstört.«
Sie setzte sich auf. Sein Ernst färbte auf sie ab. »Das werde ich nicht.«
»Versprich es.«
Prinzessin Ludovika sah ihn an. »Ich verspreche es.«