40

Nachdem sie sehr lange ziellos herumgefahren waren, fand Wendy einen Ort, an dem sie sich ausruhen konnten. Es handelte sich um ein Bürogebäude, und sie hatte die letzten paar Häuserblocks keine Zombies entdecken können. Deshalb blieb sie zuversichtlich vor dem Eingang stehen und ließ Sally im Wagen zurück, um sich umzusehen.

Die Tür war nicht verriegelt, was sowohl Gutes als auch Schlechtes bedeuten konnte. Sie zögerte, bevor sie die Tür ganz aufzog. Bitte sei verlassen, bitte sei verlassen, sprach sie sich immer wieder in Gedanken vor.

Die Notfallbeleuchtung war eingeschaltet. Wenigstens gibt es hier noch Strom. Obwohl sie darum betete, dass das Gebäude leer war, fand sie es eigenartig und verstörend, niemanden anzutreffen.

Die Böden, über die sie ging, bestanden aus glatt poliertem Marmor. Die Empfangshalle sah hübsch und aufgeräumt aus, das Wichtigste jedoch: Weder Lebende noch Tote schienen hier zu hausen, und sie konnte die Tür von innen verschließen. Eine schnelle Durchsuchung ergab, dass ihnen eine Menge abgepackter Nahrungsmittel und Wasser in Flaschen zur Verfügung standen.

Die letzten Tage waren strapaziös gewesen, weil sie weder schlafen, essen noch bequeme Ruhe hatten finden können. Wohin sie auch gefahren waren, die Zombies waren allgegenwärtig.

Was die anderen Tänzerinnen betraf, so hatte Wendy sie nicht vergessen. Sie war Banjo zu Costco gefolgt, jedoch auf Abstand geblieben. Nachdem sie sich hier eingerichtet hatten, wollte sie wieder hinausfahren und schauen, ob sie etwas für ihre Schwestern tun konnte. Sie zog aber auch in Erwägung, dass sie vielleicht gar nicht fliehen wollten. Vor der Apokalypse hatten sie für Essen und ein Dach über dem Kopf getanzt und gevögelt, also wähnten sie sich nun eventuell schon in für sie paradiesischen Verhältnissen.

Wendy fand ein Bad hinter einem der großen Büros im Untergeschoss. Es war bestens ausgestattet, und als sie den Duschhahn aufdrehte, kam warmes Wasser heraus. »Oh mein Gott!«, wisperte sie mit großen Augen.

Sie verlies das Gebäude und ging zum Auto, um Sally zu holen. Dabei blickte sie in beide Richtungen die Straße entlang. Soweit sie sehen konnte, war die Luft rein. Als sie die Beifahrertür öffnete, merkte sie sofort, dass Sally tot war. Tränen stiegen ihr in die Augen, als sie ihre klamme Hand nahm.

»Nein, nein, nein«, jammerte sie und fiel auf die Knie. Sie wollte ihre Freundin ein letztes Mal umarmen. Die einzige Person, die sie auf dieser Welt hatte, lebte nicht mehr. Wendy war mutterseelenallein. Sie weinte hemmungslos.

Als sie sich etwas beruhigt hatte und sich die Tränen aus den Augen wischte, blieb ihr fast das Herz stehen. Sie war von Toten umzingelt. Diese standen nur eine Armlänge hinter ihr. Wendy konnte nirgendwohin fliehen.