19

Fats konnte kaum mehr gehen, und Jeeter hatte einen Kater, richtig schlimm. Die beiden schleppten sich zurück in den Heimwerkermarkt, zogen die Polster von mehreren Gartenmöbeln, warfen sich Schlaftabletten ein und spülten sie gierig mit verflucht gutem Fusel hinunter, bevor sie in einen tiefen, ungesunden Schlummer fielen.

Banjo fand, sie machten immerzu ordentlich einen drauf, doch Jeeter schien in letzter Zeit lebensmüde geworden zu sein. Er knallte sich dermaßen zu, seit die Welt zur Hölle gefahren war, dass man ihn kaum noch für zurechnungsfähig halten konnte. Er schiss sich in die Hose, vergaß alles und war einfach komplett durch den Wind.

Jeeter hatte schon einen Sprung in der Schüssel gehabt, als sie sich vor fast 20 Jahren kennengelernt hatten, beide im Alter von 15. Damals fand Banjo ihn witzig. Jeeter konnte sowohl in tiefste Depression fallen als auch überschwängliche Hochs erleben – und fuchsteufelswild werden. Er fing grundlos mit jedem Streit an: einer Gruppe Soldaten, einem wehrlosen Spießer und sogar den Bullen. Banjo war der Einzige, der ihn beschwichtigen konnte. Die meisten Menschen fanden seine Gegenwart unerträglich, und ohne Banjo wäre er längst tot oder in einer Anstalt gelandet.

Außerdem war Jeeter abergläubisch, und zwar aber-abergläubisch. Zum Beispiel klopfte er eine Flasche vor jedem Schluck dreimal auf den Tisch, weigerte sich, ohne Schuhe zu schlafen, und musste ständig seine Fliegerbrille tragen. Die hatte er schon öfter verloren und dann keine Ruhe gefunden, bis eine neue zur Hand war. Ferner zog er beim Fahren nie einen Helm an, bestand aber darauf, das Banjo es tat. Des Weiteren beharrte Jeeter darauf, Fats müsste Pillen schlucken, und gab ihm ununterbrochen welche in verschiedenen Farben und Formen und zu unterschiedlichen Tageszeiten. Nicht selten hätte Banjo schwören können, es handle sich bloß um Kaudragees und Bonbons.

Er war seit je der Ausgeglichene, der Aufpasser. Jeeter hingegen war – je nach Geisteszustand – ein großartiger Führer und Entscheidungsfinder. Davon hatte jedoch immer seltener die Rede sein können, und seit dem Untergang der Welt überhaupt nicht mehr.

Folglich musste der Aufpasser Banjo die beiden vor sich selbst schützen. Dieses Problem löste er, indem er sie permanent unter Drogen setzte. Diesmal hatte Banjo seinen Brüdern neben ihren regulären Dosen ein kleines Extra untergejubelt, um sie etwas länger schlafen zu lassen.

Er hatte eine Menge zu erledigen und wollte die Rache hinten anstellen, solange die beiden nicht wieder fit waren.

Nachdem er sicher war, sie außer Gefecht gesetzt zu haben, begann Banjo den Plan für ein postapokalyptisches Utopia nach seinen Vorstellungen umzusetzen – Titty City, wie er es nannte. Dazu begab er sich zuerst auf die Suche nach einem neuen Satz Reifen. Danach würde er weitere existenzielle Notwendigkeiten zusammentragen. Während er durch die Straßen lief, schwang er Old Crow und setzte ihn auch zuweilen ein, um ein paar Totenschädel zu knacken.

Stundenlang war er unterwegs und wich ihnen aus, wenn es zu viele wurden. Er fand Lebensmittel und merkte sich mehrere Spirituosenläden. Einmal stieß er auf ein Grüppchen Menschen, vielleicht eine Familie. Sie verschwanden auf der anderen Straßenseite zwischen Gebäuden, doch er hielt sich nicht weiter mit ihnen auf. Banjo wähnte sich auf einer Mission.

Auf einem Dach machte er die Umrisse mehrerer Personen aus. Anscheinend beobachteten sie ihn. Hinter ihnen stieg eine dicke Säule aus dichtem, grauen Qualm auf. Banjo roch brennendes Holz und gebratenes Fleisch. Sein Magen knurrte laut. Gib mir was zu essen, Arschloch! Das Organ rumorte ein paarmal schmerzhaft, doch er ging weiter. Leck mich, Magen.

Hinter den unzähligen Fenstern, an denen er vorbeikam, sah Banjo viele Gesichter – teils lebendig, meistens tot.

Er suchte nach den Zutaten für eine gute Zeit, den Grundlagen des Spaßes. Und Spaß bedeutete für ihn vor allem Titten. Er vermisste Tänzerinnen, Stripperinnen, Kellnerinnen und klassische Nutten. Bestimmt lebten noch irgendwo einige von ihnen, und Banjo wusste, an welchem Ort er nach ihnen suchen würde, nachdem er einen Bus, Lastwagen oder Großraumvan – etwas, mit dem sich eine Menge Schlampen befördern ließen – gefunden hatte. Er würde weder Stripperinnen noch Prostituierte je wieder bezahlen, stattdessen wollte er sich seinen eigenen Harem zusammenstellen.

***

Drei Stunden später stand die Sonne tief am Himmel, und Banjo hätte vor Hunger kotzen können, dachte aber nicht im Traum daran, sein Streben nach Beischlaf aufzugeben. Am Rand einer Straße parkte ein Reisebus. Der war verriegelt, was aber kein Problem darstellte, denn kaum ein Ruck mit Old Crow, und Banjo hatte die Tür geöffnet. Er schloss die Zündung kurz und fuhr auf den Innenhof eines großen Appartementkomplexes. Den Bus parkte er so, dass er die Zufahrt blockierte. Die anderen Wege aufs Gelände wurden von abgeschlossenen Toren gesichert, also würden keine Toten hier antanzen.

Banjo machte sich daran, Türen einzutreten und Wohnungen zu durchsuchen. Wo Tote lauerten, brachte er sie zur Strecke. Er suchte so lange, bis er eine Wohnung fand, deren Besitzer noch lebten.

Ein dunkelhäutiger Mann griff Banjo mit einem Küchenmesser an. Ist das ein Mexikaner? Egal, wenn er nicht schwarz oder weiß ist, kann er nur Mexikaner sein. Er lachte leise vor sich hin, als er mit Old Crow gegen den hochgehaltenen Arm des Kerls schlug. Der Trottel versuchte, den Schlag abzuwehren, handelte sich so jedoch einen glatten Knochenbruch ein. Er fiel schreiend zu Boden. Aus einem anderen Zimmer drang das Gekreisch einer Frau. Den Typen brachte er durch einen weiteren beherzten Hieb mit Old Crow auf den Kopf zum Schweigen. Dann betrat er ein kleines Wohnzimmer. Die Frau schrie noch lauter, und Banjo geriet in Fahrt.

»Halt die Fresse!«, fuhr er sie an.

Sie saß auf einem Sofa und hielt zwei Kinder fest. Banjo sah sie abfällig an. »Fette, mexikanische Schlampe«, grollte er und wandte sich wieder ab, um zu verschwinden. Shit, ich mach keine Kinder kalt. Bin doch kein Unmensch.

Weitere acht Türen, und er war mit dem ersten Gebäude fertig. Es gab noch einige mehr, doch Banjo war müde. Er lehnte sich an ein Balkongeländer. Dieses Unterfangen konnte ewig dauern, aber etwas Besseres fiel ihm nicht ein. Jeeter und Fats träumten hoffentlich immer noch süß.

Im dritten Gebäude – die Sonne ging gerade unter und die Schatten erschwerten sein Vorgehen – fand er eine offene Wohnungstür. Die Bewohner mussten getürmt sein, als sie ihn kommen hörten. Als er eintrat, stank es nach diesem Dreck, mit dem Inder ihren Fraß würzten. Er ging über den Flur, der in ein kleines Wohnzimmer führte. Darin hockte ein alter Mann vornübergebeugt in einem Sessel. In seinem Kopf steckte ein Hammer, frisches Blut strömte ihm noch übers Gesicht und sammelte sich in seinem Schoß. Offensichtlich hatte die Familie erkannt, dass sie fliehen musste, den Großvater jedoch nicht mitnehmen können und verhindern wollen, dass er dem Fremden zum Opfer fiel, der Türen eintrat und Schädel zertrümmerte.

Banjo stapfte enttäuscht aus dem Raum. All die Mühe, und doch nichts vorzuweisen … Auf dem Balkon blieb er stehen. Es war zu dunkel, um weiter zu machen, also ging er wieder hinein und schob den Riegel der Wohnungstür vor. Nachdem er Old Crow auf die Arbeitsplatte in der Küche gelegt hatte, rauchte er eine. Um die Bude zu lüften, öffnete er die Balkonfenster. Dann schleifte er den Alten hinaus und wuchtete ihn über die Brüstung. Zuletzt ließ er sich aufs Sofa fallen, schob sich seinen zerbeulten Helm ins Gesicht und schlief wie ein Baby.

Als Banjo aufwachte, spürte er kaltes Metall an seiner Kehle. Es fühlte sich an wie die Klinge eines Messers, also rührte er sich nicht. Nach ein paar Augenblicken realisierte er, dass es die Unterkante seines Helms war, der noch auf seinem Gesicht lag. Er zog ihn hinunter und blinzelte gegen die Helligkeit an.

Nachdem er hinuntergegangen war, trat er zur Haustür hinaus und sah sich um. So viele Gebäude … Sie weiterhin auf diese Weise zu durchstöbern, kam ihm zwecklos vor. Damit hätte er Tage zubringen können und wäre doch nur auf fette Mexikanerinnen oder stinkende Inder gestoßen. Während er über den Hof des Komplexes lief, schwang er Old Crow und brannte darauf, etwas damit zu demolieren.

Er setzte sich ans Steuer des Busses, schloss ihn wieder kurz und setzte durch die enge Einfahrt zurück, wobei er mehrere Zombies zerquetschte. Dann lenkte er den Boliden in Richtung seines Lieblings-Stripclubs Pop’s.

Das Etablissement befand sich in einem riesigen Bau, den man schon sah, wenn man noch meilenweit entfernt war, ein Stück vom Highway entfernt auf einem weiten Gelände, das sich über eine Anliegerstraße erreichen ließ. Parkplätze gab es zu allen Seiten in Hülle und Fülle. Dass es Bestrebungen gegeben hatte, das gewaltige Gebäude aus Betonziegeln aufzuhübschen, war augenfällig, doch selbst der dunkelrote Anstrich, die Bäumchen in massiven Pflanzenkästen – ebenfalls aus Beton – und eine Doppeltür mit schmucken Paneelen änderten nichts daran, dass es ein gigantischer Klotz aus Schalsteinen mit so viel Klasse wie eine Hure in schäbiger Hasenfelljacke blieb. Alle Fenster und Türen waren vergittert, um Ein- und wahrscheinlich auch Ausbrüche zu vereiteln. Es handelte sich um ein düsteres, dreckiges, abgelegenes Lokal – der perfekte Stripschuppen für Männer, die geile Bräute und billige Drinks suchten.

Banjo bog mit dem Bus auf den leeren Parkplatz ein und fuhr hinters Gebäude. Obwohl er Pop nie persönlich kennengelernt hatte und sowieso nicht sicher war, ob er überhaupt existierte, kannte er alle anderen hier. Da er zur Stammkundschaft zählte und ein Bandit war, behandelte man ihn wie einen VIP. Der Club war enorm groß, und die Tänzerinnen besaßen Zimmer, in denen sie sowohl wohnten als auch arbeiteten.

Banjo stellte den Motor ab und eilte in der Absicht zum Personaleingang, sich mit Old Crow an den Eisengittern und der Holztür dahinter zu schaffen zu machen, doch diese ging weit auf, bevor er sie erreichte.

»Banjo? Was machst du denn hier – und mit dem Bus?«

Es war Slick, ein dünner, drahtiger Türsteher, der es aber mit aller Welt aufnehmen konnte und dies auch tat, wie er jede Nacht mehrmals bewies. Seinen Spitznamen trug er aufgrund seines langen, fettigen Haars. Es triefte buchstäblich vor irgendwelchem schmierigen Zeug. Slick strahlte, sodass eine Reihe abgebrochener, fleckiger Zähne zwischen seinen dünnen Lippen zum Vorschein kamen, die wiederum von dunklen Stoppeln umgeben waren.

»Schieb deinen Arsch rein, Mann. Wir haben Futter hier, falls du hungrig bist.«

»Ausgehungert«, betonte Banjo freudig, während er durch die Hintertür trat.

»Sag schon, wo sind die andern Jungs? Wie seid ihr mit all dem Scheiß klargekommen?« Slick drehte sich wiederholt um, während er sich seinen Weg durch einen Irrgarten aus billiger Täfelung, schmutzigen Teppichen und ausgebleichten Großplakaten mit leicht bekleideten Damen bahnte. Das Gebäude war schon mit Elektrizität ein dämmriger, unheimlicher Ort gewesen, jetzt allerdings völlig finster. Einzig eine Batterielaterne, die Slick hochhielt, erhellte den Flur vor ihnen.

»Uns geht’s gut. Wir haben uns in einem mordsmäßigen Baumarkt auf der anderen Seite der Stadt verschanzt. Ich dachte mir, ich mach ‘ne Spritztour und seh’ bei euch nach dem Rechten.«

»Ziemlich dufte von dir, Mann«, erwiderte Slick, ehe er zwei fatale Fehler beging. Erstens sagte er: »Außer mir sind nur noch Dar und ein paar Girls hier«, zweitens kehrte er Banjo wieder den Rücken zu.

Old Crow ging auf Slicks Murmel nieder. Nachdem er die Laterne aufgehoben hatte, begab sich Banjo zum Büro, wo er zweifelsfrei auf Dar stoßen würde. Der war ein fetter Krüppel und für die Buchhaltung zuständig, bestellte Waren, nahm Anrufe entgegen und ließ hübsche Mädchen auf seiner Flöte spielen – Mädchen, die angeekelt die Lippen schürzen und ihm sagen würden, er solle sich verpissen, hätte er nicht ihre Gehaltschecks unterschrieben und ihnen beträchtliche Boni in Bargeld spendiert. Im Büro war aber niemand, also ging Banjo weiter durch den Flur und die Küche, eher er den Hauptsaal betrat.

Dieser war wiederum sehr groß. Vorn befand sich eine Bühne mit drei Stangen, und an den Seiten gab es mehrere Satellitenpodeste mit je einer Stange in der Mitte. Normalerweise stand das Parkett voller Tische und Stühle, doch die waren nun alle beiseitegeschoben worden. Dar umgab sich mitten im Saal mit acht Mädchen und mehreren Laternen, wie Banjo sie trug. Der Krüppel war nackt und saß in seinem Rollstuhl. Ohne Klamotten sah er noch widerlicher aus. Seine Beine glichen Stöcken mit etwas käsigem Fleisch daran, die unter einem imposanten, mit Pusteln übersäten Wanst hervorstanden. Die Girls trugen Jogginghosen, Laufschuhe und ärmellose Shirts, während sie auf Schlafsäcken lagen oder hockten.

»Ah, Banjo! Willkommen im Thronsaal meines Schlosses.« Dar hielt eine Flasche in einer Hand, deren Inhalt ihn schon ziemlich betrunken gemacht hatte, und winkte mit der anderen. Niemand erkundigte sich nach Slick. Die Mädchen wirkten gelangweilt, ja sogar verdrossen.

»Kommt, Sir Banjo, und kniet nieder, um zum Ritter geschlagen zu werden.«

»Du bist der König?«, fragte Banjo.

»Der einzige wahre, der König der Welt!«

»Und du willst, dass ich vor dir auf die Knie gehe?« Ein nüchterner Mann hätte den ungläubigen Unterton in der Stimme erkannt, in Banjos Starren einen Hinweis auf bevorstehenden Mord.

»Ja, zum Ritterschlag.« Dar wedelte mit seiner Hand in der Luft herum, nahm einen Schluck aus der Flasche und hob den Arm erneut.

Banjo holte in einer flüssigen Bewegung mit Old Crow aus und schlug zu. Dar grinste noch, als seine Schädeldecke nachgab. Eines der Mädchen kiekste leise, die übrigen glotzten den Mann im Rollstuhl mit dem Loch im Kopf an wie einen Salzstreuer auf einem Tisch.

Banjo wandte sich ihnen zu. »Schätze, jetzt bin ich der König.« Er lächelte. »Gehen wir. Packt euren ganzen Krempel und helft mir, den Sprit durch die Hintertür nach draußen zu schaffen.«

»Einen Scheißdreck werden wir!« Das sagte eine Blondine mit einer Menge Holz vor der Hütte – eigentlich passte diese Beschreibung zu den meisten von ihnen. Sie zückte eine Pistole und richtete sie auf Banjo. »Ich gehe nirgendwohin mit dir. Du hast gerade Dar getötet, ganz ohne Grund. Und wo steckt Slick?«

»Bedauerst du wirklich, dass ich ihn eingeschläfert habe?« Blut tropfte von Old Crow, der auf seiner rechten Schulter ruhte.

»Nein, natürlich nicht, aber du bist ein verdammter Mörder. Ich traue dir nicht.«

Als Banjo auf sie zuging, zielte sie genau und spannte den Hahn, bereit zum Feuern. Er blieb stehen und schaute ihr in die Augen. Gerade wollte er sich auf die Blondine stürzen, da kreischte sie, ließ die Waffe fallen und fasste sich ins Gesicht. Eine andere Tänzerin hatte ihr Pfefferspray gezogen und sie damit eingenebelt. Banjo drosch der Blonden Old Crow auf den Kopf und schnappte sich ihre Waffe. Dann lächelte er der Angreiferin zu.

»Wie heißt du?«

»Ich bin Tawny – Milky Way auf der Bühne.« Auch sie war blond, etwas jünger und draller als die tote Pistolenheldin.

»Nun gut, danke für die Hilfe«, entgegnete Banjo. »Jetzt, Ladys, keine Faxen mehr: Reißt euch zusammen. Tawny, du kommst mit mir.«

Jedes Mädchen nahm so viel Alkohol, wie es tragen konnte, und brachte es hinaus zum Bus. Auf einmal hörte Banjo einen aufheulenden Motor und sah, dass zwei Tänzerinnen mit einem Auto davonfuhren. Er schoss auf sie und traf die Heckscheibe. Der Wagen geriet ins Schlingern, entkam aber.

Jetzt belief sich sein Harem auf nur noch fünf Mädchen, und weniger durften es nicht werden. »In den Bus jetzt! Schluss mit den Dummheiten, oder ich knall euch alle ab.«

Die verbliebenen Girls trotteten gemeinsam mit Tawny hinüber.

»Moment«, unterbrach Banjo.« Zuerst blankziehen!«

Erneut gehorchten alle, ohne mit den Wimpern zu zucken. Tawny schaute ihn fragend an.

»Du auch! Runter mit dem Zwirn – alles!«

Schließlich stiegen sie alle nackt in den Bus. Banjo folgte hinterdrein und schloss die Tür. Dann startete er den Motor und machte sich auf den Weg zurück zum Heimwerkermarkt.

***

Der große Bus rollte gemächlich in Richtung Highway. Die beiden getürmten Tänzerinnen waren mit einem alten Cabriolet unterwegs, das schon bessere Tage gesehen hatte, eine Brünette namens Wendy am Steuer und Sally, eine Blondine, ihre Beifahrerin. Die beiden standen sich nahe, seit Sally Wendy unter ihre Fittiche genommen hatte.

Die Fahrerin beobachtete den Bus und beabsichtigte, ihm mit etwas Abstand zu folgen. Sally saß nach vorne zusammengesunken da, sie blutete aus einer Wunde an ihrer Schulter. Sie durfte froh darüber sein, dass die Kugel glatt durchs Fleisch gegangen und nicht steckengeblieben war und keinen Knochen getroffen hatte. Allerdings musste die Verletzung behandelt werden oder sie würde sich entzünden.

Der Bus fuhr auf den Highway. Wendy war keine große Freundin der Luder gewesen, mit denen sie getanzt hatte, doch während der letzten Tage waren sie keine Stripperinnen mehr gewesen, sondern einander als Menschen begegnet – Schwestern, gewissermaßen wie eine Familie. Sie wusste, selbst Tawny handelte aus Furcht, aber warum hatte sie nicht einfach Banjo ins Gesicht gesprüht? Vielleicht war sie wie viele dieser Frauen so lange erniedrigt worden, dass es ihr Urteilsvermögen trübte, was zur Misshandlung neigende Männer betraf.

»Halt durch, Sally, du schaffst das schon«, bekräftigte Wendy und hoffte, Recht zu behalten.

***

Banjo nahm zusehends Fahrt auf. Er hatte die Schlampen dazu gebracht, sich jeweils weit voneinander wegzusetzen, damit sie keinen Ärger stiften konnten. Er beobachtete sie in dem breiten Rückspiegel über seinem Kopf. Alle schauten aus den Fenstern, an denen sie saßen. Während er die Fahrspur wechselte, musste er zweimal hinschauen. War das der Van? Ist nicht wahr … Der Bimbo, der unsere Öfen auf dem Gewissen hat, ist also noch im Spiel.

Er hatte seine Hoffnung auf Rache bereits aufgegeben. Jetzt aber stand ebendieser mitten auf dem Dauerparkplatz des Flughafens, neben einem riesengroßen Loch im Asphalt. Banjo war begeistert, was für ein großartiger Tag! Er hatte seinen Harem gegründet und den gesuchten Van aufgespürt. Jetzt schnell zu den Brüdern zurückkehren, Party machen und dann die Bastarde killen, die ihre Maschinen zerstört hatten.