1947

Er stand in der Haustür und schaute hoffnungsvoll der Briefträgerin entgegen, die in Gummistiefeln über den Hof watete. Das Hochwasser ließ langsam nach, der zu einem See angeschwollene Fluss kehrte in sein Bett zurück. So konnte die Postfrau ohne Risiko an den breitgelaufenen Schlammpfützen vorbei, deren Ränder von einer ersten dünnen Eiskante gesäumt waren, von Tür zu Tür springen. Quer über ihrer dürren Brust hing die schwarze Segeltuchtasche mit den Zeitungen und Briefen und zog sie fast in den Morast.

«Nichts mitgekommen, Lorenz Lorenzowitsch!», rief die Ukrainerin schon aus der Ferne. «Vielleicht ist ja nächste Woche etwas dabei.»

«Schon gut, Maria Petrowna, Sie haben ja keine Schuld. Aber es ist ein wichtiger Brief, auf den ich warte.»

Lorenz ging gedrückt ins Haus. Vor einem Jahr hatten sie ihn aus der direkten Lagerhaft entlassen. Aus den ursprünglichen fünf Jahren Arbeitslager waren neun geworden. Nichts Besonderes in Workuta. Erst recht nicht für einen Deutschen. Die Hoffnung, nach dem Krieg die verfluchte Stadt endlich verlassen zu können, gar in die Heimat zurückzukehren, hatte sich nicht erfüllt. Es wollte sich einfach nichts bewegen.

Lena, seine Frau, hatte erst vor wenigen Wochen entbunden, der Kleine hielt alle auf Trab. Ein Glück, dass sie Jegorowna hatten. Unter diesen Umständen eine Kinderfrau zu finden war nicht einfach. Dass er inzwischen als Hauptmechaniker im Baustoffwerk ordentlich verdiente, eröffnete neue Möglichkeiten. Wer jenseits des Polarkreises Arbeit fand und kein Häftling mehr war, bekam doppeltes Gehalt, doppelten Urlaub, und jedes Jahr im hohen Norden wurde für die Rente wie zwei gezählt. Dennoch hielt sich die Zahl derer, die bleiben wollten, in Grenzen, selbst unter den Russen, die an Entbehrungen gewöhnt waren. Auch Lorenz wäre lieber mit Kind und Frau in den Süden gezogen, doch das konnte vorerst nur ein Traum bleiben. Er saß in Workuta fest. Verbannung nannte sich das. «Na wetschnoje poselenie», «auf ewige Ansiedlung».

Während in zivilisierten Welten das Wort «Verbannung» nur noch in Geschichtsbüchern vorkam, gehörte es in der Sowjetunion der Nachkriegszeit zum Alltag. Es betraf Millionen. Jene, die bereits festsaßen. Aber auch jene, die aus deutscher Gefangenschaft kamen und unter dem Generalverdacht des Verrats in die unwirtlichsten Gegenden des Landes, weit weg von ihrer Heimat und ihren Familien, verschickt wurden. Solche Gegenden gab es in dem Riesenreich viele. Nicht, dass ein Professor der Physik in einem Tschuktschen-Dorf besonders viel für den Aufbau des Sozialismus tun konnte, nein, darauf kam es nicht an, auch wenn überall Fachkräfte fehlten. Die Internierung im Lager oder das Festhalten am Rande der Zivilisation hatte nur einen Grund: Sie hielten die Menschen in Angst und Schrecken. Machte sie gefügig. Ließ nicht zu, dass sie Fragen stellten. Und erst recht nicht Antworten fanden, die eine Führungskaste nicht vorgestanzt hatte.

Frei und doch nicht frei, Workuta, diesen verdammten Ort, die Stadt mit ihren Eisstürmen, der ewigen Dunkelheit, Workuta durfte er nicht verlassen. Nicht einmal einen Ausweis hatte er. Sicher, sie richteten sich ein, wie es Menschen immer tun. Sie versuchten, ein normales Leben zu führen, soweit es normal sein konnte im Reich des Gulag. Der Posten des Hauptmechanikers verschaffte ihnen eine ungewöhnlich geräumige Werkswohnung. Drei Zimmer, Küche und Toilette innen, das gab es sonst kaum. Die Häuser standen zwischen Fluss und Lagerzaun in einem Karree. Außer ihnen wohnten sechs weitere Familien im Haus, fast alle mit gemeinsamer Küchenbenutzung. Ihre Siedlung, der Rudnik, war zwar durch das Wasser vom Rest der Stadt getrennt, aber Stadt konnte man die Ansammlung von Hütten auf der anderen Flussseite ohnehin nicht nennen.

Bei der Namenswahl für den Jungen waren sich Lena und Lorenz schnell einig. Ein russischer Großvater namens Pawel, Pawel Alexandrowitsch, und eine deutsche Großmutter Paula, da konnte der Sohn nur Pawel heißen. Pawel, Paul, ein sehr solider Klang in beiden Sprachen. Es war rührend zu sehen, wie der alte Bolschewik, den sie für seine Überzeugung von einem Gefängnis ins nächste gesperrt hatten, das winzige Wesen auf den Armen trug. Er wanderte mit ihm durch die Wohnung, ein altes Kinderlied vor sich hin brummend. All die Jahre Lager, Zwangsarbeit, Misshandlung und Hunger ließen Pawel Alexandrowitsch nicht verbittern.

Dass mit dem Kindchen das Leben weiterging, dass Tod und NKWD nicht das letzte Wort hatten, das versöhnte ihn selbst mit Lenas Sturheit. Denn alle seine Warnungen, die Tochter möge doch bitte, bitte im Süden bleiben und dort auf seine Rückkehr warten, hatten nicht gefruchtet. Lena machte sich aus dem Donbass auf den Weg nach Workuta. Da war der Krieg noch nicht einmal zu Ende. Daheim in Stalino, wie das alte Jusowka seit den zwanziger Jahren hieß, hatte sie lange auf den Vater gewartet. Vergeblich. Sie hielt nichts mehr in der Stadt – was sollte das für ein Zuhause sein, ohne Vater, ohne Schwester? Nina, die ältere Schwester, hatten die Deutschen geholt. Sie musste eines Tages an einem Sammelpunkt antreten, wurde mit anderen Frauen auf Lastwagen verladen und zur Zwangsarbeit nach Deutschland gebracht. So leicht war das, man trieb die Menschen wie Vieh zusammen und verkaufte sie.

Zwei Postkarten erreichten Lena noch während der Besatzung. Zwischen den Zeilen konnte sie lesen, dass es Nina auf dem Bauernhof in Norddeutschland dreckig ging. Die große Schwester, einmal lebenslustig und stark, wog jetzt kaum noch etwas. Später schickte man sie als Hilfsschwester in ein Lazarett an die Mosel. Da hoffte sie, am Leben zu bleiben … Auch Lena wurde kurz vor dem Abzug der Deutschen zu diesem Sammelpunkt befohlen. Eine Frau kontrollierte die Listen der Zwangsarbeiter; ihr muss das zierliche Mädchen leidgetan haben. So machte sie Lena mit einem entschlossenen Kringel um ein paar Jahre jünger: noch ein Kind, zu schwach für die Arbeit in Deutschland.

Wenige Wochen später war Stalino befreit.

Allen Bitten ihres Vaters zum Trotz packte Lena bald danach ihren Koffer und stieg in den Zug nach Norden. Zu dieser Zeit war Pawel Alexandrowitsch zwar kein «Lagernik» mehr, aber wie die meisten anderen auch nicht frei. Noch tobte der Krieg, und alle, vor allem die «Ehemaligen», mussten dort bleiben, wo man sie eingesperrt hatte. Eines Tages stand nun Lena in dem winzigen Zimmer, das sein und ab sofort auch ihr Zuhause war. Der sonst so ruhige und besonnene Pawel Alexandrowitsch regte sich entsetzlich auf, aber es half nichts. Jetzt galt es, das Mädchen in einer Lagerstadt zu beschützen und für sie eine Arbeit zu finden. Ein Studium kam zu seinem höchsten Bedauern in Workuta nicht in Betracht.

So machte er Lena zwei Angebote. Das erste, es schien ihm das bessere, sie könne als Laborantin bei seinem Freund Professor Stadnikow in die Lehre gehen, einem Akademiemitglied und anerkannte Kapazität auf dem Gebiet fossiler Brennstoffe. Der zweite Vorschlag: Lena lernte technische Zeichnerin bei Aron Borisowitsch Katzer, einem peniblen Mann aus Leningrad, der bei der Verhaftungswelle nach Kirows Tod in die Fänge der Geheimpolizei geraten war. Natürlich kannte er weder Kirow noch irgendwelche Menschen aus dessen Umfeld. Dennoch lautete die Anklage auf Verschwörung. Schon allein dass der Mann Jude war wie Trotzki, galt als Beweis. Zehn Jahre Lager schienen die angemessene Strafe.

Lena zog Lineal und Tuschefeder dem Erlenmeyerkolben vor. Das hatte Folgen. Die Gießerei, in der Pawel nach wie vor arbeitete, gehörte zu den Auftraggebern des Konstruktionsbüros, so wie die mechanischen Werkstätten des Baustoffwerks. Lorenz stand dann wie zufällig, und das immer öfter, am Reißbrett der neuen Mitarbeiterin. Die junge Frau, die nicht wie alle anderen um ihn herum eine Gefangene oder Verbannte war, sondern als «freiwillig angeworbene» Arbeitskraft galt, gefiel ihm. Lorenz war inzwischen 40. Er wusste, wenn er noch einmal so etwas wie ein normales Leben finden wollte, dann musste er sich jetzt entscheiden. Alles andere hieße für immer allein bleiben. Und er entschied sich. Charme, Weltläufigkeit, gute Manieren, all das verfehlte seine Wirkung auf Lena nicht.

So ging das Leben weiter. Neues kam dazu – all den finsteren Prophezeiungen zum Trotz. Wie viele hatten sich zu früh aufgegeben. Wie viele waren nicht nur an der völligen körperlichen Auszehrung, sondern am Erlöschen ihres Willens zerbrochen. Lorenz wollte nicht nur überleben. Er wollte es ihnen allen zeigen. Den Nazis, dem NKWD, allen, die immer und immer wieder danach trachteten, ihn in den Dreck zu drücken, ihn zu zerstören. Ein Kind, eine Frau, eine Familie: Ein deutlicheres Zeichen seines Widerstandes gegen all den Hass, die Gewalt, den Verrat konnte es nicht geben.

Und er wollte weg, wollte endlich nach Hause. So setzte er sich an einem Sonntagnachmittag an den Tisch und legte ein Blatt Papier vor sich hin. Denn wenigstens das wurde ihm jetzt erlaubt, wo er doch ein «Freier» war, wenngleich zweiter Klasse: Briefe zu schreiben und Briefe zu bekommen. Lorenz tunkte die Feder ein:

 

«Lieber Genosse Pieck,
entschuldige vielmals, dass ich mich nach altem Brauche so unvermittelt an Dich wende. Du wirst Dich wohl kaum an mich erinnern können: Lorenz Lochthofen, Student der Westuniversität in Moskau von 1931 bis 1935. Mai 1935 – nach Beendigung der Universität – wurde ich durch das ZK der KPdSU (B) nach Engels kommandiert, wo ich bis 1937 in der Redaktion ‹Nachrichten› arbeitete. 1937 ging es hinter den Polarkreis. Seit Beendigung des Krieges arbeite ich als Hauptmechaniker in einem Betrieb der Stadt Workuta.»
Bis dahin war es der leichte Teil des Schreibens. Er musste nachdenken, dann schrieb er entschlossen weiter:
«Genosse Pieck – um kurz zu sein: Ich verfolge mit lebhaftem Interesse euren Kampf um die Organisation eines neuen demokratischen Deutschland. Ich möchte und will mit dabei sein und in euren Reihen kämpfen. Ich weiß nicht, auf wen ich mich berufen, an wen ich mich wenden kann. Aber ich hoffe, dass es dort noch Genossen gibt, die mich kennen, besonders aus dem Ruhrgebiet. Wenn Du mir einen Hinweis geben kannst, an wen ich mich wenden muss, um die Möglichkeit zu erhalten, in euren Reihen zu kämpfen, so wäre ich Dir unendlich dankbar.
Mit herzlichen Grüßen
Lorenz Lochthofen
 
P.S. Ich soll Dir die letzten Grüße Albert Müllers (Georg Brückmann) übermitteln.
Meine Adresse: Komi ASSR, gorod Workuta, Sawod Stroijmaterialow.»

 

Das Schreiben nahm keine halbe Stunde in Anspruch. Den Umschlag in Workuta zur Post zu bringen, hielt er nicht für ratsam. Er gab ihn einem Geologen mit, der nach Moskau fuhr. Dort in der Hauptstadt fiel ein Brief nach Ostberlin vielleicht nicht so auf. Hier hätten sie ihn einfach verschwinden lassen.

Jetzt hieß es warten.

Lange hatte er überlegt, ob er das Postskriptum anfügen sollte. Brückmann, dessen in Moskau bekannter Deckname Albert Müller lautete, hatte in der deutschen Sektion der Komintern vor allem mit Kaderfragen zu tun. Er war ein enger Vertrauter Piecks. Das Gerücht, Brückmann habe selbst Listen zusammengestellt, anhand deren der NKWD deutsche Emigranten verhaftete, kannte Lorenz, noch ehe ihm der Mann in seinem erbärmlichen Zustand in Workuta begegnete. Er lag in der Sanitätsbaracke, das Sterben hatte schon begonnen. Während sich Lorenz langsam von einer schweren Lungenentzündung erholte, verließen Brückmann die Kräfte. Dass man den Informanten selbst ins Lager geschickt hatte, gehörte zu den Methoden des Geheimdienstes. Zeugen verstummten so für immer.

Ob das Schicksal seines Gefährten den SED-Spitzenmann in Berlin bewegte? Pieck schien nicht ganz so abgestumpft wie viele andere Parteiobere. Aber auch er hatte zu lange in Moskau zittern müssen, als dass er ein Risiko eingehen würde. Lorenz wusste nur zu gut, dass ein solcher Brief in Berlin, wenn überhaupt, dann nur mit der Kohlenzange angefasst würde. Nachrichten von jenen, die saßen – und mochten es noch so verdiente Genossen sein –, liebte man gar nicht. Sie störten das Seelenheil derer, an denen der Kelch, aus welchem Grund auch immer, vorübergegangen war. Weil sie zu prominent waren, weil sie als Aushängeschild gebraucht wurden, weil es der Zufall wollte oder weil sie selbst tüchtig dabei halfen, Parteifreunde ins Lager zu schicken und wunderbar mit dem NKWD paktierten.

Auf Post aus Workuta wartete keiner.

So kam es, wie es Lorenz befürchten musste, die dürre Postfrau brachte nie ein Schreiben aus Berlin. Antwort auf seinen Brief erhielt er nicht. Obwohl seine Zeilen an Pieck fein säuberlich in seiner Akte abgeheftet wurden, einem Papierkonvolut, das unabhängig von ihm in Berlin bereits ein eigenes Leben führte.

 

Der NKWD ließ nicht locker. Noch hatte er die Macht. Lorenz spürte es, auch wenn die Kraft schwand. 1947 war nicht mehr 1937, aber noch saß im Kreml derselbe grausame Mann. Noch führte kein Weg fort aus dem Norden. Workuta lebenslang. Aber was hieß schon in diesem Leben lebenslang? Gerade war ein tausendjähriges Reich zu Asche zerfallen.

Über Monate tat sich nichts. Dann musste es plötzlich sehr schnell gehen. Er wurde in die NKWD-Zentrale bestellt, wo ihn ein geschniegelter Leutnant begrüßte. Lorenz hatte die Nacht zuvor nicht geschlafen. Wie sollte er wissen, welche Gemeinheiten sie sich wieder ausgedacht hatten? Der Anlass für das Treffen konnte harmlos sein, aber genauso gefährlich. Ein Jahr nach der großen Amnestie waberten aus Moskau die Gerüchte, eine neue Welle des Terrors sei im Anrollen. Da war es vielleicht sogar von Vorteil, in Workuta zu sein und nicht erst dorthin verschickt zu werden.

Der Leutnant im «schlauen Häuschen» schwatzte lange über dies und das, ob es bei der Teilung Deutschlands bleiben werde und was er, Lorenz, zur Rolle der USA sagen könne, die ja wohl zum Angriff auf die Sowjetunion blase, den stolzesten Hort aller Werktätigen dieser Welt. Auch was er denn so von der Bewegung der Schnellarbeiter-Methode im sozialistischen Wettbewerb hielt, wollte der Offizier wissen. Schließlich sei er als Hauptmechaniker ja ein Fachmann. Dann kam er endlich zur Sache:

«Sie haben einen Antrag auf einen Passport gestellt?»

Sofort war Lorenz angespannt. Natürlich, seine Frist war längst abgelaufen. Er wollte Papiere, die ihn zu einem freien Mann machten. Es war beileibe kein Auslandspass, sondern nur ein Ausweis, den sie hier nach alter Tradition großspurig Passport nannten.

«Nun, wir haben darüber beraten. Sie sind zwar ein Deutscher. Genauer gesagt: ein Reichsdeutscher. Da gibt es, wie Sie wissen, einen markanten Unterschied.»

Er schaute den Häftling an.

«Sie haben aber gegen die Faschisten gekämpft, da war ich noch ein Lenin-Pionier. Glauben Sie mir, ich weiß, was das bedeutet. Na ja. Wir haben beschlossen, dass sie ab sofort frei sind.»

«Frei?!»

Lorenz wiederholte das Wort «Swobodny» nachdenklich. Diesen Augenblick hatte er sich oft vorzustellen versucht. Wie reagierte man darauf nach all den Jahren der Erniedrigung?

Wieder frei … Jetzt, wo es ausgesprochen war, fühlte er nichts. Das Leben hatte ihn gelehrt, auch in Momenten des Glücks die Gefühle zu unterdrücken. Gefühle machten angreifbar. Wer sich von Gefühlen leiten ließ, war schon verloren. Am besten, man gab die Gefühle am Lagertor ab. Ein Prinzip des Überlebens.

«Was heißt das? Frei?»

Er schaute den Leutnant an. Das russische Wort «Freiheit» hatte natürlich die gleiche Bedeutung wie in der französischen oder in der deutschen Sprache. Frei hieß frei. Man konnte gehen, wohin man wollte. Man konnte leben, wo man wollte. Man musste bei niemandem dafür um Erlaubnis bitten. Nur mit der sowjetischen Ausprägung des russischen Wortes «Freiheit» verhielt es sich eigenartig. Freiheit hieß hier allenfalls Abwesenheit von Stacheldraht. Der Rest wurde unter bürgerliche Dekadenz gefasst. Und frei unter den Bedingungen Workutas war etwas ganz Besonderes.

Der Leutnant lächelte zurück:

«Na, Sie wissen schon. Sie sind frei. Natürlich gibt es ein paar kleine Einschränkungen. Sie müssen hier in Workuta bleiben. Der Norden hat ja auch seine schönen Seiten. Nicht wahr? Die Arbeit als Mechaniker macht Ihnen doch Spaß? Die bringt Ihnen ordentlich Rubelchen ein. Und dann wird man sehen.»

Lorenz lächelte nicht.

«Was ist das für eine Freiheit? Wenn man den Ort seiner Lagerhaft nicht verlassen kann?»

«Ach, wissen Sie, man kann auch einen Fisch zweiten Frischegrades essen, wenn man ihn scharf brät und ordentlich mit Knoblauch einreibt. Glauben Sie mir, eine Delikatesse! Da riechen Sie nichts! Nicht einen Hauch! Auch wenn der Stör etwas lange in der Sonne gelegen hat. Immerhin, sie verkaufen auch Wobla dritten Frischegrades. Aber ich selbst habe es noch nicht probiert.»

«Freiheit zweiten Frischegrades? Meinen Sie damit die Verbannung? Wie heißt es doch in dem entsprechenden Ukas: Ansiedlung auf immer und ewig. Meinen Sie das mit Freiheit?»

Wenn es nicht um sein Leben gegangen wäre, hätte Lorenz diesem pomadigen Leutnant einfach ins Gesicht gespuckt. Sie hielten ihn hier Jahre fest, ohne gültiges Urteil, nie hatte er einen Richter gesehen. Ihre Willkür kannte keine Grenzen. Von wegen kein Stacheldraht mehr, keine Wachtürme!

«Lorenz Lorenzowitsch, Sie machen es einem nicht leicht, Ihnen eine gute Nachricht zu überbringen.»

Der NKWD-Mann wurde ärgerlich:

«Sie sind frei. Und das mit der ‹Ansiedlung auf ewig›, nehmen Sie das nicht so schwer. Kommt Zeit, kommt Rat. Bedenken Sie doch, Sie sind ein Deutscher. Dass man Sie nach diesem Krieg überhaupt aus der Haft entlässt, das ist doch schon was.»

«Ich habe den Krieg nicht geführt.»

«Ja, ja. Ich verstehe das. Aber Sie müssen auch die verstehen, die in jedem Deutschen einen Feind sehen. Die würden an meiner Stelle anders entscheiden. War er selbst nicht dabei, dann war es sein Bruder, war’s der Bruder nicht, dann der Schwager …»

«Mein Schwager saß als einer der Ersten im KZ!»

«Nun, dann war’s der Nachbar. Des Nachbars Kinder. Sei’s drum. Sie bekommen Papiere, ist das nichts?»

«Doch, doch.»

«Na sehen Sie. Und es gibt noch eine gute Nachricht: ‹Schuhgröße 38›. Verstehen Sie? 38!»

«38?!»

«Ja, Paragraph 38! Sie können reisen, wohin Sie wollen. Allerdings nur, wenn Sie immer schön brav nach Workuta zurückkommen. Natürlich ist Moskau oder Leningrad als Aufenthaltsort ausgeschlossen. Aber zur Kur oder in den Urlaub fahren, das geht. Wenn Sie wollen, sogar in den Süden. Nur immer, wie gesagt, immer schön zurückkommen und melden. Sonst gibt’s Ärger. Na, Sie sind ja ein kluger Mann und kennen die Konsequenzen. Ist das auch nichts?»

Schuhgröße 38. Das war Häftlingsjargon. Die Paragraphen, nach denen man entlassen wurde, lagen im Bereich der Schuhgrößen. Wer die 38 erhielt, konnte zufrieden sein. Lorenz war klar, dass er auf mehr nicht hoffen durfte. Eigentlich war Verbannung «plus» für Deutsche nicht vorgesehen. Ja, selbst die meisten Russen, die frei wurden, bekamen 39 und aufwärts. Das hieß, sie durften nicht näher als auf 101 Kilometer an eine Bezirksstadt heran. Von den großen Metropolen ganz zu schweigen. Wenn sie dort eine Milizpatrouille erwischte, gab’s eine neue Frist, und ab ging’s wieder ins Lager. So gesehen hatte er wirklich Glück.

Sklavenglück. Nicht das Glück des freien Mannes.

«Hier ist Ihre Bestätigung.» Der Offizier reichte Lorenz ein Blatt Papier über den Schreibtisch.

«Gehen Sie mit der Sprawka zur Miliz und lassen Sie sich einen Passport ausstellen. Ich wette, Sie sind eher am Schwarzen Meer als ich. Doch vergessen Sie nie: Immer schön bei der Miliz melden. Damit wir wissen, dass Sie noch da sind.»

Der Leutnant schüttelte Lorenz zum Abschied enthusiastisch die Hand, als sei er gerade Sieger im sozialistischen Wettbewerb geworden. Lorenz schaute erst ihn und dann die auf und ab schwingenden Hände entgeistert an. Wie beschränkt oder verblendet musste man sein, um zu erwarten, dass die vielen geschundenen Menschen, von denen sich das Lager nährte, am Ende auch noch dankbar wären, wenn man ihnen die Kette, an der sie hingen, etwas lockerte, aber das Stachelhalsband angelegt blieb?

Für einen Augenblick war Lorenz in seinen Gedanken versunken. Der arme Marx. Wie kamen diese Menschen dazu, zu behaupten, das alles geschehe nach seinem Willen? Vielleicht lag es ja an Russland. Unterentwickelt und fromm. Dass gerade hier das große Experiment seinen Anfang nahm, war sicher ein Versehen der Geschichte. Das tiefgläubige Land hatte den alten Gott abgeschafft und ihn durch die neuen Gottheiten ersetzt. Glaube statt Wissen. Und Stalin war ihr Prophet und der NKWD eine Priesterkaste, die dafür sorgte, dass keiner vom rechten Weg abkam, und immer genug Opferlämmer zur Hand waren.

Lorenz ging. Und merkte erst draußen, dass er das Blatt fast zerknüllt hatte. Er versuchte, es über dem Knie glatt zu streichen, aber es wurde nicht glatt. Nun, es musste auch so gehen. Natürlich wusste er, dass ein Deutscher in Workuta mehr nicht erwarten konnte. Andere bekamen ihren Wisch und durften doch nur bis zur Stadtgrenze.

 

Brechend voll. Bei der Miliz drängten sich die Menschen. Was sie alle dort wollten, konnte man schwer ergründen. Und wie immer in Russland hatte von fünf Schaltern einer geöffnet. Das hieß, warten, warten, warten. Als Lorenz endlich an die Reihe kam, taten ihm die Beine und das Kreuz weh. Er schob das Papier, das er vom NKWD-Leutnant erhalten hatte, durch die Öffnung des kleinen Fensters. Barsch nahm eine uniformierte Frau den Zettel, warf einen Blick darauf, fragte, ob er auch Passbilder hätte. Er hatte. Die Frau klemmte die Fotos an das Blatt, schob alles einem Mitarbeiter zu und machte eine kurze Bemerkung, die Lorenz nicht verstand:

«Wie bitte? Was haben Sie gesagt?»

«Nichts. Zumindest nichts, was Sie angehen könnte. Ihre Papiere werden bearbeitet. Warten Sie. Der Nächste …»

Lorenz ging zwei Schritte beiseite, blieb aber so stehen, dass er das Geschehen hinter dem Schalterfenster im Auge behielt und auch die Frau ihn noch sehen konnte. Das schien ihm die sicherste Methode zu sein, um nicht sofort wieder vergessen zu werden. Dennoch dauerte es seine Zeit, bis er endlich seinen Namen, diesmal als «Logofen», rufen hörte.

Die Frau in der blauen Milizionärbluse, die ihr um einiges zu knapp saß und am Busen, aber noch mehr über dem Bauch spannte, schob missmutig den nagelneuen Passport durch das Fenster. Nachdem er auch die Bescheinigung zurückhatte, bedankte sich Lorenz freundlich. Die schlechte Laune dieses Weibes konnte ihm jetzt egal sein. Dachte er. Auf dem Weg zur Tür blätterte er den Ausweis durch, ein Hochgefühl machte sich breit: Immerhin, du hast jetzt Papiere, das ist doch schon etwas. Aber plötzlich stutzte er. Was war das? In der entsprechenden Rubrik stand statt Paragraph 38 deutlich Paragraph 39. Das war nicht richtig. Er machte auf der Stelle kehrt und schob, nicht ohne zuvor höflich um Erlaubnis gebeten zu haben, den Kopf wieder durch das Schalterfenster.

«Genossin Milizionärin, hier liegt ein Versehen vor. Statt 39 muss es 38 heißen …»

«Zeigen Sie her!» Sie riss ihm den Ausweis aus der Hand.

Lorenz hatte den Eindruck, sie wusste sehr wohl, was da stand.

«Ich kann keinen Fehler erkennen.»

Sie schob das nach frischem «Dermantin»-Kunstleder riechende Heftchen verächtlich zurück.

«Aber natürlich liegt hier ein Fehler vor. In der Sprawka heißt es eindeutig 38. So muss es auch im Ausweis stehen: 38, nicht 39!»

«Bürger, seien Sie nicht so kleinlich», keifte die Milizionärin. «Was macht das schon, 38 oder 39?»

Die Frau war sich ihrer Position bewusst, sie zeigte keinerlei Bereitschaft, den Fehler zu korrigieren.

«Wenn es eine Kleinigkeit ist», Lorenz blieb hartnäckig, obwohl die Schlange der Wartenden schon zu murren begann, «dann schreiben Sie es korrekt auf, und ich gehe sofort.»

«Das ist korrekt. Und wenn Sie es genau wissen wollen: Für einen Deutschen gibt es keinen Paragraph 38. Die Bestimmungen der Amnestie gelten für dieses Völkchen nicht.»

Das ganze Büro lachte. Außer der Frau am Schalter und ihrem Gegenüber saßen im Hintergrund des Raums offensichtlich noch weitere Mitarbeiter.

«Bürger Deutscher, halten Sie die Menschen nicht auf. Es wollen heute auch noch andere drankommen.»

Sie hob ihren ausladenden Hintern vom Stuhl, sah zum Schalterfenster hinaus und rief fröhlich:

«Der Nächste!»

Da stand Lorenz nun. Bebend vor Wut. So war das, die hatten die Macht, die konnten verfahren, wie sie wollten. Aus Faulheit, Boshaftigkeit, Missgunst. Lorenz musste nicht nach Worten suchen, ihm fielen noch ganz andere ein. Aber nicht mit ihm. Er würde sich das nicht bieten lassen. Im Gespräch mit dem Leutnant hatte er gerade noch über die Ungerechtigkeit des Paragraphen 38 geschimpft, und jetzt sollte er nicht einmal den bekommen. Nein, der Tag war noch nicht zu Ende. Er warf die Tür zu und machte sich erneut auf den Weg ins «schlaue Häuschen».

Doch weiter als ins Vorzimmer kam er nicht. Dort saß inzwischen ein Sergeant auf der Ecke eines Schreibtischs, die Schirmmütze lässig nach hinten geschoben, und unterhielt die beiden Sekretärinnen. Die kicherten gerade, als Lorenz in den Raum trat. Auf seine Begrüßung reagierten sie so wenig wie auf die Frage, ob Leutnant Petritski – den Namen hatte er draußen aufgeschnappt – zu sprechen sei. Stattdessen drehte sich der Sergeant unwillig um und schaute den Fragenden ärgerlich an.

«Hier ist geschlossen, das sehen Sie doch! Kommen Sie morgen wieder.»

Er ließ keinen Zweifel, dass für ihn das Gespräch damit beendet sei, und wandte sich wieder den Frauen zu:

«Wo waren wir stehengeblieben?»

Doch Lorenz war nicht bereit, sich so schnell geschlagen zu geben. Womöglich würde am nächsten Tag schon niemand mehr wissen, ob der oder ein anderer Paragraph richtig war. Was in der Konsequenz bedeutete, dass er auch in den kommenden Jahren Workuta nicht verlassen dürfte.

«Wenn der Genosse Leutnant nicht da ist, dann schauen Sie auf die Papiere. Man hat mir einen falschen Paragraphen in das Dokument geschrieben, und die Miliz will es nicht korrigieren.»

Lorenz hielt dem Sergeanten Ausweis und Bescheinigung hin. Der kam nicht umhin, sich wieder umzudrehen.

«Ob 38 oder 39 – was macht das schon aus?»

Lorenz fiel es immer schwerer, sich zu beherrschen.

«Für mich sehr viel!»

«Na, wenn’s weiter nichts ist …»

Der Sergeant schaute zu den beiden Frauen, und als spräche er nur mit ihnen, nicht mit Lorenz, grinste er:

«Den Deutschen steht die 38 gar nicht zu. Da gibt es sogar einen Ukas der Regierung. Also gehen Sie, bevor wir uns die Sache noch einmal anders überlegen. Ein besseres Papier kriegen Sie nicht.»

«Doch, bekommt er!»

Von allen unbemerkt, hatte der Leutnant den Raum betreten.

«Pankin, hast du nichts anderes zu tun, als Mascha und Olga von der Arbeit abzuhalten? Ich hätte da etwas für dich. Diese Depesche muss zum 4. Schacht. Hier, nimm und ab.»

Petritski schob dem Sergeanten einen Umschlag zu. Man sah es ihm an, die Sache mit dem Passport ärgerte ihn weit weniger als dieser Bursche, der es wagte, in seinem Vorzimmer herumzulungern und seinen Sekretärinnen schöne Augen zu machen.

«Aber Genosse Leutnant, bis zum 4. Schacht ist es ein langer Marsch, und es ist längst Nachmittag!»

«Ich weiß, wie spät es ist. Und wenn du dich nicht sofort auf den Weg machst, hat die Kantine geschlossen, bis du zurück bist. An deiner Stelle würde ich mich beeilen.»

Der Sergeant warf einen zornigen Blick in die Runde und verschwand. Petritski nahm Lorenz die Bescheinigung aus der Hand, griff den Federhalter und schmierte quer über das Papier: «Überprüft. Sofort erledigen. Petritski». Lorenz steckte den Wisch ein, bedankte sich und eilte davon. Er musste schnellstens zur Miliz, hoffentlich war der Schalter noch geöffnet und die Schlange nicht mehr so lang. Dass es den vergleichsweise milden Paragraphen 38 für Deutsche praktisch nicht gab, wusste er nun. Und was auch immer den NKWD-Offizier dazu gebracht hatte, für ihn eine Ausnahme zu machen, schon morgen konnte er sich anders entscheiden.

Die Miliz hatte noch geöffnet. Die Schlange mit den Wartenden war noch länger, dementsprechend gereizt die Stimmung. Dazu die Frau hinter dem Schalter, die inzwischen auf Nachfragen nur noch hysterisch reagierte. Einfach an den Wartenden vorbeizugehen, schien Lorenz nicht angeraten. Dennoch machte er einen verzweifelten Versuch, das Prozedere abzukürzen.

«Genossen, ich will mich nicht vordrängeln, aber ich habe hier schon einmal zwei Stunden angestanden.»

«Na und? Wir stehen schon drei.»

«Die haben einen Fehler gemacht.»

«Das wird nicht der letzte sein.»

«Aber versteht doch: Ich möchte nur eine Korrektur.»

«Erst heißt’s, nur eine Korrektur, dann dauert es ewig.»

«Glaubt mir, es geht schnell. Darf ich!?»

Die Masse der Wartenden reagierte unentschlossen, Lorenz machte einen Schritt zum Fenster und schob die Papiere hinein. Ein gellender Schrei:

«Hier ist schon wieder der Deutsche!»

Die Frau hinter dem Schalterfenster warf ihren Federhalter weg, die Tinte spritzte in alle Richtungen. Sie sprang auf und ging in den Teil des Raums, den man nicht einsehen konnte. An ihrer Stelle erschien ein Milizionär, offenbar ihr Vorgesetzter.

«Was ist hier los, Bürger?», herrschte er Lorenz an. «Warum lassen Sie die Frau nicht in Ruhe arbeiten?»

«Lasse ich gerne, wenn sie nur so freundlich wäre, den kleinen Fehler, die Ungenauigkeit, die sich beim Ausstellen meines Passports eingeschlichen hat, zu korrigieren.»

«Was für ein Fehler?»

Lorenz wies auf die Stelle:

«Hier muss es 38 und nicht 39 heißen!»

Der Miliz-Chef musterte die Seite:

«Alles richtig. Paragraph 38 gibt es für Deutsche nicht. Da ist die Richtlinie eindeutig …»

«Hier, lesen Sie, was Petritski geschrieben hat. Oder wollen Sie es besser wissen als der NKWD-Natschalnik?»

Der Milizionär stutzte, als er den Namen Petritskis hörte.

«Sofort erledigen … Der Teufel soll sie holen!»

Er schaute Lorenz an, dann wieder das Blatt. Man sah seine Verärgerung; natürlich wusste er, dass offene Kritik am NKWD auch für einen Milizionär nicht ungefährlich war.

«Einen Tag wollen sie es so, den anderen heißt es, Kommando zurück. Na, mir soll es egal sein. Alla, mach die Sache fertig.»

Es vergingen keine zehn Minuten, dann flog sein Ausweis aus dem Fensterchen und rutschte weit über das Brett. Mit einem Satz war Lorenz zur Stelle. Er blätterte die Seiten durch. Tatsächlich, statt einer 39 stand die 38 da. Aber wie sah das aus? Unglaublich. Lorenz schlug den Pass auf die Holztheke. Die 9 hatte man mit einer Rasierklinge herausgekratzt, so war die Tusche bei der 8 auf dem dünnen Papier verlaufen. Selbst ein Laie erkannte, dass diese Stelle manipuliert war.

«Uch, Bljad», entfuhr es Lorenz.

Auch wenn «Hure» normalerweise nicht zu seinem Wortschatz gehörte, er musste sich Luft machen. Da er sich nicht noch einmal an der Schlange vorbei zum Schalterfenster wagte, entschied er sich für den Hintereingang. Die Tür sprang auf, der Miliz-Chef stand vor ihm.

«Sie? Sie haben doch alles. Was wollen Sie noch?»

«Das ist kein Passport, sondern ein Dreck. Sehen Sie, jeder wird denken, ich habe ihn gefälscht! Und das stellt die Miliz aus?!»

Der Uniformierte schaute sich die Seite an. Auch er hatte so etwas offensichtlich noch nicht gesehen.

«Alla? Ah? Allotschka? Was hast du dir dabei gedacht? Wir sind doch hier nicht auf dem Basar. Wir sind eine Behörde. Die muss exakt arbeiten.»

Aus der Tiefe des Raums konnte man wieder das Kreischen der Mitarbeiterin hören:

«Wladimir Petrowitsch, was sollte ich tun? Ich hatte doch kein weiteres Passbild. Sonst hätte ich ihm natürlich ein neues Dokument ausgestellt.»

«Bürger, Sie hören, es hapert am Passbild. Da müssen Sie noch mal kommen.»

Doch Lorenz war fest entschlossen, hier und heute seinen Passport mitzunehmen.

«Sie haben noch ein Foto von mir. Ich habe zwei abgegeben. Das zweite ist bei den Unterlagen. Nehmen Sie das.»

Der Milizionär schaute ihn traurig an. Diese Art von Kunden liebte er. Ärger, nichts als Ärger. Dazu die schlechte Laune Allas. Er bedeutete Lorenz, auf dem Gang zu warten. Endlich ging die Tür auf, und Lorenz erhielt seinen Passport. Er war ein fast freier Mann.

Schwarzes Eis: Der Lebensroman meines Vaters
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