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Gabrielle hielt ein weiteres Blatt einer Küchenrolle unter das kalte Wasser, das in ihre Spüle lief. Mehrere andere lagen, weggeworfen, bereits in dem Becken. Sie waren klatschnass und rosa von ihrem Blut sowie grau durch den Schmutz von dem Gehwegsplitt, den sie aus ihren Handflächen und den bloßen Knien gewaschen hatte. Gabrielle stand in Büstenhalter und Slip da. Sie gab etwas Flüssigseife auf das Knäuel aus feuchtem Papier und rieb dann behutsam über die Abschürfungen an beiden Handflächen.

„Au“, keuchte sie und zuckte zusammen, als sie über ein scharfes Steinchen wischte, das in der Wunde steckte. Sie zog es heraus und warf es zu den anderen, die sie bei ihrer gründlichen Reinigung zutage gefördert hatte, in die Spüle.

Gott, sie sah einfach schlimm aus.

Ihr neuer Rock war zerrissen, vollkommen ruiniert. Der Saum ihres Pullovers war ausgefranst, als sie über den Asphalt geschrammt war. Ihre Hände und Knie sahen aus, als wäre sie ein ungestümes, unbeholfenes Kind, das sich ständig wehtat.

Außerdem hatte sie sich in aller Öffentlichkeit total zum Affen gemacht.

Was zum Teufel stimmte nicht mit ihr? Sie drehte doch sonst nicht so durch!

Es war der Bürgermeister gewesen, um Himmels willen. Und sie war vor seinem Auto geflohen, als ob sie befürchtet hätte, es hätte sich bei ihm um einen …

Um was gehandelt? Irgendein Monster?

Vampir.

Gabrielles Hand hielt inne.

Sie hörte das Wort in ihrem Kopf, auch wenn sie sich weigerte, es laut auszusprechen. Es war das gleiche Wort, das seit dem Mord, den sie vor dem Nachtclub gesehen hatte, an den Rand ihres Bewusstseins gedrungen war. Ein Wort, das sie nicht akzeptieren würde, nicht einmal allein, in der Stille ihrer leeren Wohnung.

Vampire waren die Obsession ihrer verrückten leiblichen Mutter gewesen, nicht ihre eigene.

Die unbekannte junge Frau hatte an schweren Wahnvorstellungen gelitten, als die Polizei sie damals auf der Straße aufgelesen hatte. Sie hatte davon gesprochen, dass sie von Dämonen verfolgt worden war, die ihr Blut hatten trinken wollen – und es tatsächlich auch versucht hatten. Das war jedenfalls ihre Erklärung für die seltsamen Verletzungen an ihrer Kehle gewesen. Die Gerichtsdokumente, die Gabrielle aufgrund der Bemühungen der Maxwells ausgehändigt worden waren, waren voll mit wilden Hinweisen auf blutdurstige Dämonen, die angeblich frei in der Stadt herumliefen.

Unmöglich.

Es war wirklich verrückt, so etwas zu denken, und Gabrielle wusste das auch.

Sie war auf dem besten Wege, ihre Einbildungen und ihre Ängste, dass sie eines Tages wie ihre Mutter verrückt werden könnte, die Oberhand gewinnen zu lassen. Doch sie war zu klug dafür. Zumindest aber geistig gesund genug.

Gott, das musste sie wenigstens sein.

Dass sie heute diesen jungen Mann von der Polizeiwache gesehen hatte – zusätzlich zu allem anderen, was sie in den vergangenen Tagen durchgemacht hatte –, löste einfach etwas in ihr aus. Auch wenn sie sich, wenn sie genauer darüber nachdachte, nicht einmal sicher war, dass der Typ, den sie im Park gesehen hatte, tatsächlich der Büroangestellte war, den sie letztes Wochenende auf dem Polizeirevier gesehen hatte.

Und was, wenn er es wirklich war? Vielleicht war er nur im Stadtpark gewesen, um dort seine Mittagspause zu verbringen und das Wetter zu genießen, wie es bei ihr selbst auch der Fall gewesen war. Das war ja kein Verbrechen. Wenn er sie angestarrt hatte, dann vielleicht nur deshalb, weil er ebenfalls gedacht hatte, dass sie ihm bekannt vorkam. Vielleicht wäre er zu ihr herübergekommen und hätte sie angesprochen, wenn sie nicht auf ihn losgegangen wäre wie eine paranoide Psychopathin und ihn beschuldigt hätte, ihr nachzuspionieren.

Oh, wäre es nicht komisch, wenn er zur Polizeiwache zurückkehrte und allen erzählen würde, wie sie ihn mehrere Blocks bis nach Chinatown gejagt hatte?

Wenn Lucan davon hören würde, würde sie ganz bestimmt vor Scham sterben.

Gabrielle nahm die Säuberung ihrer aufgeschrammten Handflächen wieder auf und versuchte, den gesamten Tag aus dem Kopf zu bekommen. Dennoch war sie immer noch voller Angst, und ihr Herz pochte wie wild. Sie betupfte die Wunden und sah dem dünnen Rinnsal aus Blut zu, das über ihr Handgelenk lief.

Der Anblick beruhigte sie auf eine merkwürdige Art. Das war schon immer so gewesen.

Als sie noch jünger gewesen war und nicht gewusst hatte, wohin mit all den Gefühlen und dem ganzen Druck, die sich in ihr aufgebaut hatten, hatte oft ein winziger Schnitt genügt, um ihr Erleichterung zu verschaffen.

Das erste Mal war es ein Unfall gewesen. Gabrielle hatte in einer ihrer Pflegefamilien einen Apfel geschält, als das Messer plötzlich abgerutscht war und sie sich in den Ballen ihres Daumens geschnitten hatte. Es hatte ein bisschen wehgetan, aber als das Blut herausgequollen war, ein Rinnsal aus glänzendem, hellem Karmesinrot, hatte Gabrielle keine Panik und keine Angst empfunden.

Sie hatte Faszination empfunden.

Eine unglaubliche Art von … Frieden.

Ein paar Monate nach dieser überraschenden Entdeckung hatte Gabrielle sich wieder geschnitten. Sie hatte es vorsätzlich getan, heimlich und nicht mit der Absicht, sich selbst ernsthaft Schaden zuzufügen. Mit der Zeit begann sie es regelmäßig zu tun, wann immer sie das Bedürfnis verspürt hatte, das gleiche tiefe Gefühl von Ruhe zu empfinden.

Und sie verspürte dieses Bedürfnis auch jetzt; aufgeregt und nervös wie eine Katze. Ihre Ohren achteten auf jedes kleine Geräusch, das in der Wohnung und draußen zu hören war. Ihr Herz pochte. Sie atmete flach und schnell durch den Mund.

Ihre Gedanken flogen von einer Erinnerung zur anderen, von der Nacht beim Club über die gruselige Nervenheilanstalt, wo sie neulich morgens Fotos gemacht hatte, bis hin zu der verwirrenden, irrationalen, existenziellen Angst, die sie an diesem Nachmittag in der Stadt gespürt hatte.

Sie brauchte ein bisschen Frieden, etwas Abstand von all diesen Dingen.

Und seien es nur einige wenige Minuten Ruhe.

Gabrielles Blick glitt zu dem hölzernen Messerblock, der auf der Küchentheke neben ihr stand. Sie streckte die Hand aus und nahm eines der Messer in die Hand. Es war Jahre her, dass sie das zuletzt getan hatte. Sie hatte so hart daran gearbeitet, diesen merkwürdigen, beschämenden Zwang zu beherrschen.

War er je wirklich verschwunden?

Ihre Psychologen und Sozialarbeiter – alle staatlich geprüft – waren schließlich davon überzeugt gewesen. Und auch die Maxwells.

Gabrielle bezweifelte das, als sie das Messer zu ihrem bloßen Arm führte und spürte, wie sie düstere Vorfreude überkam. Sie drückte die Spitze der Klinge gegen den fleischigen Teil ihres Unterarms, aber noch nicht so fest, dass die Klinge die Haut verletzt hätte.

Das hier war ihr persönlicher Dämon – noch nie hatte sie offen darüber mit jemandem gesprochen, nicht einmal mit Jamie, ihrem engsten Freund.

Niemand würde es verstehen.

Sie verstand es ja selbst kaum.

Gabrielle legte den Kopf in den Nacken und holte tief Luft. Als sie langsam wieder ausatmete und ihr Kinn nach unten sinken ließ, sah sie ihr Spiegelbild in dem Fensterglas über der Spüle. Das Gesicht, das sie anstarrte, sah abgespannt und traurig aus, die Augen gehetzt und erschöpft.

„Wer bist du?“, flüsterte sie diesem geisterhaften Spiegelbild zu. Sie musste ein Schluchzen unterdrücken. „Was stimmt nicht mit dir?“ Unglücklich über sich selbst, warf sie das Messer in die Spüle und wich zurück, als es in dem Becken aus verchromtem Stahl schepperte.

 

Das stetige Rattern der Hubschrauberrotoren durchbrach die Stille der Nacht über der alten Nervenheilanstalt. Aus der niedrig hängenden Wolkendecke kam eine schwarze Colibri EG 120 heraus und landete sanft auf der weiten Fläche des Daches.

„Schalte den Motor aus“, befahl der Führer der Rogues dem Piloten, einem Lakaien, nachdem der Helikopter auf dem behelfsmäßigen Hubschrauberlandeplatz aufgesetzt hatte. „Warte hier auf mich, bis ich zurückkehre.“

Er kletterte aus dem Cockpit und wurde sogleich von seinem Stellvertreter empfangen, einem ziemlich abscheulichen Individuum, das er an der Westküste rekrutiert hatte.

„Alles ist in Ordnung, Sire.“ Über den wilden gelben Augen des Rogue ragte eine grobe Stirn hervor. Sein großer, kahler Schädel trug noch immer die Narben der Verbrennungen, die ihm während einiger Verhöre durch den Stamm vor einem halben Jahr mit Stromschlägen zugefügt worden waren. Allerdings fielen die zahllosen Brandnarben inmitten der sonstigen abstoßenden Hässlichkeit des Vampirs kaum auf. Er grinste und entblößte dabei riesige Fangzähne. „Eure Geschenke heute Nacht wurden sehr gut aufgenommen, Sire. Alle erwarten eifrig Eure Ankunft.“

Der Führer der Rogues, dessen Augen hinter einer dunklen Sonnenbrille verborgen lagen, nickte leicht. Er schritt gemächlich aus, als er in das oberste Stockwerk des Hauses und dann zu einem Aufzug geführt wurde, der ihn hinunter in das Herz des Gebäudes bringen würde. Sie fuhren ganz nach unten ins Erdgeschoss, stiegen dort aus dem Fahrstuhl aus und durchquerten ein Labyrinth aus verzweigten, unterirdischen Gängen, das einen Teil der allgemeinen Garnison ihres Verstecks ausmachte.

Der Führer selbst hatte im vergangenen Monat seinen Sitz in Privatquartieren irgendwo in Boston gehabt, wo er zurückgezogen Einsätze analysiert, mögliche Hindernisse abgeschätzt und seine größten Stärken in dem neuen Gebiet, das er beherrschen wollte, abgesteckt hatte. Dies sollte sein erster öffentlicher Auftritt sein – ein Ereignis, das vollkommen seiner Absicht entsprach.

Es kam nicht oft vor, dass er sich in den Dreck der niederen Bevölkerung begab. Vampire, die zu Rogues geworden waren, waren ein primitiver, unbedachter Haufen, und er hatte in den zahlreichen Jahren seiner Existenz wirklich feinere Dinge schätzen gelernt. Aber ein Auftritt war fällig, wie kurz er auch immer sein mochte. Er musste die Bestien daran erinnern, wem sie dienten, und so hatte er ihnen einen Vorgeschmack auf die Beute gegeben, die sie am Ende ihrer letzten Mission erwartete. Nicht dass alle von ihnen überleben würden, natürlich. Schließlich gab es in Kriegszeiten immer mehr Verluste als sonst.

Und Krieg war das, wofür er heute Nacht hier werben würde.

Keine belanglosen Grenzkonflikte mehr. Keine entzweienden internen Machtkämpfe oder sinnlosen Akte der persönlichen Vergeltung unter den Rogues. Sie würden sich vereinigen und ein neues Kapitel beginnen, das in dem uralten Kampf, der das Vampirvolk schon ewig in zwei Hälften gespalten hatte, bisher nicht vorstellbar gewesen war. Zu lange hatte der Stamm geherrscht, der eine stille Abmachung mit den niederen Menschen geschlossen und gleichzeitig nach Ausrottung ihrer Rogues-Verwandten gestrebt hatte.

Die Unterschiede zwischen den beiden Gruppen des Vampirvolkes waren im Grunde minimal. Das, was zwischen dem Stammesvampir, der seinen Hunger stillte, um zu leben, und der Blutgier stand, dem unstillbaren Blutdurst der Rogues, waren nur ein paar Tropfen Blut. Die Blutlinien der Rasse waren seit den Zeiten der Vorfahren verwässert worden, als neue Vampire erwachsen geworden waren und sich mit menschlichen Stammesgefährtinnen gepaart hatten.

Aber egal, wie verdorben die Blutlinie durch menschliches Genmaterial auch war, die stärkeren Vampirgene würden niemals völlig ausgelöscht werden. Blutgier war ein Gespenst, das den Stamm ewig heimsuchen würde.

Der Führer dieses zu führenden Krieges sah es so, dass man den natürlichen Drang der eigenen Art entweder bekämpfen oder ihn so nutzen konnte, dass er einem zum Vorteil gereichte.

Er und seine rechte Hand hatten nun das Ende des Korridors erreicht, wo die dröhnenden Bässe lauter Musik durch die Wände hallten und unter ihren Füßen vibrierten. Hinter den zerbeulten Stahldoppeltüren fand eine Party statt. Vor dieser Tür ließ sich ein Rogue, der Wache hielt, schwer auf ein Knie nieder, sobald seine geschlitzten Pupillen erkannt hatten, wen er vor sich hatte.

„Sire.“ In seiner rauen Stimme lag Ehrfurcht, und er erwies seinem Gegenüber Respekt, indem er nicht aufblickte, um den Blick aus den Augen zu suchen, die hinter einer dunklen Brille verborgen lagen. „Mylord, Ihr ehrt uns.“

Das tat er, in der Tat. Der Führer nickte zum Dank leicht mit dem Kopf, als der Wachtposten wieder auf die Füße kam. Mit einer schmutzigen Hand drückte der Wächter die Türen auf, um seinem Vorgesetzten Zutritt zu der lärmenden Gesellschaft in dem Raum zu verschaffen. Der Führer schickte seinen Stellvertreter mit einem kurzen Befehl weg, um sich in Ruhe umschauen zu können.

Es war eine Orgie von Blut, Sex und Musik. Wohin er auch blickte, befummelten und besprangen Rogues-Männer eine reiche Auswahl an Menschen und stillten ihren Hunger an ihnen, an Männern wie auch an Frauen. Diese verspürten kaum Schmerzen, ob sie an diesem Ereignis nun freiwillig teilnahmen oder nicht. Die meisten waren mindestens einmal gebissen worden und hatten so viel Blut gelassen, dass sie auf einer Welle benommener, sinnlicher Wonne schwammen. Einige waren dem Tode schon sehr nahe, zusammengesackt wie hübsche Stoffpuppen auf dem Schoß von Raubtieren mit wildem Blick, die nicht aufhören würden, sich von ihnen zu nähren, bis es nichts mehr gab, was zu verschlingen war.

Aber andererseits war das zu erwarten, wenn jemand einer Grube voller räuberischer Bestien zartes Lamm vorwarf.

Als sich der Führer mitten ins Getümmel begab, begannen seine Handflächen zu schwitzen. Sein Schwanz wurde steif hinter den sorgfältig gebügelten Falten seiner maßgeschneiderten Hose. Sein Zahnfleisch begann zu pochen und zu schmerzen, aber er biss sich auf die Zunge, versuchte seine Fangzähne davon abzuhalten, vor Hunger auszufahren, so wie sein Geschlecht gierig auf die erotische Flut sinnlicher Reize reagierte, die von allen Seiten auf ihn einströmten.

Die miteinander vermischten Gerüche von Sex und vergossenem Blut riefen ihn wie ein Sirenengesang, den er gut kannte, auch wenn das schon lange zurücklag. Oh, er genoss noch immer einen guten Fick und eine saftige geöffnete Ader, aber diese Begierden hatten nicht länger die Oberhand über ihn. Es war ein harter Weg von dort, wo er sich einst befunden hatte, gewesen, aber am Ende hatte er gewonnen.

Er war nun der Meister – über sich selbst, und bald auch über viel, viel mehr.

Ein neuer Krieg begann, und er stand kurz davor, die entscheidende Schlacht zu schlagen. Er bildete seine Armee aus, perfektionierte seine Methoden, schloss sich mit Verbündeten zusammen, die später ohne Zögern auf dem Altar seiner persönlichen Lust und Laune geopfert werden würden. Er würde eine blutige Rache an dem Vampirvolk und der Welt der Menschen nehmen, die nur existierte, um seiner Art zu dienen. Wenn die große Schlacht vorbei sein würde, Staub und Asche weggeräumt wären, dann würde es niemanden mehr geben, der ihm im Weg stand.

Er würde ein gottverdammter König sein. Wie es sein angestammtes Recht war.

„Hmm … he, Süßer … komm her und spiel mit mir.“

Die heisere Einladung erreichte seine Ohren durch den Lärm hindurch. Aus dem sich windenden Gewühl aus glitschigen, nackten Körpern hatte sich die Hand einer Frau erhoben, um nach seinem Schenkel zu greifen, als er vorbeiging. Er hielt an und warf einen Blick zu ihr hinunter, seine Ungeduld war ihm deutlich anzumerken. Unter ihrem verschmierten dunklen Make-up war eine verblasste Schönheit zu erahnen, aber ihr Verstand war völlig an die Raserei der Orgie verloren. Zwei Rinnsale aus Blut strömten an ihrem hübschen Hals herunter und über die Spitzen ihrer perfekten Brüste. Auch an anderen Körperstellen trug sie offene Bisswunden: an der Schulter, auf ihrem Bauch und auf der Innenseite ihres Schenkels, direkt unterhalb des schmalen Haarstreifens, der ihr Geschlecht verhüllte.

„Komm zu uns“, bettelte sie und befreite sich aus dem sich windenden Durcheinander aus Armen, Beinen und brünstigen, brüllenden Rogues. Die Frau war fast völlig leergetrunken und nur noch einen Hauch vom Tode entfernt. Ihre Augen waren glasig und blicklos. Ihre Bewegungen waren träge, als hätten sich ihre Knochen in Gummi verwandelt. „Ich habe, was du willst. Ich werde auch für dich bluten. Komm, koste von mir.“

Er schwieg. Alles, was er tat, war, die bleichen, blutbefleckten Finger von dem feinen Gewebe seiner teuren Seidenhose zu entfernen.

Er war tatsächlich nicht in der Stimmung dafür.

Und wie jeder erfolgreiche Dealer rührte er sein eigenes Produkt nie an.

Seine großen Hände flach gegen ihre Brust gepresst, drängte er die Frau zurück ins Gewühl. Sie kreischte, als einer der Rogues sie mit hartem Griff packte und sie dann brutal über seinen Arm warf, sie nach unten drückte und von hinten in sie eindrang. Sie schrie auf und stöhnte, als er sie rammelte, gab aber einen Augenblick später nur noch ein ersticktes Keuchen von sich, als der Vampir in seinem Blutrausch seine riesigen Fangzähne in ihren Hals schlug und den letzten Tropfen Leben aus ihrem ausgelaugten Körper saugte.

„Genießt diese Zuwendungen“, sagte derjenige, der bald König sein würde, und seine tiefe Stimme ertönte großmütig durch das animalische Gebrüll und das markerschütternde Lärmen der Musik. „Die Nacht bricht an, und bald werdet ihr alle Belohnungen erhalten, die ich für euch für angebracht halte.“