7

„Noch zehn Minuten bis zum Paradies“, sagte Gabrielle, als sie in ihren offenen Backofen spähte und den köstlichen Duft selbst gemachter Manicotti durch ihre Küche ziehen ließ.

Sie schloss die Ofentür und stellte den digitalen Timer neu ein. Dann goss sie sich ein weiteres Glas Rotwein ein und nahm es mit ins Wohnzimmer, wo leise eine alte Sarah-McLachlan-CD lief. Jetzt, nach sieben Uhr abends, begann Gabrielle endlich, sich von ihrem Abenteuer in der verlassenen Nervenheilanstalt zu erholen. Sie hatte einige anständige Aufnahmen, aus denen sich etwas machen ließ, aber das Beste war, dass es ihr gelungen war, dem furchterregend aussehenden Schlägertypen zu entkommen, der offensichtlich für die Sicherheit an diesem Ort zu sorgen hatte.

Das allein war bereits eine Feier wert.

Gabrielle kuschelte sich in die mit Kissen ausgestattete Ecke ihres Sofas. Sie trug eine gemütliche, warme taubengraue Yogahose und ein rosa T-Shirt mit langen Ärmeln. Ihr Haar war noch nass von dem Bad, das sie eben genommen hatte, und lose rostrote Strähnen lösten sich aus dem nachlässig im Nacken zusammengebundenen Pferdeschwanz. Frisch gebadet und endlich entspannt war sie heilfroh, dass sie es sich für die Nacht bequem machen und ihr Alleinsein genießen konnte.

Als die Türglocke weniger als eine Minute später klingelte, fluchte sie daher leise vor sich hin und dachte darüber nach, ob sie die ungewollte Störung ignorieren sollte. Es klingelte ein zweites Mal, beharrlich, gefolgt von einem durchdringenden Klopfen, das nicht so klang, als ob es ein Nein als Antwort akzeptieren würde.

„Gabrielle.“

Sie war bereits aufgestanden und leise auf halbem Weg zur Tür, als sie eine Stimme hörte, die sie sofort erkannte. Eigentlich sollte sie sie nicht so einfach erkennen, aber dennoch war es so. Lucan Thornes tiefer Bariton ertönte durch die Tür und hallte durch ihren Körper, wie ein Klang, den sie schon tausendmal zuvor gehört hatte und der sie zugleich beruhigte und ihren Puls rasen ließ.

Überrascht und zufriedener, als sie es sich eingestanden hätte, schloss Gabrielle die diversen Schlösser auf und öffnete die Tür.

„Hi.“

„Hallo, Gabrielle.“

Er begrüßte sie mit einer beunruhigenden Vertraulichkeit, seine stahlgrauen Augen unter den dunklen Brauen sahen sie eindringlich an. Dieser durchdringende Blick wanderte langsam nach unten, von ihrem zerzausten Haar über das seidene Friedenszeichen, das sich über ihre büstenhalterlosen Brüste erstreckte, bis hin zu den nackten Zehen, die aus den ausgestellten Beinen ihrer tief sitzenden Hose lugten.

„Ich habe niemanden erwartet.“ Sie sagte es als Entschuldigung für ihre Aufmachung, aber das schien Thorne nichts auszumachen. Tatsächlich spürte Gabrielle, als er seine Aufmerksamkeit wieder auf ihr Gesicht richtete, wie unter seinem Blick plötzlich ein Hitzeschwall ihre Wangen mit Röte überzog.

Als ob er sie an Ort und Stelle verschlingen wolle.

„Oh – Sie haben mein Handy“, sprudelte es aus ihr heraus, als sie das silbern glänzende Metall in seiner großen Hand schimmern sah.

Er hielt es ihr hin. „Ich bin später dran als beabsichtigt. Tut mir leid.“

Bildete sie sich das nur ein oder streiften seine Finger absichtlich ihre, als sie ihm das Gerät aus der Hand nahm?

„Danke, dass Sie es mir zurückbringen“, sagte sie, noch immer gefangen von seinem Blick. „Konnten Sie, äh … konnten Sie etwas mit den Bildern anfangen?“

„Ja. Sie waren sehr hilfreich.“

Sie seufzte leise auf, erleichtert zu hören, dass die Polizei in dieser Sache möglicherweise doch auf ihrer Seite war. „Denken Sie, dass Sie die Typen auf den Fotos schnappen können?“

„Da bin ich sicher.“

Seine Stimme klang so düster, dass sie keine Sekunde an seinen Worten zweifelte. Tatsächlich hatte sie allmählich das Gefühl, dass Detective Thorne der schlimmste Albtraum der bösen Jungs war.

„Also, das sind großartige Neuigkeiten. Ich muss zugeben, dass mich diese ganze Sache ziemlich schockiert hat. Ich nehme an, dass das ganz normal ist, wenn man einen brutalen Mord miterlebt, oder?“

Er nickte ihr kurz zu, um zu zeigen, dass er ihr zustimmte. Offenbar war er ein Mann der wenigen Worte, aber andererseits – wofür musste man reden, wenn man solche Augen hatte, die bis auf den Grund der Seele sehen konnten?

Zu ihrer Erleichterung und zugleich Verärgerung begann hinter ihr in der Küche der Backofentimer zu piepsen. „Mist. Das ist, äh – das ist mein Abendessen. Ich hole es besser raus, bevor der Rauchmelder anspringt. Warten Sie einen Moment hier – ich meine, möchten Sie …?“ Sie atmete tief durch. Es passierte ihr nicht oft, dass sie sich durch irgendjemandem so aus dem Konzept bringen ließ. „Kommen Sie bitte herein. Ich bin gleich wieder da.“

Ohne Zögern betrat Lucan Thorne die Wohnung, während Gabrielle sich umdrehte, ihr Mobiltelefon weglegte und ihre Manicotti aus dem Ofen befreite.

„Störe ich Sie bei irgendwas?“

Sie war überrascht, dass er schon bei ihr in der Küche war; er schien ihr, sofort als sie ihn hereingebeten hatte, schweigend gefolgt zu sein. Gabrielle nahm die Form mit der dampfenden Pasta aus dem Backofen und stellte sie auf dem Herd ab, damit sie etwas abkühlen konnte.

Sie streifte ihre Backofenhandschuhe ab und drehte sich um, um den Detective stolz anzulächeln.

„Ich feiere.“

Er legte den Kopf zur Seite und ließ seinen Blick durch den stillen Raum um sie herum schweifen. „Allein?“

Sie zuckte die Achseln. „Wenn Sie mir nicht Gesellschaft leisten möchten.“

Thorne neigte leicht das Kinn und schien eher ablehnen zu wollen, aber dann legte er doch seinen dunklen Mantel ab und hängte ihn über die Lehne eines Küchenstuhls. Es war merkwürdig, ihn hier in ihrer kleinen Küche stehen zu sehen – diesen muskulösen Fremden mit dem entwaffnenden Blick und dem leicht unheimlichen guten Aussehen. Er lehnte sich gegen die Küchentheke und sah zu, wie sie sich um die Pasta kümmerte. „Und was feiern wir, Gabrielle?“

„Ich habe heute ein paar meiner Fotografien verkauft, auf einer Privatausstellung in einem Schickimicki-Büro in der Innenstadt. Mein Freund Jamie hat mich vor einer Stunde angerufen und mir die Neuigkeiten mitgeteilt.“

Thorne lächelte dünn. „Herzlichen Glückwunsch.“

„Vielen Dank.“ Sie holte ein zusätzliches Glas aus dem Schrank und hielt dann die geöffnete Flasche Chianti hoch. „Möchten Sie etwas?“

Er schüttelte langsam den Kopf. „Leider geht das nicht.“

„Ach so. Tut mir leid“, erwiderte sie, als ihr wieder einfiel, welchen Beruf er hatte. „Sie sind im Dienst, oder?“

Ein Muskel zuckte in seinem kräftigen Kiefer. „Immer.“

Gabrielle lächelte und strich ein paar Strähnen ihres losen, gelockten Haars hinter ihr Ohr. Thornes Blick folgte ihrer Bewegung und verengte sich beim Anblick des kleinen Kratzers, der ihre Wange verunstaltete.

„Was ist Ihnen denn zugestoßen?“

„Oh, nichts“, antwortete sie. Sie hielt es für keine gute Idee, einem Polizisten zu erzählen, dass sie einen Teil des Morgens damit verbracht hatte, sich unbefugt draußen bei der alten Nervenheilanstalt aufzuhalten. „Es ist nur ein Kratzer – das passiert manchmal. Berufsrisiko. Ich bin sicher, Sie wissen, wie das ist.“

Sie lachte ein wenig, etwas nervös, denn plötzlich kam er mit ernstem Gesicht auf sie zu. Ein paar geschmeidige Schritte – und schon stand er vor ihr. Seine Größe und seine offensichtliche Kraft waren überwältigend. Aus der Nähe konnte sie die ausgeprägten Muskeln erkennen, die sich unter seinem schwarzen Hemd bewegten. Der feine Stoff schmiegte sich an seine Schultern, seine Arme und seine Brust, als sei er Thorne auf den Leib geschneidert worden.

Und der Mann roch fantastisch. Sie konnte kein Rasierwasser an ihm entdecken, nur Spuren von Minze und Leder sowie etwas Dunkleres, wie ein exotisches Gewürz, das sie nicht benennen konnte. Was auch immer es war, es brach über ihre Sinne herein und übte einen unwiderstehlichen Sog auf sie aus, während sie wohl eigentlich zurückweichen sollte.

Sie atmete ein, als er nach ihr griff und seine Fingerspitzen sanft über ihren Kiefer strichen. Dieser bloße Kontakt reichte aus, dass ihr ganz heiß wurde, besonders dort am Hals, an der empfindlichen Stelle unterhalb ihres Ohres, wo Lucan seine Hand spreizte und ihren Nacken umfasste. Mit dem Daumen zeichnete er die Abschürfung auf ihrer Wange nach. Der Kratzer hatte wehgetan, als sie ihn zuvor gereinigt hatte, aber jetzt, unter Lucans unerwartet sanfter Berührung, spürte sie keinen Schmerz. Nichts außer einer schwachen Wärme und einer langsamen, wogenden Sehnsucht in ihrem tiefsten Inneren.

Zu ihrem Erstaunen beugte er sich herunter und küsste sie auf ihre verunstaltete Wange. Seine Lippen verweilten dort, lange genug, um ihr klarzumachen, dass dies als Vorspiel für mehr gedacht war. Mit pochendem Herzen schloss sie die Augen. Sie machte keine Bewegung und wagte kaum zu atmen, als sie spürte, wie Lucans Mund sich ihrem näherte. Er küsste sie eindringlich auf die Lippen, ein leichter Biss, den er sich in seinem Hunger nicht verkneifen konnte, durch den warmen Druck seines Mundes ein wenig abgemildert. Sie öffnete die Augen und stellte fest, dass er sie anstarrte. Sein Blick war von einer animalischen Wildheit, die ihr einen gierigen Schauder über den Rücken jagte.

Als sie schließlich ihre Stimme wiederfand, war sie leise, atemlos und heiser. „Sollten Sie das wirklich tun?“

Dieser durchdringende Blick blieb auf sie geheftet. „Oh ja.“

Er beugte sich erneut zu ihr herunter und ließ seine Lippen über ihre Wangen, ihr Kinn und ihren Hals gleiten. Sie seufzte auf, und er erstickte ihr leises Keuchen mit einem leidenschaftlichen Kuss, indem er seine Zunge zwischen ihre geöffneten Lippen schob. Gabrielle ließ ihn gewähren, sich vage bewusst, dass seine Hand nach hinten gewandert war und nun unter den Saum ihres T-Shirts glitt. Er streichelte die Wölbung ihres bloßen Rückens, seine Finger streiften sanft ihre Wirbelsäule. Seine Liebkosung wanderte nach unten, über den Stoff ihrer Hose. Seine kräftigen Finger umfassten die Kurven ihres Hinterns und drückten sie fest. Sie leistete keinerlei Widerstand, als sein Kuss fordernder wurde und er sie immer näher an sich zog, bis ihr Becken gegen den harten Muskel seines Schenkels gedrückt wurde.

Was zum Teufel tat sie hier? Was dachte sie sich bloß?

„Nein“, sagte sie, als sie wieder zu Bewusstsein kam. „Nein. Stopp.“ Gott, wie sehr sie den Klang dieses Wortes hasste, wenn sein Mund sich so verdammt gut auf ihrem anfühlte. „Bist du … Lucan … bist du mit jemandem zusammen?“

„Sieh dich um, Gabrielle.“ Seine Lippen streiften über ihre, während er sprach, und ihr wurde schwindlig vor Begehren. „Es gibt nur dich und mich.“

„Eine Freundin“, platzte sie zwischen zwei Küssen heraus. Wahrscheinlich war es etwas zu spät für diese Frage, aber sie musste es einfach wissen, selbst wenn sie sich überhaupt nicht sicher war, ob sie mit einer Antwort würde umgehen können, die sie nicht hören wollte. „Hast du eine Freundin? Bist du verheiratet? Bitte sag mir nicht, dass du verheiratet bist …“

„Es gibt keine andere.“

Nur dich.

Sie war sich ziemlich sicher, dass er diese beiden letzten Worte nicht ausgesprochen hatte, aber Gabrielle hörte, wie sie in ihrem Kopf widerhallten, warm und provozierend, und ihren letzten Widerstand zusammenbrechen ließen.

Oh, er war gut. Oder vielleicht sehnte sie sich nur so verzweifelt nach ihm, weil dieses schlichte, einfache Versprechen alles war, was er ihr gab – das und die schwindelerregende Kombination aus seinen sanften Händen und seinem heißen, hungrigen Mund – und dennoch glaubte sie ihm ohne den geringsten Zweifel. Sie fühlte sich, als ob jeder seiner Sinne nur auf sie allein ausgerichtet sei. Als ob es nur sie und ihn gäbe und dieses Feuer, das zwischen ihnen brannte.

Und schon gebrannt hatte, als er zum ersten Mal an ihrer Türschwelle aufgetaucht war.

„Ooh“, keuchte sie, als ihr Atem ihre Lungen mit einem langsamen Seufzer verließ. Sie sank gegen Lucan und genoss das Gefühl seiner Hände auf ihrer Haut, die ihre Kehle, ihre Schulter, die Wölbung ihrer Wirbelsäule liebkosten. „Was machen wir hier, Lucan?“

Sein leises, humorvolles Knurren summte an ihrem Ohr, so dunkel wie die Nacht. „Ich glaube, das weißt du.“

„Ich weiß überhaupt nichts mehr, wenn du das tust. Oh … Gott.“

Er unterbrach seinen Kuss einen Augenblick und blickte ihr in die Augen, als er sich mit einer langsamen, eindeutigen Bewegung an sie presste. Sie spürte sein Geschlecht hart an ihrem Unterleib. Sie konnte die beeindruckende Größe und Kraft seines erregten Schaftes fühlen, sogar durch ihrer beider Kleidung hindurch. Eine Woge feuchter Hitze wallte bei dem Gedanken, ihn in sich aufzunehmen, zwischen ihren Beinen auf.

„Darum bin ich heute Abend hergekommen.“ Lucans Stimme raunte neben ihrem Ohr. „Verstehst du, Gabrielle? Ich will dich.“

Das Gefühl war mehr als gegenseitig. Gabrielle stöhnte auf, und ihr Körper krümmte sich gegen seinen mit einer Hitze, der sie ohnmächtig ausgeliefert war.

Das hier geschah nicht, nicht wirklich. Das musste ein weiterer verrückter Traum sein, wie derjenige, den sie geträumt hatte, nachdem sie Lucan das erste Mal getroffen hatte. Sie stand hier nicht wirklich mit Lucan Thorne in ihrer Küche und ließ es zu, dass dieser Mann, von dem sie kaum etwas wusste außer dem Namen, sie verführte. Sie träumte – das musste es sein – und gleich würde sie auf ihrem Sofa aufwachen, wie üblich allein, das Glas Rotwein umgekippt und das Abendessen im Ofen verbrannt.

Aber noch nicht.

Oh Gott, bitte … noch nicht.

Zu spüren, wie er ihre Haut streichelte, unter der Geschicklichkeit seiner Zunge zu verbrennen, war besser als jeder Traum, sogar noch besser als der köstliche Traum, in dem Thorne schon mal die Hauptrolle gespielt hatte – falls das überhaupt möglich war.

„Gabrielle“, flüsterte er. „Sag mir, dass du das auch willst.“

„Ja.“

Sie spürte, wie seine Hand zwischen ihnen herumfingerte, fühlte ein ungeduldiges Zerren, seinen Atem heiß an ihrem Hals. „Ich will, dass du mich spürst, Gabrielle. Du sollst wissen, wie sehr ich dich brauche.“

Seine Finger führten sie sanft dorthin, wo seine steile Erektion hervorragte, nun, da sie von dem einengenden Stoff befreit war. Gabrielle schloss die Hand darum und streichelte den samtigen Schaft langsam und bewundernd. Auch hier war Lucan groß und unermesslich stark – und dennoch so ungeheuer glatt. Das Gewicht seines Geschlechts in ihrer Hand berauschte sie wie eine Droge. Sie verstärkte ihren Griff und zog an dem harten Fleisch, strich mit ihren Fingerspitzen über die dicke Eichel.

Als Gabrielle mit der Hand seinen langen, dicken Schwanz rieb, ging durch Lucans Körper ein Ruck. Sie fühlte, wie seine Hände ein wenig zitterten, als er sie von ihren Hüften zu der Kordel an ihrer Hose bewegte. Er zerrte an dem verknoteten Band, und sein heißer Atem strich mit einem fremdartig klingenden Fluch über ihre Kopfhaut. Ein Schwall von kühler Luft traf auf ihren Bauch, und dann spürte Gabrielle plötzlich die Hitze von Lucans Hand, als er sie in ihren Slip gleiten ließ.

Seine Berührung ließ sie feucht werden. Sie war nicht mehr imstande zu denken und brannte vor Verlangen.

Seine Finger glitten mühelos durch die Locken zwischen ihren Beinen und dann in ihre rutschige Spalte. Durch die Berührung seiner Hand reizte er ihr brennendes Fleisch. Sie schrie auf, als die Begierde sie mit einer zitternden Woge überrollte.

„Ich brauche dich auch“, gestand sie, und ihre Stimme war dünn und rau vor Verlangen. Als Antwort ließ er einen seiner langen Finger in sie hineingleiten, dann einen weiteren. Gabrielle wand sich unter dieser suchenden, noch nicht ganz erfüllenden Liebkosung. „Mehr“, keuchte sie. „Lucan, bitte … ich … brauche … mehr.“

Ein dunkles Knurren drang über seine Lippen, als er sich herunterbeugte und ihren Mund in einem weiteren hungrigen Kuss einforderte. Ein hastiges Ziehen, und ihre Hose glitt herunter. Als Nächstes folgte ihr Slip. Dünne Seide riss unter der Kraft von Lucans ungeduldigen Händen. Gabrielle spürte, wie ein Schwall kühler Luft auf ihre plötzlich nackte Haut traf, aber dann sank Lucan vor ihr auf die Knie, und sie stand in Flammen, bevor sie das nächste Mal Luft holte. Er küsste und leckte sie, und seine Hände drückten hart und unerbittlich gegen die Innenseiten ihrer Schenkel und spreizten sie noch weiter auseinander. Seine Zunge, die in ihr Fleisch eindrang und gierig an ihr saugte, ließ Gabrielles Glieder weich werden.

Sie kam schnell und härter, als sie es sich hätte vorstellen können. Lucan hielt sie fest gegen sich gepresst und zeigte kein Erbarmen, als ihr Körper zitterte und sich aufbäumte. Ihr Atem verwandelte sich in ein ersticktes Keuchen, während er sie liebkoste, bis sie einen weiteren Höhepunkt erlebte. Sie schloss die Augen und ließ ihren Kopf nach hinten sinken, gab sich ihm hin, gab sich der Ungeheuerlichkeit dieser völlig unerwarteten Begegnung hin. Gabrielle grub die Nägel in Lucans Schultern, um sich aufrechtzuhalten, als ihre Beine unter ihr nachgaben.

Erneut überkam sie ein Orgasmus. Er packte sie heftig, katapultierte sie in ein Traumland der Sinne und ließ sie dann los, und sie fiel und fiel …

Nein, sie wurde angehoben, das bemerkte sie in ihrer Benommenheit. Lucans Arme hielten sie sanft, stützten sie am Rücken und unter den Knien. Er war inzwischen nackt und sie ebenfalls, auch wenn sie sich nicht daran erinnern konnte, ihr Hemd ausgezogen zu haben. Sie schlang die Arme um seinen Hals, als er sie aus der Küche ins Wohnzimmer trug, wo Sarah McLachlans Stimme aus den Lautsprechern drang und davon sang, jemanden festzuhalten und ihm mit Küssen den Atem zu rauben.

Unter ihr raschelte sanft der Chenille-Bezug ihres Sofas, als Lucan sie auf das Sofa legte und sich über ihr abstützte. Erst jetzt sah sie ihn das erste Mal ganz, und das, was sie sah, war wunderschön. Zwei Meter massiver Muskeln und reiner, maskuliner Kraft umgaben sie, und seine starken Arme umschlossen sie.

Und als sei die natürliche Schönheit seines Körpers noch nicht genug, war Lucans Haut mit zahlreichen komplizierten Tätowierungen geschmückt. Das komplexe Muster aus bogenförmigen Linien und miteinander verwobenen Ornamenten zog sich über seine Brustmuskeln und um seinen Unterleib, nach oben über seine breiten Schultern und weiter nach unten über seinen starken Bizeps. Die Farbe der Tätowierungen war schwer zu bestimmen. Sie setzte sich aus Schattierungen in Meergrün, Rotbraun und Weinrot zusammen, deren Färbung immer intensiver zu werden schien, je länger Gabrielle sie anstarrte.

Als Lucan den Kopf nach unten neigte, um seine Aufmerksamkeit ihren Brüsten zuzuwenden, erblickte Gabrielle das Tattoo, das sich über seinen Nacken bis hinauf zu seinem dunklen Haaransatz erstreckte. Schon das erste Mal, als sie Lucan in ihrer Wohnung gesehen hatte, hatte sie die faszinierenden Markierungen nachzeichnen wollen. Nun gab sie diesem Bedürfnis hingebungsvoll nach, ließ ihre Hände über seinen ganzen Körper wandern, bewunderte sowohl den geheimnisvollen Mann als auch die ungewöhnlichen Kunstwerke auf seinem Körper.

„Küss mich“, bat sie ihn und griff nach seinen tätowierten Schultern, um sich daran festzuklammern.

Er erhob sich über ihr, und Gabrielle wölbte sich ihm entgegen, fieberhaft vor Begierde. Sie musste ihn einfach in sich spüren. Seine Erektion war heiß und hart wie Stahl, als sie gegen Gabrielles Schenkel drückte. Gabrielle ließ ihre Hände nach unten gleiten und streichelte ihn. Dann hob sie ihre Hüften an, um ihn willkommen zu heißen.

„Nimm mich“, flüsterte sie. „Erfülle mich, Lucan. Jetzt. Bitte.“

Er schlug ihre Bitte nicht aus.

Die dicke Eichel seines Geschlechts pulsierte hart und fordernd gegen ihre Öffnung. Undeutlich wurde ihr bewusst, dass er zitterte. Seine enormen Schultern bebten unter ihren Händen, als ob er sich die ganze Zeit zurückgehalten habe und nun kurz davor stünde zu bersten. Sie wollte, dass er die Kontrolle verlor, so wie es bei ihr gewesen war. So sehr wünschte sie sich, ihn in sich zu spüren, dass sie das Gefühl hatte, andernfalls zu sterben. Er stöhnte erstickt auf, sein Mund an ihrer empfindlichen Halsbeuge.

„Ja“, drängte sie ihn und veränderte ihre Position unter ihm so, dass der Schaft seines Schwanzes bereits die Öffnung ihres feuchten Fleisches teilte. „Du musst nicht zu sanft sein. Ich werde nicht zerbrechen.“

Endlich hob er den Kopf, und einen Moment lang starrte er ihr in die Augen. Gabrielle blickte mit halb geschlossenen Lidern zu ihm auf, erschrocken über das ungezügelte Feuer, das sie sah. Seine Augen glühten förmlich, zwei Flammen aus hellstem Silber, die seine Pupillen verschlangen und sich mit übernatürlicher Hitze in ihre bohrten. Die Knochen seines Gesichtes schienen schärfer hervorzutreten, und seine Haut war straff über seine kantigen Wangen und seinen harten Kiefer gespannt.

Es war so sonderbar, die Art, wie das matte Licht des Raumes mit seinen Zügen spielte …

Dieser Gedanke nahm kaum in Gabrielles Kopf Gestalt an, als die Wohnzimmerlampen gleichzeitig ausfielen. Vielleicht hätte sie das merkwürdig gefunden, aber als es um sie herum dunkel wurde, drang Lucan mit einem Stoß, der alle Gedanken in ihr auslöschte, tief in sie ein. Gabrielle konnte ihr lustvolles Stöhnen nicht unterdrücken, als er sich in ihr ausdehnte und ihr Inneres erfüllte.

„Oh mein Gott …“ Sie schluchzte beinahe, als sie jeden harten Zentimeter von ihm aufnahm. „Du fühlst dich so gut an.“

Er ließ seinen Kopf auf ihre Schulter fallen und grunzte, als er sich zurückzog und dann noch tiefer in sie eindrang als zuvor. Gabrielle krallte sich in seinen kräftigen Rücken und zog ihn näher an sich, während sie die Hüften hob, um seinen harten Stößen zu begegnen. Er fluchte leise, und es war ein dunkler, ungezähmter Laut. Sein Schwanz bewegte sich in ihr und schien mit jeder Anspannung seiner Hüften noch mehr anzuschwellen.

„Ich will dich ficken, Gabrielle. Ich wollte dich schon ficken, als ich dich zum ersten Mal gesehen habe.“

Die ehrlichen Worte – sein Eingeständnis, dass er sie so sehr gewollt hatte wie sie ihn – ließen sie nur noch mehr brennen. Sie grub ihre Finger in sein Haar und keuchte wortlose Lustschreie, während er sein Tempo steigerte. Er stieß zu und zog sich wieder zurück, und Gabrielle spürte, wie sich die Woge des Orgasmus in ihrem Bauch zusammenzog.

„Ich könnte das die ganze Nacht tun“, knurrte er, sein Atem heiß an ihrem Hals. „Ich glaube nicht, dass ich aufhören kann.“

„Hör nicht auf, Lucan. Oh Gott … hör nicht auf.“

Gabrielle hielt sich an ihm fest, als er wieder und wieder in sie eindrang. Das war alles, was sie tun konnte, als sich ein heiserer Schrei ihrem Munde entrang und sie kam und kam und immer wieder kam.

 

Lucan trat durch Gabrielles Haustür und ging zu Fuß ihre dunkle, ruhige Straße hinunter. Als er gegangen war, hatte sie in ihrem Schlafzimmer geschlafen, ihr Atem gleichmäßig, ihr köstlicher Körper erschöpft und gesättigt nach drei Stunden ununterbrochener Leidenschaft. Er hatte noch nie zuvor so hart, so lange und so vollkommen gefickt. Und trotzdem hungerte er nach mehr.

Mehr von ihr.

Dass er es geschafft hatte, seine Fangzähne und die wilde Begierde in seinem Blick vor Gabrielle zu verbergen, war ein Wunder.

Und dass er nicht dem quälenden Bedürfnis nachgegeben hatte, seine scharfen Zähne in ihre süße Kehle zu versenken und sich an ihrem Blut zu berauschen, war noch erstaunlicher.

Er hatte gehen müssen, da er sich nicht sicher war, wie lange er dieser Begierde noch standhalten konnte. Jede Faser seines Körpers verzehrte sich danach, von ihr zu kosten.

Es war wohl ein Fehler gewesen, sie zu besuchen. Er hatte gehofft, dass er durch den Sex mit ihr diese brennende Sehnsucht nach ihr wenigstens teilweise befriedigen könnte. Doch er hatte sich noch nie so in etwas getäuscht wie in diesem Punkt. Gabrielle zu nehmen, in ihr zu sein, hatte seine Begierde nach ihr noch weiter angefacht. Er hatte sie mit einer animalischen Gier gewollt und sie wie ein Raubtier, das er war, verfolgt. Er war sich nicht sicher, ob er ein Nein als Antwort akzeptiert hätte. Er glaubte nicht, dass er in der Lage gewesen wäre, sein Verlangen nach ihr zu zügeln.

Aber sie hatte ihn nicht zurückgewiesen.

Weiß Gott nicht, nein.

Wenn er es recht bedachte, wäre es wohl eine Gnade gewesen, wenn sie das getan hätte. Doch Gabrielle hatte das ganze Ausmaß seiner sexuellen Raserei akzeptiert, und mehr noch, es war genau das, was sie von ihm eingefordert hatte.

Wenn er sich jetzt sofort umdrehte und in ihre Wohnung zurückging, um sie aufzuwecken, könnte er noch ein paar Stunden mehr zwischen ihren wunderschönen, einladenden Schenkeln verbringen. Das würde zumindest einen Teil seiner Begierde befriedigen. Und wenn er die andere, wachsende Qual in seinem Inneren nicht zu lindern vermochte, dann konnte er immer noch auf die Sonne warten und es zulassen, dass die tödlichen Strahlen ihn verbrannten, bis von ihm nichts mehr übrig wäre.

Wenn er sich dem Stamm gegenüber nicht so verpflichtet fühlen würde, wäre dies keine schlechte Alternative.

Lucan zischte einen Fluch, als er Gabrielles Viertel verließ und tiefer in die nächtliche Stadt wanderte. Seine Sicht war geschärft, und seine Gedanken wurden immer ungezähmter. Sein Körper war nervös, ungeduldig. Er knurrte vor Frustration, da er die Zeichen gut genug kannte.

Er musste wieder Nahrung aufnehmen.

Im Grunde war seit dem letzten Mal, als er sich so reichlich genährt hatte, zu wenig Zeit vergangen; der Vorrat an Blut hätte für eine Woche oder sogar noch länger reichen müssen. Dennoch quälte ihn sein Magen, als ob er dem Hungertode nahe wäre. Es war lange Zeit so gewesen, dass sein Verlangen nach Blut immer schlimmer geworden war. Beinahe unerträglich, je mehr er es zu unterdrücken versuchte.

Und dann: Verweigerung.

Das hatte ihn bis heute gerettet.

Aber früher oder später würde auch das nicht mehr helfen. Und was dann?

Dachte er wirklich, dass er sich so sehr von seinem Vater unterschied?

Bei seinen Brüdern war das nicht der Fall gewesen, und sie waren beide älter und stärker als er gewesen. Die Blutgier hatte sie schließlich beide erwischt. Der eine hatte sich selbst das Leben genommen, als die Sucht zu stark geworden war. Der andere hatte sich der Sucht völlig ergeben und war zu einem Rogue geworden. Er hatte seinen Kopf durch die todbringende Klinge eines Stammeskriegers verloren.

Als Angehöriger der ersten Generation verfügte Lucan über ein besonderes Maß an Stärke und Macht – und man brachte ihm einen unbedingten Respekt entgegen, von dem er wusste, dass er ihn nicht verdiente –, aber Lucan empfand beides, Stärke und Macht, auch als Fluch. Er fragte sich, wie lange er noch die Düsterkeit seiner eigenen wilden Natur bekämpfen konnte.

In manchen Nächten hatte er es gottverdammt satt, dass er das tun musste.

Lucan lief an den Passanten vorbei, die auf den Straßen unterwegs waren, und ließ seinen Blick über die Menge schweifen. Obwohl er auf einen Kampf vorbereitet war, war er froh, dass keine Rogues in Sicht waren. Nur einige vereinzelte Vampire einer späteren Generation aus dem Dunklen Hafen der Gegend waren zu sehen, eine Schar junger Männer, die bei einer fröhlich kichernden Gruppe menschlicher Partygängerinnen standen und verstohlen nach brauchbaren Blutwirtinnen suchten – so wie er momentan.

Er sah, wie sich die jungen Männer gegenseitig anstießen, und hörte, wie sie die Worte Krieger und Gen Eins flüsterten, als er auf dem Asphalt auf sie zukam. Ihre offensichtliche Ehrfurcht und Neugier gingen ihm auf die Nerven, auch wenn es nichts Neues für ihn war. Vampire, die in den Dunklen Häfen geboren und aufgewachsen waren, hatten selten die Gelegenheit, ein Mitglied der Kriegerklasse zu Gesicht zu bekommen, ganz zu schweigen von dem Begründer des einstmals gepriesenen und nun lange veralteten Ordens.

Die meisten kannten die alten Geschichten, in denen erzählt wurde, wie sich vor mehreren Jahrhunderten acht der wildesten, tödlichsten Stammesmänner zu einer Gruppe zusammengefunden hatten, um den letzten der wilden Alten und die Armee aus Rogues, die ihnen dienten, zu töten. Diese Krieger wurden zur Legende, und im Laufe der Zeit hatte ihr Bündnis zahlreiche Veränderungen erlebt. Zu Zeiten der Kämpfe mit den Rogues hatte sich das Bündnis sowohl zahlen- als auch flächenmäßig ausgebreitet; in den langen Friedenszeiten dazwischen hatte die Zahl der Bündniskrieger abgenommen.

Inzwischen bestand die Klasse der Krieger nur noch aus einer versteckten Handvoll Individuen überall auf der Welt, die größtenteils unabhängig voneinander operierten und von der Gesellschaft oftmals mit leichter Verachtung angesehen wurden. In diesem aufgeklärten Zeitalter von Recht und Ordnung wurden Kriegertaktiken auch vom Volk der Vampire als rückständig angesehen und kaum als etwas Legales betrachtet.

Als ob Lucan oder irgendeiner der anderen Krieger an der Front auch nur das geringste Interesse an öffentlicher Zustimmung hätten.

Mit einem Knurren in Richtung der gaffenden Jugendlichen sandte Lucan eine mentale Einladung an die sich unterhaltenden menschlichen Frauen, die von den Vampiren auf der Straße angesprochen worden waren. Die Augen aller anwesenden Frauen wandten sich ihm zu, wurden angezogen von der ungezügelten Kraft, die er wissentlich in Wellen ausstrahlte. Zwei Mädchen – eine vollbusige Blonde und eine Rothaarige, deren Haar nur ein oder zwei Grade heller war als Gabrielles zimtfarbene Locken – trennten sich sofort von der Gruppe und gingen auf ihn zu, ihre Freundinnen und die anderen Männer waren sofort in Vergessenheit geraten.

Aber Lucan benötigte nur eine von ihnen, und die Wahl fiel ihm leicht. Er schickte die Blonde mit einem Kopfschütteln weg. Ihre Freundin machte es sich in seinem Arm bequem und streichelte ihn, während er sie von der Straße wegführte, in eine diskrete, unbeleuchtete Nische eines Gebäudes in der Nähe.

Er kam ohne Zögern zur Sache.

Lucan schob das Haar des Mädchens, das nach Rauch und Bier roch, beiseite und leckte sich die Lippen. Dann grub er seine ausgefahrenen Fangzähne in das Fleisch ihrer Kehle. Sie verkrampfte sich unter seinem Biss und hob die Hände instinktiv, als er den ersten langen Zug aus ihrer Ader nahm. Er saugte hart, da er kein Verlangen danach hatte, die Angelegenheit hinauszuzögern. Die junge Frau stöhnte jetzt, nicht aus Angst oder Unbehagen, sondern vor Vergnügen. Sie empfand einen Genuss, den nur Menschen erlebten, die im Bann eines Vampirs standen, der gerade ihr Blut frank.

Blut quoll Lucan warm und dickflüssig in den Mund.

Gegen seinen Willen schoss ihm ein Bild von Gabrielle durch den Kopf, wie sie in seinen Armen lag, und er stellte sich einen winzigen Augenblick lang vor, dass es ihr Hals wäre, an dem er jetzt saugte.

Dass es ihr Blut wäre, das ihm die Kehle hinunterlief, in seinen Körper strömte.

Gott, daran zu denken, wie es wäre, Blut aus ihrer Ader zu trinken, während sein Schwanz in ihre Hitze hineinstieße und sich tief in ihr ergösse …

Oh Gott.

Er verdrängte die Vorstellung mit einem bösartigen Knurren.

Das wird nie passieren, warnte er sich selbst streng. Die Realität war ungerecht, besser, er verlor sie nicht aus den Augen.

Tatsache war, dass es sich hier nicht um Gabrielle handelte, sondern um eine anonyme Fremde – genauso, wie es ihm am liebsten war. Das Blut, das er nun zu sich nahm, besaß nicht die Süße mit einem Hauch von Jasmin, nach der er sich sehnte, sondern einen bitteren Kupfergeschmack und wurde durch irgendeine milde Droge verfälscht, die seine Blutwirtin kürzlich zu sich genommen hatte.

Aber es spielte für ihn keine Rolle, wie sie schmeckte. Alles, was für ihn von Bedeutung war, war die Besänftigung seines Hungers, und dafür reichte jede Beliebige. Er trank noch mehr Blut von der jungen Frau, schluckte es hastig hinunter. Es war, wie immer bei ihm, nicht mehr als eine zweckmäßige Nahrungsaufnahme.

Als er fertig war, glitt er mit der Zunge über die beiden Löcher, um sie zu verschließen, und entzog sich dann der ungewollten Umarmung. Die junge Frau keuchte, ihr Mund war erschlafft und ihr Körper matt, als hätte sie soeben einen Orgasmus erlebt.

Lucan legte seine Handfläche auf ihre Stirn und ließ sie nach unten wandern, um ihre benommenen, schläfrigen Augen zu schließen. Diese Berührung würde ihre Erinnerung an das, was gerade zwischen ihnen passiert war, auslöschen.

„Deine Freundinnen suchen nach dir“, sagte er zu der Frau, als er die Hand von ihrem Gesicht nahm. Sie blinzelte verwirrt zu ihm auf. „Du solltest nach Hause gehen. Die Nacht ist voller Raubtiere.“

„Okay“, sagte sie und nickte freundlich.

Lucan wartete im Schatten, während sie um die Ecke des Gebäudes wankte, um ihre Freundinnen wiederzufinden. Er atmete tief ein, durch Zähne und Fangzähne hindurch, jeder Muskel seines Körpers angespannt und bebend. Sein Herz hämmerte in seiner Brust. Nur daran zu denken, wie Gabrielles Blut wohl schmecken mochte, hatte ihn vollkommen steif werden lassen.

Sein körperlicher Appetit mochte sich nun, da er Nahrung zu sich genommen hatte, etwas beruhigt haben, doch er selbst war keineswegs befriedigt.

Noch immer … war das Begehren da.

Mit einem leisen Knurren marschierte er ein weiteres Mal auf die Straße, noch missgelaunter. Er brach zu dem rauesten Teil der Stadt auf, in der Hoffnung, auf ein oder zwei Rogues zu stoßen, bevor der Morgen anbrach. Er brauchte nun dringend einen Kampf. Musste irgendetwas verletzen – selbst wenn dieses Etwas am Ende möglicherweise er selbst war.

Was auch immer nötig war, um ihn so weit wie möglich von Gabrielle Maxwell fernzuhalten.