Kapitel 5

Berlin, Deutsches Reich,
März 1908

Die Hochzeitsvorbereitungen wurden mit Hochdruck vorangetrieben. Lastkarren mit Pflanzenkübeln, Schnittblumen, Stoffe für Tischdecken und Kleider und Unmengen von Lebensmitteln hatten ihren Weg in das neue Zuhause der van Campen-Mädchen gefunden.

Auch Demy wurde komplett eingekleidet, wobei das einzige Ausstattungsstück, das sie tatsächlich erfreute, eine vorzügliche Reitausrüstung war.

In diesen geschäftigen Tagen bekam sie ihre Schwester nur zu den gemeinsamen Mahlzeiten zu Gesicht, bei denen Joseph, Hannes und dieser unverschämte Philippe ihnen Gesellschaft leisteten.

Inzwischen hatte Demy in Erfahrung gebracht, dass Philippe, ein naher Verwandter der Familie, als Kind vom alten Meindorff aufgenommen worden war. Allerdings gingen die Geschichten über den Offizier so weit auseinander, dass sie hinterher eher verwirrter als klüger war, was ihre Einschätzung von ihm anging.

Der Hausherr, Joseph Meindorff Senior, weilte noch geschäftlich im Ausland und wurde an diesem Tag, dem Abend vor der Hochzeit, zurückerwartet, während Albert, der jüngste Spross der Meindorffs, von der Kadettenanstalt Groß-Lichterfelde keine Erlaubnis erhalten hatte, dem Fest beizuwohnen.

Da die ersten Gäste bereits eintrafen, wies Tilla Demy an, eines ihrer neuen Kleider anzuziehen und ständig in ihrer Nähe zu sein, sobald sie Neuankömmlinge begrüßte.

In einem eng anliegenden Kleid aus hellgrüner Seide, die mit einem hauchzarten dunkelgrünen Chiffonstoff mit schwarzen Ranken bedeckt war, betrat eine verunsicherte Demy das Foyer. Ihre Hände waren feucht vor Aufregung und alle ihre Sinne aufs Äußerste angespannt, zumal noch immer niemand es für nötig befunden hatte, sie in ihre Rolle einzuweisen.

Für Demy war es beängstigend, nicht zu wissen, was an diesem Abend von ihr erwartet wurde, auch weil sie sich mit ihrer extravaganten Garderobe deutlich von der sonstigen Dienerschaft abhob. Sie gewann den schmerzlichen Eindruck, weder zu Tillas neuer Familie dazuzugehören noch von den dienstbaren Geistern im Haus als Ihresgleichen angesehen zu werden.

Hilfe suchend sah sie sich in der großen Halle um, deren elektrische Beleuchtung an diesem Abend nicht angeschaltet war. Dafür erhellten Hunderte von Kerzen in den Kronleuchtern und Kandelabern entlang der Wände den Raum und brachten durch ihren sanften, matten Schein seine erhabene Eleganz noch besser zur Geltung.

Mit wachsender Nervosität betastete Demy ihre ungewohnte Aufsteckfrisur, ließ die Hände in den schwarzen Spitzenhandschuhen allerdings schnell sinken, als sie Tillas missbilligend hochgezogene Augenbrauen bemerkte.

Nach einem Blick über das duftende Blumenmeer, die flackernden Kerzen, die vielen bereitgestellten Getränke und das gewaltige Angebot an Häppchen fühlte sie sich noch unwohler in ihrer Haut. Da half es nur wenig, dass sie Gott um wenigstens einen Hauch von Gelassenheit bat.

»Solltest du deine kleine Nase über längere Zeit so schrecklich in Falten legen, werden die sich dort eingraben und für immer bleiben«, wurde sie plötzlich von einer Männerstimme gefoppt.

Demy warf Philippe einen, wie sie hoffte, vernichtenden Blick zu, was ihn zu einem fröhlichen Auflachen veranlasste. »Du kannst dich in teuren Kleidern und unter imposanten Frisuren verstecken, doch du bist und bleibst ein viel zu junges schwarzes Schäfchen!«

Sie ignorierte Philippe und wollte an ihm vorbei zu ihrer Schwester gehen, die eine müde aussehende ältere Dame begrüßte, doch er hielt sie am Arm zurück.

»Wer auch immer auf die unsinnige Idee gekommen sein mag, dich hierherzubringen, halbe Portion, passt offenbar nicht sonderlich gut auf dich auf. Nimm dich vor den Stolperfallen und Fettnäpfchen in Acht – davon gibt es hier sehr viele!«

»Das wissen Sie so genau, weil Sie selbst schon in jedes einzelne davon hineingetreten sind?« Demy zeichnete mit ihrem Zeigefinger einen Kringel in die Luft.

Nachdenklich zupfte Philippe mit den Fingern der rechten Hand am Ärmel seiner Ausgehuniform. Als er den Kopf wieder hob, war sein Grinsen noch breiter als zuvor. »Vielleicht täusche ich mich in dir und du bist am Ende ein kleiner Teufel in harmloser, hübscher Verpackung?«

»Dann sollten Sie sich vor mir besser in Acht nehmen!«

Er lachte, machte aber keinerlei Anstalten, ihr aus dem Weg zu gehen. »Wo lehrte man dich diesen beißenden Spott?«

»Meine Lehrmeister waren ein paar freche Jungs aus der Nachbarschaft. Und jetzt lassen Sie mich bitte durch, meine Schwester braucht mich.«

Demy wartete, bis der junge Offizier sich knapp verbeugt hatte und zur Seite getreten war, ehe sie zu Tilla eilte. Diese hängte sich bei ihr ein und zog sie nicht sehr unauffällig zwischen zwei gewaltige Blumenvasen, deren bunte Blütenpracht einen fast penetrant süßen Duft verströmten.

»Was hast du mit diesem Herumtreiber Philippe zu schaffen? Ich bitte dich, Demy, halte dich von ihm fern. Er hat momentan leider Urlaub, weshalb er bei der Hochzeit anwesend ist. Ansonsten wäre er von Joseph nicht über unsere Vermählung benachrichtigt worden.«

»Also ist er wirklich das schwarze Schaf der Familie?«, lachte Demy unbekümmert auf.

»Das wäre ja noch harmlos ausgedrückt.« Tilla sah sich vorsichtig um. Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass sich niemand in ihrer unmittelbaren Nähe aufhielt, zog sie ihre jüngere Halbschwester noch etwas tiefer in die Nische.

»Er ist ein Bastard! Er kam unter mysteriösen Umständen, über die niemand gern redet, in diese Familie. Seine Mutter kam aus der französischen Meindorff-Linie. Meindorff hat ihn als eine Art Mündel aufgezogen, doch er dankte es ihm nicht. Wüste Gerüchte kursieren um seinen Lebenswandel, und alle Meindorffs sind erleichtert, dass er seinen Militärdienst in Deutsch-Südwest ableistet.«

»Er lebt in einer der deutschen Kolonien?« Interessiert wanderte Demys Blick zurück zu Philippe, der sich gemeinsam mit Hannes angeregt mit zwei jungen Damen unterhielt. Jetzt verstand sie auch die auffällige Fremdartigkeit seiner Uniform.

»Demy, das ist kein Umgang für dich!«

Das Mädchen lachte schallend. »Ich bin erst dreizehn, schon vergessen, gnädiges Fräulein?«, sagte sie und ließ ihre aufgebrachte Schwester einfach stehen.

***

Im Laufe des Abends trafen nahezu ununterbrochen Gäste ein. Gepäckstücke in einer Menge, die in Demy den Verdacht weckten, die Verwandtschaft wolle monatelang bleiben, wurden von den Bediensteten in die Gästezimmer im zweiten Stock geschleppt.

Demy gestattete sich immer wieder einen Blick zu Philippe und Hannes hinüber und bemerkte rasch, dass die jüngeren der anwesenden Frauen ein unübersehbares Interesse an dem Männer-Duo entwickelten, während die älteren Damen, vor allem aber die Väter, Hannes zwar herzlich, Philippe jedoch auffällig steif begrüßten.

Es ging auf Mitternacht zu, und viele der Gäste zogen sich bereits zurück, als endlich der Hausherr eintraf. Ein herbeieilender Diener nahm Joseph Meindorff dem Älteren den Mantel ab und reichte ihm eine Erfrischung.

Der stattliche Mann blickte sich mit wachen Augen um und steuerte zielstrebig seinen ältesten Sohn und dessen Verlobte an.

Demy trat ebenfalls näher, da sie vorgestellt werden wollte, um sich endlich zurückziehen zu können.

Ihre Knie begannen zu zittern, als der Respekt einflößende Mann vor ihr aufragte und sie aus seinen braunen Augen und mit gerunzelter Stirn unfreundlich musterte. Durchschaute er Tillas Schwindel um ihr Alter? Musste sie auf Ärger gefasst sein?

»Es wäre besser für dich, Demy, dass deine Mutter dich in diesen Tagen mit ihrer Fürsorge umgeben könnte. Eine junge Frau braucht Unterweisung und jemanden, der ihren jugendlichen Übermut in geregelte Bahnen lenken kann«, sagte er in einem Tonfall, als sei sie ihm allein durch ihren Anblick lästig gefallen.

Demy blickte starr geradeaus und unterdrückte die aufsteigende aufmüpfige Antwort. Immerhin hatte sie sich für diese Anstellung ja nicht beworben!

Natürlich empfand der Mann sie für zu unerfahren, gleichgültig, auf welches Alter er sie schätzen mochte, aber welches Mädchen ließ sich schon gern solche Dinge sagen?

»Ja, sie ist nur eine halbe Portion. Aber wir sollten ihren Willen und ihre Standfestigkeit nicht unterschätzen«, mischte sich Philippe ungebeten in das Gespräch ein. Er und Hannes waren herbeigeschlendert und begrüßten nun ebenfalls den Hausherrn, aber sehr zurückhaltend.

Da sie eigentlich gehofft hatte, die Gesellschaft verlassen zu können, ärgerte Demy sich darüber, nun erst recht im Mittelpunkt des Interesses zu stehen. Wütend blitzte sie den Soldaten an und stellte dabei unwiderruflich fest, dass sie ihn nicht ausstehen konnte.

»Ich möchte Demy nicht missen, meine Herren«, verschaffte Tilla sich Gehör. »Wenn sie auch scheu und unauffällig wirkt, so ist sie doch ein intelligentes, gebildetes und überaus eloquentes Mädchen. Sie hält mir gern einen Spiegel vor und weist mich durchaus auf Fehlverhalten meinerseits hin.«

»Mit Begeisterung, nehme ich an«, flüsterte es nahe an Demys Ohr, und sie konnte den Drang, sich mithilfe ihres Ellenbogens mehr Abstand zu Philippe zu verschaffen, nur schwer unterdrücken.

»Wir werden sehen«, erwiderte der ältere Herr Meindorff vage, drehte sich zackig um und begrüßte die anderen Gäste formvollendet.

Demy wollte sich wütend Philippe zuwenden, musste aber feststellen, dass eine junge Dame in einem fließenden roséfarbenen Organzakleid seine Aufmerksamkeit für sich beanspruchte. Augenblicke später wurde diese auffallend energisch von ihrer Mutter fortgeholt.

Im Vorbeigehen hörte sie noch, wie die Ältere der Jüngeren zuraunte: »Und gleichgültig, wie oft deine Cousinen sagen mögen, dieser Herumtreiber sei anziehend, der Nichtsnutz ist keine Gesellschaft für eine Dame deiner Stellung. Solltest du dich noch einmal in seiner Nähe aufhalten, wirst du dir nicht nur meinen, sondern auch den Unwillen aller ehrenwerten heiratswilligen Männer zuziehen und jegliche Chance auf eine gute Partie verschenken.«

Ein amüsiertes Grinsen erhellte Demys Gesicht. Ihr jedenfalls fiel es nicht schwer, sich von diesem unmöglichen Kerl fernzuhalten.

***

Es war eine Stunde nach Mitternacht, als Demy das mit geschnitzten Verzierungen geschmückte Treppengeländer ergriff, um sich endlich hinauf in ihr Zimmer zu begeben. Ihre Füße in den ungewohnt hohen modischen Schuhen schmerzten fürchterlich.

Noch immer beleuchteten die heimeligen Kerzen auf den Kronleuchtern und den Kandelabern das Haus, doch da im Treppenhaus ein paar von ihnen unbeachtet niedergebrannt waren, empfing Demy ein unzureichendes Dämmerlicht.

Sie raffte mit der freien Hand den eng um ihre Beine anliegenden Seidenstoff, um nicht auf den Saum zu treten. Ein dumpfer Laut vom oberhalb gelegenen Treppenabsatz ließ sie innehalten. Das Kichern einer weiblichen Person folgte und gleich darauf ein geflüstertes: »Lass doch!« Die gemurmelte Antwort einer Männerstimme blieb für sie unverständlich.

Unsicher verharrte Demy und machte im flackernden Kerzenschein zwei eng umschlungene Gestalten aus. Gemeinsam taumelten sie auf die andere Seite des Treppenpodestes, und als ihre Körper gegen die dortige Wand stießen, erklang erneut derselbe dumpfe Schlag wie zuvor. Sie sah in roséfarbenen Handschuhen steckende Hände über einen breiten Rücken in Ausgehuniform bis hinab zur Hose gleiten, wo sie an pikanter Stelle liegen blieben.

Demy kniff müde und unschlüssig zugleich die Augen zu. Diese heimliche Liebelei zu beobachten war ihr unangenehm, andererseits wollte sie in ihr Zimmer! Ob sie sich unbemerkt an dem Soldaten und dem Mädchen in Rosé vorbeidrücken konnte?

Vermutlich hätte sie es versucht, wäre sie sich nicht sicher gewesen, dass es sich bei dem Uniformierten ausgerechnet um den arroganten Philippe handelte.

Ärgerlich drehte sie sich um – und zuckte erschrocken zurück. Einige Stufen unter ihr zeichnete sich die schwarze Silhouette eines Mannes ab, der auf sie zukam. Zu ihrer Erleichterung erkannte sie in ihm Hannes. Er grinste sie an, warf einen amüsierten Blick zu dem Pärchen und winkte Demy zu sich heran.

Zu ihrer Überraschung ergriff er ihre Hand und führte sie die Treppe hinunter und zurück ins Foyer. Erst dort ließ er sie los und schaute sie prüfend an. »Das ist typisch Philippe. Ich hoffe, Sie haben sich nicht zu sehr echauffiert?«

Demy wagte ein zaghaftes Lächeln und schüttelte den Kopf, wobei ihr ihre dunklen Locken um das erhitzte Gesicht tanzten. »Die Dame riskiert eine Menge Ärger«, murmelte sie eingedenk der warnenden Worte der besorgten Mutter einige Stunden zuvor. Der jüngere Meindorff zuckte lediglich mit den Schultern und bedeutete ihr, ihm zu folgen.

Das Klappern ihrer Absätze hallte durch die jetzt verwaiste Halle, während aus dem Rauchersalon und dem Blauen Salon Stimmen und vereinzeltes Gelächter zu ihnen herausdrangen.

Demy folgte Hannes durch den nur noch schwach erleuchteten Raum bis in eine zwischen Speisesaal und Musikzimmer gelegene Arbeitskammer.

Ein wenig zögerlich trat sie in den verlassenen im Dunkeln liegenden Raum. »Wo gehen wir denn hin?«

»Ich denke, dieses Ungetüm von Haus ist Ihnen noch nicht vertraut genug, als dass Sie, ohne an unserem Casanova vorbeizumüssen, zu Ihrem Zimmer finden würden …«

Demy lachte leise auf und betrat hinter ihm einen ihr noch gänzlich unbekannten Trakt des Hauses. Dieser war solide, aber einfacher ausgestattet, mit Steinplatten auf dem Boden, wo ansonsten edles, gemustertes Parkett lag. Mehrere Türen gingen links und rechts vom Flur ab, hinter denen Demy die Küche und die Hauswirtschaftsräume vermutete.

Ihr Begleiter wandte sich nach rechts und öffnete eine unscheinbar in der weißen Holzverkleidung eingelassene Tür. Mit geübtem Griff fand er den Lichtschalter und kurz darauf beleuchtete eine trübe Birne eine schmale, steil nach oben führende Wendeltreppe.

»Dies ist der Dienstbotenaufgang in den ersten und zweiten Stock«, erklärte Hannes, verbeugte sich galant und reichte Demy seine Rechte, als müsse er ihr über die niedere Schwelle helfen.

Er schloss hinter ihr die Tür, ging dann aber voraus, bis sie einen Treppenabsatz erreichten. Von dort führte eine Tür in ein Kabuff, in dem sich Putzgeräte und Schränke, gefüllt mit Bett- und Tischwäsche und allerhand anderem Nützlichen befanden, das die Dienstboten nicht tagtäglich quer durch das Haus schleppen wollten.

Nachdem Hannes eine zweite Tür geöffnet hatte, fand Demy sich zu ihrem Erstaunen im Flur des ersten Stocks direkt gegenüber von ihrem eigenen Zimmer wieder. Erleichtert drehte sie sich zu Hannes um.

»Wenn Sie es nicht als unangemessen empfinden, Fräulein Demy, würde ich vorschlagen, dass wir uns in aller Freundschaft duzen. Immerhin sind wir ab morgen, nach Tillas und Josephs Vermählung, miteinander verwandt.«

Die Aussicht, in der Fremde einen Freund gefunden zu haben, ließ das Mädchen strahlen. »Das ist ein ausgezeichneter Gedanke. Gern, Hannes«, sagte sie und unterdrückte mühsam ein Gähnen.

»Es war mir eine Ehre, dich zu retten«, erwiderte er, lüftete einen nicht vorhandenen Hut und verschwand durch dieselbe Tür, durch die sie hereingekommen waren.

Demy kicherte, schlug aber schnell die Hand vor den Mund, denn sie wollte keinesfalls gehört werden. Leise schlich sie zu der angelehnten Tür, die ins Treppenhaus führte, und lauschte.

»Lass das!«, fauchte eine Frau, und diesmal verstand Demy, was Philippe erwiderte, denn seine Stimme klang schneidend und unangenehm kalt: »Du hast es doch so gewollt!«

***

Josephs und Tillas Hochzeitsfeierlichkeiten waren im vollen Gange, als Walther Rathenau in Begleitung einer blond gelockten Schönheit erschien, die ihnen als Julia Romeike vorgestellt wurde. Die Anwesenheit des AEG-Erben stellte für das Haus Meindorff eine unerwartete Ehre dar.

Als Philippe an der Reihe war, Rathenau willkommen zu heißen, grüßte der frühere Gardekürassier6 zackig und schüttelte ihm dann zu seiner Überraschung fast kameradschaftlich die Hand. »Wie steht es um die Truppen in Deutsch-Südwest, Herr Leutnant?«

Philippe knirschte mit den Zähnen. Rathenau hatte zwei Inspektionsreisen nach Afrika unternommen, um dem Reichstag daraufhin Vorschläge für die künftige deutsche Kolonialpolitik zu unterbreiten, und auf einer dieser Reisen waren sie sich bei Gouverneur von Schuckmann in Windhuk begegnet. Aus irgendeinem Grund musste er dem Mann in Erinnerung geblieben sein.

»Bestens«, erwiderte Philippe oberflächlich und hoffte, Rathenau würde nicht detaillierter nachfragen. Dass er bezüglich der Lage in der Kolonie einen anderen Standpunkt vertrat als die hochrangigen Militärs oder die deutsche Regierungsspitze, passte zu seinem Ruf als Unruhestifter, sollte an diesem Abend jedoch nicht unbedingt Gesprächsthema werden. »Sie verkehren mit Oberstleutnant von Estorff und Gouverneur von Schuckmann persönlich?«

»Gelegentlich. Zuletzt habe ich sie vor knapp zwölf Wochen gesehen, bevor ich meinen Urlaub antrat.«

»Den Sie sich ohne Frage verdient haben.« Rathenau lächelte und strich mit der Rechten über die Spitzen seines Schnurrbartes.

Einige Schritte entfernt von ihnen entstand Unruhe. Jemand lachte verhalten, während im Hintergrund mehrere Frauen aufgebracht zu tuscheln begannen. Philippe und Rathenau wandten sich ebenfalls dem Tumult zu.

Mit hochrotem Gesicht erhob sich Demy und entschuldigte sich mehrmals bei Rathenaus Begleiterin. Offenbar war sie bei ihrem Versuch, die Dame mit einem Knicks zu begrüßen, ausgeglitten und gestürzt.

Philippe lachte trocken auf, was ihm erneut die Aufmerksamkeit Rathenaus einbrachte. »Wer ist diese amüsante, kleine Person, Herr Leutnant?«

»Die Halbschwester der Braut, Demy van Campen.«

»Vielleicht ist es von Vorteil, sich an diesem Abend in ihrer Nähe aufzuhalten.«

Philippe verbeugte sich, als Rathenau ihn verließ, um weitere Gäste der Meindorffs zu begrüßen, und hob dann leicht irritiert die linke Augenbraue. Musste er Rathenau so verstehen, dass er sich die beste Unterhaltung in der Nähe des kleinen Wildfangs versprach, den Josephs frisch Angetraute ihnen ins Haus geschummelt hatte? Dieser Industrielle, der für seine künstlerische Ader ebenso bekannt war wie für seine Geschäftstüchtigkeit und seit Neuestem auch seine politischen Ambitionen auslebte, fand Gefallen an der kleinen Kratzbürste? Oder war dies vielmehr ein dezenter Hinweis an Philippe gewesen, ein wachsames Auge auf das ungeschickte Kind zu halten? Diese Aufforderung benötigte Philippe jedoch nicht.

Während des nächtlichen Balls hielt er sich stets in Demys Nähe auf, die sich zwischen den Reichen und Schönen Berlins sichtlich unbehaglich fühlte und für so manchen amüsanten Fauxpas sorgte. Er verspürte fast ein bisschen Mitleid mit dem jungen Ding, das gezwungen war, sich in einer Welt zu bewegen, auf die es scheinbar nicht vorbereitet worden war. Ohnehin fragte er sich, ob die Kleine wusste, dass sie in ihrer Rolle als Gesellschafterin einem einsamen Leben entgegensah. Demy würde ab diesem Tag weder zu den Bediensteten noch zur Familie zählen, und ein gestrenger, in Traditionen verhafteter Hausherr wie Rittmeister Meindorff würde mit Sicherheit darauf bestehen, dass sie Vertraulichkeiten zu beiden Seiten unterließ. Doch vielleicht würde die familiäre Verbindung zu einer der Herrschaften sie vor der Vereinsamung retten, unter der Gouvernanten und Gesellschafterinnen gemeinhin litten.

Erstaunt beobachtete Philippe, dass Demy Rathenaus attraktive Begleiterin kaum aus den Augen ließ und auch diese dem Mädchen hin und wieder ein vergnügtes Lächeln schenkte. Noch mehr verwunderte ihn aber die offensichtlich miserable Laune seines älteren Ziehbruders.

Der Bräutigam hatte im Laufe des vergnüglichen Abends anscheinend jegliche Freude an seinem eigenen Hochzeitsfest verloren. Missmutig starrte er vor sich hin, ließ sich nur widerwillig von Tilla zu ein paar Tänzen überreden, obwohl das engagierte Ensemble wunderbar und abwechslungsreich musizierte, und sprach dem Alkohol mehr zu, als es gut für ihn war.

Philippe runzelte die Stirn, als er sah, wie Joseph sich an einem Tisch festhalten musste, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. An seine Hochzeit und die anschließende Hochzeitsnacht würde der Bräutigam sich wohl sein Leben lang nicht mehr erinnern.

***

Mit jeder Stunde, die verging, fühlte Demy sich unbehaglicher. Ihre Aufsteckfrisur löste sich allmählich auf und die widerspenstigen Locken kringelten sich um ihr Gesicht, und das ungewohnte Korsett, das Henny ihrer ohnehin schlanken Figur und ihren mangelnden weiblichen Formen zum Trotz eng geschnürt hatte, raubte ihr den Atem.

Ihr Missgeschick beim Knicks vor Rathenaus Begleiterin war zu ihrem Leidwesen von sehr vielen anwesenden Gästen gesehen worden. Demy wusste nicht, wie es dazu gekommen war, vermutete aber, ihre Tollpatschigkeit habe etwas mit Julia Romeike zu tun gehabt. Die Dame war eine Schönheit, wie Demy sie nie zuvor zu Gesicht bekommen hatte. Ihre makellose Haut war glatt und samtig, ihre Gesichtszüge klassisch schön wie die einer griechischen Statue. Das beinahe weißblonde Haar schimmerte im Licht der Kandelaber schöner als so manches Schmuckstück, und ihre schlanke, aber wohlproportionierte Figur erregte sicher den Neid der anderen Damen … und das Begehren der Herren.

Demy hatte den Eindruck gewonnen, als sähe Julia auf den ersten Blick, wie wenig Demy in diese Gesellschaft passte. Gänzlich verwirrt hatte sie dann das beinahe verschwörerische Augenzwinkern der schönen Dame, nachdem sie sich endlich wieder aufgerappelt hatte. Demy war so durcheinander gewesen, dass sie kurze Zeit später gegen einen der männlichen Gäste stieß und ihr Wasser über seinen feinen Anzug verschüttete. Zwar entschuldigte er sich höflich bei ihr, doch sie beide wussten, dass der Fehler bei Demy lag.

Wenig hilfreich war auch die Tatsache, dass Philippe sie ständig unter Beobachtung zu haben schien und spöttisch über ihre Ungeschicklichkeiten grinste. Sie fühlte sich zunehmend unwohler in ihrer Haut. Da half es auch nicht, dass sie dem Leutnant böse Blicke zuwarf, die er mit einem amüsierten Blinzeln konterte.

Plötzlich rissen laute Stimmen Demy aus ihren Gedanken. Der Bräutigam und sein Vater gerieten nahe der Fensternische, in die sie sich zurückgezogen hatte, in Streit. Erschrocken über den herrischen Tonfall des Familienpatriarchen fuhr Demy herum, doch in diesem Augenblick begann das Orchester wieder zu spielen, sodass nur sie und vielleicht noch Maria, die Haushälterin, den weiteren Disput mit anhörten.

»Halte dich gefälligst zurück, Sohn. Du hast Rathenau eingeladen, sonst wäre er wohl kaum hier.«

»Zweifellos hat er eine Einladung erhalten, ebenso das Haus Siemens, dort hingegen war man klug genug zu wissen, dass diese Einladung nur eine förmliche Höflichkeit darstellte.«

»Aber es macht durchaus einen guten Eindruck, wenn Rathenau dir und Tilla die Ehre gibt …«

»Aber ja! Man fragte mich bereits, ob Meindorff-Elektrik der nächste Familienbetrieb sei, den die AEG schluckt.«

»Du hast zu viel getrunken«, rügte sein Vater und ging dann erst auf seine Bemerkung ein: »Selbst die großen und mittleren Betriebe, die aus ihrem Unternehmen eine AG machten und Großbanken wie die Deutsche Bank mit ins Boot nahmen, wurden zwischenzeitlich von der AEG oder Siemens übernommen. Dass eine Änderung der Firmenstruktur sie schützen könne, ist ein trügerischer Schluss. Ich bin nach wie vor mein eigener Herr, und meine Entscheidungen werden nicht von geld- oder machtgierigen Dompteuren beeinflusst. Und jetzt mäßige deine Stimme, höre auf zu trinken und kümmere dich um deine Gäste!«

»Vater, wir müssen dringend über neue Märkte sprechen. Meine Brauerei läuft gut. Es wäre sinnvoll, für ein drittes Standbein zu sorgen. Während der Wirtschaftskrise Anfang des Jahrhunderts hat uns unsere Konzentration auf die Elektrobranche beinahe Kopf und Kragen gekostet. Wir könnten, wie Philippe vorschlug, in den Kolonien …«

»Schluss jetzt! Das Meindorffer Unternehmen gibt es seit dem achtzehnten Jahrhundert, seit 1848 sind wir im elektrischen Bereich tätig und Meindorff-Elektrik wird es auch in zweihundert Jahren noch geben!«

Demy zuckte unter der aufbrausenden Stimme erschrocken zusammen; Joseph beruhigte sich zumindest äußerlich.

»Ich wollte Sie nicht aufregen, Vater«, sagte er leise und verließ die durch einen kunstvoll drapierten Vorhang geschützte Nische. Als er mit großen Schritten an ihr vorbeimarschierte, hörte sie ihn murmeln: »Dieser dreckige Jude! Taucht hier auf, und auch noch mit …« Der Rest seines Satzes ging in einem fröhlich aufgespielten Walzer unter.

Demy presste sich gegen die Wand und umklammerte mit ihrer linken Hand nervös den braunen Samtstoff des Vorhangs. Die Musik wechselte in einen ungarischen Tanz über. Einige ältere Herrschaften verließen daraufhin die Tanzfläche, während jüngere Damen und uniformierte oder einen vornehmen Frack tragende junge Herren ihre Plätze einnahmen.

Bewundernd beobachtete Demy die anmutigen Bewegungen der Tänzerinnen. Funkelnde Broschen und Ketten reflektierten das Licht, und die Röcke umspielten ihre Beine, ließen jedoch niemals mehr erkennen als die edlen Tanzschuhe und vielleicht einmal eines der modischen goldenen Fußkettchen. Eine junge Frau, die Demy als Margarete Pfister vorgestellt worden war, wirbelte im Arm ihres wesentlich älteren Tanzpartners vorbei. Ihre rotblonden Locken wippten förmlich im Takt der Musik und sie schenkte Demy ein engelsgleiches Lächeln.

Diese beobachtete das Paar, bemerkte, dass der Mann zu ihr hinüberblickte und seiner Tochter zustimmend zunickte.

Eilig drehte Demy sich um. Sie wollte keinesfalls den Eindruck erwecken, als warte sie sehnlich auf einen Tanzpartner. Genaugenommen konnte sie nicht einmal tanzen und würde sich schrecklich blamieren – ein weiteres Mal in dieser Nacht!

»Suchst du einen Tanzpartner, schwarzes Schäfchen?« Erneut sah sie sich Philippe gegenüber. Hatte dieser selbstzufriedene Kerl nichts anderes zu tun, als ihr aufzulauern?

»Nein, ich habe mich geirrt. Du bist auf der Flucht, da du nicht tanzen kannst. Immerhin bist du erst eine halbe Portion!«

»Wenn die bezaubernde Dame nicht mit Ihnen tanzen möchte, Herr Leutnant, versuche ich einmal mein Glück!« Rathenau gesellte sich zu ihnen und verbeugte sich galant vor der erschrockenen Demy. Konnte es denn noch schlimmer kommen? Zwar rebellierte alles in ihr bei der Vorstellung, mit dem ungehobelten Philippe tanzen zu müssen, aber lieber trampelte sie ihm auf den Füßen herum als einem so hochstehenden Gast wie Rathenau.

»Demy? Hast du die herrlichen Kuchen probiert, die Maria und ihre Mädchen soeben auftischten?« Hannes trat zwischen Philippe und sie und bot ihr einladend seinen Arm.

Erleichtert legte Demy ihre Hand auf den Ärmel seiner Kadettenuniform und ließ sich zum Kuchenbüffet geleiten. Dabei wagte sie nicht, sich noch einmal umzudrehen, da sie nicht sicher war, ob sie sich nicht soeben sträflich unhöflich verhalten hatte. Sie hörte Philippes belustigtes Lachen und Rathenaus Bemerkung: »Da hat uns ein Jungspund von Lichterfelde also das interessanteste Mädchen des Abends vor der Nase weggeschnappt, Meindorff. Was unternehmen wir nun?«

»Wenn es Sie nicht stört: Ich hätte da ein paar geschäftliche Fragen …«

»Können wir uns dabei über den sicherlich exzellenten Wein aus dem Keller dieses Hauses hermachen?«

Die Männer lachten und Demy atmete erleichtert auf. Vermutlich war es von Vorteil, sich in Hannes’ Nähe aufzuhalten, zumal er wohl beschlossen hatte, sie unter seine Fittiche zu nehmen.

***

Lange nach Mitternacht, einige der Gäste hatten sich längst verabschiedet, entließ in Philippes unmittelbarer Nähe der Tanzpartner Brigitte von Ehnsteins diese aus seinen Armen. Diesmal nicht in Rosé, sondern in eine schimmernde rote Robe gehüllt, deren Ausschnitt mehr offenbarte, als er erahnen ließ, übersah sie ihn geflissentlich.

Das Orchester setzte zu einem neuen Musikstück an, und Brigitte blickte sich suchend um, wobei sie im Takt mit einem Fuß auf den Boden tippte. Philippe konnte es sich nicht verkneifen, ganz dicht hinter sie zu treten, die Hände an ihre schmal geschnürte Taille zu legen und ihr provozierend zuzuraunen: »Treffen wir uns später wieder?«

Während er sprach, sah er in die weit aufgerissenen Augen ihrer Mutter, die soeben auf ihre Tochter zueilte. Vermutlich wollte sie Brigitte ein weiteres Mal in dieser Nacht die mit Goldfäden durchwirkte Stola umlegen, damit zumindest ein wenig Schicklichkeit wiederhergestellt war.

»Verschwinde, Philippe. Ich habe mir dir nichts zu schaffen!« Brigitte gab sich wirklich Mühe, hinlänglich empört und erschrocken zu klingen.

»Ich vergaß, du bist die Keuschheit in Person!« Er lachte, während er sich abwandte, und fand sich unvermutet Demy gegenüber, die ihn unter zusammengezogenen Augenbrauen vorwurfsvoll musterte.

»Sie verprellen wohl gern die Gäste des Brautpaares, Herr Leutnant?«

»Kleine Demy, ich bin der Dame voller ehrlicher Zuneigung begegnet. Dies erscheint mir weit weniger verwerflich als Ihre Versuche, die Begleitung von Rathenau zu Fall bringen zu wollen, sich beinahe selbst zu ertränken oder einem Offizier der kaiserlichen Truppe schwerwiegende Verletzungen durch Ellenbogenstöße zuzufügen.«

Belustigt beobachtete er, wie das Mädchen erst errötete, ihn dann aber mit wütend funkelnden Augen anblitzte. »Sie … Sie übertreiben maßlos!«, fauchte sie, wenn auch in beherrschter Lautstärke. »Das waren lediglich Missgeschicke, während Ihre Attacke der Dame gegenüber mit voller Absicht geschah.«

»Fühlte sie sich denn von mir angegriffen, schwarzes Schäfchen?«

»Nennen Sie mich nicht so! Und ja, heute fühlte sie sich ganz offensichtlich angegriffen.«

»Heute?« Philippe schmunzelte vor sich hin. Nun erschloss sich ihm auch, wer in der vergangenen Nacht Zeuge seines heimlichen Treffens mit Brigitte von Ehnstein geworden war. »Du bist das also gewesen?« Er lachte über ihre entsetzt aufgerissenen Augen und noch mehr über die angriffslustig in die Hüfte gestemmten Hände. »Dann lass dir das eine Lehre sein, halbe Portion! Die Menschen sind oft nicht das, was sie zu sein vorgeben. Ist die junge Frau wirklich so behütet und von untadeligem Ruf oder vielmehr ein heißblütiges Flittchen mit einem delikaten Geheimnis? Steckt hinter einem erfolgreichen Herrn mit Macht und Prestige ein erbärmlicher Feigling mit zweifelhafter Vergangenheit und fragwürdigen Idealen?«

»Bei Letzterem sprechen Sie gewiss von sich selbst?«

Seine Mundwinkel zuckten kurz. So viel Frechheit hätte er dem van Campen-Mädchen gar nicht zugetraut. Allerdings schien sie ein wenig über sich selbst erschrocken zu sein, denn sie verschränkte ihre Arme hinter ihrem Rücken, als suchten sie dort einen Halt.

Ohne ihr die Möglichkeit zu einer Entschuldigung einzuräumen erwiderte er: »Mein wahres Ich werde ich mit Sicherheit nicht vor dir ausbreiten. Immerhin versteckst du deines ja ebenfalls sorgfältig – oder bemühst dich zumindest darum!«

»Sie sind doch wirklich der respektloseste, uncharmanteste …«

»Ist das der Wortschatz eines niederländischen Kindes aus gutem Hause im zarten Alter von, nun, sagen wir, dreizehn Jahren?« Philippe wartete auf einen entrüsteten Protest ihrerseits. Dessen Ausbleiben bewies ihm zwei Dinge: Zum einen, dass seine Einschätzung von Demys Alter zutraf, zum anderen, dass sie ehrlich genug war, ihn diesbezüglich nicht anzulügen.

Ging die Schummelei auf Tillas Konto oder auf das des Vaters der beiden Mädchen? In jedem Falle hatte dieser van Campen sein Ziel erreicht: Seine Töchter waren erfolgreich im Hause von Meindorff untergekommen!

Um Demy musste er sich gewiss keine Gedanken machen. Sie war trotz ihrer Jugend aufgeweckt genug, um sich ihrer Haut zu wehren.

Ein Tanzpaar wirbelte auf der nahezu geleerten Tanzfläche so knapp an Philippe vorbei, dass er unwillkürlich einen Schritt nach vorn auswich. Er kam Demy dabei sehr nah und sie schaute erschrocken zu ihm auf.

»Du hast doch nicht etwa Angst vor mir?«

»Vielleicht wäre es besser für mich, wenn ich die hätte!«, gab sie schlagfertig zurück.

»Philippe!«

Der Angesprochene beobachtete amüsiert, wie Demy sich zu Hannes umdrehte und ihm ein erfreutes Lächeln schenkte. Sein Freund sah ihn mit gerunzelter Stirn an.

»Ich tu der Kleinen nichts. Aber du darfst gern weiterhin ihren Beschützer spielen«, lachte Philippe, woraufhin Hannes dem Mädchen prompt seinen Arm anbot und Philippe im Weggehen noch einen vorwurfsvollen Blick zuwarf.

Dabei hörte er Hannes sagen: »Keine Angst, Demy. Hunde, die bellen, beißen nicht! Im Grunde ist er ein prima Kerl.«

»Also, ich mag ihn nicht!«, lautete Demys ungeschöntes Urteil.

Gut so!, dachte Philippe zufrieden. Er überließ das Mädchen für den Rest des Abends dem fürsorglichen Hannes. Das Fest ging auch ohne das Brautpaar weiter, nachdem die Frischvermählten sich verabschiedet hatten und zu ihrer mehrwöchigen Hochzeitsreise aufgebrochen waren.

***

Nach zwei Stunden Schlaf sprang Philippe mit neuem Elan aus dem Bett, zog sich an und weckte den verschlafenen, mürrischen Hannes. Die gebrummten Beschwerden seines Freundes ließ der Leutnant einfach an sich abprallen.

Nach seinem Abitur an der Elite-Kadettenanstalt Groß-Lichterfelde hatte Philippe seine Militärpflichtzeit in Deutsch-Südwestafrika abgelegt, und da ihn das Land faszinierte, hatte er kurzerhand seinen Dienst verlängert. Als 1904 der Herero- und Nama-Aufstand ausbrach, fand er sich plötzlich mittendrin im Kampfgeschehen. Kurz vor seinem dreimonatigen Heimaturlaub hatte er die Überfälle auf deutsche Siedler aus nächster Nähe miterlebt, ebenso wie die katastrophalen, ja lebensfeindlich zu nennenden Zustände in den Konzentrationslagern und die harten Arbeitseinsätze, zu denen die Handvoll Überlebenden der Eingeborenen-Armee gezwungen wurden. Seitdem wusste er, dass man mit weniger als zwei Stunden Schlaf pro Nacht durchaus lange Zeit überleben konnte.

»Was hast du vor, mitten in der Nacht?«, brummte Hannes mürrisch, während er in seine Hosen schlüpfte.

»Du hast mir von dem ehemaligen Kameraden von Joseph erzählt, den du mir unbedingt vorstellen wolltest.«

»Das hätte doch bis morgen Zeit gehabt!«

»Ich muss demnächst zurück nach Windhuk.« Philippe warf seinem Freund ein frisch geplättetes weißes Hemd zu und erhob sich von seinem Stuhl, um deutlich zu machen, dass er baldmöglich aufbrechen wollte.

»Wie lange gedenkst du denn noch in Südwest zu bleiben?« Hannes zog sich das Hemd der Einfachheit halber mit geschlossenen Knöpfen über den Kopf.

Als Entgegnung zuckte Philippe lediglich mit den Schultern. Was er in naher Zukunft tun wollte oder wie er sein Leben längerfristig gestalten sollte, das lag für ihn völlig im Dunkeln, und so schien es ihm am einfachsten, einfach mit dem weiterzumachen, was er gerade tat, bis sich ihm eine andere Möglichkeit auftat. Und außerdem gab es da noch Udako, diese hinreißende Afrikanerin, die er mit jedem Tag mehr vermisste. Sie war einer der Gründe, weshalb es ihn immer vehementer zurück auf den afrikanischen Kontinent drängte.

Allerdings war das einstmals geltende Eheschließungsgesetz, das Ehen zwischen Deutschen und Frauen afrikanischer Stämme erlaubte, im Zuge der Aufstände und auf Druck einiger Missionare durch das Südwester Gouvernement im vergangenen Jahr zurückgenommen und bestehende Ehen rückwirkend für ungültig erklärt worden. Aber für Philippe galt ja noch immer die Einladung eines Freundes, zu ihm nach Kanada zu ziehen. Dort könnte er gemeinsam mit Udako leben.

»Träumst du?« Hannes stieß ihm unsanft in den Rücken und weckte ihn aus seinem schmerzlich-süßen Tagtraum um das bezaubernde Mädchen.

Der Offizier blieb ihm eine Antwort schuldig, öffnete die Tür und eilte Hannes voraus die Dienstbotentreppe hinunter ins Erdgeschoss.

Der Zugang zur Küche war nur angelehnt, sodass die herausdringenden teils aufgebrachten, teils anfeuernden Rufe bis in den Flur des Seitenflügels drangen.

»Ob sich Charles mit Maria eine Rauferei liefert?«, fragte Philippe und verleitete mit der Vorstellung, der korrekte englische Butler könnte sich mit der resoluten, aber gutherzigen Haushälterin schlagen, den noch immer müden Hannes zu einem lauten Auflachen.

»Das sollten wir uns nicht entgehen lassen!«, fand der und stürmte Philippe voran in die Küche.

Das Bild, das sich ihnen bot, übertraf bei Weitem das, was sie erwartet hatten. Ein aufgeregt zeterndes, wild mit den Flügeln schlagendes Huhn war in der geräumigen Küche auf der Flucht vor einem Küchengehilfen und Demy. Während Maria über den Wirbel in ihrem Arbeitsbereich schimpfte, feuerten die Küchengehilfinnen und selbst der in die Jahre gekommene Koch die Jäger lautstark an.

Philippe und Hannes lehnten sich schmunzelnd an die gekachelte Wand und beobachteten die turbulente Verfolgungsjagd, bei der das Huhn zumindest den Vorteil besaß, dass es über Herd, Arbeitsflächen und Tisch flattern konnte, während seine beiden Häscher gezwungen waren, umständlich um die Hindernisse herumzulaufen. Schließlich ergriff das Tier seine Chance zur Flucht durch die offene Küchentür, dicht gefolgt von Demy und einer neugierigen Menschenschar.

Mutig warf das Mädchen sich nach vorn, erwischte das Federvieh mit beiden Händen und erhob sich stolz lächelnd. Wie eine Siegestrophäe hob sie das zappelnde Huhn in die Höhe und bemerkte zuerst nicht den Ärger, der sich in ihrem Rücken wie eine drohende Gewitterwand zusammenbraute.

Philippe empfand fast so etwas wie Mitleid, als er das Lächeln auf dem Gesicht des Mädchens ersterben sah, das die betroffenen Blicke des Hauspersonals bemerkte.

Einer unguten Ahnung folgend drehte Demy sich zögerlich um und fand sich dem Hausherrn gegenüber, der ihre aufgelöste Frisur, den zerknitterten Rock und das gackernde Huhn in ihren Händen mit einem langen missbilligenden Blick betrachtete.

Meindorff winkte mit einer knappen Kopfbewegung den zweiten Fänger herbei und der Bursche beeilte sich, seiner Komplizin die Beute aus der Hand zu nehmen und gemeinsam mit den anderen schleunigst in die Küche zu flüchten.

Nur Maria, Philippe und Hannes blieben mit dem Mädchen zurück, das ihnen nun den Rücken zukehrte.

»Dem Koch war das Huhn entwischt«, stammelte Demy, und Philippe konnte nur ahnen, wie eingeschüchtert sie sich jetzt fühlte; immerhin war sein Ziehvater eine durch und durch imposante Erscheinung.

»Das ist kein Grund, sich wie eine Bauernmagd aufzuführen!«

»Nein, Herr Rittmeister.«

Philippes Bedauern wandelte sich in Bewunderung, klang die Antwort des Kindes doch vielmehr fragend als kleinlaut. Außer ihm selbst hatte es in diesem Haus noch niemand gewagt, dem Patriarchen die Stirn zu bieten.

»Was tust du überhaupt hier? Du hast in diesem Teil des Hauses nichts verloren. Schon gar nicht in der Küche.«

»Entschuldigen Sie bitte, Herr Rittmeister, das hat mir niemand gesagt.«

Sowohl Hannes als auch Maria reagierten peinlich berührt, während Philippe über die ehrliche, wenn auch unpassende Antwort von Demy anerkennend lächelte. Ihre Natürlichkeit und ihr eiserner Wille, die sie bei der Jagd auf das Huhn bewiesen hatte, empfand er ebenso wie ihre naive Ehrlichkeit als ausgesprochen erfrischend.

Meindorffs Miene verdüsterte sich weiter, allerdings hatte er sich tadellos im Griff. Er hob den Kopf und sein Blick wanderte von Hannes zu Philippe und schließlich zu Maria. »Degenhardt, führen Sie Fräulein van Campen in ihr Zimmer, möglichst ohne dass sie in diesem Zustand von einem Gast gesehen wird, und erklären Sie ihr in aller Deutlichkeit, dass sie mit den Angestellten des Hauses keinen Kontakt zu pflegen hat. Wenn sie etwas benötigt, soll sie sich an Sie oder an Henny wenden. Die junge Frau Meindorff hat mich ausdrücklich darum gebeten, ihr als Anverwandte gewisse Privilegien zuzugestehen, daher ist ihr der Kontakt zu meiner Familie weiterhin gestattet.«

Philippes Ziehvater war deutlich anzumerken, wie sehr ihm diese Vereinbarung missfiel. Nun bedauerte der Leutnant die Kleine wirklich. Was mochten Demys Vater und ihre Schwester bewogen haben, das Mädchen in eine so missliche Lage zu manövrieren? Eigentlich sollte sie noch die Schulbank drücken und sich mit ihren Nachbarbuben streiten.

Maria berührte Demy sanft am Ellenbogen, damit sie ihr folgte, und die beiden verschwanden wortlos in dem schmalen Treppenhaus.

»Hannes, Philippe, ich hoffe, ihr seid an diesem Schabernack nicht beteiligt gewesen.«

»Lediglich als amüsierte Zuschauer«, erwiderte Hannes, während Philippe einwandte: »Denken Sie nicht, Herr Rittmeister, dass Sie mit der Kleinen zu hart ins Gericht gegangen sind?«

»Von dir war wohl nichts anderes als Sympathie für diesen Unsinn zu erwarten. Die Kleine, wie du sie titulierst, ist die Schwester einer Meindorff und hat als diese, wie auch in ihrer Rolle als Gesellschafterin, den Ruf unseres Hauses zu wahren. Jegliches ungebührliche Verhalten ist ihr strikt untersagt. Es genügt, dass du dem Namen Meindorff einen irreparablen Schaden zugefügt hast. Ich dulde keine zweite sich skandalös verhaltende Person in diesem Hause!« Mit diesen Worten drehte der Rittmeister sich um und verließ den Seitenflügel seines Hauses in Richtung Foyer.

»Das arme Ding wird einen schweren Stand haben«, brummte Hannes und warf Philippe einen bedauernden Blick zu, ehe er seinem Vater hinüber in die Halle folgte.

Philippe zögerte noch einen Augenblick, doch da er Pläne für den heutigen Tag hatte, schob er tiefer gehende Überlegungen beiseite und begab sich ebenfalls auf den Weg in Richtung Frühstückszimmer.

Als die beiden jungen Männer aus dem Hauswirtschaftsraum in das Foyer traten, verschwand Demy, die ihr Frühstück mit hinauf in ihren privaten Raum nahm, hinter der Tür zum Treppenhaus. Philippe hielt Hannes, der ihr nachlaufen wollte, am Arm zurück und schüttelte stumm den Kopf. Er hatte keine Lust auf weibliche Gesellschaft beim Frühstück. Obendrein plante er zügig aufzubrechen, was ihnen nur möglich war, wenn der lebenslustige Hannes sich nicht in ein Gespräch mit diesem Mädchen hineinziehen ließ.

Gemeinsam schlenderten sie an der geöffneten Tür des Musikzimmers vorbei zum Speiseraum, in dem die Bediensteten bereits alle Spuren der Feier vom Vorabend beseitigt hatten.

»Sollten wir Demy nicht fragen, ob sie uns begleiten möchte, Philippe? Jetzt, da ihre Halbschwester für ein paar Wochen auf Reisen ist, ist sie sicher einsam. Sie kennt in Berlin doch keine Menschenseele.«

Philippe griff nach drei Scheiben Brot und der blumengeschmückten Porzellanbutterdose und trug sein Frühstück hinüber an den Esstisch. »Wenn du etwas für die Kleine tun willst, dann sorge dafür, dass sie wieder zur Schule gehen darf.«

Hannes, der noch unschlüssig am Büfett verharrte, drehte sich zu ihm um. Seiner Jugend zum Trotz besaß er bereits die steife Haltung und die blasiert wirkenden Bewegungen seines Vaters, und Philippe wusste nicht recht, ob er sich darüber lustig machen oder sich ärgern sollte.

»Sie zur Schule schicken? Wie kommst du denn auf die Idee? Sie ist die Gesellschafterin meiner Schwägerin. Tilla wünscht das Mädchen in der fremden Stadt und auf Reisen bei sich zu haben. Sie hat mit Sicherheit ihre Schulausbildung abgeschlossen – wenn auch noch nicht vor sehr langer Zeit.«

»Und aus welchem Grund begleitet sie Tilla nicht auf ihrer Hochzeitsreise?«

Hannes zog die Schultern in die Höhe. »Soweit ich weiß, wollte Joseph sie nicht mitnehmen.«

Philippe wandte sich seinem Teller zu und schüttelte den Kopf über so viel Blindheit und Ignoranz. Demy war doch ganz offensichtlich ein unmündiges Mädchen, das von ihrer egozentrischen älteren Schwester aus ihrem gewohnten Umfeld gerissen und in diese Stadt verpflanzt worden war, die ein amerikanischer Besucher vor nicht allzu langer Zeit als »das Chicago des Deutschen Reiches« tituliert hatte. Entweder hielten die Meindorffs sie konsequent an der kurzen Leine und sie integrierte sich in den Haushalt, oder sie würde der Familie innerhalb kürzester Zeit entgleiten. Eigenwillig genug war sie dafür allemal!

»Hast du Tilla einmal nach dem wahren Alter des Mädchens befragt?«, fragte er, bevor er in sein Brot biss.

»Das würde mir nicht einfallen!«

»Du würdest wohl auch keine ehrliche Antwort erhalten. Dieses Kind ist mit Sicherheit keine sechzehn Jahre alt. Vermutlich ist sie eine groß gewachsene Zwölf- oder Dreizehnjährige mit, wie nannte Tilla es gleich: großer Intelligenz und Eloquenz. Vermutlich ist auch ihr Anpassungsvermögen und ihr Schauspieltalent bestens ausgeprägt.«

Hannes ließ sich ihm gegenüber nieder, ignorierte aber sein Essen und die Bemühungen eines Dienstmädchens, ihm Kaffee einzuschenken. »Wie kommst du bloß auf diese abstrusen Gedanken?«

»Ihr Körperbau, ihre Stimme, ihre ganz offensichtlich mangelnde Erfahrung im Umgang mit Erwachsenen und einige der Nettigkeiten, die sie mir an den Kopf geworfen hat, deuten darauf hin, dass ihr eine gewisse Reife fehlt.«

»Du musst es ja wissen, Casanova«, spottete Hannes und ergriff eine Glasschale mit Marmelade. »Du sagst das doch nur, weil sie für deinen sonst für Frauen so unwiderstehlichen Charme unempfänglich ist …«

»Ein weiterer Beweis für meine Theorie!« Philippe lachte und biss erneut in sein Butterbrot.

»Also wollen wir sie nicht mitnehmen?«

»Nach Magdeburg? Bestimmt nicht. Sorge dafür, dass sie Unterricht erhält, und schenk ihr vielleicht noch ein Hündchen oder ein Pferd; damit wird sie noch drei, vier Jahre glücklich sein und dich danach womöglich aus lauter Dankbarkeit heiraten.«

Zu Philippes Erstaunen sah er, dass Hannes errötete. Schnell senkte er den Blick auf seinen Teller, um seine Grimasse zu verbergen. Anscheinend war es höchste Zeit gewesen, dem Jungen die Augen über Demy zu öffnen! Philippe fragte sich, ob er nicht gleich auch mit seiner Vermutung herausrücken sollte, dass die beiden van Campen-Mädchen keinesfalls einem wohlhabenden Elternhaus entstammten, wie man das der Familie Meindorff vorgespielt haben musste. Aber unter Umständen konnte er dieses Wissen eines Tages noch gewinnbringender einsetzen …

Himmel ueber fremdem Land
titlepage.xhtml
Himmel_uber_fremdem_Land__Roman_split_000.html
Himmel_uber_fremdem_Land__Roman_split_001.html
Himmel_uber_fremdem_Land__Roman_split_002.html
Himmel_uber_fremdem_Land__Roman_split_003.html
Himmel_uber_fremdem_Land__Roman_split_004.html
Himmel_uber_fremdem_Land__Roman_split_005.html
Himmel_uber_fremdem_Land__Roman_split_006.html
Himmel_uber_fremdem_Land__Roman_split_007.html
Himmel_uber_fremdem_Land__Roman_split_008.html
Himmel_uber_fremdem_Land__Roman_split_009.html
Himmel_uber_fremdem_Land__Roman_split_010.html
Himmel_uber_fremdem_Land__Roman_split_011.html
Himmel_uber_fremdem_Land__Roman_split_012.html
Himmel_uber_fremdem_Land__Roman_split_013.html
Himmel_uber_fremdem_Land__Roman_split_014.html
Himmel_uber_fremdem_Land__Roman_split_015.html
Himmel_uber_fremdem_Land__Roman_split_016.html
Himmel_uber_fremdem_Land__Roman_split_017.html
Himmel_uber_fremdem_Land__Roman_split_018.html
Himmel_uber_fremdem_Land__Roman_split_019.html
Himmel_uber_fremdem_Land__Roman_split_020.html
Himmel_uber_fremdem_Land__Roman_split_021.html
Himmel_uber_fremdem_Land__Roman_split_022.html
Himmel_uber_fremdem_Land__Roman_split_023.html
Himmel_uber_fremdem_Land__Roman_split_024.html
Himmel_uber_fremdem_Land__Roman_split_025.html
Himmel_uber_fremdem_Land__Roman_split_026.html
Himmel_uber_fremdem_Land__Roman_split_027.html
Himmel_uber_fremdem_Land__Roman_split_028.html
Himmel_uber_fremdem_Land__Roman_split_029.html
Himmel_uber_fremdem_Land__Roman_split_030.html
Himmel_uber_fremdem_Land__Roman_split_031.html
Himmel_uber_fremdem_Land__Roman_split_032.html
Himmel_uber_fremdem_Land__Roman_split_033.html
Himmel_uber_fremdem_Land__Roman_split_034.html
Himmel_uber_fremdem_Land__Roman_split_035.html
Himmel_uber_fremdem_Land__Roman_split_036.html
Himmel_uber_fremdem_Land__Roman_split_037.html
Himmel_uber_fremdem_Land__Roman_split_038.html
Himmel_uber_fremdem_Land__Roman_split_039.html
Himmel_uber_fremdem_Land__Roman_split_040.html
Himmel_uber_fremdem_Land__Roman_split_041.html
Himmel_uber_fremdem_Land__Roman_split_042.html
Himmel_uber_fremdem_Land__Roman_split_043.html
Himmel_uber_fremdem_Land__Roman_split_044.html
Himmel_uber_fremdem_Land__Roman_split_045.html
Himmel_uber_fremdem_Land__Roman_split_046.html
Himmel_uber_fremdem_Land__Roman_split_047.html
Himmel_uber_fremdem_Land__Roman_split_048.html