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Sie suchte nach einem letzten Satz für den Artikel. Währenddessen kringelte sich die blaue Dunstwolke bis zur Zimmerdecke. Mit angezogenen Beinen sass sie in einem tiefen Sessel, so dass nur die elfenbeinfarbenen Füsse unter dem weiten T-Shirt hervorsahen. Ein letztes Mal zog sie an ihrem Joint, dann pustete sie sich eine rote Haarsträhne aus den Augen. Nachdem sie der Wirkung des Stoffs insgeheim Anerkennung gezollt hatte, drückte sie den Stummel im Aschenbecher aus. Sie streckte die Hand nach der Tastatur des Laptops aus und schrieb: »›Siehe, die schlimmsten Tiere für Gott sind jene, die taub und stumm sind und die nicht begreifen.‹24 Das schlimmste Verbrechen in den letzten drei Jahrzehnten war, den Menschen ihren Verstand zu rauben, ihr Denken auszulöschen und ihre religiösen Überzeugungen zu politisieren. Irgendwann wird die Geschichte dafür sorgen, dass man denen, die dieses Verbrechen begangen haben, den Prozess macht.« Zum Schluss setzte sie noch ihren Namen unter den Artikel: »Sara al-Akabi.«

Sie war mit Absicht so provokativ, darin waren sich ihre Vertrauten, Kollegen und Facebook-Freunde einig – und auch die jungen Männer des Viertels, die sie mit Lobhudeleien und Komplimenten überschütteten, wenn sie sie sahen: »Jetzt geht’s aufwärts mit Ägypten. Mein Gott, fall doch hin, wir heben dich schon wieder auf! Du arbeitest bestimmt bei EgyptAir.« Seit sie ihr Journalistikstudium abgeschlossen hatte, war sie bei einer unabhängigen Zeitung angestellt. Sie war die ältere Schwester Tâmirs, der noch auf die Sekundarschule ging, eines mageren, schmalen Typen mit dem ersten Flaum auf der Oberlippe und einem Kinnbart, der wie ein Kommodenknopf aussah. Er hatte Glücksarmbänder an und trug seinen Hosenbund so tief, dass man ein Stück von seinem Gesäss sah.

Ihre Eltern arbeiteten in Kuwait. Nur einmal im Jahr kamen sie auf Urlaub heim. In dieser Zeit war Sara hauptsächlich damit beschäftigt, mit ihnen um die Anerkennung ihrer Freiheiten zu kämpfen. Wie die Eltern gekommen waren, reisten sie nach kurzer Zeit auch schon wieder ab und liessen bis zum nächsten Jahresurlaub nur Geld, Geschenke und ein paar matte gute Ratschläge zurück.

Gegen Mittag klopfte es an der Tür, und Tâmir machte auf.

»Guten Tag, ich bin euer Nachbar Taha vom zweiten …«

»Ja … willkommen!«, unterbrach Tâmir ihn hastig.

»Ist einer von deinen Eltern da?«, fragte Taha, der eine Schachtel Gebäck mitgebracht hatte.

Tâmir schrie, als hätte ihm jemand auf den Fuss getreten: »Saaaara!« Dann rannte er los und klopfte bei seiner Schwester. »Guck mal, wer da ist!«

Sara holte noch einmal Luft, zog sich die Hose an und ein Kopftuch über und ging stirnrunzelnd zur Tür. »Ja?«

Als Taha sie sah, musste er erst einmal die Sprache wiederfinden: »Ich bin Taha, Ihr Nachbar, der …«

Sie lächelte. »Jaja, bitte komm rein!«

»Das ist nicht nötig. Ich bin nur gekommen, um …«

Lächelnd unterbrach sie ihn: »Wir wollen uns doch nicht an der Tür unterhalten, oder? Bitte sehr.«

Mit gesenktem Kopf trat er ein. Sie führte ihn ins Wohnzimmer, wo Tâmir auf einem grossen Kissen vor dem Fernseher lag und Playstation spielte. Taha setzte sich neben ihn, während Sara für ein paar Minuten verschwand. Dann kam sie mit einem Glas Saft zurück.

»Das ist doch nicht nötig. Ich wollte mich nur bei dir bedanken …«

Sara beugte sich zu ihm hinunter und sah ihm prüfend ins Gesicht. »Du siehst ja ganz anders aus als der in der Apotheke!« Er wurde rot, und sie fügte besänftigend hinzu: »Schön, dass es dir wieder gutgeht.«

»Vielleicht kannst du mir erzählen, was passiert ist – damals bei dem Überfall?«

Sie schrie erst einmal Tâmir an, damit er den Ton leiser stellte, dann begann sie zu berichten, während Tahas Blick an ihren Augen hing: »Ich kam von einer Besorgung zurück und stellte fest, dass der Aufzug kaputt war. Als ich die Treppe hochstieg, hörte ich einen erstickten Laut, eine Art Stöhnen. Ich fürchtete, jemand könnte krank sein, und klopfte an die Tür. Aber niemand öffnete, deshalb rief ich nach Mansûr. Der kam und brach die Tür auf. Ich dachte, du wärst tot. Eine Stunde lang hat die Polizei damals bei mir gesessen, blabla hin, blabla her. Dadurch erfuhr ich, dass du ins Krankenhaus gekommen bist. So, und was zahlst du mir jetzt dafür?«

»Wie bitte?«

»Schliesslich habe ich dir das Leben gerettet!«

Taha rieb sich die Stirn und grinste. »Ja, das stimmt.«

»Was hast du eigentlich studiert?«, fragte sie.

»Pharmazie. Ich arbeite in einem Pharmaunternehmen. Und in der Apotheke von Doktor Sâmich.«

»Ja, die kenn ich. Da belästigst du immer die Kunden.«

Unwillkürlich musste er lachen. »Nun denn …« Er stand auf und winkte Tâmir zum Abschied zu, der aber aus Angst vor einem Game over nicht reagierte. Dann ging er mit Sara zur Tür.

»Welches Sternzeichen bist du?«, fragte sie ihn.

»Wassermann – 14. 2. 78.«

»Eigensinnig, voreilig und nervös. Aber auch mutig und intelligent. Und du bist am Valentinstag geboren! Trotzdem verstehst du nichts von Liebe.«

»Interessierst du dich für Horoskope?«

»Ich benutze sie, um die Menschen in Schubladen zu stecken.« Dann streckte sie ihm wie ein kleines Mädchen die Hand hin. »Ich bin Zwilling – 5. 6. 78.«

Taha schüttelte ihr die Hand. »Der Jahrestag des Ausbruchs des Junikriegs. Toller Zufall.«

»Du siehst so intellektuell aus. Liest du Zeitung?«

»Heute nicht mehr.«

»Ich schreibe für die Hoffnung der Heimat. Für das Politikressort. Interessiert dich das?«

»Was?«

»Politik!«

»Manchmal …«

»Okay. Brauchst du diese Schachtel noch für irgendwas?«

Alles Blut, das seit dem Überfall noch in seinem Körper war, schoss Taha nun ins Gesicht, so dass er aussah wie eine Tomate kurz vor dem Platzen. Er hatte doch tatsächlich die Gebäckschachtel noch in der Hand! »Sorry, hab ich ganz vergessen. Bin etwas zerstreut.«

Sara lachte und sah dadurch noch attraktiver aus. »Ich mache ja nur Witze.« Er gab ihr die Schachtel, und sie versuchte, ihn wieder zu beruhigen: »Spielst du gar nicht mehr Schlagzeug?«

Taha schüttelte den Kopf. »Seit dem Überfall nicht mehr.«

»Des einen Leid, des andern … Normalerweise bin ich jeden Sonntag im Cairo Jazz Club am Sphinxplatz. Wäre schön, dich mal bei der Jazznacht dort zu treffen. Und schau mal in meinen Blog! Er heisst Stimmen der Freiheit.«

»Ich werde ihn mir ansehen. Tschüss!«

Nie hätte er sich vorgestellt, sie in ihrer Wohnung zu besuchen. Dovey Dove! Und dann auch noch in seinem jetzigen Zustand, mit den geistigen Fähigkeiten eines Omeletts, den gestotterten Antworten und zittrigen Bewegungen, unfähig zur Kommunikation. Er schwieg und wartete ab, dass sein morsches Gedächtnis seine Arbeit tat und all die schmählichen Details löschte. Und tatsächlich erinnerte er sich bald nur noch an irgendetwas in ihren Augen, das reichte, um sie ihm wieder präsent zu machen, trotz der Trauer, die wie ein aufdringliches Gespenst immer wieder plötzlich erschien und in sein Leben eindrang …

Sein Leben, das ihm unter den Füssen weggezogen wurde …

*

Mit der Zeit nahm seine Leistung im Unternehmen ab, genau wie der Fettanteil seines Körpers. Wie ein abgelutschter Lolli wurde er immer dünner. Eine Mahlzeit am Tag und ein paar Becher Nescafé genügten bereits, seinen Appetit zu stillen. Er wusch und bügelte seine Kleider, und einmal im Monat kam Umm Fathi und putzte die Wohnung. Um die Nerven zu beruhigen, schluckte er seine Pillen. Wenn er von der Arbeit kam, war er völlig fertig. Den ganzen Tag war er in verschwitztem Anzug und drückenden Schuhen herumgelaufen, hatte jede Menge missgelaunte Ärzte getroffen und versucht, sie für ein Medikament zu begeistern, von dem er selbst nichts hielt. An drei Tagen in der Woche arbeitete er danach noch bis in die frühen Morgenstunden in der Apotheke. Die übrige Zeit verbrachte er in seinem Zimmer, stand am Fenster, blies den Rauch gegen die Scheibe und wartete hinter dem Vorhang auf sie. Manchmal hielt er sich sogar das Fernglas seines Vaters vor die Augen, um sie näher heranzuholen, falls er sie entdeckte: Sara. Dauernd lungerte so ein junger Typ auf dem Platz herum, um sie zu belästigen. Die Musikanlage laut aufgedreht, fuhr er mit seinem BMW neben ihr her, bis der Kotflügel ihren Hintern streifte. Sie warf ihm einen bösen Blick zu und rief ihm ein paar Schimpfworte nach, dann rannte sie in den Hauseingang. Sonderbar war es mit diesem Mädchen, sie wollte so attraktiv sein, aber die Fliegen um sie herum sollten sich nicht von ihr angezogen fühlen!

Danach vertrieb sich Taha die Zeit damit, die Leute auf dem Platz zu beobachten: die Kunden vor dem Tout Express, einem Laden für Säfte und Schnellgerichte, der den ruhigen Platz mit seinem Lärm erfüllte. Der Grill stand neben den Autos, und der Rauch zog über den ganzen Platz, zusammen mit den Stimmen der Jugendlichen, die sofort johlten, wenn ein Auto mit ein paar Mädchen angefahren kam. Taha schaltete das Licht aus und sah zu, wie sie einander irgendetwas zuriefen, Zeichen machten und sich dieser Rhythmus dann bis zur Ekstase steigerte, wenn es ihnen gelungen war, ein Lächeln oder Zwinkern zu ergattern. Manchmal artete das Ganze zu einem regelrechten Gerangel aus … Ansonsten nahm er sich auch mal ein Buch aus dem Schrank seines Vaters, wedelte den Staub ab und setzte sich auf das morsche Sofa, um von historischen Ereignissen zu lesen. Er gesellte sich einer Göttin und Paradiesjungfrauen zu, die ihm Zeit und den Atem raubten. In die Lektüre vertieft, folgte er dem Stift seines Vaters, der früher einmal über diese Seiten gefahren war, sie eingehend studiert und einige Passagen unterstrichen hatte. Darüber vergass er seine Trauer, bis seine Blicke von den Buchrändern unwillkürlich zur Tür des dritten Zimmers glitten. Mehrere Sekunden starrte er dorthin, dann schauderte er, zog sich an und floh auf die Strasse hinaus …

Nach drei Wochen erfuhr Taha durch Zufall, dass man den Fall seines Vaters zu den Akten gelegt hatte, weil die Ermittlungen ergebnislos verlaufen waren. Er hatte das Gefühl, als steckte ihm ein rostiger Nagel in der Kehle. Auch sein dringlicher Besuch im Polizeirevier brachte kein zufriedenstellendes Ergebnis. Er weinte noch mehr als beim Tod seines Vaters. Es war ihm, als wäre er ein zweites Mal umgebracht worden! Immer hatte er Service’ verkommenes Grinsen vor sich, es wollte ihm einfach nicht aus dem Kopf gehen. Es hinderte ihn am Leben, das so erstarrt war wie ein mumifiziertes Tier, wie ein Eisengewicht, das ihn auf den Grund eines Sees hinabzog. Die Tage glichen einander wie siamesische Zwillinge. Stereotyp wiederholte sich der bis in alle Einzelheiten gleiche Tag wieder und wieder, wie durch einen Kinoprojektor jedes Mal neu auf die Leinwand geworfen: immer derselbe Protagonist, dieselben Szenen, dasselbe Ende! Durchbrochen wurde die Routine nur, wenn seine Tante plötzlich mit einem Blech Kartoffeln in der Tür stand oder wenn er sich abends im Café mit Jassir traf und Schischa rauchte.

»Meine Mutter sagt immer, über jedem Ermordeten brennt ein Licht.«

Taha zog an seinem Apfelaroma. »Was denn für ein Licht? Zum Kuckuck mit dir, du machst mich fertig. Ich sag dir doch, die Ermittlungen sind eingestellt worden, guten Morgen!«

»Das hab ich schon verstanden, du Klugscheisser, wenn die Ermittlungen erst mal eingestellt worden sind, werden sie nicht wieder aufgerollt, und wenn du dich zum Affen machst. Ausser es gibt was Neues.«

»Und was heisst das? Dieses Ungeheuer läuft weiter vor meinen Augen frei herum! Das macht mich wahnsinnig, Jassir.«

»Man braucht Beweise, ein Tatwerkzeug, ein Motiv und …«

»… und ordentlich Vitamin B.«

»Die haben hundert solche Fälle wie deinen. Was genau sollen sie denn deiner Meinung nach tun?«

»Ein bisschen mehr Interesse zeigen – und Respekt.«

»In diesem Land? Red nicht so einen Unsinn! Gib’s auf, Kollege!«

»Vergessen wir’s. Dann sollen sie Service eben abholen, verprügeln und aufhängen, wie sie es sonst auch machen, dann wird er schon reden«, erwiderte Taha.

Jassir wies auf das Kohlesieb. »Leg noch etwas nach, Hamdi!« Dann sah er auf seine Uhr, zog eine Medikamentenschachtel aus der Tasche, schluckte zwei Pillen und bot auch Taha welche an, der jedoch ablehnte. »So war das früher mal, aber heutzutage würde Service dafür sie ins Gefängnis bringen! Eine Beschwerde beim Büro für Menschenrechte, eine Ermittlung – und tschüss! Das haben die im Ausland uns nämlich so vorgeschrieben – dort reden sie ja dauernd von Folter, Internierungslagern, Demokratie, Menschenrechten, fairen Wahlen und solchem Quatsch.«

Taha strich sich über die Stoppeln auf seinem rasierten Kopf. »Was redest du denn da für dummes Zeug?«

»Du glaubst es wohl nicht? Diese ganzen Menschenrechte sind für die Polizei doch sehr bequem. Sie brauchen keine Informationen mehr zu sammeln noch sonst irgendwas. Nur ihr Protokoll fertigschreiben und es der Staatsanwaltschaft schicken. Mit Gottes Hilfe ist der Beschuldigte bereits aktenkundig, hat zehn Straftaten begangen und wird am Ende schon eine davon gestehen, ohne dass man ihn extra zum Reden bringen muss. Und falls er eine Flasche ist, hängen sie ihm noch drei, vier Fälle an, die er gar nicht begangen hat. Die Polizei kann den Bürger sowieso schon nicht ausstehen. So einer wie du macht denen viel Arbeit, ohne dass für sie was dabei rausspringt. Als würde dauernd irgend so ein Rotzlöffel zu dir kommen und sagen: ›Putz mir die Nase!‹ Das ist doch ekelhaft! Worüber sollte ein Polizist sich also beklagen? Jetzt kann er sich dem Bürger gegenüber was rausnehmen und sagen: ›Nun sieh zu, dass du deine Suppe selbst auslöffelst, du Muttersöhnchen! Hast nicht du hier immer das Sensibelchen gespielt und erklärt, was Recht und was Unrecht ist? Jetzt lass dich auch von den Kriminellen fressen!‹ Die Ermittlungen einzustellen geht so leicht wie ein Messer durch Butter. Warum hätte sich dein Polizist da einen Kopf machen sollen?«

»Aber was tun die Polizisten denn dann den ganzen Tag?«

»Sie kümmern sich um die grossen Sachen, Doktorchen: um die Absicherung von Paraden und von Botschaften, um regierungsfeindliche Elemente, die Aufsicht bei Demonstrationen und Wahlen – da kommen sie dann richtig auf ihre Kosten, mein Lieber! Bevor ein Abgeordneter Abgeordneter wird, lässt er allerhand springen, um sich in den Sattel zu heben. Wenn er dann im Parlament ist, lässt er wieder allerhand springen, um im Sattel zu bleiben. Auch die Reichen im Viertel befriedigen das Ego der Polizisten: Mit monatlichen Zahlungen verschaffen sie sich eine gewisse Gewogenheit, vom kleinsten Polizeisekretär bis zum Adjutanten und höher. Wenn einer dann ein Problem hat, drückt die Polizei ein Auge zu und lässt ihm ein paar Übertretungen durchgehen. So läuft das auf allen Ebenen: Einige liefern jeden Tag den Kebab, andere erneuern auf eigene Kosten die Fliesen und die Keramik im Revier, wieder andere spendieren Autos. Das meinen sie mit Kontrolle: die Kontrolle des Polizisten über sein Viertel. Wenn alles tipptopp aussieht, weisst du, dass die Leute im Einzugsgebiet des Polizeireviers ihren Loyalitätspflichten nachkommen. Natürlich gibt es Ausnahmen, nicht alle sind so dreckig, es gibt auch Anständige. Aber die Dreckigen sind in der Mehrheit. Letztlich vertritt niemand die Interessen dieses Landes, es wird von diesen Leuten am Gängelband geführt.«

»Das reicht«, sagte Taha. »Wenn die da oben uns hier unten nicht sehen, muss jeder sein Recht selbst in die Hand nehmen!«

»Unter den gegebenen Umständen hast du im Prinzip recht.«

Sie schwiegen. Taha schloss die Augen und versuchte, eine Migräneattacke loszuwerden, die ihn gerade anfiel. Er goss ein Glas Wasser aus, hielt das Eis dabei mit den Fingern zurück und legte es sich auf die Stirn, um das schmerzhafte Pochen zu lindern.

»Was ist denn? Was hast du?«, fragte Jassir.

»Kopfschmerzen! Seit dem Überfall … sie bringen mich um. Aber lass mal! Wie steht’s mit dir und deiner Frau?«

»Nicht schlecht.«

»Gut!«

»Nein, ich meine, ihr geht es nicht schlecht.«

Taha sah ihn ein paar Sekunden an, dann platzte er laut los.

»Ich war mal ein schlaues Kerlchen, Bruder«, meinte Jassir, »mir konnte keiner ein Hühnchen als Hähnchen andrehen. Aber jetzt fresse ich Scheisse, kauf mir doch einen Löffel voll. Hahaha!«

Taha lächelte müde. »Drecksack!«

Jassir war als Einziger in der Lage, Taha ein wenig aus seiner Lethargie zu reissen, ihn von der Schwermut zu befreien, die ebenso auf ihm lastete wie die klebrige Schwüle im August. Schliesslich aber liess er ihn allein mit seiner pochenden Migräne und seinem stockenden Atem.