Vierunddreissig

87 Stunden, 46 Minuten

Ihren Plan, der Barriere zurück nach Perdido Beach zu folgen, konnten sie vorläufig vergessen. Das Feuer, ein Teppich aus gelben und orangeroten Farbtupfen, kletterte die Hügel im Norden hinauf und schnitt ihnen den Weg ab. Sie mussten sich nach Süden wenden.

Als sie sich auf den Weg machten, tauchte die Morgendämmerung die Wüste in ein unfreundliches graues Licht, in dem selbst die Farben des um sich greifenden Buschbrands gedämpft wirkten. Und obwohl sie jetzt wieder sahen, wo sie ihre Füße hinsetzten, waren sie so erschöpft, dass sie sich kaum auf den Beinen halten konnten und immer wieder stolperten.

Irgendwann brach der kleine Pete lautlos zusammen. Danach trugen Edilio und Sam ihn abwechselnd auf dem Rücken, wodurch ihr Marsch noch beschwerlicher wurde.

Auf diese Weise schlief Astrids Bruder an die zwei Stunden. Als die Jungs so ausgepowert waren, dass sie kaum noch vorwärtskamen, wachte er auf und setzte sich von selbst in Bewegung. Jetzt folgten ihm die anderen, zu müde, um zu protestieren oder darauf zu achten, wo er hinging, zumal die Richtung mehr oder weniger stimmte.

»Wir müssen eine Pause machen«, verlangte Edilio nach einer Weile.

»Petey!«, rief Astrid. »Komm zurück! Wir halten an.«

Der kleine Pete war zwar stehen geblieben, kam aber nicht zurück.

Astrid schleppte sich zu ihm und hätte am liebsten geweint, weil sie bei jedem Schritt einen Krampf in ihren Beinen spürte.

»Sam!«, rief Astrid. »Schnell!«

Sam erhob sich schwankend und setzte mühsam einen Fuß vor den anderen, bis er die Stelle erreichte, wo Pete stand und Astrid kniete.

Auf der Erde lag ein Mädchen. Es war in Lumpen gekleidet, seine schwarzen Haare waren verfilzt und es war unbeschreiblich schmutzig. Es sah asiatisch aus, hübsch, ohne schön zu sein, und war bis auf die Knochen abgemagert. Das Auffälligste an ihn waren jedoch die Unterarme – sie verschwanden in einem Zementblock.

Astrid legte zwei Finger an die Halsschlagader des Mädchens. »Lana, schnell!«, rief sie.

Lana machte sich rasch ein Bild. »Sie ist nicht verletzt. Ich tippe eher auf Hunger oder eine Krankheit.«

»Was tut sie hier draußen?«, wunderte sich Edilio. »Und ihre Hände! Wer macht so was?«

»Hunger kann ich nicht heilen«, sagte Lana. »Ich hab es an mir selbst ausprobiert, als ich mit dem Rudel unterwegs war. Hat nicht geklappt.«

Edilio schraubte seine Wasserflasche auf, kniete sich neben das Mädchen und träufelte ein wenig Wasser auf seine Wange. Ein paar Tropfen liefen in den Mund.

»Sie schluckt!«, rief Lana erleichtert.

Edilio kramte einen Müsliriegel aus seiner Tasche, brach ein kleines Stückchen ab und schob es dem Mädchen behutsam in den Mund. Einen Augenblick später begann es zu kauen.

»Da drüben scheint eine Straße zu sein«, sagte Sam. »Eine Schotterpiste.«

»Jemand muss hier vorbeigefahren sein und sie ausgesetzt haben«, setzte Astrid seinen Gedanken fort.

»Man sieht sogar noch die Spuren, wo sie den Block über den Boden gezogen hat.«

»Das ist echt krank«, sagte Edilio. »Wer tut so was?«

Der kleine Pete starrte das Mädchen an. Astrid bemerkte es. »Normalerweise starrt er niemanden so an.«

»Wahrscheinlich hat er noch nie gesehen, wozu manche Drecksäcke fähig sind«, brummte Edilio.

»Nein«, entgegnete Astrid. »Petey nimmt andere normalerweise nicht wahr. Ich hab mich einmal mit dem Küchenmesser geschnitten, richtig schlimm. Es hat stark geblutet. Er hat nicht mal mit der Wimper gezuckt. Dabei bin ich der Mensch, der ihm am nächsten steht.«

Lana wandte sich an Sam. »Meinst du, du kannst den Beton von ihren Händen brennen?«

»Nein, so genau kann ich nicht zielen«, antwortete Sam bedauernd.

»Ich frage mich, was man da überhaupt tun kann«, murmelte Edilio, während er das Mädchen mit einem weiteren Stückchen von dem Riegel fütterte. »Wenn man das Zeug mit einem Hammer abschlägt oder auch mit einem Meißel, muss das irre wehtun. Und man bricht ihr wahrscheinlich alle Knochen.«

»Wer könnte das gewesen sein?«, fragte Lana.

»Sie trägt eine Coates-Uniform«, bemerkte Astrid. »Wir sind wahrscheinlich in der Nähe der Schule.«

»Sch-sch!«, zischte Lana. »Ich höre etwas.«

Instinktiv duckten sich alle. In der Stille war nun deutlich der Motor eines Autos zu hören. Das Geräusch kam näher. Es klang so, als würde der Wagen kurz beschleunigen und gleich darauf wieder langsamer werden.

»Sehen wir nach, wer das ist«, sagte Sam.

Das Auto war ein SUV. Soweit Sam das erkennen konnte, saß nur ein Junge in dem Fahrzeug.

»Ich kenne ihn!« Astrid winkte ihm zu. Der SUV hielt ruckend an. Astrid lehnte sich in das offene Fenster. »Computer-Jack?«

Sam hatte den Technikfreak ab und zu in der Stadt gesehen, aber noch nie mit ihm gesprochen.

»Hi«, sagte der Junge. »Oh, ihr habt Taylor gefunden. Ich hab sie schon überall gesucht.«

»Du hast nach ihr gesucht?«

»Ja. Sie ist krank. Ihr wisst schon, im Kopf. Sie ist einfach losgelaufen und, äh, ja also, da hab ich mich auf die Suche gemacht…«

In diesem Moment begriff Sam, dass es eine Falle war. Doch da war es schon zu spät.

Drake tauchte hinter der letzten Sitzreihe auf. Er richtete seine Pistole auf Astrids Kopf, sah dabei jedoch Sam an. »Denk erst gar nicht daran! Egal, wie schnell du bist, ich muss bloß abdrücken.«

»Ich tu nichts.« Sam hob zum Zeichen der Kapitulation die Hände.

»Nein, Sammy Boy. Ich kenne die Kraft. Lass die Hände unten!«

»Ich muss den anderen helfen, das Mädchen aufzuheben«, sagte Sam.

»Sie bleibt hier. Sie ist erledigt.«

»Wir lassen sie nicht hier«, beharrte Astrid.

»Der mit der Knarre trifft die Entscheidungen.« Drake grinste. »Wenn ich du wäre, Astrid, wäre ich jetzt ganz brav. Caine möchte dich und deinen kleinen Bruder lebend. Aber wenn ihr euch wegbeamt, erschieße ich Sam.«

»Du bist ein Psychopath, Drake«, entgegnete Astrid.

»So ein großes Wort. Nennen sie dich deshalb Astrid, das Genie? Ich kenne auch ein gutes Wort: Missgeburt.«

Astrid zuckte zusammen, als hätte er sie geschlagen.

»Mein Bruder ist eine Missgeburt«, höhnte Drake. »Echt schade, dass ich dich nicht dabei aufgenommen habe. Aber jetzt steigen wir schön der Reihe nach in den Wagen. Und keine Dummheiten.«

»Das Mädchen kommt mit«, erwiderte Sam ungerührt.

»So ist es«, fügte Edilio hinzu.

Drake stieß ein theatralisches Seufzen aus. »Na gut. Hebt sie auf und schmeißt sie vorne ins Auto, neben Jack.«

Das war gar nicht so einfach. Das Mädchen war zwar noch am Leben, aber kaum bei Bewusstsein und viel zu schwach, um sich zu bewegen.

Quinn war wie versteinert. Sam fragte sich, wofür er sich entscheiden würde. Im Moment stand sein Freund mit weit aufgerissenen Augen da, seine Lippen bebten und sein Blick schoss von einem zum anderen. Anscheinend suchte er panisch nach einem Ausweg.

»Mach dir keine Sorgen, Quinn«, flüsterte Sam.

Quinn hörte ihn nicht einmal.

Astrid setzte sich hinter Computer-Jack. »Und ich hab gedacht, dass es für dich noch Hoffnung gibt, Jack.«

»Nein«, antwortete Drake an seiner Stelle. »Jack ist wie ein Schraubenzieher. Ein Werkzeug. Er tut, was wir ihm sagen.«

Astrid nahm Pete auf den Schoß und teilte sich mit Lana und Quinn die mittlere Bank. Dahinter saßen Sam, Edilio und Drake, der den Lauf der Pistole in Edilios Nacken gedrückt hielt.

»Ich bin dein Problem, Drake«, meinte Sam. »Also lass die anderen in Ruhe.«

»Wenn es nur um dein Leben ginge, würdest du es vielleicht wagen, mich mit deinen Laserpfoten zu attackieren. Aber du riskierst nicht, dass ich deinen mexikanischen Schoßhund oder deine Freundin abknalle.«

Sie fuhren los. Der Wagen hüpfte rumpelnd und ruckend dahin und obwohl er mehrmals von der Straße abkam, verlor Jack nie ganz die Kontrolle über das Fahrzeug, was Sam im Stillen hoffte. Schließlich bogen sie in die Auffahrt zur Coates Academy.

Sam war erst einmal hier gewesen, damals, als seine Mutter den Job gefunden hatte und ihm ihren Arbeitsplatz zeigen wollte.

Das düstere alte Gebäude sah aus, als wäre es bombardiert worden. Von der großen Eingangstür waren nur noch Trümmer vorhanden.

»Sieht aus wie ein Kriegsschauplatz«, meinte Edilio.

»Die FAYZ ist ein Kriegsschauplatz«, entgegnete Drake mit finsterer Miene.

Als sie anhielten, wurden sie von Panda und noch ein paar Kids mit Baseballschlägern erwartet.

»Ich will Caine sehen«, verlangte Sam.

»Zweifellos«, erwiderte Drake. »Aber vorher müssen wir noch was erledigen. Stellt euch hintereinander auf. Dann geht ihr in einer Reihe um das Gebäude herum.«

»Sag Caine, dass sein Bruder hier ist!«, beharrte Sam.

»Du hast es nicht mit Caine zu tun, Sammy, sondern mit mir, und wenn es nach mir ginge, würde ich dich jetzt sofort abknallen. Euch alle. Also reiz mich nicht.«

Sie taten wie befohlen, gingen um das Gebäude herum und gelangten auf eine Wiese, auf der eine kleine Freiluftbühne zu sehen war, die einer Gartenlaube nachempfunden war und einen grauenhaften Anblick bot.

An einem Geländer, das um die Laube herumlief, standen an die fünfundzwanzig Kinder. Sie hatten alle einen Strick um den Hals, mit dem sie wie Pferde am Geländer festgebunden waren und der ihren Bewegungsfreiraum auf maximal zwei Schritte begrenzte. Sie standen nach vorne gebeugt da, weil ihre Hände in Zementblöcken steckten. Alle waren abgemagert und hohläugig.

»Willkommen im Kreis der Freaks«, verkündete Drake stolz und winkte mit dem Arm wie ein Zirkusdirektor.

Neben der Laube mischten drei Kids in einer rostigen Schubkarre Zement an. Sie schaufelten Kieselsteine in die Mischung und rührten sie um wie eine klumpige Bratensoße.

»Oh nein!«, rief Lana. Als sie zurückwich, bekam sie sofort einen Schlag in die Kniekehlen und knickte ein.

»Das ist krank, Drake! So krank wie du!«, empörte sich Astrid.

»Halt’s Maul!«, fuhr Drake sie an. »Okay, Sam, du als Erster. Es ist ganz einfach. Du steckst deine Hände rein und schwuppdiwupp hast du keine Kraft mehr.«

»Sam ist ein Freak«, jammerte Quinn. »Aber ich nicht. Ich hab keine Kraft. Mann, ich bin völlig normal.«

Sams Beine zitterten, als er sich der Schubkarre näherte. Den Kids, die den Zement anrührten, war anzusehen, wie elend sie sich dabei fühlten, doch Sam machte sich nichts vor: Sie würden tun, was man ihnen befahl.

Im Boden befand sich eine kleine rechteckige Grube. Sie war ungefähr einen halben Meter lang, halb so breit und vielleicht zwanzig Zentimeter tief.

Einer der Zementmischer schaufelte nassen Zement hinein und füllte die Grube zu einem Drittel an.

»Rein mit den Händen!«, befahl Drake. »Oder das Genie geht hops.«

Sam tauchte seine Hände in den Zement. Der Junge mit der Schaufel ließ die nächste Lage Zement hineinfallen und drückte sie mit einer Maurerkelle fest. Dann machte er das Loch vollständig zu, glättete die Oberfläche mit der Kelle und beförderte die übrige Masse zurück in die Schubkarre.

Sam hockte auf den Knien, während seine Hände im feuchten Zement steckten, und überlegte fieberhaft. Sobald er sich bewegte, würde Astrid sterben. Aber wenn er nichts tat, wären sie alle in wenigen Minuten nur noch Sklaven.

»Jetzt bist du dran, Astrid«, sagte Drake. Astrid erwartete eine andere Grube und das gleiche Verfahren.

Sie weinte bitterlich. »Es wird alles okay, Petey«, schluchzte sie. »Es wird alles okay.«

Einer der Mischer fing an, eine dritte Grube auszuheben. Er tat das mit raschen, geübten Handbewegungen, stach mit der Kelle in den Boden und hob die Erde heraus.

»Es dauert nur zehn Minuten, Sam«, sagte Drake. »Wenn du den Helden spielen willst, bleiben dir noch ungefähr acht Minuten. Ticktack, ticktack…«

»Du hast völlig Recht, Drake«, meldete sich auf einmal Quinn zu Wort. »So muss man mit den Freaks umgehen. Geht nicht anders.«

Sam spürte, wie der Zement hart wurde und seine Finger einschloss. Sie ließen sich nicht mehr bewegen. Astrid war völlig außer sich. Sie weinte laut und hemmungslos und war verzweifelter, als er sie je erlebt hatte. Ihre Angst sprang auf ihn über, steigerte seine eigene. Es war unerträglich. Doch sie sah dabei nicht ihn an, sondern war vollkommen auf den kleinen Pete fixiert. Fast so, als würde sie nur für ihn weinen, als wollte sie ihm ihre Angst vermitteln.

Jetzt begriff Sam, was sie bezweckte, aber es funktionierte nicht. Der kleine Pete war in sein Spiel vertieft, befand sich wie immer in seiner eigenen Welt.

»Deine Zeit ist um, Sam«, sagte Drake lachend. »Versuch mal, deine Hände rauszuziehen. Geht nicht, was?«

Drake trat hinter ihn und schlug ihm auf den Hinterkopf. »Komm schon, Sam. Wenn sich sogar Caine vor dir fürchtet, musst du eine ziemlich harte Nuss sein. Zeig mir, was du draufhast!« Er schlug noch einmal zu, diesmal mit dem Pistolenlauf. Sam fiel nach vorne.

Er richtete sich wieder auf und zog mit aller Kraft – seine Hände steckten fest. Als jetzt auch noch seine Haut zu jucken anfing, geriet er in Panik. Am liebsten hätte er laut geschrien, doch diesen Gefallen würde er Drake nicht tun.

»Genau, nimm es wie ein Mann!«, höhnte Drake. »Du bist ja auch schon vierzehn, stimmt’s? Wie lange noch, bis du abdampfst? Ist sowieso alles nur vorübergehend in der FAYZ, was? Bloß eine Phase.«

Die Mischer gruben den Zementblock aus der Erde und hoben ihn heraus. Als Sam sich aufrichten wollte, spürte er, wie entsetzlich schwer das Ding an seinen Händen war. Er konnte nur mit großer Mühe aufstehen.

Drake stellte sich neben ihn. »Also, wer ist hier der Boss? Wer hat dich und die anderen Freaks erledigt? Ich. Dabei habe ich nicht einmal die Kraft.«

Sam hörte eine Tür zuschlagen. Er verrenkte den Hals und erblickte Caine und Diana.

Caine schlenderte betont gelassen über die Wiese und grinste umso breiter, je näher sie ihm kamen.

»Na, wenn das mal nicht der rebellische Sam Temple ist«, sagte er. »Darf ich dir die Hand reichen? Oh, entschuldige, wie dumm von mir.« Sein Lachen klang aufgesetzt, so als wäre er innerlich angespannt.

»Ich hab ihn erwischt«, verkündete Drake. »Ich hab sie alle erwischt.«

»Ja«, sagte Caine. »Gute Arbeit, Drake. Sehr gute Arbeit. Wie ich sehe, ist Sams kleine Clique vollständig versammelt.«

»Warum kraulst du Drake nicht hinter den Ohren, Caine?«, fragte Diana. »So ein guter Hund.«

Die Zementmischer hatten Astrids Block aus der Erde gehoben. Sie schaffte es nicht, sich ganz aufzurichten, und weinte immer noch. Jetzt ging der kleine Pete wie ein Traumwandler zu ihr hin, wobei er immer noch in sein Spiel vertieft war.

Astrid stieß ihren Bruder mit dem Zementblock an.

Sam war klar, was sie vorhatte. Er musste für Ablenkung sorgen und verhindern, dass irgendjemand auf Astrid und Pete aufmerksam wurde.

»Das Mädchen da«, sagte Sam und deutete mit dem Kinn auf Lana, »lässt du besser in Ruhe. Sie heißt Lana. Sie ist eine Heilerin.«

Caines Augenbrauen schossen nach oben. »Was? Eine Heilerin?«

»Sie kann alles heilen, jede Art von Verletzung.« Sam blickte Caine ernst an.

Astrid schwang ihren Block langsam und rhythmisch hin und her und stieß dabei immer wieder gegen Petes Gameboy.

»Sie hat mich geheilt«, fuhr Sam fort. »Ein Kojote hat mich gebissen. Willst du es sehen?«

»Ich hab eine bessere Idee«, sagte Caine. »Drake, gib dem Mädchen was zu heilen.«

Drake stieß ein gemeines Lachen aus und drückte den Lauf der Pistole auf Sams Knie.

»Nicht!«, schrie Diana.

Der Schuss war ohrenbetäubend. Obwohl er zuerst gar nichts spürte, brach Sam zusammen. Er fiel zur Seite wie ein gefällter Baum. Sein Bein lag in einem verdrehten Winkel unter ihm. Und dann kam der Schmerz.

Drake grinste breit und stieß ein triumphierendes »Ja!« aus.

Astrid fuhr vor Schreck zusammen. Aus Versehen prallte sie mit ihrem Zementblock so heftig gegen den kleinen Pete, dass der Gameboy aus seiner Hand fiel und er einen Schritt zurückstolperte.

Diana, die Astrids Bruder erst jetzt bemerkte, runzelte alarmiert die Stirn.

Sam sah durch den Tränenschleier, wie ihre Augen sich weiteten und ihr Finger auf Pete zeigte.

»Drake, du Idiot! Der Kleine!«

Astrid fiel auf die Knie und ließ den Zementblock auf Petes Gameboy sausen.

Es folgte kein Blitz. Kein einziger Laut. Doch plötzlich war der Zementblock an Astrids Händen weg.

Auch Sams Hände waren befreit.

Und die der anderen Kids ebenfalls.

Die Zementblöcke waren komplett verschwunden, als hätte es sie nie gegeben. Von ihrer Existenz zeugten nur noch die Hände der Mutanten, die zu bleichen und schuppigen Hautlappen verkümmert waren und von ihren Gelenken baumelten, als wären sie abgestorben.

Caine reagierte schnell. Er wich zurück, drehte sich um und rannte zum Gebäude. Diana schien erst hin und her gerissen, doch dann stürzte sie Caine nach.

Ohne auch nur einen Blick auf die Umstehenden zu werden, hob der kleine Pete seinen Gameboy auf. Der Block war eine Zehntelsekunde, bevor er das Spielzeug zertrümmert hätte, verschwunden. Es war schmutzig und mit einem Grashalm garniert, aber es funktionierte.

Drake stand wie angewurzelt da. Die Pistole in seiner Hand rauchte noch. Er blinzelte, dann hob er die Waffe an und richtete sie auf Pete. Doch als er abdrückte, blendete ihn ein gleißend heller Lichtblitz und der Schuss verfehlte sein Ziel.

Die Hand, in der Drake die Pistole eben noch gehalten hatte, stand in Flammen.

Kreischend und fassungslos vor Entsetzen sah er dabei zu, wie sie sich in seinen Arm fraßen und ihn verbrannten. Als er zu rennen anfing, schürte der Wind das Feuer.

»Guter Schuss, Sam«, sagte Edilio.

»Nein, ich hab auf seinen Kopf gezielt«, erwiderte Sam.

Lana kniete sich neben ihn und legte ihre Hände auf den blutigen Brei, der vorher sein Knie gewesen war.

»Wir müssen hier weg«, stammelte Sam. »Lasst mich! Wir müssen fliehen! Zurück nach… Caine wird…«

Doch dann verließen ihn seine Kräfte endgültig und er hatte das Gefühl, von einem schwarzen Loch verschlungen zu werden.

GONE Verloren
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