KAPITEL 18

Einige Tage nach ihrer Nacht mit Etienne sah Belle vor der Arbeit nach, ob Post für sie gekommen war. Als man ihr einen Brief reichte, dachte sie sofort an Etienne, und ihr Herz machte einen Satz. Ihrer Enttäuschung, als sie Jimmys vertraute Handschrift auf dem Umschlag erkannte, folgte sofort tiefe Scham über ihre Reaktion.

Mein geliebtes Herz!, las sie. Es hat mir so leidgetan, von Mirandas Tod zu hören. Ich kann es kaum fassen, dass sie einem so tragischen und sinnlosen Unfall zum Opfer gefallen ist. Furchtbar, dass du dabei warst! Mit anzusehen, wie eine Freundin ums Leben kommt, ist hundert Mal schlimmer, als später von ihrem Tod zu erfahren.

Ich wünschte, ich hätte bei dir sein können, um dich in den Armen zu halten und zu trösten. Du musst dich schrecklich allein gefühlt haben. Was für eine Unverschämtheit von ihrer Mutter, dir zu sagen, dass du bei der Beerdigung unerwünscht bist! Welche Mutter verbietet der besten Freundin ihrer Tochter, ihr das letzte Geleit zu geben? Aber nimm es nicht zu schwer, mein Liebes. Denk daran, dass Mog die Geschichte in ganz Blackheath herumerzählen und dafür sorgen wird, dass jeder in Mrs. Forbes-Alton die herzlose Person erkennt, die alle anderen in ihr schon längst vermutet haben.

Auch Will tut mir furchtbar leid. Wenn ich dich verlieren würde, könnte ich das alles nicht mehr durchhalten, das weiß ich. Gib ihm unsere Adresse, falls du ihn wiedersiehst! Vielleicht kommt er uns einmal besuchen, wenn der Krieg vorbei ist. Du könntest ihm Mirandas Lieblingsplätze zeigen. Möglicherweise hilft es ihm bei seinem Verlust, sich ein Bild davon zu machen, woher sie kam und wie ihr Leben vor dem Krieg aussah. Aber es wäre wohl klüger, ihn nicht mit ihrer Mutter bekannt zu machen!

Was mich angeht, halte ich mich so halbwegs, obwohl der Dauerregen in einem ohnehin schon sumpfigen Gebiet nichts Gutes für die große Offensive verheißt, auf die wir warten. Man hat uns noch nicht gesagt, was geplant ist, doch es wird gemunkelt, dass Haig sich schon zu viele Fehler geleistet hat und General Plumer seinen Platz einnehmen wird. Ob sich das für uns Soldaten als günstiger erweist, bleibt abzuwarten. Unsere Truppe hat zum Glück eine Weile keine Fronteinsätze gehabt, aber angesichts des harten Drills, dem wir zurzeit unterzogen werden, befürchte ich, dass es damit bald vorbei ist. Wir haben diesen Ort alle schon mehr als satt. Wie viele Kämpfe soll es noch um ein paar Hundert Meter Land geben? Wir haben den Matsch, den Dreck und die Verwüstung satt, von der ständigen Gefahr, das Leben zu verlieren, ganz zu schweigen. Wenn man nur wüsste, wann das alles endlich aufhört! Ich habe nicht das Gefühl, dass wir auch nur einen Schritt weiterkommen. Die Boches zeigen kein Anzeichen von Ermüdung, und im Gegensatz zu uns haben sie Betonbunker, sind also besser geschützt und bequemer untergebracht als wir.

Aber da maule ich nun vor mich hin, während du mit einem der traurigen Resultate dieses Wahnsinns fertigwerden musst. Es kann nicht mehr sehr lange dauern. Ich träume ständig davon, wieder mit dir zu Hause zu sein, von sauberer Kleidung, einem warmen Bad, Spaziergängen im Greenwich Park, einem Glas Bier. Und kein Sperrfeuer mehr! Ich habe gefragt, ob ich Urlaub nehmen kann, um dich zu besuchen, doch meine Anfrage wurde abgelehnt. Vielleicht im Herbst, hat man mir gesagt, aber das scheint in sehr weiter Ferne zu sein.

Mog schreibt in ihrem letzten Brief, dass deine Briefe an sie und Garth jetzt sehr kurz sind. Wahrscheinlich musst du zu hart arbeiten. Ich weiß, wie sehr sie sich wünscht, dass du deine Sachen packst und heimkommst; sie vermisst dich so sehr. Vielleicht wünschst du es dir jetzt auch, weil Miranda nicht mehr bei dir ist. Mir wäre es auf jeden Fall lieber, wenn du daheim und in Sicherheit wärst.

In deinem Brief, den du mir vor Mirandas Tod geschrieben hast, erwähnst du, dass in eurem Lazarett viele Kanadier liegen. Ich habe hier auch ein paar von ihnen kennengelernt. Sie haben sich beim Angriff auf den Vimy-Rücken gut geschlagen, es sind gute, tapfere Männer. Wenn die Amerikaner nur halb so gut sind, können wir die Boches vielleicht bis Weihnachten erledigen und alle nach Hause fahren. Aber darauf hoffen wir jetzt schon seit drei Jahren.

Eine Million Küsse,

dein dich liebender Jimmy

Belle fuhr sich mit dem Handrücken über ihre feuchten Augen. Der Brief stand für alles, was Jimmy war: ein liebevoller, fürsorglicher Mann, der mehr an andere als an sich selbst dachte. Wegen der Zensur hatte er nicht genau gesagt, wo er war – tatsächlich war es erstaunlich, dass er gewagt hatte, Haig und Plumer zu erwähnen –, doch seine Angaben zu den Bedingungen verrieten ihr, dass er sich in der Nähe von Ypern befand; von den Soldaten, die dort verwundet worden waren, wusste sie, dass die Zustände verheerend waren.

Seit der Nacht mit Etienne hatte sie in einer Art Seifenblase gelebt, die sie daran hinderte, sich näher mit der Zukunft auseinanderzusetzen. Irgendwie hatte sie sich in dem Glauben gewiegt, dass so etwas wie ein Wunder geschehen würde und sie sich nicht zwischen den beiden Männern würde entscheiden müssen.

Doch als sie jetzt Jimmys Brief in der Hand hielt, wusste sie, dass sie den Kopf in den Sand gesteckt hatte. Was in aller Welt sollte sie machen? Falls er hier auftauchte, würde sie ihm nicht in die Augen sehen können. Es würde ihn umbringen, wenn er von ihrem Betrug erfuhr, und er hatte nichts getan, um das zu verdienen.

Sie hätte sich rechtfertigen können, wenn er ein Trinker gewesen wäre, wenn er sie vernachlässigt oder verprügelt hätte. Außerdem liebte sie ihn auch. Daran hatte sich durch die Nacht mit Etienne nichts geändert. Aber war es möglich, zwei Männer gleichzeitig zu lieben?

»Schlechte Nachrichten?«, fragte David.

Belle zuckte zusammen. Sie hatte weder gesehen noch gehört, wie David zu ihr getreten war, und sie vermutete, dass er beobachtet hatte, wie sie den Brief las und sich die Augen trocknete.

»Nein, wenn ich Jimmys Briefe lese, ist mir immer zum Weinen«, sagte sie schnell. »Es ist so lange her, seit ich ihn gesehen habe, und manchmal denke ich, dass zwischen uns alles anders sein wird, wenn der Krieg vorbei ist. Wir sind nicht mehr dieselben Menschen.«

David legte seinen Arm um ihre Schultern und drückte sie leicht an sich. »Wenigstens bist du auch hier drüben und siehst tagtäglich die Opfer des Krieges. Dadurch stehen deine Chancen besser als die der Frauen, die die ganze Zeit zu Hause waren.«

»Vielleicht«, seufzte sie. Sie faltete den Brief zusammen und steckte ihn ein. »Gehen wir!«

Sie waren erst ein Stück die Straße hinuntergegangen, als David bemerkte: »Irgendwas liegt dir auf der Seele, das spüre ich. Du kannst es mir ruhig anvertrauen. Ich werde keinem was verraten.«

Belle versuchte zu lächeln. David war auch ein netter Mann, nie mürrisch, immer zuverlässig und gewissenhaft. Außerdem war er sehr einfühlsam; deshalb wusste sie, dass sie ihm irgendeine Antwort geben musste, mit der er sich zufriedengeben würde. »Ich kann Mirandas Tod einfach nicht verwinden. Einen Moment geht’s mir gut, im nächsten bin ich total am Boden zerstört. Ich habe gute Lust, meine Siebensachen zu packen und nach Hause zu fahren.«

»Das geht nicht! Was wird dann aus mir?«, rief er. »Für die anderen bin ich ein Glückspilz, weil ich mit dem hübschesten Mädchen im Lazarett arbeite; das ist wirklich gut für mein Ego.«

Belle musste unwillkürlich lachen. »Du könntest darum bitten, Vera als Partnerin zu kriegen; sie ist sehr hübsch und noch dazu ungebunden.«

»Keine schlechte Idee«, meinte er und grinste. »Aber wahrscheinlich hängen sie mir Sally an, und die ist so was von eingebildet! Habe ich dir schon mal von dem Fahrer erzählt, mit dem ich früher zusammengearbeitet habe? Ein amerikanischer Besserwisser namens Buck, der ständig gemeckert hat. Ich konnte den Kerl nicht ausstehen. Zum Glück hat er sich verzogen, bevor mir der Kragen geplatzt ist. Apropos Vera, ich habe mich gestern Abend mit ihr unterhalten. Sie will auch nicht, dass du weggehst. Sie hat gesagt, dich kennenzulernen war mit das Beste, was ihr hier passiert ist.«

Belle war gerührt; sie hatte Vera auch sehr gern. Sie hatte ein sonniges Gemüt, war warmherzig und oft sehr witzig. Dünkel war ihr völlig fremd. Manchmal musste Belle ihr Sallys snobistische Bemerkungen sogar erklären, weil Vera in einer klassenlosen Gesellschaft aufgewachsen war und mit dieser englischen Eigenart nichts anfangen konnte. Vera hatte für Belles Dilemma mit Etienne und Jimmy Verständnis gehabt und ihr Verhalten weder gebilligt noch verurteilt. »Du hast nach Mirandas Tod lediglich bei Etienne Trost gesucht und solltest einstweilen nichts sagen oder tun, was du später wahrscheinlich bereuen würdest«, hatte sie Belle in ihrer ruhigen, vernünftigen Art geraten.

Am nächsten Tag traf ein Brief von Etienne ein, in dem er ihr mitteilte, dass er versetzt worden war. Wohin, konnte er ihr nicht sagen, und er erwähnte auch nicht, ob sein Regiment in Reserve stand oder direkt an die Front kam.

Du sollst wissen, dass ich in Gedanken ständig bei dir bin, schrieb er.

Er hatte recht, sein schriftliches Englisch war tatsächlich schlecht; er verwendete die richtigen Wörter, doch mit der Rechtschreibung haperte es.

Ich leide, weil mir klar ist, dass ich dich in eine unmögliche Lage gebracht habe. Manchmal denke ich, ich hätte dich nicht besuchen sollen. Hier sind so viele englische Soldaten, und ich schäme mich, dass ich die Frau eines anderen Mannes begehre.

Aber das hat mich nicht daran gehindert, Pläne zu schmieden. Einer davon kam mir perfekt vor, obwohl mir jetzt klar ist, dass es reine Verzweiflung meinerseits war: Du solltest aus dem Lazarett verschwinden und nach Marseille gehen und dort in meinem Haus auf mich warten. Wie konnte ich nur auf so eine Idee kommen? Du würdest all die Menschen verlieren, die du liebst, und sie würden wieder um dich trauern, wie damals, als du entführt worden bist. Ich könnte mit dem Wissen, so vielen Menschen Schmerz zuzufügen, nicht glücklich werden, und du könntest es dir nie verzeihen.

Der einzige Weg ist, ehrlich zu sein und gemeinsam mit Jimmy zu sprechen und ihm die Wahrheit zu sagen. Ich halte mir ständig vor Augen, dass er nur dein Glück will, wenn er dich wirklich liebt. Aber ich weiß nur zu gut, dass nur sehr wenige Männer so edel sind. Nicht, wenn sie wissen, dass sie den Menschen verlieren, den sie am meisten lieben.

Belle fing an zu weinen. Etiennes erste Idee war auch ihr in den Sinn gekommen, und sie hatte sie aus denselben Gründen wie er verworfen. So ehrenhaft die zweite Möglichkeit auch sein mochte, konnte Belle sie beim besten Willen nicht ins Auge fassen. Sie wusste, dass sie nicht den Mut haben würde, Jimmy völlig zu vernichten.

Fast wünschte sie, Etienne hätte nur mit ihr gespielt und würde ihrer bald müde werden. Aber da der Rest seines Briefes eine einzige Liebeserklärung an sie war, stand fest, dass er nicht die Absicht hatte, sie aufzugeben.

In der letzten Juniwoche ging die Zahl der Züge mit Verwundeten deutlich zurück. Die Leute, die ein Jahr oder länger in Camiers arbeiteten, behaupteten, es sei nur die Ruhe vor dem Sturm. Es sah so aus, als hätte Jimmy recht gehabt mit seiner Vermutung, dass eine weitere große Offensive bevorstand, denn als Belle die Krankenstationen aufsuchte, stellte sie fest, dass Ärzte und Krankenschwestern bemüht waren, alle zu entlassen, die sich halbwegs erholt hatten. Anscheinend bereitete man sich auf eine große Zahl neuer Verwundeter vor.

Da weniger Transporte eintrafen, fuhren Belle und einige der anderen Fahrer nicht mehr zum Bahnhof, sondern brachten stattdessen die Soldaten, die sich auf dem Weg der Besserung befanden, nach Calais, von wo sie mit dem Schiff nach England reisen würden. Belle war froh über die Abwechslung; die Patienten freuten sich auf zu Hause und waren guter Laune, und es machte Spaß, die geschäftige Hafenstadt zu besuchen.

In den Straßen von Calais wimmelte es von Soldaten, Australiern, Neuseeländern, Kanadiern und neuen Rekruten aus England, die entweder auf dem Weg in die Ausbildungslager oder zur Front waren. Mittlerweile sah man auch mehr Amerikaner, eine relativ kleine Vorhut von Berufssoldaten, die die erwarteten Wehrpflichtigen ausbilden sollten.

Ein paar dieser Männer hielten sich am Hafen auf, um Belle und David beim Transport der Verwundeten zu helfen, doch obwohl sie über die Unterstützung froh waren, fand Belle das Auftreten der Soldaten ein wenig befremdlich. Sie waren sehr laut und nassforsch und machten keinen Hehl aus ihrer Ansicht, dass die amerikanische Armee der britischen weit überlegen war. Angesichts der Tatsache, dass die Vereinigten Staaten drei Jahre lang keinen Finger gerührt und sich erst bereit erklärt hatten, den europäischen Alliierten zu helfen, als ihre Schiffe torpediert wurden, fand Belle, dass sie kein Recht hatten, sich wie die großen Retter aufzuspielen.

Ein kräftiger, rotgesichtiger Blonder, der aussah, als käme er geradewegs von einer Farm, konnte es nicht lassen, immer wieder abfällige Bemerkungen darüber zu machen, wie müde und elend die Tommys aussahen. »Was ist mit denen bloß los?«, fragte er. »Die tun ja so, als hätten sie den Krieg schon verloren. Und dann sind sie echt zynisch! Wenn man sie was fragt, heißt es: ›Das wirst du schon noch merken, Kumpel.‹ Die Franzmänner sind noch schlimmer. Die meisten von ihnen sehen in ihren dreckigen Uniformen wie Landstreicher aus und rasieren sich nicht mal mehr. Wie Soldaten schauen sie jedenfalls nicht aus.«

»Sie sind am Ende, weil sie systematisch aufgerieben worden sind«, gab Belle scharf zurück. »Sie wollen nicht darüber reden, wie es an der Front ist, weil fast jeder von ihnen da draußen Freunde hat sterben sehen. Sie hatten schlechtes Essen und kaum Ruhepausen; sie essen, schlafen und leben unter unvorstellbaren Bedingungen, und die meisten von ihnen haben noch keinen Tag Urlaub gehabt, seit sie hier sind. Aber an ihrem Mut ist nicht zu zweifeln. Sie sind sofort bereit, wenn sie aus den Gräben stürmen müssen, und beweisen wahren Löwenmut. Und dass sie sich nicht rasieren … glauben Sie bloß nicht, dass Ihre schicken Uniformen und akkuraten Frisuren Ihnen helfen werden! Worauf es an der Front ankommt, ist Mumm, schnell und zielsicher zu schießen und möglichst rasch in einen Bombentrichter abzutauchen, wenn man verwundet ist, weil man sonst da draußen krepiert!«

Der junge Mann war sichtlich bestürzt, dass eine junge Frau so hitzig reagierte. »Tja, das habe ich wohl verdient«, murmelte er betreten. »Ich schätze, der Anblick war für uns so was wie ein Schock.«

»Das glaube ich gern«, erwiderte sie. »Ich hoffe, Sie und Ihr Freund schaffen es, wieder nach Hause zu kommen. In England gibt es kaum eine Frau, die nicht um einen Ehemann, Sohn oder Bruder Tränen vergossen hat. Heute sehen Sie diejenigen, die ein bisschen mehr Glück gehabt haben. Sie sind verstümmelt und gebrochen, aber wenigstens am Leben. Sie alle waren genauso tatendurstig wie Sie, als sie hier ankamen, und ganz wild darauf, für König und Vaterland zu kämpfen. Jetzt werden die meisten zugeben, dass der Krieg das Scheußlichste und Grausamste ist, was sie je erlebt haben, und sie noch jahrelang Albträume haben werden.«

»Mensch, Belle!«, rief David, als sie wieder im Wagen saßen. »Denen hast du’s aber gegeben!«

Belle wurde rot. »Sie hatten es verdient. Für wen halten die sich eigentlich, für eine Art Gottesgabe?«

»Sieht dir gar nicht ähnlich, so kratzbürstig zu sein. Vielleicht solltest du wirklich nach Hause fahren.«

Mit der Behauptung, nach England zurückkehren zu wollen, hatte Belle ihn nur davon abhalten wollen, sie weiter zu fragen, warum sie so geistesabwesend wirkte. Aber in den darauffolgenden Tagen ertappte sie sich immer wieder bei dem Gedanken, dass es vielleicht die beste Lösung für ihre Probleme wäre.

Es kam ihr nicht richtig vor, hier in Frankreich zu sein, den beiden Männern, zwischen denen sie sich hin- und hergerissen fühlte, so nah. Es war sogar möglich, dass Etienne und Jimmy nicht weit voneinander entfernt waren, auch wenn es ziemlich unwahrscheinlich zu sein schien. Zwar standen beide bei Ypern, doch die Frontlinie erstreckte sich über viele Kilometer und war mit Zigtausenden Soldaten bestückt. Aber darauf kam es nicht an. Sie waren dort, und sie war hier. Und sie hatte das Gefühl, zu beiden Distanz zu brauchen.

Etienne würde mit Sicherheit wieder hier auftauchen. Er war nicht der Typ, der sich darum scherte, ob er die Erlaubnis bekam, sich von der Truppe zu entfernen; er hatte sein Leben lang Regeln umgangen und sich einzig auf seinen Verstand verlassen. Doch wenn sie nicht hier war, konnte sie auch nicht in Versuchung kommen. Daheim, wo das Leben mit Mog und Garth in geordneten Bahnen verlief, würde sie wieder imstande sein, klar zu denken und diesen Wahnsinn zu vergessen.

Denn es war Wahnsinn. Wie konnte sie auch nur in Erwägung ziehen, Jimmy zu verlassen? Er war genau der Typ Ehemann, von dem jede Frau träumte. Was wusste sie im Grunde schon von Etienne? Zugegeben, er hatte sie damals in Paris gerettet, doch als sie ihn kennengelernt hatte, war er nichts anderes als ein angeheuerter Schläger gewesen.

Im kalten Tageslicht sah so vieles anders aus. Wenn der Krieg erst einmal vorbei und Jimmy wieder zu Hause war, würde sie gewiss feststellen, dass er der Mann war, den sie wollte. Vielleicht hatte Vera recht, und die Affäre mit Etienne war nur eine Kurzschlussreaktion gewesen, ausgelöst durch Mirandas Tod.

Aber falls sie Etienne nach Kriegsende immer noch wollte, konnte sie Jimmy wenigstens den Schmerz über ihre Untreue ersparen. Sie würde einfach sagen, dass sie ihn nicht mehr liebte, und ihn verlassen. Er brauchte nie die Wahrheit zu erfahren.

In den folgenden Tagen ging Belle ihrer Arbeit mit gewohntem Pflichteifer nach. Wie immer suchte sie am frühen Abend die Krankenstationen auf, um den Männern, die ihr Augenlicht verloren hatten, vorzulesen oder für diejenigen Briefe zu schreiben, die selbst nicht dazu in der Lage waren. Später saßen Vera und sie bei einem Becher Kakao zusammen und unterhielten sich. Belle wollte nicht über ihr Dilemma sprechen.

Also redeten sie über Patienten, die sie kannten und gernhatten, über die anderen Fahrer und ihr Leben daheim. Belle hörte liebend gern etwas über Neuseeland, und Vera besaß die Gabe, mit Worten Bilder heraufzubeschwören. Belle sah ihr Heim fast vor sich: ein weiß gestrichenes Holzhaus mit Ladenfront dicht an der See, wo ihre Eltern hinten in der Bäckerei Brot und Kuchen backten. Sie konnte sich die Hitze der Backöfen vorstellen, den Duft von frischem Brot und die kleine Dachstube mit Blick aufs Meer, in der Vera wohnte.

»Meine Brüder hatten das Zimmer, das nach hinten rausgeht, und manchmal sind sie nachts aus dem Fenster gestiegen und über das Dach der Bäckerei nach unten geklettert, um sich heimlich mit ihren Freunden zu treffen«, erzählte Vera. »Sie sind immer aufgeflogen, weil irgendjemand Ma am nächsten Tag prompt erzählte, die beiden gesehen zu haben. Ich habe nie verstanden, warum sie das machen. In Russel ist absolut nichts los, außer dass sich die Männer manchmal im Pub betrinken. Aber damals waren Spud und Tony noch zu jung, um dort hinzugehen.«

Ihre Brüder waren irgendwo hier in Frankreich stationiert. Vera bekam nie mehr als die üblichen Feldpostkarten von ihnen, aus denen sie nur wenig erfuhr. Vera war froh, dass die beiden als Techniker arbeiteten, Telefonleitungen legten und Tunnel bauten und andere Arbeiten verrichteten, die für die Armee sehr wichtig waren. Belle wusste allerdings, dass diese Arbeiten genauso gefährlich sein konnten, weil die Telefonleitungen direkt entlang der Front verliefen und ständig repariert werden mussten.

Es war drei Wochen nach ihrer Nacht mit Etienne. Belle hatte beschlossen, nach Hause zu fahren, und teilte es Vera mit, weil sie fand, dass ihre Freundin es als Erste wissen sollte. »Ich muss weg«, sagte sie. »Ich weiß, dass es nicht richtig ist, Jimmy zu betrügen, doch wenn ich bleibe, kommt Etienne bestimmt wieder, und ich bin nicht sicher, ob ich dann nicht wieder schwach werde.«

Veras Gesicht legte sich in Kummerfalten. »Ich will nicht, dass du gehst! Du wirst mir schrecklich fehlen.«

Belle war gerührt. Sie dachte daran, was für eine Stütze Vera ihr in den vergangenen Wochen gewesen war. »Willst du nicht mitkommen? Ich könnte dir London zeigen, und vielleicht finden wir einen gemeinsamen Arbeitsplatz. Mog würde sich unheimlich freuen, wenn du bei uns wohnst, und ich auch.«

Veras Gesicht verdüsterte sich. »Ich wünschte, das könnte ich«, seufzte sie. »Aber ohne Miranda und vielleicht ohne dich wird es für die Fahrer sehr hart, wenn die nächste Angriffswelle kommt. Außerdem ist mir nicht wohl bei dem Gedanken, nicht hier zu sein, wenn mich meine Brüder vielleicht brauchen. Sie halten sich für groß und stark, doch für mich sind sie immer noch meine kleinen Brüder.«

»Ich weiß nicht, was ich sonst machen soll«, gestand Belle verzweifelt. »Ich denke ständig an Etienne. Er geht mir von morgens bis abends nicht mehr aus dem Kopf. Hier erinnert mich alles an ihn. Ich muss versuchen, meine Ehe zu retten, und zu Hause stehen meine Chancen wesentlich besser.«

Vera nickte. »Dann solltest du wirklich heimfahren, Belle. Ich bin in solchen Dingen keine Expertin, weil ich noch nie verliebt war, deshalb ist meine Meinung wahrscheinlich nicht viel wert. Doch nach allem, was du über Jimmy erzählt hast, scheint er ein wirklich guter Mensch zu sein, und bevor Etienne aufgetaucht ist, warst du glücklich mit ihm. Wenn du erst wieder daheim bist, kommt bestimmt alles in Ordnung. Aber versprich mir, mit mir in Verbindung zu bleiben! Ich will dich nicht verlieren.«

Belle hatte beabsichtigt, am nächsten Morgen wie gewöhnlich ihren Pflichten nachzugehen und dann gegen fünf Uhr nachmittags mit Captain Taylor zu sprechen. Doch wie jeden Morgen vor der Arbeit schaute sie zuerst nach, ob Post für sie gekommen war, und tatsächlich war ein Brief von Mog eingetroffen.

Allein die vertraute Handschrift auf dem Umschlag zu sehen hob Belles Stimmung. Sie hatte noch keine Antwort auf die Nachricht von Mirandas Tod erhalten, und abgesehen davon, dass sie wissen wollte, ob Mog bei der Beerdigung gewesen war, brauchte sie den Trost ihrer mütterlichen Freundin.

Der Brief begann genauso, wie sie es erwartet hatte. Mog schrieb, wie entsetzt und traurig sie über Mirandas Tod war und wie betroffen alle anderen im Ort waren. Aber dann, als Belle erwartete, Mog würde ihr vorschlagen, nach Hause zu kommen, ging der Inhalt in eine völlig unerwartete Richtung.

Wenn ich nicht annehmen würde, dass du nach dem Tod deiner Freundin vielleicht nach Hause kommen willst,, würde ich dir gar nicht erzählen, was hier vorgefallen ist. Aber jetzt muss ich es dir schreiben, damit du lieber nicht herkommst.

Dieser Blessard hat ausgepackt. Deine Geschichte ist in ganz Blackheath bekannt. Er muss erfahren haben, dass Miranda mit dir nach Frankreich gegangen ist, denn als er von ihrem Tod hörte, schaffte er es irgendwie, mit ihrer Mutter ein Gespräch zu führen.

Über Mirandas tödlichen Unfall wurde in der Zeitung berichtet, noch bevor ich deinen Brief bekam. Es war ein ganz normaler Artikel über den Unfallhergang, die grenzenlose Trauer ihrer Familie und darüber, wann und wo die Beerdigung stattfindet. Ich war natürlich entsetzt, als ich es las, aber ich rechnete damit, bald einen Brief von dir zu bekommen und dann mehr zu erfahren.

Ich ging also zur Beerdigung. Es waren sehr viele Leute da, und ich hatte keine Gelegenheit, mit Mrs. Forbes-Alton zu sprechen. Doch ein paar Freundinnen von ihr sahen mich scharf an, als hätte ich kein Recht, da zu sein, und mir war ziemlich unbehaglich zumute. Ich hatte die Absicht, der Familie zu schreiben und mein Beileid auszusprechen, sobald ich von dir gehört hatte.

Dann brachte jemand ein paar Tage später, am selben Tag, als ich deinen Brief erhielt, dieses Schmierblatt, für das Blessard schreibt, in die Kneipe und zeigte es Garth. Dieser Schmutzfink von Schreiberling hatte einen Artikel über Miranda verfasst und berichtete auch, dass sie mit dir nach Frankreich gegangen war. Er zitierte ihre Mutter, die gesagt hatte: »Ich war nie glücklich darüber, dass sie dorthin ging, aber Mrs. Belle Reilly hat sie dazu überredet. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie eine verheiratete Frau den Wunsch haben konnte, nach Frankreich zu gehen und dort einen Rettungswagen zu fahren. Das Ganze kam mir sehr verdächtig vor.«

Das war schon schlimm genug, Belle, doch dann hat Blessard all das alte Zeug über Kents Prozess ausgegraben und alles so verzerrt, dass es ein schlechtes Licht auf dich warf. Und schließlich hat er behauptet, es gäbe Beweise, dass du als »Dame der Nacht« in Paris gearbeitet hast, bis du nach England zurückgekommen bist, um Jimmy zu heiraten.

Er hat es zwar nicht direkt ausgesprochen, aber ziemlich unverhohlen angedeutet, dass das der Grund gewesen wäre, warum du nach Frankreich zurückwolltest.

Garth hat die Zeitung natürlich in Stücke gerissen und dem Mann, der sie mitgebracht hatte, mitgeteilt, dass alles frei erfunden wäre. Wir haben Noah angerufen, und er hat gesagt, dass wir Blessard und seine Zeitung nicht wegen Verleumdung verklagen können, weil alles, was da steht, eben nicht erfunden, sondern die Wahrheit ist und Blessard die Tatsachen einfach nur so verdreht hat, dass du schlecht dastehst.

Noah hat uns geraten, würdevolles Schweigen zu bewahren, und meint, dass die ganze Sache bald in Vergessenheit geraten wird, aber obwohl unsere Stammgäste anscheinend kein Wort von dem Geschreibsel glauben, haben mir ein paar Frauen in unserem Nähzirkel die kalte Schulter gezeigt, und jetzt mag ich nicht mehr dorthin gehen.

Wegen dieser Sache habe ich das Haus kaum noch verlassen. Ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass die Leute über dich tuscheln. Vielleicht sollten wir das Gasthaus lieber verkaufen und umziehen. Doch das geht im Moment nicht, nicht, solange Krieg ist und das Geld knapp ist, und außerdem findet Garth, dass es wie ein Schuldbekenntnis aussieht, wenn wir weggehen. Aber wir sind uns einig, dass du einstweilen nicht herkommen solltest. Vielleicht könntest du zu Annie ziehen. Ich war bei ihr, um ihr alles zu erzählen, doch sie war wie immer sehr frostig und mehr um ihr Geschäft besorgt als um dich.

Ach, Belle, es ist schlimm, dir das sagen zu müssen, wenn du so weit weg bist und ich dich nicht mal in die Arme nehmen und dir sagen kann, dass alles wieder gut wird. Dieser Blessard verdient eine ordentliche Abreibung, aber Garth kann ihn nicht mal anrühren, sonst kriegen wir nur noch mehr Ärger. Dieser nette Polizist Mr. Broadhead ist auf unserer Seite. Er hat schon zu zwei Klatschtanten gesagt, dass es rachsüchtiger Blödsinn ist und sie sich schämen sollten, so etwas zu glauben. Wenn es nur mehr Menschen wie ihn gäbe!

Schreib bald und pass gut auf dich auf. Du und Jimmy seid ständig in unseren Gedanken und Herzen. Es tut mir leid, mit noch mehr schlechten Neuigkeiten zu kommen, wenn du ohnehin schon genug Kummer hast. Ich bringe es nicht übers Herz, es Jimmy zu schreiben; er macht auch ohne das genug durch.

In Liebe, deine Mog

Belle fühlte sich, als klappte unter ihr eine Falltür auf, durch die sie ins Bodenlose stürzte. Sie hatte bei ihrer Abreise aus England jeden Gedanken an Blessard verdrängt und nicht im Traum daran gedacht, dass er ihr wieder Schwierigkeiten bereiten würde. Wie dumm von ihr! Er hatte bloß auf die richtige Gelegenheit gewartet. Und die hatte Mrs. Forbes-Alton ihm geliefert.

So schlimm es war, dass man daheim über sie redete, es war Mog, der Belles Sorge galt. Die Freundin hatte so hart gearbeitet, um sich im Ort Ansehen zu verschaffen, und jetzt war sie verschreckt und entmutigt.

Sicher war das die Strafe für ihre Nacht mit Etienne, sagte sich Belle.

Irgendwie schaffte sie es, den Tag hinter sich zu bringen, ohne zusammenzubrechen, doch als sie am Abend in die Baracke zurückkam, wartete Vera schon auf sie.

»War Captain Taylor böse auf dich?«, fragte sie.

»Ich war gar nicht bei ihm. Ich habe es mir anders überlegt.«

»Warum? Wegen Jimmy?«

Sally und die anderen Mädchen zogen sich gerade um, und alle schauten in ihre Richtung.

Belle deutete mit dem Kopf unauffällig zur Tür. Sie konnte ihre Tränen kaum unterdrücken, und sie wollte nicht, dass die anderen sie weinen sahen.

Vera ging mit ihr nach draußen, und sie setzten sich auf eine Bank.

»Komm schon, erzähl mir, was los ist!«, sagte Vera ungeduldig. »Will Etienne dich wieder besuchen?«

»Nein, es hat nichts mit ihm zu tun«, antwortete Belle. »Mog hat mir geschrieben, dass ich nicht heimkommen kann, weil über mich gemeines Gerede im Umlauf ist.«

Vera starrte sie erstaunt an, und Belle erkannte, dass sie einen Fehler gemacht hatte. Sie hätte behaupten sollen, Mog wäre, irgendwas, bloß nicht die Wahrheit, weil sie ihrer Freundin jetzt eine Erklärung schuldig war.

»Ich war in eine sehr schlimme Sache verwickelt, als ich noch ganz jung war«, gestand sie. »Jemand hat die Geschichte ausgegraben und verbreitet.«

Es war leicht gewesen, Miranda von ihrem Vorleben zu erzählen, weil sie so viel gemeinsam durchgemacht hatten, doch obwohl Vera den weiten Weg von Neuseeland gekommen war, um hier zu arbeiten, war sie nicht unbedingt weltgewandt. Belle vertraute ihr nur eine gekürzte Fassung der Geschichte an, konnte aber ihre Tränen nicht zurückhalten.

»Bestimmt willst du jetzt nicht mehr mit mir befreundet sein«, schluchzte sie. »Ich dachte, ich hätte das alles hinter mir gelassen und durch meine Arbeit im Lazarett in London und als Rettungsfahrerin hier einiges wiedergutgemacht. Doch da habe ich mich wohl geirrt. Einmal Hure, immer Hure. Wahrscheinlich konnte ich Etienne deshalb nicht widerstehen.«

Vera legte die Arme um sie und hielt sie fest. »Ich bin schockiert«, gab sie zu, »alles andere wäre gelogen. Aber was mich erstaunt, ist, dass du nach allem, was du durchgemacht hast, ein so guter Mensch geblieben bist. Und natürlich will ich deine Freundin bleiben! Was du mir erzählt hast, zeigt mir nur neue Tiefen an dir. Ein schwacher Mensch wäre daran einfach zerbrochen und für immer ein Opfer geblieben. Du hast dich gewehrt, und dafür bewundere ich dich.«

Die Sonne ging unter, und es wurde kühl, doch Vera schlug nicht vor, wieder in die Baracke zu gehen, sondern hielt Belle in den Armen und ließ sie weinen.

»Jetzt verstehe ich die Sache mit Etienne«, sagte Vera leise. »Und auch andere Dinge an dir, über die ich mir oft Gedanken gemacht habe. Als du mit Miranda angekommen bist, nahm ich an, ihr wärt beide vom selben Schlag, zwei Mädchen aus guten Familien, die einmal etwas anderes als ihre behagliche kleine Welt kennenlernen wollten. Sally hat ein paar Mal spitze Bemerkungen über dich gemacht, mit denen sie wohl andeuten wollte, dass du nicht aus den besten Kreisen stammst. Da ich keine Engländerin bin, ist mir das nicht aufgefallen. Aber was ich erkannt habe, war, dass du diejenige mit Herz, Courage und Energie bist. Ich hatte Miranda gern, doch du warst es, die ich gern näher kennenlernen wollte. Du erinnerst mich an einige der Frauen, die meine Mutter kennt, Pioniere, die nach Neuseeland kamen und sich mit nichts als harter Arbeit und festem Willen ein neues Leben aufgebaut haben. Du kommst schon klar, Belle. Du bist aus dem richtigen Holz geschnitzt. Was dir das Leben auch beschert, du wirst damit fertig.«

»Es ist nett von dir, das zu sagen.« Belle schniefte. »Aber dank meiner Vergangenheit habe ich Mogs und Garths Leben zerstört. Und was ist mit Jimmy? Was werde ich ihm antun?«

»Man kann nicht die Verantwortung für das Glück aller anderen Menschen übernehmen«, erwiderte Vera. »Das hat meine Mutter vor ein paar Jahren gesagt, als ihre Schwester schwere Zeiten durchmachte und erwartete, dass Ma alles für sie in Ordnung bringt. Vielleicht kommst du drauf, dass Jimmy der einzige Mann für dich ist, vielleicht auch nicht. Mog und Garth stellen vielleicht fest, dass sie wegziehen müssen oder dass irgendwann alles im Sande verläuft. Wenn wir etwas aus diesem Krieg lernen können, dann, dass wir nichts vorhersehen können. Es ist einfach Schicksal.«

»Du bist sehr weise …«

»Und sehr durchgefroren«, sagte Vera. »Komm, sehen wir mal nach, ob es in der Kantine etwas zu essen gibt, und machen uns Kakao!«