| Wie aus einem »y« ein »i« wird

Es soll hier in keiner Weise behauptet werden, daß die Pornoindustrie und die Unterwelt notwendigerweise miteinander verbandelt sind. Dennoch war es so, daß Lorenz im Laufe der Jahre Leute kennengelernt hatte, die sich zwar allesamt als Geschäftsmänner und Geschäftsfrauen bezeichneten, dieses auch waren, doch deren Geschäftspraktiken man nur schwer mit einem bürgerlichen Gesetzbuch in Einklang bringen konnte, selbst wenn deren Anwälte genau das hinbekamen.* [* Der Paläontologe James Farlow hat sich dankenswerterweise die Mühe gemacht – inspiriert von einer nicht minder dankenswerten Szene aus »Jurassic Park« –, zu berechnen, wie viele Anwälte ein erwachsener Tyrannosaurus rex jährlich verspeisen müßte, um zu überleben. Bei einem Warmblüter kam er auf die Zahl 292, bei einem Kaltblüter waren es 77 Anwälte. Man darf also sagen, daß die Anstrengungen, Saurier zum Leben zu erwecken, mit noch größerer Intensität betrieben werden sollten. Und es wichtig wäre, darauf zu achten, daß bei der ganzen Sache schlußendlich warmblütige Tyrannosaurier herauskommen.]Man könnte freilich sagen, daß derartiges für so gut wie jede geschäftliche Aktivität galt, ja daß Saubermänner in die Drogenhilfe und Altenpflege gehörten und nicht in eine der Auslese, dem Rivalen- und Revierkampf verpflichtete freie Marktwirtschaft. Trotzdem war es noch immer ein Unterschied, ob jemand seinen Kredit bei einer Bank aufnahm oder etwa bei einer Frau, die sich Claire Montbard nannte und die wegen ihrer Methoden der Geldeintreibung eine gewisse Berühmtheit erlangt hatte. Die Berühmtheit ergab sich daraus, daß niemand genau wußte, wie Frau Montbard sich ihre Schuldner gefügig machte. Aber es funktionierte.

Es schien dabei keineswegs so zu sein, daß Claire Montbard den säumigen Kreditnehmern die Zähne ausschlagen ließ oder damit drohte, jemanden aus deren Familie entführen zu lassen. Man konnte nur feststellen, daß Personen, die sich von ihr Geld ausgeborgt hatten – und es waren nicht wenige in dieser Stadt –, niemals versuchten, dieses Geld schuldig zu bleiben. Und das mußte als ein echtes Wunder gelten. Denn so hart die Methoden offizieller wie inoffizieller Schuldeneintreibung auch sein mochten, viele Schuldner ließen sich immer wieder auf gefährliche Spielchen ein, versuchten, die Gläubiger auszutricksen, anzuwinseln, weichzuheulen, riskierten schon mal körperliche Zugriffe… Hingegen kam niemand auf die Idee, Claire Montbard austricksen oder anheulen zu wollen. Sie war auf eine namenlose Weise gefürchtet.

Ein vernünftiger Mensch wird jetzt sagen: Na, da gehe ich aber lieber zu einer Bank. Und das tun ja vernünftige Menschen in der Regel auch. Interessanterweise bringen sich einige von ihnen später um. Andere werden verrückt und bringen zwar nicht sich selbst um, dafür aber ihre Familie. Die Mehrheit allerdings kommt ohne Mord aus, versinkt bloß in einem Strudel von Problemen. Und dann gibt es nicht zuletzt die, welche die Rückzahlung ihres Bankkredits vollkommen unversehrt überstehen. Die gibt es immer, wir kennen sie…also, wir kennen meistens einen oder einen vom Hörensagen – so wie wir ja auch einen kennen, dessen Kinder vom ersten Tag an durchgeschlafen haben, oder so wie man früher einen kannte, der einen Juden versteckt hatte, sodaß sich die Frage stellte, wo eigentlich alle diese versteckten Juden hingekommen sind.

Ja, so war das mit den Bankkrediten.

Und weil nun noch dazukam, daß Banken nicht jedermann in den Genuß einer solchen Buße kommen ließen, ergab sich für Lorenz Mohn – der über kein Vermögen verfügte, lediglich eine kleine Eigentumswohnung besaß – die Überlegung, ob es nicht besser sein würde, wegen eines Darlehens bei Frau Montbard vorzusprechen. Keiner ihrer Kreditnehmer hatte sich umgebracht, keiner war in den Ruin geschlittert. Blieb allein der markante Umstand, daß auch keiner von ihnen je ein Wort über die Kreditgeberin verloren hatte, während ja umgekehrt konventionelle Schuldner ständig ihre Haßtiraden gegen die Geldinstitute und die ganze Geldwirtschaft verlautbaren.

Frau Montbard hatte einige der Filme mitproduziert, in denen Lorenz aufgetreten war. Wozu glücklicherweise nicht derjenige gehörte, dessen letzte Szene er soeben geschmissen hatte. Was allerdings kein echtes Problem darstellte, da es ja bloß um eine letzte Einstellung ging, in welcher man nicht unbedingt Lorenz’ Gesicht sehen mußte. Und auch wenn Männer das gar nicht gerne hören, muß gesagt werden, daß Schwänze lange nicht so unterschiedlich sind, wie gerne angenommen wird.

Lorenz war Claire Montbard bei der einen oder anderen Party begegnet, aber sie hatten nie ein Wort miteinander gewechselt. Wenn Lorenz jetzt daran dachte, sich ausgerechnet an diese dubiose Person wegen eines Darlehens zu wenden, dann aus zwei Gründen. Erstens vermutete er, daß eine Frau seinen Übertritt von der Pornographie zur Strickware eher verstehen würde. Und zweitens war ihm die Vorstellung einer mysteriösen Macht, die von dieser Frau ausging, lieber als das Risiko, welches sich im Falle der üblichen Kredithaie und kriminellen Geldverleiher ergab. Er fürchtete mehr das Zähneausschlagen als eine quasi metaphysische Bedrohung. Das war natürlich ein bißchen naiv, sich vor Dingen zu ängstigen, die man sah, und jene zu unterschätzen, die man nicht sah. Als wäre die unsichtbare Tiefe eines Gewässers dazu angetan, nicht unterzugehen. Doch Lorenz genehmigte sich eine solche Naivität. Ja, er würde Claire Montbard um Geld bitten.

Zuerst aber wollte er ein geeignetes Geschäftslokal finden. Und weil er das Bedürfnis hatte, soviel wie möglich an diesem einen Tag zu erledigen, zumindest die wichtigsten Entscheidungen zu treffen, marschierte er durch die Stadt, vollkommen überzeugt, daß sich ihm der einzig richtige, der einzige in Frage kommende Laden praktisch von selbst offenbaren würde, daß dieses Geschäft – gleich, was darin bisher untergebracht gewesen war – nur darum existierte, um diesem einen Zweck zu dienen: Plutos Liebe zu beherbergen.

Gerne hätte Lorenz die Augen geschlossen, um sich besser auf den unsichtbaren Faden zu konzentrieren, der ihn leitete. Leider stand diesem Ansinnen der Straßenverkehr im Wege, welcher im übrigen so gut wie jedem Ansinnen im Wege steht. Während nämlich in der Tat eine schicksalhafte Bindung zwischen Menschen und Orten gegeben ist, eine schnurartige Passage, vor allem aber auch zwischen Menschen und Menschen sowie Menschen und Tieren, bildet der Straßenverkehr eine gleichzeitig gottlose wie unnatürliche, von keiner Evolution vorausgesehene oder eingliederbare Barriere. Der Straßenverkehr ist sehr viel weniger darum so schlimm, weil er unsere Luft verpestet, sondern weil er verhindert, daß Dinge und Lebewesen zueinanderkommen, die füreinander bestimmt sind. Würde der Straßenverkehr fehlen, könnten sich jene Menschen begegnen, die gemäß einem logischen Plan sich versprochen sind und wie kosmische Brocken aufeinander zu fliegen. So aber müssen sie ständig dem Verkehr ausweichen, Umwege nehmen, mit dem Wahnsinn der Fahrer rechnen, kontrollierte Übergänge aufsuchen…oder sie sitzen selbst in einem Wagen, fabrizieren selbst die Barrieren, die ein solch fatales Unglück in ihr Leben tragen. Der Verkehr ist ein Teufelsding, viel schlimmer als der Umweltschutz und die Parkplatzjammerer meinen.

Das wußte Lorenz. Zumindest ahnte er es in diesem besonderen Moment. Rang also um höchste Konzentration. Und versuchte, nach einer jeden durch den Verkehr erzeugten Unterbrechung den Faden wieder neu aufzunehmen. Denn auch wenn ein solcher Faden unsichtbar war, so besaß er dennoch eine gewisse Spannung, eine durch den Zug zwischen A und B sich ergebende Elektrizität. Etwas, was viele Leute mit Magie verwechselten. Es gibt nichts Übernatürliches, es gibt nur Dinge, die, will man sie erkennen, ein gutes Meßgerät benötigen. Vielleicht eines, das noch gar nicht erfunden wurde.

Lorenz aber folgte auch ohne eine derartige Apparatur dem angespannten Faden, folgte der Elektrizität und tat dies mit offenen, freilich in sich geschlossenen Augen, die Beachtung des Straßenverkehrs auf ein Mindestmaß, ein Überlebensmaß reduzierend. Wobei er zwischendurch immer wieder erschöpft auf einer Bank Platz nehmen mußte oder sich gegen eine Häuserwand lehnte. Seine im Laufsport erarbeitete Ausdauer nutzte jetzt nichts. Hier war eine andere Kondition gefragt. Immerhin konnte er sich solche Pausen gönnen, da es sich bei seinem Ziel nicht um einen seinerseits bewegten, seinerseits ständig dem Verkehr ausweichenden Menschen handelte, sondern um ein still auf seinem Platz stehendes Haus.

Es war bereits spät am Nachmittag, als Lorenz im Rücken einer Kirche zu halten kam. Er befand sich im Schatten des Turms wie unter einem breiten Schiffsrumpf. Von der rechten Seite fiel rötliches Licht auf den mit Pflastersteinen ausgelegten Boden, ebenso auf die Fassaden nahtlos verbundener alter Häuser. Der Lärm des Verkehrs kam von der Vorderseite der Kirche. Hier hinten jedoch durften keine Autos fahren, es handelte sich um eine reine Zone für Fußgänger und Tauben. Man hätte also auf dieser nicht allzu langen Straße einen Faden zwischen zwei Menschen spannen können, die sich sodann kaum noch hätten verfehlen, ja die sich beim besten Willen nicht hätten ausweichen können. Aber welcher Gott wäre so gütig gewesen, zwei zusammengehörende Menschen zur gleichen Zeit in eine solche Gasse zu führen? Ein solches Gäßchen, eine Pflastersteinidylle?

Mit Häusern war es da einfacher. Lorenz erkannte es sofort, das kleine Geschäftslokal in dem mit einem kalten, grauen Rosa bestrichenen schmalen Gebäude, einem einfachen, glatten Bau, der mit erstaunlicher Kaltblütigkeit zwischen zwei historische Häuser gezwängt worden war, derart, daß man den Eindruck bekommen konnte, es handle sich um die simple Füllung einer Lücke, wie man Fugen mit Polyester füllt oder zwei Tortenteile mit einer Cremeschichte verbindet. Es war also so, daß Lorenz’ zukünftiger Laden zwar an einem verträumten, weltfernen Ort lag, aber ausgerechnet im einzigen häßlichen Gebäude der Straße. Das Lokal selbst bestand nach vorne hin aus zwei kurzen Auslagenscheiben und einer mittigen Eingangstüre, die alle in einen gemeinsamen Raum wiesen. Dieser leere Raum war nicht ganz so klein, wie es Lorenz erwartet hatte. Aber sicherlich klein genug. Ganz abgesehen davon, daß er natürlich genau die Größe besaß, die er besitzen mußte.

Dem oben auf der Fassade angebrachten Schild nach zu urteilen, war zuletzt eine Bäckerei hier ansässig gewesen. Keine von den bekannten Ketten, sondern eine Bäckerei Nix. Netter Name, dachte Lorenz. Mehr dachte er nicht. Hätte er jedoch über die neuesten Erkenntnisse und Entwicklungen bezüglich der äußeren Zone unseres Sonnensystems Bescheid gewußt, wäre er doch sehr verblüfft gewesen ob dieses Namens. Beziehungsweise hätte er begriffen, daß sein Eindruck, an einem Faden zu diesem Lokal hingeleitet worden zu sein, mehr als ein bloßes Gefühl bedeutete. Es war nämlich so, daß die NASA – auch so eine Abkürzung, hinter der eigentlich nur eine Verschwörung stecken kann –, daß die NASA also erst im Oktober 2005 die Entdeckung zweier weiterer Plutomonde verlautbart hatte. Und daß im Juni 2006 die IAU (dieselben Mafiosi, dank derer Pluto um seinen Planetenstatus gebracht worden war) dem größeren der beiden kleinen Monde den Namen Nix gegeben hatte. Der Name bezog sich auf Nyx, die Königin der Nacht. Allerdings hieß so bereits ein Asteroid mit der Nummer 3908. (Das war, als wäre eine kleine häßliche Rauhhaardackeldame mit einer vierstelligen Steuernummer auf den Namen Madonna getauft worden, bevor noch eine nicht minder rauhhaarige amerikanische Sängerin auf diese Idee hatte kommen können.) Jedenfalls war man gezwungen gewesen, das »y« durch ein »i« zu ersetzen, um diesen Namen verwenden zu können. Worauf man keinesfalls hatte verzichten wollen, da die Göttin der Nacht auch als die Mutter von Charon fungierte, jener Charon, nach welchem Plutos größter Mond benannt war.

Wenn man nun bedachte, daß es die Bäckerei Nix gar nicht mehr gab und deren Gründung mindestens ein paar Jahre zurückliegen mußte, als niemand hatte ahnen können, daß dort oben zwei weitere Plutomonde existierten und man aus einem mythologischen Zusammenhang heraus bei der Namensgebung des einen Mondes orthographisch ein wenig würde schummeln müssen, und wenn man zudem bedachte, daß Lorenz Mohn erst kurz zuvor auf die Idee gekommen war – aber eben noch weit weg von diesem Ort –, seinen zukünftigen Kurzwarenladen Plutos Liebe zu nennen, ja dann mußte einem der Gedanke kommen, daß es so etwas wie eine ordnende Kraft gab, eine Kraft, die Zufälle hervorbrachte, die dann also gar keine Zufälle waren.

Doch wozu? Nur, weil Ordnung schöner war als Unordnung? Oder steckte vielleicht sogar eine Bösartigkeit dahinter, ein raffiniertes Manöver, mit dem Ziel irgendeiner Zerstörung oder Demütigung?

Es war wohl besser, daß Lorenz den Nix-Nyx-Charon-Pluto-Zusammenhang nicht erkannte. – Besser für wen?

Am nächsten Tag rief Lorenz einen Freund an, von dem er wußte, daß er hin und wieder mit Claire Montbard zu tun hatte.

»Ich würde dir nicht empfehlen, dich mit dieser Frau einzulassen«, sagte der Freund.

»Wie?« staunte Lorenz. »Aber du hast dich doch auch mit ihr eingelassen!«

»Na, warum glaubst du, daß ich dich warne?«

»Was ist denn so schrecklich an ihr?« fragte Lorenz.

»Das kann man nicht erklären«, antwortete der Freund. »Man muß es selbst herausfinden. Oder es bleibenlassen. Wozu ich dir nur raten kann. Es ist nicht nötig, alles zu wissen.«

Lorenz ignorierte die Warnung und verlangte eine Telefonnummer.

»Du denkst wohl, jeder hat ein Recht auf sein eigenes Unglück«, meinte der Freund.

Was Lorenz aber wirklich dachte, war, daß Montbards unheimlicher Ruf eine bloße Legende darstellte. Etwas, mit dem Leute, die sie kannten, ein wenig angeben konnten. Ohne etwas Konkretes in der Hand zu haben. Das Konkrete existierte einfach nicht. (Wie so häufig. Die meisten Ereignisse, die kolportiert werden, sind pure Erfindung. Würde man sich die Mühe machen und einmal nachrechnen, könnte man feststellen, daß viel Berichtetes zeitmäßig gar nicht möglich ist, etwa Politiker, welche das und das dort und dort gesagt haben sollen. Leute, die gleichzeitig bei einer Grundsteinlegung dabei sind und im Bundestag reden. Als verfügten sie über professionelle Doppelgänger.)

»Also gut«, servierte der Freund ein Seufzen. »Ich gebe dir eine Nummer, mit der du es versuchen kannst: 134340.«

»Danke dir«, sagte Lorenz.

»Wofür?« Der Freund legte auf.

Sofort gab Lorenz die sechs Ziffern ein. Ein Mann meldete sich mit einem »Ja!«, welches genügend Energie besaß, um damit eine Brotschneidemaschine zu bedienen. Zumindest eine Scheibe lang.

»Ich würde gerne mit Frau Montbard sprechen. Mein Name ist Lorenz Mohn.«

»Sie sind dieser Schwanzlutscher, was?«

»Nein, im Gegenteil…« Aber wozu sollte er sich einem Mann erklären, dessen subalterne Aufgabe es offensichtlich war, das Telefon zu bewachen. »Können Sie mich verbinden oder nicht?«

»Ich schaue mal…«, sagte der Mann.

Dann war eine Weile Ruhe. So eine rauschende Ruhe, wie man sich vorstellt, daß es im Weltraum tönt. Wenn das Nichts murmelt.

Lorenz dachte schon, er wäre auf ewig auf ein Abstellgleis verbannt worden, als sich endlich eine Frau meldete. Sie schien Unhöflichkeit nicht nötig zu haben. Ihre Stimme besaß das Timbre von Wasser. Wasser klingt auf eine geschmeidige Weise selbstsicher und auf eine erhabene Weise rücksichtsvoll. Frau Montbard bat um Entschuldigung für die lange Wartezeit. Dann fragte sie: »Sind Sie der Lorenz Mohn vom Film?«

Das war sehr nett von ihr, es so gesagt zu haben. Lorenz antwortete: »Bis gestern. Ich habe damit aufgehört.«

»Das ist wahrscheinlich vernünftig. Ich glaube auch nicht, daß der Pornographie die Zukunft gehört.«

»Exakt darum belästige ich Sie«, sagte Lorenz. »Einer Zukunft wegen, in der die Pornographie keine Chance hat.«

»Na, ich hoffe, Sie wollen die Zukunft nicht retten. Da müßten Sie nämlich in Hollywood anrufen.«

»Es geht allein um meine persönliche Zukunft.«

»Brauchen Sie Geld?«

»Ich würde Ihnen gerne erst einmal erzählen, was ich im Sinn habe«, sagte Lorenz.

»Mein Gott, sind Sie denn unter die Erfinder gegangen?«

»Es ist ganz undramatisch«, versicherte Lorenz.

»Warum wenden Sie sich gerade an mich, Herr Mohn?« fragte die Frau mit der Wasserstimme, die natürlich nichts von einem Wasserfall hatte. Eher reines Wasser in einem sauberen Glas. Beinahe bewegungslos.

»Man hat mir dazu geraten«, log Lorenz.

»Ach!?« sagte Montbard, wie man sagt: Die Flugangst ist auch nicht mehr das, was sie einmal war. Dann schwieg sie. Das Schweigen dehnte sich zur kleinen Pause. Aber es war sicher nicht so, daß Claire Montbard überlegte. Sie gehörte nicht zu denen, die nachdenken mußten. Bei ihr war das scheinbare Nachdenken bloß eine Geste an die Welt, welche Nachdenklichkeit für eine Stärke hielt, einen Prozeß des Erkennens. Dabei war es fraglos so, daß man etwas sofort erkannte oder überhaupt nicht. Denn, bitte, wie lange mußte jemand auf einen Tisch schauen, um die daraufstehende Schale zu entdecken? Wenn der Betreffende wiederum blind war, konnte er schauen, bis er tot umfiel. – Claire Montbards Entscheidung war also längst gefällt. Sie wartete noch ein wenig, dann sagte sie: »Sagen wir Montag, fünfzehn Uhr. In meinem Haus. Das ist Ihnen doch recht?«

»Wunderbar!« meinte Lorenz.

»Hat Sie denn eigentlich gar keiner vor mir gewarnt?« schickte Montbard eine Frage hinterher, wie einen kleinen Wind, der Kerzen ausbläst und Seemänner tötet.

Lorenz antwortete: »Wenn Sie erlauben, ich glaube nicht, daß Sie der Teufel sind.«

Sie lachte. Nettes Lachen. Was konnte einem ein solches Lachen sagen? Daß die Welt gar nicht so böse war, wie alle meinten? Daß die Welt vielleicht sogar noch viel schlimmer war?

Lorenz jedenfalls – der seit ein paar Stunden gerne in Strickwaren dachte – erschien dieses Lachen als ein leichtes, weißes, gehäkeltes Häubchen, das allen Gram zudeckte. Unter dem Häubchen mochte der Gram weiterkochen und weiterbrodeln, er hatte indes keine Chance. Das Häubchen war massiver als jeder Kern.

»Ich werde pünktlich sein«, sagte Lorenz. Er war voller Zuversicht.

Der Montag kam. Lorenz verbrachte die erste Tageshälfte im Bett. Dann stand er auf, machte sich hübsch, schlüpfte in einen leichten Anzug und verließ das Haus. Nach den vergangenen heißen Tagen war es ausgesprochen kühl geworden. Ein einzelner Tropfen benetzte Lorenz an der Schulter, bevor er in seinen Wagen stieg. Er fühlte sich getroffen. So in der Giftpfeilart.

Lorenz kannte die Adresse der Frau Montbard, wenngleich er noch nie in ihrem Haus gewesen war. Eine Jugendstilvilla, die deutlich die Spuren eines Jahrhundertalters trug. Natürlich war im Laufe der Zeit die eine oder andere Restaurierung vorgenommen worden, allerdings so, wie man sich ein bißchen Nivea ins Gesicht schmiert, wenn schon mal eine Dose davon in der Nähe steht, eben ohne System. Pflege als Zufall, und zwar als wirklicher Zufall. So sehen die meisten Leute dann ja auch aus.

Im Unterschied jedoch zu diesen bloß im Vorbeigehen und Vorbeischmieren gepflegten Gesichtern besaß Montbards Villa einen beträchtlichen Charme. Den Charme des Ungesunden. Das Ungesunde spiegelte sich vor allem im bröckeligen Fassadenschmuck wider, gleich einer künstlerischen Pose, die da sagt: »Richtig, ich bin krank. Doch was wäre schöner, als krank zu sein?«

Das Gebäude war umsäumt von hohen silbrigen Weißtannen, die den schwindsüchtigen Charakter der Architektur noch verstärkten, ein milchiges Licht produzierten, in dem alles gefangen schien. Die hohen Fenster waren zur Straße hin von dunkelgrünen Fensterläden abgedeckt. Man hätte ebenso meinen können, daß hier gar niemand mehr wohne. Am Tor fehlte die obligate Kamera, die so gut wie jedes Haus dieser Gegend kennzeichnete, eine der vornehmsten der Stadt.

Ein Haus frei von Überwachungssystemen war so ziemlich das Unheimlichste, was man sich in solcher Umgebung denken konnte. Denn entweder lebten in einem derartigen Gebäude Gespenster, oder es lebten darin Leute, die keinen Schutz nötig hatten, keine Kameras, sowenig wie scharfe Hunde oder eine Alarmverbindung zur Polizei (und es bestehen ja durchaus Situationen, in denen es einem Einbrecher, der von wehrhaften Hausbesitzern ertappt wurde, sehr viel lieber wäre, die Polizei würde kommen und einen kontrollierten Gang der Dinge ermöglichen).

Nein, Claire Montbard brauchte tatsächlich weder Polizei noch Hunde. Man wußte, wer sie war. Nicht etwa die Königin der Unterwelt, dazu waren ihre Aktivitäten viel zu moderat. Sie handelte nicht mit Menschen, nicht mit Rauschgift, nicht mit Müll, kaufte keine Politiker und ließ niemanden liquidieren, aber sie hatte ihre Finger in einer großen Zahl von Transaktionen. So wie jemand, der sich nicht zum Kochen, sondern nur zum Würzen herabläßt. Sie machte keine illegalen Geschäfte, sondern investierte bloß in selbige: Sie adelte diese Geschäfte. Wenn die großen Organisationen Claire einluden, sich an einer bestimmten Sache zu beteiligen, dann nicht, weil man ihr Geld nötig hatte, sondern weil man solcherart ihren Beistand erwarb, den guten Geist, den sie in die Dinge zu legen verstand. Dinge, welche sodann etwas von ihrem kriminellen Charakter verloren. Ein wenig wie bei einem gefälschten Bild, das jedoch nicht vom Fälscher, sondern vom Künstler des Originals signiert wird. Somit zwar nicht aufhört, eine Fälschung zu sein…aber was für eine Fälschung!

Claire Montbard war keine Königin, eine Instanz sehr wohl.

Der Umstand, daß sie auch an Privatpersonen Geld verlieh, schien eher eine Art Hobby darzustellen. Eine kleine Leidenschaft. Immerhin wählte sie ihre Schuldner genau aus. Sie hatte es einmal so ausgedrückt: »Ich gehe ja auch nicht mit jedem ins Bett.« Daran konnte man erkennen, welch große Bedeutung sie dem Geld beimaß, höchstwahrscheinlich dem Geld an sich, der Kommunikationskraft des Geldes, seiner inneren Schönheit.

Sie selbst wiederum verfügte über eine äußere Schönheit, ohne dabei zu übertreiben. Sie war also weder eine überirdische Erscheinung, noch sah sie mit ihren bald fünfundfünfzig Jahren wie ihre eigene Tochter aus. Sie war auf eine kräftige Weise schlank und auf eine künstliche Weise hellgoldblond. Man sah ihrer Haut an, wie wenig sie die Sonne leiden konnte. Claire war eine Frau, die viel lieber im Schatten blühte. Sie besaß ganz wunderbare Augen, ausgesprochen grau, mit einem leichten violetten Stich, violette Sternchen tief im Grau, so ein samtiges Grau, ein Teppichgrau.

Es versteht sich, daß Claire Montbard immer bestens gekleidet war, aber auch in diesem Punkt verhielt sie sich moderat. Ein bißchen modern, ein bißchen klassisch, ein bißchen streng und ein bißchen ausgelassen.

Als sie jetzt erschien, da trug sie einen knielangen schwarzen engen Rock, und es war ganz selbstverständlich, daß sie nur die untere Hälfte ihrer Beine zeigte. Dazu eine Bluse in einer Unwetterfarbe und eine Perlenkette, in die ein rötliches Kugelelement eingefügt war, ein Ding wie aus einem Kaugummiautomaten. Ihre Schuhe waren hoch und von einer bikiniartigen Knappheit. Sie stand perfekt darauf, und sie bewegte sich perfekt damit. Es war deutlich zu erkennen, daß man sie von diesen Schuhen nicht würde herunterschießen können.

Hätte man Claire Montbard mit einer berühmten Persönlichkeit vergleichen müssen, hätte man sagen können: eine Mischung aus Jeanne Moreau, Jerry Hall und Buster Keaton (der Augen wegen, die nie mitlachten, selbst wenn der Mund sich noch so verbog). Dieser Mund sagte jetzt: »Sie sind ganz schön mutig.«

»Einige«, erwiderte Lorenz, »würden wahrscheinlich sagen, ganz schön blöd.« Er war von einem dünnen, blassen, völlig harmlos anmutenden Mann ins Zimmer geführt worden. Sicher nicht jener, der ihn am Telefon als Schwanzlutscher tituliert hatte.

»Es gibt Leute«, äußerte Montbard, »die meinen, ich würde die Seelen der Leute, die mir Geld schulden, zur Jause verspeisen.«

»Ich wüßte nicht«, gestand Lorenz, »wie Seelen schmecken.«

»Ich auch nicht. Aber wie gesagt, die Leute glauben es.«

Sie zeigte hinüber zur Veranda, auf die man sich jetzt begab und Platz nahm auf alten Korbstühlen, aus denen ein Ächzen drang. Greise Möbel, die man nicht sterben ließ. Nach vorn hin lag eine kleine Wiese, teils im grellen Licht der soeben durch die Wolken gebrochenen Sonnenstrahlen, teils im Schatten der Weißtannen. Ein Mann mit einer dunkelblauen Schürze und einem karierten Flanellhemd kniete vor einem Blumenbeet, in dem er verbissen herumstocherte. Ansonsten war niemand zu sehen. Vor allem war nichts zu hören, nichts vom Verkehr, der in dieser Stadt wütete und Bänder zerriß, nur das Geräusch eines kleinen steinernen Springbrunnens, aus dessen Mitte zwei in sich verkrallte Löwen ragten, aus deren aufgerissenen Mündern dünne Fontänen drangen. Zwei Vögel saßen im Becken und beutelten ihr nasses Gefieder.

»Idyllisch hier«, kommentierte Lorenz.

»Ein bißchen primitiv«, meinte Frau Montbard, die übrigens keine Französin war, sondern, wie es hieß, aus Polen stammte. »Wenn man in der Nacht im Bett liegt und der Wind geht, meint man, man sei im Freien. Dieses Haus ist eine durchlässige Wabe. Nicht, daß ich es wirklich herrichten möchte. Das wäre vermessen. Ich gehe ja schließlich auch nicht zum Arzt, um mir das Alter aus dem Gesicht operieren zu lassen. Ich denke, ich werde mit diesem Haus zusammen sterben, oder das Haus mit mir. Wahrscheinlich wird es die Zugluft sein, die mich am Ende umbringt: Ich sterbe an einer Lungenentzündung, während das Haus auseinanderfällt. – Aber darum sind Sie nicht hier, um sich meine Todesphantasien anzuhören. Also, Herr Mohn, reden Sie.«

»Sie wissen ja, womit ich bisher mein Geld verdient habe.«

»Auch nur ein Beruf. Nichts, wofür Sie sich genieren müßten.«

»Das sehe ich genauso. Doch jetzt ist eben Schluß. Mit vierzig reicht es, gleich, wie gut man in Form ist. Wie Sie gerade sagten, man kann sich dem Alter nicht versperren. Die ganze Trickserei ist unwürdig und unsinnig. Ich kann nicht Liegestütze machen, bis praktisch nur noch die Liegestütze übrigbleiben. Sie verstehen mich, oder?«

»Natürlich«, sagte Montbard, während sie hinüber zu dem Gärtner sah.

Lorenz fuhr fort zu berichten. Zwar verzichtete er darauf, darzulegen, wie genau er auf die Idee gekommen war, ein Handarbeitsgeschäft zu gründen, erklärte aber, daß es für ihn keine Alternative dazu gebe. Er sagte: »Für manche Dinge ist man geboren.«

»Ganz sicher ist man das«, bestätigte Montbard. »Fürs Klavierspielen, für die Gärtnerei, dafür, ein Versager zu sein, im Krieg zu sterben, im Bett zu sterben, vielleicht sogar für die Pornographie. Doch ein Handarbeitsladen? Wie kann man dafür geboren sein? Ich meine, jemand wie Sie?«

»Nicht jede Begabung ist eine offenkundige.«

»Verstehe ich Sie richtig? Sie meinen, Sie seien auf eine verborgene Weise mit dem Talent des Strickens ausgestattet?«

»Nicht des Strickens«, sagte Lorenz. »Nur dafür, dieses Geschäft zu betreiben. Ich habe bereits den richtigen Laden gefunden. Er ist perfekt.«

»Und jetzt wollen Sie, daß ich Ihnen diese Schnapsidee finanziere.«

»Wenn Sie es als Schnapsidee auffassen, dann bin ich hier falsch«, sagte Lorenz und verzog sein Gesicht zur Grimasse kleiner Buben, denen man die Besteigung einer Kletterwand verwehrt. Er war im Begriff, sich zu erheben.

»Bleiben Sie«, befahl Montbard in jenem milden Ton, der gut geeignet war, durch Stahlplatten zu dringen. »Sie werden sich, wenn Sie diese Sache wirklich ernst meinen, noch einigen Spott anhören müssen. Wäre also besser, sich ein dickes Fell zuzulegen.– Möchten Sie etwas trinken?«

»Kaffee bitte.«

Claire drehte den Kopf ein wenig rückwärts und rief nach zwei Tassen Kaffee. Nicht, daß man jemanden sehen konnte. Aber wie gesagt, ihre Stimme querte selbst dichteste Materialien. Überhaupt könnte man sagten, daß Claire Montbard – eingedenk des Rühmann-Films – eine Frau war, die durch Wände ging.

Sie sagte: »Ich könnte in den Verdacht geraten, ein bißchen irre geworden zu sein, wenn ich ein solches Projekt fördere.«

»Ich will nicht unhöflich sein«, entgegnete Lorenz, »doch es geht mir nicht um Förderung. Was ich benötige, ist weniger Ihr Verständnis als Ihr Geld.«

»Bei mir läuft das aufs gleiche hinaus«, erklärte Montbard. »Wenn ich Geld herborge, dann nicht, um noch mehr Unsinn in diese Welt zu tragen.«

»Wie ich hörte, beteiligen Sie sich an Waffengeschäften.«

»Wenn Sie ein Problem damit haben«, meinte Montbard, »weiß ich nicht, wieso Sie ausgerechnet zu mir kommen.«

»Kein Problem. Ich frage mich nur…«

»Waffen sind eine gute Sache. Sie bringen das nötige Leid in die Welt, auf daß diese Welt sich ändert. Während zum Beispiel Drogen ein Leid erzeugen, das gar nichts ändert.«

Das war eine Position, die Lorenz in keiner Weise unterschrieben hätte. Aber Montbard hatte mit solcher Bestimmtheit gesprochen… Und er war ja nicht hier, um über den weltweiten Waffenhandel zu diskutieren. Zudem kam gerade der Kaffee, serviert von demselben dünnen Mann, der Lorenz hereingelassen hatte. Nicht nur ein dünner, auch ein steifer Mann. Jedoch frei vom Stil der Lakaien. Seine Steifheit schien echt, wie von einem Rückenschmerz verursacht oder einer Gicht. Er stellte die Tassen ab, richtete sich vorsichtig wieder auf, blickte ein paar Sekunden lang versonnen in den Garten hinaus – als spähe ein Fisch hinüber ans Land– und begab sich zurück in das Innere des Hauses, wo alte und neue Möbel, Wertvolles und Wertloses nebeneinanderstanden, so, als wäre über die Artefakte verschiedenster Herkunft mit einem Mal eine klassenlose Gesellschaft hereingebrochen, alle überraschend, alle auf dem falschen Bein erwischend. Darum insgesamt der Eindruck des Schiefen.

»Ihr Diener?« fragte Lorenz.

»Mein Bruder.«

»Sie lassen sich von Ihrem Bruder bedienen?«

»Warum nicht? Sie doch auch.«

»Aber…er ist ja nicht mein Bruder«, stellte Lorenz fest.

»Na und? Wäre er Ihr Bruder, was dann?« fragte Montbard. »Würden Sie ihn auf die Straße setzen? Würden Sie ihn wieder in die Schule schicken? Einen fünfzigjährigen Mann? Und wie ich schon sagte, er ist kein Diener, der Kaffee serviert, sondern mein Bruder, der Kaffee serviert. Ich halte es für sehr viel korrekter, sich von einem Familienmitglied bedienen zu lassen als von irgendeiner wildfremden Person, die ich dafür bezahle, als würde ich ein paar Stunden Sex abgelten.«

»Soll das heißen, Ihr Bruder arbeitet umsonst hier?«

»Klar. Wofür sollte ich ihn denn bezahlen? Dafür, Kaffee zu kochen und ihn in zwei Schalen auf den Tisch zu stellen?«

»Er hat mir die Tür geöffnet.«

»Ich denke nicht, daß er sich dabei ein Bein gebrochen hat. Er wohnt in diesem Haus, und zwar umsonst. Er muß für nichts aufkommen. Er muß keinen einzigen Groschen beitragen. Er kocht, wäscht, er öffnet Türen, trägt Tassen mit Kaffee. Und muß sich im übrigen um nichts kümmern. Er ist unbelastet von der Welt. Die Welt endet für ihn beim Supermarkt drei Straßen weiter. Ich finde, daß er ein beneidenswertes Leben führt.«

Es war ganz bezeichnend für Claire Montbard, daß sie mit ihrer Argumentation in keiner Weise in Richtung Emanzipation steuerte, also etwa darauf verwies, daß pflegende, kochende, Kaffee servierende, Türen öffnende, später dann die Hintern ihrer Lieben auswischende Schwestern und Töchter – allesamt unbezahlt – früher die Regel gewesen waren, eine selten hinterfragte Regel. Und so war es ja im Grunde noch immer, bloß daß das Element der Hinterfragung dazugekommen war, die neckische Alice-Schwarzer-Pose der Gesellschaft. Doch um all das schien sich Claire Montbard nicht zu kümmern. Sie war keine Rächerin, hatte nicht etwa Spaß daran, Männer zu erniedrigen. Was sie tat, tat sie unter dem Primat der Selbstverständlichkeit. Da war nichts, was sie ideologisch hätte rechtfertigen müssen. Ganz klar: Wäre ihr Bruder eine Schwester gewesen, wäre die Sache genauso abgelaufen.

»Na, immerhin muß er nicht im Garten arbeiten.«

»Stimmt. Das ist der Job meiner Mutter.«

»Ihrer Mutter?« wunderte sich Lorenz und blickte hinüber zu der vor dem Blumenbeet knienden, ausgesprochen maskulin anmutenden Gestalt. Nicht nur wegen des Holzfällerhemds, der kurzen, silbergrauen Haare und der bulligen Gestalt. Die ganze Haltung war die eines Mannes. – Wenn Männer graben, dann hat das immer etwas Verzweifeltes. Als würde es ihnen nicht reichen, eine Zwiebel einzusetzen. Als würden sie die Arbeit am Blumenbeet bloß als Vorwand nehmen, einen ganz bestimmten Knochen auszubuddeln, ein Missing link. Was wiederum nichts mit dem vielbeschworenen Forschergeist der Männer zu tun hat. Sie sind gar nicht die geborenen Entdecker, für die sie sich halten und auch von den Frauen gehalten werden. Ihre Suche gilt nicht einer unentdeckten Sache, sondern einer verlorenen. Etwas in der Art einer Murmel oder eines kleinen verbogenen Plastikspielzeugs. So gesehen, steht Orson Welles’ Citizen Kane zu Recht an der Spitze unseres filmischen Bewußtseins, weil dieses Opus einen Mann zeigt, dessen ganzer viriler Wahnsinn, dessen grandioses Gorillagebrüll allein mit dem Verlust und der Unauffindbarkeit eines Kinderschlittens zusammenhängt. Und es wäre keineswegs als ein Witz zu verstehen, wenn jemand die Forderung aufstellen würde, den Männern ihre Schlitten zurückzugeben. Auf daß sie nicht weiter wie wild die Erde umpflügen müssen und solcherart die Welt in eine katastrophale Unordnung stürzen.

»Meine Mutter«, erklärte Claire Montbard, »muß auch etwas tun. Die Gärtnerei paßt zu ihr. Sie hat ein gutes Händchen für Pflanzen. Wenn sie schon kein gutes Händchen für Männer hat.«

»Männer wie Ihren Vater?«

»Sie nehmen sich ein bißchen viel heraus«, meinte Montbard, ohne daß sie aber wirklich verärgert wirkte.

»Tut mir leid.«

»Mein Vater ist indiskutabel. Jeder Mann, mit dem meine Mutter sich eingelassen hat, war das. Weshalb man sich also fragen muß, ob nicht meine Mutter Schuld trägt. So wie es in der Physik heißt, etwas könnte nur dann bestehen, wenn es beobachtet wird. Hätte sich meine Mutter nicht immer für gräßliche Männer interessiert, hätten diese Männer niemals existiert, zumindest nicht in dieser gräßlichen Weise.«

»Würden Sie mir kein Geld leihen«, folgerte Lorenz, »dann wäre ich gar nicht hier.«

»Nicht dumm von Ihnen. Welche Summe, Herr Mohn, schwebt Ihnen denn vor?«

Ja, welche Summe? Absurderweise hatte sich Lorenz noch nicht den geringsten Gedanken darüber gemacht, wieviel Kapital er benötigen würde, um seinen Laden anzumieten, einzurichten und die erforderliche Ware zu besorgen. An eine Hilfskraft dachte er nicht. Vielleicht ein wenig Werbung, kleine Annoncen, andererseits war er überzeugt, daß ein Laden, der den schönen Namen Plutos Liebe trug und über dessen Betreiber gloriolenartig das Gerücht schweben würde, er habe sich einzig und allein zur Gründung dieses Geschäfts aus der Pornographie zurückgezogen, daß es einem solchen Laden nicht an der nötigen Mundpropaganda fehlen würde. Nicht, daß Lorenz das leidige Sexthema am Köcheln halten wollte, dennoch glaubte er, daß die Pornographievergangenheit sich als Vorteil herausstellen könnte, als Anziehungspunkt. Freilich nicht in der Hinsicht, eine Frau fürs Leben zu finden. Doch das wollte er ohnedies nicht mehr. Wenn er diesen Laden einmal besaß, dann würde er sich von seiner Frau-fürs-Leben-Phantasie endgültig verabschieden. Plutos Liebe statt Lorenz’ Liebe. Dachte Lorenz.

Aber wie gesagt, er hatte völlig vergessen, sich die Höhe der Finanzierungskosten durch den Kopf gehen zu lassen, hatte bloß die Person überlegt, die diese Finanzierung garantieren sollte. Welcher er aber nun einen Betrag nennen mußte, um nicht völlig meschugge dazustehen. Darum sagte er, gerade so, als sei er bei einem Quiz und versuche, die richtige Antwort zu erraten: »Ich denke, zweihunderttausend Euro müßten reichen.«

»Das ist nicht wenig«, fand Montbard.

»Das ist aber auch nicht richtig viel, oder?« Denn so viel Ahnung hatte Lorenz schon, daß er wußte, wie sehr Claire Montbard sich mitunter in schwindelerregende Höhen der Vorfinanzierung und Darlehensverleihung begab.

»Sie haben recht«, meinte Montbard, »auf den Betrag kommt es eigentlich nicht an. Sondern auf die Formalitäten der Rückzahlung.«

»Zinsen?«

Claire betrachtete Lorenz belustigt, ohne ihre violettbesternten, teppichgrauen Augen zu rühren, und meinte: »Wäre das nicht ein bißchen banal? Zinsen gibt’s an jeder Ecke. Wollte ich mit Zinsen herumwurschteln, würden wir zwei uns jetzt in einem Büro gegenübersitzen und mit Sicherheit einen sehr viel schlechteren Kaffee trinken. Welcher dann auch gar nicht von meinem lieben Bruder serviert worden wäre, sondern von irgendeiner grinsenden Tussi mit gestreckten Beinen. Leute, die Zinsen verlangen, versuchen immer, ihren Porsche und sonstwas zu finanzieren. Haben Sie vor meiner Türe einen Porsche stehen sehen?«

»Nein. Ich hoffe aber, daß Sie jetzt nicht doch noch nach meiner Seele fragen.«

»Würden es Sie denn so stören, sie zu verkaufen?«

Nun war es Lorenz, der ein bißchen lächelte. Verkrampft, jedoch von Herzen. Er sagte: »Solange ich nicht weiß, wo genau meine Seele sitzt und was genau in meiner Seele sitzt, möchte ich lieber nicht auf sie verzichten. Man verkauft keine Truhe, in die man noch gar nicht geschaut hat.«

»Das ist ein vernünftiger Standpunkt«, fand Montbard. »Und ich sagte ja bereits, daß ich keinen Gusto auf Seelen haben. Ich stelle mir vor, Seelen schmecken wie verbrannter Toast.«

»Wie sieht dann also der Deal aus?« fragte Lorenz.

»Sie bekommen die zweihunderttausend. Zinsfrei. Keine Spesen, nichts. Die Rückzahlung erfolgt in sieben Jahren, in exakt sieben Jahren. Ich will das Geld keinen Tag früher und keinen Tag später. Ich meine, heute in sieben Jahren. Zweihunderttausend, egal, was zweihunderttausend dann wert sein werden. Es geht um den puren Betrag. Und darum, sich an etwas zu halten.«

»Wo liegt der Haken?«

»Wenn Sie pünktlich zahlen, werden Sie glauben, es sei nie geschehen. Als gäbe es mich gar nicht. Kein Haken, keine Falle, keine böse Fee.«

»Und wenn ich nicht pünktlich zahle?«

»Nun, irgendeinen Zweck sollte unsere kleine Geschichte schon haben. Denn schließlich gehöre ich nicht zu einer Organisation namens ›Kreditgeber ohne Grenzen‹. Wenn Sie nicht zahlen, Herr Mohn, dann werde ich Sie in die Pflicht nehmen.«

»Was kommt jetzt? Sagen Sie nicht, ich soll jemanden für Sie umbringen.«

»Ah, gar nicht so schlecht. Ganz knapp vorbei. Nein, Sie sollen jemandem das Leben retten.«

»Wie habe ich das zu verstehen?«

»Das erfahren Sie, wenn es dazu kommt. Sollten Sie das Geld ordentlich zurückzahlen, brauchen Sie nicht zu wissen, was Ihnen erspart bleibt. Es würde Sie nur unnötig belasten.«

»Ich finde aber«, sagte Lorenz, »daß ich das Recht habe, zu erfahren, worauf ich mich einlasse.«

»Und ich finde«, entgegnete Claire, »daß es an mir ist, die Regeln zu bestimmen. Angesichts von zweihunderttausend Euro, die ich Ihnen unter den Baum lege, als wäre ich der Weihnachtsmann. Wir werden Weihnachten nach meinen Regeln feiern oder gar nicht. Und noch etwas: Denken Sie bitte nicht, Sie könnten in sieben Jahren simplerweise einen anderen Kredit aufnehmen, um den alten zu begleichen. Wenn Sie einmal bei mir in der Kreide stehen, wie man so sagt, wird Ihnen niemand helfen. Kein schmieriger Kredithai und keine korrupte Bank. Glauben Sie mir. Es ist nur fair, Ihnen das zu sagen. Ich warne Sie nicht, aber ich kläre Sie auf.«

»Warum ausgerechnet sieben Jahre?«

»Meine Lieblingszahl. Der Form wegen. Eine schöne, einfache Form. Es war die erste Zahl, die ich schreiben konnte. Man mag gar nicht damit aufhören. Sie kennen das doch sicher, man fährt die zwei Linien entlang, immer wieder… Sie sehen, die Zahl hat nicht die geringste mystische oder strategische Bedeutung. Sie entspringt einer puren Laune, einer hübschen Kindheitserinnerung.«

(Ein kenntnisreicher Beobachter hätte dies allerdings sehr in Zweifel ziehen müssen, und zwar in Anbetracht des Nix-NyxCharon-Pluto-Zusammenhangs. Denn der Tag, den man gerade schrieb, war der 14. Juli 2008. Gemäß den Planungen der NASA würde genau an einem solchen 14. Juli, und zwar in sieben Jahren, die Sonde New Horizons den Zwergplaneten Pluto erreichen. Das war erneut ein Hinweis, wie sehr sich Lorenz Mohn in einem Gespinst des Gewollten befand, gleich, ob dieses Gewollte über einen Sinn verfügte oder ob es sich der reinen Lust des Spinnens und alles Gesponnenen hingab.)

Doch Lorenz glaubte die Sache mit der Sieben. Er konnte sich ebenfalls gut daran erinnern, daß dies die erste Zahl gewesen war, die er mit einiger Lust und einigem Geschick zu Papier gebracht hatte, während Ziffern wie die Vier und die Acht eher den Charakter graphischer Zungenbrecher besessen hatten.

Wenn man nun um den Hinweis auf die Pluto-Mission mit Zieltag 14. Juli 2015 nicht wußte, dann waren sieben Jahre ein vernünftiger Zeitraum, um einen überschaubaren Betrag zusammenzutragen und termingerecht zurückzuerstatten. Einen Betrag, der sich in diesen sieben Jahren nicht erhöhen würde. Hingegen machte Lorenz die Vorstellung nervös, sich für den Fall seiner Säumigkeit zu einer nicht näher benannten Lebensrettung zu verpflichten. Das konnte eine Menge bedeuten. Er fragte: »Wir vereinbaren das doch schriftlich, oder?«

»Was würde das nützen?« fragte Montbard zurück. »Ich könnte Sie mit so einem Wisch kaum dazu zwingen, jemandem das Leben zu retten.«

»Und ohne Wisch?«

»Ja, ohne Wisch kann ich das.«

»Das muß ich Ihnen wohl glauben.«

»Das sollten Sie.«

»Es geht doch hoffentlich nicht darum«, blieb Lorenz lästig, »irgend jemandem ein Organ zu spenden? Oder gleich meinen ganzen Körper?«

»Ich mag es nicht, wenn man mich löchert«, sagte Montbard. »Aber wenn es Sie beruhigt, Ihre Organe können Sie behalten. – Und jetzt ist Schluß! Sagen Sie zu, oder lassen Sie es bleiben. Und entscheiden Sie sich jetzt. Mehr Zeit habe ich nicht für Sie.«

»Zwei Minuten. Seien Sie so gut!« bat Lorenz. »Bis ich den Kaffee ausgetrunken habe.«

Montbard nickte, gleichzeitig erhob sie sich und bewegte sich auf ihren hohen, dünnen Absätzen die Veranda nach unten. Sie balancierte über die Wiese hinüber zu dem Blumenbeet und blieb aufrecht neben ihrer gärtnernden Mutter stehen.

Lorenz war alleine. Er dachte nach. So in der Art, wie wenn man seine Zähne in ein hartes, vollkommen undurchbeißbares Brot schlägt. Es war unmöglich, irgendein Für und Wider zu berücksichtigen, die diversen Für und Wider trieben ineinander und bildeten eine krallenartige Versteinerung. Das einzige, was deutlich vor Augen lag, waren der Vorteil der Zinsfreiheit sowie die saubere Möglichkeit, das Geld in sieben Jahren und auf den Tag genau zurückzuzahlen.

Tag genau? Welcher Tag eigentlich?

Lorenz war nicht gerade ein Mann, der über Zeit und Daten einen guten Überblick besaß. Er war oft gezwungen, eine Tageszeitung zur Hand zu nehmen, wollte er sich des genauen Datums vergewissern. Eine Tageszeitung aber fehlte hier. Nun, darauf kam es jetzt nicht an, welcher Tag heute war. Darauf kam es erst in sieben Jahren an. Es würde reichen, sich am Abend darum zu kümmern, den wievielten man schrieb.

Lorenz führte die Schale an den Mund und trank. Der Kaffee schmeckte ein wenig bitter, nicht unbedingt vergiftet, dennoch merkwürdig. Wie Kaffee aus der Zukunft. Was man übrigens einmal bedenken sollte, bezüglich Zeitreisen. Wir warten ja immer, daß jemand aus der Zukunft zu uns kommt. Was aber, wenn es einfach zu schwierig ist, ganze Menschen durch die Zeit zu schicken, sehr wohl hingegen eine Katze, einen Bleistift oder eben eine Tasse Kaffee? Sieht man einer Katze an, ob sie aus der Zukunft stammt? Vielleicht am Blick. Manche Katzen funkeln einen an, als hätten sie schon mit Dingen zu tun gehabt, von denen unsereins nicht mal zu träumen wagt. Manche Bleistifte wiederum besitzen Bißstellen, obwohl man doch schwören könnte, nie und nimmer an diesem Bleistift gekaut zu haben, und auch gar nicht weiß, woher dieser Bleistift stammt. Aber Bleistifte kommen und gehen, und man denkt sich nichts dabei. Und Kaffee? Wie wird Kaffee in hundert Jahren schmecken? Etwa so wie dieser hier?

Lorenz kippte den letzten Schluck einer möglicherweise durch die Zeit gereisten und logischerweise dabei etwas kalt gewordenen Flüssigkeit hinunter, stellte die Tasse zurück und erhob sich. Er betrat nun ebenfalls den Gartenboden, der sich ausgesprochen weich anfühlte, als wäre die Erde stark aufgelockert und als seien die Grashalme in der Art seriellen Ikebanas in den Boden gesteckt worden. Es war Lorenz ein Rätsel, wie Claire Montbard mit ihren Schuhen hier gehen konnte. Er selbst schritt wie über ein Meer von Nacktschnecken, als er sich jetzt hinüber zu dem Blumenbeet bewegte.

»Haben Sie sich entschieden?« fragte Montbard.

»Ich nehme das Geld. Und verpflichte mich zur Rückzahlung in sieben Jahren.«

»In genau sieben Jahren, nicht vergessen. Wir haben heute den 14. Juli. Das Datum sollten Sie sich merken.«

»Das werde ich tun.«

»Wenn nicht oder wenn Sie das Geld nicht zurückzahlen, werde ich Sie daran erinnern, was Sie mir schuldig sind: eine Lebensrettung.«

»Dazu wird es nicht kommen.«

»Wäre es denn so schlimm, jemandem vor dem Tod zu bewahren?«

»Das kommt auf den Jemand an. Ich möchte gerne selbst entscheiden, wem ich eine solche Gunst erweise.«

»Nun, wir werden sehen«, sagte Montbard. »Gehen Sie jetzt. Mein Bruder wartet drinnen. Geben Sie ihm Ihre Kontonummer. Er wird alles erledigen.«

»Ihr Sekretär ist er also auch noch.«

»Er kriegt nur die kleinen Jobs«, erklärte Claire Montbard. Und entließ Lorenz mit der selten gewordenen Phrase: »Gott schütze Sie.«

»Wieso das denn?« fragte Lorenz, der bereits im Gehen begriffen war, über den ekelhaft weichen Boden steigend.

»Weil ich nicht will, daß Sie mir in diesen sieben Jahren wegsterben.«

Gut, das war ein Argument. Ein wenig hart formuliert, aber es hatte etwas für sich. Lorenz schickte ein letztes Lächeln in Richtung Montbard. Im gleichen Moment wandte sich jene Person um, die da noch immer kniend in der Erde wühlte, und gab ihr Gesicht preis. Es war tatsächlich das Gesicht einer Frau. Ein flaches, faltiges, von Wind und Sonne vernarbtes Antlitz. Furchen, Risse, Krater. Eine Katastrophe von Gesicht. Freilich eine wirkungsvolle Katastrophe. Und mitten drin, unverkennbar, das Violett und Grau der Montbardschen Augen.

Die alte Frau sagte etwas auf Polnisch. Es klang, als stecke in ihrem Mund eine kleine Fabrik, so eine Fabrik wie früher, wo die Frauen während der Arbeit ihre Kinder entbunden haben. Gleich darauf widmete sie sich wieder ihrem Blumenbeet.

Lorenz ging nach drinnen und gab dem bereits wartenden Dienstbotenbruder die Nummer eine jener monetären Parkplätze, auf die Geld wie ein flüchtiger Schauer niederzugehen pflegt. Sodann bedankte er sich für den Kaffee, als hätte es sich dabei um eine persönliche Geste zwischen zwei Männern gehandelt. Montbards Bruder sagte kein Wort. Es war nicht einmal sicher, ob er überhaupt sprechen konnte.

Man stelle sich eine Familie vor, in der nur die Frauen reden.

Lorenz trat wieder auf die Straße. Er fühlte sich gleichzeitig erleichtert wie unwohl. Sieben Jahre! Ein wenig war es so, als hätte er gerade mit seinem Hausarzt gesprochen. Wenn die Frist von sieben Jahren ein Todesurteil darstellte, dann ein merkwürdiges. Sieben Wochen, sieben Monate – das mochte erschreckend kurz sein, doch es war normal. Aber wie bitteschön hatte man sich »sieben Jahre« zu denken? In sieben Jahren konnte man viermal sterben und dreimal gesund werden.

Lorenz dachte: »Vielleicht hätte ich lieber zu einer Bank gehen sollen.« So wie man dachte: Vielleicht hätte ich statt der angeblichen Steinpilze lieber diesen japanischen Kugelfisch essen sollen.