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Er er­wach­te rasch un­ter dem Au­to­stim. Noch wäh­rend sein An­zug starb, hat­te er ihm In­jek­tio­nen ge­ge­ben, um die Er­schüt­te­rung und den Schock zu mil­dern. Die Gy­ros sta­bi­li­sier­ten sei­nen Sturz. Auf der lin­ken Sei­te funk­tio­nier­ten die Stoß­dämp­fer noch, und das hat­te ge­reicht; er war nur hun­dert Me­ter tief ge­fal­len.

Skal­lon war da. Fain wälz­te sich be­nom­men her­um. Sein Trai­ning mach­te sich be­merk­bar. Er wand sich aus den Res­ten sei­nes An­zugs. Flüs­sig­kei­ten si­cker­ten her­vor, und der An­zug summ­te und klick­te – er war noch im­mer nicht ganz tot. Ein Fun­ke blitz­te auf. Die Ar­me zuck­ten. Der Hy­dra­stahl hat­te sei­nen Glanz ver­lo­ren, er war zer­narbt und dun­kel. Ein Strahl hat­te ihn ge­nau ins Kreuz ge­trof­fen und die Pan­ze­rung durch­schla­gen.

Fain tas­te­te nach sei­nem Strah­lungs­meß­ge­rät. Kein Rönt­gen-Über­schuß: Gut. Leich­te Be­ta- und Al­pha­strah­lung, aber nichts Erns­tes. Viel­leicht wür­de er Fie­ber be­kom­men, aber mehr nicht. Er hat­te ver­damm­tes Glück ge­habt.

„Es wa­ren zwei“, er­klär­te Skal­lon. Fain run­zel­te die Stirn. „Ei­ner muß ge­war­tet ha­ben, bis du her­aus­kamst. Dann stieg er über den Ho­ri­zont her­auf und …“

„Ja. Die­se Brü­der spa­ßen nicht.“

„Es ist al­vea­ni­sches Mi­li­tär. Ich ha­be einen von ih­nen aus dem Wrack des ers­ten Hub­schrau­bers her­aus­ge­zo­gen.“

„Ich will ihn se­hen.“ Lang­sam kehr­te Fains Ener­gie zu­rück. Zum Teil be­wirk­ten das die Dro­gen, aber der Rest kam von ihm selbst.

Skal­lon trug ihn zu dem zer­schmet­ter­ten Hub­schrau­ber. Da der Gra­nat­wer­fer fast leer und die Len­kra­ke­ten ab­ge­feu­ert wa­ren, konn­te der An­zug das Ge­wicht ei­nes zwei­ten Man­nes tra­gen. Al­ler­dings gin­gen Skal­lons Ener­gie­re­ser­ven all­mäh­lich zur Nei­ge.

Der Al­vea­ner war ziem­lich schwer ver­letzt. Sei­ne Au­gen wa­ren gla­sig. „Hast du ihm Dro­gen ge­ge­ben?“ frag­te Fain matt.

„Nein. Ich ha­be das Ver­til be­nutzt. Ich ha­be ihn nur da­mit an­ge­haucht, so wie sie es uns ge­sagt ha­ben. Hat un­ge­fähr ei­ne Mi­nu­te ge­dau­ert. Er hat es ab­sor­biert, und jetzt tut er al­les, was wir ihm sa­gen.“

„Gut. Sag ihm, er soll uns die Wahr­heit sa­gen.“

Skal­lon wand­te sich dem großen Al­vea­ner zu, der mit ver­brann­ter und zer­fetz­ter Uni­form im tro­ckenen Staub lag. „Wer hat euch ge­sagt, daß ihr her­kom­men sollt? Und warum?“

Der Al­vea­ner klapp­te lang­sam die Au­gen auf und zu. „Gen … Ge­ne­ral No­ka­vo. Hat es be­foh­len. Warum …“ Sein Ge­sicht wur­de aus­drucks­los.

Skal­lon for­mu­lier­te sei­ne Fra­ge an­ders. „Was soll­tet ihr tun?“

„Gen … sagt … an­grei­fen … je­den hier …“

„Wo­her kommt ihr? Von wel­cher Ba­sis?“

„Araqua­vak­til.“

„Wo liegt das?“

Der Al­vea­ner be­schrieb den Weg. Skal­lon nick­te und präg­te sich die An­wei­sun­gen ein. Plötz­lich zit­ter­te der Al­vea­ner, hus­te­te ras­selnd und wur­de schlaff.

Skal­lon leg­te ei­ne Son­de an Schlä­fen, Ar­me und Bei­ne. „Er ist wohl tot.“

Fain hal­te auf der Er­de ge­ses­sen. Müh­sam stand er auf. „So­weit ist der Än­de­rung al­so schon ge­kom­men. Wir soll­ten uns auf den Weg ma­chen.“

Skal­lon wirk­te über­rascht. „Wo­hin?“

„Nach Ka­lic. Aber vor­her soll­ten wir die­se Ba­sis über­prü­fen. Be­rich­ti­gung: Ich soll­te die­se Ba­sis über­prü­fen.“

„Wie­so nur du?“

„Al­ler Wahr­schein­lich­keit nach ist dort nie­mand. Ein Än­de­rung be­wegt sich im­mer sehr rasch – das hat ir­gend et­was mit de­ren Phi­lo­so­phie zu tun. Es ist al­so jetzt wahr­schein­lich auf dem Weg nach Ka­lic. Du bist der Ex­per­te für Al­vea – du soll­test al­so nach Ka­lic ge­hen und dich um un­se­re Kon­takt­stel­le küm­mern.“

Skal­lon stapf­te ner­vös auf und ab. Sei­ne schwe­ren Stie­fel schnit­ten in den wei­chen Bo­den. Die glei­ten­den Ke­ra­mik­plat­ten an sei­nen Ar­men und Bei­nen scharr­ten und klick­ten in der drücken­den Stil­le der un­durch­dring­li­chen grü­nen Welt, die sie um­gab.

„Das klingt wohl ver­nünf­tig. Aber du bist im­mer noch be­nom­men. Ich …“

„Wir wer­den Ma­te­ri­al brau­chen. Du gehst zum Mo­dul zu­rück und holst das Zeug. Ver­giß mei­ne Aus­rüs­tung nicht. Und bring Scor­pio mit.“

„Er wird uns nichts nüt­zen, wenn wir of­fen ope­rie­ren müs­sen. Ich ha­be dir ge­sagt, es gibt kei­ne Hun­de hier. Die Al­vea­ner wer­den Scor­pio so­fort ent­de­cken und ge­nau wis­sen, was los ist. Du kannst nicht …“

„Rich­tig, das weiß ich al­les. Des­halb nimmst du ihn mit. Nach Ka­lic. Wir wer­den ihn spä­ter brau­chen.“

„Ich? Na hör mal, er ist dein …“

„Nein, un­ser. Un­ser Hund, zu­min­dest theo­re­tisch. Er ge­hört zum Team.“

Skal­lon knurr­te hin­ter dem Ho­ri­zont sei­nes Helms. „Okay, okay. Aber dann muß ich mir einen Weg aus­den­ken, wie ich ihn nach Ka­lic hin­ein­schmug­geln kann. Die­sen An­zug wer­de ich los­wer­den, so­bald wir uns ei­ner Stadt nä­hern. Wir müs­sen in De­ckung blei­ben. Das heißt, wir brau­chen dei­ne Ver­klei­dung, Fain.“

Fain seufz­te. „Ja. Si­cher.“

„Kommst du zu­recht, so­lan­ge ich weg bin?“

„Setz mich ir­gend­wo ein paar Ki­lo­me­ter wei­ter ab. Laß mir einen Hit­ze­strah­ler da. Und ruf Mut­ter. Sie soll das Ge­biet über­wa­chen. Wenn sie Flug­zeu­ge sieht – ver­bren­nen. Nicht erst fra­gen. Gleich drauf.“

„Das kannst du nicht ma­chen. Wir ha­ben nicht den Be­fehl, ein­fach …“

„Das ist Selbst­ver­tei­di­gung. Da sind doch mehr als zwei Hub­schrau­ber in die­ser Ba­sis.“

„Das ge­fallt mir nicht.“

„Ich ha­be nicht ge­sagt, daß es dir ge­fal­len soll. Und auf dem Weg zum Mo­dul bleibst du un­ten. Geh durch den Dschun­gel, nicht dar­über hin­weg.“

Klap­pernd schritt Skal­lon auf und ab. „Ich weiß nicht … Es gibt so vie­les, was ein Än­de­rung tun könn­te. Ich mei­ne …“

„Ich weiß, wie sie den­ken“, sag­te Fain grob. „Über­laß das mir.“

„Aber ist es nicht ge­nau das? Sie ha­ben kein ver­nünf­ti­ges Sche­ma. In­tel­li­gent, ja. Aber sie sind kei­ne Pla­ner, kei­ne …“

„Ma­chen wir, daß wir fort­kom­men“, sag­te Fain ver­är­gert.

 

Fain lag stun­den­lang in ei­ner küh­len Lich­tung und war­te­te, bis Skal­lon vom Mo­dul zu­rück­käme. Er ließ den dump­fen Schmerz in sich hin­ein­si­ckern und ent­spann­te sei­ne Mus­keln mit Bio­reg-Tech­ni­ken, die er schon vor Jahr­zehn­ten ge­lernt hat­te. Sei­ne Ge­dan­ken husch­ten um­her, und ner­vös zer­pflück­ten und über­flo­gen sie noch ein­mal, was ge­sche­hen war. Er muß­te ih­nen Zeit ge­ben, die­se hek­ti­sche Ener­gie ab­zu­bau­en.

Er spür­te die kno­tig ver­spann­ten Mus­keln, dort, wo sich die un­ver­meid­li­chen Aus­wir­kun­gen des Schocks zeig­ten, und er er­kann­te, daß die­ser Tref­fer ihn nach­hal­ti­ger er­schüt­tert hat­te, als er es hät­te tun dür­fen. Auf ir­gend­ei­ne Wei­se war der Mit­tel­punkt sei­ner Ge­füh­le mit die­ser Missi­on eng ver­knüpft, und als er so im Dschun­gel lag, durch­ström­ten ihn ab­grün­di­ge und be­un­ru­hi­gen­de Bil­der, und die dunkle, un­be­stimm­ba­re Ah­nung von un­be­kann­ten Din­gen stieg wir­belnd in ihm auf.

Die­ser Än­de­rung be­deu­te­te mehr. Fain hat­te ihn schon ein­mal ge­fan­gen, auf Re­vo­li­um. Dann hat­ten die ver­damm­ten In­ge­nieu­re es jah­re­lang stu­diert und mit ihm her­u­m­ex­pe­ri­men­tiert, und dann hat­ten sie da­von ge­re­det, ei­ne Me­tho­de zu su­chen, wie man das ge­ne­ti­sche Ma­te­ri­al der Än­der­lin­ge um­for­men könn­te. Das war die Lang­zeit­stra­te­gie des Kon­sor­ti­ums: die Tren­nung von rech­ter und lin­ker Hirn­hälf­te, de­ren Feh­len die Form der Än­der­lin­ge er­mög­lich­te, wie­der­her­zu­stel­len und die kom­ple­xe Bio­me­cha­nik zu ent­fer­nen, die die Än­der­lin­ge be­fä­hig­te, sich nach Be­lie­ben um­zu­ge­stal­ten. Sie al­so wie­der hu­ma­no­id zu ma­chen. Oder bes­ser ge­sagt: die nächs­te Ge­ne­ra­ti­on von Än­de­run­gen wie­der an mensch­li­che Nor­men an­zu­pas­sen. Die jetzt le­ben­den Än­der­lin­ge wa­ren na­tür­lich nicht mehr in den Griff zu be­kom­men. Sie wa­ren und blie­ben vom Men­schen selbst ge­schaf­fe­ne Ali­ens.

Und so hat­ten die In­ge­nieu­re her­um­ge­tüf­telt und ver­sucht, mit den ge­fan­ge­nen Än­de­run­gen zu kom­mu­ni­zie­ren, und schon nach kur­z­er Zeit hat­te sich un­ter den Än­de­run­gen her­um­ge­spro­chen, was die In­ge­nieu­re mit ih­rem ge­ne­ti­schen Ma­te­ri­al plan­ten – und die Än­der­lin­ge flo­hen. Die meis­ten von ih­nen über­leb­ten ih­ren Flucht­ver­such nicht. Aber ei­ni­ge schon. Und die­ses hier, das ge­ris­sens­te von al­len, hat­te so­gar die Er­de hin­ter sich las­sen kön­nen.

Fain be­gann mit ei­nem me­tho­di­schen Mur­meln tief un­ten in sei­ner Keh­le, das ihn in Hyp­no­se ver­set­zen wür­de. Er woll­te Schmerz, Un­ru­he und die­se schlich­te, zer­mür­ben­de Furcht aus­sper­ren. Er woll­te sich von all dem be­frei­en und sich aus­schließ­lich an Fak­ten hal­ten. Fak­ten, Er­eig­nis­se, Mo­ti­ve. Har­te Da­ten. Die Welt be­stand aus Ket­ten und Schlei­fen von har­ten Da­ten. Der Mo­schus­dunst aus dem duf­ten­den Dschun­gel drang in sei­ne Na­se und Fain ließ sei­ne Ge­dan­ken wan­dern. Fak­ten … es gab so vie­le, und je­des konn­te sich ver­än­dern, wäh­rend man es noch be­trach­te­te … aber den­noch … Wenn man sich an sie hielt, wür­den sie einen ans Ziel brin­gen. Das war es, was er dem Än­de­rung vor­aus­hat­te. Fak­ten. Über die­sen Pla­ne­ten zum Bei­spiel. Fak­ten …

Al­vea folg­te ei­nem leicht el­lip­ti­schen Or­bit um einen F6-Stern in ei­ner Ent­fer­nung von 1,68 Astro­no­mi­schen Ein­hei­ten. Es war Spät­som­mer, er­in­ner­te sich Fain träu­mend, wäh­rend er mit sei­nem in­ne­ren Sings­ang be­gann. Die Ein­ge­bo­re­nen ka­men zu ir­gend­ei­nem Fest zu­sam­men. Die Tag- und Nacht­glei­che des Früh­lings, das war es. Al­vea brauch­te mehr als zwei E-Jah­re Für ei­ne Um­krei­sung, und des­we­gen hat­te das Fest hier mehr Ge­wicht als in den äl­te­ren Ge­sell­schafts­for­men der Er­de, nach de­nen man Al­vea teil­wei­se mo­del­liert hat­te.

Fain zog ei­ne Au­gen­braue hoch. Auch das war so ein Mist, der sie dar­an hin­dern wür­de, den Än­de­rung zu fin­den. An­de­rer­seits, viel­leicht mach­te es die Sa­che ja auch in­ter­essan­ter …

 

Skal­lon trug ihn hucke­pack und fest­ge­schnallt zwan­zig Ki­lo­me­ter weit. Fain ver­harr­te ab­sicht­lich in die­sem Zu­stand der in­ne­ren Aus­ge­gli­chen­heit, kaum bei Be­wußt­sein, wäh­rend der schau­keln­de, ru­cken­de, schep­pern­de Rhyth­mus des An­zugs sie durch den aus­ge­dehn­ten, schier un­durch­dring­li­chen Wald trug. Schlan­gen­haf­te Schling­pflan­zen grif­fen nach ihm und Scor­pio, als sie sie streif­ten. Er hat­te ganz ver­ges­sen, wie­viel Lärm so ein An­zug mach­te. Wenn man drin­steck­te, war man von dem Klap­pern und Klir­ren iso­liert. Es war ein Wun­der, daß die ex­ter­nen Akus­tik­sen­so­ren über­haupt funk­tio­nier­ten.

In ei­nem ver­filz­ten Ge­strüpp von pur­pur­far­be­nen Bü­schen hielt Skal­lon an. Fain ließ sich lang­sam aus dem Hy­po­schlaf auf­stei­gen. Mit stei­fen Glie­dern be­folg­te er Skal­lons In­struk­tio­nen beim An­le­gen der al­vea­ni­schen Ver­klei­dung; es wa­ren un­för­mi­ge, hei­ße, sti­cki­ge Klei­dungs­stücke. Sie aßen ein we­nig von ih­ren Ra­tio­nen und be­spra­chen ih­re Stra­te­gie.

Fain strei­chel­te Scor­pio. Er er­klär­te ihm, was ge­sche­hen war und was der Hund tun soll­te. Zu­erst woll­te Scor­pio nicht mit Skal­lon ge­hen. Fain be­ru­hig­te ihn.

„Du kennst die­sen Hund ziem­lich gut“, be­merk­te Skal­lon.

„Ja.“ Fain strei­chel­te im­mer noch den Hund.

„Hast du viel mit ihm trai­niert?“

„Wir ha­ben schon frü­her zu­sam­men ge­ar­bei­tet. Und vor dem Start von der Er­de wa­ren wir noch ein­mal im Trai­ning.“

„Hat­test du Zeit, dir ein paar De­mos über Al­vea an­zu­se­hen?“

„Was?“

„Ich mei­ne, über die Kul­tur, über die …“

„Ich weiß ge­nug.“

„Was ist mit Gom­mer­set?“

„Wo­mit?“

„Du weißt doch – die Ex­pe­ri­men­te, die er ge­macht hat, die Da­ten über Un­s­terb­lich­keit und den Kult, der …“

„Was soll das? Wor­auf willst du hin­aus?“ Fain sprach schnell und wü­tend.

Skal­lon blin­zel­te. Einen Mo­ment lang fand er kei­ne Wor­te. „Na, ich mei­ne ein­fach, Gom­mer­set war der Grund, wes­halb die Leu­te über­haupt hier­her­ka­men und …“

„Oh. Okay. Ich ver­ste­he. Ich … ich dach­te, du ver­an­stal­test so ein gott­ver­damm­tes Quiz mit mir, wie die In­ge­nieu­re auf der Er­de das im­mer tun.“

„Nein, ich woll­te wirk­lich nicht …“ Skal­lon re­de­te wei­ter über gar nichts und Fain hör­te auf, zu­zu­hö­ren. Sanft strei­chel­te er Scor­pio. Er ließ den plötz­li­chen Aus­bruch sei­ner Ner­vo­si­tät durch die Fin­ger­spit­zen ab­si­chern. Scor­pio nahm einen Teil der An­span­nung auf, doch dann ent­spann­te er sich wie­der. Er he­chel­te lei­se.

Skal­lon leg­te den di­cken An­zug aus Me­tall und Ke­ra­mik ab. Sie ver­steck­ten ihn im Ge­hölz, zu­sam­men mit ei­nem Richt­mi­kro­phon, da­mit sie ihn spä­ter wie­der­fän­den. Skal­lon schi­en froh zu sein, aus dem An­zug her­aus­zu­kom­men. Er lief em­sig um­her und ver­stau­te Ge­rät­schaf­ten un­ter sei­nen al­vea­ni­schen Ge­wän­dern. Die schwe­ren Tuch­fal­ten schlot­ter­ten um sei­ne Knö­chel.

Dann späh­te er kon­zen­triert auf den Mo­ni­tor, den Fain in der Hand hielt, und lausch­te auf­merk­sam, wäh­rend Fain die Rou­te für je­den von ih­nen dar­leg­te. Die Ras­ter von Mut­ter ver­än­der­ten sich, wäh­rend sie sie be­trach­te­ten; es wur­de all­mäh­lich Nach­mit­tag auf Al­vea. Skal­lon konn­te rasch und leicht In­for­ma­tio­nen auf­neh­men, stell­te Fain fest. Das war be­ru­hi­gend.

Mit Hil­fe von Mut­ters de­tail­lier­ten Bil­dern des Dschun­gels, der sie um­gab, mach­ten sie die bes­ten We­ge aus­fin­dig. Ein blau­er Punkt be­schrieb ge­dul­dig die­je­ni­ge Rou­te, die nach Mut­ters Kal­ku­la­ti­on am un­ge­fähr­lichs­ten war.

Skal­lon hielt am En­de sei­ner ei­ge­nen Stre­cke in­ne. „Na dann … se­hen wir uns al­so in Ka­lic“, schloß er lahm.

„Rich­tig.“ Fain wink­te zu Scor­pio hin­über. „Bleib mit der Na­se im Wind.“

„Das. Mein. Job“, sag­te der Hund mit ein­tö­ni­ger Stim­me.

Fain nick­te be­frie­digt. Er fühl­te sich aus­ge­ruht. Der Hund war in Ord­nung. Bei Skal­lon war er da nicht so si­cher, aber im Au­gen­blick konn­te man nichts tun. Mit Scor­pio kam er zu­recht, weil es ein Band zwi­schen ih­nen gab. Die Ver­gan­gen­heit, ja, und noch et­was mehr. Nicht ge­ra­de wirk­li­ches Ver­ste­hen, eher die Be­frie­di­gung, Jobs ge­mein­sam und gut aus­ge­führt zu ha­ben. Man konn­te nicht sa­gen, daß Fain Neo­hun­de ver­stand. Sie wa­ren son­der­ba­re Ge­schöp­fe, das ers­te Pro­dukt der ge­ne­ti­schen Ma­ni­pu­la­tio­nen. Sie hat­ten Neu­ro­sen und Pro­ble­me und ei­ne Men­ge von dem Bal­last, den auch Men­schen in ih­ren Köp­fen mit sich her­um­tru­gen. Aber er hat­te großen Re­spekt vor ih­nen. Ge­wöhn­li­che Tie­re wa­ren et­was völ­lig an­de­res, et­was, so arg­wöhn­te er, was der Mensch nie­mals gänz­lich wür­de ver­ste­hen kön­nen. Des­halb wei­ger­te er sich im­mer, die ho­hen Be­am­ten des Kon­sor­ti­ums zu be­glei­ten, die wuß­ten, wor­aus sei­ne Ar­beit be­stand, und ihn zur Jagd in den Pri­vat­re­vie­ren der Ge­sell­schaft ein­lu­den. Fain wuß­te nicht, wie Tie­re dach­ten, und so tö­te­te er sie auch nicht. Men­schen al­ler­dings, die ver­stand er.