12

Toulouse

Am zweiten Tag der Überschwemmung ließ Mr Gale die Rettungsboote beim allerersten Tageslicht ausfahren. Eine Meile südlich der Unterkünfte fanden sie Ellbogen-John und seine Frau Suzette, die auf dem Dach ihres Hauses bis zum Obstgarten der Cherleus gefahren waren, wo das Dach zwischen den Pfirsichbäumen hängen geblieben war. Offenbar hatte der neue Flussarm sich auch noch durch den Besitz der Cherleus gefressen, sich dann aber wieder zum Hauptstrom bewegt.

Mr Gale übergab dem schwer erschütterten Ellbogen-John die weiteren Rettungsarbeiten und nahm zwei andere Boote mit, um gegen den Strom zu den trockenen Feldern nördlich des Hauses zu rudern. Er musste seine eigenen Leute ebenso organisieren wie die Sklaven von den Nachbarplantagen, die als Unterstützung geschickt worden waren, und er würde Werkzeuge, Balken und Maultiere brauchen. Seine vorrangige Aufgabe war es jetzt, diejenigen Felder zu sichern, die nicht zwei Meter unter Wasser standen. Schließlich war Emile Tassin immer noch nicht gefunden, und Madame hatte im Haus alle Hände voll zu tun.

Im Haupthaus versuchte Emmeline, sich einen Überblick zu verschaffen, wer von ihren Sklaven überlebt hatte und wer vermisst wurde. Die meisten hatten sich auf den sicheren Feldern oberhalb des Deichbruchs aufgehalten. Inzwischen mieden alle die vordere Veranda, wo die Toten lagen, und Cleo sorgte dafür, dass die vorderen Türen und Fenster geschlossen blieben, um den Gestank draußen zu halten.

Cleo beugte sich über das Geländer, um die feuchte Linie auf den gemauerten Pfeilern unter der Veranda anzusehen. Seit dem höchsten Stand war das Wasser vielleicht sechzig Zentimeter gesunken. Aber vor allem wartete sie auf die nächsten Rettungsboote.

Beim nächsten Boot, das sich näherte, hielt sie sich am Geländer fest und spähte angestrengt hinaus, um zu erkennen, wer darin saß. Alles Schwarze, also war Emile wieder nicht dabei. Aber vielleicht ihre Maman …

Emmeline trat zu ihr und blickte ebenfalls dem Boot entgegen.

»Wieder nichts, Madame«, sagte Cleo.

Madame richtete sich auf und rief Ellbogen-John im ersten Boot zu: »Leg ein Seil um die tote Sau und zieh sie ein Stück den Fluss hinunter, sie schlägt schon seit gestern ständig gegen die Mauer.« Und wie nach jedem Boot, das ihre verzweifelten Hoffnungen enttäuscht hatte, ging sie wieder ins Haus, ohne ein Wort über ihren Sohn zu verlieren. Cleo kannte sie gut genug, um zu begreifen, dass sie über ihre Sorgen nicht sprechen würde. Eine solche Schwäche würde sich Madame nie gestatten.

Cleo beobachtete, wie Ellbogen-John versuchte, das aufgedunsene tote Schwein festzubinden, das von der Strömung gegen das Haus gedrückt worden war. Sie versuchte, sich zu beruhigen. Ellbogen-John, der nur einen brauchbaren Arm besaß, hatte sich retten können. Emile und Bibi waren beide jünger und kräftiger als der alte John, vermutlich saßen sie irgendwo auf einem Baum, und Emile hielt ihre Mutter im Arm und versprach ihr, dass es dort keine Schlangen gab. Sie hatten überhaupt keine Veranlassung, die Hoffnung aufzugeben.

Gegen Mittag kam ein Boot von der Plantage der Cummings’. Zwei Jungen, gerade kräftig genug, um das Boot zu bewegen, brachten Lebensmittel und Wasser.

»Alle anderen sind am Deich«, sagte der Dünnere von den beiden. Einer aus Carolina, vermutete Cleo, man konnte ihn kaum verstehen. »Wir kommen wieder, was braucht ihr noch?«

Sie starrte seine Haut an. Er war der schwärzeste Sklave, den sie je gesehen hatte. »Kommst du aus Afrika?«, fragte sie.

Der magere Junge grinste seinen Gefährten so breit an, dass seine Zähne hell aufstrahlten. »Diese gelben Mädels glauben immer, sie haben kein Afrika im Leib.« Der andere Junge kicherte, und dann ruderten sie weiter.

Cleo ärgerte sich und war peinlich berührt. Diese Jungen hatten überhaupt keine Manieren, dachte sie. So hatte sie das doch nicht gemeint. Sie hatte doch bloß … Sie sah ihre eigene braune Haut an. Sie hatte eine von diesen gedankenlosen Bemerkungen gemacht, wie sie auch Monsieur manchmal herausrutschten. Selbst Josie sagte ab und zu etwas Derartiges. Sie hätte es wirklich besser wissen müssen.

Den ganzen Tag hielt Cleo weiter Ausschau. Im nächsten Boot würde sicher ihre Maman sitzen, und wenn nicht, dann im übernächsten. Immer wenn Ellbogen-John mit neuen Überlebenden kam, suchte sie im Boot nach ihrer Mutter und versuchte dann, ihre Enttäuschung zu verbergen, wenn sie den Menschen aus dem Boot auf die Veranda half und dafür sorgte, dass sie mit Essen und Wasser versorgt wurden.

Immer noch redete sie sich ein, ihre Mutter und ihr Vater würden sich bald wieder einfinden. All diese Leute hier hatten überlebt. Sie hatten Hunger und Durst, aber sie hatten die Überschwemmung überlebt. Maman und Monsieur würden Wasser brauchen, aber sie würden überleben, auch wenn sie erst morgen gefunden würden.

Irgendwann kamen ihr Phanor und seine Familie in den Sinn. Ihr Haus lag ein gutes Stück westlich des Flusses, fast schon in den Sümpfen, und Phanor hatte ihr erzählt, dass es auf hohen Pfählen erbaut war. Sicher ging es ihnen gut, so weit vom Deich entfernt.

Der Tag verging, während sie Madame Emmeline dabei half, die Verletzten zu versorgen. Die Nahrungsmittel, die die Nachbarn schickten, mussten gerecht verteilt werden, und auch das Wasser wurde rationiert. Das ganze Haus war voll mit Menschen. Sie hielten sich von den guten Möbeln fern und behandelten Cleo mit dem Respekt, den ein Hausmädchen verdiente. Thibault spielte zufrieden mit seinen Cousins, und sie waren alle brav und leise.

Endlich ging die Sonne unter, und der längste Tag, den Cleo in ihrem Leben durchgemacht hatte, ging zu Ende – und immer noch keine Nachricht von Grammy, Monsieur oder Maman.

Beim ersten Morgenlicht konnte man erkennen, dass der Fluss wieder etwa dreißig Zentimeter gefallen war. Der Deichbruch war weniger schlimm als befürchtet, berichtete Mr Gale. Sie hatten eine gute Chance, die Lücke wieder zu schließen, und tatsächlich hatten sie schon einiges an Balken und Erde herangeschafft, und es war ihnen gelungen, den weiteren Zufluss von Wasser zu blockieren.

Kurz nachdem Mr Gale das Haus verlassen hatte, näherte sich ein weiteres Boot. Es war von der schmalen, einbaumartigen Bauart wie die Boote der Cajuns, und darin stand eine einzelne Gestalt mit einem langen Ruder. Phanor. Gott sei Dank, ihm war nichts passiert. Sie winkte ihm zu.

Kaum dass er seinen nackten Fuß auf die Treppenstufen gesetzt hatte, schloss sie ihn auch schon in die Arme. Er schaukelte sie für einen Augenblick hin und her, bevor er sie wieder losließ.

»Mein Vater hat gesagt, ich soll mit Madame Emmeline sprechen.«

Cleo brachte ihn in Madames Zimmer, das mit Sklaven überfüllt war, die auf dem Boden lagen. In einer Ecke lag eine alte Frau und schlief.

»Monsieur?«, begrüßte Madame Phanor.

»Madame Emmeline, ich bringe eine Nachricht von meinem Vater.« Madame wartete ab, aber Phanor sprach nicht weiter. Er drehte seinen Hut zwischen den Händen und warf einen Blick auf Cleo.

»Cleo, sorg doch bitte dafür, dass die Kinder nicht auf der Treppe zur Veranda spielen«, sagte Madame. »Am Ende fällt uns noch eins ins Wasser. Und pass auf, dass keine Schlangen hereinkommen.«

Als Cleo die Kinder von beiden Treppen verscheucht hatte und die älteren Jungen mit der Aufgabe betraut hatte, die Schlangen fernzuhalten, wartete Phanor schon an seinem Boot auf sie.

»Madame sagt, du darfst mitkommen. Wir haben deine Maman gefunden.«

Blitzschnell schlug Cleo die Hände vors Gesicht, bevor sie sich ebenso schnell bekreuzigte. »Der Gottesmutter sei Dank.«

»Du kannst sie gleich sehen.« Er half Cleo ins Boot und sorgte dafür, dass sie sich auf eine Bank setzte.

Cleo wagte kaum zu fragen. »Ist sie verletzt, Phanor?«

»Ja.«

»Was fehlt ihr? Ist es schlimm?«

»Wir sind gleich da.« Phanor drehte ihr den Rücken zu, um das Boot an den Ruinen vorbeizustaken, die einmal Sklavenunterkünfte gewesen waren.

Cleo saß ganz still und versuchte, sich nicht allzu sehr zu fürchten. Niemand hatte Monsieur Emile bisher gesehen, aber wenigstens Maman war nicht mehr im Wasser. Und es waren so viele Leute unterwegs, um nach Überlebenden zu suchen. Phanors Vater und sein Schwager waren schon wieder losgefahren, nachdem sie Bibi gefunden hatten, und viele andere Nachbarn – Kreolen, Cajuns und Amerikaner – suchten das Wasser ab. Es gab immer noch Hoffnung, sagte sie sich.

Je näher sie dem Haus der DeBlieux’ kamen, desto dichter wurden die Bäume. Das Moos hing schwer von den Bäumen, und die Mücken summten erbarmungslos. »Phanor, hat Maman etwas gesagt, dass sie Monsieur Emile gesehen hat?«

»Nein, aber sie spricht überhaupt nicht viel. Manchmal sagt sie ›Thibault‹, und einmal hat sie gesagt: ›Erzählt es Cleo‹. Aber das ist auch schon alles.«

Wahrscheinlich war ihre Mutter vollkommen erschöpft, dachte Cleo. Sie musste so große Angst ausgestanden haben – vermutlich brauchte sie erst mal Schlaf.

Das Wasser stand fast still, als sie Phanors Haus erreichten. Cleo wünschte, das Boot läge höher im Wasser, denn immer wieder waren Ratten zu sehen, einmal sogar eine Bisamratte. Maman war fast drei Tage in diesem schwarzen Wasser gewesen, mit all den Ratten und Schlangen um sich herum. Wie hatte sie das bloß ausgehalten, sie, die doch kaum eine kleine Gartenschlange ertrug oder eine Maus im Wäscheschrank?

»Mach das zweite Ruder klar«, sagte Phanor.

Halb ertrunken, mit gelben Zähnen und Knopfaugen, die kaum noch aus dem Wasser ragten, paddelten zwei Ratten auf das Boot zu und versuchten, heraufzuklettern. Phanor schlug eine mit seinem Ruder weg, Cleo versuchte ihr Glück mit dem zweiten Ruder, immer wieder, bis sie sie getroffen hatte.

Sie schluchzte kurz auf. Ihre Mutter hatte so viele Stunden da draußen im Wasser verbracht, sie konnte im Dunkeln gebissen worden sein, wo es nicht einmal genug Licht gab, um die Angreifer zu sehen. Sie konnte überall angeschwollen sein vom Schlangengift oder …

Phanor nahm ihr das Ruder weg und half ihr, sich wieder hinzusetzen. Er hielt ihre zitternden Hände fest. »Ist schon vorbei, sie sind weg.«

Ein kleines Stück weiter sah Cleo zwischen den bemoosten Zypressen und Tupelos die grau verwitterten Balken, aus denen Phanors Haus erbaut war. Als das Boot sanft gegen die Veranda schlug, hielt Phanor es fest, damit sie aussteigen konnte.

Eine junge Frau mit einem Baby auf der Hüfte öffnete die Tür.

»Das ist meine Schwester Eulalie«, sagte Phanor. »Lalie, das ist Cleo.«

»Bonjour, Cleo. Deine Maman wartet schon auf dich.«

Im Haus lag Maman auf dem Rücken. Sie hatte Stroh in den Haaren, und ihr Kleid war zerknautscht und zerrissen. Sie drehte den Kopf nicht, als Cleo und Phanor hereinkamen, folgte aber jeder Bewegung ihrer Tochter mit den Augen.

Cleo wurde blass, als sie die riesigen Augen ihrer Mutter sah. Sie kniete sich neben sie und strich ihr über das verfilzte Haar. »Maman, ich bin’s.« Sie nahm die heiße, trockene Hand ihrer Mutter. Wenn sie nur kein Fieber hatte!

»Maman, wo bist du verletzt?«

Bibi flüsterte und kämpfte um jeden Atemzug.

»Thibault?«

»Thibault ist in Sicherheit, Maman, er hat nicht mal einen Kratzer abbekommen.« Sie wollte das Laken wegziehen, um zu sehen, wo ihre Mutter verletzt war, aber Bibi hielt sie auf.

»Emile?« Ihr Brustkorb hob sich mühsam. Als Cleo zögerte, wurden ihre Augen noch dunkler.

»Wahrscheinlich sitzt er bei Monsieur Cherleu auf der Veranda und trinkt einen Whiskey auf den Schreck, Maman.«

»Er …« Bibi kämpfte um jedes Wort. »Hat … Thibault gerettet.«

»Ich weiß, Maman. Ellbogen-John wird ihn finden. Er kann doch gut schwimmen, das weißt du doch.«

Bibi öffnete den Mund weit, um Luft zu holen, und Cleo konnte sehen, dass ihre Zähne blutig waren. O Gott, sie musste irgendwelche inneren Verletzungen haben.

»Pass gut auf … Thibault.«

»Aber sicher, Maman, ich sorge für Thibault. Lass mich sehen, wo du …«

»Und Josie …«

»Du meinst, ich soll für Josie sorgen?« Cleo versuchte, in Bibis Augen zu lesen.

»Du … stärker.«

»Ist gut, Maman, ich werde mich um Josie kümmern. Aber du darfst jetzt nicht mehr so viel reden. Versuch einfach zu atmen. Ich nehme dich mit nach Hause, und Madame Emmeline holt den Doktor.«

Bibi schüttelte kurz den Kopf und schloss die Augen.

»Könnten Sie vielleicht ein Fenster öffnen?«, bat Cleo Eulalie. Die Mücken konnten auch nicht schlimmer sein als die verräucherte Luft hier im Haus.

Als der Fensterladen offen war, kam Sonnenlicht herein und fiel auf die Pritsche, auf der Bibi lag. Cleo sah jetzt erst richtig, wie blass ihre Mutter war. Jetzt durfte sie auch das Laken zurückschlagen.

Auf dem Kleid war kein Blut zu sehen. Cleo öffnete die obersten Knöpfe und fand einen riesigen Bluterguss auf dem Brustbein. Die Farbe – schwarz und dunkelviolett – konnte die Vertiefung nicht verbergen, die man im Brustbein sah. Es war vollkommen nach innen gedrückt. Kein Wunder, dass Bibi keine Luft bekam.

»Ein Baumstamm …«

Cleo begann zu weinen, aber Bibi suchte ihre Hand und drückte sie ein wenig.

»Dein Vater … hat dich geliebt«, sagte sie. »Und mich.«

»Ich weiß, Maman. Nicht sprechen.«

Niemals würde Bibi den Transport nach Hause überstehen. Es würde keinen Doktor geben und auch keinen Sonnenaufgang, das wusste Cleo mit grausiger Sicherheit.

Maman schloss die Augen. Cleo griff nach ihrer Hand. Es dauerte Stunden, und das Sonnenlicht zog sich vom Fenster zurück, aber Cleo konnte nicht aufhören zu reden, konnte die Hand ihrer Mutter nicht loslassen. Solange sie redete, würde Maman nicht gehen.

Sie erinnerte ihre Mutter an all die glücklichen Zeiten, an die sie selbst sich erinnerte. Wie Maman ihr und Josie im Sommer geholfen hatte, Ketten aus Gänseblümchen zu machen; wie sie sie einmal an Madame Celines Rougetiegel erwischt hatte und ihnen beiden den Hintern versohlt hatte. Danach hatte sie aufgeräumt und sauber gemacht und ihnen beiden einen Kuss gegeben, bevor Maman heimkam. Wie Monsieur immer noch gekommen war, um Cleo und Thibault ein besonderes Weihnachtsgeschenk zu bringen, spät am Abend, wenn alle anderen im Bett waren.

Cleo merkte, wie sie versuchte, im gleichen Rhythmus zu atmen wie das schmerzliche Keuchen an ihrer Seite. Ein dünnes rotes Rinnsal lief ihrer Mutter aus dem Mund. Cleo konnte den Gedanken an einen Blutfleck auf ihrem Kleid nicht ertragen und tupfte das Rinnsal mit ihrem Taschentuch immer wieder ab.

Sie lieh sich von Eulalie einen Rosenkranz aus und half Maman, die Perlen durch die Finger gleiten zu lassen. Wie lange konnte ein Mensch so atmen? Lieber Gott, hilf ihr doch! Jeder Atemzug schien noch schwieriger, noch verzweifelter zu klingen. Maman, Maman, wie kann ich dich gehen lassen?

Als die letzten Sonnenstrahlen die Schatten durchdrangen, machte Bibi ihr ein Zeichen mit den Augen. Cleo beugte sich dicht über ihren Mund. »Singst du für mich?«, bat Bibi flüsternd.

Und Cleo sang; sie kämpfte mit den Tränen, die sie überwältigen wollten, aber sie sang. Phanor nahm seine Geige und spielte leise mit. Bibis Atem wurde flacher. Und irgendwann kam der gnädige letzte Atemzug, rasselnd und rau, und dann lag sie ganz still.

»Maman?«, flüsterte Cleo. Aber es gab keinen Zweifel, sie war hinübergegangen.

Cleo schluchzte auf und warf sich über den Leib ihrer Mutter. Sie raufte sich das Haar und weinte laut. Maman hatte es nicht verdient, zu sterben. Die Sünde hatte Monsieur Emile begangen, nicht sie. Alles, was Maman jemals getan hatte, war lieben: Emile, Thibault und sie – und Josie, der sie nichts schuldig war. Sie hatte sie alle geliebt.

Irgendwann blieb Cleo erschöpft liegen. Dann setzte sie sich auf, und Phanor half ihr aufzustehen. Beim Licht der Laterne wischte er mit einer sanften Bewegung das Blut von Cleos Stirn und führte sie zu einem Stuhl. Eulalie reichte ihm eine Tasse mit Wasser, und er hielt sie ihr an die Lippen.

Als sie sich etwas erholt hatte, küsste Cleo ihre Mutter und legte ihr die Hände auf die Brust. Maman schien so viel kleiner geworden zu sein, und immer noch so weit entfernt von der Stille.

Phanor kniete sich mit Cleo neben das Bett, um zu beten. In einer Zimmerecke weinte Eulalie leise vor sich hin, ihr kleines, großäugiges Baby auf dem Schoß.

Als ein weiteres Boot an den Pfeiler der Veranda stieß, war es vollkommen dunkel geworden. »Das wird mein Vater sein.« Phanor ging nach draußen und schloss die Tür hinter sich. Cleo konnte ihn sprechen hören, verstand aber kein Wort.

Es war so unwahrscheinlich, so unvernünftig, anzunehmen, dass Monsieur DeBlieux auch ihren Vater gefunden haben könnte. Aber sie musste es wissen, sie musste nachsehen. Cleo öffnete die Tür zur Veranda und trat hinaus. Die Männer standen im gelben Schein der Laterne, um sie herum die schwarze Nacht des Sumpflandes. Phanors Papa und Eulalies Mann versperrten ihr die Sicht auf das Boot.

»… keine zwanzig Meter von dem Platz, wo wir sie gefunden haben«, sagte Monsieur gerade.

»Warte, Cleo.« Phanor trat an ihre Seite und wollte sie am Arm festhalten. Sie schüttelte ihn ab und trat zwischen die Männer, um in das Boot zu sehen, und dann gaben ihre Beine nach, und die Männer mussten sie festhalten, damit sie nicht in das schwarze Wasser fiel.

Er war es tatsächlich.

Monsieur Emile.

Ihr Papa.

Das Herz des Südens
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