NEUN

Hector Feliciano irrt, wenn er Suzanne de Bruycker in seinem Buch über Das verlorene Museum als Tochter des namhaften Journalisten Jean Luchaire einführt. Die zierliche Person war vor ihrer Hochzeit mit Otto Abetz die Sekretärin von Luchaire gewesen, der zu dieser Zeit die kulturpolitische Zeitschrift Notre Temps leitete. Man amüsierte sich im Redaktionsstab darüber, daß Hitlers späterer Botschafter in Paris seinen Freund Luchaire um die Hand der Geschätzten bat, gerade weil sie nicht seine Tochter war! Kultiviert, intelligent, zurückhaltend im Wesen – las ich in einer Biographie über diese Frau. Im übrigen stammte Suzanne nicht aus Frankreich. Sie war flämischen Ursprungs. Im Oktober 1933 gebar sie einen Sohn, Bernhard. Die Tochter Sonia kam im März 1936 zur Welt.

Ich greife vor: Die Unterlagen machen das – oder der Wein. Hätte die Haushälterin mich letzte Nacht nicht unterbrochen, wären diese Papiere in Flammen aufgegangen. Heute hat Madame Eugénie das Feuer gemacht und die Klappe gezogen. Möglicherweise hält sie mich für verrückt. Sagen würde sie das nie. Sie sagt, sie habe viele Leute in diesem Haus kommen und gehen sehen. In ihrem Tonfall klingt an, daß sie nichts mehr überraschen kann. Ich möchte sie loswerden. Ich will diese Dokumente vernichten. Aber es ist gar nicht so leicht, Madames Redeschwall einzudämmen. Endlich ist sie da angelangt, wohin sie vermutlich von Anfang an wollte. Was ich denn da eigentlich verbrenne? Ob das mit den Anrufen zusammenhinge, die sie seit Tagen abwimmeln muß. Ich bin verblüfft. Es stimmt, daß ich sie gebeten habe, mich abzuschirmen. Aber ich habe mir nicht klar gemacht, daß sie aus den sich wiederholenden Anrufen ihre Schlüsse zieht.

Madame Eugénie erklärt mir umständlich, es sei durchaus üblich, nicht nur die Haushälterin der Vormieter zu übernehmen, sondern oft auch noch das übrige Personal. So hatten auch der Fensterputzer, der Gärtner und die Masseuse der früheren Gnädigen Frau ihre Dienste angeboten. (Offenbar ging man davon aus, daß jemand, der ein solches Haus bewohnt, sich das alles leisten kann.) Auch das Kindermädchen hätte angefragt. Aber das sei ja klar, daß ich kein Kindermädchen bräuchte. Dann hätten noch zwei Personen angerufen, die mich persönlich sprechen wollten. Eine Frau mit ausgezeichnetem Französisch war darunter (also konnte es Mona nicht gewesen sein). Das andere sei ein Mann gewesen, der sich sehr höflich in Englisch gemeldet hätte. Aber Englisch verstünde sie nun mal nicht. Die Frau hätte aus Paris angerufen und ihre Nummer hinterlassen. Sie hätte der Dame aber gleich gesagt, es könnte mit dem Rückruf Wochen dauern. Der Herr des Hauses (das bin ich) sei sehr beschäftigt. Der höfliche Mann hatte mehrmals hintereinander angerufen. Es schien ihm sehr wichtig zu sein. Madame Eugénie reicht mir einen Zettel. Es ist die Nummer von Edwige. Könnte der Mann, der nichts hinterlassen hat, David gewesen sein? Wie zum Teufel hätte er meine Nummer herausbekommen können? Madame Eugénie steht immer noch vor mir und sieht mich erwartungsvoll an. Sie denkt doch wohl nicht ernsthaft, daß ich ihr sagen werde, was ich hier verbrenne? Gerade als ich ihr mit scharfer Zunge erwidern will, es ginge sie verdammt nochmal nichts an, was hier kokelt, fällt mir ein, daß ich auf sie angewiesen bin.

Ich erzähle ihr also die absurdeste Geschichte, die mir in den Sinn kommt. Ich hätte in Brüssel Zuflucht gesucht und würde die Beweise einer angeblich gescheiterten Ehe verbrennen. Der höfliche, Englisch sprechende Mann verfolge mich nämlich. Er sei der Liebhaber meiner Frau. Er wolle mich dazu bringen, in die Scheidung einzuwilligen. Madame Eugénies Augen weiten sich. Ich habe das richtige Thema getroffen. Ich fahre also fort. Ich bräuchte jetzt einen klaren Kopf. Ich müsse sorgfältig überlegen, was zu tun sei. Der Mann, der mir auf den Fersen sei, hieße Perlensamt. Sie müsse sich darüber im klaren sein, daß er mir skrupellos die Frau ausgespannt hätte. Eine schöne Frau, einer gotischen Madonna nicht unähnlich, eigentlich die Tugend in Person. Ich beschreibe Mona haargenau, bis hin zu ihrem Parfüm und den kleinen Eigenheiten, zu denen gehört, daß sie unter dem Schreibtisch die Schuhe auszieht, wenn sie denkt, daß es niemand merkt. Dann David. Wie er sich meine Abwesenheit zunutze gemacht hat, Mona zu hinterbringen, daß ich sie auf einer Geschäftsreise betröge. Er hat ihre Schwäche und Jämmerlichkeit unter dem Siegel des Trostes in seine Arme gedreht und sie schließlich auf sein Lager gezerrt. Ich wäre nach Hause gekommen, und alles hätte sich gegen mich gewandt. Standhaft hätte ich mich dennoch geweigert, in die Scheidung einzuwilligen. Ich will meine schöne, verwirrte Frau immer noch nicht einem solchen Lumpen überlassen. Ich bin so ergriffen von der Geschichte, daß mir fast die Tränen kommen. Offenbar habe ich Talent zur Lüge.

Auch Madame ist ergriffen. Sie nickt mehrmals, als ich geendet habe. Ihr Gesicht zeigt tiefes Verständnis. Ihr steht nicht nur meine Lage vor Augen, sie sieht auch die Gefahr, in der Mona schwebt: schutzlos in den Armen eines Ungeheuers! Gewitzt wie Madame ist, begreift sie sofort, daß mir zur Zeit die Hände gebunden sind. Meine Frau, beeinflußt von diesem Teufel und seiner Süßholzraspelei, vertraut mir im Augenblick nicht mehr.

»Sie müssen sie seinem Einfluß entziehen! Holen Sie Ihre Frau hierher, Monsieur!«

Ich bitte sie um Unterstützung. Ich sehe an ihrem Blick, daß sie mir und meiner Geschichte zu Füßen liegt. Dann sage ich ihr, ich nähme nun ein Bad und ginge dann zu Bett. Heute, obwohl dringend notwendig, würde ich nichts mehr verbrennen. Die Erinnerung sei zu heftig und schmerze zu sehr. Ich schicke ein Stoßgebet zu den Sternen, sie mögen mir dieses Ammenmärchen verzeihen.

Zwanzig Minuten nach meinem Termin bei Herrn Arnold de la Pierre klingelte ich bei Perlensamt. Aber es war nicht David, der mir öffnete. Eine weibliche Stimme meldete sich durch die Sprechanlage.

»Ich möchte zu David Perlensamt.«

»Einen Augenblick bitte, ich komme hinunter und lasse Sie ein.«

Erst da fiel mir auf, daß dieses Gebäude über keine automatische Türanlage verfügte. Man erwartete von den Bewohnern wohl Personal und schätzte im übrigen unkontrolliertes Kommen und Gehen nicht. Die Frau, die ans Tor kam und öffnete, war nicht, wie erwartet, die Haushälterin.

»Sie sind ein Freund von David, nehme ich an. Ich bin Edwige Abèz, Davids Tante.«

Für Davids Tante erschien sie mir recht jung. Geblümtes Seidenkleid. Auffallend elegant. Ihr honigfarbenes Haar war hochgesteckt und ließ die Ohren frei. Ein makellos geschminktes Gesicht mit erdbeerrot nachgezogenen Lippen. Erst später wurde mir klar, daß Edwige Abèz nicht nur äußerlich, sondern in ihrem ganzen Gebaren das genaue Gegenteil ihrer Schwägerin sein mußte.

Sie plauderte, als kennten wir uns längst.

»David ist spurlos verschwunden, der Narr. Wahrscheinlich badet er mal wieder in Eigensinn.« Ihre Bemerkung klang ironisch. »Sie sagten, Sie hätten sich vor kurzem noch mit ihm getroffen, Herr …?«

Ich reichte ihr meine Karte.

»… Dr. Saunders? Kommen Sie doch bitte mit hinauf.«

»Was meinen Sie mit ›verschwunden‹?«

»Weg, ohne ein Wort, wohin.«

Sie ging vor mir die Treppe hinauf. In der Halle bat sie mich, Platz zu nehmen. Sie verschwand in dem dunklen Gang. Mein erster Blick galt der Petersburger Hängung. Der Courbet war an seinem Platz. David hatte also kein heimliches Angebot gemacht.

Edwige kam schnell zurück.

»Wie nett, daß Sie sich um David kümmern, Herr Dr. Sanders.«

»Saunders. Ein amerikanischer Name. Ich bin nicht von hier.«

»Ah! Aber Sie sprechen sehr gut Deutsch, hervorragend, besser als ich. Ich mache inzwischen so viele Fehler. Aber Sie wissen sicher, daß man sogar seine Muttersprache verlieren kann.«

Wir wurden von der Haushälterin unterbrochen, die fragte, was sie servieren sollte.

»Bitte bringen Sie uns Tee und Gebäck, Frau Arno. Das ist Herr Dr. Saunders, ein Freund von David.«

Sie nickte mir freundlich zu, sagte aber nicht, daß wir uns von meinen Besuchen im Haus bereits kannten. Vielleicht übte sie sich in Zurückhaltung.

»Herr Dr. Saunders weiß auch nicht, wohin David ist.«

»Aber gnädige Frau, Sie kennen doch unseren David!«

Ich hatte den Eindruck, daß Frau Abèz der Haushälterin dankbar für diese Worte war. Sie seufzte, bevor sie weitersprach.

»Ich fürchte, Frau Arno, Sie kennen ihn wesentlich besser als ich. Immer wenn ich meine, ich hätte«, Edwige sprach den Satz nicht zu Ende. Sie wandte sich wieder zu mir. »Es ist jedenfalls reizend, gerade jetzt, daß Sie kommen. Er hat leider«, sie zögerte einen Moment, als überlegte sie, ob sie so weit gehen dürfte, »er hat leider nicht viele Freunde – wie üblich bei etwas exzentrischen Menschen. Ich mache mir Sorgen um ihn, deswegen bin ich hier. Und er ist weg. Diese Geschichte …«

»Frau Abèz, David Perlensamt und ich kennen uns – durch Zufall. Ich kehrte zurück, weil ich einige Fragen hatte, die Sammlung betreffend.«

Nichts lag mir ferner, als daß sie auf falsche Gedanken kam. Was ging es Davids Tante an, ob David und ich befreundet waren und wie eng. Es ging niemanden etwas an. Ich wies auf das Bild.

»Der Courbet, Sie verstehen? Ich wollte Genaueres erfahren. Wie Sie auf meiner Karte sehen, arbeite ich bei der hiesigen Dependance von NOBBLE NYC. Uns wurde vor kurzer Zeit ein Gemälde wie dieses da angeboten. Ich wollte Ihren Neffen um Auskunft bitten. Die Situation ist verwirrend. Courbet hat das Motiv nicht nur einmal gemalt.«

Sie schien enttäuscht. »Ich hatte gehofft …« Sie verstummte. »In dieser Situation …«

»Ich las von dem Unglück, das Davids Mutter traf. Es ist schrecklich.«

Ihr Gesicht wechselte plötzlich den Ausdruck. Sie versuchte nicht einmal, sich zu beherrschen. Eine Dame in fortgeschrittenem Alter, die nur darauf wartet, in Wut zu geraten. In dem Augenblick, als Edwige Abèz sagte, »Es war kein Unglück«, kam die Haushälterin mit einem Tablett herein und lenkte von dem energischen Satz ab. Nachdem Frau Arno gegangen war, wiederholte Edwige, was sie gesagt hatte. Sie reichte mir Tee.

»Ich kann mir kaum vorstellen, daß David Ihnen etwas von dieser«, das folgende Wort sprach sie so langsam aus, als würden die einzelnen Buchstaben bitter schmecken, »Sammlung anzubieten hat. Man redet hier immer von Familienerbe, einschließlich dieser«, sie sah sich angewidert um, »Umgebung und der Adresse, für die man in der Familie Perlensamt offenbar eine Vorliebe hegt.«

Sie schien sich nicht zur Familie zu zählen.

»Maurice und Miriam haben eine glänzende Fassade aufgebaut – vielleicht hat mein Bruder diese Neigung von unserem Vater. Auch Paul war – aber das führt zu weit. David jedenfalls paßte nie in die, wie soll ich sagen, gesellschaftsorientierte Welt seiner Eltern. Er war immer an den Dingen selbst interessiert. Meine Schwägerin war ehrgeizig, geradezu verbissen. Sie interessierte sich nur dafür, gesellschaftlich voranzukommen. Ich weiß nicht einmal, wohin sie eigentlich wollte. Lächerlich! Davids Eltern – Miriam und Maurice, meine ich.«

»Maurice?«

»Alfred – meinetwegen.«

»David sagte mir, daß sein Vater einen anderen Namen angenommen hat. Es sei ein Versuch gewesen, sich dem schweren Erbe zu entziehen, für das der ursprüngliche Name stand. Vielleicht sieht er die traurigen Ereignisse auch in diesem Zusammenhang.«

»Was für ein schweres Erbe?« Sie runzelte die Stirn. »David ist begabt. Aber er lebt in einer Phantasiewelt. Das ist gefährlich. Ich habe das alles immer bedauert, die Attitüde seiner Eltern, dieses Gieren nach Prestige. Aber – ich hatte kein Recht, einzugreifen. Ich hatte gehofft, David würde selbst einen Ausweg finden … aus seiner Versponnenheit, aus diesem Land, aus dem Zwang seiner Familie. Ich hätte mir gewünscht, sein Bezug zu Paris wäre größer, lebendiger, überhaupt, daß er mehr – wie soll ich mich ausdrücken – internationales Interesse entwickelt hätte.«

»Wie sein Großvater?«

»Wie kommen Sie denn darauf? Unser Vater war ein unbedeutender Mann. David hat leider die Haltung meines Bruders geerbt. Er igelt sich ein. Er ist – es fällt mir nicht leicht, das zu sagen – bei aller Großspurigkeit provinziell. Auch Alfred und Miriam sind, ich meine Miriam war provinziell. Reich gewordene Kleinbürger, die ihre Herkunft verbergen wollen. David hat diese dumme Angst übernommen, wie er vieles von ihnen übernahm, und ich hatte leider keinerlei Einfluß auf ihn. Er wollte ihnen so gerne ähnlich sein, genauso sein, wie sie. Er wollte, daß sie ihn lieben, und wie um es ihnen vorzumachen, liebte er sie. Und dann wieder diese Ausbrüche von Wut, gar nicht zu zügeln. Miriam konnte nicht damit umgehen. Sie behandelte das Kind, als hätte es die Pest. Ach, verzeihen Sie, was ich nur rede.«

Sie hielt inne und starrte auf ihre Hände. An dem linken kleinen Finger trug sie einen goldgefaßten Turmalinring. Einen Ehering trug sie nicht.

»Da Sie auch nicht wissen, wo er ist …« Sie schien sich nicht länger über meine Anwesenheit zu freuen. »David braucht einen Freund«, murmelte sie abwesend, als müsse sie noch eine Besorgung machen. Sie stand auf, sah mir in die Augen und schien alle Kraft zusammenzunehmen. »Er braucht einen Freund wie Sie. Ich dachte mir das sofort. Aber man kann die Dinge nicht erzwingen.«

»Erlauben Sie mir noch eine Frage.«

»Ja, bitte?«

»David sagte, der Courbet«, ich wies noch einmal auf das Bild vom Meer, »sei der Anfang gewesen. Was meint er damit? Der Anfang von was?«

»Tut mir leid, keine Ahnung. Ich habe dieses Bild nie zuvor hier gesehen. Es gibt ein solches Motiv von Courbet im Musée d’Orsay. Es hängt unten in dem Saal, wo auch die anderen Bilder dieses wunderbaren Malers hängen. Aber dieses hier – nein, ich kann rein gar nichts dazu sagen.« Sie seufzte. »Auch zu den anderen Bilder nicht. Sie machen mich sprachlos.«

Was für eine undurchsichtige Familie, dachte ich, als ich wieder auf der Straße stand. Sie wirken zusammengewürfelt und dann zerstoben. David verschwunden? Wieso hatte er mir nicht gesagt, daß er verreisen wollte? Warum war seine Tante plötzlich da? Edwige Abèz schien ihre tote Schwägerin nicht gemocht zu haben. Ich kam wohl gerade recht, damit sie diese Tirade loslassen konnte. Es schien ihr ein echtes Bedürfnis gewesen zu sein. Diese familiären Animositäten machten mich irgendwie nervös. Eigentlich war es gar nicht meine Art, mich in fremde Angelegenheiten hineinziehen zu lassen. Aber die Freundschaft mit David einfach abbrechen? Und das gerade jetzt, wo sein Vater verurteilt worden war? Reflexartig wühlte ich in meinem Jackett nach einem Päckchen Zigaretten. Dann fiel mir ein, daß ich das Rauchen aufgegeben hatte. Es war zu früh, um irgendwo etwas Alkoholisches zu trinken. Ich sah mein Fahrrad am Laternenpfosten stehen, gründlich abgeschlossen. Gehörte es wirklich mir? Am Haus nebenan war ein Bauzaun angebracht. Bunte Plakate klebten halb abgerissen an den Latten. Die Luft roch schwül, als wäre sie mit irgend etwas aufgeladen. Wann würde die Hitze endlich aufhören? Ich wollte auf die Uhr sehen und stellte fest, daß ich sie zu Hause vergessen hatte. Der Verkehr auf der nahegelegenen Kantstraße wurde dichter. Ich hatte einen Verdacht überprüfen wollen. Einen Verdacht? Was für einen Verdacht? David Perlensamt sei eigentümlich unbeteiligt gewesen, als der Sarg seiner Mutter … Wieso fiel mir diese Zeitungsnotiz jetzt ein? Was hieß denn unbeteiligt? Gefühlsstarre? Geheime Vorwürfe, nicht früher am Tatort gewesen zu sein, um das Schlimmste zu verhindern? Aber er hatte es doch versucht. Wie hätte er denn wissen können, daß sein Vater seine Ehefrau umbringen wollte und dann sich?

Mein Mobile klingelte. Es war Mona. »Was geht eigentlich vor? Kommst du noch mal zurück oder wie denkst du dir das?«

»Bin gerade hier raus. Hast du eine Zigarette? Gut, in fünf Minuten im Büro.«

Ich schwang mich aufs Fahrrad, da traf es mich wie ein Blitz. Davids Tante hatte von ihrem Vater als einem unbedeutenden Mann gesprochen. Paul sei ein Kleinbürger ohne Weitblick gewesen. Legt ein Kleinbürger eine solche Sammlung an? Das wäre einmal eine ganz neue Variante. Ein unbedeutender Mann setzt sich mit einer Sammlung ein Denkmal, und ein Enkel identifiziert sich damit. Und das Bild vom Meer war der Anfang. Was für ein Schwachsinn! Woher sollte ein unbedeutender Kleinbürger Macht, Kenntnis und Geld für so eine Sammlung gehabt haben? In der Nazizeit ging ja schon viel. Aber alles dann doch nicht.