Wer eine dunkle Geschichte mit sich herumschleppt, wird sie nicht lösen können in leichten Lieben.

 

 

 

PROLOG

 

 

In manchen Nächten, wenn ich mich durch einen nervösen, flachen Schlaf träume, sehe ich sie vor mir. Rosie Saunders. Eine zierliche Person mit aufgebauschten Haaren. Manchmal ist sie noch ganz jung. Sie kommt an mein Bett. Bist du wach, Tiny? Komm, steh auf. Jetzt ist die Zeit zu verschwinden, ohne daß es jemand merkt. Nur du und ich. Das hatte sie tatsächlich einmal getan. Bei Nacht und Nebel. Nur daß sie mich nicht hatte wecken müssen. Sie packte eine Tasche und floh vor einer Familie, die sie zwingen wollte, ihr Kind abzutreiben. Ein uneheliches Kind. Martin. Tiny. Mich. Das Bild verschwimmt in ein nächstes. Ich sehe Rosie, wie sie auf den Hudson blickt. Es könnte gestern gewesen sein, aber im Traum weiß man nicht um die Zeit. Sie geht zur anderen Seite hinüber, wo die Baumwipfel des Central Park in der Abenddämmerung wogen. Dahinter, weiter östlich, erblickt sie die Kuppel des Pierre. Die Kathedrale St. John the Divine, Columbus Circle, die Straßenschluchten von Midtown: all das kann sie von hier aus sehen. 145, Central Park West. Ihre neue Adresse. Ein Haus mit Doorman. Fünfzehn Zimmer in lichter Höhe. Rundlaufende Terrasse. Rosie Saunders blickt auf Manhattan, während die Stadt fassungslos ist. Blindes Entsetzen. Todesangst. Der Sumpf, der Märchen gebiert. Menschen flehen um Erlösung. Rosie hört sie. Rosie lauscht. Sie liest aus deren Vergangenheit. Sie blickt in deren Zukunft. Rosie kassiert, und Rosie kauft. Außer ihr kannte ich nur einen Menschen, dem es gelungen ist, seiner Ohnmacht etwas abzugewinnen.