|172|MEINE LIEBEN LESERINNEN UND LESER, Deutsche, Türken, Eurasier und Menschen aus anderen Kulturen, ich danke Ihnen, dass Sie der kleinen Nilgün Ihre Aufmerksamkeit geschenkt haben.

Ich habe beim Schreiben viel gelacht und auch hin und wieder geweint, aber vor allem sehr gründlich über meine Familie und mich, meine Herkunft und meine Verbundenheit mit zwei Nationen nachgedacht. Ich bin sehr glücklich darüber, dass ich mich für beide Kulturen und noch mehr entschieden habe. Denn so habe ich fliegen gelernt.

Mein Vater ist inzwischen gestorben, und meine Mutter lebt in Istanbul, ist jedoch sehr oft und sehr gerne im Schwabenland. Meiner Schwester ist es nach ihrer Scheidung gelungen, ihrer Tochter und ihrem Sohn Flügel zu geben. Ob Mine zufrieden ist? Sie redet nicht darüber.

Yalcin habe ich nie wiedergesehen, aber ich habe gehört, dass der Dorfarzt sich in Alaca um ihn gekümmert hat. Birsen Teyze lebt in Ankara und hat einen sehr netten Mann geheiratet. Ali Amca starb schon 1995, kurz nach der Hochzeit seiner Tochter. Es war ihm noch gelungen, einen reichen Schwiegersohn zu finden. Meiner Freundin Helene bin ich nach ihrem Umzug nicht mehr begegnet.

Ich bin in Deutschland geblieben, habe ein Handwerk erlernt und studiert, einen wundervollen Mann geheiratet und mit ihm eine Familie gegründet. Unserem kleinen Eurasier geben wir nun starke Wurzeln, und wenn er groß ist, bekommt er Flügel!