|56|Positive Aggression – Ihr konstruktives Potenzial

Ein unbewusster Umgang mit den eigenen Aggressionen kann schaden – und zwar auf der ganzen Linie: Sowohl die Karriere als auch die Psyche können durch den falschen Einsatz der aggressiven Energien zerstört werden. Die Gesundheit wird nachhaltig schwer geschädigt, Unternehmen drohen Millionenschäden.

Darum plädiert der renommierte Psychologe Fritz Riemann für die positive Aggression. Neben den strategischen Vorteilen im Beruf hilft der unverkrampfte, aber bewusste Umgang mit den eigenen aggressiven Anteilen außerdem, die eigenen Ängste besser in den Griff zu bekommen. Die gesunde und gekonnte Aggression, so Riemann in seinem Klassiker Grundformen der Angst, ist ein wesentlicher Bestandteil unseres Selbstwertgefühls, des Gefühls für die Würde unserer Persönlichkeit und für einen gesunden Stolz! Fakt ist: Wer seine positive Aggression nicht annehmen mag, wird größte Schwierigkeiten haben, sich in der Wettbewerbsgesellschaft zu positionieren. Wer hier den Kopf aus dem Fenster hält, muss den Gegenwind ertragen können – und dazu braucht man Biss. Positive Aggression ist – bei aller Rücksichtnahme und Teamgeist – der Schlüssel zum Erfolg. Die eigene Power aktivieren und ausleben, um Gutes zu tun: Gibt es etwas Schöneres und Konstruktiveres?

Ihr Einsatz, um das zu erreichen, ist Ihr Engagement gegen |57|den Verlust der natürlichen Aggression, denn die positive Aggression ist das Kraftwerk in Ihnen, das Ihnen erst Mut macht, sich gegen Widerstände durchzusetzen!

Wer sein Verhalten ändern möchte, muss auch gegen Kräfte in seinem Inneren (Moralvorstellungen, alte Erziehungsgrundsätze, gesellschaftliche Erwartungen) angehen. Doch es lohnt sich – und es dient einem guten Zweck: Die konstruktiv-strategische Aggression dient nicht der Zerstörung, sondern der Erhaltung, genauer: der Erhaltung dessen, was man selbst für wichtig erachtet. Die Grundlage ist dabei ein vernünftiges Kalkül: Was nützt gleichzeitig mir und dem Unternehmen. Der Zweck heiligt hier nicht die Mittel. Die Verhältnismäßigkeit der eingesetzten Strategien muss stimmen, und das Gemeinwohl bleibt bedeutend. Dass sich mit diesem Selbstverständnis sogar werben lässt, demonstriert der schillernde Trigema-Chef Wolfgang Grupp: »Ich stehe für jeden Arbeitsplatz gerade, Shareholder Value ist unmenschlich. Wie kann sich einer als erfolgreicher Manager feiern lassen, weil er die Aktienkurse in die Höhe treibt, aber gleichzeitig rücksichtslos die Menschen auf die Straße setzt?«

Gerade die moralischen Prinzipien, so die kognitionspsychologischen Ausführungen der Managementautorin Hedwig Kellner, machen den zentralen Unterschied zwischen positiver Aggression und Boshaftigkeit aus:

  • Positiv aggressive Menschen kämpfen hart für ihre Interessen, aber sie streben keine Vernichtung Dritter an.

  • Sie demütigen nicht unterlegene Gegner.

  • Sie zollen ihnen Respekt.

  • Sie vergessen nicht, wer ihnen in schweren Zeiten geholfen hat.

  • Sie achten Fairness, Mitgefühl, Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit und Seriosität.

  • |58|Sie setzen sich gegen Unverschämtheiten und Erniedrigungen zur Wehr.

  • Sie legen Zivilcourage an den Tag, wenn es dem Unternehmen und den Mitarbeitern dient.