Kapitel 28

 

Der nächste Morgen - der Tag des Äquinoktiums -zog kalt und feucht herauf, und dennoch lag irgendetwas in der Luft, das sich anders anfühlte. Als ich die Augen aufschlug, fiel mein Blick als Erstes auf Smoky zu meiner rechten Seite. Er lag da und beobachtete mich mit dem Hauch eines Lächelns auf den Lippen.

Ich stöhnte. Jeder Muskel in meinem Körper brannte fürchterlich. Ein Arm schlang sich von hinten um meine Taille, und ich merkte, dass auch Morio bei uns im Bett lag.

Ich versuchte, meinem benebelten Hirn eine Erklärung dafür zu entlocken, aber ich konnte mich nur daran erinnern, wie ich erschöpft und niedergeschlagen nach Hause gekommen war - danach verschwamm alles wie im Nebel.

»Wie geht es dir heute Morgen? Fühlst du dich besser?« Smoky setzte sich auf, lehnte sich ans Kopfteil des Bettes und tätschelte seinen Schoß. Ich wand mich herum, legte den Kopf auf die weiche Bettwäsche aus ägyptischer Baumwolle und ließ mir von ihm das Haar aus dem Gesicht streichen, während Morios Hände sacht über meinen Rücken glitten und meine schmerzenden Muskeln leicht massierten.

Ich verzog das Gesicht. »Mir tut alles weh, und ich fühle mich völlig leer. Im Ernst, ich habe gestern Nacht sämtliche Reserven aufgebraucht. Und wofür? Die Dämonen haben gewonnen.«

»Diese Schlacht mögen sie gewonnen haben, aber den Krieg noch nicht«, entgegnete Smoky. »Denk immer daran: Niemand kann immer nur Erfolg haben. Wir dürfen nur nicht aufgeben und müssen verhindern, dass sie weitere Siegel in die Hände bekommen. Aber von jetzt an werden wir sehr vorsichtig sein müssen. Schattenschwinge wird sich die Macht dieses Edelsteins zunutze machen, obwohl er einzeln nicht seine volle Kraft entfaltet.«

»Wir dürfen nicht aufgeben?« Ich blickte in sein Gesicht auf. »Du willst dich nicht in die Nordlande verziehen?«

Er zuckte mit den Schultern und lächelte zärtlich. »Da ich dich demnächst heiraten werde, müssen sich meine Pläne wohl ändern.«

Ich zwang mich, mich aufzusetzen. Heilige Mutter, jedes Fitzelchen von mir tat weh.

»Ich fühle mich wie ein einziger blauer Fleck, von Kopf bis Fuß.« Ich zog die Knie an, stützte die Ellbogen darauf und legte das Kinn in die Hände. »Was sollen wir Königin Asteria sagen? Sie verlässt sich auf uns.«

»Das überlegen wir uns, wenn wir mit ihr sprechen«, erwiderte Morio. »Aber die vergangene Nacht hat zumindest eine Frage geklärt.«

»Nämlich?« Ich blinzelte. Ich gierte dermaßen nach Koffein, dass meine Hände zitterten. »Ich brauche Kaffee. Sofort.«

Er schnaubte. »Du brauchst doch immer Koffein. Ich meine die Frage, warum du dich in Todesmagie offenbar so leichttust, obwohl deine angeborene Mondmagie ziemlich oft daneben geht.«

Smoky begann, mir die Schultern zu reiben, und ich schmolz nur so unter seinen Händen dahin. Allmählich kehrte die Erinnerung an die vergangene Nacht zurück - wie wir nach dem Kampf heimgekommen waren - und dann errötete ich, als weitere Bilder vor meinem inneren Auge aufstiegen. Smoky und Morio in meinem Bett, die mich vom Schmerz, vom Kummer über unser Versagen wegführten und mir halfen, den Kampf zu vergessen. Smoky, der mich stützte, während Morio tief in mich eindrang, Smokys Haar, das sich wieder um meine Handgelenke wand ... o ja ...

Kein Wunder, dass ich mich so wund fühlte an Stellen, die keine Faust und kein magisches Geschoss getroffen hatten. Dieses Schlafzimmer würde sich noch zu einer wahren Raketenrampe entwickeln.

»Nun sag schon«, forderte Smoky ihn auf. »Ich möchte es auch gern wissen.«

Morio rutschte ans Fußende hinab und begann, mir die Füße zu massieren. Wenn ich Delilah gewesen wäre, hätte ich geschnurrt wie ein Außenbordmotor.

»Das liegt an deiner Abstammung«, sagte Morio. »Morgana gehört zu deinen Vorfahren. Sie arbeitet mit heftiger Magie -ganz ähnlich wie Aeval -, und ihre Verbindung zur Mondmutter läuft über deren Schattenseite. Sie hat gesagt, dass ihr beide von der Familie abstammt, die den Zirkel der Mondmutter gegründet hat.

Camille, du musst etwas von denselben magischen Fähigkeiten geerbt haben wie Morgana. Du glaubst, dass du bei Vollmond am stärksten bist, aber ich vermute, dass auch der Dunkelmond in deinem Blut singen kann, mit all den Schatten, die darunter wandeln.«

Das klang logisch, musste ich mir eingestehen. Vielleicht ging meine Verbindung zur Mondmutter tatsächlich über die Aspekte meiner gemischten Feen- und Menschenabstammung hinaus. Vielleicht hatte ich mich beim Studium im Zirkel auf die falsche Mondphase konzentriert.

Ein Klopfen an der Tür unterbrach meine Gedanken. »Camille?« Das war Delilahs Stimme.

»Komm rein.«

Sie steckte den Kopf durch den Türspalt und grinste, als sie uns alle zusammengekuschelt sah. »Wir haben Besuch. Sogar reichlich. Ich schlage vor, ihr kommt alle herunter, ehe es noch eine magische Schlägerei in unserem Wohnzimmer gibt.«

Oh-oh, das hörte sich nicht gut an.

»Sind gleich da«, sagte ich und kletterte über Smoky hinweg. Er strich mit dem Zeigefinger an meinem Oberschenkel entlang, als ich über seinen Schoß hinwegglitt, und ich spürte ein Ziehen von den Brustwarzen bis hinab in die Zehenspitzen. Mir stockte der Atem.

»Später«, flüsterte er, und Morio streckte die Hand aus und legte sie neben Smokys Finger an mein Bein. O ja, die beiden hatten sich offensichtlich gründlich ausgesprochen.

Delilah zog den Kopf zurück, Smoky und Morio schoben die Decke von sich und stiegen aus dem Bett. Hastig zogen wir uns an. Ich war ungewohnt verlegen und mied es, ihren Blicken zu begegnen - oder sonst irgendeinen Körperteil näher zu betrachten.

Dann trappelten wir zusammen die Treppe hinunter. Eigentlich trappelten nur Morio und Smoky. Ich humpelte vorsichtig hinab, weil jeder Schritt schmerzte, bis Smoky mein Zögern bemerkte.

Er kam die Treppe wieder heraufmarschiert und warf mich ohne viel Federlesens über eine Schulter. Ich wollte protestieren, doch da ich erkannte, dass ich so am wenigsten schmerzgeplagt unten ankommen würde, gab ich nach.

Als wir den Flur erreichten, stellte er mich wieder ab. Ich strich mein Kleid glatt, und wir betraten das Wohnzimmer.

Iris servierte unseren Gästen gerade Tee. Diese Gäste waren Königin Asteria, Rozurial, Titania und Morgana. Die vier saßen über das Sofa und den Zweisitzer verteilt. Von Arturo oder Mordred war nichts zu sehen.

»Himmel. In unserem Wohnzimmer sitzt genug Kawumm, um den ganzen Staat in die Luft zu sprengen.« Ich blickte mich nach einem freien Platz um.

Smoky ließ sich auf dem Ruhesessel nieder, und ich setzte mich auf seinen Schoß.

Morio hockte sich daneben. Delilah saß auf dem Fußschemel; sie sah müde und niedergeschlagen aus. Chase konnte ich nirgends entdecken, und Menolly war natürlich zu Bett gegangen. Ich sah mich nach Maggie um, aber Iris fing meinen Blick auf und schüttelte den Kopf.

Als sie mir eine Tasse Tee und ein Rosinenbrötchen reichte, flüsterte sie: »Manche Dinge bleiben besser geheim ...«

Ich nickte und biss in das Rosinenbrötchen. Einen Moment später erhob sich Königin Asteria. »Delilah hat uns berichtet, was mit dem Siegel geschehen ist. Du konntest das nicht verhindern?«

Ich schluckte hastig und schlürfte an meinem Tee. Ich wünschte mir nichts so sehr wie eine volle Ladung Koffein, um meine Sinne zu besänftigen. »Zwei Menschen und eine Halbblut-Fee sind zwei Dämonen und einer Dschinniya nun mal nicht gewachsen.

Außer einer von ihnen wäre ein Superheld. Leider ist das keiner von uns.«

Sie nickte. »Natürlich. Bitte entschuldige. Ich bin nur sehr bekümmert deswegen.

Selbstverständlich weiß ich, dass ihr alle euer Bestes getan habt. Selbst du, junger Drache«, fügte sie an Smoky gewandt hinzu.

»Bitte, habt Ihr Nachricht von Trillian?« Spontan drückte ich Smoky meine Tasse in die Hand und kniete zu Füßen der Elfenkönigin nieder. »Habt Ihr etwas gehört?

Irgendetwas?«

Ihr Stirnrunzeln vertiefte sich, und sie schüttelte den Kopf. »Ich wünschte, ich könnte dich beruhigen, mein Kind, aber nein. Nein, es gibt nichts Neues. Seine Seelenstatue ist noch intakt, wie auch die eures Vaters, aber man hat nichts von den beiden gesehen oder gehört. Ich fürchte, es ist nur eine Frage der Zeit...«

»Sagt das nicht!« Ich sprang auf. »Was unternehmt Ihr, um sie zu finden?«

Sie seufzte. »Der Krieg ist hart, Mädchen, und jedes Scharmützel bringt neue Verluste. Wir können keine Männer erübrigen, um nach einem einzelnen Vermissten zu suchen ... oder auch zweien. Wir benötigen die Informationen, die sie bei sich tragen, deshalb habe ich Suchtrupps ausgesandt, aber macht euch keine großen Hoffnungen. Mehr kann ich wirklich nicht tun.«

Smoky hatte also recht. Die Elfen würden nur sehr oberflächliche Anstrengungen unternehmen, um den beiden zu helfen.

»Also, ich werde etwas unternehmen. Ich werde mich durch das Ritual der Seelensymbiose an Smoky und Morio binden. Da sonst niemand bereit ist, richtig nach Trillian zu suchen, machen wir das auf unsere Weise. Ich bin an Trillian gebunden, und obwohl der Eid zwischen uns einem völlig anderen Ritual entspringt, müsste er für unsere Zwecke genügen.«

Delilah schnappte nach Luft und starrte mich an. »Ihr wollt was?«

»Versuch nicht, mich daran zu hindern«, warnte ich sie kopfschüttelnd. »Ich werde das durchziehen. Wir haben schon zu viele Verluste erlitten. Ich weigere mich, Trillian aufzugeben.«

Sie presste die Lippen zusammen und brummte eine schwache Zustimmung.

»Es gibt keinerlei Garantie dafür, dass das funktionieren wird ...«, begann Königin Asteria, doch Titania räusperte sich.

»Lasst sie es doch versuchen. Sie steht treu zu ihren Männern. Von wie vielen Feen kann man das schon behaupten? Wir haben Wichtigeres zu besprechen, etwa, dass die Dämonen jetzt im Besitz des Siegels sind, dann diesen Vanzir, von dem Delilah gesprochen hat, und die Wiederkehr der Feenhöfe.«

Königin Asteria runzelte die Stirn. »Was das Geistsiegel angeht, können wir jetzt nichts mehr unternehmen, außer mit der Suche nach dem vierten zu beginnen. Diesmal müssen wir es als Erste finden und sicher verwahren. Zu diesem Vanzir kann ich nur sagen, dass Dämonen tückisch und verlogen sind und ich ihm nicht ohne Weiteres vertrauen würde - ganz gleich, wie hartnäckig er behauptet, sich geändert zu haben.«

»Deshalb trauen wir ihm ja auch nicht«, sagte Iris. »Es gibt da ein Ritual, das ich von den Schamanen der Nordlande gelernt habe. Damit kann man Dämonen in Knechtschaft bannen. Nur die mächtigsten können diesem Bann widerstehen. Vanzir hat sich bereit erklärt, das Ritual durchzuziehen und sich als Diener an die Mädchen und mich zu binden. Menolly und ich haben uns letzte Nacht noch ein bisschen mit ihm unterhalten. Wir werden das Ritual bei zunehmendem Mond abhalten. Wenn er seinen Eid bricht, wird er auf der Stelle eines grausigen, äußerst schmerzhaften Todes sterben.«

»Wo wir gerade von ihm sprechen, wo ist er?«, fragte ich und blickte mich um.

Eigentlich konnten wir ihn nicht einfach frei herumlaufen lassen.

»Erinnerst du dich an die Zelle im Wayfarer, in der wir diesen abtrünnigen Vampir einsperren wollten?« Delilah grinste.

Ich runzelte nachdenklich die Stirn und nickte dann. Offenbar hatte der AND den Wayfarer mit einer Zelle ausgestattet, in der Mindere Dämonen ausbruchsicher eingeschlossen werden konnten. »Ja. Da ist er also?«

»Ja, absolut sicher weggesperrt. Er kann da drin keine Magie wirken und nichts und niemanden herbeirufen. Da ist er fürs Erste gut untergebracht.« Iris reichte mir einen Keks. »Iss. Du bist sicher am Verhungern.«

Sie hatte recht. Ich verschlang den Keks. »Schön, da das also geklärt ist ...« Ich wandte mich Titania und Morgana zu. »Ihr seid beide noch heil, wie ich sehe. Was ist geschehen, nachdem ihr die Höhle verlassen habt?«

Königin Asteria rümpfte die Nase. »Was danach geschah, ist der reinste Irrsinn. Was hast du dir nur dabei gedacht, als du gestern Abend ihrer Aufforderung gefolgt bist?«

Sie war offensichtlich gar nicht glücklich darüber.

»Großmutter Kojote hat es mir aufgetragen. Nicht einmal Feen oder Elfen von königlichem Geblüt können sich den Ewigen Alten widersetzen«, erklärte Titania und schaute ihr ins Gesicht. »Wir haben uns so lange nicht mehr gesehen, aber du bist so steif und prüde wie immer. Verstehst du denn nicht, dass sich die Zeiten geändert haben? Die Welt hat sich verändert, und wir werden uns mit ihr verändern.«

»Glaubst du denn, ich könnte die Notwendigkeit zur Veränderung nicht erkennen?

Warum sonst sollte ich neuerdings mit König Vodox zusammenarbeiten und Elqaneves Schicksal mit dem von Svartalfheim verbinden?« Königin Asteria wollte sich erheben, und plötzlich hatte ich das Bild vor Augen, wie die ältliche Elfe eine Prügelei anfing. Sie konnte sicher mächtig hinlangen.

Ich sprang auf. »Bitte keinen Streit mehr. Ich halte das nicht mehr aus. Die Kämpfe und das Blutvergießen und Krieg und Schlachten stehen mir bis hier. Sagt uns einfach, was passiert ist, und wenn das jemandem nicht passt, Pech gehabt! Habt ihr das begriffen? Das gilt für euch alle! Meine Schwestern und ich sind diejenigen, die in diesem Krieg an vorderster Front stehen, und wir tun unser Möglichstes.«

Plötzlich wurde mir bewusst, dass ich hier eine mehrere tausend Jahre alte Elfenkönigin und eine ebenso alte Feenkönigin anbrüllte, und ich wich einen Schritt zurück. Hinter mir hörte ich Smoky schnauben, und dann brach er in Gelächter aus.

»Das ist mein Hexling«, sagte er. »Gib es ihnen, Mädchen.« Ich fuhr herum. »Und du hör auf, noch überall Öl ins Feuer zu gießen, du übergroße Eidechse. Ganz egal, wie gut du im Bett bist, oder wie gut...

du riechst... oder ... ach, halt einfach die Klappe!« Alle starrten mich mit offenem Mund an. Ich räusperte mich und setzte mich brav wieder auf seinen Schoß. »Ich stehe in letzter Zeit sehr unter Stress«, bemerkte ich schwächlich.

»Offensichtlich«, entgegnete Titania, aber sie lächelte dabei. »Um lange und komplizierte Verhandlungen kurz zu machen, die Feenhöfe sind wieder auferstanden, dank deiner Hilfe. Allerdings gibt es jetzt drei und nicht zwei.«

»Drei?« Ich blinzelte, und Delilah und Iris schauten ebenso verblüfft drein.

»Drei«, wiederholte Morgana. »Die Dinge können nie wieder so werden wie früher, das wissen und akzeptieren wir. Also gibt es ab sofort nicht einen Morgen- und einen Abendhof, nicht einen Sommer- und einen Winterhof, sondern wir haben den Hof der Drei Königinnen gegründet. Titania wird über den Hof der Mutter herrschen - er entspricht dem Lichten Hof, dem leuchtenden Tag.«

»Aeval wird erneut ihren Thron als Königin des Dunklen Hofs besteigen, der nun auch der Hof der weisen Alten ist, die Krone der Nacht«, erklärte Titania. »Und Morgana wird uns zwar nicht gleichgestellt sein, doch über den Hof des Zwielichts gebieten, die Brücke zwischen den Reichen, als Jungfrau und Herrin der Dämmerung.

Sie wird als Gesandte zwischen der Welt der Sterblichen und der Welt der Feen fungieren.«

»Da wäre noch eine Sache«, ergriff Königin Asteria das Wort. »Dieser Benjamin - ich nehme ihn mit. Ich habe meine Gelehrten bereits beauftragt, die alten Texte zu durchforschen. Benjamin und auch euer Tom Lane - beide haben in zukünftigen Schlachten gegen die Dämonen noch eine Rolle zu spielen. Falls ihr auf weitere Menschen trefft, die ein Geistsiegel hüten oder von den Wirkungen eines Siegels betroffen sind - Menschen, die in keiner Hinsicht übernatürlich sind -, dann bringt sie bitte zu mir. Mehr kann ich euch im Augenblick nicht dazu sagen.«

»Mein Tom ... mein liebster Tarn Lin.« Titania seufzte mit traurigem, sehnsüchtigem Gesichtsausdruck. »Aber es ist besser, wenn er mir fernbleibt. Ich muss an zu viele andere Dinge denken, jetzt, da mein Hof neu erstarken wird.«

Königin Asteria seufzte. »Und so wird es nun drei Feenhöfe in der Erdwelt geben. Ob uns das zum Guten oder zum Bösen gereicht, werden wir abwarten müssen. Aber wenn Großmutter Kojote es so will, können wir nichts dagegen unternehmen.«

Sie erhob sich, und zum ersten Mal, seit wir sie kannten, sah sie alt aus. »Da ich für Trillians Verschwinden verantwortlich bin, überstelle ich euch Rozurial. Er wird euch helfen, so gut er kann.« Sie ging zur Tür, Titania und Morgana im Schlepptau.

An der Tür drehte sie sich noch einmal zu mir um. »Feddrah-Dahns wird mit mir nach Hause zurückkehren. Er wurde schwer verwundet, doch er wird es überleben. Er bat mich, dir das für deine Freundin zu geben. Die Frau, die sich ein Kind wünscht.« Sie reichte mir einen kleinen Beutel, der verschiedene Kräuter und Steine enthielt.

»Was ist das? Ist es für Lindsey?« Ich verstaute den Beutel in meiner Handtasche.

»Ein Zauber, der ihr helfen wird. Er sagte, die Wirkung müsste binnen drei Monaten eintreten.«

Auf einmal hatte ich einen Kloß im Hals. Das Einhorn war mir ans Herz gewachsen, und ich fürchtete, wir könnten uns aus den Augen verlieren, wenn er erst wieder zu Hause war. Er war eine stete, sanfte Erinnerung an die Anmut und Schönheit meiner Heimatwelt gewesen. Als spürte sie meine Sorge, tätschelte Königin Asteria mir die Hand.

»Feddrah-Dahns lässt dich herzlich grüßen und verspricht, dich wieder zu besuchen.

Er vertraut darauf, dass du mit seinem Geschenk weise umgehen wirst. Wie wir alle.«

Ich blickte in ihre uralten Augen. Sie drückten große Zuneigung und Mitgefühl aus.

»Ich werde mein Bestes tun, um mich seines Geschenks als würdig zu erweisen ... und seiner Freundschaft«, flüsterte ich mit Tränen in den Augen.

»Er weiß, wie sehr ihr euch hier bemüht. Wie wir alle.« Damit schwebte sie zur Tür hinaus, die beiden Feenköniginnen im Schlepptau.