Kapitel 25

 

Morio belegte den Wagen mit einem Illusionszauber und drückte aufs Gas. Wir schafften die Strecke in Rekordzeit. Als wir auf die Einfahrt zu Tom Lanes Haus einbogen, oder vielmehr Georgios Haus, spürte ich eine finstere Präsenz, die das Land überschattete.

»Was zum Teufel ist das?«, fragte ich und sprang aus dem Wagen, sobald wir angehalten hatten. Ich blickte mich nach der Quelle dieser magischen Kraftorgie um.

Ich spürte einen gewaltigen Druck, der mich schier erstickte: tiefe Magie, uralte Magie, Feenmagie, Sidhe-Magie. O verflucht. Titania und Morgana.

»Die Dämonen?«, fragte Delilah, die als Nächste ausstieg.

Ich schüttelte den Kopf. »Ich glaube, die haben noch nicht hierhergefunden. Nein, ich spüre heftige Feenmagie. Mondmagie ist auch dabei - und Morgana ist eine Tochter des Mondes, genau wie ich.«

Alle schoben sich aus dem Auto, und Smokys Nase zuckte. Ein Knurren drang tief aus seiner Kehle, und ich sah mich rasch nach ihm um, weil ich dachte, er würde sich verwandeln.

Aber er stand noch da, groß und kühl vor dem Nachthimmel.

»Titania und Morgana suchen nach der Höhle«, sagte er. »Ich kann spüren, wie sie Risse auftun und in den verborgenen magischen Nischen des Landes nachbohren. Sie werden sie finden, und wir müssen ihnen zuvorkommen.«

Ich schloss die Augen, neu belebt von der steifen Brise, die plötzlich aufgekommen war. Der Wind rüttelte an den Bäumen, bog Zweige und Äste und fegte mit leisem Stöhnen heran. »Dieser Wind kommt von Westen, vom leuchtenden Ufer.« »Von Avalon?«, fragte Menolly.

Ich lauschte und versuchte, den Ursprung der Luftströme zu bestimmen.

Sie trugen Meersalz und Seetang und Möwenschreie mit sich und das Glitzern, das in warmen Nächten bei Flut im Wasser schimmerte. Diese schimmernden Lichter waren Feenmagie, gefangen im Reich der Meereswesen.

Ich folgte der Spur aus Seetang, und sie führte mich zu mir selbst zurück. Plötzlich stand ich im Tempel des Schwarzen Einhorns und starrte den Herrn der Tiefen an. Er schwamm auf mich zu; in seinem langen Haar glitzerten Feenlichter, und seine Augen waren groß und schillerten dunkel. Als sich der Meermann aus dem Wasser erhob, sah ich, dass er von einer Schule Delphine begleitet wurde.

Ich knickste, und er neigte den Kopf zu einer tiefen Verbeugung. »Lady Camille, wie lautet Euer Wunsch?«

»Sagt mir, kommt diese Magie aus Avalon? Ist die Insel noch immer im Nebel verloren, oder ist sie zurückgekehrt?« Ich wartete und zählte die Sekunden, während er die Augen schloss und die Hände ins Wasser tauchte. Als ich bis zwanzig gezählt hatte, blickte er wieder auf und sah mich aus dem Spiegel heraus an.

»Nein, diese Magie entspringt nicht Avalon. Die heilige Insel ist so weit in die Nebel hinausgetrieben, dass niemand -nicht einmal ich - sie mehr finden kann. Die Magie stammt von den Wogen der Mondmutter, von den wilden Strömungen des Ozeans, den großen Göttinnen des Meeres. Dies ist die Magie von Großmutter Wasser, und sie singt heute Nacht im Wind, denn jemand ruft sie herbei.«

Mehr konnte er mir nicht sagen. Ich dankte ihm, zog mich zurück und löste mich so leicht aus der Trance, als erwachte ich nach einem Nickerchen.

»Nein, nicht aus Avalon. Sie versuchen jedenfalls nicht, Ar-tur wiederzuerwecken, so viel ist sicher.« Ich schloss die Augen und fing den magischen Faden erneut auf. Er rief mich, lockte mich, zog mich vorwärts, und ich konnte nicht anders - ich musste ihm folgen. »Kommt mit! Sie sind tief im Wald, in der Gegend, wo Benjamin die Höhle gefunden hat. Gehen wir.«

Ich lief los, doch Smoky hob die ausgestreckte Hand. »Halt. Hier gibt es zu viele Fallen. Lass mich vorangehen«, sagte er und übernahm die Führung. »Ich kann sie entschärfen.«

Die Vernunft siegte, und ich trat beiseite und überließ ihm die Führung. Als Nächstes kamen Morio und ich, gefolgt von Menolly, Delilah und Chase.

Wir machten uns auf in die Nacht, unter der schmalen Mondsichel, die hinter einer dünnen Wolkendecke hervorspähte. Ich konnte sie dort oben spüren, wie sie uns mit frostigen Augen beobachtete. Die Alte hatte ihre schwarzen Schleier abgeworfen und blickte nun wieder über den Himmel hinaus, kaum als Jungfrau hervorgetreten.

Während der nächsten zwei Wochen würde sie reifen, bis sie voll und rund war, bis sie tropfte vor Lust und reife Eier fruchtbar die Leidenschaft erwarteten. Dann würde sie uns rufen, damit wir mit der Wilden Jagd über den Himmel hetzten und das Land nach jenen durchforsteten, die bereit waren, sich der Parade von Jägern und ihrer Beute anzuschließen.

Der Wald zeigte sich in Schattierungen von Grau und Schwarz, und in dieser Dunkelheit flammten hell die Auren auf. Smoky bewegte sich zügig durch Büsche und Bäume und folgte Biegungen im Pfad, bei denen ich hilflos im Unterholz gelandet wäre. Während der Jagd konnte ich in der Dunkelheit gut sehen, und auch in anderen Nächten waren meine Augen besser als die der meisten VBM, aber in unbekanntem Gelände kam ich nur langsam voran.

Ich blieb stehen, als Smoky die Hand hob. Er ging langsam weiter, und die anderen blieben hinter mir stehen. Ein gedämpfter Knall war zu hören, und eine kleine Explosion erschütterte die Umgebung, doch ich sah weder Rauch noch Feuer, und Smoky kehrte unversehrt zu uns zurück. Er schaute auf mich herab, und ich spürte, wie er mich in sein Energiefeld zog und mich schützte.

Der Pfad ging an der Abzweigung vorbei, die zu Morganas Lager führte. Ein Feuer flackerte in der Ferne, zweifellos das neben ihren Zelten. Smoky bedeutete uns erneut, stehen zu bleiben, und rannte den Pfad entlang. Gleich darauf verschwanden die Flammen, und die Dunkelheit schloss sich wieder um uns. Ich konnte mir nicht erklären, warum ich zitterte. Mir war nicht kalt, doch die Feenenergie - Großmutter Wassers Magie - wurde von Minute zu Minute stärker, und ich konnte kaum mehr klar denken, so drückend war sie inzwischen.

Ich blickte zu Morio zurück und flüsterte: »Fühlst du das auch?«

Er nickte. »O ja, aber vermutlich nicht so stark wie du. Mich ruft sie auch, und es fällt mir schwer, diesen Lockruf zu ignorieren.«

Delilah beugte sich zu mir vor. »Das hier ist wildes Land. Smoky hat es absichtlich so belassen, aber ich frage mich, ob es ihm nicht außer Kontrolle geraten ist.«

»Ob was außer Kontrolle geraten ist?«, fragte Smoky, der so plötzlich wieder erschien, wie er verschwunden war.

Sie stammelte: »Das ... das Land. Er ist wild und ursprünglich ...«

»Und genau das ist das Wesen der Wildnis«, entgegnete er mit kühlem Lächeln.

»Mädchen, ist dir eigentlich klar, wie alt diese Wälder sind? Eure Wälder in der Anderwelt sind bei der Spaltung entstanden.

Diese hier entstammen den fernsten Erinnerungen des Planeten. Sie sind praktisch ihre eigene Welt. Ein solcher Wald braucht keine Menschen, weil Menschen zu einem üblen Mal auf dem Antlitz der Welt geworden sind. Auch Drachen und alle anderen Geschöpfe, die auf Pfaden durch die Wälder wandern. Wir alle zertrampeln, verschlingen, zerstören. Das liegt in unserer Natur; wir können nicht anders. Aber das bedeutet noch lange nicht, dass die Wälder das hinnehmen und einfach erdulden.«

»In der Anderwelt haben wir Möglichkeiten gefunden, mit Bäumen zu kommunizieren«, warf ich ein. »Auch dort gibt es Urwälder, denen der Kontakt mit zweibeinigen Lebewesen verhasst ist, aber keiner von ihnen ist so beängstigend wie die alten Haine hier.«

»Außer Finstrinwyrd und seinen schattenhaften Brüdern«, warf Menolly ein. »Egal, wo man hingeht, es gibt Wälder und andere wilde Orte, die einen willkommen heißen, und die andere Sorte, von denen dieser Wald abstammt - die Sorte, die lieber ihre Ruhe haben will.«

»Genug geredet«, sagte Smoky. »Das Lager steht noch, aber Morgana ist nicht da, nur Arturo und dieser ungeduldige Grobian, den sie Mordred nennt. Mordred stinkt nach Ruß und Feuer. Vermutlich ist er euer Brandstifter.«

Mordred? Das erschien mir logisch. Anscheinend hatte Morgana schon mal auf eigene Faust einen Feldzug gegen die Dämonen begonnen.

Wir liefen weiter und folgten Smoky, der abrupt rechts abbog und dann einen steilen Weg hinauflief. Ich konnte Chase hinter uns herkeuchen hören. Wir drei Mädels und Morio hatten viel mehr Kraft und Ausdauer als er. Und dann hörte das Keuchen plötzlich auf.

Besorgt drehte ich mich um. Menollys Augen glommen in der Nacht, und ich sah, dass sie Chase huckepack genommen hatte. Er sah aus, als fürchtete er sich entsetzlich vor ihr, klammerte sich aber dennoch in Todesangst fest, während sie ihn hastig den Hang hinauftrug. Delilah warf ihm einen Blick zü, doch als er ihn finster erwiderte, wandte sie sich ab und verkniff sich sorgsam das Grinsen.

Smoky blieb so plötzlich stehen, dass ich gegen seinen Rücken prallte. Er griff mit einer Hand hinter sich, packte mich am Handgelenk und zerrte mich zu sich nach vorn.

»Schau«, sagte er und drehte mich nach Westen. Da, an der Hügelflanke, fiel strahlendes Licht aus einer Felsspalte. Das Licht war himmelblau mit glitzernden, tanzenden Fünkchen darin, und es schimmerte wie weicher Nebel in der Nacht.

»Die Höhle«, flüsterte ich.

»Die Höhle«, sagte Smoky.

Wir glitten den Pfad hinab, der über die Wiese unterhalb des Höhleneingangs führte.

Ich fragte Smoky nicht, ob er die Höhle schon einmal gesehen hatte, denn ich wusste, dass sie ihm ebenso neu war wie uns. Als wir uns unter der schmalen Mondsichel in einer Reihe über die Lichtung stahlen, spürte ich die Anziehung der Höhle sogar noch stärker. Die Energie war schwindelig vom Lebenssaft der Mondmutter, durchsetzt mit den Wirbeln von Großmutter Wasser.

Die Magie tanzte und schwankte wie in einem verschlungenen Tanz und lockte uns weiter, weiter. Irrlichter sprenkelten die Wiese, die gefährlichen Feen der wilden Moore und Heiden sangen ihre Sirenenlieder. Ich ließ mich neben Menolly zurück-fallen. Chase ging nun hinter ihr, und ich sah besorgt in seine Augen. Irrlichter waren Lichtkugeln, Wesen ohne feste Gestalt, die man auch Totenkerzen nannte, und sie lockten Menschen an wie Sirenen der Nacht. Für gewöhnlich lockten sie sie in den Tod.

Chases Augen waren glasig, die Nasenflügel gebläht. Ich tippte Menolly auf die Schulter - ich wollte lieber nicht sprechen, denn der Wind könnte unsere Worte aufgreifen und vor uns hertragen. Sie blieb stehen und sah zu, wie ich erst auf den Detective zeigte, dann auf die Totenkerzen. Die Erkenntnis flackerte in ihren Augen auf, und sie hielt sich dicht neben ihm und packte ihn fest am Handgelenk, damit er ihr nicht von der Seite wich.

Da ich nun sicher war, dass er sich nicht in den eigenen Tod verirren würde, holte ich im kniehohen Gras leise wieder zu Smoky auf. Morio gesellte sich zu uns, während Delilah sich neben Menolly und Chase einreihte.

Ich blickte zum Mond auf. Die neugeborene Sichel schimmerte wie eine Sensenklinge, und ein kalter Schauer aus Angst und Lust rann durch meine Adern. Sie war meine Herrin, meine Jägerin, meine Göttin.

»Willst du für die Mondmutter leben? Willst du für sie sterben? Willst du an deinem Hochzeitstag ihre Lippen küssen und im Totenbett ihren Kuss auf die Stirn empfangen?«

Nigels Stimme hallte in meinem Hinterkopf wider. Er hatte versucht, mir den Eintritt in den Zirkel der Mondmutter auszureden, wie er es bei jedem Anwärter tat. Wer die Mondmutter umwarb, obwohl sie ihn nicht gerufen hatte, riskierte im besten Fall, den Verstand zu verlieren, im schlimmsten Fall einen kalten, bitteren Tod. Doch sie hatte mich begleitet, seit ich als Kind zum ersten Mal die Arme nach ihr ausgestreckt hatte, weil ich mich so danach sehnte, sie zu berühren, ihre Worte in meinem Herzen zu hören und dem Ruf zu folgen, den ich in meiner Seele vernahm.

»Komm. Wir haben keine Zeit zu verlieren.« Smokys Stimme schreckte mich aus meinen Erinnerungen auf. Ich merkte, dass ich mitten auf der Lichtung stehen geblieben war und mich in der Leidenschaft der Göttin verloren hatte.

Als mir der Geruch von Erde und feuchtem Moos in die Nase stieg, schüttelte ich den Kopf, um meine Gedanken zu klären, und eilte ihm nach.

Wir hatten die Höhle fast erreicht, als ich den ersten Ruf tief in meinem Herzen hörte.

»Camille, wir brauchen dich. Komm zu uns, Mädchen. Du bist ebenso sehr ein Teil hiervon, wie wir es sind.«

»Was? Wer ...?« Ich blieb abrupt stehen und blickte mich um.

»Mit wem sprichst du da?«, fragte Delilah und starrte mich mit besorgter Miene an.

»Ich weiß es nicht. Ich habe einen Ruf gehört, der mir befiehlt, in die Höhle zu gehen.

Die Magie ruft nach mir, seit wir hier draußen sind, und mit jedem Schritt ist sie stärker geworden.« Ich biss mir auf die Lippe. »Ich muss gehen. Ich muss in diese Höhle gehen.«

»Wir müssen alle da rein«, sagte Menolly, die Chase immer noch fest am Handgelenk gepackt hielt. Er war völlig weggetreten, das war offensichtlich, und ich fürchtete, er würde uns keine große Hilfe sein, bis der Zauber der Wiese gebrochen wurde oder wir Chase weit genug fortschafften, um ihn wirkungslos zu machen. Wir hätten ihn gleich zu Hause lassen sollen.

»Was machen wir jetzt mit ihm? Wenn wir ihn hier draußen lassen, ist sein Hirn völlig aufgelöst, bis wir wiederkommen. Wenn wir ihn mitnehmen, muss eine von uns ständig auf ihn aufpassen.« Ich starrte Chase an und überlegte, was das Beste für alle wäre.

»Ich passe auf ihn auf und sorge dafür, dass ihm nichts passiert. Kommt, weiter«, sagte Delilah. »Ich bin stärker als Chase, ich kann ihn schützen.«

»Es geht also nicht anders.« Ich deutete auf den Höhleneingang. »Also gut, ich gehe zuerst rein, weil ich diejenige bin, die gerufen wird. Ich kann hier keine Dämonen riechen - was auch immer hier geschieht, hat also vermutlich nichts mit ihnen zu tun.

Hoffe ich.«

Smoky und Morio nickten und nahmen neben mir Aufstellung, dahinter folgte Delilah mit Chase. Menolly wandte sich seitwärts ab und schlich durch die Schatten weiter.

Sie war unsere unsichtbare Wächterin. Besser als unsichtbar, denn sie machte außerdem keine Geräusche und hinterließ nichts als ihre Witterung.

Ich starrte den Eingang an, der nur noch wenige Schritte entfernt lag, und hielt das Horn bereit, aber noch in den Falten meines Umhangs verborgen.

Schließlich rannte ich auf den Eingang zu, Smoky und Morio mir dicht auf den Fersen. Als meine Füße die ersten Lichtstrahlen berührten, die aus der Höhle drangen, spießte mich die Macht der Mondmutter auf wie ein eisiger Speer, der mit einem melodischen Klirren wie von tausend kleinen Glöckchen bis in mein Herz drang.

Ich brach durch den Eingang und taumelte in die Höhle hinein.

Morgana und Titania standen neben einem Wald aus Kristallen und bewachten eine Frau, die in einem riesigen Stalagmiten gefangen war. Mit wildem, feenmächtigem Grinsen winkten sie mich heran.

Titania trat vor, und in ihren Händen lag ein Kurzschwert mit einem facettierten Amethyst im Heft, der im wechselhaften Licht der Höhle glitzerte. Das Geistsiegel.

Genau wie Benjamin es beschrieben hatte.

»Wir haben auf dich gewartet, Camille«, sagte sie. »Du wirst uns helfen, Aeval zu befreien. Dir bleibt keine andere Wahl.«

»Was, wenn ich mich weigere?« Ich starrte die beiden an. Während sie sich zuvor gestritten hatten, arbeiteten sie nun offensichtlich zusammen, und Titania hatte viel von ihrer früheren Macht wiedergewonnen.

Morgana trat vor. »Camille, du bist der Kernpunkt, um den sich diese Tagundnachtgleiche dreht. Du allein kannst uns helfen, die Dunkle Königin auferstehen zu lassen. Wir werden sie wieder zum Leben erwecken und das Gleichgewicht wiederherstellen, das vor so langer Zeit bei der Trennung der Welten zerstört wurde.«

»Das Gleichgewicht wird heute Abend kippen. Morgen ist die Tagundnachtgleiche, und die Balance muss wiederhergestellt werden. Was vor langer Zeit aus dem Lot geriet, kann heute Nacht geradegerückt werden. Die Mächte, die einst herrschten, werden sich von neuem erheben. Du musst dabei sein, um Zeugnis abzulegen, und du musst tun, was du kannst, um den Ruck herbeizuführen.«

Großmutter Kojotes Worte hallten in meinen Ohren wider wie von einem verrückten Paukisten vertont. Und dann begriff ich. Sie hatte mir damit befohlen, Titania und Morgana zu helfen. Den Feenhöfen war es bestimmt, wieder aufzuleben, und ich war diejenige, auf deren Schultern die endgültige Entscheidung lastete.

Wenn ich ihnen nicht half, würde alles noch mehr aus dem Gleichgewicht geraten.

Wenn ich ihnen half ... wer konnte wissen, was ich damit ins Rollen brachte ?

Außerdem blieb mir keine Zeit, Entscheidungen lange abzuwägen. Die Dämonen nahten aus der einen Richtung. Benjamin war aus der anderen Richtung hierher unterwegs. Feddrah-Dahns und Mistelzweig kamen aus der Richtung von Georgios Haus, wo sie sich versteckt hatten.

Und sie alle würden hier in dieser Höhle zusammentreffen, ehe die Nacht noch halb vergangen war.

All diese Bilder drängelten sich in meinem Geist, während ich zu den anderen zurückschaute. Sie beobachteten uns stumm.

Smokys Gesicht hatte einen gefährlichen Ausdruck angenommen, Menolly blickte ungläubig drein. Morio nickte mir kaum merklich zu. Delilah stand neben Chase und hielt ihn am Arm fest. Sie waren nahe genug am Eingang stehen geblieben, um notfalls fliehen zu können.

Ich drehte mich wieder zu Titania und Morgana um. »Was soll ich tun?«