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AUF DEM PRÄSENTIERTELLER

Wir zogen Kampfausrüstung an, alle kontrollierten ihre Sterling-Maschinenpistolen, nur ich nicht, denn meine lag noch immer in der Coronation Road.

Als wir uns auf den Weg machten, sah uns Chief Inspector Brennan. »Wo wollen Sie denn hin in dieser verdammten Weihnachtskostümierung?«, fragte er.

»Falls Road, wir wollen uns mal Tommy Littles Haus anschauen.«

»Und wer ist das?«

»Opfer Nummer eins.«

»Aha. Macht es Ihnen was aus, wenn ich mitkomme? Nach der ganzen Aufregung mit der Presse heute Morgen herrscht hier eine ziemliche Flaute«, meinte Brennan.

»Ach, Sir, lieber nicht, wird sonst ein bisschen eng«, entgegnete ich – ich wollte nicht, dass das Ganze zu einer Kutschfahrt in den Zirkus ausartete.

Brennan ließ sich nicht abwimmeln. »Nicht für mich. Ich sitze vorn.«

Schnitt. Zwanzig Minuten später: McCallister fuhr, Brennan saß neben ihm, Crabbie, zwei unbedarfte Constables und ich in Kampfausrüstung schmorten auf der Rückbank. Einer der Constables war eine Frau. Die erste Polizistin, die ich in Carrick sah. Sie hieß Heather Fitzgerald, und ihre Wangen waren feuerrot. Eine hübsche junge Frau mit smaragdfarbenen Augen und lockigen schwarzen Haaren, dazu schüchtern wie eine Maus – es wäre eine echte Schande, wenn wir in eine Straßenbombe gerieten und es ihr das Gesicht zerfetzte.

»Adresse?«, fragte McCallister, als wir nach West Belfast kamen.

»33 Falls Court, geht von der Falls Road ab«, antwortete ich.

Falls Road war gar nicht so schlimm, wie wir erwartet hatten. Natürlich drängelten sich Reporter vor dem Beratungsbüro der Sinn Fein, es gab Polizeisperren, und am Himmel knatterten ein paar Armeehubschrauber, aber die meisten Menschen kümmerten sich einfach um ihre Angelegenheiten, gingen zum Gemüsehändler, zum Metzger, in den Milchladen und natürlich ins Pub und zum Buchmacher.

Falls Court war wieder eine dieser mörderischen Sackgassen, die die Polizei so hasste, und Nummer 33 war natürlich ganz am Ende.

»Alan, wenn wir zum Haus kommen, wenden Sie, lassen den Motor laufen, die Constables und ich postieren uns und geben Schutz, während Crabbie und Sean da reingehen und ihre hochtrabenden Ermittlungen durchführen können«, sagte Brennan.

»Hört sich gut an«, willigte ich ein.

»Und falls Sie Schüsse hören, kommen Sie raus«, fügte Brennan grinsend hinzu.

Der alte Knochen hatte seinen Spaß.

Der Land Rover hielt an, Brennan und die beiden Reserve-Constables stiegen aus und richteten ihre Maschinenpistolen in alle vier Himmelsrichtungen.

Crabbie und ich gingen zur 33. Es handelte sich um das letzte in einer Reihe typischer Ziegelhäuser, mit einem riesigen neuen Wandbild von Bobby Sands und Frankie Hughes, darüber in großen weißen Buchstaben Patrick Pearses Zitat von 1915: »Die Dummköpfe, die Dummköpfe, sie haben uns unsere Toten gegeben!«

Crabbie und ich sahen das Wandbild, dann schauten wir einander an. Wir dachten beide dasselbe: Aye, so gründet man eine Bewegung.

Vor dem Haus saßen zwei Männer auf Plastikstühlen: Kurze Haare, Spinnennetztattoo, Jeansjacken, weiße T-Shirts, spindeldürr, ausgeblichene Jeans, Doc Martens. Sie hüteten IRA-Recht und waren wahrscheinlich bewaffnet. Wenn wir gewollt hätten, hätten wir sie dafür verhaften können, aber wozu sich damit herumplagen?

Ich hatte keine Ahnung, warum sie dort saßen oder warum die Haustür offenstand.

Der Constable, den ich hatte herschicken lassen, hatte die Eingangstür mit gelbem Polizeiband gesichert, doch das lag nun auf einem Haufen zu Füßen der Männer.

»Ist das das Haus von Tommy Little?«, fragte ich.

»Was zum Teufel willst du, Bulle?«, entgegnete einer der beiden.

»Ach, weiß nicht, Weltfrieden vielleicht, eine Erklärung dafür, warum es Puffa Puffa Rice nicht mehr gibt, die Meldung, dass Led Zeppelin endlich einen Ersatzdrummer für Bonzo gefunden hat … so was in der Art«, antwortete ich.

Die IRA-Männer ließen sich von meinem Gequatsche nicht beeindrucken. »Du bist hier nicht willkommen, und ich an deiner Stelle würde mich nach Hause verpissen«, sagte der andere, ein fettiger Kerl mit Pickelgesicht.

Ich zog meinen Dienstrevolver. »Um eins mal klarzustellen, Herzchen, ich verpisse mich nirgendwohin!«, sagte ich und ging ins Haus. Ich hörte, wie der andere ein Gelächter unterdrückte. Crabbie folgte mir.

Schon auf den ersten Blick war klar, dass wir zu spät gekommen waren. Das Haus war vollkommen ausgeräumt worden. Keine Möbel, keine Teppichböden, keine Bilder an den Wänden, nichts. Es war, als hätte Tommy Little niemals existiert.

Wir gingen nach oben, aber auch dort war nichts. Sie hatten Tommys Krempel bereits verkauft oder verbrannt, wollten sich zweifellos von jedem Aspekt seines Lebens distanzieren. Jetzt, wo sie gerade den größten Propagandasieg seit Jahrzehnten einfuhren, wollten sie nicht auch noch in den Fall eines Schwulenmörders reingezogen werden.

»Wie bei Trotzki. Sie radieren ihn aus der Geschichte«, sagte ich.

Damit gingen wir wieder hinunter zu Lakai eins und Lakai zwei.

»Was habt Ihr mit Tommys Zeug angestellt? Der Heilsarmee gegeben?«, fragte ich.

Lakai zwei schüttelte den Kopf. »Haben wir alles bei einem Freudenfeuer der Protestanten abgeworfen.«

»Gibt es noch andere Angehörige außer dem Bruder in Down Under? Kinder, Neffen, Nichten?«, hakte ich nach. In den Akten hatte nichts gestanden, aber fragen konnte man ja mal.

»Tommy war nicht gerade ein Familientyp, oder?«, fragte Lakai eins zurück.

»Keine Freunde, Familie, nichts dergleichen?«, fragte ich.

»Tommy ist für uns erledigt, verdammt! Die Schwuchtel hat gekriegt, was sie verdient«, murmelte Lakai eins.

»Diese Burschen sind uns keine Hilfe. Lass uns verschwinden«, sagte Crabbie.

»Tommy wurde von irgend so einem Irren abgeknallt, und ich möchte herausfinden, wer das war, falls also einem von euch was einfällt, ruft mich an.«

Ich gab jedem von ihnen eine Visitenkarte.

Lakai eins besah sich die Karte und schaute mich an.

»Katholik?«, fragte er.

»Ja. Gut erkannt.«

Er spuckte auf den Boden. »Du bist ein verdammter Verräter, genau das bist du. Nimmst den dreckigen Sold der Engländer. Wie schläfst du nachts?«

Ich beugte mich so weit vor, dass meine Nase nur zwei Zentimeter von seinem spitzen Zinken entfernt war.

»Meistens auf der linken Seite, mit einem großen, weichen Kissen und meinem ›Sechs Millionen Dollar Mann‹-Lieblingsschlafanzug«, sagte ich mit knurrender Clint-Eastwood-Stimme.

Lakai zwei und Crabbie mussten lachen.

Wir gingen zum Land Rover zurück, und alle stiegen ein. »Was Neues?«, fragte Brennan.

»Völlige Pleite«, antwortete Crabbie. »Die haben das Haus leergeräumt und lassen bereits jemand anderen einziehen.«

Brennan runzelte die Stirn und sah mich an. »Was hab ich gesagt?«

»Sie hatten recht, Sir«, räumte ich ein.

»Also gut, Alan, zurück nach Carrick, Warp-Faktor 7«, verkündete Brennan.

Wir kamen zurück auf die Falls Road. Brennan ließ uns an einem Zeitungsladen halten und kaufte die Frühausgabe des Belfast Telegraph. Zu unserer Enttäuschung war unsere Pressekonferenz nicht auf der Titelseite gelandet. Die war bereits belegt mit: »Vier Neue im Hungerstreik.«

Aber auf Seite 3 standen wir. Unter der Überschrift »RUC ermittelt in Doppelmord unter Homosexuellen« gab es ein hübsches Bild von Sergeant McCallister.

»Die hätten uns ruhig mehr Platz einräumen können«, beschwerte sich Brennan. »Ist doch ganz nett, zur Abwechslung mal ein richtiges Verbrechen. Ein ganz gewöhnlicher, alltäglicher, nichtkonfessioneller Mord. Hier in der Gegend ist so was doch schon ›Mann beißt Hund‹. Echte Neuigkeiten. Am liebsten würde ich mich beim Herausgeber beschweren.«

Kurz vor der Kreuzung Falls Road und der neuen, zweispurigen Schnellstraße trat McCallister voll auf die Bremse.

Ich sah hinaus und entdeckte einen gekidnappten Ulsterbus, der brennend quer über der Straße stand und sie blockierte. Er musste in den letzten fünf Minuten in Brand gesteckt worden sein, denn wir waren die Ersten am Ort, und auch über Funk war bisher noch keine Meldung ergangen.

Plötzlich donnerte es vier Mal gegen die Stahlplatten an der rechten Flanke des Land Rover.

Die beiden Reserve-Constables schrien auf.

Ich sah durchs Guckloch hinaus. Jemand beschoss uns vom sechzig Meter hohen Divis Tower, dem fünfthöchsten Gebäude des auf Sumpfland erbauten Belfast.

Zwei weitere schwere Treffer gegen den Wagen, Querschläger prallten auf den Asphalt.

Ursprünglich waren Divis Tower und der ganze Divis-Flats-Komplex als Vorzeigemodell zur Sanierung von Slumgegenden errichtet worden, doch verkamen sie schnell zu einem Hochhausghetto, das vollständig von der IRA kontrolliert wurde.

»Was zum Henker ist das?«, brüllte Brennan.

»Maschinengewehr, Kaliber 50 mm«, erwiderte Sergeant McCallister seelenruhig. »Hab ich in der Armee gesehen, unverkennbar.«

»Himmel! Kann man damit die Panzerung durchbrechen?«, fragte Brennan.

»Vielleicht. Weiß ich nicht«, antwortete McCallister.

Brennan drehte sich zu uns auf der Rückbank um. Seine Augen waren ganz wild vor Aufregung. Das gefiel mir gar nicht.

»Also gut, Jungs und Mädels, wir steigen hinten aus und zielen auf das Mündungsfeuer, dann haben diese Mistkerle was zum Grübeln!«, verkündete er, während weitere Salven die Straße rings um uns aufrissen – schwierig, mit diesen Dingern zu zielen, nahm ich an.

Sergeant McCallister sah mich an und schüttelte den Kopf. Er wollte nichts sagen, hoffte aber darauf, dass ich einsprang.

»Ähm, Sir, ich halte das für keine so gute Idee. Die warten wahrscheinlich schon mit einem Granatwerfer. Sobald wir die Hintertüren öffnen, werden sie feuern, und dann sind wir Grillkohle.« Einer von uns musste das ja aussprechen, fand ich.

»Wir können doch nicht einfach zulassen, dass der auf uns schießt!«, widersprach Heather, die noch röter geworden war.

»Also wirklich nicht, bei Gott! Wir werden denen eine Lektion erteilen, die sie nie vergessen werden!«, pflichtete Brennan ihr bei.

»Sir, wir können nicht auf Divis Tower schießen. Da drin wohnen Leute«, sagte ich.

»Sir, es gibt tatsächlich einen Dauerbefehl für West Belfast, und die Verhaltensregeln sehen nicht vor, das Feuer aus den Divis Flats ohne Erlaubnis eines Divisional Commander zu erwidern«, erklärte Sergeant McCallister mit fester Stimme.

Wieder gab es eine Salve, die den Wagen durchrüttelte und Stücke der Stahlarmierung von der Flanke des Land Rover scherte. Wir kamen uns vor wie in einem Flipperautomaten – einem Flipperautomaten mit dem zusätzlichen Kick eines drohenden Todes.

Der Constable der Reserve, dessen Namen ich nicht kannte, kotzte sich zwischen die Beine.

»Also, was schlagt ihr vor, ihr Feiglinge?«, tobte Brennan.

»Sir, wenn die einen Reifen treffen, stecken wir fest, ich schlage also vor, wir umfahren den Bus und rufen dann vielleicht die Armee, das ist eher deren Job«, sagte ich.

»Einfach abhauen! Und was hinterlässt das für einen Eindruck? Wir sind hier, um für Recht und Ordnung zu sorgen. Wir können doch nicht vor jeder lausigen Auseinandersetzung davonlaufen.«

Doch genau das taten wir, zu Brennans Verdruss. Wir umkurvten den brennenden Bus, meldeten den Angriff der Armee und hockten gedemütigt und stumm da, bis wir wieder auf dem Revier in Carrickfergus waren.

Wir stellten den Rover ab und waren alle schwer beeindruckt von den tiefen Dellen, die die 50-mm-Munition in die Stahlarmierung gefräst hatte.

Meine Ausrüstung stank nach Erbrochenem, also zog ich sie aus und streifte Jeans und das für den Notfall in meiner Schreibtischschublade lagernde »Deep Purple in Concert«- T-Shirt über. Dann schickte ich einen der gelangweilt glotzenden Reserve-Constables los, meine Sachen in die Reinigung zu bringen, und erwischte Sergeant McCallister an der Kaffeemaschine. »Haben Sie die Nummer mit den Verhaltensregeln erfunden?«

Er nickte. »Natürlich. Woher zum Teufel sollte ich die Verhaltensregeln für West Belfast kennen?«

Ich goss Constable Fitzgerald einen Becher süßen Irish Breakfast Tea ein und gab ihn ihr, als sie blass und zittrig von der Damentoilette kam.

»Das war ein echter Spaß heute, oder?«, sagte ich.

Dankbar nahm sie den Tee entgegen. »Ich war noch nie in einen Schusswechsel verwickelt«, erklärte sie.

»Na ja, wenn nur eine Seite schießt, ist es eigentlich kein Schusswechsel«, meinte ich. Fitzgerald wollte schon in die dunkle Ecke für die Reservisten verschwinden, doch ich lenkte sie zu meinem Schreibtisch am Fenster um. »Setzen Sie sich hierher, wo es hell ist«, sagte ich.

Sie senkte ihren hübschen Hintern auf meinen Lederdrehsessel.

»Sie haben einen schönen Ausblick«, meinte sie.

Es herrschte Ebbe, und der Strand war mit Einkaufswagen bedeckt, mit Bierdosen, Plastiktüten, verrottendem Seetang, den Resten eines Ford Escort, der 1978 vom Fisherman’s Quay ins Wasser gefallen war, toten Fischen, toten Quallen, ungeklärtem Abwasser und Öl.

»Aye, sehr schön«, sagte ich.

Sie trank dankbar den Tee. »Hmm, gut, was ist das für einer?«

Ich erklärte ihr die verborgenen Geheimnisse des Beuteltees.

»Und wo kommen Sie her?«, fragte ich sie.

»Jetzt aus Greenisland, ursprünglich aus Islandmagee«, antwortete sie.

»Ist Islandmagee nett?«

»Sehr nett. Dort hat man fast das Gefühl, es gibt überhaupt keine Unruhen.«

»Da möchte ich gern mal hin.«

Sie stellte die Tasse ab und nahm ein von mir mit Pfeilen und Fragezeichen gefülltes DIN-A4-Blatt in die Hand. In Blockbuchstaben stand darauf: »WIE HAT ER SEINE OPFER AUSGEWÄHLT?«

»Und, wie hat er seine Opfer ausgewählt?«, wollte sie wissen.

»Keine Ahnung, aber wenn wir das herausfinden, könnten wir …«

Jemand klopfte mir auf die Schulter. McCrabban. Er grinste mich listig an. »Tut mir leid, wenn ich bei der Arbeit störe, Sean, aber da ist jemand auf Leitung 4.«

»Entschuldigen Sie«, sagte ich zu Heather und drückte auf den entsprechenden Knopf.

»Ist da Sergeant Duffy?«, fragte jemand.

»Wer ist denn da?«

»Sie brauchen meinen Namen nicht zu kennen, aber wir sind uns heute schon mal begegnet.«

Lakai zwei.

»Reden Sie«, sagte ich.

»Tommy Little hatte einen Freund. Walter Hays. Ich weiß nicht, wo er jetzt wohnt. Wir haben ihn rausgeschmissen.«

Ich notierte mir den Namen. »Walter Hays. Hab ich. Ich finde ihn. Danke«, sagte ich.

Lakai zwei legte nicht auf.

»Gibt es noch was?«, fragte ich hoffnungsvoll.

»Ich habe heute den Belfast Telegraph gelesen.«

»Ja …«

»Tommy Little hatte nichts zu verbergen. Wusste doch jeder, dass Tommy Little schwul war.«

Ich wusste nicht, worauf er hinauswollte. »Okay, und was heißt das?«

»Sie, Sergeant Duffy, sollten sich fragen, warum Tommy Littles Neigungen geduldet wurden.«

»Warum seine Neigungen geduldet wurden? Was wollen Sie mir damit …« Aber da fiel es mir schon ein. Wenn Tommy Little nur gelegentlich mal für Sinn-Fein-Obere gefahren wäre, dann hätte man ihm schon lange eine Kugel ins Knie geschossen und ihn davongejagt. Aber er war kein Fahrer. »Sie wurden toleriert, weil Tommy Little wichtig war. Tommy war ein Feldspieler, richtig?«

»Guten Abend noch, Sergeant Duffy.«

Damit war die Leitung tot.

Ich schnappte mir Crabbie und Matty, ging mit ihnen in eines der Befragungszimmer und berichtete ihnen, was passiert war.

»Und was heißt das?«, fragte Matty.

»Das heißt, Matty, dass die Akten der RUC über Tommy Little falsch sind. Das heißt es. Er war ein hohes Tier«, erklärte Crabbie.

»Ich will, dass ihr herausfindet, wie weit oben er stand. Wenn nötig, nervt Special Branch, MI5 und den Armee-Geheimdienst damit. Irgendjemand weiß, wer dieser Kerl war, und ich will das ebenfalls wissen«, sagte ich.

Matty nickte.

Dann wandte ich mich an McCrabban. »Und wir beide finden heraus, wo dieser Walter Hays steckt, und statten ihm einen kleinen Besuch ab.«

Ich verließ den Raum und lächelte Heather zu. »Wann ist denn Ihre Schicht zu Ende?«, fragte ich sie.

»Um sieben«, antwortete sie.

»Haben Sie schon mal indisch gegessen?«

»Nein.«

»Wie wär’s mit einem schnellen Happen nach der Arbeit? Ein wenig entspannen?«

Sie schaute skeptisch. »Das ist doch nicht scharf, oder? Scharf vertrage ich nicht gut.«

Ich schüttelte den Kopf. »Nein, wie kommen Sie denn da drauf? Das ist prima. Hören Sie, wenn ich um sieben nicht zurück bin, tun Sie mir einen Gefallen und warten auf mich? Sie können sich ja schon umziehen und auf mich warten, okay?«

»Okay«, sagte sie und warf mir ein wunderschönes Lächeln zu.

Crabbie kam mit einem Stück Papier aus dem Befragungszimmer. »Eisernes Schweigen zu Tommy Little bei den Briten, ist ja klar, aber Special Branch sagt, sie schauen sich das an. Hier ist Walter Hays’ Adresse: 99 New Line Lane, Ballycarry.«

»Nehmen wir meinen BMW«, sagte ich. »Vom Land Rover hab ich für heute genug.«

Wir gingen nach unten und kamen am Schwarzen Brett vorbei. Jemand hatte das Foto von Sergeant McCallister aus dem Belfast Telegraph ausgeschnitten. Unglücklicherweise befand sich sein Kopf genau unter dem Wort »Homosexueller«. Die Witzbolde des Reviers hatten den Rest der Schlagzeile abgeschnitten.

»Geht das hier als Humor durch?«, fragte ich.

»Keine Ahnung. Ich bin eher ein Stan-und-Ollie-Fan«, antwortete Crabbie.

»Und die schliefen in einem Bett, oder nicht?«

Crabbie seufzte: »Das ist das Problem der heutigen Welt, Sean. Zyniker wie du. Die Zeiten damals waren unschuldiger. Aber sie sind endgültig vorbei.«

»Wie wahr, mein Freund, wie wahr.«