So mutig und kreativ, wie die Isländer ihren Alltag meistern, kleiden sie sich auch. Elegante High Heels, Strumpfhosen mit Leopardenmuster, extravagante Strickkleider oder ausladender Haarschmuck gehören so selbstverständlich zum Stadtbild von Reykjavík wie die Berge und das Meer. Auch Hundert-Kilo-Damen tragen selbstbewusst Miniröcke. Warum auch nicht? Sie zeigen, was sie haben. Schließlich weiß sowieso jeder, wie man aussieht. Die Isländer gehen regelmäßig schwimmen und relaxen in den heißen Pötten.

In Badesachen lässt sich bekanntlich wenig verbergen. Und das, was für die Allgemeinheit noch bedeckt ist, sehen zumindest die gleichgeschlechtlichen Genossen unter der Dusche. In Island ist es Pflicht, sich vor dem Baden komplett nackt zu waschen. Eine sehr hygienische Angelegenheit, für manche Ausländer allerdings anfangs eine Überwindung.

Die Isländer stellen sich gelassen den nackten Tatsachen: Klar, die eine mag ihre dicken Oberarme nicht so gerne, der andere hätte lieber einen flachen Bauch, doch das ist für sie noch lange kein Grund, gehemmt durchs Schwimmbad zu laufen.

Während bei uns Einzelkabinen gefragt sind, gibt es in zahlreichen isländischen Schwimmbädern gar keine. Und wenn doch, bleiben sie meist ungenutzt oder werden lediglich von Touristen aufgesucht. Die Isländerinnen selbst plaudern derweil in den Sammelkabinen mit Bekannten, cremen sich ausgiebig ein. Etliche, auch die mit der nicht so perfekten Modelfigur, fönen und schminken sich nach dem Baden nackt. Anziehen kann man sich später. Und so sieht jeder alles – die Tattoos, Piercings, Bindegewebsschwächen, überschüssige Pfunde und Falten der älteren Damen.