Und Jesus, erfüllt vom Heiligen Geist, kehrte vom Jordan zurück und wurde vom Geist vierzig Tage lang in die Wüste geführt, wo er vom Teufel versucht wurde. Und er aß nichts während dieser Tage; und als sie zu Ende waren, wurde er hungrig.
LUKAS 4,1–2

Der feine Unterschied zwischen Jesus und mir ist, dass er erst nach 40 Tagen hungrig wurde. Ich bin es jetzt schon, obwohl ich noch gar nicht richtig mit dem Fasten angefangen habe. Und mein Job als freier Mitarbeiter beim Norddeutschen Rundfunk erlaubt es mir auch nicht, 40 Tage in der Wüste rumzuhängen und meine Rippen zu zählen. Ganz zu schweigen davon, dass die nächste Wüste von der Ostsee ziemlich weit entfernt ist. Aber zumindest eine Gemeinsamkeit bleibt uns: Vom Teufel versucht zu werden ist heute für die meisten Menschen immer und überall an der Tagesordnung.

Meine Internetrecherche ergab nebenbei, dass es in der Bibel nur so wimmelt von Fastenden: Moses, Daniel, Elia, Esther, Paulus und noch einige weniger Prominente widerstanden ebenfalls der Verführung durch den Teufel und kasteiten sich durch Nahrungsverzicht.

Im Alten Testament steht sogar, wann man fasten sollte:

• in Zeiten eines Krieges oder der Gefahr eines Krieges (Richter 20, 26; 1. Samuel 7, 6),

• wenn geliebte Menschen erkrankt sind (2. Samuel 12,16–23),

• für erkrankte Feinde (Psalm 35,11–13),

• wenn geliebte Menschen gestorben sind (1. Samuel 31,13; 1. Chronik 10,12),

• um Gott seine Reue zu zeigen (5. Mose 9,15–18; 1. Könige 21,17–29; Jona 3, 4–10) und

• immer wenn eine Gefahr droht (Esra 8, 21; Esther 4, 3 und 4,16).

Wann sollen wir dann eigentlich überhaupt noch essen?

So viele gute Gründe fürs Fasten habe ich noch nirgends gefunden. Vielleicht verschaffen mir diese 40 Tage aber auch einen Glaubenskick und das Buch der Bücher wird zu meiner Abendlektüre. Und ich am Ende ein Christ? Gott bewahre!

Mein biblischer Fastenmarathon kommt nicht ganz aus dem Nichts. Vor sieben Jahren habe ich zum ersten Mal gefastet, fünf Tage lang. Dann steigerte ich mich im Laufe der Jahre auf zwölf Tage. So lange ohne Nahrung auszukommen gab mir ein Gefühl der Freiheit und Unabhängigkeit. Außerdem spürte ich, wie sich mein Körper von zu viel Fleisch, fettigem Essen, Alkohol, Nikotin (gerne angereichert mit Marihuana) und Kaffee erholte und plötzlich so topfit war, dass ich ganze Obstplantagen hätte ausreißen können. Ich fühlte mich auch seelisch gereinigt, brauchte kaum noch Schlaf, war vollkommen klar und hatte das Gefühl, absolut authentisch zu sein. Ungekünstelt. Undressiert.

Besonders vorbereitet habe ich mich auf die 40 Tage im Grunde nicht. Immerhin habe ich übers Internet einen ganzen Stapel Bücher übers Fasten bestellt. Ich will wissen, ob meine Erfahrungen mit denen der großen Fastenexperten übereinstimmen und ob das, was ich an körperlichen Veränderungen spüren werde, wissenschaftlich belegbar ist.

Wir glauben ja nichts mehr, was nicht bereits in irgendwelchen Studien überprüft worden ist.

Gestern habe ich mein letztes Abendmahl zu mir genommen, ein Abschiedsessen vom Essen. Knoblaucholiven, Schafskäse, eingelegte Peperoni und Fladenbrot vom Griechen auf dem Wochenmarkt. Ein Hauch Knoblauch liegt noch in meinem Atem, wenn ich die Unterlippe vorschiebe und die Luft in meine Nase strömen lasse. Eine letzte Reminiszenz an fette Zeiten. An gestern.

Jetzt liege ich hier, bin schlapp und klapprig, friere, kann nicht schlafen und finde Fasten zum Kotzen.

40 Tage Fasten - von einem, der mal Ballast abwerfen wollte
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