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Kapitel

Zuerst statteten sie jedoch dem Lazarett einen Besuch ab. Sechs Soldaten der Ersten lagen hier stöhnend und umwickelt, und mitten unter ihnen auch Fergran von den Holtzenauen und Jovid Jonis.

»Mir geht es gut, Leutnants, wirklich, ich kann schon wieder aufstehen!«, beeilte sich Jonis sofort zu versichern; offensichtlich fürchtete er hier drinnen mehr den Zorn der Erstkompanier als draußen.

»Nur bis zum Abend noch, Jonis. Nur zur Beobachtung«, beruhigte ihn Fenna, während Gyffs schon zu von den Holtzenauen weiterging.

»Wie sieht’s aus?«, fragte sie diesen.

»Ach, na ja, ich sehe noch alles doppelt, aber das wird schon wieder. Ich hoffe nicht, dass es etwas mit den Augen zu tun hat.«

»Nein, es sind wohl eher die üblichen Auswirkungen einer unnötig heftig geführten Prügelei«, sagte die Heilerin Ilintu, die in diesem Moment aus ihrem durch einen Vorhang abgedeckten Hinterzimmer hervorkam. »Ist dir eigentlich bewusst, Eremith, dass du mir trotz deines gegenteiligen Versprechens mehr Arbeit verschaffst als irgendjemand anders in dieser Festung? Und das, obwohl Hauptmann Gollberg regelmäßig ins Feindesland hinausreitet. Aber nichts, keine Hirnerschütterungen, keine zu bandagierenden Kompanien. Nur du bringst das fertig.«

Fenna lächelte betreten. »Das tut mir wirklich sehr leid.«

Gyffs, die ebenfalls lächelte, und zwar darüber, dass Fenna und die Heilerin sich duzten, übernahm nun. Sie wandte sich an alle Verwundeten. »Und das erstreckt sich auf euch alle: Auch ich bitte euch aufrichtig um Entschuldigung. Aber der Tag war ein voller Erfolg. Der Generalinspizient war von unserer unbarmherzig geführten Auseinandersetzung sehr beeindruckt und wird die Festung Carlyr sicherlich wohlwollend in seinem Bericht vermerken. Und das wiederum wird sich günstig auswirken bei zukünftigen Zuteilungen von Ausrüstung, Pferden und Proviant. Wir haben also alle gemeinsam dazu beigetragen, der Festung Carlyr einen guten Stand zu verschaffen. Wir sollten stolz sein, auch stolz aufeinander, anstatt sinnlosen Groll zu hegen.«

»Wisst ihr was?«, fiel Fenna ein. »Wir sollen nachher auf Kosten des Obersts Perlenwein kredenzt bekommen. Wir werden dafür Sorge tragen, dass ein Fläschchen davon verschwindet und in diesem Lazarett wieder auftaucht. Aber nur für euch Verwundete! Eure Kameraden, die nicht hier liegen, haben sich heute offensichtlich nicht genug ins Zeug gelegt!«

Drei der Erstkompanier lachten jetzt tatsächlich, drei schauten noch grimmig, aber nicht mehr ganz so grimmig wie vorher.

»Ich weiß ja nicht, ob ich Alkohol zulassen kann …«, sagte Ilintu augenzwinkernd, und damit brach das Eis. Sie war jetzt der Buhmann, sie wurde von den Soldaten beschimpft und befleht, und man lachte jetzt miteinander, anstatt sich Vorwürfe zu machen.

Als Nächstes gingen Fenna und Gyffs in die Offiziersmesse, um einen Happen zu essen. Hobock & Sells waren schon da und stopften sich voll. Fenna und Gyffs nahmen alle Gratulationen bescheiden entgegen und beteuerten mindestens viermal, dass sowohl die Musik als auch die Schwertkampfpräsentation ebenfalls hervorragend gewesen waren.

»Stimmt eigentlich«, lachte Leutnant Sells, dessen Gesicht schon genauso rot war wie seine Haare, »die Einzigen, die sich heute wirklich nicht mit Ruhm bekleckert haben, sind die formidablen Ersten!«

»Nächstes Mal kriegt ihr die goldene Flagge und sie die blaue«, grinste Leutnant Hobock, aber mehr Häme als dies gestattete er sich nicht.

In der Mannschaftsmesse ging es schon hoch her. Obwohl es draußen noch hellichter Tag war, sprudelte bereits der Perlwein. Gyffs fragte sich, ob hier bei der Koordination mit dem Küchenpersonal etwas schiefgelaufen war, denn wenn den Tag über betrunkene Soldaten durch die Festung torkelten, würde das den guten Eindruck des Generals womöglich wieder zunichtemachen. Sie sammelte vier der Flaschen ein und sagte: »Erst bei Einbruch der Dunkelheit, meine Herren. Heute ist nicht das Lunfest oder das Bachmufest. Der geregelte Betrieb der Festung muss trotz allem aufrechterhalten werden.«

»Falls die Affenmenschen angreifen, aaaahhhhhrrghhh!«, brüllte Behnk übertrieben grässlich. Alle lachten. Man sang Lieder, hakte sich ein, schunkelte und tanzte ein wenig, aber es fehlten die echten Musikanten. Tadao Nelat kam auf die Idee, die Musiker der Zweiten dazuzuholen. »Aber dann werden wir ja den Wein teilen müssen!«, protestierte Sensa MerDilli lachend.

Fenna dachte darüber nach, einen spontanen Gewaltmarsch zu verhängen, einfach nur, um die Zeit bis zum Dunkelwerden zu überbrücken. Aber das wäre ungerecht gewesen. Die Männer hatten sich heute bereits vollkommen verausgabt. Die geschwollenen, von Blutergüssen verfärbten Gesichter von Deleven, Garsid, Stodaert und Emara legten ein beredtes Zeugnis davon ab. Und Kertz’ Augengläser waren nun nur noch ein schiefes, erbärmliches Augenglas.

Morgen sollte ebenfalls ein übungsfreier Tag sein. Fenna und Gyffs spürten beide, wie schwer es war, eine Kompanie zu leiten, wenn dieser Kompanie ein Aussetzen des Drills versprochen worden war. Sollten die Männer sich tagsüber aufs Ohr legen, nur um anschließend umso ausdauernder in die Nacht hineinkrakeelen zu können? Auch nicht gut. Sollte man ihnen das Feiern und Trinken ganz untersagen? Aber was, wenn nicht einen vollkommen unwahrscheinlichen Sieg über Gollbergs Elitetruppe, sollte man denn dann in dieser Festung feiern und begießen?

Es war ein Dilemma, und man konnte es nur aussitzen. Fenna bedauerte beinahe, dass sie gewonnen hatten, aber nun ließ sich nichts mehr ändern.

Die Männer sangen und scherzten und spotteten noch im Nachhinein über die Kavalleristen, die ohne ihre Pferde wohl nur halbe Soldaten waren. Schließlich gesellten sich noch Teile der Zweiten hinzu, es wurden tatsächlich Musikinstrumente ausgepackt, und man sang krähend und tanzte stürmisch, bis Stühle kippten und Tische wackelten. Irgendwann wurde es draußen endlich dunkel. Der Perlwein schien kein Ende zu nehmen. Fenna wollte erst eine Ordonnanz damit beauftragen, eine Flasche ins Lazarett zu bringen, übernahm dies dann aber lieber selbst. Im Lazarett wurde er mit großem Hallo empfangen. Es gab einen sehr nahen Moment zwischen ihm und Ilintu, bis sie sich abwandte und wieder beschäftigt tat. Fenna ging zurück in die Messe. Dort waren inzwischen auch Soldaten der Ersten Kompanie eingetroffen, die Fronten verhärteten sich, eine trunkene Schlägerei lag in der Luft, aber erneut bewies Leutnant Gyffs ihr Schlichtungstalent und führte die Streithähne an gemeinsame Tische. Man tanzte und lachte. Resea war verschwunden. Einerseits wollte Fenna gar nicht wissen, was Resea trieb, andererseits hoffte er inständig, dass die schwarzhaarige »Großnichte« nicht ebenfalls aus ihren Kreisen verschwunden war. Wenn ein einfacher Soldat der Dritten Kompanie dabei erwischt wurde, wie er mit der Mätresse eines Generals herummachte, konnte dies schwerwiegende Konsequenzen für die gesamte Festung nach sich ziehen.

Fenna konzentrierte sich auf die aufsteigenden Bläschen des Prickelweins, wie der Oberst ihn genannt hatte. »Bleib nüchtern, Eremith«, ermahnte Gyffs ihn, »wir sind noch beim Oberst mit dem General verabredet.«

Fenna versuchte sich nüchtern zu trinken.

In der Mannschaftsmesse wurde es immer lauter. Es begann nach hervorgerülpstem Alkohol zu stinken. Gyffs hielt sich in der Nähe der Tür auf und atmete nach draußen. Die Lieder der Männer wurden verzweifelter und anzüglicher.

Sie war untenrum haarig wie ein Affenmensch,

doch ich sagte mir: Sei doch mal versöhnlich, Mensch!

Fenna war wieder in Chlayst, vor dem Sumpfgas, nach getaner Arbeit, bei einem Garnisonsfest, unter Gleichgesinnten, von seinen Untergebenen geachtet, von seinen Vorgesetzten geschätzt. Etliche der von ihm Ausgebildeten waren schon nicht mehr am Leben. Kinder unter Kindern auf den Scheiterhaufen des kriechenden Sumpftodes.

Schließlich hielt Gyffs es nicht mehr aus. Sie griff sich Fenna und dirigierte ihn zur Tür hinaus. Die frische Nachtluft brachte ihn wieder ein wenig zu sich. Carlyr war um so vieles fester und unverrückbarer als Chlayst. Keine bewegliche Brandung, nirgends. Nur Felsen und Klippen und Wüste. Selbst der Mond von starren Wolken umzingelt und belagert.

Gyffs ordnete Fennas Uniform. »Jetzt reiß dich bitte zusammen, Eremith! Bislang ist heute alles glatt gegangen. Jetzt müssen wir nur noch bis zur Mitternacht durchhalten, und wir haben gewonnen.«

So hatte er das noch gar nicht gesehen. Der Sieg war noch keineswegs errungen. Was jetzt kam, gehörte zum Manöver dazu.

Er hielt sich aufrecht, und sie lenkte ihn in die F & L, nach oben, wo die dünnerwandigen Gläser klirrten und das Gelächter der Damen heller perlte als selbst der Prickelwein vor einer Kerzenflamme.

Hauptmann Gollberg und Oberst Jenko trugen ihre Festtagsuniformen, der greise General seine Orden und Auszeichnungen, die drei Damen – es waren alle drei anwesend, wie Fenna beruhigt vermerkte – Perlenketten und funkelndes Geschmeide. Fenna und Gyffs waren verhältnismäßig simpel gekleidet, alltäglich soldatisch, doch das machte nichts, sie waren die Helden des Tages.

Zu essen gab es kalten Fasan und Traubenschaumterrine, dazu einen weiteren Perlwein, der eine rosa Farbe hatte.

General Feudenstich nahm Leutnant Fenna gleich in Beschlag. Fenna musste ihm Chlayst beschreiben, vor und nach der Katastrophe. Fenna fand für das Vorher Worte wie »malerisch, berechenbar, salzhaltig wie gepökelt, aber auch gesittet«, und für das Hinterher »unverständlich, vielwinkelig, das Gift in allen Ritzen und Poren, wie ein Schwamm, ein mit Sterben vollgesogener Schwamm«. Er musste sich anstrengen, um beim Sprechen nicht zu lallen und um die Scheiterhaufenkinder aus seiner Nähe zu verscheuchen. Beides gelang, indem er Gyffs’ beruhigende Nähe und die verlässliche Massigkeit Oberst Jenkos als Anhaltspunkte im Raum verwendete.

Der General schien zufrieden und plauderte mit Gyffs, der dies viel leichter zu fallen schien. Zwei der Damen drängten sich an Fenna heran und verwirrten ihn wieder mit ihren lasziven Parfüms und ihren schönen, heiteren Augen.

Dann war da wieder der alte General, rascher, als es seinem Alter zuzutrauen gewesen wäre. »Sagt mal, Leutnant – Ihr seid ein junger Mann, Eure Meinung interessiert mich. Ich saß am frühen Abend mit Hauptmann Gollberg zusammen und habe mich mit ihm über den Affenmenschenfeldzug unterhalten. Der Hauptmann hat das Verhalten Hauptmann Gayos auf das Schärfste verurteilt. Was sagt man denn dazu? Im ganzen Land feiert man Gayo als Helden und Retter der Überlebenden, und hier vor Ort sagt man, es sei ein Fehler gewesen, sich zurückzuziehen?«

»Ich … kann das nicht beurteilen, Herr General. Ich bin über die genauen Zielsetzungen des Affenmenschenfeldzuges nicht im Bilde.«

»Aber die Zielsetzungen sind doch ganz einfach gewesen: Ausrottung der Affenbrut und Zerschlagung des magischen Übels, das sich im Norden aufbaute und den gesamten Kontinent bedrohte.«

»Dann … wenn diese Ziele noch nicht erfüllt worden sind … mit Verlaub, Herr General … dann war der Rückzug womöglich tatsächlich verfrüht.«

»Ihr seid da mit Hauptmann Gollberg einer Meinung?«

»Sieht so aus, Herr General.«

»Warum?«

»Weil Hauptmann Gayo immer noch« – Fenna überschlug im Kopf, was der Schreiber Lement ihm erzählt hatte – »1200 Mann zur Verfügung hatte. Die zwölffache Besatzung der Festung Carlyr, die vierundzwanzigfache einer Stadt wie Chlayst. Mit 1200 Mann kann man immer noch eine Menge ausrichten.«

»Und was sagt Ihr dazu, Leutnant Gyffs?«

Gyffs reckte sich in Habtachtstellung. »Die meisten dieser Männer und Frauen waren erkrankt, Herr General. Und die Magier waren alle tot. Ich bin der Meinung, Hauptmann Gayo hat richtig gehandelt, im Sinne der königlichen Armee. Je länger er sich noch im Feindesland aufgehalten hätte, desto mehr seiner Soldaten wären kollabiert und hätten die nicht Kollabierten belastet. Und möglicherweise wäre dann überhaupt keiner mehr lebend herausgekommen. Und alle Informationen über das, was dort vorgefallen ist, wären verloren gegangen.«

Der alte General grinste schädelig. »Ihr betont, Leutnant Gyffs, dass die Magier alle tot waren. Aber in den meisten Garnisonen gibt es überhaupt keine Magier. Auch in der Festung Carlyr nicht. Glaubt Ihr, dass dies die Stärke einer solchen Garnison beeinträchtigt?«

»Nein, Herr General, ich denke, dass Garnisonen auch sehr gut ohne Magier auskommen können.«

»Und wie seht Ihr das, Leutnant Fenna?«

»In Chlayst konnten wir Magier gut brauchen. Es kamen zwei zu uns, nach der Katastrophe, und boten uns ihre Hilfe an. Ich glaube, sie haben vielen Einwohnern das Leben gerettet.«

»Unbezweifelbar, mein Junge. Und da fragt man sich doch manchmal: Warum eigentlich nicht? Warum rekrutiert die Königin keine Magier? Aber als es um den großen Feldzug ging, legte sie sehr viel Wert auf Magier.«

Leutnant Sells’ Theorie von der geplanten Magierausrottung fiel Fenna wieder ein. Der Gedanke war unheimlich und half ihm dabei, nüchterner zu werden. »Soviel ich weiß, Herr General, rekrutiert die Armee im Allgemeinen keine Magier, weil sie als Risiko gelten. Niemand kann so richtig überwachen, was sie tun, und wenn sie in einer Drucksituation durchdrehen, können sie zu einer großen Gefahr für das eigene Heer werden.«

»So ist es. Also warum gab es so viele Magier beim Affenmenschenfeldzug?«

»Weil … das habt Ihr selbst vorhin gesagt … die Bedrohung, die von den Affenmenschen ausging, magischer Natur war?«

»So ist es, mein Junge. Und deshalb konnte der gemeine Soldat dort oben ohnehin nichts ausrichten. Und deshalb war es, nachdem alle Magier gefallen waren, auch vollkommen richtig vom jungen Hauptmann Gayo, die Überlebenden aus der Gefahrenzone herauszuführen. Ein kluges und umsichtiges militärisches Manöver, hm, ja, ja.« Der alte General kratzte sich ungeniert am Hintern. »Hauptmann Gollberg aber glaubt, dass sich noch immer versprengte Überlebende dort oben herumtreiben. Seid Ihr da auch mit ihm einer Meinung, Leutnant Fenna?«

»Ich halte es … nicht für unmöglich, Herr General.«

Der General lachte wieder rasselnd. »Na schön, hier in Carlyr scheint man sich ja einig zu sein. Jetzt interessiert mich nur noch eines: Wie fühlt man sich als Soldat, wenn man weiß, dass der gemeine Soldat gegen die Magie der Affenmenschen gar nichts auszurichten imstande ist?«

»Na, nun, Herr General«, mischte sich Oberst Jenko dazwischen, »Ihr lasst es ja aussehen, als stünden wir hier auf einem verlorenen Posten …«

»Nein, Oberst, über den Posten habe ich kein Wort verloren. Die Festung Carlyr ist sicher und fest, das bestreite ich mit keiner Silbe. Aber nördlich von hier wird es immens gefährlich, das hat der Feldzug uns allen bewiesen. Also, Leutnant Fenna, wie fühlt Ihr Euch angesichts dieser Tatsache?«

»Ich … nun, es ist nicht meine Aufgabe, die Durchführbarkeit meiner Befehle zu beurteilen oder infrage zu stellen. Meine Aufgabe besteht lediglich darin, die Befehle auszuführen. Aber ich muss auch anmerken, dass ich bislang nicht das Gefühl habe, dass die Führung dieser Festung von uns Unteroffizieren Unmögliches verlangt. Die Aufgaben sind klar umrissen, eindeutig und bewältigbar.«

»Dann hoffen wir alle, dass dies so bleibt!«, sagte General Feudenstich versöhnlich, und damit war das unangenehme Gespräch endlich ausgestanden.

Fenna fand Zeit für die süße Traubenschaumterrine und für ein kurzes Schwätzchen über Männer und Frauen als gleichberechtigte Kommandeure mit der blonden »Großnichte«.

Dann stand plötzlich Hauptmann Gollberg neben ihm.

»Mir geht die ganze Zeit über eine Frage im Kopf herum, Leutnant Fenna.«

»Hauptmann?«

»Wenn wir noch eine oder zwei weitere Runden gespielt hätten – hättet Ihr dann noch weitere Tricks auf Lager gehabt wie den mit der geworfenen Flagge?«

»Nein. Das war der einzige Überraschungseffekt, den wir vorher ausführlich geübt haben.«

»Und warum habt Ihr diesen Trick dann nicht schon in Runde zwei durchgeführt, um den Sack zuzumachen und Euren und unseren Leuten die anstrengende Runde drei zu ersparen?«

»Na ja, wir hofften, Euch durch den Gewinn der ersten Runde so verunsichern zu können, dass die zweite Runde auch so an uns geht. Wir wollten das zumindest ausprobieren, um zu sehen, wozu unsere Jungs in der Lage sind. Falls Ihr die zweite Runde dann aber doch gewinnen solltet, hatten wir ja noch die Überraschung für Runde drei in der Hinterhand.«

Gollberg sah Fenna lange in die Augen. »Ich freue mich, dass Ihr ehrlich zu mir seid und nicht behauptet, Ihr hättet noch endlos viele Überraschungen in Eurem Repertoire gehabt. Morgen soll für all unsere Soldaten ein freier Tag zur Erholung sein, aber wie wäre es, wenn wir übermorgen mit der Reitausbildung Eurer Männer beginnen? Ich möchte meine Wettschuld gerne so unverzüglich wie möglich einlösen.«

»Ich werde Euch da nicht unter Druck setzen, Hauptmann. Beginnt mit der Ausbildung, wann es Euch in Euren Zeitplan passt.«

»Also ab übermorgen für eine Woche. Allerliebst.« Sie gaben sich die Hand darauf. Fenna schlug nur zögernd ein, drückte dafür aber umso fester zu. Noch vor anderthalb Monden hatte Gollberg ihm gesagt, ein Hauptmann gebe einem Unteroffizier nicht einfach so die Hand, aber dies war heute schon das zweite Mal. Durch das Gewinnen des Manöverkampfspiels hatten Fenna und Gyffs an Respekt gewonnen, waren in Gollbergs Augen jetzt womöglich schon an den zwar freundlichen, aber ehrgeizlosen Hobock & Sells vorbeigezogen.

Diese Festungshackordnung war keine angenehme Sache, aber sicherlich war es für die Dritte Kompanie von Vorteil, nun nicht mehr am untersten Ende der Leiter zu stehen.