7

Kapitel

Am nächsten Morgen wachte Fenna auf und war zornig.

Er konnte sich das selbst nicht ganz erklären. Eigentlich war er recht guter Dinge zu Bett gegangen. Die Vereidigung war überstanden, keiner seiner Leute hatte im letzten Augenblick noch gekniffen oder war während des Strammstehens umgekippt. Auch dass ein anschließendes Festbesäufnis nicht möglich gewesen war, hatte vielleicht die eine oder andere Peinlichkeit oder belastende Geldschuld verhindert.

Aber etwas stimmte nicht. Seine Männer hatten keinen Tusch bekommen. Ihr unmittelbarer Vorgesetzter, Hauptmann Gollberg, hatte es nicht für nötig gehalten, ihre Vereidigung mit seiner Anwesenheit zu beehren. Oberst Jenko hatte zwar eine hübsche Ansprache gehalten, es aber nicht einmal für nötig erachtet, sich vorher eine Namensliste der zu Vereidigenden aushändigen zu lassen. Selbst der Schreiber Lement ließ sich immer nur dann blicken, wenn Fenna ihn ausdrücklich anforderte. Einzig Hobock & Sells und ihre Kompanie hatten den Grünhörnern die Ehre erwiesen. Das war zu wenig in einer Festung, die nur halb besetzt war und in der es kaum etwas zu tun gab.

Dazu kam noch, dass man ihm in den kommenden Tagen eine Akademieoffizierin aus Uderun als gleichberechtigte Befehlshaberin an die Seite stellen würde – um ihn zusätzlich zu behindern, bei Fuß zu behalten, am eigenmächtigen Handeln zu hindern. Aber wie konnte man überhaupt einem ausschließlich akademischen Absolventen lebendige Menschen als Untergebene anvertrauen? Holzklötzchen auf einer strategischen Karte: ja. Mit Stroh gefüllte Übungspuppen auf dem Kasernenhof: warum nicht? Aber Menschen, die selbst unerfahren waren und die sterben konnten, wenn man ihnen einen Befehl erteilte, der sich zwar in der Theorie recht schön anhörte, der aber überhaupt nicht mit der Realität abgeglichen war? Auf keinen Fall!

Überall wurden ihm Bremsklötze in den Weg gelegt. Allzu scharf macht schartig – was für ein Witz!

Fenna begriff, dass seine Dritte Kompanie aus Opferlämmern bestand. Frischfleisch, das in eine Bresche gestopft und verheizt werden konnte, weil eben nichts Besseres verfügbar war. Gollberg wollte die Dritte benutzen, um auf dem Manöver vor dem General zu glänzen. Jenko benötigte irgendeine Zahl an Soldaten, damit er der Königin gegenüber eine Mindestbesetzung zu vermelden imstande war. Irgendwann würde die Königin die Dritte Kompanie losschicken, um wieder irgendeinen vollkommen schwachsinnigen Vorstoß gegen die Affenmenschen durchführen zu können. Allen waren die Behnks und die »Scheusale« und die Teppels, selbst die Reseas und Delevens und Garsids vollkommen egal.

Eremith Fenna beschloss, jeden zu überraschen.

Genau genommen hatte er das schon beschlossen, als er Gollberg die Wette angeboten hatte, aber damals hatte er es wirklich noch für eine gute Idee gehalten, seinen eigenen Posten aufs Spiel zu setzen und beim Verlieren der Wette nach Chlayst zurückgeschickt zu werden. Aber das änderte sich jetzt. Sie hatten keinen Tusch bekommen. Keinen Hauptmann. Keinen Wein hinterher. Keine persönliche Ansprache durch den Oberst. Er selbst, Fenna, galt ebenfalls als »beschädigte Ware«. In einem Alter, in dem ein Gollberg schon längst Hauptmann war, lag Fenna als Leutnant vier volle Monde lang in einem Lazarett. Ilintu hätte ihn wohl nie vier volle Monde in einem ihrer Betten geduldet, was für Schwächlinge mussten das also sein in Chlayst?

Leutnant Fenna nahm sich vor, seinen vierzehn Schützlingen alles beizubringen, was er selbst sich in vierzehn Jahren Armeedienst angeeignet hatte.

Er begann an diesem Tag mit Fallübungen.

Wenn die Männer imstande waren, ohne sich zu verletzen hinzufallen, waren alle denkbaren Kampfbegegnungen und auch Klettermissgeschicke bereits in ihrer Gefährlichkeit entschärft. Fenna brachte ihnen bei, die Arme zu verwenden, um den Rumpf abzufedern. »Es ist besser, sich einen Arm zu brechen als mehrere Rippen oder sogar das Kreuz.« Er zeigte ihnen, wie man sich aus dem Fallen heraus abrollen und ohne große Verzögerung wieder hochkommen konnte. »Man muss den Schwung nutzen und in Geschwindigkeit verwandeln. Dadurch kann man wenigstens schon einmal nicht durch nachsetzende Attacken getroffen werden.« Er machte ihnen vor, wie man von unten herauf attackieren und einen bereits siegesgewissen Gegner somit empfindlichst überraschen konnte. »Schlagt nach seinen Beinen, an die kommt man im aufrecht stehenden Kampf ziemlich schwer heran. Ihr werdet sehen, was das ausmacht, wenn ein Gegner nicht mehr stehen kann.« Er ließ sie sich gegenseitig über die Schultern werfen, damit sie ein Gefühl füreinander bekamen. »Jeder von euch ist in der Lage, Behnk oder Kindem oder MerDilli zu werfen. Ihr müsst einen schwereren Kontrahenten nämlich nicht tragen und halten, ihr sollt ihn nur über euch hinwegrollen lassen.« Er zeigte ihnen, wie wichtig es war, sich von einem Auf- oder Zusammenprall nicht aus dem Konzept bringen zu lassen. »Je schneller ihr euch wieder zusammenreißen und aufrappeln könnt, desto geringer ist der Vorteil, den euer Gegner aus dem Sturz ziehen kann.« Er vermittelte ihnen, dass selbst der härteste Boden nichts war, das man fürchten musste. »Der Boden kommt nicht auf euch zugerast wie eine Keule oder ein Schwert. Der Boden bleibt immer gleich, ist verlässlich. Falls ihr ihn unter den Füßen verliert, ist das nicht seine Schuld, sondern ganz allein eure.«

Natürlich schimpfte Resea wieder, dass er sie zwang, hundertmal »hinzufallen wie Vollidioten«. Natürlich ging »Scheusal« Kertz wieder zu grob vor, und es gab Prellungen, blaue Flecken und Schürfwunden. Natürlich stießen zwei der Männer – Stodaert und Ekhanner – so empfindlich mit den Köpfen zusammen, dass sie beide ganz benommen waren, Sterne sahen und eine halbe Stunde sitzen bleiben mussten. Aber im Großen und Ganzen war dieser Tag ein Erfolg. Gegen Abend schickte Fenna seine erschöpften, staubigen, aber zuversichtlichen Soldaten nach einem abschließenden Lob zum Waschen und Ausruhen.

Er selbst wusch sich ebenfalls und brachte Kleidung und Haare in Ordnung. Aus der Offiziersmesse organisierte er einen frisch befüllten Krug Rotwein und zwei tönerne Trinkgefäße. Etwas Feineres, Gläserneres aus Fairai war in der gesamten Festung einzig dem Oberst und seinen generalischen Gästen vorbehalten.

Yinn Hanitz schlief wieder, als Eremith Fenna im Lazarett auftauchte. Fenna stellte den Wein und die Krüge auf einen Tisch.

»Wie geht es ihm?«

»Das ist gar nicht so leicht zu bestimmen. Meistens ist er ganz klar, wenn er wach ist. Manchmal jedoch kann er sich gar nicht mehr erinnern, wie er hierhergekommen ist. Nicht nur ins Lazarett, sondern auch in die Festung. Verletzungen des Kopfes haben es an sich, dass der Schaden oft weitreichend und seltsam ist.«

»Weitreichend und seltsam.« Ilintu bot ihm einen Sitzplatz an, und Fenna setzte sich. »Ich möchte gerne mehr erfahren über die Auswirkungen des Affenmenschenfeldzuges auf die Soldaten, die es bis hierhin zurückschafften.«

»Das sagtet Ihr mir bereits. Ist dies der einzige Grund, weshalb Ihr Euch mit mir verabreden wolltet und mir Wein kredenzt, Leutnant? Weil Ihr mich ausfragen möchtet?«

»Seid Ihr beleidigt, wenn ich Ja sage?«

»Nein. Nein, keineswegs. In gewissem Sinne bin ich sogar … beruhigt. Zu viele Soldaten tauchen bei mir auf und säuseln mir ins Ohr, dass ich die einzige schöne Frau der ganzen Festung bin.«

»Was nicht von der Hand zu weisen ist. Ich meine, ich habe mir noch nicht alle Wäscherinnen genau angeschaut, aber bislang scheint Ihr wirklich die Schönste weit und breit zu sein.«

Sie sah ihn prüfend an, und da er so unschuldig ernst blieb, musste sie lachen. »Ihr seid unmöglich, Leutnant. Ich dachte, es ist mein Fachwissen, das Euch interessiert.«

»Ja, natürlich. Unter anderem. Warum fangen wir nicht erst mal damit an, dass wir uns duzen? Mein Name ist Eremith.« Er hob seinen Krug, um mit ihr anzustoßen, doch sie zögerte.

»Eremith? Hättest du dann nicht eher … so eine Art Priester werden müssen anstatt ein Soldat?«

»Ich bin Offizier geworden. Das macht schon sehr einsam. Prost! Ich möchte darauf anstoßen, dass ich dir in Zukunft so wenig Arbeit wie möglich bereiten werde.«

»Darauf stoße ich gerne an, Eremith.« Sie trank mit wildem Gesichtsausdruck. »Aber immer, wenn ich heute auf den Hof blickte, sah ich die durch die Luft fliegenden Leiber deiner Männer, und ich denke, du wirst mir vielleicht noch mehr Arbeit bereiten als zum Beispiel Hobock & Sells.«

»Ich lege es nicht darauf an, glaub mir. Wie ist das mit Hauptmann Gollbergs Leuten? Müssen von denen oft welche behandelt werden?«

»Ich glaube, Gollberg verhängt Strafen, falls einer aus seiner Kompanie erkranken oder sich verletzen sollte. Gollberg möchte, dass alle Männer und Frauen aus Stahl bestehen. Ich kann ihn nicht leiden.«

»Ich weiß nicht, was ich von ihm halten soll. Möglicherweise ist er ein hervorragender Soldat.«

»Ein hervorragender Soldat – dass ich nicht lache! Was soll das sein: ein hervorragender Soldat? Soldaten sind Narren! Sie lassen sich missbrauchen und töten im Namen irgendeiner Sache, irgendeines Landes oder Interesses. Sie schreien Huah und anderen Unfug, rennen blöde in ihr Verderben und bluten mir anschließend die Laken voll. Es macht mich wütend, wenn ich über Soldaten nachdenke.«

Fenna rückte unwillkürlich ein wenig von der Heilerin ab. »Dann … ist eine Festung für dich aber ein ungeschickter Ort zum Arbeiten, oder? Wenn man für Soldaten gar nichts übrig hat?«

»Ich arbeite dort, wo ich gebraucht werde, Eremith, nicht dort, wo es für mich persönlich am erbaulichsten ist. Denkst du, jemand, der bei der Brandwehr arbeitet, liebt das Feuer und hält sich gerne in ihm auf? Nein. Er macht es, weil das Feuer alle bedroht. Und ich flicke Soldaten wieder zusammen, weil sie zu dumm sind, selbst auf sich achtzugeben und einen anständigen Beruf zu ergreifen. Was hast du für Männer in deiner Kompanie? Meinst du nicht auch, sie könnten … tischlern oder … Schuhe herstellen oder … Brot backen oder musizieren oder irgendetwas anderes? Stattdessen bringst du ihnen bei, wie man auf die Fresse fällt und einem anderen von unten das Schwert in den Bauch rammen kann.« Ilintu leerte ihren Weinkrug und füllte sich nach. Fenna hatte noch kaum zwei Schlucke zu sich genommen.

»Aber bei der Armee zu sein, ist genau wie bei der Brandwehr zu sein. Ich komme nicht aus einem Kriegsheer. Der letzte große Krieg auf diesem Kontinent ist siebzehn Jahre her, das schreckliche Morden zwischen Südjazat und Nordjazat. Ich bin ein Stadtgardist. Wer heutzutage einer Stadtgarde beitritt, tut dies, um die Bevölkerung vor Freibeutern, Plünderbanden, Ungeheuern oder sich selbst zu schützen. Oder eben vor Katastrophen, wie sich in Chlayst letztes Jahr tatsächlich eine ereignet hat. Und die Männer in meiner neuen Kompanie hier in der Festung Carlyr sind zur Armee gegangen, weil der Feldzug der Königin so nachhaltig in die Hose gegangen ist, dass man mittlerweile um die Sicherheit des Landes fürchten muss, falls die Affenmenschen eine Vergeltung erwägen sollten.«

»Die Affenmenschen! Dass ich nicht lache! Die haben noch nie irgendjemandem etwas getan! Gut, in Galliko balgen sie sich dauernd mit den Gallikonern, aber doch auch nur, weil die Gallikoner dauernd berittene Trupps zum Brandschatzen und Beutemachen in das Affenmenschenland hineinschicken. Diese Festung, Carlyr, steht seit Ewigkeiten, und die Affenmenschen haben sie niemals überrannt oder auch nur angegriffen. Weil sie gar kein Interesse daran haben. Weil sie harmlos sind.«

»Aber wenn sie wirklich so harmlos sind – warum hatte der Feldzug dann so wenige Überlebende? Der Winter, in Ordnung. Giftiges Gas, ich habe davon gehört. Bestien, Felsspalten, Erdrutsche – geschenkt. Aber es hat 570 Tote alleine am Skorpionshügel gegeben! Unter harmlos verstehe ich etwas anderes.«

»Weißt du, was ich glaube? Die Katastrophe am Skorpionshügel wurde durch unsere Magier ausgelöst, nicht durch die Affenmenschen.«

»Das mag ja sein, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass sich da oben nun etwas verändert hat. Ihr Götter, manchmal ist mir, als könnte ich das Feuer, das dort lodert, riechen! Und wer soll zwischen dem stehen, was auch immer von dort kommt, und unserem Land? Deine Tischler etwa? Deine Schuster? Deine Musikanten? Nein, Ilintu. Das ist Wunschdenken. Die Wirklichkeit ist unbarmherziger und unwägbarer.«

Die Heilerin betrachtete den Leutnant eine Weile. Dann fragte sie: »So unbarmherzig und unwägbar wie die Wirklichkeit in Chlayst?«

»Genau so«, nickte Fenna. »Du lebst dein Leben. Du dilettierst an deinem Glück herum. Und auf einmal ist oben unten und unten oben. Kinder und Tiere verrecken als Erstes. Die Alten kommen nicht mehr raus. Deine Heimat ist ein Tollhaus, eine Schlachthalle, ein Gräberfeld.«

»Wie hast du das alles überstehen können?«

»Gar nicht. Ich lag vier Monde in einem Lazarett, und die Heleleschwestern waren nicht halb so hübsch wie du.«

Beide tranken. Zeit verging. Draußen verkleckerte der Mond sein Licht.

»Also«, begann Ilintu nach einer Weile. »Willst du wissen, wie das war mit den Überlebenden des Feldzuges?«

»Ja.«

»Sie konnten nicht mehr sprechen, sich nicht mehr erinnern, nichts mehr erfassen. Sie lallten herum wie Kleinkinder oder Greise. Wenn sie sich kratzten, riss ihnen die Haut auf wie etwas Sprödes. Ihr Blut und ihre Ausscheidungen sahen aus wie Milch, stanken jedoch nach verfaulten Eiern. Irgendwann hörte ich auf, ihnen das Leben zu verlängern. Sie zerfielen ja nur immer mehr, lebendigen Leibes, und plärrten herum wie Getier. Sie litten. Ihre Gesichter verformten sich, als bestünde ihr Schädelknochen aus weichem Wachs. Ich handelte meiner Ehre als Heilerin zuwider und ließ sie einfach sterben.« Für einen Moment schien Ilintu mit den Tränen zu kämpfen, doch dann stürzte sie hastig einen weiteren Krug Wein hinunter. »Es waren 114, die hier krepierten. Mit all meinem Wissen, all meiner Erfahrung, all meiner … Zuneigung zu den mir anvertrauten Menschen … Männern und Frauen … habe ich nicht einen Einzigen von ihnen retten können.«

Fenna räusperte sich und versuchte, das Thema ein kleines bisschen in eine andere Richtung zu lenken. »Ein Magier soll überlebt haben.«

»Ja. Der Bienenmann, der zum Hornissenmann wurde. Man brachte ihn schnell weg von hier, in Sicherheitsverwahrung.«

»Hast du ihn … untersucht?«

»Nur flüchtig. Er schien gar nicht verwundet zu sein. Aber dann tötete er einen der Wachtposten, der ihn am Verlassen der Festung hindern wollte. Er streckte wohl nur die Hand nach ihm aus, und der Wachtposten wurde von Insekten, von denen jedes einzelne zehn bis zwanzig Stacheln trug, totgestochen.«

»Und wie konnte man so jemanden dann überwältigen?«

»Er ließ es geschehen. Er war sich keiner Schuld bewusst.«

Schweigen. Dann Fennas Frage: »In welcher Richtung wollte er die Festung verlassen? Nach Norden oder nach Süden?«

»Nach Norden. Zurück ins Affenmenschenland.«

Jetzt schwiegen sie lange. Ilintu entzündete ein Lämpchen, dessen Öl mit Duftstoffen aus einer königlichen Fabrikation versetzt war. Schließlich fragte sie: »Und du glaubst wirklich, dass das richtig ist?«

»Was?«

»Dass man sein Leben in den Dienst stellt. Einer Uniform. Einer Majestät. Was, wenn diese Majestät Entscheidungen trifft, die falsch sind? Dann gehst du hin als Soldat und Offizier und stirbst für diese falsche Entscheidung?«

»Ich finde, das ist nicht der ausschlaggebende Punkt.«

»Oh doch, der Tod ist ein ausschlaggebender Punkt!«

»Das meine ich nicht. Der ausschlaggebende Punkt ist: Was ist eine Königin? Selbstverständlich kann auch sie Fehler machen. Selbstverständlich ist auch sie keine Einzelperson, die aus dem Stegreif und nach Lust und Laune Entscheidungen trifft. Auch sie ist von einem Beraterstab umgeben, kann Einflüsterungen erliegen oder muss auf Befindlichkeiten und Sachzwänge Rücksicht nehmen. Aber sie existiert, Ilintu. Die Königin existiert. Existieren die Götter? Ich weiß es nicht. Existiert das Gute im Menschen? Manchmal denke ich: ja; dann wieder bin ich mir sicher: nein. Existiert der Kontinent, wie wir ihn kennen, noch in einhundert Jahren? Wer kann das wissen? Aber die Königin existiert. Sie ist Wirklichkeit. Und ob ich mich dem nun entziehe oder nicht: Ich habe mit ihren Entscheidungen zu leben. Ob ich Schuster bin, Tischler oder Musikant. Die Königin existiert. Also habe ich schon in jungen Jahren beschlossen, dieser Tatsache Rechnung zu tragen. Damals war es noch ein König. Er existierte. Jetzt existiert er nicht mehr. Aber damals schon. Ich schulterte meinen Teil der Wirklichkeit und wurde Bestandteil der … weiteren Umgebung eines existierenden Königs. Denn ich bin ohnehin mitgefangen und mitgehangen in diesen Entscheidungen. Also kann ich auch gleich versuchen, meinen Teil in der mir richtig erscheinenden Weise abzuleisten. War das jetzt nachvollziehbar? Ich fürchte, ich bin betrunken. Von zwei Krügen Wein. Ich vertrage nicht mehr viel, seitdem in Chlayst das Atmen … nicht mehr möglich war.«

Die Heilerin sah ihn forschend an und murmelte dann seinen Vornamen. Dreimal. »Eremith, Eremith, Eremith.« Dann raffte sie sich auf. »Es wird spät. Ich möchte früh schlafen. Falls Gollberg heute Nacht zurückkehrt, gibt es vielleicht Arbeit für mich.«

»Du hast recht. Aber wir sollten … das hier … bei Gelegenheit wiederholen.«

»Hast du keinen anderen Freund hier in der Festung?«, fragte sie sehr leise.

»Hm?«

»Nichts. Bei Gelegenheit, ja.«

In dieser Nacht kehrten die Kinder zurück.

Fenna ärgerte sich, nachdem er sich verschwitzt aus den Träumen hochgekämpft hatte. Er hatte die Kinder erwähnt. Er hatte Alkohol getrunken. Es war kein Wunder, dass sie zurückkamen und brennend nach ihm griffen.

Er versuchte an Behnk zu denken, an den Glückslöffel, an Reseas beißenden Spott, an Resea, wie er von MerDilli bei den Fallübungen durch die Luft geschleudert wurde und dabei entgegen seinem sonstigen Hochmut ziemlich erbärmlich aussah, an Hauptmann Gollberg und seine Pferde. Alles, um die Kinder nicht mehr sehen zu müssen.

Der folgende Tag war der 15. Sonnenmond, auf dem Kontinent feierte man das Lunfest. In der Festung Carlyr gab es jedoch nur ein kurzes Danksagungsgebet am Morgen und einen Humpen Fruchtbier zum Mittag für jeden.

Für die Dritte Kompanie stand auch dieser Tag ganz im Zeichen der Kampfausbildung.

Fenna variierte das Erlernte des Vortages und übte seine Kompanie nun im waffenlosen Kampf. Aus den Würfen zum Hinfallen wurden nun geplante Aktionen, einen Gegner auszuhebeln, ihn zu Fall zu bringen, seinen eigenen Angriffsschwung wider ihn zu kehren, ihm auszuweichen und in den Rücken zu gelangen. Die Männer verausgabten sich bis zur völligen Erschöpfung. Das Mittagessen wurde beinahe schweigend eingenommen, so ausgepumpt waren alle. Am Nachmittag ging es nahtlos weiter. Die Grünhörner wetzten ebenjene. Fenna beaufsichtigte und korrigierte. Er bremste das »Scheusal« und Sensa MerDilli, der sich im Eifer sein neues Uniformhemd kaputt riss und sofort zur Schneidermeisterin geschickt wurde. Er tröstete Tadao Nelat, der zu weinen anfing, weil Breff Teppel ihn aus Versehen mit dem Hinterkopf ins Gesicht getroffen hatte.

Zwischendrin rief Ilintu Fenna ins Lazarett. Mit Yinn Hanitz stimmte etwas nicht. Fergran von den Holtzenauen begleitete seinen Leutnant.

Der am Kopf Verletzte lag schweißnass im Bett und wälzte sich hin und her. Seine Augenlider waren geschlossen, aber unter diesen rasten die Pupillen hin und her. »Die Hand, die sich erhebt«, nuschelte er immer wieder, »die Hand, die sich erhebt, die Hand, die sich erhebt – muss herunterkommen. Muss … herunterkommen!« Es schien nicht möglich, ihn zu wecken, wobei Ilintu jegliches Rütteln oder auch nur sanfte Ohrfeigen strikt untersagte. Schließlich beruhigte sich Hanitz wieder und schien einzuschlafen. Der Anfall hatte etwa zwei Sandstriche gedauert.

»Bekommt er das öfters?«, erkundigte sich Fenna.

»Er murmelt manchmal Dinge im Halbschlaf, aber jetzt gerade war es das erste Mal, dass er sich dabei so aufgeregt und so stark geschwitzt hat. Deshalb habe ich dich ja gleich gerufen.«

»Er ist nicht durch eine sich erhebende Hand verletzt worden, sondern durch einen Sturz gegen eine Mauer«, sagte Fergran von den Holtzenauen nachdenklich.

»Also?«, fragte Ilintu forschend.

»Also träumt er«, vollendete Fenna. »Oder erinnert sich an etwas Früheres.« Wie ich in beinahe jeder Nacht. »Ruf mich, wenn es wieder passiert.«

Ilintu nickte nur und blickte besorgt auf den Liegenden hinunter.

Gegen Abend hatte Fenna seine Männer immer noch nicht aus seiner Ausbildung entlassen, als Gollbergs Erste Kompanie zurückkehrte. Sandige Soldaten auf schaumigen Pferden. Der Hof wurde erfüllt von aufsteigenden Staubwolken. Und diesmal war es eine Sensation. Sie hatten jemanden mitgebracht aus dem Land der Affenmenschen.

Im Nu strömten auch Hobock & Sells’ Soldaten der Zweiten Kompanie auf den Hof. Selbst Oberst Jenko ließ sich am Fenster blicken. Die Neuigkeit schwirrte umher wie ein Bienenschwarm. Doch Hauptmann Gollbergs Gesicht zeigte keinerlei Triumph. Erst als Fenna sah, wen Gollbergs Männer im Feindesland aufgegriffen hatten, verstand er auch, weshalb: Es war Jamu Scapedo. Trotzig, aber verhältnismäßig unversehrt, stieg das ehemalige Grünhorn hinter einem Soldaten vom Pferd.

»Ist das nicht einer von Euren Kerlen, Leutnant Fenna?«, schnauzte Hauptmann Gollberg.

Fenna beschloss abermals, sich zu nichts hinreißen zu lassen. »Nicht mehr. Ich habe ihn entlassen.«

»Dennoch treibt er sich alleine im Sperrgebiet herum. Scheint mir, als hättet Ihr ihm nicht deutlich genug gemacht, in welcher Richtung sein militärisches Intermezzo zu enden hat, was?«

»Ich wollte nach Galliko!«, beschwerte sich Scapedo. »Galliko liegt nördlich von hier, also warum soll ich nicht mitten durch das Affengebiet gehen? Gehört nicht der ganze Kontinent den Menschen? Kann ich als freier Mensch nicht gehen, wohin es mir p…« Er kam nicht dazu, den Satz zu beenden, denn der deutlich kleinere Hauptmann Gollberg hatte sich zu ihm umgewandt und ihm plötzlich die Hand quer über den Mund gelegt. Mit eisernem Griff umfasste Gollberg Scapedos Wangen und drückte zu.

»Du kannst von Glück sagen, du Sohn einer galikonischen Natter, dass ich meinen Auftrag als Offizier der Königin dermaßen ernst nehme, dass ich jedes menschliche Leben aus Not errette, auch deins! Selbst wenn du uns mit deinen Fußspuren auf der Suche nach wirklichen Überlebenden zwei Tage lang an der Nase herumgeführt hast! Selbst wenn dies wiederum bedeutet, dass die Überlebenden heute Nacht verrecken müssen, weil wir sie deinetwegen nicht finden konnten! Leutnant Fenna? Ich erwarte, dass Ihr diesen Mann bestraft!«

»Er … ist nicht vereidigt, Hauptmann. Streng genommen kann ich ihn nicht bestrafen.«

»Seit wann können wir Zivilisten nicht bestrafen, die unsere militärischen Unternehmungen sabotieren? Ihr scherzt wohl, Leutnant Fenna! Zwanzig Peitschenhiebe für diesen Frechling, und zwar unverzüglich, wenn ich bitten darf!«

»Das werde ich ganz bestimmt nicht tun.«

»Verweigert Ihr etwa einen direkten Befehl?«

Fenna nahm unwillkürlich Haltung an. »Wenn Ihr mir befehlt, den Mann zu bestrafen, muss ich die militärische Abfolge einhalten, ein Militärgericht beantragen und seinen Fall vorbringen. Erst nach einer ordentlichen Aburteilung kann der Delinquent …«

Gollberg ließ Scapedo los und näherte sich Fenna, bis sie beide sich beinahe berührten. »Ich habe Euch einen direkten, verhältnismäßig einfach zu verstehenden Befehl gegeben, Leutnant Fenna.«

»Ich habe den Befehl verstanden, Hauptmann Gollberg. Ich kann ihn nicht in der gewünschten Unverzüglichkeit ausführen, werde mich jedoch bemühen, so schnell wie möglich ein Militärgericht zusammenzurufen und …«

Gollberg schlug Fenna ansatzlos die lederbehandschuhte Faust ins Gesicht. Fenna taumelte nach hinten, versuchte sich abzufangen, doch für einen winzigen Moment wurde ihm schwarz vor Augen und er stürzte. Seine Männer sahen, wie ihr Leutnant sämtliche gestrigen Regeln des koordinierten Fallens missachtete.

Die Festung drehte sich, kippte kurzzeitig sogar hochkant, doch Fenna rappelte sich wieder auf. Er ärgerte sich. Hätte er den Schlag kommen sehen oder auch nur im Mindesten erwartet, hätte der Hauptmann ihn niemals so hart treffen können. Gollberg schlüpfte näher, und Fenna wollte schon beide Fäuste hochnehmen, um einen zweiten Angriff abzublocken, aber zu seiner erneuten Überraschung hielt der Hauptmann ihm diesmal nur die Hand hin. »Tut mir leid, Leutnant, ich habe mich wohl gehen lassen. Ich bin angespannt von den Strapazen des gefährlichen Rittes. Alles in Ordnung mit Euch?«

»Ja, Hauptmann. Alles in Ordnung.« Ohne Gollbergs Hand zu ergreifen, richtete Fenna sich wieder vollständig auf. Die Hand des Hauptmanns verschwand hinter dessen Rücken.

»Na fein. Dann bereinigen wir jetzt die Sache. Eure unverschämte Insubordination ist durch meinen gleichfalls unentschuldbaren Ausbruch egalisiert worden. Und lassen wir diesen mühseligen Unfug mit dem Militärgericht. Entfernt das gallikonische Subjekt einfach ein für alle Mal aus unserer Festung, und die Angelegenheit ist erledigt. Verstanden?«

»Verstanden. Bis auf eine Kleinigkeit, Herr Hauptmann.«

Gollberg ächzte. »Was denn noch, bei den Göttern?«

Fenna bemühte sich, so deutlich wie möglich zu sprechen. Seine gesamte untere Gesichtshälfte schmerzte, fühlte sich gleichzeitig aber auch taub und fremd an. Der kleine Hauptmann hatte einen ganz beachtlichen Bums in den Fäusten. »Ich muss leider auf Satisfaktion bestehen, Hauptmann Gollberg.«

»Wie bitte?«

»Ihr könnt mich nicht einfach vor meinen Männern zu Boden schlagen und dadurch meine Glaubwürdigkeit als Ausbilder und Offizier untergraben. Ich durfte mich nicht wehren, das wisst Ihr ganz genau. Ich verlange Satisfaktion vermittels eines regelkonformen Faustkampfes.«

Gollberg begann plötzlich maliziös zu lächeln. Seine drei Kinngrübchen bewegten sich dabei gegeneinander. »Ich gewähre Euch Satisfaktion vermittels eines regelkonformen Duells auf Leben und Tod, wenn Ihr darauf besteht.«

»Das ist nicht nötig, denn auch das würde ja nur der Festung Carlyr Schaden zufügen.«

»Nicht, wenn ich Euch töte.«

»Schluss jetzt, meine Herren, Schluss!«, dröhnte es von oben. »Hauptmann Gollberg, Leutnant Fenna sofort in mein Büro, und wenn ich Sofort sage, meine ich nicht in einem halben Sandstrich oder so!« Oberst Jenko hatte sich schon wieder aus dem Fenster zurückgezogen, bevor man ihn richtig hatte ansehen können. Gollberg und Fenna bewegten sich gleichzeitig, bahnten sich eine Gasse durch die im Überfluss herumstehenden Soldaten und gingen nacheinander die Stiege zu Jenkos Büro hinauf; Fenna ließ Gollberg dabei ranggemäß den Vortritt.

In Jenkos Büro roch es nach kaltem Tabakrauch. Der massige Oberst stand hinter seinem Schreibtisch und erwartete sie schon. Fenna fühlte sich an Ereignisse aus seiner turbulenten Schulzeit erinnert.

»Meine Herren Offiziere, das ist ja tadellos, mit welcher Ernsthaftigkeit Ihr Eure Dienstauffassungen vertretet, aber alles muss doch in einem Rahmen bleiben! Seht Euch doch mal um auf dem Hof! Die Festung ist ein Rahmen! Ihre Mauern ummanteln unser Dasein. Also gemach mit dem jungen Blut! Wir werden zum Hauen und Stechen noch genügend Gelegenheit bekommen, ha, da habe ich wohl recht? Leutnant Fenna, Ihr wisst genau, dass Duelle – selbst waffenlos geführte – beim Militär zwar zweifelsohne und bedauerlicherweise durchaus üblich, jedoch nicht gestattet sind. Dass Ihr ein solches verlangt habt, muss ich Euch leider ahnden. Ich denke, 24 Stunden Stubenarrest zum Nachdenken dürfte dazu ausreichen, wir werden das Gefängnis für so einen … einmaligen Vorfall nicht in Erwägung ziehen, und ein Quartiersarrest macht sich auch besser in der Personalakte als eine Kerkersache. Hauptmann Gollberg, auch Ihr seid zu tadeln für eine Tätlichkeit gegenüber einem untergebenen Offizier. Ich werde Euch Euren nächsten Ausritt nicht bewilligen, habt Ihr Euch selbst zuzuschreiben!«

»Aber Oberst, es geht bei meinen Ausritten nicht um mich, sondern um das Überleben von Menschen, die im Feindesland umherirren und ohne unsere Unterstützung …!«

»Werden eben warten müssen, diese Menschen, werden eben warten müssen! Habt Ihr Euch selbst zuzuschreiben, ich wiederhole das gerne noch zwei weitere Male, wenn Ihr darauf besteht. Können sich die Menschen, um die es Euch geht, ja bei Euch dafür bedanken, dass sie haben warten müssen. Wir prügeln uns nicht in der Armee der Königin. Ihr erwartet von Euren Soldaten ja ebenfalls, dass sie sich nicht raufen, also werdet Ihr wohl mit gutem Beispiel vorangehen müssen, Ihr Offiziere. Und jetzt gebt Euch die Hand!«

Gollberg schien kurz mit sich zu ringen, aber dann zog er sich sogar die Reithandschuhe aus, um Fenna die bloße Hand hinstrecken zu können. Fenna nahm die Hand und schüttelte sie. Der Hauptmann hatte tatsächlich einen bemerkenswert festen Griff.

»Tadellos!«, vermerkte der Oberst zufrieden. »Und jetzt weitermachen mit … was auch immer … da unten gerade gesittet vor sich ging, bevor der ganze Blödsinn losging. Weitermachen, meine Herrschaften, in 24 Stunden haben wir die ganze Sache vergessen.«

Fenna und Gollberg wechselten einen langen Blick, salutierten dann aber, verließen das Büro und gingen auf dem Hof in zwei auseinanderstrebende Richtungen. Fennas Blick fiel jetzt auf Jamu Scapedo, der hämisch grinste. »Soldat MerDilli, Soldat Garsid, Soldat Kindem, Soldat Kertz – ihr eskortiert Scapedo zum Südtor und sorgt dafür, dass er die Festung verlässt. Ich erwarte, dass es keine weiteren Zwischenfälle mehr gibt. Soldat Deleven, du übernimmst für heute noch zwei Stunden und morgen den Tag über bis zum Abend die Kampfausbildung und vertiefst einfach noch einmal die Lektionen der letzten beiden Tage. Ich kann morgen leider nicht bei euch sein, aber Soldat Deleven wird mich sicherlich angemessen vertreten.« Die Angesprochenen salutierten, auch die übrigen nahmen Haltung an, bis auf Resea.

»Warum Deleven?«, fragte Resea. »Warum nicht ich?«

Fenna dachte kurz darüber nach, eine Antwort zu geben, aber dann war es ihm einfach zu dumm. Er salutierte seinen Männern und wollte zu seinem Quartier gehen, aber noch jemand hielt ihn auf. Diesmal war es Jamu Scapedo. »Stubenarrest, was?«, höhnte der Gallikoner mit schneidender Stimme. »Wie ein kleiner, unartiger Junge ohne Abendessen aufs Zimmer geschickt! Am Ende hat sie sich ja doch noch gelohnt, meine kleine Abkürzung durchs Affenland!«

Fenna spürte den Impuls, Scapedo zu Boden zu schlagen. Aber das würde ihn selbst in einen Gollberg verwandeln. Er wollte aber kein Gollberg werden. Er wollte Chlayst vertreten, das alte, perlmuttglänzende Chlayst, nicht die neue Pestilenz.

Er ging auf sein Zimmer und kickte den Schemel durch den Raum.

Draußen absolvierten seine Männer rufend und hallend weiter Übungen, bis die Abenddämmerung hereinbrach. Nilocas Deleven, der ehemalige Bandit, schien seine Sache gut zu machen.

Eremith Fenna fühlte sich eingeschlossen in seiner Wut. Solange er draußen herumtoben und Befehle erteilen konnte, spürte er diese Wut nicht so deutlich, hier drinnen jedoch beherrschte sie jeden Winkel.

Nachdem es auf dem Hof stiller geworden war, hörte er Delevens Stimme. »Leutnant Fenna? Ist eines dieser Fenster Eures?«

»Ja, hier. Was gibt es?«

»Ich wollte nur Meldung machen. Scapedo hat die Festung verlassen. Ich habe die Männer für heute zur Ruhe geschickt. Wir werden den morgigen Tag über klarkommen, es wird keine Probleme geben.«

»Da mache ich mir auch keine Sorgen. Nicht ihr habt Dummheiten gemacht, sondern ich.«

»Und … Leutnant? Noch eine Sache.«

»Ja?«

»Auch ich wäre nach diesem Fausthieb umgefallen. Der Hauptmann ist kräftiger und vor allem schneller, als man zuerst denken würde. Auch ich habe den Schlag nicht kommen sehen.«

»Danke, Deleven. Das beweist aber nur, dass wir beide noch tüchtig üben müssen. Spätestens bei dem großen Generalsmanöver Anfang Rauchmond müssen wir dem Hauptmann und seiner Kompanie gewachsen sein.«