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Kapitel

Der 1. Rauchmond versprach ein wolkenloser, ausgesprochen warmer Tag zu werden. Im Laufe des Feuermonds war die stellenweise unerträgliche Hitze der letzten Wochen zwar langsam abgeklungen, aber über der Sitzbank auf dem Dach der F & L wurde dennoch aus Stoffplanen eine Art Sonnendach konstruiert, damit die lediglich sechs Zuschauer nicht schmolzen.

Diese sechs Personen ähnelten eher einer Prüfungskommission als einem echten, zum Tosen befähigten Publikum. Aber wäre General Feudenstich nicht auf die Idee gekommen, seine »äh, … Großnichten« mitzubringen, hätten dort oben sogar nur ein verkniffener General, ein sich freundlich breitmachender Oberst und ein etwas angespannter Hauptmann Gollberg gesessen. So aber kam doch ein wenig Atmosphäre auf, denn die drei graziösen Damen aus der Hauptstadt lachten und scherzten, wählten sich ihre Favoriten und betrachteten alles und jeden mit großem Interesse. Sowis und die anderen Ordonnanzen waren fortwährend damit beschäftigt, Erfrischungen und brunnengekühlte Tücher zu reichen.

Der Tag des Carlyrer Manövers begann mit einem Aufmarsch des gesamten Regimentes auf dem frisch mit Sägemehl bestreuten Haupthof.

Vorneweg die dreißig Reiter Hauptmann Gollbergs in vollem Geschirr, in Vertretung kommandiert von seinen beiden Korporälinnen.

Dahinter, in vier Fünferreihen, die Zweite Kompanie unter den Leutnants Hobock und Sells. Oberst Jenko stellte dem ein wenig schwerhörigen General sämtliche Offiziere namentlich vor.

Zuletzt die Dritte Kompanie, die Leutnants Eremith Fenna und Loa Gyffs mit lediglich vierzehn Männern in zwei Fünfer- und einer Viererreihe. Oberst Jenko erläuterte dem General: »Das ist unsere neueste Kompanie, noch in der Ausbildung sozusagen. Den Leutnant Fenna haben wir eigens aus Chlayst, Leutnant Gyffs aus Uderun kommen lassen, von der Akademie.« General Feudenstich ließ nicht erkennen, ob er sich an Loa Gyffs noch erinnern konnte. Jenko fuhr fort: »Unsere Dritte ist, wie unschwer zu sehen, erst halb bemannt, noch im Aufbau begriffen, ein Experiment bislang, aber ein durchaus verheißungsvolles, möchte ich sagen.« Der General stellte eine Frage, bei der Fenna das Wort »Glatze« herauszuhören meinte. Oberst Jenko lachte freundlich. »Ja, das wäre doch mal eine Idee«, antwortete er nur. Dann fügte er noch hinzu: »Wie Ihr wisst, General, bestand unser Regiment bis vor Kurzem noch aus zwei Bataillonen. Dies ist das zweite. Das erste ist leider nicht vom Affenmenschenfeldzug zurückgekehrt.«

Nun lehnte sich Hauptmann Gollberg zum General und den aufmerksam zuhörenden Damen hinüber und erläuterte etwas. Fenna konnte nicht alles verstehen, aber es ging wohl um Gollbergs Theorie der Überlebenden, und dass die Suche nicht nur noch nicht aufgegeben worden war, sondern besonders von Gollberg mit Hochdruck vorangetrieben wurde. Die Damen seufzten und nickten und bekundeten dem Hauptmann seinen Heldenmut. Der General sagte wieder einen Satz mit »Glatze«, woraufhin Gollberg gezwungen lachte und sich dann säuerlich zurücklehnte.

Auf einen Wink des Obersts machten die drei Kompanien auf dem Hof rechtsum und dann noch einmal rechtsum, somit kehrt, und marschierten in ihre Ausgangsstellungen zurück. Nur in der Dritten gab es hierbei Wellen der Unordnung, weil Teppel das zweite Rechtsum nicht mitbekommen hatte und in die falsche Richtung marschierte, bevor Nelat ihn einfing und richtig herum drehte. Fennas Sorgen wurden größer. Teppel sah aus wie jemand, der bald zusammenbrach. Er stieß Gyffs mit dem Ellenbogen an. Gyffs folgte seinem Blick und nickte, machte aber weiterhin eine mäßigende Handbewegung.

Die eigentliche Manöverschau begann mit zwei Programmpunkten gleichzeitig.

Die Zweite Kompanie unter Hobock & Sells präsentierte eine Schwertkampfübung von zehn Soldaten gegen zehn. Es handelte sich dabei um einstudierte, ungefährliche Bewegungsabläufe, die zwar sehr ästhetisch und kenntnisreich aussahen, aber jegliche Dynamik vermissen ließen. Unterdessen jedoch zeigten sechzehn Angehörige von Gollbergs Erster Kompanie eine mitreißende Pferdedressur. Im Allgemeinen waren Militärpferde robuster, schwerfälliger, widerstandsfähiger, aber dadurch auch schwieriger zu handhaben als jene Vollblüter, die in den großen Städten zum Dressurreiten gezüchtet wurden. Gollbergs Kavalleristen jedoch straften dieses Vorurteil lügen. Sie zeigten Trab, Piaffen, Volten, Passagen, Halbpirouetten, Renvers und Zickzacktraversale, und alle diese Figuren waren allerliebst anzuschauen. Dabei bewegten sich die Pferde stellenweise anmutig zwischen den fechtenden Soldaten der Zweiten Kompanie hindurch wie Weberschiffchen durch ein bunt bewegtes Muster und ließen sich auch von den blitzenden Klingen nicht aus der Ruhe bringen. Die Damen hauchten »Ohhhh!« und »Ahhhhh!«. Gyffs’ Augen leuchteten, denn sie war stolz, zum selben Regiment zu gehören. Selbst Fenna, der sich überhaupt nichts aus Pferden machte, musste zugeben, dass dies eine beeindruckende Vorführung war. Gollberg brauchte nicht einmal selbst dort unten zu stehen und zu kommandieren, eine seiner Korporälinnen lenkte alles harmonisch in seinem Sinne. Das musste in der Tat ein erhebendes Gefühl sein, sich auf seine Leute so verlassen zu können.

Der Applaus von oben war groß. Auch von unten spendete die Zweite Kompanie, auf deren faden Schwertkampf niemand mehr geachtet hatte, neidlosen Beifall. Fenna und Gyffs fingen schließlich auch an zu applaudieren, die Grünhörner fielen mit ein. Und jetzt ließen sich auch weitere in diversen Fenstern postierte Zuschauer vernehmen: Wäscherinnen, Wachtposten, drei Küchenjungen, Zeughausbedienstete, der Waffenmeister, die Schneidermeisterin Klejahn, der Schreiber Lement und Ilintu.

Oberst Jenko spreizte sich geschmeichelt vor dem durch vorgehaltene Augengläser starrenden General und betonte immer wieder die Qualität seines Zweiten Bataillons und was für ein Jammer es sei, dass das Erste »futsch« war.

Ordonnanzen harkten den Hof, wo das frische Sägemehl von den Pferdehufvolten allzu verwirbelt war.

»Jetzt haben wir ein kleines Kampfspiel vorbereitet«, kündigte der Oberst seinen Gästen an. »Die Hälfte der Ersten Kompanie zu Fuß gegen die gesamte Dritte Kompanie, unsere Neuen. Meine Damen, seht Ihr die beiden Flaggen, die blaue und die goldene? Die blaue gehört in diesem Spiel der Dritten Kompanie, die goldene der Ersten. Beide Flaggen werden an den entgegengesetzten Rändern des Hofes festgesteckt. Ziel beider Mannschaften wird es sein, die Flagge der gegnerischen Mannschaft zu erobern und zur eigenen Flagge zu bringen. Sollten die Gegner inzwischen diese eigene Flagge ebenfalls entführt haben, gilt es, diese zurückzuerobern. Ja, das ist ein sehr kompliziertes Spiel, das sich bei ebenbürtigen Mannschaften ziemlich in die Länge ziehen kann. Deshalb spielen wir höchstens drei Durchgänge, falls eine Mannschaft gleich zweimal gewinnt, sogar nur zwei. Die Mannschaften müssen dabei klug mit ihren Kräften haushalten, denn Prügeln ist ausdrücklich erlaubt, und wenn ein Soldat nicht mehr aufstehen und weitermachen kann, fällt er auch für alle weiteren Runden aus. Nein, werte Dame, es wird natürlich ohne Waffen gekämpft, nur mit Fäusten und Beinarbeit. Nein, werte Dame, dies ist ein richtiges Gefecht, das Ergebnis ist nicht vorher abgesprochen worden wie bei der Schwertkampfübung vorhin. Wir wollen uns alle überraschen lassen. Wie bitte? Nein, die beiden Leutnants und der Hauptmann werden nicht selbst teilnehmen, wir wollen sehen, wozu die einfachen Soldaten in der Lage sind. Schade? Ja, vielleicht, aber nicht minder unterhaltsam, freut Euch darauf. Das wird interessant, nicht wahr, General?«

Der General war tatsächlich so nahe wie möglich an die Balustrade vorgerutscht, um sich durch seine Sichtgläser kein Detail des bevorstehenden Manövers entgehen zu lassen.

Fenna und Gyffs ließen ihre vierzehn Mann nun in zwei Siebenerreihen antreten und salutieren. Gleichzeitig betraten diejenigen vierzehn von der Ersten den abgesteckten Kampfplatz, die vorher nicht an der Pferdedressur teilgenommen hatten.

Die beiden Flaggen, die es zu erobern galt, waren bereits von Ordonnanzen festgesteckt worden. Da die Dritte Kompanie ausschließlich aus Männern bestand, während für die Erste vier Frauen teilnahmen, wurde vereinbart, dass die Dritte Kompanie mit freien Oberkörpern kämpfen sollte, um von oben ein Unterscheiden der beiden Mannschaften zu erleichtern. Fenna war beruhigt, als er sah, dass Behnks Bauch nur noch etwa eine Handbreit über den Gürtel quoll. Dieser Anblick wäre noch vor einem Mond deutlich peinlicher gewesen.

Beide Mannschaften nahmen in der Nähe ihrer Flagge Aufstellung. Fenna und Gyffs hatten ihre Kompanie folgendermaßen eingeteilt: Kertz, Behnk, Kindem und Teppel waren für das Verteidigen der eigenen Flagge zuständig. Garsid, Deleven und Resea waren die Angriffsgruppe, die die gegnerische Flagge erbeuten sollte. Nelat hielt sich in der Nähe dieser Angriffsgruppe zum Transportieren der gegnerischen Flagge bereit. Emara und Ekhanner sollten den eigenen Flaggenträger schützen, MerDilli den gegnerischen angreifen. Stodaert, Jonis und von den Holtzenauen bewegten sich selbstständig und konnten aushelfen, wo immer sie gebraucht wurden.

Gollbergs Korporälin hatte ihre Truppe ganz anders aufgestellt: Drei blieben in der Defensive, elf rückten auf breiter Front vor.

Oberst Jenko schlug als Signal einen von Sowis angereichten Zimmergong.

Garsid, Deleven und Resea rannten sofort los. Die elf Angreifer der Ersten versuchten sie aufzuhalten, aber mit beeindruckender Vehemenz brachen die drei Kampferfahrendsten der Dritten Kompanie durch. Dafür wurde allerdings Nelat abgefangen und hart zu Boden gerissen. Von vorsichtigem Taktieren keine Spur: Die elf überrumpelten Angreifer der Ersten versuchten gar nicht erst, die drei Durchgebrochenen wieder einzuholen, sondern bemühten sich nun, schneller an die Flagge der Dritten zu kommen als die drei Angreifer der Dritten an die Flagge der Ersten. Garsid, Deleven und Resea hatten allerdings einen Geschwindigkeitsvorteil, weil sie von Anfang an gerannt waren und nicht erst auf Tempo kommen mussten. Die drei Verteidiger hatten ihnen nichts entgegenzusetzen. Garsid riss zwei von ihnen um, Deleven sprang gegen den dritten, dass dieser röhrend zu Boden krachte und Resea riss die gegnerische Flagge aus ihrer Bodenfassung.

Währenddessen stürmte »Scheusal« Kertz wie ein Wahnsinniger brüllend auf die elf ihm entgegenkommenden Angreifer zu. Es gelang ihm tatsächlich, sieben von ihnen zu verlangsamen. Die anderen vier schwärmten an Kertz vorbei und begannen sich mit Behnk, Kindem und Teppel zu balgen, und bald lagen Teppel und Behnk ächzend am Boden. »Scheusal« Kertz jedoch hatte schon drei eingeschüchterte Kavalleristen zu Boden gerissen und krallte sich soeben zähnefletschend den vierten.

Sägemehlstaub wirbelte auf. Es war ein wildes Geraufe im Gange. Die Korporälin der Ersten brüllte andauernd Kommandos. Fenna und Gyffs riefen gar nichts, denn noch lief alles nach Plan. Beide liefen auf der Grundlinie mit, um auf der Höhe ihrer Angriffsgruppe zu bleiben.

Resea mit der Flagge. Deleven und Garsid räumten ihm gerade die drei gegnerischen Verteidiger aus dem Weg, indem sie sie schon zum zweiten Mal niedertraten. Fenna konnte deutlich spüren, wie Hauptmann Gollberg sich oben auf dem Dach verkrampfte. Wieso konnten diese drei Grünhörner seine wunderbaren Ersten so einfach in den Staub trampeln?

Resea blickte sich um. Seine Augen trafen auf die von Fenna. Reseas Gesicht schien zu sagen: »Was für ein Kinderkram! Solche Sandkastenbalgereien sind doch nun wirklich unter meiner Würde.« Fenna wollte schon rufen: »Deleven, nimm Resea die Flagge ab und bring es selbst zu Ende!«, doch da schaute Resea hinauf zum Oberst und zum Hauptmann, zum General und den drei schönen Damen, deutete eine höfische Verbeugung an – und sprintete los. Deleven und Garsid wollten ihn flankieren, denn Resea hatte noch elf Gegner zwischen sich und dem Ziel, doch Resea zog ihnen davon. Trotz der behindernen goldenen Flagge in seinen Händen war er schneller als alle anderen.

Der Rest des Kampfgeschehens schien für einen Moment festzufrieren, dann bildeten sich überall wieder hektische Bewegungen aus.

Die Gegner hatten nun auch die Flagge und traten zu viert den Rückweg an. Kindem kippte. Von den Verteidigern stand nun nur noch Kertz. Der knöpfte sich einen nach dem anderen vor. Eine von Gollbergs Soldatinnen nahm sogar Reißaus vor dem »Scheusal«.

Jetzt griffen von den Holtzenauen, Jonis und Stodaert ein. Sie brachen in die Reihe der inzwischen schon sechs sich mit der blauen Flagge zurückziehenden Kavalleristen ein und brachten diese in Unordnung. Jonis flog durch die Luft, über den Rücken einer Soldatin gehebelt. MerDilli trat den Gegnern lachend in den Weg, wurde jedoch überrannt. Seine Schmerzensschreie gingen in Fluchen über.

Resea mit der Flagge. Er rannte nicht an den Gegnern vorbei, die ihm mit seiner eigenen Flagge entgegenkamen. Er rannte direkt in sie hinein. Fenna schlug die Hände vors Gesicht. Gyffs dirigierte Deleven und Garsid, doch bitte schön doppelt so schnell zu werden. Ekhanner und Emara kamen überhaupt nicht zum Zug, sie waren einfach zu langsam.

Resea stieg hoch. Die goldene Flagge schien ihn zu umwehen wie ein Schleier aus Sonnenlicht. Dann hatte er plötzlich beide Flaggen in Händen, die goldene links und die hellblaue rechts. Der gegnerische Flaggenräuber starrte wie vom Donner gerührt auf seine leeren Hände. Resea rannte. Beide Flaggen verlangsamten ihn nun doch sehr. Vier von der Ersten setzen mit riesigen Schritten hinter ihm her. Es war ein Meisterstreich gewesen, aber es konnte nicht gelingen.

Doch es gab noch »Scheusal« Kertz. Er warf sich auf Reseas Verfolger, als wäre sein Körper vollkommen schmerzunempfindlich. Wie durch ein Wunder verlor er bei seinen wilden Aktionen nie seine Augengläser.

Deleven und Garsid kamen zu spät, aber Garsid nutzte die Gelegenheit, einen herumwankenden Erstkompanier mit einem Faustschlag zu Boden zu strecken. Kertz wälzte sich mit drei Gegnern am Boden und weigerte sich einfach, sich durch Schläge und Tritte beeindrucken zu lassen.

Resea war der Flaggenfassung nahe, aber einer der Verfolger war noch an ihm dran. Resea stoppte und ließ den Verfolger auflaufen. Fenna konnte nicht genau erkennen, ob Resea die Flaggenstäbe als Waffe benutzte, aber der Erstkompanier knickte in sich zusammen wie von einem Schwert durchbohrt und stand nicht mehr auf. Mit aufreizender Langsamkeit steckte Resea beide Flaggen in die Bodenfassung der Dritten Kompanie. Dann verbeugte er sich erneut.

Gyffs machte mit hochgerissenen Armen einen Freudensprung. Fenna stürmte aufs Kampffeld, um »Scheusal« Kertz von seinen Gegnern zu trennen. Das Grünhorn aus Kimk spuckte und trat um sich und traf dabei auch seinen Leutnant, bis es diesem endlich gelang, Kertz zu bändigen.

Vom Dach der F & L und auch der zuschauenden Zweiten kamen Applaus und begeisterte Rufe. Oberst Jenko sagte zufrieden zu seinen Gästen: »Seht Ihr, das ist ein echtes Manöver. Die Soldaten schenken sich nichts.«

Zwei von Gollbergs Soldaten konnten nicht mehr weitermachen: der, den Garsid niedergeschlagen hatte, und der letzte Verfolger Reseas. Bei der Dritten waren Nelat, Behnk und Teppel ziemlich in Mitleidenschaft gezogen worden, aber Behnk war schon wieder ganz fröhlich und wollte weitermachen. Fenna und Gyffs beratschlagten darüber, Teppel draußen zu lassen. Um Nelat machten sie sich Sorgen, denn der war unabdingbar für den speziellen Spielzug, den sie außerhalb der Festung einstudiert hatten. Sie entschieden sich dafür, sowohl Teppel als auch Nelat in der kommenden Runde aussetzen zu lassen, um die beiden in der eventuellen dritten Entscheidungsrunde wieder zur Verfügung zu haben. »Zwölf gegen zwölf ergibt doch von oben ein ansprechend harmonisches Bild«, sagte Gyffs lächelnd.

Fenna ergriff die Gelegenheit, mit der gegnerischen Korporälin einen festen Händedruck auszutauschen. »Nichts für ungut«, sagte er, »ich möchte nicht, dass der Eindruck von Feindseligkeit entsteht. Wir gehören alle zu Carlyr.« »Das bezweifelt niemand«, nickte die Korporälin kühl. Sie war schon weitergegangen, als sie sich noch einmal umwandte und hinzufügte: »Ihr habt uns überrumpelt, aber das wird uns nicht noch einmal passieren. Die nächsten beiden Runden gehen an uns.«

»Das bezweifeln nur ganz wenige«, entgegnete Fenna mit einem Lächeln.

Er scheuchte seine aufgeregten, vom Erfolg noch ganz berauschten Männer zusammen. »Bis hierhin habt ihr gute Arbeit geleistet. Aber sie haben unsere drei Angreifer nur ziehen lassen, weil sie gedacht haben, ihre vier Verteidiger reichen aus, um Resea, Deleven und Garsid zu stoppen. Diesen Fehler werden sie nicht noch einmal machen. MerDilli, ich möchte, dass du diesmal mit nach vorne gehst, um unsere Angreifer zu unterstützen. Ekhanner und Emara, ihr beiden auch. Wir werden mit sechs Mann angreifen anstatt mit zweien. Wer die Flagge erbeutet, wird von den anderen geschützt. Ansonsten weiter so wie bisher.«

»Unsere Verteidigung ist zu schwach«, wagte von den Holtzenauen zu bemerken. »Jetzt fehlt auch noch Teppel.«

»Das macht nichts«, half Gyffs Fenna aus. »Unsere Verteidigung ist eigentlich nur ein Hinhaltemanöver. Ihr habt ja gesehen, dass wir ihnen unsere Flagge wieder abnehmen können, wenn sie unseren Angreifern mit ihr entgegenkommen. Du brauchst also nicht auf Leben und Tod zu kämpfen, Kertz. Es gibt Schlimmeres als den vorübergehenden Verlust unserer Flagge.«

»Aber jetzt, wo Tadao nicht mehr dabei ist, können wir unseren … Trick nicht ausführen«, gab Jonis mit besorgtem Gesichtsausdruck zu bedenken.

»Vielleicht schaffen wir es auch ohne den Trick«, antwortete Fenna. »Wenn nicht, ist Nelat in der dritten Runde wieder mit dabei. Los jetzt! Aufstellung wie eben angeordnet.«

Auch Gollbergs Leute stellten sich nun anders auf. Sieben blieben hinten bei der Flagge. Drei bildeten eine Art Mittelfeld. Vier stellten sich vorne in den Angriff.

Von oben meldete sich Oberst Jenko zu Wort. »Es steht eins zu null für die Dritte Kompanie. Wer hätte das gedacht? Tadellose Arbeit, Leutnants Fenna und Gyffs! Die zweite Runde verspricht noch spannender zu werden als die erste. Also gebt euer Bestes, Soldaten Carlyrs!«

Der Gong schepperte. Er war nur ein kleiner Kläffer im Vergleich zu einem Tempelgong der Afr-Priester, aber unten auf dem Kampffeld explodierte alles. Deleven, Garsid, Resea und MerDilli stürmten vor, von Emara und Ekhanner mit einem kleinen Sicherheitsabstand flankiert. Aber diesmal gab es kein Durchkommen. Die vier Angreifer der Gegenseite stürzten sich auf Deleven, Garsid, Resea und MerDilli, und plötzlich waren nur noch Emara und Ekhanner frei. Die beiden schauten sich bang an.

»Durchbrechen, los, los, los!«, rief Fenna ihnen von der Seitenlinie aus zu. Sie liefen an der großen Keilerei in der Mitte des Feldes vorbei, standen aber plötzlich drei weiteren Soldaten der Ersten gegenüber.

Jetzt zeigte sich, wie flexibel die Kavalleristen waren. Der gegnerische Angriff war vorerst gestoppt worden, also lösten sich vier der sieben Verteidiger von der Flagge und begannen ihrerseits einen Angriff. Emara und Ekhanner rannten noch ein wenig wie Hühner durch die Gegend, bevor auch sie von je einem Mittelfeldkavalleristen abgefangen und zu Boden gerungen wurden. Der übrige dritte Mittelfeldkavallerist stürzte sich in die zentrale Prügelei, um dort auszuhelfen.

Gyffs raufte sich die Haare. Hinten an der eigenen Flagge ballten sich Behnk, Kindem, Kertz, Jonis, von den Holtzenauen und Stodaert wie furchtsame Kinderchen zusammen, um den Angriff der Gegner abzublocken.

Fenna folgte einer plötzlichen Eingebung, als er rief: »Kertz und Kindem in den Angriff, los, macht schon!«

Das »Scheusal« stürmte freudig los. Endlich durfte er das ganze Feld als sein persönliches Schlachtfeld begreifen. Der riesige Kindem folgte ihm weniger begeistert.

Die beiden Angriffstrupps – Kertz und Kindem aufseiten der Dritten, und vier Soldaten aufseiten der Ersten – begegneten sich. Es war Kertz’ Zähnefletschen und Knurren sowie Kindems Idee, das »Scheusal« von hinten festzuhalten, zu verdanken, dass es nicht zu einem Kampf kam. Man ging sich beinahe respektvoll aus dem Weg. Die Ersten konnten sich ausrechnen, dass diese zwei Angreifer gegen drei Verteidiger wohl nicht viel würden ausrichten können.

Da sich die Angrifftrupps auf der Feldhälfte der Dritten passierten, kamen Gollbergs Leute zuerst an der gegnerischen Flagge an. Und diesmal gab es kein »Scheusal«, um sie aufzuhalten. Behnk, Jonis, von den Holtzenauen und Stodaert leisteten zwar Gegenwehr, aber eher wie Schauspieler, die Gegenwehr spielten, als wie wirklich wehrhafte Verteidiger. Fenna ärgerte sich darüber, dass Gyffs vorhin erzählt hatte, man bräuchte nicht bis zum Letzten zu kämpfen, die Flagge dürfe ruhig verloren gehen. Auch Gyffs hüpfte frustriert auf der Stelle. So aus sich herausgehend hatte Fenna sie noch nie zuvor erlebt.

Die Gegner hatten die Flagge erobert. In unterschiedlich verkrümmten Körperhaltungen lagen Behnk, Jonis, von den Holtzenauen und Stodaert am Boden und stöhnten.

Aber inzwischen entschied sich die Massenschlägerei im Mittelfeld. Emara und Ekhanner waren bezwungen. MerDilli ebenfalls. Aber Deleven, Garsid und Resea setzen sich gegen ihre Gegner durch. Mit einem Mal erstand das altbewährte Angriffstrio der Dritten Kompanie in der Mitte des Feldes von Neuem auf.

»Nicht zurückgehen, um die eigene Flagge zu retten!«, rief Fenna ihnen zu. »Erst mal die gegnerische Flagge erbeuten und in Sicherheit bringen!«

Deleven und Garsid nickten und setzten sich nach vorne in Bewegung, schlossen sich somit Kertz und Kindem an. Resea jedoch lief los nach hinten. Er wollte die eigene Flagge zurückholen.

Fenna wollte ihn zurückkommandieren, doch er scheute in diesem Augenblick die Kraftprobe. Bislang verkaufte sich die Dritte gut. Aber wenn jetzt unter den Augen von General, Oberst und Hauptmann offenbar wurde, dass Fenna einen seiner Leute nicht unter Kontrolle hatte, warf das wieder ein schlechtes Bild auf die Kompanie. Ihm brach der Schweiß aus. Es war kaum zu ertragen, dass er nicht mit aufs Feld durfte, um einzugreifen!

Kertz stürmte wie ein Irrer auf die gegnerischen Verteidiger zu, Kindem, Deleven und Garsid im Schlepptau. Den drei Verteidigern der goldenen Flagge wurde nun doch mulmig.

Unterdessen teilten sich die vier Erstkompanier, die die blaue Flagge der Dritten bei sich führten. Zwei kümmerten sich um Resea, zwei liefen mit der Flagge weiter. Resea rannte den ersten seiner beiden direkten Gegner zwar über den Haufen, wurde von dem Umgeworfenen aber dennoch am Knöchel gepackt und kam zu Fall. Der zweite warf sich auf ihn. Es entstand ein heftiges Winden und Ringen, aber Resea war ausgeschaltet. Wenigstens hatte er den Flaggenräubertrupp halbiert.

Kertz lag inzwischen auf einem der gegnerischen Verteidiger. Es sah aus, als würde er ihn fressen, jedenfalls sprühte reichlich Speichel. Deleven prügelte sich mit einem zweiten. Kindem wurde vom dritten im Schwitzkasten herumgewirbelt, schwer zu begreifen, wie der Riese dort hineingeraten war. Garsid half ihm nicht, sondern griff sich lieber die herrenlose Goldflagge.

»Zurück!«, wies Fenna ihn an. »Sonst sind beide Flaggen in der gegnerischen Hälfte! Wenn sie dir deine dann abnehmen, ist es vorbei!«

Garsid überblickte das Feld. Unwichtige Raufereien in unmittelbarer Nähe. Über das Feld kamen zwei Gegner mit der erbeuteten blauen Flagge. Und in der Mitte des Feldes erhoben sich langsam drei weitere Gegner aus der ursprünglichen Hauptkeilerei und schüttelten ihre Benommenheit ab. Sie standen im Weg, waren aber noch nicht ganz bei sich. Garsid lief los. Deleven schleuderte seinen Gegner von sich und schloss sich Garsid an. Gleichzeitig sackte »Scheusal« Kertz in sich zusammen. Sein Gegner hatte ihn aus purer Todesangst hart ins Gesicht geschlagen. Die Augengläser zersplitterten. Blut floss aus einer zerschnittenen Hand. Kertz war benommen, sein Gegner kämpfte sich schnaufend frei.

Die beiden Gegner mit der Flagge taten auf ein Kommando ihrer Korporälin hin etwas Unerwartetes. Sie legten die Flagge einfach ab. Es gab ohnehin keinen Drittkompanier mehr, der noch frei umherstreifte. Anstatt die Flagge weiterzutragen, griffen sie Garsid und Deleven an. Diese waren zu überrascht, um mit reiner Schnelligkeit entkommen zu können. Abermals wurde auf sie eingedroschen. Und dann kamen noch die drei wieder zu sich Gekommenen aus dem Mittelfeld hinzu. Es war nicht zu schaffen. Die Soldaten der Ersten Kompanie waren allesamt gut ausgebildet und in körperlich ausgezeichneter Form. Garsid und Deleven wurden nach allen Regeln der Kunst zusammengeschlagen. Dann nahmen die fünf Kavalleristen ihnen die erbeutete Goldflagge ab, schlenderten zurück zur Blauflagge, sammelten sie auf und gingen zur eigenen Flaggenfassung hinüber. Kindem lag still am Boden. »Scheusal« Jeo Kertz kroch noch blutüberströmt herum, war aber zu blind, um irgendeinen sinnvollen Angriff zu starten.

Es war vorbei. Die beiden Flaggenstäbe klackerten in die Bodenfassung der Ersten Kompanie. Und nicht nur das. Die dritte Kompanie hatte richtig heftig Prügel bezogen.

»Scheiße, wir haben das ›Scheusal‹ verloren!«, fluchte Gyffs wenig damenhaft.

Von oben und den Seiten prasselte wieder Applaus, der diesmal seltsam fern und hohl klang, wie Regen an einem anderen Ort. »Eins zu eins«, konstatierte Oberst Jenko zufrieden und erhielt von General Feudenstich ein Nicken auf die Frage, ob dieser mit dem Einsatzwillen der Soldaten zufrieden war. Einer der drei Damen – der Schwarzhaarigen – war allerdings aufgrund des vielen Blutes übel geworden. Sie hatte das Dach vorübergehend verlassen.

Diesmal gestaltete sich das Wiedereinsammeln der Männer noch schwieriger: Die meisten von ihnen lagen am Boden. Garsid und Deleven waren übel zugerichtet und bekamen von Ilintu feuchte Tücher gereicht, um sich Nasen- und Lippenblut abwischen zu können. Von den Holtzenauen gab an, nicht mehr aufstehen zu können, weil sich die ganze Festung wie ein Kreisel drehe. Behnk rappelte sich auf und versuchte ein müdes Scherzchen. Fenna kümmerte sich um Kertz. Das eine der beiden Augengläser war tatsächlich zu Bruch gegangen, die Fassung vollkommen zerbogen. »Das mit der Fassung bekommt der Waffenmeister wieder hin«, brummte Fenna. »Das mit dem Glas wird schwierig. Aber ich werde dafür Sorge tragen, dass die Festung Ersatz leistet.«

»Wenn immerhin ein Auge wieder ein Glas hat, Leutnant«, sagte »Scheusal« Kertz mit dem missglückten Versuch eines zuversichtlichen Lächelns, »kann ich mir über das andere eine Augenklappe machen und einäugig sein. Das wird schon gehen. Ich bin einsatzfähig, Leutnant!« Kertz’ Augen, die ohne Sichtgläser ganz winzig und milchig in den Höhlen kauerten, flackerten verzweifelt.

Fenna legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Schon gut. Ich lasse mir etwas einfallen.«

Fenna ging zu Kindem hinüber und half dem langen Elend auf die Beine. »Geht’s wieder?«

»Muss ja. Hat mich fast erwürgt, das Schwein.«

Fenna musste an seinen eigenen schrecklichen Kampf mit Resea im nächtlichen Waschhaus denken. »Wir dürfen keinen Hass entwickeln. Unsere Gegner in diesem Manöver sind unsere Kameraden, wenn es um Leben und Tod gegen die Affenmenschen geht. Im Eifer des Gefechts übertreiben heute beide Seiten ein wenig. Auch wir haben einen von denen übel umgehauen.« Das war einer, den Garsid im Laufe der Mittelfeldprügelei bewusstlos geschlagen hatte und der gerade vom Feld getragen wurde. Garsid hatte somit heute schon zwei Erstkompanier dauerhaft ausgeschaltet.

Gyffs kam auf Fenna zu. »Von den Holtzenauen kann nicht mehr. Und Jonis, denke ich, auch nicht. Wir gehen sonst nur ein gesundheitliches Risiko ein, das ist dieses Manöver nicht wert. Ekhanner will auch nicht mehr, er hat den Mut verloren, aber körperlich geht es bei ihm, den können wir zwingen. Was ist mit dem ›Scheusal‹?«

»Er will weitermachen.« Fenna schaute zu Gerris Resea hinüber. Der zweimalige Teilnehmer am Endailoner Ritterturnier war verhältnismäßig unbeschadet aus der zweiten Runde hervorgegangen. Im Gegensatz zu Garsid und Deleven war er nicht verprügelt, sondern lediglich zu Boden gedrückt worden. Er stolzierte über das Feld, ohne Groll, ohne Gram, als ginge ihn das Ganze überhaupt nichts an. Fenna spürte wieder diese Wut auflodern, diese Wut, die einem Untergebenen gegenüber vollkommen deplatziert war.

Um sich abzulenken, blickte er in die klaren Augen von Loa Gyffs. »Also gut, wir nehmen Jonis und von den Holtzenauen raus. Dafür kommen Nelat und Teppel wieder rein.«

»Was ist mit Garsid und Deleven? Die beiden hat’s übel erwischt.«

»Willst du ihnen sagen, dass sie draußen bleiben sollen? Ich nicht. Komm, hilf mir, alle zu versammeln.«

Es gab eine Pause, in der alle trinken und sich die Blutergüsse und Schürfwunden versorgen konnten.

Fenna sprach zur Kompanie.

»Na, macht es Freude? Das ist ein kleiner Vorgeschmack darauf, was uns im Feindesland erwartet. Nur dass man uns dort töten will und nicht einfach nur unsere Flagge erbeuten. Also, Leute, es sieht nicht gut aus. Wir haben das Ganze wohl doch ein wenig zu sehr auf die leichte Schulter genommen. Wir dachten, wir können sie mit unserem Einsatzwillen überraschen. Aber rein körperlich können sie uns jederzeit an die Wand drücken. Wir haben jetzt nur noch eine einzige Chance. Unseren Trick. Das Deleven-Nelat-Manöver. Seid ihr bereit dazu, Deleven und Nelat?«

Die beiden nickten und sagten: »Jawohl, Leutnant.«

»Gut. Wir ändern unsere Verteidigung. Kertz, ich möchte, dass du ganz ohne Augengläser agierst. Das bekommen wir hin, indem wir zwei Verteidigungsgruppen basteln. Eine besteht aus Emara, Behnk und Teppel und steht etwa zehn Schritte vor unserer Flagge. Die zweite Gruppe bist du ganz alleine, Kertz. Du stehst ganz hinten und bewachst direkt die Flagge. Das bedeutet: Jeder, der auf dich zukommt, ist dein Gegner. Du kannst also nicht aus Versehen den Falschen angreifen.«

»Kein Problem«, grinste Kertz schief.

»Gut. Den Angriff machen wir wie gehabt mit Deleven, Resea und Garsid – aber nur, um die Gegner auf eine falsche Fährte zu locken. Kernstück unserer Taktik sind diesmal Deleven und Nelat. Nelat, du schleichst dich im Schatten der Angreifer ein Stück weit nach vorne. MerDilli, du bist Nelats Leibwächter. Er darf auf keinen Fall behindert werden, auch von ihren zurückkehrenden Angreifern nicht. Tadao ist unsere Hauptfigur. Ekhanner, Kindem und Stodaert – ihr drei bildet das Mittelfeld. Ihr helft Nelat zurückzukommen, haltet seine Verfolger auf und kümmert euch auch um die gegnerischen Angreifer, falls die unsere Flagge erbeutet haben und zurückwollen. Haltet sie auf, bis Garsid, Resea und Deleven euch helfen können, ihnen die Flagge wieder abzunehmen. Alles verstanden, Leute? Dies ist die letzte und alles entscheidende Runde. Ihr braucht keine Kräfte aufzusparen für irgendetwas. Morgen machen wir, denke ich, ohnehin einen übungsfreien Tag, damit ihr eure Knochen wieder sortieren könnt. Gyffs?«

»Denkt an die Wette, die euer Leutnant mit dem Hauptmann laufen hat. Es geht um die Ehre unserer Kompanie. Wenn wir die Erste heute schlagen, wird sich auf absehbare Zeit niemand in der Festung mehr despektierlich über uns äußern können. Ich will, dass ihr alles gebt.«

»Jawohl, Leutnant!«, scholl es aus mindestens acht Kehlen.

»Ach, und noch etwas«, fügte Gyffs hinzu. »Wir haben zwei Mann eingebüßt, aber zwei wieder reingeholt, sind also immer noch zu zwölft. Die Erste Kompanie hat jetzt aber nur noch elf Mann. Wir haben einen Vorteil. Nutzt ihn!«

Nochmal »Jawohl, Leutnant!«, diesmal von allen.

Die Soldaten nahmen ihre Feldpositionen ein. Tadao Nelat war ganz käsebleiche Tapferkeit. Garsid bebte vor verhaltenem Zorn. Er wollte sich für das Verprügeltwerden rächen. Solange alles im Rahmen blieb, konnte das Fenna nur recht sein, aber der Leutnant machte sich darauf gefasst, einschreiten zu müssen, falls Garsid zu weit ging. Deleven dagegen wirkte sehr konzentriert. Er wusste, was jetzt alles von ihm abhing. Kertz blinzelte die blaue Flagge an, berührte sie, hielt sich an ihr fest, orientierte sich hilflos im Raum. Gyffs persönlich hatte sich seiner verbeulten Augengläserfassung angenommen. Resea verbeugte sich wieder in Richtung der Dachtribüne. Er vermisste die hübsche Schwarzhaarige.

Die Korporälin der Ersten Kompanie teilte ihre elf Soldaten folgendermaßen auf: Vier bewachten die Flagge, vier gingen zum Angriff an die Feldmitte vor und drei blieben dazwischen, als bewegliche Ausputzer für sowohl vorne als auch hinten.

Oberst Jenko erhob sich. »Nun beginnt die letzte und alles entscheidende Runde. Die Erste Kompanie mit elf Streitern gegen die Dritte Kompanie mit noch zwölf Mann. Möge die bessere Mannschaft den Sieg davontragen und sich eine Sonderration Prickelwein aus Hessely verdienen!«

Die Kämpfer auf dem Feld schauten verblüfft hoch und jubelten über den frisch ausgelobten Preis.

Jetzt erhob sich auch der greise General Feudenstich. »Zu meiner Zeit«, gellte seine heisere Stimme über den Hof, »hat man die Manöver noch nach dem Motto Bis nur noch ein einziger Mann steht betrieben. Gebt also alles, Leute! Ich will keine Weicheierei da unten sehen!«

Gyffs salutierte unwillkürlich. Fenna grinste nur kopfschüttelnd.

Der Gong.

Die vier gegnerischen Angreifer stürmten los, schneller und wilder jetzt als die Drittkompanier. Deleven wich ihnen unwillkürlich aus – seine Aufgabe war zu wichtig, um in einer Konfrontation gefährdet zu werden. Resea folgte ihm. Garsid jedoch nahm den Kampf an. Er hielt zwei der vier schon jetzt auf und rächte sich für die erhaltenen Prügel mit wilden Fausthieben und Tritten. Das alte Motto des Generals schien ihm zu gefallen.

Zwei der Angreifer kamen weiter. Ekhanner, Kindem und Stodaert waren zu furchtsam – sie ließen sie passieren. Deleven und Resea kamen nun ihrerseits am gegnerischen Mittelfeld an. Diesmal spaltete Resea sich ab und nahm es mit den drei Gegnern auf, während Deleven alleine weiterlief. In seinem Kielwasser pirschten sich auch Nelat und MerDilli weiter vor.

Fenna zerbiss sich schier die Unterlippe. Deleven hatte es nun ganz alleine mit vier Flaggenverteidigern zu tun. Das war nicht geplant gewesen. Wie sollte er so an die Flagge herankommen? Der ganze schöne Plan war für die Katz’, wenn es Deleven nicht gelang, wenigstens kurz an die Flagge heranzukommen.

»MerDilli, hilf Deleven! Lauf nach vorne!«

»Aber was ist mit Tadao …?«

»Tu, was ich dir sage! Lauf!«

MerDilli setzte sich in Bewegung. Schwerfällig. Verdammt, dachte sich Fenna, es wäre besser gewesen, MerDilli keilte sich mit dem Mittelfeld und Resea unterstützte Deleven.

Mittlerweile kamen die beiden gegnerischen Angreifer auch an der vorgelagerten Verteidigungsgruppe vorbei. Einzig Behnk unternahm einen Versuch, die beiden überhaupt aufzuhalten, aber er scheiterte. Teppel fiel ganz ohne Fremdeinwirkung hin. Emara stand herum, als sei alles schon gelaufen. Für eine dritte Runde fehlte es den dreien an Kraft und Ausdauer und Nervenstärke.

Jetzt gab es nur noch Kertz. »Scheusal« Jeo Kertz. Und der hatte mit der Ersten Kompanie eine Rechnung zu begleichen. Er stürzte sich auf einen der beiden Angreifer und riss ihn zu Boden, an ihm rüttelnd wie ein Echsengeier. Der Erstkompanier schrie um Hilfe. Sein Kamerad ignorierte ihn und nahm sich die blaue Flagge.

Deleven und die vier Verteidiger belauerten sich. Da war kein Durchkommen. Er musste nur für einen Augenblick an die Flagge heran, aber die vier waren wie eine schlaue Mauer, die sich jeder seiner Bewegungen anpasste. MerDilli kam von hinten. Er war langsam, aber schwer.

Der Erstkompanier setzte sich mit der erbeuteten Flagge in Bewegung. Kertz war viel zu sehr damit beschäftigt, den anderen Angreifer für sein kaputtes Augengestell bezahlen zu lassen.

»Emara, Teppel – soll ich euch auspeitschen lassen, verflucht noch mal?«, schrie plötzlich Leutnant Loa Gyffs. »Was steht ihr da herum wie festgeleimt? Haltet ihn auf! Haltet ihn auf! Ekhanner, Kindem und Stodaert – zurück! Die blaue Flagge muss hinten festgehalten werden! Rettet unsere Flagge!«

Die fünf Angebrüllten setzten sich langsam in Bewegung, zu langsam. Der Flaggendieb war bereits an Emara und Teppel vorbei.

MerDilli rannte keuchend an Deleven vorüber – und schlug eine Bresche in die Verteidigungsmauer. Zwei der Verteidiger wurden von ihm umgerissen, ein dritter drehte sich zweimal um sich selbst. MerDilli stürzte ebenfalls zu Boden, geriet sogar außerhalb des abgesteckten Feldes, rollte dort hinten durch die Schatten, aber das spielte keine Rolle mehr. Nilocas Deleven sprang über die Stelle, an der die Menschenmauer niedergerissen war. Er sprang zur goldenen Flagge und griff sie sich. Wild blickte er sich um. Ihm blieben zwei bis drei Augenblicke, dann würde der letzte stehende Verteidiger ihn umreißen und der trudelnde sich wieder gefangen haben. Dahinter kamen jetzt auch die drei aus dem Mittelfeld, die Resea alleine nicht lange hatte aufhalten können.

Deleven sah Nelat. Niemand sonst beachtete Nelat. Nelat war von Deleven aus gesehen jetzt sogar hinter dem gegnerischen Mittelfeld.

Deleven rollte die Flagge zusammen, indem er sie mit einer Kreisbewegung des Handgelenkes um ihren Stab schleuderte – und dann warf er sie. Sie flog hoch und kreiselnd über das Feld. Deleven wurde von dem gegen ihn springenden Verteidiger umgerissen, aber auch das war jetzt nicht mehr wichtig. Die Flagge flog.

Die beiden Damen machten »Ooooohhhhh!«

Das gegnerische Mittelfeld bremste ab. Die Flagge pirouettierte über sie hinweg. Sie verrenkten ihre Hälse, um ihrem Flug zu folgen. Dort stand ein einzelner, mädchenhafter Soldat. Tadao Nelat. Er sprang hoch und fing die Flagge aus der Luft. Sie hatten das dreihundertundsiebenundzwanzigmal geübt.

Nelat rannte los, zur eigenen Flaggenfassung. Er war schnell. Viele Gegner waren nicht zwischen ihm und der Fassung. Zwei, die Garsid brutal zusammenschlug. Einer mit der blauen Flagge, auf den sich nun sechs Grünhörner gleichzeitig stürzten. Einer, der unter Kertz lag und weiterhin sinnlos um Hilfe schrie. Nelat rannte. Er war schnell.

Aber einer der drei gegnerischen Mittelfeldstreiter war noch schneller. Er hatte gewendet und die Verfolgung aufgenommen. Der Flug der Flagge hatte ihn nicht lange blenden können. Er holte auf. Nelat war durch die Flagge behindert und langsamer, als er ohne Flagge hätte sein können. Der Gegner erreichte ihn beinahe. Atem im Nacken von Atem. Der Verfolger im Windschatten immer im Vorteil.

Dann war da Resea. Er hatte gegen das Mittelfeld schnell klein beigegeben. Deleven hatte nur vorbeigemusst, es war nicht nötig gewesen, einen Sieg in einem schmerzhaften Faustkampf gegen drei Gegner zu erzielen. Resea hatte sich am Boden zur Kugel gekrümmt. Jetzt hatte sich die Kugel wieder entfaltet. Resea sprang von der Seite gegen Nelats Verfolger. Beide gingen zu Boden, ein Wirbelsturm aus Sägemehl und Beinen. Nelat war frei. Und Emara hatte die eigene Flagge zurückerobert. Ekhanner und Stodaert war es gelungen, den räuberischen Gegner festzuhalten, und Emara hatte ihm die Flagge aus den Fingern gepuhlt. Nelat und Emara liefen jetzt Seite an Seite. Es war vorbei. Der Sieg nur noch Formsache. Fenna blickte zu Gollberg hoch. Der hatte seine Hände weiß in die Sitzbank verkrallt.

Die beiden Damen machten »Aaaaaahhhhhhh!«

Die beiden Flaggen klapperten in die Fassung der Dritten Kompanie. Nelat und Emara jubelten gemeinsam, führten ein Freudentänzchen auf, wirbelten Sägespäne hoch, es schneite und roch nach frischem Holz.

Auch Gyffs jubelte. Sie rannte aufs Feld, zuerst zu den beiden Männern hin, die immer noch am Boden lagen, Deleven und MerDilli.

Kertz wurde von seinem Gegner heruntergezogen, Kindem und Teppel kümmerten sich um ihn. Garsid stand mit wunden Fäusten über den beiden, die er zu Boden geschlagen hatte, und bebte noch immer. Keine Freude war in seinem Gesicht. Nur Wut. Resea half dem Erstkompanier, den er umgerissen hatte, auf die Beine. Die beiden gaben sich die Hand und versöhnten sich.

Fenna stand am Rand und regte sich nicht. Er hatte seinen Posten aufs Spiel gesetzt und gewonnen. Oder er hatte Chlayst verloren. Die brennenden Kinder. Das war vielleicht eine gute Sache, vielleicht sogar eine notwendige. Die Kinder sollten ein für alle Mal ersetzt werden durch Tadao Nelat und Mails Emara, die immer noch umhertanzten, durch Alman Behnk, der mit hoch erhobenen Händen breitbeinig dastand wie ein kleiner, dicker Held und diesen Moment des Triumphes in sich einschlürfte, zum wahrscheinlich ersten Mal in seinem Leben, womöglich auch zum letzten Mal, wer konnte das wissen?

Während Fenna einfach nur still nickte und in den Beifall der Zuschauer mit einstimmte, ging Gyffs von einem Mann zum anderen, gratulierte ihnen allen persönlich mit Händedruck und Schulterklopfen. Dann gratulierte sie auch den Gegnern, vor allem der Korporälin, für den »bis zum letzten Moment spannenden und ausgeglichenen Kampf«.

Die dritte Kompanie hatte in der letzten Runde keinen einzigen Mann eingebüßt, aber drei aus der Ersten standen so schnell nicht wieder auf: Garsids zwei Opfer und das von Kertz. Fenna blickte wieder zu Gollberg hinauf. Der nickte ihm zu und applaudierte. In der Niederlage hatte er seine Ruhe wiedergewonnen und war nun ganz Offizier. Seine Hände trugen keine Handschuhe, dieses Detail fiel Fenna auf.

Oberst Jenko erhob sich: »Ich danke allen Teilnehmern für diese tadellose Demonstration soldatischen Einsatzwillens. Mir scheint, in der letzten Runde haben wir sogar eine ausgeklügelte Taktik zu sehen bekommen. Sehr gut so, sehr schön! Heute Abend gibt es in der Mannschaftsmesse Prickelwein – unsere Damen haben mich darauf hingewiesen, dass das eigentlich Perlwein heißt – auf meine Kosten für die Dritte Kompanie. Und zum Abschluss unseres heutigen Manövers spielt uns die Zweite Kompanie nun noch einen schmissigen Marsch!«

Leutnant Hobock und neun seiner Soldaten mit ausladenden Blasinstrumenten traten auf diese Ankündigung hin vor und begannen zu spielen. Leutnant Hobock dirigierte. Militärmusik erfüllte den Hof. Die Musikanten spielten zuerst im Stehen, dann begannen sie sogar, während des Spielens im Gleichschritt und im Kreis herumzumarschieren.

Unterdessen wurden die drei verwundeten Erstkompanier abtransportiert. Die Dritte Kompanie nahm die Glückwünsche der Kavalleristen, die nicht gekämpft hatten, und der Zweiten, die nicht Musik machten, entgegen. Behnk und Emara und MerDilli tanzten zur stampfigen Musik. Kindem und Teppel und Ekhanner wippten immerhin im Takt. Stodaert stand in Habtachtstellung mitten auf dem Platz, das Gesicht der Musik zugewandt, als spielte sie nur für ihn oder als hätte er die Pflicht, besonders aufmerksam zuzuhören. Deleven und Garsid unterhielten sich lachend. Resea war zuerst nirgendwo zu sehen, dann sah Fenna ihn abseits aller anderen. Er unterhielt sich angeregt mit der schwarzhaarigen »Großnichte« und wurde von ihr nach allen Regeln der Kunst angehimmelt.

»Ist schon ein toller Bursche, dieser Resea«, sagte auch Gyffs, die mit roten Wangen wieder zu Fenna zurückkam. »Immer das Zünglein an der Waage. Beide gewonnenen Runden haben wir eigentlich ihm zu verdanken.«

»Was für ein Arschloch!«, knurrte Fenna leise.

»Wie bitte?«

»Nichts. Schon gut. Kein Mann alleine hat dieses Spiel gewonnen. Da hat jeder dazu beigetragen, auch von den Holtzenauen und Jonis, die über ihre Grenzen gegangen sind und deshalb am Ende nicht mehr mit dabei waren. Lass uns hochgehen zum Oberst und zum General. Ich denke, das haben wir uns verdient.«

»Du hast recht, das sollten wir wirklich tun.«

Während die Musik unablässig Humtata machte, durchquerten Fenna und Gyffs die Führung & Leitung und kamen nach zwei Treppenaufgängen oben auf dem Dach an. Mehr Ordonnanzen, als Fenna und Gyffs in ihrer Zeit in Carlyr jemals auf einem Fleck versammelt gesehen hatten, standen herum oder kümmerten sich um das Kühlhalten von Getränken und das Anrichten von Appetithäppchen. Unter dem Sonnendach standen der General, der Oberst, der Hauptmann und die zwei Damen und schwatzten angeregt miteinander. Als Oberst Jenko die beiden Neuankömmlinge bemerkte, winkte er sie jovial heran. »Ah, da sind ja unsere beiden Helden des Tages. General Feudenstich, darf ich Euch vorstellen: Leutnant Gyffs und Leutnant Fenna.«

Der greise General fasste die beiden scharf ins Auge und sagte dann: »Ich glaube, ich kenne die kleine Gyffs noch aus ihrer Zeit in Uderun. Kann das sein?«

»Allerhand, dass Ihr Euch noch an mich erinnern könnt, General Feudenstich. Wir sind uns höchstens zweimal kurz begegnet.«

»Ja, und ohne Leutnantsabzeichen saht Ihr noch deutlich jünger und käsiger um die Nase aus.« Übergangslos wandte er sich Fenna zu. »Der Oberst sagte mir gerade, Ihr kommt aus Chlayst?«

»Ja, Herr General.«

»Wie lange habt ihr da gedient?«

»Vierzehn Jahre, Herr General.«

»Hm. Ich habe die Ostküste nie inspiziert. Vielleicht ist das mit ein Grund dafür, warum dort jetzt alles aus dem Leim geht.«

»Nun, äh, mit Verlaub, Herr General – ich denke nicht, dass man die Sache mit dem Sumpf durch regelmäßigere militärische Inspektionen hätte verhindern können.«

»Das mit dem Sumpf nicht, mein Sohn. Aber die Schande von Furbus. Dass sich ein königliches Regiment von diesen Heugabelmännern in die Flucht schlagen lässt, das hätte es zu meiner Zeit nicht gegeben.«

»Das glaube ich gerne, Herr General. Ich habe mich auch darüber gewundert.«

»Gab es aus Chlayst denn keinerlei Unterstützung für Furbus?«

»Chlayst ist selbst unterbesetzt, Herr General. Die giftigen Dämpfe haben auch vor Uniformen nicht haltgemacht.«

»Aber wie kommt es dann, dass man Euch entbehren konnte?«

»Mein … Gesundheitszustand dort war … angeschlagen. Mein vorgesetzter Offizier dachte, er würde mir mit einer Luftveränderung einen Gefallen tun.«

»Und schickte Euch ins Affenland, das einzige Gebiet auf dem Kontinent, wo die Luft noch schlechter ist als in Chlayst.« Der General brach in ein seltsames, keuchendes Gelächter aus, das an einen Herzanfall erinnerte, aber übergangslos fing er sich wieder, als seine beiden »äh, … Großnichten« ihn ansprachen, um ihm ein ganz bestimmtes Dessert zu empfehlen und ihn dann damit zu füttern.

Fenna stand plötzlich Hauptmann Gollberg gegenüber, während Oberst Jenko mit Leutnant Gyffs ein Scherzchen machte. Der Hauptmann hielt Fenna die jetzt wieder behandschuhte Rechte hin. »Ich gratuliere Euch zu Eurem Manöversieg und der gewonnenen Wette, Leutnant Fenna. Aber Ihr habt da eine äußert rabiate Truppe zusammengestellt. Sechs meiner Leute sind lazarettreif. Ist das Euer persönlicher Führungsstil, oder handhabt man das in Chlayst allgemein so, dass man ein wenig brutaler zur Sache geht als andernorts?«

Fenna ergriff die Hand und drückte sie. »Weder noch, Hauptmann. Ich fürchte, das ist eher der Tatsache zuzuschreiben, dass ich bislang erst anderthalb Monde Zeit hatte, die Männer gebührend zu schleifen. Es fehlt ihnen noch ein wenig an Umgangsformen.«

»Tadellos geantwortet, Leutnant Fenna, tadellos«, mischte Oberst Jenko sich ein. »Ich denke, wir brechen das hier oben jetzt ab, es ist zu heiß und ungemütlich heute. Am Abend gibt es wie versprochen Perlenwein für Eure Mannschaft, da werdet Ihr wohl mit den Männern feiern wollen – aber anschließend lade ich Euch beide noch zu einem kleinen Offiziersabend in meinen Räumen ein. Der General und seine Damen werden bis morgen Vormittag unsere Gäste sein, da findet sich heute Abend sicherlich noch Gelegenheit für das eine oder andere interessante Gespräch.«

»Wir fühlen uns sehr geehrt, Oberst«, antwortete Gyffs für sie beide. Fenna dankte nur nickend.

Dann gingen Fenna und Gyffs wieder runter auf den Hof, wo die Zweite Kompanie nun ihre musikalischen Darbietungen beendet hatte. Das Manöver war somit offiziell beendet. Den beiden Leutnants der Dritten knurrten die Mägen. Von den farbenprächtigen Köstlichkeiten der höheren Offiziere hatten sie sich nichts zu nehmen getraut.