Hören Sie zu.

Ich bin Amy Fields, aber die Männer nannten mich Nummer Drei.

Wahrscheinlich haben Sie von mir gehört oder die Sondersendung auf Kanal 5 gesehen.

Vielleicht haben Sie mich für eine Heldin gehalten, vielleicht auch für eine Schlampe und eine unmögliche Type – das Mädchen mit den Piercings, das sich bei der Abschlussprüfung eine Zigarette angezündet hat. Auch das denken manche über mich.

Man sollte meinen, ich würde mich am meisten aufregen, wenn man mich Schlampe nennt, aber mir wird richtig übel, wenn ich als Heldin bezeichnet werde. Denn ich bin alles andere als eine Heldin. Ich hätte anstelle der Stiefmutter mitkommen können. Ich hätte ihren Platz einnehmen können, und dann wäre keiner dieser Männer gestorben. Wäre ich dort am Strand gewesen, dann hätte der Hubschrauber nicht geschossen.

Also, Sie haben wahrscheinlich etwas über mich gelesen, Fotos gesehen oder Radioberichte gehört. Vielleicht kennen Sie sogar Carrie und Esme, die offenbar die besten Quellen für Geschichten über mich sind. Aber ich habe bisher noch nie erzählt, was wirklich auf der Daisy May passiert ist.

Bisher.

Bisher habe ich über die Piraten berichtet. Ich habe auch von mir und Farouz erzählt. Von den Waffen und wie oft ich mit dem Tod gerechnet habe. Von den Menschen, die wirklich gestorben sind, und von Farouz’ Ende, der immer geraucht hat und zu Rauch geworden ist.

Aber ich muss noch etwas Wichtiges erzählen. Ich habe das Gefühl, ich muss es einfach loswerden.

Es ist Folgendes:

Ich will Ihnen sagen, dass Sie sich wieder zusammenfügen können, wenn Sie zerbrochen sind. Ich will Ihnen sagen, dass irgendwann am Horizont ein Licht tanzen kann, das Sie nach Hause führt, wenn Sie sich verirrt haben.

Schon klar, das klingt wie eine Predigt, die ein Vikar halten könnte. Aber das stimmt nicht, denn die sagen immer nur: Könnten Sie mir etwas Tee nachschenken, und würden Sie mir bitte den Battenbergkuchen reichen?

Immerhin, es klingt so, als könne es ein Pfarrer sagen. Vielleicht einer dieser übereifrigen Typen im amerikanischen Fernsehen aus der Gegend, aus der meine Mutter stammt. Aber es gibt trotzdem einen Unterschied. Ein Pfarrer weiß nicht mit Sicherheit, dass Gott existiert und dass Jesus für unsere Sünden gestorben ist und so weiter. Ich dagegen weiß genau, wovon ich rede. Ich weiß mit absoluter Sicherheit, dass einen das Leben in Stücke reißen und in tausend winzige Fetzen zerlegen kann, und trotzdem kann man wieder hochkommen und sich in Ordnung bringen.

Es ist wahr.

Vielleicht glauben Sie mir sogar, wenn ich alles erzählt habe.

Nach dem Vorstellungsgespräch bei der Royal Academy of Music kehre ich nach Hause zurück. Ich sitze fast zwei Stunden lang in der U-Bahn und dann im Bus. Ich lese nicht, ich höre keine Musik, sondern betrachte nur die Welt, die draußen vorbeizieht.

Es dämmert, als ich über die Allmende zu unserem Haus zurückkehre. Die Sterne sind schon aufgegangen. Ich blicke hinauf und sehe einen funkelnden Himmel – nicht so hell und nicht so stark besetzt wie in Somalia, aber immer noch sehr schön. Die Milchstraße ist ein Streifen aus Sternenstaub hoch droben.

Als ich das Tor öffne und über den kurzen Kiesweg zu unserer Haustür gehe, denke ich an die Bilder, die das Hubble-Teleskop von der Milchstraße aufgenommen hat. Sie sehen aus, als hätte jemand Feuer in die Dunkelheit gemalt. Von hier unten sehen wir nur einzelne funkelnde Sterne, die an Eis oder Diamanten erinnern. Aber in Wirklichkeit brennen sie.

Als ich den Schlüssel herumdrehe, höre ich oben ein Geräusch. Zuerst denke ich an ein Tier, das irgendwie ins Haus eingedrungen ist, aber dann erkenne ich es: Es ist Dad. Er lacht. Ich erschrecke. Dad lacht nicht, das entspricht ihm nicht. Lachen überträgt keine Informationen, es bringt kein Geld ein und leistet nichts. Die Vorstellung, dass Dad lacht, ist ungefähr so komisch wie die Vorstellung, er könnte Science-Fiction lesen. Aber da ist es wieder. Ja, er lacht.

Das ist Sarahs Erfolg, denke ich. Sarah bringt ihn zum Lachen. Ich bin ihr dankbar – für ihre Leichtigkeit, ihre Albernheit. Für alles, wofür ich sie vorher verabscheute. Ihre kleinen Aufmerksamkeiten. Nicht einmal meine Mom hat es geschafft, Dad zum Lachen zu bringen. Ich glaube, das ist eine wichtige Einsicht. Mir wird plötzlich bewusst, dass ich mich infolge von Moms vorzeitigem Tod möglicherweise nur noch an eine idealisierte Version ihrer Person erinnere, als wäre ihr vollkommenes Abbild in Bernstein gegossen.

Sie war nicht vollkommen. Sie war meine Mom.

Im Hausinnern bleibe ich am Fuß der Treppe stehen.

»Dad?«, rufe ich. »Kann ich mit dir reden?«

Er kommt allein herunter. Sarah war wohl der Meinung, wir sollten uns zu zweit unterhalten. Auch dafür bin ich dankbar.

Wir gehen ins Wohnzimmer. Ich setze mich aufs Sofa, er beansprucht den Lehnsessel am Fenster.

Langsam und stockend erzähle ich ihm alles.

Als ich fertig bin, sehe ich ihn an. Dad macht eine Miene, als hätte er gerade etwas Unaussprechliches in seiner Suppe gefunden.

»Was hast du dir nur dabei gedacht?«, fragt er.

»Ich habe nicht nachgedacht«, gebe ich zu.

»Habt ihr…«, setzt er an. Er zieht eine schreckliche Grimasse, die ich nie wieder sehen will, ganz egal, wie lange ich lebe.

Was, wie ich hoffe, einen sehr langen Zeitraum umfasst. Damit meine ich mein Leben. Ich habe mir Gedanken gemacht – es scheint inzwischen hundert Jahre her zu sein –, ob ich meiner Mom ähnlich bin. Ob ich wirklich selbstzerstörerische Anteile besaß, wie Sarah es vor der Reise ausgedrückt hatte. Inzwischen weiß ich, dass dies nicht zutrifft.

»Meine Güte, Dad!«, antworte ich. »Nein, nein. Haben wir nicht.«

In Dads Gesicht passiert etwas – es ist, als gäbe es ihn doppelt, eine traurige und eine fröhlichere Version, die miteinander ringen.

»Der Junge, dieser Farouz…«, sagt Dad. Seine Stimme klingt erstickt. »Du hast wirklich etwas für ihn empfunden, nicht wahr?«

»Ja«, gebe ich zu. »Ja. Ich habe etwas für ihn empfunden.«

»Oh, Amy!«, stöhnt er.

»Ja, ich weiß, schon gut. Du hast mich gewarnt. Ich habe mich nicht daran gehalten. Also schimpf ruhig mit mir! Aber bitte nicht jetzt.«

Er steht auf, kommt auf mich zu und setzt sich neben mir auf das Sofa. Es ist das Ledersofa, das Mom von einem Mann in Connecticut anfertigen ließ. Er brauchte ein Jahr dafür. Dad berührt mich am Arm.

»Das meinte ich nicht«, sagt er. »Ich meinte, dass es mir leidtut. Für dich.«

Ich starre ihn an.

»Was?«

Jetzt ist er verletzt.

»Amy«, sagt er, »glaubst du denn, du bist mir nicht wichtig?«

»Ich glaube… ich denke, dass… Mom war erstaunlich, und sie lag kaum im Grab und war noch nicht richtig kalt, da hast du sie schon durch eine andere Frau ersetzt.«

Ich richte mich auf. Nie hätte ich gedacht, dass ich solche Worte in den Mund nehmen könnte.

Dad scheint jedoch nicht überrascht. Er betrachtet seine Hände.

»Du hast recht«, sagt er. »Deine Mutter war erstaunlich.« Er schweigt eine ganze Weile. Dann sieht er mir in die Augen. »Aber sie hat uns verlassen, Amy.«

Da ist es. Ich schlinge die Arme um den Oberkörper.

»Ich weiß«, flüstere ich.

»Du…«, beginnt er. »Ich erinnere mich an deine Worte. Dass es ihr gutes Recht gewesen sei, wenn sie unglücklich war. Natürlich war es ihr gutes Recht, das ist richtig. Aber ich glaube… als du ihr so schnell verziehen hast… vielleicht hast du dabei folgerichtig einiges andere vergessen.«

Ich blinzele, bin den Tränen nahe.

»Mag sein«, räume ich flüsternd ein. Aber meine Stimme bricht nicht, die Tränen fließen nicht, obwohl meine Gedanken aufgewühlt sind wie die See im Sturm.

Es gibt wirklich Verschiedenes zu bedenken. Dad hat recht, es gibt immer etwas zu bedenken.

Beispielsweise die Uhr. Ich weiß noch, dass ich mich etwa eine Woche nach meinem sechzehnten Geburtstag aus der Brieftasche meines Dads bediente. Ich wollte abends ausgehen und brauchte Geld. Und da drinnen, eingeklemmt im Fach für die Geldscheine, steckte eine Kreditkartenquittung für eine Uhr von Chanel mit einer Unterschrift. Es war die Unterschrift meines Dads.

War er etwa dabei? Hatten sie die Uhr zusammen gekauft? Hatte er sie gekauft, und sie hatte beschlossen, mir die Uhr beim Frühstück zu geben, ohne ihn zu erwähnen? Ich weiß es nicht und kann ihn nie fragen. Er hat nie etwas geäußert, obwohl ich seinen überraschten Blick bemerkte. Es war, als würde hinter den Augen ein Streichholz angezündet, als er am nächsten Tag von der Arbeit kam und die Uhr an meinem Handgelenk bemerkte.

Ich denke an Mexiko. Dies ist die Wahrheit: Dad hat in jenem Sommer nicht gearbeitet. Seine eigene Mom, Oma Fields, lag im Sterben. Meine Mom wollte aber nicht bei ihm in London bleiben und ihre Schwiegermutter im Pflegeheim besuchen.

»Ich komme mit Mühe und Not mit mir selbst zurecht, mit diesem Mist kann ich mich nicht auch noch abgeben«, sagte sie.

»Ich brauche das Sonnenlicht, um Serotonin zu bilden«, sagte sie.

»Wenn ich nicht nach Mexiko fliege, könnt ihr mich gleich hier an Ort und Stelle einweisen«, sagte sie.

Also flog ich mit ihr nach Mexiko.

Während ich mit meinem Dad auf der Couch sitze, wird mir zum ersten Mal bewusst, dass es möglich und zulässig ist, zwei gegensätzliche Sichtweisen gleichzeitig für wahr zu halten.

Ich liebe meine Mom noch immer und glaube nach wie vor, dass sie das Recht hatte, sich für diesen Weg zu entscheiden. Sie hat auf ihre Schwermut reagiert und ist vor etwas Schrecklichem geflohen, dem sie anders nicht mehr entrinnen konnte. Das darf ich ihr nicht zum Vorwurf machen.

Außerdem gestehe ich mir etwas anderes ein.

Ich gebe zu:

Ich hasse sie, weil sie mich verlassen hat.

Das werde ich ihr nie verzeihen.

Dad sitzt neben mir auf dem Sofa und wirkt zerknittert wie ein zu lange getragener Anzug. Auch er musste mit ihr leben, denke ich. Jetzt muss er ohne sie leben. Wahrscheinlich hasst er sie, oder ein Teil in ihm hasst sie, während ein anderer Teil sie immer noch liebt. Ich kann mir vorstellen, dass ihn das zerreißt. Mich selbst zerreißt es jedenfalls.

Und doch, auch wenn im Moment so viel nicht in Ordnung ist, obwohl so viel im Argen liegt, obwohl so viel geschehen ist… trotz alledem… als ich Dad betrachte, der da neben mir sitzt, keimt in mir ein Gefühl, dass eines Tages alles wieder gut sein wird.

»Es tut mir leid, Amybärchen«, sagt er. »Ich habe mich verliebt. So etwas geschieht eben.« Er streicht mir das Haar aus der Stirn und klemmt es hinters Ohr. »Ich glaube, das weißt du selbst«, fügt er sanft hinzu.

»Schon klar«, erwidere ich. »Das meine ich aber nicht. Du hast…«

Nein, ich kann es nicht aussprechen. Mein Mund lässt die Worte nicht heraus.

»Was ist es, Amy?«, fragt er.

»Du hast mich auch verlassen«, sage ich. Nun stürzen die Worte aus mir hervor, als wären sie die ganze Zeit gefangen gewesen. Als wären sie Vögel, die endlich aus den Lungen, aus meinen Stimmbändern fliehen können.

»Was meinst du…«

»Die Arbeit«, erkläre ich. »Die Geschäftsreisen. Das Büro. Ja, Mom hat mich verlassen. Sie hat uns verlassen. Aber du hast mich auch verlassen. Dabei lebst du noch.«

Dad sackt in sich zusammen wie ein Ballon, den man unten öffnet.

»Ich weiß«, gibt er zu. »Natürlich ist die Arbeit inzwischen kein Thema mehr«, fährt er fort.

»Nein«, stimme ich zu.

Aus den Augenwinkeln sehe ich eine Familie über die Allmende nach Hause gehen. Eine Mutter, ein Vater, zwei Kinder. Eins von ihnen schaukelt an den erhobenen Händen der Eltern. Ich habe Glück, denke ich. Ich habe riesiges, ungeheures Glück. Vor meinem inneren Auge stelle ich mir die Frauen vor, von denen Farouz erzählt hat. Wie sie auf der Flucht aus Mogadischu die toten Kinder am Straßenrand verscharrt haben.

»Ich muss…«, setze ich an und bringe den Satz nicht zu Ende. Es ist typisch amerikanisch, auf diese Weise über Gefühle zu sprechen, und ich lebe seit Jahren in London. Ein Muskel in mir ist verkümmert. Er ist dafür verantwortlich, aufrichtige Gefühle über den Mund in die Welt zu entlassen. Vielleicht ist es mir auch einfach zu viel: Mom, Dad, Farouz… zu viele Verletzungen. Ich fürchte, nie mehr aufhören zu können, wenn ich erst einmal angefangen habe.

»Du brauchst Eltern, Geborgenheit. Sicherheit«, sagt Dad.

»Ja«, stimme ich zu.

»Es tut mir leid. Es tut mir so leid. Und es tut mir auch wegen Farouz leid.«

Er sitzt lange schweigend da. Dann streckt er den Arm aus, und ich neige den Kopf ein wenig, um ihm zu zeigen, dass es in Ordnung ist. Immer noch halte ich mich umschlungen, aber vielleicht ist es besser, von einem anderen Menschen umarmt zu werden. Er nimmt mich in die Arme und zieht mich an sich.

»Ich denke über mein Geschenk zum achtzehnten Geburtstag nach.«

»Ja? Was immer du willst.«

»Abendessen. Einmal in der Woche. Und du darfst nicht absagen. Niemals.«

Er nimmt meine Hand und schüttelt sie.

»Abgemacht«, sagt er.

Wir schweigen wieder einen Moment lang.

Dann fahre ich fort:

»Dad, als Sarah die Piraten begleiten wollte… Hast du dich wirklich dagegen entschieden, weil du mich nicht alleinlassen wolltest

Er wartet einen Augenblick mit der Antwort.

»Ja«, bestätigt er.

Ich weiß, dass es stimmt. Er hatte keine Angst. Jedenfalls nicht um sich selbst.

»Oh«, sage ich.

»Das Wichtigste ist doch, dass ich jetzt hier bin, Amy«, meint er dann.

»Ja«, stimme ich zu.

Wie sich herausstellt, gibt es letzten Endes auch nicht mehr zu sagen.

Ich begegne ihm ein paar Wochen nach meinem Vorstellungsgespräch.

Ich habe E-Mails an die Adresse geschickt, die er mir in der Duschkabine gab. Viele E-Mails. Ich weiß auch nicht, warum. Es ist ja eigentlich ziemlich dumm. Aber ich schreibe ihm trotzdem und erzähle ihm von meinem Leben.

Und dann, eines Tages, bekomme ich zu meinem Schrecken eine Antwort.

Wir schreiben einige Male hin und her. Sein geschriebenes Englisch ist nicht so gut, und es ist manchmal schwer zu verstehen. Immerhin können wir uns einigermaßen verständigen. Ich erzähle ihm meine Version der Geschichte, bis er sagt, er komme nach London und ob wir uns sehen könnten. Das trifft mich völlig überraschend, ich bin schockiert. Natürlich will ich ihn sehen. Aber ich habe auch Angst davor, was er sagen oder wie sich die Sache entwickeln könnte.

Dad, ausgerechnet Dad, fährt mich zur U-Bahn nach Richmond. Er hat im Moment noch keine Arbeit. Ich habe nicht mit ihm darüber gesprochen, dass er gefeuert wurde – so weit sind wir zwei noch nicht. Aber es läuft viel besser, so viel kann ich sagen. Vor drei Monaten haben wir die Daisy May verlassen. Ideal ist es nicht – ich habe ihm keineswegs ganz und gar verziehen. Ich glaube, er kann auch mir nicht verzeihen, dass ich erwachsen werde und mich in den schlimmsten Typ weit und breit verliebt habe. Aber es wird besser. Vor allem sagt Dad nichts mehr, auch wenn er mich insgeheim vielleicht immer noch verurteilt.

Er hat sich verändert und geht mehr aus sich heraus. Endlich hat er den Einsiedlerkrebs hinausgeworfen, der in seinem Körper gehockt hat, und kommt ein wenig auf mich zu. Er bezahlt Ahmeds Verteidigung. Die Anwältin meint, dank unserer Aussagen kann sie erreichen, dass seine Strafe ausgesetzt wird. Vielleicht darf er bald nach Somalia zurückkehren.

Sobald Dad mich abgesetzt und mir eingeschärft hat, vorsichtig zu sein, fahre ich mit der U-Bahn bis Embankment und überquere die Themse auf der erstaunlichen Fußgängerbrücke. London breitet sich rings um mich aus. Wir wollen uns am London Eye treffen, also gehe ich am Ufer entlang bis zum Treffpunkt.

Nachdem ich mich zwei Minuten lang umgesehen habe, entdecke ich ihn. Er ist schmaler und wirkt irgendwie schwächer, auch ein wenig bleicher, als hätte ihm das englische Klima die Farbe geraubt. Die Falten im Gesicht, vor allem um die Augen, sind anders. Er trägt eine Kappe von Arsenal. Ich muss an die Sittiche denken und frage mich, wie lange es dauert, bis sie zur Stadt gehören.

Ich winke ihm, und er kommt mir entgegen.

»Amy«, sagt er.

Ich schüttele seine Hand, die er ausstreckt wie eine Opfergabe.

»Hallo«, sage ich.

»Schön, dich zu treffen«, antwortet er. »Entschuldige, mein Englisch ist nicht sehr gut.«

»Nein, es ist sogar sehr gut«, widerspreche ich.

In meinem Bauch regt sich etwas mit zarten Flügeln, und im Auge ist etwas Heißes und Feuchtes, das ich eilig wegblinzele. Ich will nicht weinen. Aber er ist ihm so… so ähnlich. Älter natürlich und irgendwie härter, als wäre er eine Version von Farouz, die ein wenig zu lange im Schrank gelagert war und nun etwas abgestanden ist. Aber er hat die gleichen grauen Augen und die gleichen langen Wimpern.

»Du siehst ihm ähnlich«, sage ich.

Er nickt.

»Aber ich sehe nicht so gut aus«, antwortet er zwinkernd.

Überrascht lache ich.

Farouz’ Bruder deutet auf das London Eye.

»Wollen wir fahren?«, fragt er.

Damit habe ich nicht gerechnet, ich hatte es nicht geplant, aber es leuchtet mir ein. Ich bin nie damit gefahren. In der Stadt, in der man lebt, macht man es den Touristen nicht nach.

»Ja, gut«, willige ich ein.

Wir kaufen Tickets und stehen an, dann betreten wir eine der kleinen runden Gondeln und steigen langsam aufwärts. Unter uns liegt der Fluss, in der Nähe steht Big Ben, die Stadt breitet sich aus wie eine Landkarte, was ein dummer Vergleich ist, aber das ist mir egal. So sieht es eben aus. Weiße Wolken treiben langsam über London hinweg.

»Hat er von mir geredet?«, fragt Abdirashid, als wir nebeneinander stehen und nach draußen blicken.

Wir haben fast den höchsten Punkt erreicht. Ringsum kreisen Möwen, als wären wir am Meer. Ich frage mich, wann in London mehr Möwen als Tauben leben werden und wann auch sie ein Teil der Stadt und hier zu Hause sind.

»Ja«, antworte ich, und es ist die reine Wahrheit. »Er hat ständig von dir gesprochen.«

Abdirashid zittert. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass wir über seinen Bruder reden, oder ob er Drogen nimmt oder sonst etwas. Von Farouz weiß ich, dass er kein gutes Leben führte.

»Gute Sachen?«, fragt er. »Farouz hat gute Sachen gesagt

»Nichts als gute Sachen«, bestätige ich. »Er hat mir eine Geschichte über ein Konzert erzählt.« Ich erinnere mich, wie ich unter der Dusche gestanden und Farouz beim Erzählen zugehört habe.

»Konzert

Ich tue so, als würde ich eine Oud spielen.

»Ah«, sagt Abdirashid. »Ja.« Er lächelt.

»Wie… wie bist du hergekommen?«, frage ich. »Wie bist du aus dem Gefängnis gekommen?«

Abdirashid klopft auf seine Hosentasche.

»Ein Mann bringt Geld. Hunderttausend Dollar. Ich bezahle für Freiheit. Kenne jemanden, der Pass verkauft.«

»Hast du eine Entschädigung erhalten?«, frage ich. »Weil Farouz gestorben ist

»Ja. Vom Anwalt.«

»Nyesh?«

»Ja, der. Und dann will wegfahren. Sehe nach Farouz’ E-Mail und bekomme E-Mail von dir. Du sprichst mit meinem Bruder, der tot ist.«

Er erzählt es mit sanfter, fragender Stimme und will nicht unterstellen, ich sei verrückt, sondern mir nur seine Neugierde zeigen. Ich nicke.

»Ich wusste, dass er tot ist«, bestätige ich. »Aber ich dachte… ich weiß auch nicht. Ich habe gehofft, er sei irgendwie doch noch da.«

»Ich auch«, sagt Abdirashid. »Und deshalb sehe ich nach E-Mail.«

»Wie gut, dass du sein Passwort kennst!«, sage ich scherzend, um die Befangenheit zu überspielen.

Abdirashid wirkt verlegen. Zuerst vermute ich, er habe seinen Bruder irgendwie hintergangen und ihm über die Schulter gespäht, als er sich bei Hotmail eingeloggt hat.

»Ich kenne immer Farouz’ Passwort«, sagt er dann. »Immer dasselbe.«

»Oh«, sage ich. »Wenn das so ist.«

»Ist immer mein Name. Abdirashid.«

Er betrachtet seine Füße.

Was immer ich sagen wollte, es bleibt mir im Hals stecken und droht mich zu ersticken. Ich könnte heulen, aber das will ich nicht. Also beobachte ich eine Barkasse, die unter uns winzig klein durch das silberne Wasser pflügt. Ich denke über die Liebe nach, über Geld, über Entschädigungen. Vermutlich hat Abdirashid sich auf die Hosentasche geklopft, weil dort noch etwas Geld steckt, das von den Hunderttausend übrig ist. Also hatte Farouz recht – so läuft es dort wirklich. Die Piraten haben tatsächlich so etwas wie ein Ehrgefühl. Ich freue mich darüber. Es freut mich sehr, dass Farouz’ Tod etwas Gutes bewirkt hat. All das kann ich Abdirashid nicht erklären, weil er nicht gut genug Englisch spricht und mich wahrscheinlich nicht versteht.

Als sich unsere Kabine in einem großen Bogen wieder der Erde nähert, erzähle ich ihm in möglichst einfachen Worten, was sich auf der Jacht ereignet hat, wie sein Bruder gestorben ist, was Farouz mir erzählt hat, was ich für ihn empfunden habe. Es ist kompliziert, weil ein Teil von mir ihn liebte, während ein anderer, ein großer Teil in mir Angst vor ihm hatte. Muskeln sind attraktiv, aber sie betätigen auch den Abzug einer Waffe und schlitzen Kehlen auf. Jedenfalls fand ich ihn anziehend. Und mir ging sein Leid zu Herzen. Aber ist dies das Gleiche wie Liebe? Ich glaube nicht.

Ich weiß nicht, ob Abdirashid alles versteht, aber ich glaube, das spielt eigentlich keine Rolle. Wichtig ist, dass ich über Farouz rede, über seinen Bruder.

Als ich geendet habe, sieht er mich eine Weile ruhig an.

»Ich helfe dir«, sagt er. »Habe Geld.«

Etwas Absurderes habe ich nie gehört. Ich weiß zuerst nicht einmal, was ich antworten soll. Ja, er hat das Geld, aber es gehört meinem Dad oder der Bank, was mehr oder weniger auf das Gleiche hinausläuft. Und jetzt will mir der Bruder eines Piraten, der uns mit Waffengewalt als Geiseln genommen hat, einen Teil davon zurückgeben!

»Schon gut«, wehre ich ab. »Keine Sorge, ich brauche kein Geld, danke. Ich wiederhole die Abschlussprüfung, und dann gehe ich aufs College.«

»Abschlussprüfung? College?«

Ich tue so, als würde ich auf meiner Geige spielen.

»Lernen«, erkläre ich. »Weiterlernen.«

Abdirashid versteht und nickt. Er blickt zum dämmerigen Himmel über London hinaus. Die ersten Sterne gehen auf. Er zieht eine Zigarettenpackung aus der Tasche und schnippt mit dem Fingernagel unter den Boden. Wie bei einem Zaubertrick fliegt ihm eine Zigarette zwischen die Finger. Er zündet sie an und bietet mir die Packung an.

»Nein danke, ich rauche nicht.«

Erst als ich die Worte ausspreche, merke ich – es stimmt.

Abdirashid öffnet den Mund und will etwas sagen, schließt ihn wieder. Er denkt nach.

»Farouz… war glücklich?«, fragt er schließlich. »Vorher… bevor gestorben ist

Ich denke an den Abend, als ich in Farouz’ Armen gelegen und innerlich glühend zu den Sternen hochgeblickt habe.

Ich denke an sein Lachen.

An die Sterne, die er mir gezeigt hat, an seine Begeisterung.

Es freut mich, dass diese Frage so leicht zu beantworten ist. Abdirashid hätte andere Fragen stellen können, mit denen ich Schwierigkeiten gehabt hätte.

Ich nehme seine Hand.

»Ja«, antworte ich.

Dies kann ich mit Sicherheit sagen, weil ich es weiß. Als ich es ausspreche, als ich es bestätige, scheint es mir, als sei von Abdirashids Schultern eine große Last genommen worden, denn er richtet sich ein wenig auf.

Es ist schon seltsam. Man behauptet immer, Magie existiere nicht, aber sie existiert und ist allgegenwärtig. Wir wenden sie jeden Tag an – den Zauber des Verzeihens und des Danks. Abdirashid hat Farouz einen Zauber auferlegt. Er hat seinem jüngeren Bruder das Leben gerettet und ein magisches Band der Eintracht geknüpft, das Farouz erst mit dem Tod abstreifen konnte, und dadurch hat er umgekehrt Abdirashid gerettet. Ich glaube, Abdirashid weiß das, und dies erklärt, warum eine solche Last auf seinen Schultern lag.

Aber ich habe ihm gerade einen anderen Zauber gezeigt: wie man weitermacht, wie man trotz allem weitergeht, und vor allem dafür ist er mir dankbar.

»Ja«, bekräftige ich. »Er war glücklich.«

Am Morgen des Austauschs plätschert in der Dusche der Jacht das Wasser über meine Haut.

»Aus der Zeit vor dem Krieg?«, fragt Farouz. »Eine Geschichte über mich und meinen Bruder?«

»Ja«, sage ich.

»Na gut, na gut, ich habe eine Geschichte. Es hat sich zugetragen, bevor wir Mogadischu verließen. Es könnte neunzehnhundertneunzig oder neunzehnhundertneunundachtzig gewesen sein. Ich glaube, ich war sechs Jahre alt.«

Ich schließe die Augen und höre Farouz zu, der nachdenklich und ruhig erzählt. Das Shampoo schäumt zwischen meinen Fingern.

»Wir wussten, dass die Rebellen vorrückten«, sagt er. »Sogar wir Kinder wussten Bescheid, aber wir dachten lieber nicht daran. An meiner Schule gab es ein Konzert. Das Orchester spielte für die Eltern, die alle gekommen waren, und einige Kinder, die besonders gut spielen konnten, durften auch allein auftreten. Ich war eins dieser Kinder. Eigentlich konnte ich gar nicht so gut spielen, denn ich war erst sechs. Aber mein Vater war Musikprofessor und hatte mich von klein auf zum Musizieren angehalten, und daher war ich wohl besser als die meisten anderen in meinem Alter. Abdirashid sollte eigentlich Klavier lernen, aber er war rebellischer als ich und hatte schon wieder aufgehört.

An diesem Tag sollte ich beim Konzert mit meiner Oud ein einfaches Stück vortragen. Ich weiß nicht mehr, was es war, ich war ja noch so jung. Vielleicht irgendein Volkslied.

Aber ich hatte Angst, Amy. Ich wollte nicht ganz allein auf der Bühne vor den vielen Leuten spielen. Es war ein heißer Tag, und als wir den Saal betraten, schwitzte ich. Meine Eltern waren natürlich auch dort, aber ich erinnere mich nicht daran. Wenn ich an diese Aufführung denke, dann sehe ich immer nur Abdirashid.

Meine Familie saß im Zuschauerraum, aber ich musste zu den anderen Kindern auf die Bühne. Wir spielten ein paar Stücke gemeinsam, was ganz in Ordnung war, weil die anderen dabei waren. Dann ging ein Mädchen mit ihrer Klarinette zum Mikrofon, das vorn auf der Bühne stand. Ich hörte zu, konnte aber außer meinem pochenden Herzen nichts wahrnehmen. Meine Hände wollten einfach nicht ruhig bleiben.

Schließlich war ich an der Reihe und sollte aufstehen. Allerdings konnte ich mich nicht rühren. Mir war heiß, ich schwitzte, aber ich war auch ein Stück tiefgefrorenes Fleisch, ganz hart und unbeweglich. Die Lehrerin sagte mir, ich müsse vor das Mikrofon treten, aber ich konnte nicht. Die Scheinwerfer auf der Bühne waren grell, und ich hatte das Gefühl, sie brieten mich auf dem Stuhl, aber ich konnte nichts dagegen tun. Wenn ich meine Oud hielt, fühlte sie sich so lebendig an, so als passe sie sich meinem Körper an, nicht andersherum. Jetzt war sie nur eine tote Last in meinen Händen.

Mir war bewusst, dass die Leute auf meinen Auftritt warteten, auch wenn ich sie wegen der Scheinwerfer nicht sehen konnte. Ich hatte große Angst und fürchtete, sie hätten sich versammelt, um mich zu töten, statt mir beim Spielen zuzuhören.

Da kam Abdirashid aus dem Zuschauerraum nach vorn und stieg auf die Bühne. Er nahm mich an der Hand und half mir beim Aufstehen. Dann führte er mich zum Mikrofon.

Gut so?, fragte er mich, aber nicht gehetzt, sondern ganz ruhig und sanft, obwohl so viele Leute zusahen. Wir standen in einem Kreis aus Licht. Ich sah die Menschen zwar nicht, aber ich spürte sie da draußen, wie sie atmeten. Wie das Meer in der Nacht, wenn es unsichtbar ist, wenn es Atem schöpft.

Nein, antwortete ich ihm. Du musst bei mir bleiben.

Neben dem Mikrofon stand ein Notenständer. Jemand hatte meine Notenblätter schon bereitgelegt. Abdirashid nickte mir zu, nahm die Blätter vom Ständer und hielt sie mir hin, damit ich sie lesen konnte. Lächelnd gab er mir zu verstehen, dass ich beginnen solle.

Aber wir hatten nicht mit der Lehrerin gerechnet, die nun angelaufen kam. Sie trug immer ein Kopftuch, unter dem ihre Augen böse funkelten.

Du kannst nicht hierbleiben, sagte sie zu Abdirashid. Dies ist ein Konzert des zweiten Schuljahrs. Schüler aus anderen Schuljahren dürfen nicht auf die Bühne.

Abdirashid zuckte nicht und blinzelte nicht. Er hielt das Notenblatt auf den flachen Händen. Ich bin kein Schüler, erklärte er ihr. Ich bin ein Notenständer.«

Auf der Jacht, in unserer eigenen Zeit, hält Farouz inne und schweigt.

Die Dusche rauscht in meinen Ohren.

»Bist du noch da?«, frage ich.

»Ja«, sagt Farouz.

»Was ist danach passiert? Was hat die Lehrerin gesagt

»Das weiß ich nicht«, antwortet Farouz. »Ich habe anscheinend gespielt. Ich weiß nur noch, dass Abdirashid der Lehrerin sagte, er sei ein Notenständer, und in dem Kreis aus Licht bei mir auf der Bühne blieb.«

Ich schließe die Augen, während Farouz erzählt, und lasse das Wasser an mir hinabströmen. Meine Sinne verschmelzen. Seine Worte umfließen mich, das Wasser redet.

Auf einmal spüre ich ein Stechen im Kopf. Es sind Nadelstiche, als verberge sich ein Gefühl in mir, das schon seit Monaten dort wartet, taub und tot wie ein eingeschlafenes Bein, das gerade wieder zum Leben erwacht, weil das Blut hineinschießt, und heiß wie Tränen.

Farouz erweckt dieses Gefühl zum Leben. Er und die Vorstellung, ihn verlassen zu müssen.

Verlass mich nicht!, denke ich. Das ist natürlich dumm, weil ich diejenige bin, die geht. Es muss sein, es gibt keinen anderen Weg.

Dann strömen die echten Tränen, mischen sich in das Wasser und in die Worte, die aus Farouz’ Mund kommen. Ich bin überrascht, weil ich sonst nie weine. Ich habe nicht einmal geweint, als Mom gestorben ist, aber nun laufen die Tränen, sie quellen aus mir hervor wie aus einem Behälter, der überläuft.

»Alles in Ordnung?«, fragt Farouz.

»Ja, schon gut«, antworte ich. »Ich habe nur Wasser geschluckt.«

Das ist sicher keine überzeugende Erklärung für mein Schluchzen, aber er gibt sich damit zufrieden.

Ich glaube, wir sehen uns heute zum letzten Mal.

Aber das ist in Ordnung, es ist gut, wie es ist.

Denn ich nehme seine Geschichten mit, kleine Teile von ihm. Sie sind in meinem Kopf, und ich kann mich daran erinnern, wann immer ich will. Mit meiner Mom ist es das Gleiche. Das wird mir klar, als das warme Wasser zu Ende geht und meine Haut vor Kälte kribbelt. Ich habe Erinnerungen an sie und kann sie in mir neben Farouz aufbewahren und hervorholen und wieder ansehen, wann immer es mir gefällt.

Mom und Farouz sollen meine Geiseln sein. Ich trage sie heimlich mit mir herum, bewahre sie sicher in mir auf und lasse sie nie wieder frei.

Mom hat sich geirrt, aber ich habe mich auch geirrt, denke ich.

Ich drehe das Wasser ab und stehe dampfend in der Duschkabine.

Meine Mom hat sich geirrt, als sie sagte, wir würden uns zwischen den Sternen wiedersehen. So lange müssen wir gar nicht warten. Sie ist gleich hier, in mir.

Ich habe mich geirrt und dachte, mich würde so vieles an sie erinnern und sie würde immer und immer wieder sterben. Das Gegenteil ist wahr, erkenne ich nun. Sie war nicht nur ein Körper, sondern eine Person, sie hat eine Zeit lang gelebt und Spuren wie Bankkonten, E-Mail-Adressen und tausend Geburtstage und Weihnachtsfeiern hinterlassen. Sie hat auch in mir Spuren hinterlassen, und weil ich sie vor ihrem Tod fast jeden Tag gesehen habe, sind diese Tage in mir gespeichert, alle diese Bilder, und werden nie, nie mehr verschwinden.

Alles, was geschehen ist, geschieht immer noch und wird ewig geschehen, immer wieder.

Alles ist noch da

Und hier sind drei Momentaufnahmen:

Auf einer Bühne, im Lichtkegel der Scheinwerfer, hebt ein Junge vor seinem Bruder die Hände. Er wird sie ewig so halten, und auf seinen Händen liegt das Notenblatt.

Mitten im Richmond Park lacht meine Mutter. Sie wird ewig über einen Tisch lachen, der eigentlich nicht dort stehen durfte.

Auf dem Deck einer Luxusjacht steht Farouz. Er wird ewig dort stehen und die Sterne einatmen.

Dies ist nun also

das Ende.

Aber zugleich

wird es nie das Ende sein.