17. KAPITEL

 

Direkt nach dem Abhören der Nachricht, die Olivia auf seiner Mailbox hinterlassen hatte, organisierte Robby eine Vertretung. Phineas und Connor übernahmen für ihn bei Romatech. Dann teleportierte er sich in die umschattete, überwucherte Ecke neben dem Parkplatz. Und jetzt, auf der Veranda vor ihrem Apartment im ersten Stock, hörte er drinnen, wie sie sich mit einem Mann unterhielt. Sein Herz schlug schneller, als er ihre Stimme hörte.

Die Tür öffnete sich, und ein großer Mann mit asiatischen Zügen begrüßte ihn mit einem abschätzenden Blick. »Sie müssen Robby sein.«

Robby schüttelte seine Hand. »Und Sie sind J. L.«

»Robby!« Olivia strahlte ihn an.

»Olivia.« Sobald er in der Wohnung stand, zog Robby sie in seine Arme. Es war ein unglaubliches Glücksgefühl, als sie ihre Arme um seinen Hals schlang und ihn fest an sich drückte.

Ihr süßer Duft stieg ihm in die Nase, und sie fühlte sich in seinen Armen so richtig an. Wie in seinem Leben. Was für ein Dummkopf er doch die letzten Monate gewesen war, sie nur aus der Ferne zu umwerben. Jetzt, da er sie wieder in seinen Armen hielt, wollte er sie nie wieder loslassen.

»Whoa! Ist das ein Schwert auf Ihrem Rücken?«, fragte J. L.

Robby löste sich nur widerstrebend. »Aye. Ich habe es zur Verteidigung mitgebracht.«

»Dann hast du die Nachricht bekommen, die ich dir hinterlassen habe? Du musst den ersten Flug genommen haben, den du bekommen konntest.«

Es war nur zu verständlich, dass sie diese Schlussfolgerung ziehen würde. »Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte. Wie sieht es hier aus?«

»Sie sind mit einem Schwert geflogen?«, fragte J. L., der immer noch die Hülle auf Robbys Rücken betrachtete. »Was für ein Schwert ist das?«

»Ein Claymore.« Robby löste die Hülle von seinen Schultern. Er hatte sich ein schwarzes T-Shirt und schwarze Jeans angezogen, um weniger aufzufallen, wenn er sich teleportierte. Er reichte J. L. die Hülle. »Wollen Sie es sehen?«

»Whoa! Ganz schön schwer.« J. L. zog das Schwert. »Astrein! Das Ding ist riesig!«

»Ist alles in Ordnung?« Robby wendete sich wieder zu Olivia und berührte ihr Gesicht. »Ich habe mir Sorgen um dich gemacht.«

»Es geht mir gut. J. L. hat das Schloss ausgetauscht.« Sie deutete auf ihre Eingangstür. »Ich sollte jetzt wieder sicher sein.«

»Es gibt Mittel und Wege, durch eine abgeschlossene Tür zu kommen. Wo sind die Äpfel?« Robby sah sich im Zimmer um. Der Küchentisch war leer, und auf dem Couchtisch lag nur die Pizzaschachtel.

»Wir haben den Karton an die Gerichtsmedizin weitergegeben.« Olivia zuckte zusammen, als J. L. das Schwert durch die Luft sausen ließ. »Pass auf damit! Du hättest fast den Deckenventilator gemeuchelt.«

»Das Teil ist fantastisch!« J. L. stach auf einen unsichtbaren Gegner ein. »Ich habe zu Hause ein Samuraischwert und eines aus China, aber die sind lange nicht so groß wie das hier.«

»Sie wissen, wie man damit kämpft?« Robby blickte J. L. interessiert an.

»Klar.« J. L. fuhr mit der Hand an der flachen Seite der Klinge entlang. »Ich habe auf dem College Fechten belegt, aber beim FBI ist so etwas kaum gefragt.«

»Sie vertreten die bizarre Meinung, dass Schusswaffen effektiver sein könnten.« Olivia schüttelte verständnislos den Kopf und lächelte dann.

»So ein Schwert ist ein Kunstwerk.« J. L. steckte das Schwert zurück in die Hülle und legte es auf den Tisch.

»Ich würde gerne einmal mit Ihnen kämpfen«, sagte Robby. »Ich kann Ihnen auch ein Claymore leihen.«

»Abgemacht.« J. L. bedeutete Robby, sich mit ihm an den Tisch zu setzen. »Alter, wenn Sie Olivia wehtun, dann wird das mehr als nur ein Trainingskampf.«

Ungläubig blickte Olivia die beiden Männer an. »Das habe ich gehört. Ich brauche keine großen männlichen Beschützer, die so tun, als wären sie Conan, der Barbar.«

»Und trotzdem hast du gleich zwei.« Robby legte J. L. eine Hand auf die Schulter. »Ich weiß zu schätzen, was Sie für Olivia tun. Sie sind ein treuer Freund.«

J. L. errötete. »Na ja, ich meine, was ich gesagt habe. Sie tun ihr weh, und ich mache Jagd auf Sie.«

»Ich kann auf mich selbst aufpassen.«

»Ich würde ihr nie wehtun.« Robby sprach leise, während er sie ansah. »Ich liebe sie.«

Bei diesen Worten füllten sich ihre Augen mit Tränen. »Oh Robby.«

»Okay.« J. L. nahm seine Jacke vom Küchenstuhl. »Ich weiß schon, wann drei einer zu viel sind.«

Olivia beeilte sich, ihn zu umarmen. »Vielen Dank für alles. Ich weiß nicht, was ich ohne dich tun würde.«

»Wenn du mich brauchst, ruf einfach an«, flüsterte er. »Ich wollte sie heute Nacht nicht allein lassen«, sagte er dann lauter.

»Ich bleibe. Aber ich muss kurz vor Sonnenaufgang wieder gehen.«

»Du musst zurück nach New York?«, fragte Olivia.

»Sie erwarten mich dort.« Olivia würde einfach annehmen, dass er einen frühen Flug nahm. Es war scheußlich, sie zu hintergehen, aber es war nicht der richtige Zeitpunkt, ihr sein Geheimnis zu verraten. Sie hatte schon genug Stress und Aufregung durchgemacht.

»Liv, ich sehe morgen früh nach dir.« J. L. fischte auf dem Weg zur Tür seine Schlüssel aus der Jackentasche. »War schön, Sie kennenzulernen, Robby.«

Olivia umarmte J. L. noch einmal, ehe er ging, und schloss die Tür dann ab. Sie drehte sich zu Robby um. »Und?«

Endlich allein. Seine Finger krümmten sich, als ihn der plötzliche Wunsch übermannte, sie zu packen. Ihr Blick wanderte über ihn, und er konnte hören, wie ihr Herzschlag sich beschleunigte. Das Apartment schien ihm plötzlich kleiner und wärmer, als hätte sich eine warme Wolke des Begehrens auf sie herabgesenkt. Sein eigener Herzschlag beschleunigte sich, obwohl er versuchte, ruhig zu bleiben. Er wollte nicht, dass seine Augen anfingen, zu glühen.

Denk an etwas anderes, etwas, das nicht sexy ist. »Ich hatte vergessen, wie schön du bist.« Nein, das war nicht hilfreich.

»Ich habe das Gleiche gedacht, als ich dich auf den Hochzeitsbildern gesehen habe.« Ihre Wangen röteten sich. »Du hast in deinem Kilt sehr gut ausgesehen.«

Ihre Wangen färbten sich rosa, und er nahm nicht an, dass es nur an ihrem Erröten lag. Er senkte seinen Blick und rieb sich die Augen.

»Bist du müde von deinem Flug? Ich kann nicht glauben, dass du den ganzen Weg gekommen bist. Das ist so lieb.« Sie ging rasch an den Couchtisch und faltete die leere Pizzaschachtel zusammen. »Tut mir leid, dass es so unordentlich ist.«

»Ist schon in Ordnung.«

Sie ging mit der Schachtel eilig in die Küche. »Möchtest du etwas essen oder trinken?«

»Nein, danke.«

Sie kam mit zwei Gläsern Eiswasser aus der Küche. »Pizza macht mich immer durstig.« Sie stellte die Gläser auf Untersetzer auf den Couchtisch. »Bist du sicher, dass du keinen Hunger hast? Ich habe Chips und Eiscreme und...«

»Ist schon gut. Aber wenn du etwas essen möchtest, bitte, lass dich nicht abhalten.«

»Ich bin satt.« Sie rang ihre Hände. »Ich bin bloß... nervös. Es ist so lange her, seit wir gemeinsam im selben Raum gewesen sind.«

»Ich hätte nicht so lange fortbleiben sollen.«

»Ist schon gut.« Sie setzte sich an den Rand ihres grünen Sofas. »Ich habe unsere Unterhaltungen wirklich genossen. Ich habe das Gefühl, dich jetzt viel besser zu kennen, und das ist wichtig. Bei einem Treffen hätten wir vielleicht nicht... so viel geredet.«

Nein, dann hätte er sie geliebt. »Das ist wahr.«

Ihre Wangen verfärbten sich noch rosiger. »Ich hatte vergessen, wie stark die... Chemie ist.«

Chemie? »Ist das die Umschreibung dafür, dass ich dich auf ein Bett werfen und dir die Kleider vom Leib reißen will?«

Olivia atmete tief durch. »Ich denke, schon.«

»Erinnerst du dich an unsere letzte gemeinsame Nacht?« Robby setzte sich neben sie.

Nervös sprang Olivia auf und ging an die Tür, um das Schloss zu überprüfen. »Ja. Es war sehr lieb von dir, heute Nacht zu kommen.«

»Als ich deine Nachricht gehört habe, habe ich mich nicht sehr lieb gefühlt. Du warst so aufgebracht.«

»Die Schachtel war in meiner Wohnung. Es fühlt sich fast wie Missbrauch an. Und dieses Ekel hat einen Slip als Souvenir mitgenommen. Kannst du das fassen?«

Leider konnte er das. Er hatte immer noch den Slip aus Griechenland unter seinem Kissen bei Romatech. »Dieser Bastard«, murmelte er. »Möchtest du, dass ich für dich mit diesem Otis rede? Ich könnte ihn davon überzeugen, dich in Ruhe zu lassen.«

»Wie?«

Vampirische Gedankenkontrolle. »Ich kann sehr überzeugend sein.« Allerdings musste so eine Mission gut geplant werden, weil er die Bänder der Überwachungskameras und die Erinnerungen der Wachen löschen musste.

»Ich weiß dein Angebot zu schätzen, aber ich habe schon einen Plan.« Sie ging im Raum auf und ab. »Ich gehe Montag zu ihm.«

Das war ein Plan, der Robby gar nicht behagte. »Ich bin mir nicht sicher, ob das eine gute Idee ist. Ich habe Nachforschungen über den Mann angestellt, und er ist wirklich sehr gefährlich. Ich könnte dich mitnehmen, wenn du magst, und dich an einem Ort verstecken, an dem er dich nie finden wird.«

»Ich laufe nicht davon. Das habe ich gemacht, weil mein Vorgesetzter darauf bestanden hat, aber es hat nicht funktioniert. Und ich verbringe nicht den Rest meines Lebens damit, mich zu verstecken. Ich stelle mich ihm am Montag. Ich habe mich schon entschieden.«

»Und wie hast du vor, ihn davon abzuhalten, dich weiter zu belästigen?«

Sie erklärte ihm ihren Plan, während sie weiter auf und ab ging. »Mach dir keine Sorgen, J. L. kommt mit mir.«

Robby runzelte die Stirn. »Es freut mich, dass du einen so treuen Freund hast, aber es stört mich, dass er für dich da ist und ich nicht.«

»Du bist jetzt hier.« Sie setzte sich wieder neben ihn. »Und das bedeutet mir sehr viel.« Sie berührte seine Wange.

Er nahm ihre Hand und küsste jede Fingerspitze einzeln. »Du hast mich verändert, Olivia. Ich habe mich in den letzten Monaten mit einigen Menschen getroffen, die dem Mann unterstanden und geholfen haben, der mich gefoltert hat. Früher hätte ich nichts mehr gewollt, als sie umzubringen.«

»Und jetzt?«

Er küsste ihre Handfläche. »Jetzt ist mir klar, dass auch sie Opfer waren. Ich wollte eine zweite Chance in meinem Leben, und ich weiß, dass es falsch ist, anderen diese zweite Chance zu verweigern.«

»Wie soll dein zweites Leben aussehen?«

»Immer ganz Therapeutin. Ich will, dass es voller Freude und Lachen ist.« Robby strich mit einer Hand über ihre Wange. »Ich will, dass du bei mir bist.«

»Ja.« Sie schloss die Augen, als er sich näher zu ihr beugte und seine Lippen sanft auf ihre trafen.

»Ja«, flüsterte sie noch einmal.

Doch als er sie hochhob, auf seinen Schoß setzte und in die Mitte ihres Sofas rutschte, wurde sie unruhig.

»Was machst... Das kann doch nicht bequem für dich sein.« Sie wand sich, wollte aufstehen, aber er hielt sie fest und genoss die süße Qual, die ihre Bewegungen in seinem Schoß auslösten.

Ein wohliges Stöhnen konnte er nicht unterdrücken.

»Ich wusste es. Ich bin zu schwer für...«

Er unterbrach sie mit einem Kuss. Dieses Mal war es nicht sanft, sondern ein Kuss voller Verlangen. Zuerst war Olivia noch unsicher, doch dann konnte sie seiner erotischen Anziehungskraft nicht widerstehen.

Mit seiner Zunge erforschte und kostete er ihren Mund. Er schmeckte zum ersten Mal in seinem Vampirleben Pizza. So viel würziger und geschmackvoller als die eintönige Blutdiät, von der er sich seit 1746 ernährte.

Sie löste sich aus dem Kuss, atmete schwer und küsste ihn wieder. Ihr Kuss und ihr Verhalten wurden fordernder, sie vergrub ihre Finger in seinen Haaren und zog ihn eng an sich. Nun war Olivia es, die in seinen Mund eindrang und seine Zunge liebkoste. Ihre Kühnheit brachte sein Glied dazu, weiter anzuschwellen, und sein Herz dazu, wild zu klopfen.

Zu lange schon hatte er darauf gewartet. Er ließ seine Hände unter ihr T-Shirt gleiten. Ihre Haut war warm und weich, und ihr Rücken bog sich durch, als er gegen die süße Kurve ihrer Wirbelsäule drückte. Er fand ihren BH-Verschluss und öffnete ihn.

Sie küsste ihn immer weiter, während er mit den Händen unter ihren offenen BH glitt. Die untere Rundung ihrer Brüste war prall und weich, und als er eine ihrer Brüste in die Hand nahm und sanft drückte, keuchte sie auf und löste ihren Mund von seinem. Er spürte ihren Atem in flachen Stößen an seiner Wange, als er Kreise um ihre Brustwarze beschrieb. Sie verhärtete sich, und er rieb sie zwischen seinem Daumen und Zeigefinger.

Stöhnend ließ sie ihren Kopf zurückfallen. An ihrem schönen Hals pulsierte ihre Halsschlagader. Er vergrub sein Gesicht in dieser zarten Beuge und atmete den Duft ihres Blutes tief ein. Gott sei Dank hatte er zwei Flaschen synthetisches Blut getrunken, ehe er sich auf den Weg gemacht hatte. Dem Drang, zu trinken, konnte er widerstehen, aber der Duft ihres Blutes und das Pochen ihrer Adern verstärkte sein sexuelles Verlangen.

Er fuhr mit der Zunge über ihre Halsschlagader und wusste, dass sein Speichel ihre Empfindlichkeit dort verstärken würde. Sie schauderte.

»Bitte«, hauchte sie.

»Ich werde alles für dich tun«, flüsterte er ihr ins Ohr, ehe er es mit der Zunge neckte. »Die ganze Nacht.«

»Ja.« Sie griff nach dem Saum ihres T-Shirts.

»Lass mich dir helfen.« Er zog ihr das T-Shirt über den Kopf und warf es auf den Couchtisch.

Dann streifte er ihren BH ab und warf ihn auf den Boden.

Nur einen Augenblick hielt er inne, um ihre Brüste zu betrachten. Ihre Spitzen waren hart und verdunkelten sich vor seinen Augen. »Allmächtiger«, flüsterte er. »Du bist so schön.«

Tränen der Glückseligkeit schimmerten in Olivias Augen. »Robby, ich liebe dich.«

»Olivia, Schatz, ich liebe dich auch.«

»Und beweist du es mir auch?«

»Ich dachte, ich bin gerade dabei.« Er rieb seinen Daumen über ihre harte Brustwarze.

»Es fühlt sich so gut an. Ich kann nicht klar denken, wenn du...« Sie stöhnte, als er ihre Brustwarze in den Mund nahm. »Robby.« Sie klang atemlos. »Wir... wir sollten reden, ehe...« Sie schauderte, als er mit seiner Zunge kleine Kreise beschrieb.

Ohne Erbarmen mit ihr zu haben, saugte und neckte er sie. Zum Reden war später Zeit, verdammt noch mal. Natürlich sollte er ihr erzählen, dass er ein Vampir war, ehe er sie nahm, aber wenn er es ihr erzählte, würde es so weit nicht mehr kommen.

Er ließ von ihrer Brustwarze ab und betrachtete voller Begierde die aufrechte blutrote Spitze.

»Robby, warte einen Augenblick.« Sie keuchte, als er ihre andere Brustwarze in den Mund nahm. »Ich... ich sollte dir sagen, dass ich die Pille nehme. Ich habe in Quantico auf der Akademie damit angefangen, weil das ganze Training meinen Zyklus durcheinandergebracht hat und ich regelmäßig sein wollte.«

»Hmm.«

»Ich dachte, du solltest wissen, dass noch eine etwa zweiprozentige Chance besteht, dass ich doch schwanger werde.«

Eher null Prozent, dank seines toten Spermas. »Ich verstehe.« Sein Atem umschmeichelte ihre feuchte Brustwarze.

Sie schauderte. »Aber ich will eines Tages Kinder haben.«

»Ich auch.« Er öffnete den obersten Knopf ihrer Jeans.

»Warte. Ich muss noch wissen, ob du irgendwelche Krankheiten hast.«

Er hielt mit einer Hand an ihrem Reißverschluss inne. »Krankheiten?«

»Sexuell übertragbare. Ich kann nicht weitermachen, solange ich nicht weiß, ob du... gesund bist.«

»Ich bin sehr gesund.« Bis auf die Tatsache, dass er tagsüber tot war.

»Wir sollten lieber ein Kondom benutzen, nur um sicherzugehen.«

Was glaubte sie da von ihm? Er erstarrte empört. »Ich habe nicht mit Prostituierten verkehrt.«

»Du kannst dir fast überall eine Geschlechtskrankheit holen. Um ganz sicher zu sein, ist es am besten, man lässt sich einen Bericht vom Arzt vorlegen, ehe man sich an gewisse Aktivitäten macht.«

Seit wann war das Liebesspiel zu einer Geschäftsanbahnung verkommen? »Ich kann dir morgen ein Gesundheitszeugnis per E-Mail zusenden.«

»Oh. Okay.« Sie runzelte die Stirn. »Ich glaube, ich kann dir vertrauen.«

»Danke. Das ist sehr freundlich von dir. Und während wir schon dabei sind, die romantische Stimmung zu zerstören, woher soll ich wissen, ob du gesund bist? Hast du ein Gesundheitszeugnis in der Nachttischschublade, das du bei Gelegenheit vorlegen kannst?«

»Nein, natürlich nicht.«

Er hob eine Augenbraue. »Dann muss ich dir wohl vertrauen.«

»Das kannst du. Ich... ich habe noch nie irgendetwas getan, bei dem man sich eine Geschlechtskrankheit holen kann.«

»Ich auch nicht.«

Vor Schreck keuchte Olivia auf. »Du bist noch Jungfrau?«

»Sehe ich aus wie ein grüner Junge?« Kopfschüttelnd sah er sie an.

Ihre Wangen röteten sich. »Nein.«

Er lächelte und küsste sie auf die Nase. »Können wir jetzt weitermachen? Ich verzehre mich danach, mich tief in dir zu vergraben und dein Beben zu spüren...«

»Ich bin noch Jungfrau.« Endlich war es draußen.

Was hatte sie da gesagt? Robby musste sich verhört haben. »Du... was?«

»Ich bin noch Jungfrau.«

»Nay. Du sitzt halb nackt auf meinem Schoß. Auf Patmos warst du ganz nackt und hast deinen Höhepunkt herausgeschrien.«

»Ich habe ein paar Erfahrungen, ja. Die meisten mit dir.« Sie rutschte von seinem Schoß und setzte sich auf das Sofa neben ihn. »Aber ich habe noch nie mit einem Mann geschlafen.«

»Du hast noch nie... Was stimmt nicht mit den Männern von heute?« Er zuckte zusammen, als er seinen Versprecher bemerkte. Er selbst war angeblich auch ein Mann von heute.

»Die müssen alle blind sein! Sie sollten an deiner Tür Schlange stehen.«

»Ein herrlicher Gedanke«, murmelte sie. »Ich könnte Nummern austeilen.«

»Ich meinte nur, dass sie wahnsinnig dumm sein müssen, wenn sie nicht sehen, was für eine Kostbarkeit du bist. Wie konnte es so weit kommen?«

Eigentlich wollte sie das alles nie jemandem erzählen, aber Robby hatte ein Recht darauf. »Ich habe mit dreiundzwanzig meinen Master gemacht, dementsprechend beschäftigt war ich. Und dann ist da noch meine Gabe als menschlicher Lügendetektor. Ein paar Typen haben versucht, mich ins Bett zu bekommen, aber sobald sie mit dem Lügen anfingen, habe ich sie rausgeworfen.«

Sie ist noch Jungfrau. Robby stand auf und ging im Raum auf und ab. Damit hatte er nicht gerechnet. Olivia hatte auf seine Avancen auf Patmos so wild und frei reagiert. Seine Frau war als Jungfrau in ihre Ehe gegangen, und sie war in der Hochzeitsnacht schüchtern und ängstlich gewesen und wollte sich nicht einmal ganz ausziehen.

Er liebte Olivias Kühnheit. Sie reagierte so leicht auf jede seiner Berührungen, wand sich und schrie.

Um Himmels willen, wie konnte er sie entjungfern? Sie war so jung, so lebendig, und er war fast dreihundert Jahre alt. Er war die halbe Zeit tot, verdammt noch mal. Keine Frau sollte ihre Unschuld an einen Blutsauger verlieren müssen.

Er musste ihr die Wahrheit sagen, musste ihr sagen, dass er ein Vampir war, denn wenn er sie erst geliebt hatte, würde er sie nie wieder aufgeben wollen. Nie mehr. Sie verdiente es, die Wahrheit zu erfahren, ehe sie auf alle Ewigkeit an einen Mann gebunden war. Fürchterliche Qualen zeichneten sich auf seinem Gesicht ab. Wie konnte er dem gerecht werden?

»Na toll.« Olivia nahm ihr T-Shirt vom Couchtisch und zog es sich über den Kopf. »Mir war nicht klar, dass das so ein Problem für dich sein würde.«

»Olivia...«

»Vor allem, weil ich dachte, du fühlst dich vielleicht geschmeichelt.« Sie stand auf. Ihr Gesicht war blass. »Ich glaube das einfach nicht.«

»Ich... ich bin mir nicht sicher, ob ich eine solche Ehre annehmen sollte.«

»Ehre? Ja, ich fühle mich wirklich ›geehrt‹, dass du mich zurückweisen würdest, weil ich zu wenig Erfahrungen habe.«

»Ich will dich nicht zurückweisen.«

»Aber du willst dir auch nicht die Mühe machen, dich mit meiner Unschuld aufzuhalten!« Entschlossen wandte sie sich zur Tür, und ihre Brüste hüpften dabei unter ihrem T-Shirt. »Mach dir keine Sorgen deswegen, okay? Ich gehe einfach schnell in die Bar um die Ecke und werde sie los. Schließlich werden die Männer dort ja Schlange stehen, richtig?«

»Das ist nicht lustig.« Robby hatte sie fassungslos bei ihren Ausführungen beobachtet.

»Wer will lustig sein? Ich meine es todernst. » Sie drehte sich wieder um und griff sich eines der Wassergläser, das auf dem Couchtisch stand. »Ich stelle nur sicher, dass ich auch ihre Aufmerksamkeit bekomme.« Absichtlich schüttete sie sich Wasser über ihren Oberkörper, und das nasse T-Shirt klebte sich an ihre Brüste und ihre aufrechten Spitzen. »Jetzt bin ich so weit. Mit etwas Glück werde ich sogar umsonst bedient.«

Seine Hände ballten sich zu Fäusten. »Das kannst du nicht machen.«

»Dann pass auf.« Sie nahm ihre Handtasche und ihre Schlüssel. »Ich sollte in ungefähr fünfzehn Minuten zurück sein, eine Unschuld weniger.«

Wie ein Blitz raste Robby zur Tür, riss ihr die Handtasche aus den Händen und warf sie auf den Boden. »Verdammt noch mal, Weib. Glaubst du, ich lasse zu, dass ein anderer dich anfasst?«

»Geh weg! Ich hasse dich, weil meine Unschuld ein Problem für dich ist.«

Er griff ihre Handgelenke und drückte sie gegen die Tür. Als sie sich wand, presste er seinen Körper gegen ihren und ließ sie seine Erektion spüren. »Du liebst mich, Kleines, und mach dir keine Sorgen. Deine Jungfräulichkeit ist nicht mehr lange ein Problem.«