Spaziergang 8: Alsergrund und Josefstadt

Das von den beiden Türme der Votivkirche überragte Universitätsviertel Alsergrund wird von den raumgreifenden Gebäudekomplexen des Alten und Neuen Allgemeinen Krankenhauses geprägt, während die südlich angrenzende Josefstadt von jeher dem Wohnen, Einkaufen und kulturorientierten Feierabendvergnügen vorbehalten ist.
Obgleich das Gelände des bereits 1784 in Betrieb genommenen Alten Allgemeinen Krankenhauses seit 1998 als Campus der Universität fungiert und vornehmlich von geisteswissenschaftlichen Fakultäten genutzt wird, forscht und lehrt man in Alsergrund traditionell vor allem auf medizinischem Sektor. Dass hier seit gut 200 Jahren therapiert und operiert, analysiert und präpariert wird, dokumentieren sechs an authentischen Schauplätzen verortete medizinhistorische Museen, darunter die früheren Wohn- und Arbeitsräume des „Vaters der Psychoanalyse“ Sigmund Freud (1856–1939).
Auf künstlerischem Gebiet bietet der 1850 eingemeindete 9. Bezirk, dem seinerzeit auch die mehrheitlich jüdische Händler- und Schiffersiedlung Rossau am heutigen Donaukanal zugeschlagen worden war, Liechtenstein Museum und Volksoper, sprich eine der größten und wertvollsten privaten Kunstsammlungen der Welt und die erste Wiener Adresse in Sachen Operetten.
Die Josefstadt, eine auf Joseph I. getaufte, ebenfalls 1850 eingemeindete bürgerliche Wohngegend gleich hinter dem Rathaus, ist wegen ihres gleichnamigen Traditionstheaters und seiner Kleinkunstbühnen bekannt und beliebt. Zu besichtigen gibt es das Österreichische Museum für Volkskunde und die barocke Piaristenkirche, zu erleben den bestechenden Charme eines gastronomisch und kommerziell tolerant verjüngten „Hofratswitwenviertels“.