Spaziergang 7: Rund um den Naschmarkt
Sehenswertes
Die Vereinigung bildender Künstler – Österreichs Secession entwickelte sich auf dem Hintergrund der wirtschaftlichen und sozialen Umbruchsituation der vorletzten Jahrhundertwende, die vom Zusammenbruch der alten Ordnung, dem Siegeszug des Kapitalismus und dem wieder aufkeimenden Antisemitismus geprägt war. Gleichwohl war sie weniger von politischen Motiven als von Aussteigerfantasien getrieben: Man wollte sich aus der profanen Welt der Großväter und Väter zurückziehen, um Empfindsamkeit, Schönheit und Poesie zu kultivieren.
Zu ihren Gründungsmitgliedern zählten Architekten, Maler und Kunsthandwerker, darunter spätere Berühmtheiten wie Otto Wagner, Josef Hoffmann und Joseph Maria Olbrich, Gustav Klimt, Carl Moll und Kolo Moser. Sie wandte sich vor allem gegen die rückwärts gewandte, monumentale und formenreiche Bau- und Malweise des Historismus und kreierte in Abgrenzung dazu den Wiener Jugendstil. Der profilierte sich architektonisch durch rechteckige, glatte Baukörper und streng weiße Grundflächen, die mit filigranen Stahlkonstruktionen, floralen Mustern und geschwungenen Linien in zart schimmernden Farben (vorzugsweise grün) sowie goldenen Ornamenten kombiniert, bemalt und verziert wurden.
Bunte und dennoch dezente Ornamente und der verschwenderische Einsatz von Gold kennzeichnen auch viele Gemälde von Gustav Klimt, der als bedeutendster Maler der Bewegung gefeiert wird, obgleich er sich wenige Jahre nach ihrer Gründung von der Wiener Secession distanzierte. Auch für Otto Wagner oder Josef Hoffmann, die sich später als Pioniere der modernen Architektur einen Namen machten, markierte die Zugehörigkeit zur Wiener Secession gleichsam ihre berufsbiografische Pubertät.
Secession:
Die Secession, heute
Schauplatz wechselnder Ausstellungen zeitgenössischer Kunst, war
das Vereins- und Ausstellungsgebäude einer gleichnamigen
Vereinigung bildender Künstler, die sich 1897 von ihren früheren
Berufskollegen im Künstlerhaus distanzierten, um eine zeitgemäße
und radikal neue Kunst zu propagieren und zu produzieren. „Der Zeit
ihre Kunst, der Kunst ihre Freiheit“ (Ludwig Hevesi, Kunstkritiker)
steht dann auch als Motto an dem von Joseph Maria Olbrich
entworfenen und 1897/98 in Rekordzeit erbauten Domizil der
Bewegung. Es besteht aus einem repräsentativen, mit einer goldenen
Laubkuppel gekrönten Kopfbau, der mit dezenten Lorbeerbäumchen
bemalt ist, sowie einer dahinter liegenden Halle mit nahezu
fensterlosen, ungebrochenen Flächen. Die damals völlig neuartige
kubische Form und die goldene Blätterkrone irritierten die
Zeitgenossen und trugen dem Haus die Spitznamen „Assyrische
Bedürfnisanstalt“ und „Krauthappel“ ein. Nachdem die Secession zu
Beginn der 1980er Jahre renoviert und umgebaut worden war, wurde
sie von der Österreichischen Galerie mit einer sensationellen
Dauerleihgabe bedacht. Die Rede ist von Gustav Klimts Beethovenfries, das eigentlich nur als
Dekoration für eine mit 21 Kunstwerken aller Sparten bestückte
Beethovenausstellung der Secession im Jahre 1902 gemalt worden war.
Bei Ausstellungsende abgetragen, verpackt und von einem Sammler
angekauft, wurde es 1973 von der Republik Österreich erworben und
aufwendig restauriert, um 1986 an seinen Entstehungsort
zurückzukehren. Dort füllt die heute als Hauptwerk der Secession
gehandelte Gemäldekomposition, die Richard Wagners Interpretation
von Beethovens 9. Sinfonie thematisiert, einen ganzen Raum im
Erdgeschoss und erzählt mit eindrucksvollen allegorischen Bildern
von Liebe, Leid und Tod, Sehnsucht und Glück. Die um 1890/1900
gefertigte Bronzeskulptur neben dem Gebäude stellt Marc Anton in
seinem Triumphwagen dar und stammt von Arthur Strasser.
Di–So 10–18, Do 10–20 Uhr, 8,50 € für Beethovenfries und aktuelle Ausstellung, 5 € nur Ausstellung. Friedrichstraße 12, Tel. 5875307, www.secession.at.
Theater an der Wien: 1801 eröffnete Nachfolgebühne des Freihaustheaters, das 1787 Mozarts „Zauberflöte“ zur Uraufführung gebracht hatte. Dessen Intendant Emanuel Schikaneder übernahm auch die Leitung des Theaters an der Wien, das 1805 mit der Uraufführung von Beethovens „Fidelio“ reüssierte und später Schauplatz der „goldenen“
und „silbernen“ Operettenära war. Nach dem Zweiten Weltkrieg fungierte das Haus zehn Jahre lang als Ausweichquartier der stark zerstörten Wiener Staatsoper, um nach deren Wiedereröffnung erneut mit Operetteninszenierungen aufzuwarten. Seit den 1960er Jahren verlegte man sich dann ganz und mit wachsendem Erfolg aufs Musical.
Unter der Intendanz von Peter Weck (ab 1983) wurden sogar Eigenproduktionen auf die Bühne gebracht und Weltpremieren gefeiert. Seit 1987 agiert das Haus im Verbund mit dem Raimund-Theater und dem Ronacher unter dem Label Vereinigte Bühnen Wien. Anlässlich Mozarts 250. Geburtstag im Januar 2006 kehrte es zu seinen musikalischen Wurzeln zurück, um seither wieder als Opernbühne zu glänzen. „Das neue Opernhaus“, das in den Sommermonaten 2011 erneut wegen Umbaus geschlossen sein wird, wagt sich an Barockopern wie an Modernes gleichermaßen und hat oft namhafte Künstler unter Vertrag.
Karten und Infos 10–19 Uhr. Linke
Wienzeile 6, Tel. 58885, www.theater-wien.at.

Dritte-Mann-Museum: In diesem Privatmuseum dreht sich alles um den 1948 in Wien gedrehten Filmklassiker mit Orson Welles nach der Romanvorlage von Graham Greene: historische Filmplakate, Ton- und Filmaufnahmen, Schallplatten und CDs mit der berühmten Zithermusik, Kinoprojektoren etc.
Sa 14–18 Uhr, auf Anfrage Di 18–20 Uhr, 7,50 €. Pressgasse 25, Tel. 5864872, www.3mpc.net.
Wienzeilehäuser: Otto Wagners zwischen 1898 und 1899 erbaute Mietshäuser an der Linken Wienzeile dokumentieren seine endgültige Abkehr vom Historismus, weil er sie gleichsam als Vorgriff auf die Moderne mit einer gänzlich glatten Fassade versah und eine gleichmäßige Verteilung der Fensteröffnungen wählte. Das Dekor – auf Fliesen aufgemalte, von Alois Ludwig kreierte farbenfrohe Blumenmotive auf dem einen (Majolikahaus) und von Kolo Moser entworfene goldene Reliefornamente auf dem anderen Haus – orientierte sich an den ästhetischen Maßstäben der 1897 gegründeten Künstlervereinigung Secession.
Schubert-Sterbewohnung: Das kleine städtische Museum im Haus des Schubert-Bruders Ferdinand, bei dem Franz Schubert seine letzten Lebenswochen verbrachte, bevor er am 19. November 1828 starb, dokumentiert die letzte Phase im Schaffen des Komponisten.
Mi, Do 10–13, 14–18 Uhr, 2 €. Kettenbrückengasse 6, Tel. 5816730.
Vorwärtsverlagshaus: Das architektur-, sozial- und politikgeschichtlich gleichermaßen bedeutsame Gebäude wurde zwischen 1907 und 1909 von den Wagner-Schülern Franz und Hubert Gessner auf der Basis eines bereits bestehenden Baukörpers errichtet. Es diente seinerzeit als Domizil der Sozialdemokratischen Partei, der Gewerkschaft und als Redaktion und Druckerei der „Arbeiterzeitung“ und wurde entsprechend symbolträchtig dekoriert. Auffälligste architektonische Gestaltungsmerkmale seiner Fassade sind die kleinteilig versprossten Erkerfenster („bay-windows“) im obersten Stockwerk und der darüber aufsteigende hohe Treppengiebel, der von einem dekorativen, grün gestrichenen Söller aus Metall gekrönt wird. Rechts und links des Treppengiebels stehen die Figuren „Arbeiter“ und „Arbeiterin“, die der Bildhauer Anton Hanak 1910 beisteuerte, während eine im Giebelfeld selbst angebrachte Uhr signalisieren soll, dass die Menschen im Kampf um eine gerechtere Welt niemals rasten dürfen. Seit 1989 beherbergt das Haus das öffentlich zugängliche Archiv und Dokumentationszentrum der österreichischen Arbeiterbewegung (Stiftung Bruno Kreisky Archiv).
Archiv: Mo–Do 9–14 Uhr, telefonische Anmeldung erbeten. Rechte Wienzeile 97, Tel. 5457535.
Foltermuseum: Das Wiener Foltermuseum kooperiert mit Amnesty International und begreift seine anschauliche und deshalb auch recht gruselige Ausstellung über die Geschichte der Folter und die mittelalterliche Rechtsgeschichte als ein Plädoyer gegen Folter und Todesstrafe. Gleichwohl mehr Effekt heischend denn aufklärerisch werden mittelalterliche Folterinstrumente (Daumenschrauben, Streckbank etc.) und ihre Anwendung in düsteren musealen Inszenierungen demonstriert, mittels Texttafeln kommentiert und in ihren rechtsgeschichtlichen Kontext eingeordnet.
10–18 Uhr, 6 €. Fritz-Grünbaum-Platz 1. Tel. 5954593, www.folter.at.
Haus des Meeres – Acqua Terra Zoo: Bunte Fischschwärme, Reptilien, darunter grüne Mambas und eine Albino-Tigerpython, neuerlich auch Vögel und Affen … Sie alle tummeln sich in einem 20 m hohen Tropenhaus mit Wasserfall, Hängebrücke und Mangrovenlandschaft, das in den monumentalen Fliegerabwehrturm aus dem Zweiten Weltkrieg integriert worden ist. Zu bestimmten Terminen kann man der Fütterung von Haien und Piranhas (Mi u. So 15 Uhr) beiwohnen, gefährliche Gift- und Riesenschlangen beim Verschlingen und Verdauen ihrer Beute beobachten (So 10, Do 19 Uhr) und harmlose streicheln (Mi 14 Uhr) oder per Funk mit einem Taucher im Haifischbecken kommunizieren (Do 18 Uhr).
9–18, Do bis 21 Uhr, 12,50 €, Kinder bis 15 J. 9,60 €. Tel. 5871417, www.haus-des-meeres.at.
Haydn-Gedenkstätte: Joseph Haydn kaufte das Haus in der mittlerweile nach ihm benannten Gasse im heutigen Stadtteil Mariahilf im Jahre 1793 und ließ es um ein zweites Stockwerk erweitern, in das er 1796/97 einzog. Er lebte und arbeitete dort bis zu seinem Tod im Jahre 1809 und schuf in dieser Zeit große Teile seiner berühmten Oratorien „Die Schöpfung“ und „Die Jahreszeiten“. 1904 richtete die Stadt Wien hier das kleine Museum ein, das mit verschiedenen Dokumenten an Haydns Wiener Jahre erinnert. Im gleichen Haus befindet sich ein Brahms-Gedenkraum mit Möbeln und Gegenständen aus der Wohnung des nicht minder berühmten Komponisten.
Di–So 10–13, 14–18 Uhr, 4 €, 1. So
im Monat gratis. Haydngasse 19, Tel. 5961307.

Raimund-Theater: Das 1898 gegründete Haus, das damals scherzhaft und provokativ Mariahilfer Burgtheater genannt wurde, gehört seit 1987 zu den Vereinigten Bühnen Wien. Nachdem es bis 1908 als reine Sprechbühne fungiert und sich dem Gegenwartsdrama verpflichtet hatte, feierte es anschließend mit Operetten Erfolge. Während der Nazi-Zeit geschlossen, erlebte es seit Ende der 1940er Jahre sein Comeback, das sich mit Namen wie Marika Rökk, Johannes Heesters oder Zarah Leander verbindet. 1976 wechselte auch das Raimund-Theater von der Operette zum Musical.
Wallgasse 18, www.musicalvienna.at.