Spaziergang 5: Museumsquartier, Spittelberg und Mariahilferstraße
Spaziergang
Architektonische Blickfänge des Museumsquartiers sind das → Museum Moderner Kunst (MUMOK) und das → Museum Leopold, deren zeitgemäße Domizile in den barocken Gebäuderahmen der Kaiserlichen Hofstallungen eingefügt worden sind.
Die Pläne für die Museumsneubauten stammen vom Zeichentisch der Architektenbrüder Laurids und Manfred Ortner, denen der Spezialist für Altbausanierungen Manfred Wehdorn zur Seite stand. Die Kaiserlichen Hofstallungen selbst wurden zwischen 1713 und 1725 nach den Entwürfen von Fischer von Erlach senior und junior errichtet, zwischen 1850 und 1854 nach Plänen von Leopold Mayer modifiziert und um eine Winterreithalle erweitert und 1921 zum Messegelände umgewidmet.
In der Winterreithalle sind die → Kunsthalle nebst Hausgastronomie Halle und das → Tanzquartier Wien untergebracht. → Zoom Kindermuseum, → Dschungel Wien, → Architekturzentrum, → quartier 21 und der Stadtfernsehsender Puls 4 verteilen sich auf die übrigen historischen Gebäudetrakte, in denen sich mit der sogenannten → Tonspur in einem seiner Fußgängerdurchgänge obendrein Wiens erster „permanenter Spielort für Klangkunst“ etabliert hat. Außerdem beherbergen die alten Gemäuer die Kinderinfo wienXtra, den MQ Point (Infos, Tickets und Shop), einen Buchladen, Büros und Boutiquen sowie die Café-Restaurants Milo, Kantine, MQ Daily und Dschungeldeli.
Wer sich nach so viel zeitgenössischer Kunst und Architektur in nostalgischen Schwärmereien ergehen möchte, möge – u. U. nach dem Besuch von → Bibelzentrum und → Volkstheater – via Breite- und Siebensterngasse bzw. Burggasse den Spittelberg erklimmen. Dessen heimelig-gemütliche Gassenlandschaft ist mit einigen barocken Schmuckstücken, vornehmlich aber mit denkmalpflegerisch sanierten, meist niedriggeschossigen Häusern vom Beginn des 19. Jh. bebaut. Sie erstreckt sich zwischen Neustiftgasse und Mariahilferstraße, Breite und Neubaugasse. Hauptschlagadern des Grätzellebens sind Burg-, Siebenstern- und Neubaugasse, an denen kleine Galerien, Antiquitäten- und Möbelgeschäfte zum Schauen und Stöbern und nette Cafés, Kneipen und Restaurants zur Einkehr animieren. Das gilt auch für die kleinen Verbindungssträßchen, die sich im Lichterschein des Spittelberger Weihnachtsmarkts besonders romantisch geben.
Gleichwohl wird das Stadtviertel, in dem sich übrigens im 17. Jh. die sagenhafte Wiederauferstehung des trinkfreudigen Bänkelsängers Augustin aus der Pestgrube zugetragen haben soll keineswegs nur von verträumten Romantikern, sondern auch von der linksalternativen Szene frequentiert. Die trifft sich zum Beispiel in der Stammkneipe der Kommunistischen Partei namens 7Stern (Siebensterngasse) oder im multikulturellen Amerlinghaus, das sich seit 1978 für die soziokulturellen Belange des Grätzels und die Rechte von Minderheiten in Wien und dem Rest der Welt engagiert (Stiftsgasse).
Vom Spittelberg in die Mariahilferstraße hinabgestiegen oder gleich vom Museumsquartier in die bunte Konsumwelt eingetaucht, eröffnen sich dort vielfältige Möglichkeiten zum Geldausgeben. Zur Erholung vom kommerziellen Treiben empfehlen sich besinnliche Minuten in der Stifts- oder Mariahilfer Kirche, zur Stärkung zahlreiche Cafés, Eisdielen und Schnellimbisse und zur kulturellen Erbauung das Ausscheren zum → Hofmobiliendepot Möbel Museum Wien in der Andreasgasse, zur hübschen Fillgraderstiege in der Theobaldgasse oder ein Besuch im → Museum für Verhütung am Mariahilfer Gürtel.