Stadtgeschichte
Frühe Neuzeit
Bevor Ferdinand 1521 die herzogliche Verantwortung über Österreich und die Hausmacht in der Hofburg übernahm, hatten die österreichischen Landesstände unter Führung des Stadtrats Martin Siebenbürger gegen die zentralistische Politik der kaiserlichen Statthalter opponiert, zumal Ferdinands Vater und Maximilians unmittelbarer Nachfolger Karl V. ebenfalls durch Abwesenheit glänzte. So hatten sie das Machtvakuum nach Maximilians Tod (1519) genutzt, um die Hofbeamten zu entmachten und ihre eigene Stadtverfassung zu erlassen.
Deren Aufhebung war 1526 eine der ersten Amtshandlungen in der langen Herrschaftsperiode (1521–1564) Ferdinands I., der 1536 zum König und 1558 zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation avancierte und obendrein die ungarisch-böhmische Krone trug. Unter seinen Fittichen etablierte sich Wien als Reichshaupt- und Residenzstadt des deutsch-römischen Kaisers, die 1529 erstmals von den Türken belagert wurde. Obgleich ihre inzwischen gut 20.000 Einwohner der feindlichen Invasion nicht allzu viel entgegenzusetzen hatten, kam die Stadt – es heißt wegen des schlechten Wetters – noch einmal mit einem blauen Auge davon. Gleichwohl zeitigte das Ereignis insbesondere auch in städtebaulicher Hinsicht nachhaltige Wirkung.
Um für zukünftige Angriffe besser gewappnet zu sein, wurde das Zentrum der Stadt in eine neue Befestigungsanlage eingefasst, um die herum eine unverbaute Zone, der sog. Glacis, frei gelassen wurde. Doch auch innerhalb der wachsenden Stadtmauern wurde seither kräftig gebaut. Besondere Aufmerksamkeit galt der Hofburg, die seit 1533 kontinuierlich erweitert, im Stil der Renaissance umgestaltet und seit 1552 mit einer neuen Trinkwasserleitung versorgt wurde.
Im Zuge der Personalaufstockung des Hofstaates und der landesfürstlichen Behörden boomte wiederum der Wiener Wohnungsbau. Ende des 16. Jh. waren 1.200 dicht aneinander gebaute, mehrstöckige Bürger- und Adelsdomizile registriert, die mit gepflasterten Straßen (1558) verbunden und frischem Wasser von den Höhen des Wienerwaldes (Hernalser Wasserleitung, 1565) versorgt wurden.