18. Kapitel

Es hat sie Überwindung gekostet, Anna Marx anzurufen, doch wenn sie schon in Berlin ist, will sie sehen, wo Martin starb. Alicia empfindet tiefe Abneigung gegen die Stadt, und das war schon so, bevor sie ihr das eine auf der Welt nahm, das ihr je etwas bedeutete. Falsch: Sie hat ihren Vater verehrt. Dass er die Familie verließ, war Schuld der Mutter. Eine hysterische Person, die jeden Mann aus dem Haus getrieben hätte. Alicia denkt an ihre Kindheit wie an einen Albtraum, aus dem man nie wirklich erwacht. Die Vatermänner, die ihren Weg kreuzten, waren ihren Ansprüchen nicht gewachsen. Sie dachte, dass sie nicht lieben könne … bis sie Martin traf. Nie wird sie die erste Begegnung mit ihm vergessen. Sein Lächeln und seine Worte: »Sie sind die eine, die ich will.« Alicia wurde seine Sekretärin. Seine Geliebte. Seine Sekretärin.

»Du bist die Einzige, die mich nie enttäuscht hat«: Martins letzter Satz, bevor er das Büro verließ. Er stand schon an der Tür, einen Koffer in der Hand, und er trug den schwarzen Schal mit den kleinen roten Herzen, den sie ihm geschenkt hatte. Keine Erklärungen für seine abrupte Abreise: Er hatte ihr nur gesagt, dass er dringend nach Berlin müsse und tauchte eine halbe Stunde später wieder auf mit Koffer und Aktentasche. Die Termine? Alle absagen. Sein Satz an der Tür war ein Abschiednehmen, nur hat sie es nicht begriffen in diesem Augenblick. Es ging alles so schnell …

Dass Martin ein Ticket ohne Wiederkehr in der Tasche hatte, weiß sie von der Kommissarin. Zwei Tickets, also wollte er die Marx mitnehmen. Davon geht Alicia aus, und ja, sie könnte sich darüber freuen, dass aus der gemeinsamen Reise nichts geworden ist. Alicia ist die einzige Frau, die Martin nie enttäuscht hat. Bis zuletzt, darüber könnte sie lachen, wenn sie nicht so traurig wäre.

Der Taxifahrer erklärt ihr die Sehenswürdigkeiten der Stadt. Eigentlich ist er Fremdenführer, und seine Geschichte und die ausschweifenden Ausführungen zu den großen, hässlichen Gebäuden, die sie passieren, fließen an ihr vorüber wie der braune, träge Fluss, der diese Stadt durchquert. Berlin ist ein monumentaler Friedhof, denkt Alicia, und dass sie jedes schlampige, verrottete Viertel Brüssels besser findet. Der schnauzende Tonfall zerrt an ihren Nerven, sie stammt aus dem Süden der Republik, wo ihr alles, auch die Sprache, weicher erschien. Französisch ist ihr inzwischen lieber als Deutsch, und sie hat davon geträumt, einmal mit Martin in Belgien zu leben. Sind alle Anleitungen zum Unglücklichsein befolgt worden? Sie beginnt leise zu weinen, und der Fahrer wird endlich still. Als er anhält und sie die Fahrtrechnung begleicht, verlangt sie eine Quittung. Aus alter Gewohnheit, sie war immer penibel mit Spesenabrechnungen. Martin hingegen verschlampte alles, er dachte und handelte immer nur in großen Würfen. Ohne sie hätte er es nie so weit gebracht, aber natürlich hat sie ihn das nie spüren lassen. Sie war seine zweite Hälfte, und eines Tages hätte er das auch erkannt. Fühlt sie deshalb, es wäre mit ihm auch ein Teil von ihr gestorben? Sie will nicht weinen vor seiner Liebhaberin. Alicia kontrolliert im Handspiegel ihr Aussehen, bevor sie auf den Klingelknopf drückt.

Das Gebäude, in dem Anna Marx lebt, erinnert Alicia an Brüsseler Verhältnisse: fortgeschrittener Verfall. Das Haus stinkt, und weil sie dem Aufzug misstraut, steigt sie die Treppen hoch. Die Frau, die ihr Martin weggenommen hat, steht an der offenen Wohnungstür. Sie trägt ebenfalls Schwarz. Sie ist rothaarig. Alles an ihr ist zu groß geraten, denkt Alicia und versteht immer noch nicht, was Martin an Anna Marx gefunden hat.

Die beiden sind einander einmal begegnet, in Lieblings Büro. Anna spürt die Feindseligkeit der anderen, und sie versucht immerhin ein Lächeln. »Kommen Sie herein, Alicia. Es ist alles wieder … normal. Es hat Sie sicher Überwindung gekostet hierherzukommen. Es tut mir so Leid … für uns alle.«

Alicia nickt nur, und Anna geht voraus in ihr Büro, das wieder bewohnbar ist, wenn man von Gespenstern absieht. Sibylle hat ihre polnische Putzfrau geschickt, die sich während der Arbeit ständig bekreuzigte. Kein Blut mehr auf dem Boden und an der Wand; den Teppich hat Anna in den Müllcontainer gestopft. Alles ist wie früher … beinahe. Um die Stelle, an der Lieblings Leiche lag, macht Anna immer noch einen großen Bogen.

Alicia hat das Zögern und den Umweg registriert. »Ist es hier geschehen?«

»Ja, er lag zwischen Schreib- und Couchtisch. Auf dem Bauch. Jemand hat ihn von hinten …«

»Ich weiß«, sagt Alicia. »Ich war bei der Kommissarin. Sie hat offenbar Ihr Alibi überprüft – und es scheint in Ordnung zu sein.«

Alicias Stimme drückt aus, dass sie dies bedauert. So feindselig, ihr Gesicht. Sie sei eine Frau, die nur unglücklich lieben könne, sagte Martin einmal. Der große, tote Frauenkenner. Anna erinnert sich daran, dass sie ihrer einzigen großen Liebe die Pest und den Tod wünschte, nachdem er sie verlassen hatte, um zu seiner Frau zurückzukehren. Sie war nur zu feige, Philipp umzubringen. Heute ist er nur noch ein Mann, an den sie mit spöttischer Wehmut denkt. »Wollen Sie hier stehen bleiben? Wir können uns auf das Sofa setzen. Möchten Sie was trinken?«

Alicia schüttelt den Kopf, doch sie lässt sich vorsichtig auf dem Ungetüm aus altem, rissigem Leder nieder. Das bleiche Gesicht unter den kurzen roten Haaren drückt nach wie vor nichts als Abneigung aus. Sie ist so dünn, denkt Anna, und dass Alicia vielleicht aufhörte, anständig zu essen, als Martin sie verließ. Als Liebhaber, nicht als Chef. Wie herzlos von ihm, sie über Jahre hinweg zu quälen, nur weil sie die perfekte Sekretärin war. Und wie dumm von Alicia, dieses Kapitel ihres Lebens nicht ein für allemal zu beenden, indem sie kündigte. Leiden Frauen gerne, wenn sie schon nicht glücklich sein können?

»Ich habe seinen Schal nicht gesehen. Er war ein Geschenk von mir, und ich würde ihn gerne wiederhaben. Martin hatte ihn umgelegt, als er aus Brüssel abreiste.«

Er trug ihn nicht, als er ankam, denkt Anna. Wahrscheinlich etwas mit Herzen drauf, und vielleicht hat er ihn am Flughafen weggeworfen. Sie bringt es nicht fertig, das auszusprechen. »Vielleicht ist der Schal im Koffer, den die Polizei mitgenommen hat. Was sagt die Kommissarin: Haben sie schon irgendeine Spur?«

Detektivin, denkt Alicia, und dass dies ein absolut lächerlicher Beruf ist. So, wie sie eingerichtet ist, kann die Marx kaum davon leben. Sie brauchte eine goldene Gans wie Martin. Einen, der ihr Schuhe kaufte und sie zum Essen ausführte. Er war so großzügig mit seinem Geld, und die Frauen nutzten das schamlos aus. Mit einer Ausnahme natürlich. Alicia hat ihn geliebt. Liebt ihn immer noch. Der quälende Singsang ihrer grauen Tage und schwarzen Nächte. Hat sie geglaubt, dass sein Tod sie befreien würde?

Die Marx wartet auf eine Antwort, und sie sieht aus, als würde sie auf Stecknadeln sitzen. Ihre Hände trommeln gegen die Knie, sie hat lange, weiße Finger mit unlackierten Nägeln, nicht sonderlich gepflegt. »Die Kommissarin hat mich nicht ins Vertrauen gezogen. Sie wollte von mir wissen, ob Martin Feinde hatte. Nun, ich habe das verneint. Er war ein so liebenswerter Mann, Sie kannten ihn doch auch.«

Nein, denkt Anna, ich kannte ihn eben nicht. Nur die glatte Oberfläche, und Menschen, die keine Feinde haben, sind unheimlich. Alicias Heldenverehrung reizt sie zum Widerspruch: »Martin wäre nicht so erfolgreich gewesen, wenn er nicht auch eine harte Seite gehabt hätte. Er wollte alle Zelte hinter sich abbrechen und auf eine Insel flüchten: Hat Wanda Kroll Ihnen das nicht erzählt? Und dafür muss er einen Grund gehabt haben. Einen gewichtigen, man gibt doch sein Leben nicht so ohne weiteres auf.«

»Er hat es nicht freiwillig aufgegeben.«

»So meine ich das nicht. Wussten Sie von David, seinem Zwillingsbruder?«

Alicia schüttelt den Kopf. Zu schnell, denkt Anna. Alicia mit den roten Haaren kennt mehr von seinen Geheimnissen als jeder andere. »Hören Sie: Ich würde gerne wissen, wer ihn umgebracht hat. Nicht wegen meines bescheuerten Berufes, sondern weil ich Martin gerne mochte. Weil er in meiner Wohnung getötet wurde und weil ich möchte, dass – wer immer es war – nicht ungestraft davonkommt. Sie kannten Martin am besten von allen. Erzählen Sie es mir oder Wanda Kroll, aber sitzen Sie nicht so schmollend herum. Das macht mich wütend. Außerdem habe ich mir den unpassendsten Moment meiner Geschichte ausgesucht, um mit dem Rauchen aufzuhören.«

Die Wohnung riecht nach Rauch. Nach seinen Zigarillos, denkt Alicia, und sie schnuppert begierig. Eigentlich ist sie Nichtraucherin, doch sie hat sich am Flughafen eine Packung gekauft. Havannas, die Martin so gerne mochte. Und jetzt scheint ihr der passende Moment, sie aus der Handtasche zu holen und eine anzuzünden. »Haben Sie einen Aschenbecher?«

Kanaille! Soll sie ihre Wohnung zur rauchfreien Zone erklären? Nein, sie will nicht in die Liga der Intoleranten. Anna steht auf, absolviert den üblichen Umweg, mehr Gewohnheit schon als Pietät, und geht in die Küche. Sie hat in einem ihrer Suchtanfälle vier Aschenbecher auf den Boden geschmissen. Einer hat überlebt, den bringt sie mit und stellt ihn auf den Tisch.

Alicia raucht nicht, sie pafft, doch dies mit gewisser Grausamkeit, während Anna mit den Fingernägeln an rissigem Leder entlanggleitet. »Wissen Sie, wie das ist, wenn man in ein schwarzes Loch fällt … und weiß, dass man nicht mehr rauskommt?«

»Man weiß es nicht«, erwidert Anna. »Aber der Wille ist da, sonst würde man nicht weiterleben wollen. Nochmals: Kannten Sie Martins Bruder David?«

Die Stelle, an der er gelegen hat, erscheint Alicia heller als der übrige Holzboden. Eine Wohnung, von der sie sich nicht vorstellen kann, dass Martin sich hier wohl gefühlt hat. Er war ein Ästhet. Und schöne grüne Augen allein können es doch wohl nicht gewesen sein. Anna Marx ist so … kraftvoll. Vielleicht war es das, was ein kleiner Junge gesucht hat? Eine Frau, die nicht zurückweicht. Die sich den Luxus erlaubt, das Weibchen hintanzustellen. Gott, wie sie sie hasst. Und wünscht, sie wäre tot und nicht Martin.

»Ich weiß nicht, was das soll, aber gut: David hat sich sporadisch gemeldet, wenn er Geld brauchte. Per Fax oder E-Mail, zweimal hat er angerufen von Gott weiß woher. Es ging immer nur um Geld, und Martin hörte nur von ihm, wenn er in Schwierigkeiten war. Ein schwarzes Schaf, das soll ja in den besten Familien vorkommen.«

»Hat Martin ihm denn Geld geschickt?«

»Was hat das mit dem Verbrechen zu tun? Ich glaube nicht, doch: einmal. Da saß David in Liberia im Gefängnis, und Martin hat die Kaution überwiesen, damit er rauskam. David wollte eine Brauerei in Monrovia aufmachen – und die Sache ist wohl schief gelaufen. Martin sagte immer, dass David ein besonderes Talent habe, Geschäfte in den Sand zu setzen. Er schätzte seinen Bruder nicht sonderlich.«

Die Untertreibung des Jahres. Anna entdeckt einen winzigen Blutspritzer auf der Couch, den hat die Putzfrau übersehen. Ihr Finger streift darüber, und sie erinnert sich, wie sich Lieblings Haut anfühlte, als sie seinen rechten Knöchel berührte. So warm noch, und sie beginnt bereits zu vergessen, wie er war, als er noch lebte.

Alicia hat ihren Zigarillo nach mehreren ungeschickten Anläufen getötet, und jetzt riecht es wie in Sibylles Kneipe. »Wussten Sie, dass David seit Wochen in Berlin war? Er muss doch in dieser Zeit Kontakt zu seinem Bruder aufgenommen haben.«

»Davon weiß ich nichts«, erwidert Alicia, die jetzt aussieht, als sei ihr ein wenig übel. Die feindselige Maske trägt sie nach wie vor. Anna kann dahinter den Schmerz sehen, aber etwas hindert sie daran, Mitleid zu empfinden. Vielleicht sind es die Schuhe: Solch hässliche Exemplare hat sie noch nie an Frauenfüßen gesehen. Seht her, sagen diese Schuhe: Ich leide bis in die Zehenspitzen. Ich bin herzlos, denkt Anna, herzlos und oberflächlich. Und ich will wieder lachen, während Alicia für lebenslanges Weinen votiert. Nein, sie mag sie nicht, und umgekehrt verhält es sich genauso. Dass Martin diesen kleinen roten Vogel schamlos ausgebeutet hat, ist eine andere Sache. Oder etwa nicht?

»Wann sind Sie in Berlin angekommen, Alicia?«

»Gestern Abend. Ich werde morgen zurückfliegen. Ich mag Berlin nicht.«

»Wer tut das schon? Und Sie haben wirklich nicht die leiseste Ahnung, wer Martin so gehasst haben könnte? Sein Bruder vielleicht?«

Jetzt weint sie und zieht aus ihrer Handtasche ein schwarzes Taschentuch. Schwarz! Anna bewundert dieses Detail, weil ihr Sinn fürs Absurde schon immer ausgeprägt war. Alicia schnäuzt sich graziös, bevor sie antwortet. »Das meinen Sie doch nicht im Ernst! Warum sollte David das tun?«

»Na, vielleicht, weil er dringend Geld brauchte. Und als Martin ihm keines geben wollte, hat er nach dem Baseballschläger gegriffen und …«

Das hätte sie besser nicht gesagt, denn Alicia heult auf. Annas Nerven vibrieren bei diesem Geräusch. Wenn sie nicht aufhört, denkt sie, muss ich sie ohrfeigen. Sie ist hysterisch. Und sie gibt mir die Schuld. Weil einer schuld sein muss, das weiß doch jedes Kind. »Bitte nicht … Martin war sofort tot. Er hat nicht gelitten.« Er hatte kein Talent zum Leiden, das überließ er anderen. Anna, schon wieder herzlos, beendet ihren Gedankensprung zum Charakter ihres Exliebhabers, denn Alicia steht vor ihr und trommelt mit den Fäusten gegen Annas breite Schultern. Heulend, und während Anna versucht, die Hände ihrer Angreiferin zu fassen, tritt Alicia mit einem dieser furchtbaren Schuhe gegen Annas Schienbein. Es schmerzt höllisch, und Anna reagiert, ohne nachzudenken, mit einer Ohrfeige. Sie schlägt mit halber Kraft auf Alicias linke Backe. Als diese nach hinten taumelt und beinahe über den Tisch fällt, hält sie sie fest. Nach einem Schmerzenslaut ist sie endlich still.

Sie sieht – Anna kann es kaum glauben – erleichtert aus. Als ob der Schlag sie von etwas erlöst hätte. Anna hält Alicia an den Oberarmen fest und setzt sie auf die Couch. Vorsichtshalber bleibt sie stehen.

»Das hat wehgetan.« Alicia hält ihre Wange und sieht Anna an wie ein kleines Mädchen, das wieder gut sein möchte.

»Mir auch. Können wir uns jetzt wie erwachsene Frauen betragen? Wie wär’s mit einem Glas Milch?« Das passt jetzt nicht, früher hätte sie Whisky gesagt oder zumindest Kaffee, doch Alicia nickt. »Gibt es auch Kakao?«

Martin hat Kakao zum Frühstück getrunken, das Lebensmittel ist vorrätig, und Anna bringt zwei Tassen. Sie trinkt Milch, fettarm. Sie hat ja nicht nur ein Problem, sondern sitzt in der Schlangengrube der Entbehrungen: kein Sex, keine Zigaretten, kein Alkohol, kein gescheites Essen. Kein Geld und kein Trost weit und breit. Wozu ist das Leben gut, wenn es nur aus Entbehrungen besteht?

Blöde Frage, sie hat es sich so ausgesucht. Das Vorher und Jetzt, und das Nachher wird sich finden. Martins Mörder muss gefunden werden, damit sie die Gespenster aus ihrer Wohnung vertreiben kann.

Alicia trinkt Kakao in kleinen Schlucken und sieht Anna zum ersten Mal nicht feindselig an. »David war es nicht, da bin ich ganz sicher. Martin sagte, dass sein Bruder keiner Fliege was zuleide tun könne. Leute ausnutzen und betrügen, das ja, aber allem, was mit Gewalt zu tun hat, sei David aus dem Weg gegangen. Schon als Kind, er hat sich nie geprügelt.«

»Menschen ändern sich, Alicia.«

»Nein, tun sie nicht. Ich war immer so wie jetzt: unscheinbar. Meine Eltern haben mich kaum zur Kenntnis genommen, und so war es auch bei allen anderen Menschen. Nach den Anfangsbemühungen haben sie mich irgendwie vergessen. Meldeten sich nicht mehr, blieben einfach weg. Sehen Sie mich an: Ich bin klug, tüchtig, gar nicht unattraktiv. Ich habe mir die Haare feuerrot gefärbt, um aufzufallen. Und die Leute gehen an mir vorüber, als ob ich nicht existierte. Manchmal fühle ich mich unsichtbar … dann ist es mir schon passiert, dass ich es wirklich glaubte und jemanden berührte … Sehen Sie die Fliege da … auf dem grässlichen Gummibaum?«

Niemand hat ihn je schön gefunden, weshalb Anna meint, ihn lieben zu müssen. Sie schaut auf das Insekt und dann wieder auf Alicia.

»Ich fühle mich wie eine Fliege. Martin hat mir jede Woche Pralinen mitgebracht. Für ihn existierte ich wirklich. Ich glaube, dass Bruno die Diskette geklaut hat. Und wenn er das tat, kann er Martin auch umgebracht haben.«