17. Kapitel

Jakob, der Lügner? Anna darf ihn Jack nennen, weil sie fast zur Familie gehört, wie der entfernte Verwandte ihres Sängerfreundes meint. Er ist nicht Portier im »Adlon«, sondern Hausdiener. Fjodors Beziehung zur Wahrheit ist unwegsames Gelände.

Hausdiener Jack und Detektivin Anna schlendern am Wasser entlang, dort, wo die Stadt ihrem Ruf als Spree-Athen gerecht wird und trotz der Monumentalbauten klein geblieben ist. Große Schritte kann Anna nicht machen mit ihren idiotisch hohen Schuhen, doch sie ist froh, die kalte Pracht des »Adlon« hinter sich zu wissen. Nicht ihre Welt, ungemütlich teuer, und natürlich hätte sie gern einmal darin gewohnt, nur um die Abneigung konkret zu begründen. »Kleine Zimmer, große Preise«, sagt Jack abwertend, er spricht russisches Deutsch mit amerikanischem Akzent, und sein Traum ist immer noch das Luxushotel in Los Angeles, der Stadt der Superstars, die im »Adlon« nur sporadisch absteigen. Der Mensch braucht Träume, und sobald sie wahr werden, sucht er sich neue. Wenn er erst in Los Angeles arbeitet, wird ihn ein Regisseur entdecken und ihm eine Hauptrolle geben.

Jack erinnert Anna an Fjodor, nur ist er jünger und attraktiver. Er redet viel und gestikuliert heftig, denn er ist eigentlich Schauspieler. Berlin ist nur eine Zwischenstation, eine Stadt mit zu vielen Russen, Tschechen, Rumänen, Türken … sibirische Verhältnisse, sagt Jack und nimmt Annas Fünfzig-Euro-Schein mit Geringschätzung entgegen. Nur weil sie Fjodors Freundin ist, verzeiht er ihr das Kleingeld für den Gegenwert seiner Informationen.

O ja, er hat Richard Gore gut gekannt, man könne fast sagen, dass sie befreundet waren. Schließlich lebte der Gast aus Amerika fast sechs Wochen im »Adlon«. Zwar nicht in einer Suite, sondern in einem normalen Zimmer, doch mit Trinkgeld sei er stets großzügig gewesen. »Ein nobler Mensch«, sagt Jack, und in diese Kategorie fallen für ihn Menschen, die keiner richtigen Arbeit nachgehen und Geld so gering schätzen, dass sie es leichthändig unter die Leute bringen.

Auf die Frage, was dieser Gore tagsüber getan habe, antwortet Jack: »Nichts.«

»Wie … nichts?«

Er sieht Anna an, die ganz eindeutig zur arbeitenden Klasse gehören muss: »Gore hat lange geschlafen und ausgiebig gefrühstückt, dann ist er in die Bar und hat getrunken – Champagner meistens, manchmal auch Schnäpse. Nachmittags hat er oft das Hotel verlassen, ist kurz vor dem Abendessen wieder gekommen … und dann hat er wieder getrunken. Das war sein Tag. Gegen zweiundzwanzig Uhr ist er fast immer weggegangen und – so sagen die Kollegen, weil ich ja Tagschicht hatte – sehr, sehr spät zurückgekommen. Das mit der Tagschicht ist schade, weil er nachts die besseren Trinkgelder gab. Viele Gäste sind im alkoholisierten Zustand vom Leichtsinn befallen. Ich werde mich in die Nachtschicht versetzen lassen.«

Am Kanal stehen Angler, die scheinbar alle Zeit der Welt haben. So wie Richard Gore alias David Liebling. Die Männer mit den Gummistiefeln bewegen sich kaum und reden nicht, stehen einfach nur da. Die Welt dreht sich nicht im Wettlauf gegen den Tod, sie steht still. Nur die Wellen bewegen sich leise. Das Wort »Lebensentwurf« hat Anna nie leiden können. Alle Pläne sind hinfällig, wenn die Flut steigt. Sie würde jetzt gern eine Zigarette rauchen. Zum ersten Mal an diesem Tag denkt sie daran, und dass sie geschworen hat, damit aufzuhören. Alle, die um sie herum im »Mondscheintarif« versammelt waren, haben es gehört. Keiner hat’s geglaubt. Sie dachten, dass sie betrunken war, was ja auch stimmt, und doch hatte Anna in dieser Nacht die Klarsicht einer Eule. Mit einundfünfzig Jahren, einem Liebhaber als Leiche und fragwürdiger Altersversicherung war es an der Zeit für Korrekturen. Gegen alle Gesetze der Trägheit, die sie zur Lebenskunst erhoben hat. Der Engel sagte zu Lot und den Seinen: »Rette dich, es gilt dein Leben. Schaue nicht hinter dich, bleibe nirgends stehen …« Seine Frau jedoch drehte sich um, steckte sich eine Zigarette an … und erstarrte zur Salzsäule.

Anna hat die halb volle Packung in den Müll geworfen, als sie nach Hause ging. Nie wieder, das waren große Worte, und sie fühlte sich stark. Das war gestern. Heute sieht sie mit hungrigen Augen zu, wie Jack raucht. »Willst du auch eine?«

»Nein, danke«, sagt Anna: »Ich habe aufgehört.« Sie stöbert in ihrer Handtasche nach Kaugummis, findet keine und kaut an ihrer Gier. »Hat Gore mit amerikanischem Akzent gesprochen?«

»Ganz wenig, sein Deutsch war klasse. Machte immer Witze, du weißt schon. Er war ein komischer Mann, immer gut drauf und nicht so arrogant wie manche ›Adlon‹-Kunden. Es gibt welche, die können durch einen hindurchsehen. Was interessiert dich eigentlich so an dem Typ?«

Sie könnte ihm die Kippe aus dem Mund schlagen. Er hält sie lässig schräg zwischen den Lippen wie der Cowboy in amerikanischen Filmen. »Ich bin mir nicht sicher«, sagt Anna. »Richard Gore könnte ein Heiratsschwindler sein. Hat er denn manchmal Frauen dabeigehabt?«

Eine Fünfzig-Euro-Frage für Jack. Er spürt den Schein in seiner Hosentasche und denkt, dass die Rothaarige ihn ausnutzt. Will so viel wissen für so wenig Geld. Alles verkommt, sogar im Westen, und vielleicht liegt es einfach daran, dass Berlin zu nah dran ist. Man muss weit gehen, bis nach Amerika, um den Ostmief loszuwerden. Ein Land, das so wahnsinnige Filme hervorbringt und einen Präsidenten hat, der wie ein Coyboy auftritt, kann nicht schlecht sein.

»Tja, ich hatte ja keine Nachtschicht. Müsste die Kollegen fragen. Jedenfalls war er ein Frauentyp, so etwas sehe ich sofort. Obwohl er ziemlich alt war, ich schätze mal so deine Generation.«

Sie steckt den Satz ein. »Frag sie«, sagt Anna. Kann es sein, dass ihre Hände zittern? Sie hat nicht gefrühstückt, nur Kaffee in der Küche getrunken. Als sie rauchen wollte und keine Zigaretten fand, fiel ihr der Schwur ein. Und sie dachte, dass ein Leben ohne Krücken erstrebenswert wäre. Jetzt nicht mehr. »Wie hat Gore bezahlt? Mit Kreditkarte?«

»Wie sonst? Wir nehmen Bares nur als Trinkgeld.« Jack beginnt zu lachen, und die Kippe fällt ihm aus dem Mund. Er muss die Nummer besser üben, bis er sie beherrscht wie James Dean. Als erfolgreicher Schauspieler wird er sich den alten Porsche kaufen und damit über den Sunset Boulevard brettern. »Gore sagte, dass er Jack Nicholson kennt. Hat mit ihm Poker gespielt. Der Typ schien mir ein Zocker zu sein, wenn du verstehst, was ich meine. Von irgendwas muss der Mensch ja leben. Ach ja, und er hat eine Weile in Phoenix, Arizona, gelebt. War Privatpilot für einen Millionär oder so, aber nicht so lange. Richard meinte, dass das Leben zu kurz sei, um Dinge zu tun, die einen langweilen. Immer gut drauf, der Typ. Es sei besser, hoffnungsvoll zu reisen, als anzukommen, hat er mal gesagt. Ich glaube, das war einen Tag, bevor er uns verließ …«

»Hat er einen Grund für seine Abreise genannt?«

Jack öffnet den Mund, als wolle er etwas sagen. Dann verschluckt er den Satz, auf den Anna gewartet hat, und sieht auf seine Uhr, eine Rolex-Kopie, mit falschen Brillanten besetzt: »Ich muss zurück, meine Pause ist vorüber. Die feuern mich sonst. Deutsche Bosse haben ein echtes Zeitproblem.«

»Eine nette Uhr«, sagt Anna, die mit ihm zurück in Richtung Hotel geht.

Er ist absolut immun gegen Ironie. »Ja, nicht? Hat mir Richard zum Abschied geschenkt. Er hatte ein paar von diesen Dingern, der Barkeeper hat auch eine gekriegt – aber ohne Brillies. Schade, dass Richard wegmusste. Er fehlt uns irgendwie.«

»Mir auch«, sagt Anna. Warum sie das sagte, weiß sie nicht. Vielleicht meinte sie die Zigarette. Sie fehlt ihr. Beschäftigungslose Hände, die sich ins Innenfutter der Jackentaschen krallen. Es riecht nach brackigem Wasser, und die Sonne grinst milchig auf die Touristenschwärme, die sich traubenförmig um das »Adlon« verteilt haben. Sie glotzen und fotografieren und stehen im Weg. Jack bahnt sich seinen Weg, und Anna folgt ihm, so gut sie kann. Und wenn die Rolex echt ist? Der Gast gar nicht auscheckte, sondern entsorgt wurde, nachdem man ihn beraubt hatte? Seit Anna eine Leiche in ihrer Wohnung fand, hält sie alles für möglich. Sogar, dass der hübsche Russe der Versuchung einer glitzernden Uhr nicht widerstehen konnte. Russe ist Mafia ist Verbrechen: die Vorurteilsformel, der Anna nicht immer widerstehen kann, obwohl sie es besser weiß. Selbst wenn sie die Hirngespinste beiseite schiebt, ist sie ganz sicher, dass Jack ihr nicht alles gesagt hat. Sie muss an ihm dranbleiben und sich obendrein an die Bar des »Adlon« setzen.

Der Barkeeper trägt auch eine Rolex, das überrascht sie nicht. Und er erzählt ihr bereitwillig, dass Richard Gore sie in Venezuela erworben habe, für fünf Euro. Kleine Verbrechen zu kleinen Preisen haben längst das Odium des Bösen verloren.

Das Recht auf Arbeit oder eine Rolex: Wo ist da der Unterschied? Anna beginnt die Barkonversation mit Komplimenten über ein großartiges Hotel. Die kalte Pracht der Halle schüchtert sie ein, nein, es sind die Leute, die entfernt an ihr vorübergleiten. Sie sieht Jack, der mit einen Aktenkoffer hinter einem Gast herhastet, der in Eile scheint. Der Koffer muss schwer sein, denn sein Lächeln wirkt selbst aus der Distanz verkrampft. Im Hintergrund steht ein Anzugträger, der die Szene beobachtet, ein Personalüberwacher. Das Hotel ist eine in sich geschlossene Welt, ein Gefängnis, aus dem nur die Gäste auschecken können, sofern sie die Rechnung begleichen. Das Personal kann kündigen oder gefeuert werden. Offener Strafvollzug auf höchstem Niveau. Die Wärter, das sind die Gäste, ihr Wort ist Gebot und ihr Trinkgeld die Extraration neben der schmalen Kost der Gehälter. Das Kommunikationssystem der Gefangenen funktioniert perfekt: Sie wissen über ihre Wärter Bescheid, meiden sie oder beuten sie aus, so gut sie können. Das Hotelmanagement funktioniert wie eine elektronische Überwachungsanlage, Anna spürt, dass auch der Barkeeper aus der Ferne unter Beobachtung steht.

Jack hat sie kurz als die Freundin seines Blutsbruders vorgestellt, bevor er die Bar eilig verließ. Wer sich mit Gästen einlässt, ist des Todes. Barkeeper dürfen plaudern, die Trinker unterhalten, wenn diese nichts Besseres zu tun haben. So wie Anna auf ihrem Barhocker, die er sofort richtig einschätzte: nicht von dieser Welt.

Der Keeper ist Rumäne, eigentlich Mathematikstudent, und er träumt in seiner Luxuszelle, die um diese Tageszeit spärlich besucht ist. Jede seiner Kalkulationen führt zu dem Ergebnis, dass er sich sein Studium kaum leisten kann. Die Frau stellt Fragen, denen er sich nicht entziehen kann, weil er Jack Geld schuldet. Zu viele Dinge an zu vielen Tagen geschehen gegen seinen Willen. Doch er lächelt, dies gehört zu seinen Pflichten.

Lächelt und redet, und sie sieht ihn aus großen, grünen Augen an und weiß nicht, was sie mit ihren Händen anfangen soll.

Anna trinkt Wasser und sehnt sich nach Rauch. Das Leben ist eine Verzweiflung. Coitus interruptus in Glücksgefühlen. Sie kann sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal richtig fröhlich war. Als sie mit Liebling Schuhe kaufen ging? Mit Fjodor lachend am offenen Fenster stand? In ihr Bett fiel letzte Nacht und mit dem Gedanken einschlief, dass sie immerhin am Leben war? Sie zwingt sich zu einem Lächeln, das Vertrauen erwecken soll. Sie ist ein fröhlicher Gast, der gerne mit Barkeepern plaudert.

Er spricht von Richard Gore wie von einem Heiligen. Der Heilige des Trinkgeldes. Dieser Mann kannte so viele komische Geschichten aus aller Welt, und er erzählte sie großzügig und belebte die gepflegte Langeweile dieses Ortes. Die Frauen, danach fragt Anna, und ja, sie waren von ihm hingerissen, alle, junge und alte, und das war kein Wunder, denn der Amerikaner hatte Geist und Witz – und Geld natürlich. »Er verfremdete die Frauen«, sagt der Rumäne voller Bewunderung, und Anna hakt nach: »Verfremden?«

»Na ja, sie wurden alle schön in seiner Gegenwart, egal, wie und was sie waren. Magie? Es gibt keine mathematische Formel für so etwas. Selbst meine Freundin, sie war einmal da, ist ihm verfallen.«

Und danach, dachte Anna, habt du und Jack ihn umgebracht. Ihre Phantasie ist ein Leichenschauhaus. Ihr Körper ein Wrack, das sich nach Gift sehnt. Wenn sie jetzt einen Whisky trinkt, sie weiß es, wird sie den Barmann bitten, ihr Zigaretten zu besorgen. Also schluckt sie Wasser und zerbröselt Chips, die sich auf dem Teller neben dem Wasserglas häufen. Ein Chipsbröselberg, aus dem sie ab und zu winzige Stücke in den Mund nimmt. Wenn der Keeper dies befremdlich findet, so lässt er es sich nicht anmerken. Gäste haben das Recht, sich in gewissem Rahmen schlecht zu benehmen. Nachts ist es schlimmer, deshalb wechselt er die Schichten.

Anna zeigt ihm ein Foto von Julia Mauz: Ob Gore und diese Dame jemals an der Bar gewesen seien?

Er betrachtet es eine Weile mit schief gelegtem Kopf. Anna beobachtet ihn: Warum tun Leute das, wenn sie angestrengt nachdenken? Bewirkt die Schräglage, dass Gedanken zusammenlaufen? In Annas Kopf schreien Hirnstränge in lautloser Hysterie, dass sie ihrer Sucht endlich nachgeben soll. Nachgeben ist so viel einfacher als widerstehen. Woraus folgt, dass die Welt vor allem aus Nachgebern besteht und deshalb in völliger Unordnung ist. Weiter kommt Anna nicht, denn der Keeper sagt: »Ich meine ja. Bin nicht sicher, es sitzen ja viele alte Frauen hier. Aber diese hier: Sie war schlicht, nicht aufgedonnert wie die meisten. Mit fünfundneunzig Prozent Wahrscheinlichkeit: ja.«

Anna atmet tief durch: Ein Etappensieg, jetzt müsste sie glücklich sein. Prozente und Wahrscheinlichkeiten haben sie nie interessiert. Richard Gore ist David Liebling, er ist ihr Heiratsschwindler, und sie kann Eva Mauz einen Schuldigen präsentieren. Na ja, zumindest seinen Namen. David aufzuspüren wird eine andere Herausforderung sein, aber wenn sie bisher Glück gehabt hat … Glück? Martin ist in ihrer Wohnung ermordet worden. Und sie hat einen Schuldschein einzulösen …

Er legt die Rechnung auf den Tresen. »Sind Sie sicher, dass Sie nichts Ordentliches trinken wollen?«

»Nein«, sagt Anna. Doch sie steht vom Barhocker auf und sucht in ihrer Tasche nach Geld. Unglaublich, was eine Flasche Wasser kosten kann! Während sie den Schein auf die Theke legt, fragt sie ohne große Hoffnung, ob denn jemand wüsste, wohin Richard Gore gefahren sei, nachdem er das Hotel verlassen habe.

Der Barkeeper streicht den Zehn-Euro-Schein ein und sieht Anna herausfordernd an. Wagt sie es, nach Wechselgeld zu fragen? Ihre Blicke kreuzen sich in einem stummen Duell der Habenichtse. »Stimmt so«, sagt Anna. Ein Tribut an die Nachgeber. Es muss leicht sein, sich die Liebe der Welt mit Geld zu erkaufen, leichter als alles andere.

»Gore erwähnte einmal, dass er nach Brüssel wolle. Sein bester Freund lebt dort, hat er gesagt. Obwohl er nicht der Typ war, der einen Mann zum Freund hat, verstehen Sie? Männer mögen solche wie ihn nicht, sie empfinden diesen Typ als Bedrohung.«

»Sie sind klug für Ihr Alter.« Annas Satz fällt auf harten Boden. Der Mathematikstudent sagt ihr mit einem unverschämt eindeutigen Blick, dass sie in keinem Alter klüger war als er. Und dass sie früher und dümmer sterben wird.

»Aber als Barkeeper werden Sie es nicht weit bringen.« Das letzte Wort, sie musste es haben, bevor sie sich abwendet und die Bar verlässt. Der Tritt nach unten als natürliche Geste der Mitmenschlichkeit. Anna geht vorsichtig, um auf dem glatten Boden nicht auszurutschen. Friede den Palästen, so sieht es aus und war so nicht gemeint. In revolutionären Jahren, in der Schule, gab Anna als Berufswunsch »Guerilla« an, weil sie ein Buch über eine tollkühne Frau in Südamerika gelesen hatte. Nein, sie wollte niemals Tierärztin oder Stewardess werden. Ihre Mutter wurde zum Direktor bestellt. Die Krise war von dörflicher Schwere und führte zu einem Besuch des Pfarrers, der dem Kind ins katholische Gewissen redete. Sie war damals ein seltsames, störrisches Wesen, das ihre Mutter »schwierig« nannte. Was lernt man dazu, außer zu sprechen und den Windeln zu entwachsen?

Eine große, rothaarige Frau in den besten Jahren, die sie haben kann, verlässt das Hotel, in dem sie nie wohnen wird. Die in den tiefen Sesseln sitzen und auf etwas warten oder auch nicht, beachten sie kaum. Jack the Ripper, von Einkaufstüten umrahmt, schenkt ihr einen lässigen Cowboygruß. Anna durchschreitet das gläserne Portal, schwenkt ihre große Handtasche, dreht sich um … und streckt die Zunge heraus.