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Kapitel 17

Am Sonntagmorgen wurde ich vom Telefon geweckt. Ich knipste das Licht an und schaute auf die Uhr. Sechs. Die Anrufererkennung auf dem Display zeigte mir Elis Privatnummer.

Ich nahm den Hörer ab. »Was ist los, Eli? Alles in Ordnung mit Hope und Brandi?«

»Luce! Schön, dass ich dich erwische. Den Mädchen geht’s gut. Sie sind übers Wochenende bei den Schwiegereltern.« Er klang nervös. »Ich habe gerade einen Anruf von Sunny Greenfield bekommen. Irgendjemand ist heute Nacht in Jacks Weinkeller eingebrochen und hat da alles auseinandergenommen. Jack hörte etwas und ging nach draußen, um nachzuschauen. Der oder die Einbrecher haben ihm eins über den Schädel geschlagen, und Jack musste ins Catoctin General gebracht werden.«

Ich schwang meine Beine über die Bettkante und griff nach der Krücke. »O mein Gott! Geht es ihm gut?«

»Er kommt schon wieder auf die Beine, aber er hat eine Riesenbeule auf dem Kopf und eine leichte Gehirnerschütterung, meint Sunny. Sie sind gerade aus dem Krankenhaus zurückgekommen. Sunny sagte, die Leute des Sheriffs wären vor einer Weile abgezogen, würden aber später wiederkommen. Sie fragte mich, ob ich mal vorbeischauen könnte, um mir ein Bild vom Schaden zu machen. Ich dachte mir, vielleicht kommst du auch.«

»Du meinst jetzt gleich?«

»Warum nicht?«, entgegnete er. »Sie kann die Tür nicht mehr abschließen, deshalb werde ich sie notdürftig reparieren, aber du könntest mir bei der Frage helfen, was in seiner Weinsammlung ist. Jack ist nicht in der Lage dazu. Außerdem bist du ja schon wach, nicht?«

Dank seiner war ich es. »Ich brauche eine halbe Stunde zum Anziehen und für die Fahrt. Vielleicht könntest du ja danach zum Frühstück mitkommen. Pépé ist seit Mittwoch hier. Du solltest ihn wirklich sehen.«

Er machte ein Geräusch wie das Ablassen der Luft aus einem Fahrradschlauch. »Ich weiß, ich weiß. Ich hatte es in meinem Terminkalender, aber ich bin ständig so verdammt beschäftigt.«

»Na ja, aber heute Morgen kannst du ja vorbeikommen. Ich weiß doch, dass ich dich mit einem Frühstück ködern kann, vor allem wenn du auf dich selbst gestellt bist.«

»Ist das eine Anspielung auf mein Gewicht?«

»Nein, eine Anspielung auf deinen Terminkalender. Ich muss mich jetzt anziehen. Bis gleich!«

Als ich kurz nach halb sieben eintraf, stand Elis Jaguar bereits in der Auffahrt der Greenfields. Nachts hatte es zum ersten Mal kräftig gefroren, und die Landschaft glitzerte, bevor die Sonne aufging, wie Diamantstaub.

Die Tür zu Jacks Weinkeller war nur angelehnt, wie Eli gesagt hatte. Wo sie aufgebrochen worden war, sah es aus, als habe dort ein Tier genagt. Sunny und Eli saßen sich an der neuen Mammutbaum-Bar auf Hockern gegenüber. Mein tadellos gekleideter Bruder hatte seine Hände um einen großen Becher mit Kaffee zum Mitnehmen gelegt. Sunny nippte an einem Glas Rotwein. Ich sah die Flasche: Château Haut-Brion. Sie trank wahrlich erstklassiges Zeug.

Eli drehte sich zu mir um. »Hallo, Luce. Setz dich zu uns.«

»Etwas zu trinken?«, fragte Sunny. Sie trug eine kastanienbraune Velours-Trainingshose und einen weißen Rollkragenpulli unter einem Trenchcoat von Burberry.

Ich war auf einen kühlen Empfang durch sie eingestellt, da unsere letzten Begegnungen nicht gerade gut verlaufen waren, doch sie schien den Groll, den sie mir gegenüber hegte, vergessen zu haben. Vermutlich die Folge von Erschöpfung und ein paar Gläsern Wein vor dem Frühstück, wenn man vom Pegel in der Flasche schloss.

»Oh nein, danke!« Ich klaute Eli den Kaffee. »Etwas Koffein könnte ich gebrauchen.« Ich trank einen Schluck und gab ihn ihm zurück. Irgendeine Mischung aus jeder Menge Sahne und einem Schuss von etwas abscheulich Süßem. »Ist da auch Kaffee drin?«

»Bring dir demnächst gefälligst deinen eigenen mit.« Er benutzte den Finger, um die Stelle abzuwischen, wo ich getrunken hatte. »Wir möchten, dass du dir das mal ansiehst und eine Vorstellung davon entwickelst, was mitgenommen wurde.«

Ich schaute mich um. Mein Bruder hatte mit der erstklassigen Renovierung nicht zu viel versprochen. Die Wände getäfelt in Mammutbaumholz, die Weinregale aus dem gleichen Material, Schieferplatten als Fußboden und versenkte Lichter, die wie gedimmte Sterne glitzerten. Das Ganze war wie eine Bibliothek mit langen Regalreihen aufgebaut, nur dass hier statt Bücher Weinflaschen die diagonalen Nischen füllten. Außer der zerstörten Tür schien alles in Ordnung zu sein. Nach dem, was mir Eli am Telefon gesagt hatte, hatte ich eine Riesensauerei erwartet.

»Ich will es versuchen«, sagte ich. »Allerdings weiß ich nicht, ob ich eine große Hilfe sein werde.«

»Jack ist der Einzige, der mit Bestimmtheit sagen kann, was gestohlen wurde. Aber soweit ich es übersehen kann, hatten sie es nur auf die teuersten Weine abgesehen«, sagte Sunny. »Kisten und einzelne Flaschen.«

»Das muss ziemlich lange gedauert haben«, sagte ich. »Ist ja schließlich etwas anderes, als ein Schaufenster einzuschlagen und einfach zu greifen, was einem in die Finger fällt.« Ich begegnete ihrem Blick. »Sie haben die Washington-Flasche, stimmt’s? Ich möchte wetten, dass sie ihretwegen gekommen sind.«

Sunny lächelte müde und hob ihr Glas. »Ein kleiner Triumph. Wir haben sie noch nicht hierher gebracht. Sie befindet sich noch im Haus. Unten im Keller.«

»Gott sei Dank!«, sagte ich.

»Glauben Sie, Lucie hat recht, und die waren nur hinter dieser Flasche her?«, fragte Eli. »Und als sie sie nicht gefunden haben, nahmen sie den ganzen anderen Kram mit?«

»Ich weiß es nicht. Aber alles scheint gut vorbereitet worden zu sein. Als hätten sie eine Liste gehabt. Die meisten Menschen würden doch den Unterschied zwischen einem kalifornischen Kultwein wie Screaming Eagle und einer Flasche Château Spülwasser gar nicht kennen. Diese Burschen kannten ihn. Einer von ihnen muss ein Weinexperte gewesen sein«, sagte Sunny.

Oder eine Person, die seltene Weine für wohlhabende Kunden kaufte. Hatte Quinn nicht gesagt, Nicole sei in Alan Cantors Unterschlagungspläne verstrickt gewesen? Wo war sie heute Nacht nach dem Abendessen mit Mick hingegangen?

»Hat Jack einen der Einbrecher gesehen? Oder hat er eine Ahnung, wie viele es waren?«, fragte ich.

»Weder noch«, sagte Sunny.

»Wissen Sie denn, wie es geschah?«, fragte Eli.

»Tut mir leid.« Sie schüttelte den Kopf. »Jack war unten geblieben, um sich die Elf-Uhr-Nachrichten anzuschauen, und ich ging ins Bett. Plötzlich wachte ich auf, und er war nicht da. Als ich nach unten ging, um ihn zu suchen, war er nicht im Haus. Ich überlegte, dass er vielleicht hierhin gegangen sein könnte. Und dann fand ich ihn neben der Tür auf der Erde.« Sie nahm ihr Glas und trank mit zitteriger Hand. »Bewusstlos, aber er atmete noch.«

»Wie spät war es da?«, fragte ich.

»Ich schätze, ungefähr Mitternacht.«

»Und Sie haben die Polizei angerufen?«, fragte Eli.

»Ein Krankenwagen und ein paar Beamte vom Sheriff’s Department waren sofort hier.«

Ich stand auf, ging zur Tür und fuhr mit dem Finger über die neue Tastatur, die Teil dessen war, was Eli als supermodernes Sicherheitssystem bezeichnet hatte. »Wie sind die denn bei all diesem Hightech-Kram hereingekommen?«

Sunny seufzte. »Es ist noch nicht angeschlossen. Ist das nicht der absolute Treppenwitz? Jahrelang hatten wir nichts außer einem altmodischen Vorhängeschloss, das Jack in einem Baumarkt gekauft hat. Und ein paar Tage bevor wir ein neues Sicherheitssystem bekommen, werden wir ausgeraubt.«

»Eli meinte, Jack sei wegen einiger Weindiebstähle drüben in Kalifornien beunruhigt gewesen«, sagte ich.

»Das ist nicht alles. Jack bezahlt eine Riesensumme an Versicherungsprämien für diese Sammlung«, sagte sie. »Das Problem ist, dass wir im Laufe der Jahre einiges davon getrunken haben und er zusätzlichen Wein gekauft hat. Irgendwann verlor er die Übersicht darüber, wie viel das alles nach heutigen Preisen wert ist, da er nur in einer alten Kladde festhielt, was er kaufte. Und es war einfach zu zeitraubend, diese kontinuierlich zu aktualisieren. Shane hat ihn dann schließlich davon überzeugen können, alles in eine Computer-Datenbank zu übertragen.«

»Damit Sie wissen, was Sie haben und was es wert ist«, sagte ich. »Das ist pfiffig.«

»Ja, außer man kennt Jack und dessen Verhältnis zu Computern. Er bevorzugt immer noch Federkiel und Pergament. Zum Glück bot sich Shane an, die Arbeit für ihn zu erledigen. Er sagte Jack, vielleicht könnten wir am Ende die hohen Versicherungsprämien sogar herabdrücken. Das Sicherheitssystem würde auch dazu beitragen.«

»Wie kompliziert ist die Datenbank?«, fragte ich. »Wir könnten doch viel einfacher herausfinden, was gestohlen wurde, wenn ich mir die Daten mal anschauen kann.«

Sie zuckte die Achseln. »Da müssen Sie Shane fragen.«

»Wo ist er?«, fragte ich. »Ich wundere mich überhaupt, dass er nicht hier ist.«

»Keine Ahnung«, sagte Sunny. »Ich habe bei ihm zu Hause angerufen, auf seinem Handy – sogar im Laden. Habe überall eine Nachricht hinterlassen.«

»Zuletzt habe ich ihn gestern beim Point-to-Point-Rennen gesehen. Er hat einem von Mick Dunnes Jockeys, der von seinem Pferd abgeworfen wurde, das Leben gerettet.«

»Ich habe davon gehört. Schade, dass ich nicht da war, aber der Auftrag in Charlottesville erwies sich als so lukrativ, wie ich es erhofft hatte.« Sie schnippte mit den Fingern in den Raum. »Schauen Sie sich hier doch nur mal um. Wände aus Buntglas. Mammutbaum-Täfelung. Teurer Fußboden. Jack hat ein Vermögen dafür ausgegeben.«

»Haben Sie wirklich nichts dagegen, wenn ich mich etwas umsehe?«

»Nur zu! Eli, Sie müssen mir einen Rat geben, wie wir diese Tür versiegeln können, bis wir eine neue bekommen. Sonst friert uns der Wein bei diesen Außentemperaturen, und dann haben wir alles verloren.«

Mein Bruder zog seine italienische Lederjacke aus und legte sie auf die Bar. »Können Sie mir einen Hammer, Nägel und irgendwelche Holzreste, die hier herumfliegen, besorgen? Wenn noch irgendwo Sperrholz übrig geblieben ist, reicht das schon für ein paar Tage. Ich werde morgen per Eilauftrag eine neue Tür bestellen.«

Ich ließ sie allein und machte einen langsamen Rundgang durch den Keller. Dreißigtausend Flaschen waren eine Menge Wein. Bei manchen hingen Etiketten am Hals. Bei anderen nicht. Ich schaute mir die Flaschen, die neben den leeren Stellen in den Regalen lagen, genauer an. Es waren immer teure Weine. Was mich dennoch überraschte, war die Tatsache, dass keine Flaschen auch nur ein Stück weit herausgezogen waren. Wie Sunny gesagt hatte, schien der Dieb oder schienen die Diebe gewusst zu haben, wo genau sie finden würden, was sie haben wollten.

Ich fragte mich, wie lange Nicoles Abendessen mit Mick wohl gedauert hatte. War es abends mit einem sachlichen Händeschütteln beendet worden, oder hatte sie die Nacht in seinem riesigen Bett verbracht, wie ich es ein paar Nächte zuvor getan hatte? Wenn sie geblieben war, hatte sie nicht um Mitternacht hier sein und Jack Greenfields Weinkeller ausräumen können.

Mir blieb die Wahl, entweder sie zu fragen oder Mick. Oder ich konnte mich ganz heraushalten, denn der eigentliche Grund für meine Neugier hatte wenig mit ihrem Alibi zu tun, sehr viel hingegen mit meiner komplizierten Beziehung mit Mick und mit der Tatsache, dass ich Nicole Martin einfach nicht ausstehen konnte.

Als ich aufbrach, war Eli immer noch damit beschäftigt, die Tür zu reparieren. Ich sagte ihm, ich erwarte ihn zum Frühstück, sobald er fertig sei, und Sunny versprach ich, später anzurufen und mich nach Jack zu erkundigen.

Ich nehme an, dass das alte Sprichwort ›Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß‹ wahr ist. Aber ich wollte nicht länger blind gegenüber Männern wie Mick Dunne sein – und gegenüber der Tatsache, dass Frauen in seinem Leben durchaus entbehrlich waren und unsere Beziehung als bequemes Arrangement betrachtet wurde.

Ich stieg in meinen Wagen und machte mich auf den Weg zu Mick.

Vor seinem Haus sah ich seinen Wagen nicht, deshalb fuhr ich hinunter zu den Ställen. Da Sonntag war, wurde nicht mit den Pferden gearbeitet, obwohl ich an einem Pferdepfleger vorbeikam, der Casbah am Zügel führte.

»Geht es ihm gut?«, fragte ich.

»Sieht so aus. Ich will nur ganz sichergehen, dass er keine Schmerzen oder eine Schwellung hat, nachdem er gestern den Schlag gegen den Hinterlauf bekommen hat.«

Ich fand Tommy Flaherty in der Sattelkammer, wo er Medikamente sortierte. Er schien überrascht zu sein, mich zu sehen, und sagte, Mick sei erst vor ein paar Minuten zum Haus aufgebrochen.

Als ich dorthin zurückkehrte, stand der Mercedes davor. Im Garten hinter dem Swimmingpool sah ich kurz ein rotes Jackett aufleuchten. Obwohl es schon spät im Jahr war, blühten noch einige Rosen. Mick hatte mir einmal erzählt, diese Gartenanlage erinnere ihn an den Rosengarten im Hyde Park, wohin ihn seine Mutter als Jungen oft mitgenommen hatte. Ich ging durch eine Laube, die im Frühling wieder voller violetter Klematis sein würde.

Er sah mich nicht, deshalb rief ich seinen Namen.

»Was machst du denn hier?« Er kam zu mir und hielt einen Becher mit Kaffee in der Hand. »Gibt es irgendeinen besonderen Grund?«

»Heute Nacht wurde in Jack Greenfields Weinkeller eingebrochen. Wer auch immer es war, er hat eine Menge Wein mitgenommen – Kisten und Flaschen. Nur die besten.« Ich stützte mich auf meine Krücke, um mir selbst und meinen Nerven Halt zu geben. Ich stammelte. Kein guter Einstieg. »Ich war gerade mit Eli und Sunny dort. Die Diebe haben Jack niedergeschlagen, und er hat eine Gehirnerschütterung.«

Er nahm meinen Arm. »Beruhige dich. Du bist ja kaum zu verstehen. Ich hol dir etwas. Oder möchtest du auf eine Tasse Tee hereinkommen? Kaffee?«

»Nein, danke. Mir geht es gut. Ich muss sowieso gleich nach Hause.«

»Es tut mir leid, was ich da von Jack höre.« Er schien immer noch verblüfft zu sein. »Gibt es irgendetwas, was ich tun kann …«

Der perfekte Einstieg. »Ich wüsste gerne, wann Nicole Martin gestern nach eurem Abendessen gegangen ist.«

Sein Mund klappte auf und wieder zu. Er ließ meinen Arm fallen und umklammerte seinen Becher mit beiden Händen. »Erstens, was hat das mit Jack Greenfield zu tun, und zweitens, was geht dich das an?«

Meine Wangen glühten. »Weil diejenigen, die in seinen Weinkeller eingebrochen sind, genau wussten, was sie mitnahmen. Sunny meinte, es sei fast so, als hätten sie eine Liste gehabt.«

»Ich verstehe.« Seine Stimme wurde härter. »Du glaubst also, Nicole hat etwas mit diesem Einbruch zu tun. Dass sie eine gewöhnliche Diebin ist. Nach meinem Verständnis kauft sie Wein für ihre Kunden. Sie stiehlt sie nicht für sie. Es sei denn, wu weißt etwas, das mir nicht bekannt ist.« Seine Augen waren leer und ausdruckslos.

Ich durfte es ihm nicht sagen. Was Quinn mir darüber erzählt hatte, was er in Kalifornien für Nicole getan hatte, war ein Geständnis unter vier Augen gewesen. »Nein. Tut mir leid. Ich kann nicht darüber reden.«

»Worüber kannst du nicht reden?« Jetzt war er wütend. »Weißt du, du kommst hier an und fragst mich mehr oder weniger, ob ich mit dieser Frau geschlafen habe, um ihr ein Alibi für einen Raubüberfall zu liefern. Was zum Teufel ist mit dir los, Lucie?«

»Nichts. Tut mir leid, Mick. Ich muss jetzt los.«

Ich stolperte, als ich auf dem unebenen Weg von ihm wegzukommen versuchte, doch er griff wieder nach meinem Arm, und dieses Mal zog er heftig daran, sodass ich ihm in die Augen schauen musste. Seine Finger bohrten sich durch die Jacke hindurch in mein Fleisch, und es tat weh. Er war zorniger, als ich ihn je gesehen hatte.

»Um neun waren wir mit dem Abendessen fertig. Danach verschwand sie sofort. Zufrieden?« Angewidert stieß er meinen Arm weg und ging in den Rosengarten.

Ich fuhr nach Hause, und meine Wangen brannten vor Scham und Erniedrigung, aber zumindest hatte ich jetzt eine Antwort auf meine Frage. Nicole Martin konnte gestern Abend, nachdem sie Mick verlassen hatte, zu Jack Greenfield gefahren sein.

Ich war ihm ausgewichen, um das, was Quinn mir im Vertrauen gesagt hatte, nicht preiszugeben. Im Gegenzug hatte ich mir Micks Verachtung und Zurückweisung eingehandelt. Indirekt hatte ich auch Nicole geschützt – und damit ausgerechnet das getan, wovor ich Quinn gewarnt hatte. Sie hatte sein Vertrauen missbraucht und ihn die Schuld für etwas auf sich nehmen lassen, das sie getan hatte, und er bezahlte immer noch dafür.

Warum führten alle Wege zu Nicole? Vielleicht war es das Gefühl in meiner Magengrube – wie ein Brechreiz –, das mich befürchten ließ, sie sei noch immer genauso gefährlich, wie sie es damals gewesen war. Und dass es nicht mehr lange dauern würde, bis ihr Kartenhaus auf uns alle niederstürzen würde.