KAPITEL DREIUNDDREISSIG 

Vera traf Kath Armstrong im Krankenhaus an. Der Nachtdienst hatte eben erst begonnen, sie saß noch in einer Besprechung mit der Spätschicht. Vera wartete an der Tür des Schwesterntrakts und lauschte den gedämpften Stimmen, die aus dem Büro der Oberschwester drangen; hin und wieder hörte man ein leises Lachen. Die Besuchszeiten waren bereits vorbei, es war ruhig auf der Station. Die Patientinnen in den Krankenzimmern sahen mit Kopfhörern fern oder lasen. Hier und da plauderten einige miteinander. Am anderen Ende des Ganges wurde der Wagen mit dem Abendessen davongeschoben. Auf den Fensterbänken ließen Blumensträuße, die jeder Beerdigung zur Ehre gereicht hätten, in der Hitze die Köpfe hängen. Vera war noch nie im Krankenhaus gewesen und wusste instinktiv, dass sie es grauenhaft finden würde. Nicht, weil sie sich vor Krankheit oder Schmerzen fürchtete, und auch nicht des scheußlichen Essens oder des Verzichts auf Alkohol wegen, sondern aus Angst vor dem Kontrollverlust. Sie fürchtete sich davor, Menschen ausgeliefert zu sein, die mehr über ihren Körper wussten als sie selbst.

Die Besprechung war vorbei, und Kath kam nach draußen. Sie unterhielt sich noch mit einer Kollegin und bemerkte gar nicht, dass Vera auf einem der orangefarbenen Stühle saß, wo sonst die Patienten warteten, die entlassen werden sollten. Vera sprach sie an. «Kann ich kurz mit Ihnen reden? Es tut mir wirklich leid, Sie hier bei der Arbeit zu stören, aber es ist wichtig.»

«Es ist doch nichts passiert, oder?» Vera sah kurz die Panik in Kaths Blick und wusste, dass sie an ihre kleine Tochter dachte.

«Nein, passiert ist nichts. Können wir uns trotzdem irgendwo unterhalten?»

Kath wandte sich ab und flüsterte kurz mit einer Dame mittleren Alters, die ihrer Uniform nach die Oberschwester sein musste. «Maggie sagt, wir können in ihr Büro gehen.»

Und so setzten sie sich in den Raum, wo die Krankenschwestern gerade ihre Besprechung gehalten hatten. Das Foto auf dem Schreibtisch zeigte zwei kleinen Jungen vor einem Bauernzaun, daneben einen Mann mit Bart und Brille. Der Ehemann und die Kinder der Oberschwester. An der Wand hing eine Kinderzeichnung. Noch mehr glückliche Familien.

«Worum geht es denn? Haben Sie Lukes Mörder gefunden?»

Vera schenkte der Frage keine Beachtung. «Sie haben uns verschwiegen, dass Sie Lily Marsh kannten.»

«Sie haben mich nicht nach ihr gefragt.»

«Als ich bei Ihnen war, war sie ja auch noch am Leben, Herzchen. Aber Sie werden sicher verstehen, dass ich jetzt noch einmal nachfragen muss. Zwei Morde innerhalb einer Woche, und Sie kannten beide Opfer.»

«So gut kannte ich sie gar nicht. Ich habe in dem Moment einfach nur gedacht: Was für ein seltsamer Zufall. Ich wüsste nicht, was ich zu Ihren Ermittlungen beitragen sollte.»

Kath wirkte ehrlich verwirrt, und Vera überlegte, ob sie selbst wohl schon so viel Zeit ihres Lebens damit zugebracht hatte, Verbrechen aufzuklären, dass sie inzwischen auch dort Verbindungen und Motive sah, wo keine waren. Eine eigentümliche Form von Paranoia, die Zufälle von vornherein ausschloss.

«Woher kannten Sie sie denn?»

«Wir sind zusammen aufgewachsen. Ich bin natürlich deutlich älter als sie, aber wir wohnten im selben Dorf. Meine Mutter war gut mit Phyllis Marsh befreundet. Sie wissen ja sicher, wie das in solchen Dörfern ist. Sie waren zusammen zur Schule gegangen, trafen sich oft in der Kirche oder im Women’s Institute. Lily und ich waren beide Einzelkinder. Irgendwann habe ich dann angefangen, auf sie aufzupassen. In gewisser Weise waren wir ganz gut befreundet. Sie hat uns schrecklich gern besucht. Sie wissen ja, wie sehr kleine Kinder manchmal ältere bewundern. Vor allem Mädchen. Und vielleicht hatte ich auch immer schon eine mütterliche Ader. Als ich dann in die Stadt gezogen bin und angefangen habe, hier zu arbeiten, haben wir uns aus den Augen verloren.»

«Aber vor kurzem haben Sie sich wiedergesehen?»

«Ja.»

«Unter welchen Umständen?»

«Sie kam ambulant hierher ins Krankenhaus. Sie dachte, sie wäre schwanger. Anscheinend war ihre Periode ein paarmal ausgeblieben, der Schwangerschaftstest zu Hause war aber negativ. Sie wollte ganz sicher sein. Wir sind uns im Aufzug begegnet, als sie schon wieder auf dem Weg nach draußen war.»

«Geht man mit so etwas nicht eher zum Hausarzt?»

«Da hätte sie erst auf einen Termin warten müssen. Aber aus irgendeinem Grund wollte sie es sofort wissen.»

«Aber sie war nicht schwanger», sagte Vera. Es war keine Frage, sondern eine Feststellung. Die Autopsie hatte es zweifelsfrei ergeben; Vera erinnerte sich noch genau daran, wie der Pathologe bedauert hatte, dass Lily niemals Mutter sein, nie ein Kind bekommen würde.

«Nein. Und ich habe ihr angemerkt, dass ihr das naheging. Meine Schicht war gerade zu Ende, da bin ich mit ihr einen Kaffee trinken gegangen. Eine mütterliche Ader, ich sag’s ja. Ich sollte lernen, mich aus so etwas rauszuhalten.»

«Dann wollte sie also ein Kind?»

«Unbedingt. Ich habe ihr alles gesagt, was man in solchen Fällen sagt. Dass sie noch jung ist, dass es irgendwann noch kommen würde. Und dass es sowieso besser ist, wenn sie erst einmal ihre Ausbildung abschließt. Aber es half alles nichts, das habe ich gemerkt.»

«Hat sie ihnen erzählt, wer der Vater gewesen wäre?»

«Nicht so genau. Sie sagte nur, er wäre schon älter. Sonst nichts.»

«Und das war das einzige Mal, dass Sie sich gesehen haben?»

«Nein. Ich machte mir ein bisschen Sorgen um sie. Ich wusste ja, dass sie im letzten Jahr in der Schule eine Art Nervenzusammenbruch hatte. Der ganze Prüfungsstress. Phyllis hat immer so viel von ihr erwartet. Oxford, eine glänzende Karriere. Sie war nicht richtig glücklich in ihrer Ehe und hat ihre ganze Hoffnung in Lily gesetzt. So einem Druck hält doch kein Mensch stand. Ich habe Lily gefragt, ob sie irgendwo in Therapie ist. Da ist sie aus der Haut gefahren, hat mir erklärt, sie sei schließlich nicht krank, mit ihr sei alles in Ordnung. Da habe ich ihr einfach meine Handynummer gegeben und ihr gesagt, sie soll anrufen, wenn sie reden will.»

«Und das hat sie dann auch getan.»

«Das kann man wohl sagen.» Kath atmete einmal tief durch. «Ehrlich gesagt wurde es mir schon bald ziemlich lästig. Wenn ich von der Arbeit kam, stand sie häufig draußen auf dem Parkplatz. Dabei will man nach so einer Nachtschicht eigentlich nur noch nach Hause, ein langes Bad nehmen und ein paar Stunden schlafen. Und ich hatte auch gar nicht das Gefühl, dass ich ihr irgendwie helfen kann. Sie hätte psychiatrische Betreuung gebraucht. Und eines Tages, an einem Samstag, stand sie plötzlich bei uns zu Hause vor der Tür. Wir hatten den Tag daheim verbracht, so ein Samstagnachmittag, wo man sich einfach nur ausruht. Rebecca spielte draußen im Garten, Geoff schaute irgendein Match im Fernsehen an. Luke war zu Besuch, er saß ebenfalls vor der Glotze. Ich war in der Küche, weil ich Rebecca so am besten im Blick hatte. Und plötzlich sah ich Lily im Garten. Sie hat mit Rebecca geredet, hat sie auf die Schaukel gesetzt und sie angeschubst. Als ich nach draußen kam, hatte sie das Kind schon auf dem Arm.» Kath schwieg. «Ich kann nicht genau sagen, was passiert wäre, wenn ich nicht dazugekommen wäre.»

«Glauben Sie, sie hätte Rebecca mitgenommen?»

«Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich habe ich einfach überreagiert. Mein Gott, sie wollte immerhin Grundschullehrerin werden. Warum hätte sie so etwas tun sollen? Aber ich habe ihr doch sehr klargemacht, dass ich nicht will, dass sie zu uns nach Hause kommt. Ich habe behauptet, Geoff hätte etwas dagegen. Luke kam nach draußen und war sichtlich erschrocken, als er mich so aufgebracht gesehen hat. Lily ist ganz ohne Theater wieder abgezogen, hat sich sogar noch entschuldigt, dass sie anscheinend zu einem schlechten Zeitpunkt gekommen sei. Als sie dann das nächste Mal nach der Arbeit auf mich wartete, habe ich ihr gesagt, ich hätte keine Zeit. Ich kam mir gemein vor, aber ich war schließlich nicht für sie verantwortlich. Ich konnte einfach nichts für sie tun. Ich habe ihr noch einmal gesagt, dass sie ärztliche Hilfe braucht, ihr auch angeboten, ihr irgendwo einen Termin zu machen. Das hat sie wohl als versteckte Drohung empfunden. Danach habe ich sie nicht mehr gesehen. Und als ich hörte, dass sie tot ist, war ich ehrlich gesagt erst mal erleichtert. Zumindest wird sie uns jetzt nicht mehr belästigen. Ist das nicht furchtbar?»

«War sie erschrocken, als Sie ihr angeboten haben, einen Termin bei einem Psychiater für sie auszumachen?»

Kath schwieg einen Moment. «Weniger erschrocken als vielmehr wütend», sagte sie dann. «Sie hat nichts gesagt, mich nur ganz böse angeschaut und sich dann ohne ein weiteres Wort abgewandt. Es war schrecklich. Ich hatte den Eindruck, dass sie mich plötzlich hasst. Am liebsten wäre ich ihr nachgelaufen, um mich einfach wieder mit ihr zu versöhnen, aber das habe ich dann nicht getan. Ich konnte den Gedanken einfach nicht ertragen, dass sie wieder vor unserem Haus steht.»

«Und danach haben Sie nichts mehr von ihr gehört?»

«Nein.» Kath warf einen Blick auf die Uhr. «Hören Sie, ich fürchte, ich muss los. Wir bekommen gleich eine Patientin aus der Notaufnahme. Ich muss mich um die Anmeldung kümmern.»

«Wissen Sie, ob sie sich bedroht gefühlt hat, in Gefahr? Hat sie sich vor irgendwem gefürchtet? Vielleicht vor dem Mann, mit dem sie zusammen war?»

«Nein, überhaupt nicht. Sie hat mir erzählt, dass er sie liebt. Ich hatte mich noch gefragt, ob das wohl stimmt. Vielleicht hat er ja Schluss mit ihr gemacht, und das hat sie so aus der Bahn geworfen. Wenn ich eine Befürchtung hatte, dann allenfalls, dass sie sich etwas antut.»

«Selbstmord, meinen Sie?»

«Ja, vielleicht.» Kath stand auf und öffnete die Bürotür. «Ich weiß, ich hätte offener sein, mich mehr darum kümmern sollen, dass es ihr gutgeht. Aber meine Familie steht für mich an erster Stelle.»

Vera fuhr nach Hause zurück, froh, die Stadt und die Ermittlungen hinter sich lassen zu können. Als sie nach Westen abbog, auf die Berge zu, nahm ihr die sinkende Sonne fast die Sicht. Zu Hause, vor dem alten Stationsvorsteherhäuschen, blieb sie einen Moment im Wagen sitzen und fühlte sich fast zu müde zum Aussteigen. Schließlich raffte sie sich doch auf, stieg aus und schloss die Haustür auf. Sie stieg über das Häufchen Post hinter der Tür, holte sich eine Dose Bier aus dem Kühlschrank und setzte sich damit nach draußen. Selbst jetzt, wo es langsam dunkel wurde, war es immer noch warm. Sie setzte sich auf die weiße Bank, wo früher einmal die Fahrgäste auf den kleinen Nahverkehrszug gewartet hatten, und ließ den Blick über das Tal wandern. Die ganze Landschaft lag im Schatten und schien aller Farben beraubt. Hier, dachte Vera, ließ sich endlich Ruhe finden.

Doch ihr Kopf schaffte es einfach nicht, von den Ermittlungen abzulassen. Sie fühlte sich mindestens so fiebrig und besessen wie Lily Marsh, während sie Details neu überdachte und nach Verbindungen suchte. Ich müsste das alles aufschreiben, dachte sie. Vielleicht kann ich es dann ja loslassen. Doch sie war viel zu erschöpft, um aufzustehen und sich Papier und Stift zu holen. Im Übrigen hatte diese Konzentration, dieser Zwang, alle Einzelheiten auf einmal im Kopf zu haben, auch etwas Kreatives. Plötzlich kam ihr der Gedanke, dass es Schriftstellern vielleicht ganz ähnlich ging. Auch sie hatten all diese Personen, Geschichten und Ideen im Kopf. Wie schaffte man es, eine Ordnung hineinzubringen? Ihnen Sinn zu geben und eine Form?

Wenn ich einen Roman schreiben würde, dachte Vera, dann wäre Lily die Mörderin. Es würde ein psychologischer Thriller werden, bei dem ein Teil der Handlung aus Sicht der Mörderin erzählt wird, entweder im Präsens oder in einer anderen Schriftart. Manchmal lieh sie sich ähnliche Bücher aus der Bücherei aus; es machte ihr Spaß, sie quer durchs Zimmer zu pfeffern, wenn mal wieder irgendein polizeilicher Ablauf falsch geschildert wurde. Dann ist also Lily die Hauptfigur. Verkorkst von Kindesbeinen an. Eine verklemmte Mutter, ein depressiver Vater. Eine psychische Erkrankung, die von der Mutter unter den Teppich gekehrt, versteckt und niemals richtig diagnostiziert wird. Sie ist eine Einzelgängerin, eine schöne, besessene Einzelgängerin. Der Leser erlebt, wie sie sich in einen älteren Mann verliebt. In ihm sieht Lily ihren Retter, und eine Zeit lang ist sie sogar glücklich. Dann weist er sie plötzlich ab, weil sie zu viel fordert, ihm lästig wird, und sie hat einen neuen Krankheitsschub. Sie bildet sich ein, schwanger zu sein. Wo sie geht und steht, sieht sie lauter glückliche Familien. Kath, Geoff und Rebecca. Und Luke. Im Roman könnte sie den Jungen im Zorn umbringen. Ein krankhafter Racheakt. Ihr würde gar nicht auffallen, dass auch er eine ganze Menge durchgemacht hat.

Ohne es zu merken, war Vera ins Haus zurückgegangen, hatte die leere Bierdose in die Kiste mit dem Recyclingmüll geworfen und das Küchenfenster geöffnet, um zu lüften. Sie schob die beiden letzten Scheiben Brot unter den Ofengrill, schnitt Käse auf, um ihn daraufzulegen, musterte die ungeöffnete Flasche Weißwein im Kühlschrank und widerstand der Versuchung. Stattdessen nahm sie sich noch eine Dose Bier.

Und die ganze Zeit über dachte sie nach, spann einzelne Fäden der Handlung weiter. Lily war nicht die Mörderin, sie war eines der Opfer. Wie funktionierte das? Wie konnte das gehen?

Sie war Peter Calvert lästig geworden. Er war glücklich gewesen mit seiner wunderschönen Freundin: Sex auf Knopfdruck, keinerlei Verpflichtungen. Seinem alternden männlichen Ego hatte das ganz sicher nicht geschadet. Aber dann hatte sie plötzlich Forderungen gestellt, sein respektables Leben als angesehener Professor und glücklicher Familienvater bedroht. Die Trennung war keinesfalls einvernehmlich erfolgt, das belegten Lilys Gespräche mit Kath zweifelsfrei. Es konnte unmöglich noch einen älteren Mann in Lilys Leben gegeben haben.

Hatte also Calvert sie umgebracht? Das konnte Vera sich nicht vorstellen. Er war viel zu feige dafür, hatte viel zu viel zu verlieren. Seine Frau hatte ihm schon alles andere im Leben durchgehen lassen – warum also nicht auch das? Vera konnte sich das Gespräch im eleganten Wohnraum von Fox Mill richtiggehend vorstellen: die offenen Fenster, die den leichten Wind vom Meer her einließen, den Blick auf den Leuchtturm. Es tut mir so leid, Schatz. Ich weiß nicht, was da über mich gekommen ist. Aber du wirst mir sicherlich verzeihen. Was sie natürlich tun würde; sie hatte ja ebenso viel zu verlieren wie er. Aber wie passte Luke Armstrong in dieses Szenario?

Wäre Lily als Erste getötet worden, hätte es möglicherweise funktioniert. Für ihren Tod gab es Motive. Luke wäre vielleicht ein unfreiwilliger Zeuge gewesen. Doch so herum? Vera setzte sich an den Küchentisch und verzehrte ihren Käsetoast. Sie schaltete das Licht an, das die Unordnung auf der Arbeitsfläche, die Flecken auf dem Boden neben dem Mülleimer erbarmungslos ausleuchtete. Ihre Gedanken kehrten zurück zu den vier Männern, die dabei waren, als Lilys Leiche gefunden worden war. Alle so verschieden. Aber alle ein wenig verkorkst, was ihr Verhältnis zu Frauen anging. Clive, der so sehr unter der Fuchtel seiner Mutter stand, dass Vera es schier zum Heulen fand. Diese Konstellation kam ihr bekannt vor. Sie hatte ja selbst ihr ganzes Leben mit einem einsamen Vater verbracht, und wenn sie es sich erlaubte, konnte sie durchaus weinerlich werden bei dem Gedanken an die vielen verpassten Gelegenheiten, was Männer betraf. Dann Gary, der sich erfolgreich einredete, dass Julie die Antwort auf alle seine Wünsche sein würde, und dabei immer noch einem spindeldürren Mädchen mit großen Augen und kaum Busen nachtrauerte. Samuel, dessen Frau Selbstmord begangen hatte. Und Peter, der vorgab, eine Bilderbuchehe zu führen, und trotzdem Lily Marshs Charme erlegen war. Plötzlich traf sie die Erkenntnis, dass es nur einen offensichtlichen Verdächtigen gab. Doch solange sie nicht wusste, warum Lily und Luke getötet worden waren, blieb diese Erkenntnis bloße Vermutung. Sie würde weiter in alle Richtungen ermitteln müssen.

Sie holte sich noch ein Bier, obwohl sie wusste, dass das ein Fehler war und sie nur wieder mitten in der Nacht aufs Klo müsste. Schließlich ging sie schwankend nach oben, ins Bett, ohne einer Lösung auch nur einen Schritt näher gekommen zu sein. Sie zog die Kurzgeschichtensammlung von Samuel Parr aus der Handtasche und fing an zu lesen.