KAPITEL ZWANZIG 

Es war Montagmorgen. Wie immer in letzter Zeit wachte Vera mit einem leichten Kater auf und mit dem Gefühl, gar nicht richtig geschlafen zu haben. Das Fenster stand offen, der Hahn ihrer Nachbarn übertönte jedes andere Geräusch und hockte dabei anscheinend irgendwo in ihrem Kopf, gleich hinter den Augen. Vera wusste, dass sie dem Pärchen, das den kleinen Hof nebenan betrieb, suspekt war. Sie waren aus der Stadt hierhergezogen und hatten sich anfangs große Mühe gegeben, sich mit ihr anzufreunden, weil sie der absurden Idee anhingen, dass Leute vom Land ein umfangreiches Wissen über die Natur besäßen, die sie selbst als etwas beinahe Mystisches betrachteten. Dann hatten sie mitbekommen, dass Vera bei der Polizei war, was sie offensichtlich befremdlich fanden. Sie waren auf Demos gewesen, für sie war die Polizei der Feind. Vera war das alles sowieso gleichgültig. Nur manchmal gab sie sich der Vorstellung hin, dem Hahn den Hals umzudrehen.

Sie schloss das Fenster, ging in die Küche, um sich einen Tee zu machen, und übersah dabei bewusst das schmutzige Geschirr, das sich in der Spüle stapelte. Nach dem ersten Schluck Tee war sie schon wieder voll drin in dem Fall, ihr Hirn lief auf Hochtouren. Die Reue über den Alkohol war vergessen, der Hahn ebenfalls. Dafür und für nichts anderes war sie gemacht.

Für heute hatte sie sich vorgenommen, nach Newcastle zu fahren, in die große Stadt. So hatte sie das als Kind immer gesehen, als jede Fahrt in die Stadt noch wie ein Abenteuer gewesen war. Auf dem Weg holte sie Joe Ashworth zu Hause ab, schließlich wusste sie, dass man sie nicht allein auf die akademischen Granden loslassen konnte. Sie war viel zu laut und taktlos – am Ende beleidigte sie noch jemanden. Joe lebte in einer kleinen Wohnsiedlung am Ortsrand von Kimmerston. Auch er war in der Stadt groß geworden und hatte immer genau von diesem Leben geträumt: ein schöner Neubau, gutbürgerliche Nachbarn, eine Familie. Seine Frau war zum zweiten Mal schwanger, im neunten Monat und entsprechend unbeweglich. Als Vera klingelte, hatte sie sich gerade aus dem Bett gequält, ihren gewaltigen Bauch und die geschwollenen Brüste in einen Bademantel gehüllt und schaute verschlafen in den Tag. Joe fütterte seine Tochter, während im Hintergrund das Radio dudelte. Die Kleine saß in ihrem Hochstuhl und strahlte über das ganze Gesicht. Joe schob ihr mit einem Plastiklöffel den Frühstücksbrei in den Mund. Noch so eine glückliche Familie, dachte Vera. Da war ständig von zerrütteten Familien die Rede, doch überall, wo sie hinkam, meisterten die Leute ihr Leben bestens. Und sorgten damit dafür, dass sie sich unzulänglich und minderwertig fühlte.

Vera hatte Peter Calvert am Sonntagabend zu Hause angerufen und sich mit ihm in der Universität verabredet. Sie wollte ihn noch einmal fern seines Bilderbuchheims und ohne seine Bilderbuch-Ehefrau erleben und hatte vorgegeben, wegen der Blumen seinen Rat zu suchen. «Es würde uns sehr helfen, wenn wir wüssten, wo sie vielleicht gepflückt worden sind. Aber es wird wohl noch einige Zeit dauern, bis die Spurensicherung sie wieder freigibt. Sie haben sie gesehen, zumindest die am zweiten Tatort. Das könnte uns Zeit sparen …»

Und er war natürlich hocherfreut gewesen, dass sie ihn darum bat. Das hatte sie ihm angemerkt. «Wie ich höre, sind Sie ja Fachmann auf dem Gebiet», hatte sie noch eines draufgesetzt und ihn förmlich schnurren hören.

Sie waren etwas zu früh an der Universität, Calvert beendete gerade seine Vorlesung, und so blieben sie hinten im Hörsaal stehen und hörten zu. Vera achtete nicht darauf, was er sagte, sondern beobachtete nur, wie er sich verhielt. Vor einiger Zeit hatte sie mal an einer Fortbildung teilgenommen. Körpersprache. Jetzt versuchte sie, sich zu erinnern, was der Psychologe damals erzählt hatte, doch nichts davon wollte ihr wieder einfallen. Dafür bemerkte sie, dass Peter Calvert sichtlich Gefallen an jungen Frauen fand. In der dritten Reihe saßen zwei hübsche Mädchen. Sie trugen dünne Sommerröckchen und Spitzentops, die praktisch durchsichtig waren, und er schien seine ganze Vorlesung nur für sie zu halten. Wenn eine der beiden eine Frage stellte, lobte er sie für die kluge Anmerkung und legte dabei die Stirn in Falten, um ihr zu beweisen, dass er sie ernst nahm. Vielleicht, dachte Vera, war das bei Männern um die sechzig ja generell so. Schauen kostete schließlich nichts, selbst wenn man dabei Gefahr lief, sich lächerlich zu machen. Sie beobachtete schließlich selbst ganz gern junge Männer, auch wenn sie sich Mühe gab, das etwas diskreter zu handhaben.

Calvert schien immer noch bester Laune zu sein, als er sie schließlich in sein Büro führte. Er machte sich an einer Kaffeemaschine zu schaffen, die auf dem Fensterbrett stand.

«Ich kann Ihnen leider nur schwarzen Kaffee anbieten, weil ich selbst keine Milch nehme. Notfalls könnte ich aber bei meinen Kollegen nachfragen. Sie sind also wegen der Blumen hier?»

«Ganz inoffiziell», beeilte sich Vera zu antworten. «Wir wollen Sie nicht als Experten hinzuziehen. Das kommt dann später, falls es sich als nötig erweisen sollte. Aber an diesem Punkt der Ermittlungen ist vor allem die Zeit ein kritischer Faktor.»

«Natürlich, das verstehe ich.»

«Die Blumen sind Ihnen doch sicher aufgefallen, als Ihr Sohn die Leiche entdeckt hat?»

«Ja. Wobei es mir in dem Moment natürlich das Wichtigste war, James dort wegzubringen. Er war ja völlig außer sich. Es ist schon schlimm genug, überhaupt eine solche Entdeckung zu machen, aber dass er sie auch noch kannte. Ich hatte also kaum Gelegenheit, mir die Blüten genauer anzusehen. Aber aufgefallen sind sie mir natürlich.»

«Wie würden Sie sie einordnen?»

«Es waren ganz verschiedene Blumen», sagte Calvert. «Einerseits Wildblumen, wie man sie auf einer Mähwiese findet. Mohn, Margeriten, Butterblumen. Die übrigen schienen Gartenblumen zu sein. Mehrjährige Blüher. Exotische oder sonst wie auffällige Blüten waren nicht dabei.»

«Also keine Blumen, die man in einem Blumenladen kaufen würde?»

«O nein, auf keinen Fall. Die wurden alle gepflückt. Und erst kurz vorher, würde ich sagen. Vielleicht hat man sie auch in Wasser gestellt. Jedenfalls waren sie noch nicht verblüht, sie schienen auch sonst nicht trocken oder welk.»

«Waren welche darunter, die Sie auch in Ihrem eigenen Garten haben? Vielleicht könnten Sie sie uns ja zeigen. Natürlich könnten wir auch in einem Buch nachschlagen, aber das ist doch nicht dasselbe. Außerdem erinnern Sie sich dann vielleicht besser.»

«Ich weiß es nicht», erwiderte er leichthin. «Man sollte es zwar nicht meinen, aber bei uns ist Felicity die Gärtnerin. Sie können aber jederzeit vorbeikommen und sich umschauen. Wann immer Sie wollen. Abends sind wir meist beide zu Hause.»

«Und Sie sind sich nach wie vor ganz sicher, dass Sie uns nichts über Lily Marsh sagen können?»

«Völlig sicher, Inspector. Sie sehen ja selbst, wie groß unsere Universität ist. Wir sind uns nie begegnet.»

Es klopfte, und ein junger Mann steckte den Kopf zur Tür herein. «Sie wollten mich doch heute noch sprechen, Doktor Calvert. Passt es Ihnen gerade?»

«Natürlich, Tim. Geben Sie mir noch eine Minute. Wenn das dann alles wäre, Inspector …? So kurz vor Semesterende ist es immer recht hektisch. Ich muss mich um meine Studenten kümmern.»

Für Veras Geschmack kam Peter Calvert diese Unterbrechung etwas zu gelegen. Sie traute ihm durchaus zu, das Studentengespräch vorab arrangiert zu haben, damit sich der Termin mit der Polizei nicht zu lang hinzog. Was natürlich noch nicht hieß, dass er etwas zu verbergen hatte. Vielleicht war er einfach nur ein arroganter Mistkerl, dem seine Zeit zu schade war, um bei einer Mordermittlung zu helfen. Sie lächelte Calvert betont freundlich an und zog Ashworth mit sich aus dem Zimmer.

Am anderen Ende des Flurs befand sich ein Großraumbüro, in dem drei Damen mittleren Alters vor ihren Rechnern saßen. Auf den Aktenregalen standen Topfpflanzen und Fotos diverser Enkelkinder. Die drei waren in ein Gespräch vertieft, das vermutlich nur sehr wenig mit Universitätsbelangen zu tun hatte, und Vera dachte sich, dass sie da wohl ein paar Menschen gefunden hatte, die ebenso viel Freude an Klatsch und Tratsch hatten wie sie. Sie klopfte an die offene Bürotür und ging hinein, während Ashworth draußen stehen blieb. Die drei Damen verstummten sofort, doch ihr Schweigen erschien Vera eher neugierig als feindselig.

«Entschuldigen Sie die Störung, vielleicht können Sie mir ja weiterhelfen. Ich heiße Vera Stanhope und ermittele im Fall des Mordes an einer Ihrer Studentinnen.» Damit hatte sie die drei erwartungsgemäß sofort an der Angel: Das gab ihnen mehr als genug Gesprächsstoff bis zur Mittagspause. «Doktor Calvert hat sich bereit erklärt, uns fachmännisch zu beraten. Jetzt hat er aber gerade Sprechstunde, und ich möchte ihn nicht stören. Aber ich würde gern ein paar Daten abklären und sehen, wann er wieder Zeit hat. Vielleicht verwaltet ja eine von Ihnen zufällig seinen Terminkalender?»

Eine stämmige, mütterliche Dame mit grauem Haar wedelte mit der Hand wie ein aufgeregtes Schulkind in der letzten Reihe, das die Antwort auf eine schwierige Frage weiß. «Da muss ich mich schuldig bekennen. Ich bin Marjorie. Marjorie Beckwith.»

Vera strahlte sie an. «Er hält seine Termine doch sicher auf dem Rechner aktuell?»

«Ja, ja, das sollte er», sagte Marjorie nachsichtig, «damit die Kollegen am Institut wissen, was er wann vorhat. Aber er hält sich nun mal nicht gern an die Regeln.» Damit griff sie in das Regal hinter sich und reichte Vera ein schwarz gebundenes Buch. So einfach war das. Vera ging an einen unbesetzten Tisch, setzte sich mit dem Rücken zum Zimmer und blätterte durch die Seiten. Am Tag von Lukes Ermordung hatte Peter Calvert morgens an einer Institutsbesprechung teilgenommen. Für fünf Uhr war ein Tutorium mit zwei Studenten eingetragen – keine Namen, nur Initialen –, doch der Eintrag war doppelt durchgestrichen, und jemand hatte sorgfältig Abgesagt zwischen die beiden Striche geschrieben. Am Freitag danach – dem Tag, als Lily ermordet wurde – hatte er eine Verabredung zum Mittagessen. Kein Name. Einfach nur: 12 : 30  14 : 00 Mittagessen auswärts, nicht verfügbar. Letzteres war vermutlich als Mitteilung an Marjorie gedacht. Ansonsten hatte er an jenem Freitag keine Termine gehabt. Vera blätterte zurück. Freitags waren immer anderthalb Stunden am Mittag geblockt.

«Ich hätte ihn gern nächsten Freitag am Nachmittag gesprochen», sagte sie und schlug die noch leere Seite der folgenden Woche auf. «Termine stehen hier keine. Hat er irgendwelche regelmäßigen Verpflichtungen? Eine Vorlesung vielleicht?»

«Nein, nein», antwortete Marjorie. «Freitags hat Doktor Calvert nie Veranstaltungen.» Sie sah Vera eifrig an. «Soll ich Sie vorläufig eintragen?»

«Nein, Herzchen, vielen Dank. Ich rufe ihn im Lauf der Woche noch an, wenn wir wieder seine Hilfe brauchen.» Vera legte den Kalender zurück ins Regal, winkte den drei Damen noch einmal zu und kehrte zu Joe zurück, der draußen Schmiere stand.

«Und?»

«Er hatte beide Nachmittage frei. Den Mittwoch vor Lukes Tod und den Freitag vor Lilys Tod. Am Mittwoch hat er sogar noch ein Tutorium abgesagt.»

«Dann hatte er also zumindest die Gelegenheit», sagte Ashworth. «So wie vermutlich fünfzig Prozent der Gesamtbevölkerung im Nordosten Englands. Aber wir haben kein Motiv. Nicht mal eine Verbindung. Nach allem, was wir bisher wissen, kannte er keines der beiden Opfer.»

Vera wollte schon antworten, dass ihr das egal sei. Der Mann war ihr einfach unsympathisch. Aber sie hatte keine Lust, sich von Ashworth einen Vortrag über Distanz und Objektivität halten zu lassen, deshalb schwieg sie.

Draußen war es immer noch heiß. Auf den Wiesen lagen Studenten in der Sonne, andere schlenderten im Schatten der neugotischen Gebäude Richtung Stadt. Bis zum nächsten Termin war es noch über eine Stunde, und Vera hatte plötzlich das Gefühl, als verplemperte sie ihre Zeit. Sie rief in Kimmerston an, doch es gab nichts Neues. Holly hatte für den späteren Nachmittag ein Treffen mit Lilys Mitbewohnerinnen vereinbart, und Charlie versuchte, Lilys Bank dazu zu bewegen, Informationen freizugeben. Für den nächsten Tag war eine Pressekonferenz angesetzt, und ein paar Kollegen würden den Nachmittag am Leuchtturm zubringen und die Spaziergänger dort befragen, ob sie etwas gesehen hatten. Die Pressekonferenz würde der Pressesprecher übernehmen. Darüber war Vera immerhin froh. Bei solchen Gelegenheiten kam sie sich immer vor wie ein Tanzbär. Sie beendete das Telefonat.

«Kaffee», beschloss Ashworth. «Und was zu essen. Ich habe noch nichts gefrühstückt.» Er spürte, dass sie schlechte Laune hatte, und wusste, dass Essen zumindest eine Zeit lang helfen würde. Vera dachte sich, dass er mit ihr eigentlich genauso umging wie mit seiner Tochter: Er lenkte sie ab, damit sie keinen Wutanfall bekam.

Er parkte sie an einem Tisch, unter einen Sonnenschirm draußen auf dem Bürgersteig und betrat das Café, das sich ganz in der Nähe der Universität befand. Um sie herum saßen träge Studenten. Zwei junge Frauen näherten sich dem Tisch, und Vera setzte schon einen bösen Blick auf, damit sie sich wieder verzogen. Doch dann erkannte sie sie. Es waren die beiden Studentinnen aus dem Hörsaal, vor denen Peter Calvert sich so produziert hatte.

«Tut mir leid», sagte sie. «Alles in Ordnung. Setzen Sie sich ruhig zu uns. Ich nehme nur meine Tasche weg.»

Die beiden musterten sie leicht verunsichert. Wie einen bissigen Hund, dachte Vera. Hatte die Jugend von heute denn gar keine Manieren mehr? Wussten sie nicht, dass man zu älteren Leuten höflich sein sollte? Da kam Ashworth zurück, die Freundlichkeit in Person, und Vera wusste wieder einmal, was sie eigentlich an ihm hatte.

«Soll ich euch einen Kaffee spendieren?», fragte er. «Ihr studiert doch noch, oder? Ich weiß selbst noch ganz gut, wie das war. Vor allem am Semesterende, wenn das Ausbildungsdarlehen schon aufgebraucht ist.»

Das eine Mädchen lachte. «Mein Darlehen war schon eine Woche nach Semesteranfang weg.»

«Ich hole den Kaffee», sagte Vera, ging in das Café, um die zusätzlichen Getränke am Tresen zu bestellen – und vor allem, um Ashworth das Gespräch mit den beiden zu überlassen.

Als sie mit dem Tablett zurückkam, lachten sie schon ganz vertraut miteinander. Er ging problemlos als älterer Student durch, obwohl Vera ganz genau wusste, dass er nie eine Universität von innen gesehen hatte.

Die Mädchen stellten sich vor. Hochtrabende südenglische Namen, die Vera schon nach fünf Minuten wieder vergessen hatte. Camilla? Amelia? Jemima? Egal. Ashworth würde sie sich schon gemerkt haben.

«Das ist Vera», sagte er. «Meine Tante.»

Sie tranken jede einen Schluck von ihrem Milchkaffee und musterten ihn mitfühlend. Ein Pflichttermin, dachten sie jetzt wahrscheinlich. Ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk. Vielleicht hatte er sie auch zu einer Untersuchung im Royal Victoria begleitet. Vera biss die Zähne zusammen und ließ ihn gewähren.

«Dann studiert ihr also Botanik», fuhr Ashworth fort. «Das hat ein Kumpel von mir vor ein paar Jahren auch studiert. Wie hieß noch gleich dieser Prof, der so berühmt ist? Calvin?»

«Peter Calvert. Der hält sich immer noch für berühmt, dabei hat er seit Jahren nichts mehr publiziert.»

«Mögt ihr ihn etwa nicht?»

«Das ist so ein Schleimer. Ein alter Knacker, der es trotzdem ständig bei einem versucht.»

«Ja. Dabei weiß doch jeder, dass er verheiratet ist und vier Kinder hat. Ich meine, in so einer Position kann man doch etwas mehr Würde zeigen. Aber das ganze Institut weiß, wie er drauf ist. Und einige gehen sogar auch drauf ein, flirten mit ihm und so, um bessere Noten zu bekommen.»

«Bleibt’s denn beim Flirten?», fragte Ashworth in leicht belustigtem Ton, als würde er einen Witz machen.

«Mein Gott, da müsste man ja schon echt verzweifelt sein! Stell dir mal vor, sich von dem anfassen zu lassen! Mein Gott, da wird mir richtig schlecht!»

«Es gab aber so ein Gerücht», sagte die andere. «Weißt du noch, am Anfang des Semesters? Irgendwer hatte ihn mit einer viel jüngeren Frau in der Stadt gesehen. Danach hieß es immer, er hätte was mit einer Studentin.»

«Ach?» Ashworth tat, als bekunde er nur aus Höflichkeit Interesse. Und Vera dachte: Du hast viel von mir gelernt.

«Das war aber bestimmt nur ein Gerücht», fuhr die Studentin fort. «Kein Mensch wusste irgendwelche Details, dabei haben wir alle echt versucht rauszufinden, was da los war. Aber es kann ja sonst wer gewesen sein. Vielleicht sogar seine Tochter. Es war aber ganz sicher niemand von uns. Keine Botanikerin.»

Dann schwebten die Mädchen wieder davon, während ihre Armreife leise an ihren nackten, sonnengebräunten Armen klirrten.