Der Horror von Howth Hill

 

 

Ich schwöre, dass es der Regen war – der unsägliche und unaufhörliche irische Regen – der uns um den Verstand brachte. Mein altes, gothisches Schloss, das auf der Spitze des Howth Hill gegenüber der Dublin Bay lag, war nicht nur nass, kalt und düster (infolge der allgegenwärtigen Wolkendecke), sondern wurde auch schnell unheimlich, widerlich und stinkend. Es sah tatsächlich wie ein Set für einen Bela Lugosi Film aus – die angemessene Szenerie, wie ich später dachte, für das schreckliche Aufeinandertreffen von Professor Timothy Finnegan und J.R. „Bob“ Dobbs.

Zu dieser Zeit hatte es bereits zwei Monate lang geregnet, was über alles eine klamme und nervend klebrige Moosigkeit legte. In der Bücherei klebten sogar die Seiten meiner ausgezeichneten deutschen101 Übersetzung des verbotenen Necronomicon (Das Verichteraraberbuch, von Juntz, 1848) und de Selbys verstörendem und umstrittenem Teratologica Ontologicum zusammen.

Der Butler Rancid102 kippte jeden Tag besoffen um, was ich ihm nicht verübeln konnte. Die Dienstmädchen – die dunkle und sinnige Immaculata und die blonde, dralle Concepcion – waren nicht nur lesbisch, wie ich es von Anfang an im Verdacht hatte, sondern auch Speed-Freaks. Sie saßen den ganzen Tag zusammen auf dem Zimmer, gaben sich einen Schuss und machten die 69er-Nummer, gaben sich einen Schuss und machten die 69er-Nummer. Sie vernachlässigten ihre Pflichten völlig und das ganze Schloss sah langsam aus wie der Boden der Box, in dem die Katze ihre Jungen großzog. Mein großväterlicher Gärtner Adam trippte sich mit LSD um den Verstand und das Grundstück erschien so ghulartig und namenlos wie die von Salvador Dali neu gestalteten Horden von Yuggoth. Wenn der verdammte endlose Regen nicht bald nachlassen würde, fürchtete ich, dass wir alle wahnsinnig werden würden. Ich selbst wäre längst in Lethargie und existentieller Verzweiflung versunken, wenn ich nicht mein Meskalin und Ecstasy gehabt hätte.

Das Schlimmste war, dass die seit Äonen verfluchte Walpurgisnacht nahte und der alljährliche Besuch von Professor Finnegan103 bevorstand.

Ich persönlich habe Finnegan natürlich immer gemocht, denn auf seine verschrobene Weise ist er nicht grundsätzlich ein mieser Bursche. Außer dass er für immer weiterleben wird, nicht nur im Chaos akademischer Kontroversen, sondern auch im Epizentrum eines wahrhaftigen Spinnennetzes aus Geheimoperationen: Wo Finnegan hingeht, sind ihm mit Sicherheit CIA und KGB dicht auf den Fersen und die IRA, sogar die PLO zeigen ebenfalls Interesse an ihm, ganz zu schweigen von den Rittern von Malta104, den Illuminaten105, der Prieuré de Sion106, dem Campus Crusade for Cthulu107 und anderen Geheimorganisationen und Kulten, deren Reputationen fürchterlich sind und deren Ziele für den gewöhnlichen Rest der Menschheit unerklärlich bleiben.

Ich schwöre, dass einige dieser Typen für das Los Angeles Vice Squad oder die Spezialisten für abnormale Psychologie am Kinsey Institut völlig unbegreiflich sein würden.

Wie üblich hatte Finnegan dieses Jahr eine neue Obsession. Er war fest entschlossen, die exakten Maße eines fiktiven Gorillapenis zu erforschen. Jeder gewöhnliche Gelehrte, wie exzentrisch er auch sein mag, könnte sich vielleicht dafür entscheiden, ein Buch über die Maße eines Schwingdings eines echten Gorillas zu verfassen, sei dieser nun tot oder lebendig. Doch unser guter Timothy wollte die Mächtigkeit des Schwanzes eines toten Gorillas untersuchen, der niemals wirklich existiert hat – King Kong, aus dem fabelhaften Horrorfilm von 1933. Naturgemäß hatte Finnegan Gründe für sein Verhalten, die jedoch keine normale Person verstehen kann108. Er sagte, dass 1932 (als King Kong produziert wurde) ein Drehpunkt in der Evolution war – in einem mystischen Sinn, den nur er verstünde.

„1932“, erzählte er mir diesen Morgen beim Frühstück, „starb Alice Liddell und auch John Stanislaus Joyce segnete das Zeitliche.“

„Wer zum Teufel waren die beiden?“, fragte ich irritiert.

„Alice P. Liddell“, sagte er düster, „war das Vorbild für Alice im Wunderland. Charles Dodgson und/oder Lewis Carroll – die erfolgreichste gespaltene Persönlichkeit der Welt – liebte sie, ähm, tja, das war vielleicht nicht vernünftig, aber nur zu verständlich. In jedem Fall verständlich genug, um die Spekulationen der Freudianer zu umgehen. Und John Stanislaus Joyce war der Vater von James Joyce. Begreifst du die Verbindung?“

Ich gab zu, dass sich mir diese Verbindung entzog.

„Alice Pleasance Liddell oder APL“, erklärte Finnegan, „ist ein Aspekt von Anna Livia Plurabelle oder ALP, die Überfrau, die alle Frauen in sich trägt, aus Joyces Finnegans Wake.“

„Oh“, sagte ich. Das schien mir der einzig passende Kommentar zu sein.

„Ich habe mich gefragt“, fuhr de Selby weiter fort, „wenn man auf kabbalistischer Grundlage APL mit ALP gleichsetzen kann, da beide gleich 111 sind, was ist dann mit PLA109? Doch ich habe mich dazu entschieden, dass dies irrelevant ist. Wichtig ist, dass 1932 nicht nur Alice Liddell und John Stanislaus Joyce starben, sondern das Atom zum ersten Mal gespalten wurde und das 92. chemische Element entdeckt wurde – das letzte natürliche Element. Zum ersten Mal in der Geschichte hatte die Menschheit Zugang zur Sonnenenergie und besaß einen kompletten Katalog aller Bausteine des Universums.

Natürlich wurde Roosevelt II. in Amerika gewählt und Hitler in Deutschland, in genau diesem Jahr, 1932, das nebenbei bemerkt numerologisch mit der 15 korrespondiert, der Zahl des Teufels im Tarot. Wie du siehst, musste King Kong an genau diesem Punkt dem Kollektiven Unterbewusstsein entspringen, vor allem da Cary Grant am 18. Januar dieses Jahres 28 Jahre alt wurde.“

Professor Finnegan blieb noch eine ganze Zeit lang in dieser Stimmung, doch ich hatte den Faden verloren – etwas, dass den Lesern seiner Bücher recht oft passiert, wie zahlreiche Kritiker beklagen. Alles, woran ich mich hinterher erinnern konnte, waren die Informationen, dass Cary Grant am Tag meiner Geburt 28 wurde und die Zahl 28 mit Menstruation, der alten, keltischen Mondgöttin Bridget und der synchronen Verknüpfung von Lewis Carrolls Besessenheit von prämenstrualen Mädchen mit Cary Grants Vermeidungsverhalten gegenüber den Veranstaltungen der Academy Awards in Verbindung steht. Grant blieb lieber zuhause, nahm LSD und sah sich die Zeremonien im Fernsehen an, während er dabei „unkontrolliert lachte und auf dem Bett herumhüpfte“, glaubt man den Zeugenaussagen in seinem dritten Scheidungsfall.

Endlich beendeten wir unser gemächliches Frühstück. Es war 10:30 Uhr und die Pubs hatten geöffnet, also zog sich Timothy seinen braunen Regenmantel über (ich denke, er trug ihn schon seit 1904) und machte sich auf die Suche nach „irischer Inspiration“.

Ich fuhr mit meinen Studien fort und versuchte, weiter an meinem neuen Science-Fiction-Roman zu arbeiten, Wigner´s Friend, in dem es um ein Paralleluniversum geht, in dem Moe Howard Präsident wird und Hitler in die USA immigriert, um dort ein erfolgreicher Drehbuchautor für Westernfilme zu werden. Wie gewöhnlich in letzter Zeit wurde meine Kreativität durch den deprimierenden Regen, das unheimliche und heillose, Peter Lorre ähnliche Gelächter des Gärtners, dessen tägliche Dosis LSD gerade zu wirken begann, und den fremdartigen, stinkenden und namenlosen Pilz, der auf den Möbeln wuchs, seit die Hausmädchen auf Methamphetaminen hängen geblieben waren und das Putzen aufgegeben hatten, entmutigt.

Der Butler Rancid torkelte herein, stolperte, stieß eine Ming-Vase um, erbrach sich in eine Topfpflanze und fragte, ob ich noch irgendetwas bräuchte. Ohne Groll schickte ich ihn fort. Er war zu besoffen, um irgendetwas zu verstehen. Ich wünschte mir, er würde etwas weniger wie Boris Karlofi als alkoholabhängiger (und mordlustiger) Butler in The Old Dark House aussehen. Es regnete immer weiter und der Himmel blieb finster und verhangen, was meine Gedanken in die morbidesten Richtungen führte, die man sich vorzustellen vermag. Ich war tatsächlich froh, dass Finnegan wieder zurückkehrte. Er wurde von einem amerikanischen Touristen, den er im Royal Howth getroffen hatte, in einem Auto gebracht, ein gewisser Mr. J.R. „Bob“ Dobbs.

„Bob“, sagte Finnegan gut gelaunt, „darf ich dir Bob vorstellen?” Ich konnte ihm ansehen, dass er schon mindestens fünf oder sechs Guinness getrunken hatte und ich versuchte, mich nicht unbehaglich zu fühlen oder meine Fantasie wegen der banalen Tatsache durchdrehen zu lassen, dass „Bob“ einen Sticker der Campus Crusade for Cthulhu an seinem Toyota kleben hatte. Amerikaner haben häufig einen seltsamen Sinn für Humor. Nichtsdestotrotz, als wir das Schloss betraten, schaute ich zurück zu seinem Auto und erschauderte unwillkürlich, als ich die Worte auf dem Aufkleber las:

 

Heute schon deinen Shoggoth110 geknuddelt?

 

Wir gingen in mein Studierzimmer, wo Finnegan in seiner überschwänglichen keltischen Großzügigkeit eine Flasche meines besten Tullamore Dew öffnete und „Bob“ einen gesunden Doppelten anbot. Ich war zufrieden, als er mir ebenfalls ein Glas anbot.

„Bob hat einige echte Informationen über Kongs Ding“, begann Finnegan auf einmal und leerte dann den Rest der Flasche in einem Zug.

Ich zog forsch eine Augenbraue hoch, ein Trick, den ich aus Filmen mit Basil Rathbone gelernt hatte. „Bob“ stopfte derweil geschäftig seine Pfeife und sprach dann in einem mürben, lang gezogenen Texasslang.

„Der durchschnittliche Mann“, sagte er, „ist zwischen ein Meter siebzig und ein Meter fünfundachtzig groß, hab‘ ich recht? Und die durchschnittliche Länge der menschlichen Erektion, zumindest wenn man meiner Frau Connie glaubt – die ein viel besserer Experte ist als ich, was erregte Männchen angeht – liegt zwischen zwölf und siebzehn Zentimetern. Diese Typen mit zwanzig oder dreißig Zentimetern in der Hose, die man bisweilen in Pornos sieht, sind Freaks. Genauso wie Basketballer, die zwei Meter zehn oder zwei Meter vierzig groß sind. Könnt ihr mir folgen? Also das durchschnittliche menschliche Männchen hat statistisch betrachtet ungefähr 15 Zentimeter. Okay? Nun, im Fall von Kong haben wir eine menschenähnliche Statur und eine Größe von mindestens sieben Metern, wie man im Kino ja feststellen konnte. Damit wäre er ungefähr viermal so groß wie ein Mann von einem Meter siebzig. Vier mal 15 Zentimeter macht 60 Zentimeter, also hatte Kong mehr als einen halben Meter.“

„Kein Wunder, dass Fay Wray so geschrien hat“, sagte ich, „sie hätte sich in die Position der young lady from Sidney aus dem Gedicht von T.S. Eliot hineinversetzen sollen.“ Finnegan zog seine Augenbraue hoch (auch er hatte eine Menge Filme mit Basil Rathbone gesehen) und öffnete höflich eine weitere Flasche meines Tullamore Dew. Um meine Bemerkung zu erklären, zitierte ich die unsterblichen Zeilen aus Ash Wednesday:

 

There was a young lady from Sidney

Who liked it right up in her kidney

A man from Quebec

Shoved it up to her neck

He had a big one, didn’t he?111

 

Finnegan füllte unsere Gläser wieder nach und hatte es sich in einem großen Sessel gemütlich gemacht.

„Bravo“, sagte ich feierlich zu ihm, „das Geheimnis wurde dank Bob gelüftet.“

„Ich weiß nicht“, entgegnete der Weise von Dalkey in Gedanken versunken, „wir haben uns dieser Angelegenheit vielleicht von der falschen Seite genähert. Bob behandelt Kong als eine biologische Kreatur und es ist offensichtlich, dass unser großer Freund dies nicht ausschließlich ist. Kong ist eine Kreatur der Mythologie, ähm, tja, aus dem Kollektiven Unterbewussten.“

„Tja, sicher“, antwortete Bob schnell, „Hölle, Junge, es gibt keine sieben Meter großen Gorillas im echten Leben. Und selbst wenn es so wäre, zum Teufel, wie sollten wir dann, verdammt noch mal, vernünftig darüber reden können? Was sind die Maße eines Mythos, eines Traums, eines Spezialeffektes? Erzähl mir das!“ Dann schnappte er sich den Tullamore Dew und nahm einen weiteren riesigen Schluck. Ich ahnte, was für ein langer Abend dies werden würde.

„Nun gut“, war Finnegan wieder an der Reihe, „wir müssen unsere Anhaltspunkte direkt aus den Aufzeichnungen des Kollektiven Unbewussten erhalten. Kong ist eine Naturgottheit, um nicht zu sagen die letzte der Naturgottheiten, und, wenn man seine, ähm, Wollust bedenkt – ihr Amerikaner nennt das Geilheit, Bob – ist er im Speziellen ein Fruchtbarkeitsgott. Wir müssen uns dieser Sache aus Perspektive der ‘Patapsychologie nähern.“

„Worauf willst du hinaus?“, fragte ich etwas ängstlich. In einiger Entfernung bellte ein Hund und aus noch weiterer Entfernung war das rollende Donnern eines nahenden Gewitters zu vernehmen.

„Nun gut“, sagte Finnegan. „Eine Sache wissen wir über Fruchtbarkeitsgötter. Anthropologen nennen sie ithyphallique und das nicht ohne Grund. Im Vergleich lassen sie die Hengste in den Pornos äußerst mickrig aussehen. Osiris wird in der ägyptischen Kunst mit einem dreimal so großen Pimmel porträtiert, als man bei einem Mann oder Gott seiner Größe erwarten würde. In Griechenland wurde Hermes normalerweise mit einem Teil dargestellt, das so groß wie sein ganzer Körper war – das ist der Grund, warum Statuen von ihm meistens wie ein Sekretär aussehen, wobei die mittlere Schublade vollständig herausgezogen wurde. Und was Finn Mac Cool betrifft, in einem der kräftigsten Verse des Finn Epos – den schönsten überlieferten Zeilen auf Gälisch, obwohl sie in englischen Übersetzungen normalerweise gelöscht wurden – der wird gewissermaßen als, nun gut, als Stabhochspringer mit eingebautem Stab beschrieben.“

„Da läuten die Höllenglocken, mein Sohn“, sprach Bob glucksend, „das ist die aufdringlichste aller Legenden. Als ich jung war, dachte jeder in den Staaten, dass Dillinger 60 Zentimeter in der Hose gehabt hätte und dass sein Ding nach seinem Tod in Alkohol konserviert wurde. Und später wurde dieser Mythos mit einem Schauspieler namens Errol Flynn in Verbindung gebracht. Große Krapfen, die Dinger die ihr hier Berliner nennt, wurden Errol Flynns genannt.“

„Sag mal“, unterbrach ich ihn, völlig hingerissen von meinem Gedanken, „als John Fitzgerald Kennedy Deutschland besuchte und sagte Ich bin ein Berliner, war er da nur diplomatisch oder hat er geprahlt?“

Sie ignorierten mich. „Im Volksmund sind Dillinger und Mr. Flynn zu Halbgöttern aufgestiegen“, sprach der Professor, während er Tullamore Dew nachschenkte, „und so wurde natürlich erwartet, dass sie halbgöttliche Zinken vorzuweisen hatten, zwei- oder dreimal so groß wie der Durchschnitt. Wahre göttliche Wesen haben da noch viel, viel mehr. Betrachtet man Osiris und Hermes, dann würde ich sagen, dass Götter mindestens das sechs- bis siebenfache der Norm aufweisen. Als Naturgeist muss Kong nicht bloß die 60 Zentimeter gehabt haben, die ein biologischer Gorilla dieser Größe besessen hätte, sondern ungefähr vier Meter.“

„Das passt zu den anthropologischen Büchern, die ich gelesen habe.“, stimmte ich zu. „Die primitive Theorie besagt, dass umso größer das Ding ist, desto größer ist auch die innewohnende Göttlichkeit.“

Wir machten eine Pause, um uns die patapsychologischen Konsequenzen unserer Theorien zu überlegen. Der Donner rollte näher an mein Schloss heran und noch mehr Hunde begannen ängstlich zu heulen.

„Wisst ihr was, Burschen“, sagte Dobbs und stopfte sich erneut seine Pfeife – ich erinnerte mich plötzlich an das Aroma dessen, was er rauchte, und verstand auf einmal, warum er stets so zufrieden grinste – „ich komme aus Texas, wo wir mindestens so viele Katholiken haben wie ihr in Irland. In der katholischen Kirche ist dort dieser Tage die Hölle los, weil einige Nonnen Feministinnen geworden sind und die heilige Messe selbst abhalten wollen. Der Papst ist damit überhaupt nicht einverstanden. Er sagt, man muss einen Pimmel haben, um das Sakrament erteilen zu können.“

Finnegan eilte gerade zu meiner Bar, um mehr Tullamore zu holen. Als er keinen fand, öffnete er eine Flasche Jameson. „Warum muss ein Priester in der katholischen Theologie einen Pimmel haben“, sprach er mit milden Worten. „Der Priester repräsentiert Gott und der hat den dicksten Pimmel von allen – sogar dicker als der von Kong.“

„Was war das?“, wendete ich ein. „Da war ein Quantensprung oder so. Wiederhol das bitte noch einmal für mich.“

„Du hast es selbst gesagt“, sprach Finnegan mit affektiert langgezogenen Worten. „Je größer der Pimmel, desto größer die innewohnende Göttlichkeit. Der jüdische Gott Yahweh, der zum Gott der Christen wurde, nahm für sich immer in Anspruch, größer und besser als die anderen Götter des Nahen Ostens zu sein. Er muss mit einem Schwanz ausgestattet gewesen sein, der Osiris oder Dionysos im Vergleich impotent ausgesehen lassen hätte.“

„Wie groß muss der wohl gewesen sein?“, forderte ich die beiden heraus. Wenn Finnegan und Bob nach nur zwei Flaschen Whiskey King Kongs Ding berechnen konnten, dann könnten sie, da war ich mir sicher, nach einer weiteren Flasche bei YHVH das Gleiche schaffen.

„Nun gut“ sagte de Selby, „Yahweh selbst ist nicht viel größer als Kong. Er wanderte in der Abenddämmerung durch Eden, ohne die Bäume zu zerquetschen oder einen Schaden zu verursachen, den Godzilla dort wohl angerichtet hätte. Er zeigte Moses seine Rückseite und niemand in Griechenland oder Babylon konnte dieses kosmische Spektakel sehen. Ich würde sagen, er kann nicht größer als 12 oder 15 Meter gewesen sein. Aus biologischer Perspektive war sein bestes Stück dann ungefähr einen Meter fünfzig lang – mythologisch betrachtet, und wäre er ein gewöhnlicher Fruchtbarkeitsgott wie Hermes oder Finn, dann wäre es sechsmal so groß, also ungefähr sechs bis sieben Meter lang. Als Gott aller Götter, König aller Könige usw. dürfte er unsere Erwartungen mindestens um das Doppelte übertreffen. Dann wären wir bei 12 Metern. In Wallung wäre er dann symmetrisch 12 Meter lang und in der Mitte 12 Meter dick, ungefähr wie ein gigantisches F ohne den oberen Balken.“

„Ich empfinde langsam die gleiche Sympathie für die Jungfrau Maria wie für Fay Wray“, sagte ich und leerte mein Glas Jameson. Doch dann kam mir ein anderer Gedanke. „Yahweh dürfte damals in den biblischen Zeiten ungefähr diese Größe gehabt haben – wahrscheinlich, denke ich. Die Aufzeichnungen sind voll von weiteren Referenzen, die ihn mit einer Größe vergleichbar mit Finn Mac Cool oder Zeus darstellen. Doch er wuchs in der naturwissenschaftlichen Epoche weiter an. Jede neue Entdeckung in der Astronomie erforderte, dass die jüdisch-christliche Tradition ihn größer machen musste und gasförmiger, als er eigentlich war. Und als dann Newton kam, muss er mindestens Millionen von Kilometern im Umfang gemessen haben, um das bekannte Universum erschaffen haben zu können. Und seit wir in den 1920ern angefangen haben, neue Galaxien zu entdecken, muss er auf Milliarden über Milliarden Lichtjahre angeschwollen sein – mindestens.“

„Ja“, sagte Bob gedankenverloren. „Um konsistent mit der uns bekannten Kosmologie zu bleiben, müsste der jüdisch-christliche Gott unfassbar gigantisch sein, um die Mindestgröße zu nennen. Und die Größe seines langen Johannes – ha, verflixt, da dreht man ja am Rad.“

„Wenn wir das Christentum in jedem Sinn akzeptieren, sogar als eine Metapher, wie es Mr. T.S. Eliot tat“, murmelte Finnegan nachdenklich, „verlangt die Metapher einen enormen Donnerbalken für seine Göttlichkeit. Milliarden über Trillionen von Parsecs von der Vorhaut bis zur Basis. Der einzige Weg, dieser Logik zu entkommen, ist den Pfad des Feminismus einzuschlagen. Kastriert die Göttlichkeit. Er hat kein Ding Dong mehr. Er ist nicht länger ein Er. Ein kosmischer Eunuch.“

„Tja, es gibt auch noch den Pfad der radikalen Feministen“, schlug ich vor. „Er ist eine Sie.“

„Dumdideldum“, sagte Bob verwirrt und trank noch schnell ein paar Schlucke seines Jameson. „Jetzt müssen wir versuchen, uns eine Vagina vorzustellen, die Quadrillionen Parsecs tief ist.112

Leider Gottes schoss mir an diesem Punkt der Whiskey in den Kopf und ich nickte in meinem Sessel ein. Professor Finnegan und Bob waren so höflich, mich nicht aufzuwecken, da sie wussten, wie sehr ich die Ruhe benötigte. Sie verhalfen sich stattdessen zu meinen seltenen Cognacs, da der Jameson mittlerweile auch geleert war. In dem hypnotischen Zustand zwischen Trunkensein und Koma war ich halb wach oder träumte dies, so dass ich die folgende Unterhaltung mitbekam.

Irgendwie kamen Finnegan und Bob von der hochtheologischen Kontemplation über göttliche Penisse zurück zu King Kong und stimmten darin überein, die billig produzierten Remakes einiger japanischer Studios und die miserablen Karikaturen von de Laurentiis abzuurteilen. Trotzdem dachten sie, dass es Zeit für ein „aufrichtiges“ Remake wäre und schon bald hatten sie einen Film skizziert, den ich in meinen Traumbildern so deutlich vor mir sah, als wenn er schon gedreht worden wäre.

Dieses Mal würde Ann Darow von Marilyn Chambers gespielt werden, mit der Begründung, dass Behind the Green Door psychoanalytisch betrachtet bereits ein Teil des Kong Mythos war. Wie Fay Wray im Original wird Marilyn in Green Door entführt und von einem göttlich ausgestatteten Fruchtbarkeitsgott als Spielgefährtin festgehalten. Bob und Finnegan waren sich von Herzen darüber einig, dass der schwarze Superhengst in Door mit seinem gigantischen Gerät (und dem Eingeborenenknochen in seiner Nase) die gleiche primitive Fortpflanzungstriebhaftigkeit präsentierte wie Kong. „Pornografie“, hörte ich Bob kenntnisreich sagen, „macht bloß explizit, was in der Volkskunst wie bei Kong impliziert wird.“

Im neuen Kong segeln Marilyn Chambers und ein Pornoproduzent, gespielt von Al Pacino, gen Skull Island, um den ultimativen Feucht-Film-Epos zu drehen. Kong erscheint und sein 150cm Ding ist in jeder Szene deutlich zu erkennen. „Keine Einstellung wird ausgelassen!“, ruft Bob mit Nachdruck. Die riesigen Dinosaurier und die anderen Monster laufen wie im Original Amok und richten das reinste Chaos an. Marilyn wird jedes Mal von einem anderen Mitglied der Crew gerettet, wenn sie von Kong oder einem dieser Reptilien bedroht wird. Ihre tiefe Dankbarkeit bringt sie für die voyeuristische Mehrheit mit ihrem traditionell zerrissenen Kleidchen zum Ausdruck.

Am Höhepunkt angelangt, Kong dreht in New York völlig durch, während er nach seiner Gefährtin Ausschau hält, erregt sein riesiges Gerät die entsetzte Aufmerksamkeit von Andrea Dworkin, die sich selbst spielt. Sie trommelt bei Zirkussen schnell 500 fette Damen zusammen und zusammen rennen sie unseren großen Kumpel einfach über den Haufen und bringen ihn ohne die Hilfe irgendwelcher Flugzeuge zu Fall. Anschließend entmannen sie ihn, was in Widescreen und Technicolor in blutrünstigen Details gezeigt wird.

Das anstößige Organ wird mit einem Betonblock beschwert und in den East River geschmissen, so dass es niemals zurückkehren kann.

Während Dworkin eine Horde radikaler Feministinnen bei einer Siegesparade anführt, macht der Film einen Schnitt zu einem Konferenzraum einer Universität und wechselt zum Stil einer Dokumentation. Verschiedenen Befürwortern des Committee for the Scientific Investigation of Claims of the Paranormal – z.B. Carl Sagan, Martin Gardner, James Randi und Professor Sheissenhosen – wird dann eine gewisse Zeit eingeräumt, um die Zuschauer davon zu überzeugen, dass Gorillas niemals sieben Meter groß werden und der gezeigte Film lediglich der Fantasie entsprungen sei – und damit eine Schande.

Sheissenhosen bekommt als erster das Mikrofon, aber seine Rede verkommt sehr bald zu einem unzusammenhängenden Tobsuchtsanfall über den Kokainmissbrauch in Hollywood, CIA-Verschwörungen, die „Vatikan-Mafia-Achse des Bösen“ usw. Schließlich wird er höflich davon überzeugt, das Podium zu verlassen. Randi fängt an, jeden zu beleidigen, der nicht in allem mit ihm übereinstimmt, wobei er sie als Betrüger, Schwerverbrecher und Päderasten beschimpft.

Martin Gardner entreißt ihm das Mikrofon und behauptet, dass all der in Manhattan angerichtete Schaden niemals die Existenz eines großen Affen beweisen würde und man den Schaden „wesentlich ökonomischer und wissenschaftlicher“ mit dem Einschlag eines gigantischen Meteors erklären könne. Dann kommt Dr. Sagan auf das Podium und ermahnt jeden, sich von wilden und fantasiereichen Ideen in Acht zu nehmen. Er verliert sich dann in lyrischem Geschwafel über „Milliarden von Milliarden“ Galaxien mit Milliarden über Milliarden Sternen und ist gerade dabei, diesen eingeschlagenen Weg weiterzuverfolgen, als plötzlich eine riesige schwarze Hand durch den Fußboden bricht und ihn an den Eiern packt.

An diesem Punkt der Geschichte driftete ich in tieferen Schlaf. Nach einer Weile, wie auch immer, wachte ich entweder erneut auf oder hatte den schlimmsten Alptraum meines Lebens – ich bin mir immer noch nicht sicher, was von beiden es war – aber mir erschien es so, dass Finnegan zu seinem ursprünglichen Thema zurückgekehrt war, also den Ausmaßen göttlicher Schwengel. Außerdem behauptete er gerade , dass der Katholizismus der letzte erhaltene ithyphallische Kult der Antike sei.

Man muss nicht nur einen Pimmel haben, um Priester werden zu können, sondern der Papst insistiert weiterhin auf diesem Umstand, da die innere Ordnung der Kirche – ich denke, er meinte die Ritter von Malta – immer noch vom vorsintflutlichen Glaubensbekenntnis an den Großen Pimmel abhängt, was den animalischen Magnetismus, Magick und die innewohnende Göttlichkeit mit einschließt. Finnegan schlug eine absolut neue und schockierende Theorie bezüglich der Art und Weise vor, wie Päpste von einem Komitee von Kardinälen ausgewählt werden und warum dieses Verfahren vor der Öffentlichkeit geheim gehalten wird und keine Details jemals offen gelegt werden.

Er schlug ernsthaft vor, dass es (so wie es eines Pimmels bedarf, um ein Stück Brot in den Körper eines toten Juden zu verwandeln) den größten Pimmel auf unserem Planeten erfordert, um andere zu weihen und die Kraft weiterzugeben, diese erstaunliche alchemistische Transformation zu vollziehen.

Während ich mich mit diesem Gedanken auseinandersetzte und mir die geheime Konklave der Kurie vorstellte, die aussehen wie die Jury eines Castings für die männliche Hauptrolle in einem Pornoepos, und mich etwas darüber wunderte, warum man Kong noch nicht als ehrenamtlichen Papst vorgeschlagen hat, stürmte Rancid der Butler plötzlich in den Raum, eine Maschinenpistole im Arm.

„Das ist jetzt zu weit gegangen“, schrie er vor Wut schäumend und mit glasigen Augen.

„Komm, alter Mann …“, begann ich sanftmütig, so wie man halt mit Betrunkenen umgehen sollte.

„Nenn mich nicht alter Mann, du perverser Unitarier!“, schrie er hysterisch. Die Maschinenpistole, die zuvor locker in unsere Richtung zeigte, war nun direkt auf meinen Bauch gerichtet. „Ich bin kein verdammter Butler. Ich bin Kardinal Luigi Mozzarella vom heiligen Amt der Glaubensdoktrin und Großmeister des souveränen militärischen Ordens von Malta.“

Eine „schwangere“ oder erstickende Stille legte sich über den Raum, als wir alle zu begreifen versuchten, was dort vor sich ging.

„Wir haben den Malteser Falken nicht, ehrlich“, sprach Bob mit schwacher Stimme.

„Scheiß auf den verdammten Vogel!“, brüllte Kardinal Mozzarella. „Wir haben 800 Jahre auf der Suche nach ihm verschwendet und 800 Jahre sind mehr als genug für ein vergebliches Projekt. Ich bin einer der 32 Agenten, denen die Überwachung des Häresiarchen Finnegan übertragen wurde, und es ist genau so, wie wir befürchtet hatten. Ihr habt die inneren Geheimnisse unseres heiligen Ordens erraten und dafür werdet ihr alle sterben müssen. Jeder einzelne von euch.“

Er richtete die Waffe auf uns und ich bekam dieses fallende Gefühl, das Chandler, glaube ich, als „die plötzliche Erkenntnis, nicht kugelsicher zu sein“, definiert hatte.

„Okay, Luigi, Waffe runter!“

Wir alle starrten zu der Tür, in der Adam, der gutmütige und alte Gärtner, stand, doch er war nicht mehr gutmütig und auch nicht mehr alt. Er hatte seine weiße Perücke entfernt und seine gebückte Haltung aufgegeben. Er war nun ein gefährlicher junger Mann, der ein Maschinengewehr bei sich trug.

Kardinal Mozzarella ließ erstaunt seine Pistole fallen. Finnegan warf sich nach vorne und hob sie auf.

„Erlaubt mir, mich selbst vorzustellen“, sprach der Fremde, der einst mein Gärtner war. „Ich bin Adam Weishaupt IX., erster Illuminat und Großmeister des Ordo Templi Orientis, des schottischen Ritus, des York Ritus und des Ritus von Memphis und Mizraim. Kurz gesagt“, resümierte er, „kontrolliere ich jede freimaurerische Verschwörung auf diesem Planeten. Wir haben Sie, Professor Finnegan, für eine sehr lange Zeit beobachtet und beschützt – seit wir wissen, dass die Ritter von Malta versuchen würden, Ihr Leben auszulöschen.“

Finnegan legte die Pistole vorsichtig auf den Schreibtisch in der Ecke. Am Rande bemerkte ich, dass Bob in diese Richtung schlenderte, sich beiläufig auf die Tischkante setzte und sich seine Pfeife anzündete. Und genau zu diesem Zeitpunkt wurden die Fenster aufgerissen und die beiden Hausmädchen, Immaculata und Concepcion, stürmten mit Bazookas bewaffnet in das Zimmer. „Runter mit der Waffe, Illuminatenköter“, kreischte Immaculata. „Wir übernehmen hier.“

„Wer zur Hölle seid ihr?“, keuchte Kardinal Mozzarella, offensichtlich völlig unfähig zu begreifen, dass sich in einem gothischen Schloss so viele Verschwörungen auf einen Haufen versammeln konnten.

„Wir sind die Hohepriesterinnen der mystischen Paratheo-Anametaschaft von der esoterischen Eris oder POEE“, sprach Concepcion (in ihrem Dialekt wurde POEE als „pooey“ ausgesprochen).

„Eris?“, schrie der Primus der Illuminaten.

„Eris, Göttin des Chaos, der Zwietracht, der Verwirrung, der Bürokratie und internationaler Beziehungen“, erklärte Immaculata. „Unser Slogan lautet: Ungehorsam war der Frauen erste Tugend. Zu lange schon wird die Welt von männlichen Verschwörungen beherrscht. Wir sind die erste, ausschließlich weibliche Verschwörung.“

„Häressssssssssssie“, zischte der Kardinal giftig.

„Der unausweichliche Ausgleich an Yin zu unserer Yang-Energie“, murmelte der Illuminat in Gedanken vertieft.

„Werdet ihr uns töten?“, versuchte ich die Situation praktisch anzugehen.

„Nein, natürlich nicht“, sagte Immaculata. „Chaos ist das natürliche Metier unserer Herrin. Wir sind hier, um euch davon abzuhalten, euch gegenseitig umzubringen. Wir wollen euch alle lebend, denn nur so könnt ihr Streit und Verwirrung verbreiten und das Chaos wird beständig anwachsen. Heil Eris, heil Diskordia.“

„So“, sprach Concepcion, „wir müssen euch jetzt alle bitten, die Waffen zu uns rüberzuschieben – mit euren Füßen bitte – zur Mitte des Zimmers bitte. Und dann verlasst den Raum durch verschiedene Türen. Geht fort in Frieden“, fügte sie fromm hinzu, „und fahrt fort, falsche Lehren zu predigen.“

„Nur eine Minute, meine Damen“, sagte Finnegan. „Ich habe eine kurze Erklärung abzugeben. Professor Finnegan starb vor über zehn Jahren friedlich im Schlaf. Ich habe seit diesem Tag seinen Körper übernommen. In euren Begriffen bin ich ein Zeitreisender. Ursprünglich wurde ich vor mehr als 1000 Jahren in Damaskus geboren. Mein Name war Abdul Alhazred und ich war der erste, der die Kunst der positronischen Reinkarnation erlernte. In Laiensprache bedeutet dies, dass ich meine Quantenenergie auf ein anderes Gehirn übertrage, wenn das alte Gehirn mit der Zeit abgenutzt wurde. Ich übernahm Finnegan, als dieser starb, und führte das Große Werk weiter fort, dem sich der Orden der Hashishim nun ein Millennium lang widmete, der Rückkehr der Großen Alten oder GA, wie wir sie nennen.“

„GA?“, schrie Immaculata erstaunt.

„Nun gut, in gewisser Weise sind sie glibberig“, gab Abdul zu, „aber sie sind mächtiger als eure Eris und dieser Yahweh oder irgendein anderer Emporkömmling von Gott. Und jetzt, da ich die Führer all dieser unbedeutenden Kulte an einem Ort versammelt habe, werde ich Großes Cthulhu anstimmen, um eure Seelen zu verspeisen.“ Und er begann, in fremden und alten Zungen zu singen:

 

„Ia, Shub-Niggurath! Cthulhu fthagn! Yog Sothoth neblod zin! Ia! Io!“ Nov shmoz ka pop! Ph´nglui mgIw´nafl nagcopaleen Baile atha Cliath wga´nagl fthagn Tsog!”

 

Während er diese blasphemische und fremde Invokation anstimmte, verwandelte sich der verrückte Araber langsam vor unseren Augen, schwoll an und wuchs, bis er wie ein großer Haufen grünen Joghurts aussah und sich dann in eine Qualle mit Millionen blutunterlaufener Augen verwandelte. Dann wurde er ein Pitbull mit AIDS, dann ein republikanischer Generalstaatsanwalt, ein Werwolf, jede Angst einflößende Kreatur, die sich ein bekiffter Verstand in seinen schlimmsten Albträumen vorzustellen vermag. Und erst dann begriff ich, dass die Horrorvisionen alle individuelle Aspekte der multiplen Monstrosität Cthulhus waren, des interstellaren Bankiers, Quelle alles Bösen und aller Verschwörungen, Erfinder des Punks, Seelenfresser – das Ding im Zentrum des Pentagon!!!

Und dann versuchte Bob, so besoffen, dass er völlig den Faden verloren hatte, die Maschinenpistole in die Mitte des Zimmers zu kicken, wie die Erisianerinnen verlangt hatten. Die Waffe ging los und die Geschosse verteilten sich in alle Richtungen. Ich tauchte ab, sprang aus dem Fenster, rollte benommen über den Rasen und mein Verstand setzte wegen der erlebten Horrorvisionen zeitweise aus.

Sie erzählten mir, dass Nachbarn mich bei einem Spaziergang durch den Regen gefunden hatten, unzusammenhängendes Zeug brabbelnd. Sie riefen einen Krankenwagen. Seit zwei Wochen liege ich mittlerweile im St. John of God´s Hospital für Alkoholentzug. Sie glauben, dass die schrecklichen Dinge, von denen ich erzählte, ein Indiz für zuviel Irish Whiskey sind und ich bin gewillt, sie genau das glauben zu lassen. Ich traue mich nicht, den guten Nonnen hier zu erzählen, unter welchen Gesichtspunkten Päpste tatsächlich auserwählt werden oder warum ein Penis Voraussetzung dafür ist, die Transsubstantiation der Moleküle beim Abendmahl zu vollziehen … oder dass ich im letzten Verstand betäubenden Moment, bevor Bob aus Versehen die Maschinenpistole losgehen ließ, das Antlitz Cthulhus sah, das Antlitz des Meisters des Todesuniversums und mir bewusst wurde, dass es mein eigenes war … die positronische Reinkarnation fand erneut statt. Ja, Abdul Alhazred ist wieder auferstanden und ich bin Er und ich weiß nun, dass ich in meiner Jugend unrecht hatte zu glauben, dass das Gute besser als das Böse ist, weil es im Allgemeinen netter ist. Jetzt weiß ich aus tausendjährigen Erinnerungen an so viele Leben, dass das Böse besser als das Gute ist, weil es am Ende immer siegt … Ia! Shrug-Yrsh´ldrs! Notary sojac! Sinn fein amhain!