Schockierend hintergründige Tatsachen über männliche Nicht-Gewalt

 

 

Ich schrieb diesen Text im April 1996 für ein Magazin namens Backlash und habe ihn nur leicht umgeschrieben. Er sollte sich nicht nur für jene als interessant erweisen, die Teil einer zum Sündenbock gestempelten Gruppe sind, sondern auch für solche, die NICHT Teil einer solchen Gruppe sind, denn in der sich beschleunigenden modernen Welt können wir alle eines Tages die Jeder-darf-mal-draufhauen-Rolle zugewiesen bekommen.

 

Wusstet ihr, dass heutzutage über 98 Prozent der Männer in den Vereinigten Staaten niemals irgendeines Gewaltverbrechens beschuldigt wurden oder Zeit im Gefängnis absaßen?

- Dass über 98 Prozent niemals der Vergewaltigung, des Mordes, des Kindesmissbrauchs, der Körperverletzung, einer Tätlichkeit, Einbruchs oder irgendeiner Form von Gewalt für schuldig befunden wurden, obwohl die Vereinigten Staaten einen höheren Prozentsatz ihrer Bevölkerung eingesperrt hat als jede andere Nation?

- Und nahezu die Hälfte der Männer, die im Gefängnis landen, sind nicht-gewalttätiger Verbrechen für schuldig befunden worden.24

Diese grundlegenden statistischen Tatsachen über männliche Nicht-Gewalt wurden vor uns durch eine Ideologie/Mythologie versteckt, die ich Androphobie nenne – die Angst vor und der Hass auf das Männliche. Hinter der Androphobie halten sich auch andere Tatsachen verborgen, wie diese:

Zu den wichtigsten Feministen der Vergangenheit gehören auch Männer wie Clarence Darrow, John Stuart Mill, Henrik Ibsen, Robert Dale Owen, James Joyce und Bertrand Russell.

Psychologen, die den IQ messen, haben niemals einen statistischen Unterschied zwischen der Intelligenz von Frauen und Männern festgestellt. Hohe, durchschnittliche und niedrige IQs kommen bei beiden Geschlechtern vor. Es gibt keinen wissenschaftlichen Beweis männlicher Unterlegenheit! Die Mythologie männlicher Gefühllosigkeit und Dummheit wurde von den Androphoben ohne einen einzigen Funken eines statistischen Beweises verbreitet.

Glaubt ihr, dass Männer von Natur aus brutal sind? Als kein anderer Mensch dazu gewillt war, die Leprakranken auf Molokai zu pflegen, war es ein Mann, Father Joseph Damien, der dorthin ging, um sich um die Unglücklichen zu kümmern.

Beachtet die folgenden verdrängten Tatsachen über die Männlichkeit:

Obwohl sie Männer waren, sind Michelangelo, Sir Christopher Wren und Frank Lloyd Wright bekannte, beachtete und großartige Architekten.

Das erste feministische Pamphlet, das in diesem Lande veröffentlicht wurde, wurde von einem Mann geschrieben – Tom Paine (der auch das erste Pamphlet gegen die Sklaverei verfasste).

Die originellste Musik dieses Jahrhunderts, der Jazz, wurde fast ausschließlich von schwarzen Männern entwickelt.

Öffentliche Büchereien, welche mehr Menschen mehr Wissen zugänglich gemacht hat als jede andere Erfindung bis zum Internet, gründen sich auf die Schenkungen eines Andrew Carnegie, der nicht nur ein Mann war, sondern sogar ein reicher und weißer Mann – die Verfluchtesten der Verfluchten …

Leonardo da Vinci brachte sowohl für die Wissenschaft als auch für die Kunst hunderte großartige Werke hervor, trotz seines dreifachen Handikaps: Er war homosexuell, Linkshänder und ein Mann.

Männer wie Martin Luther King Junior, Mahatma Gandhi und Sean McBride spielten wichtige Rollen im Kampf um den Weltfrieden.

Obwohl Shakespeare, Dante und Homer Männer waren, schrieben sie Poesie, die von der Allgemeinheit als ebenso gut betrachtet wird wie irgendetwas von Amy Lowell.

Beethoven, Mozart und Bach waren Männer und haben dennoch Musik geschrieben, die mindestens so gut ist wie die von Hildegard von Bingen.

Männer wie Newton, Einstein und Archimedes leisteten der Wissenschaft ebenso wertvolle Beiträge wie Marie Curie.

Das Heilmittel gegen Gelbfieber, das Millionen von Leben rettete, wurde von einem Mann entwickelt, nämlich Major Walter Reed.

Trotz der androphoben Mythologie/Ideologie wurde Männlichkeit zu keinem Zeitpunkt in der Geschichte – außer der Gegenwart – als eine Schande, Schmach oder als ein Zeichen der Minderwertigkeit angesehen.

Alle „großen“ Religionen (solche, die Millionen von Anhängern haben) wurden von Männern gegründet, die in Asien geboren wurden (Konfuzius, Laotse, Buddha, Moses, Jesus und Mohammed).

Männer sind verantwortlich für Erfindungen wie das Segelschiff, den Kompass, die Dampfmaschine, das elektrischen Licht, den Wechselstrom, den Computer und vieles andere. Und Männer schufen über 90% der Mathematik.

Ich weiß, all dies hört sich befremdlich, bizarr und beinahe unglaublich an. Wir sind alle so sehr durch diesen androphoben Zustand gehirngewaschen worden, dass wir nur schwerlich glauben können, dass Männer jemals etwas anderes gemacht haben, als aufeinander zu schießen, Frauen zu vergewaltigen und Leute abzuknallen. Androphobie bleibt eine allgemein respektierte Engstirnigkeit – die einzige Form von Massenbeleidigung, die annähernd jeder für „politisch korrekt“ hält und die damit fast überall unwidersprochen durchgeht. Dadurch wurden männliche Errungenschaften systematisch aus dem „Universum der Diskurse“ (also wie „nette“ Leute darüber sprechen) ausgeschlossen.

Lasst uns die Ideologie der Androphobie klarstellen. Ich definiere Androphobie als die Übertragung der negativen Stereotype, die der Ku-Klux-Klan und andere Neandertaler nur schwarzen Männern unterstellten, auf alle Männer:

 

- mentale Unterlegenheit, natürlich;

- emotionale Naivität, „das Unvermögen vernünftig zu denken“;

- Brutalität – das heißt sub-humaner Status

- Kriminalität

- sexuelle Gewalt usw.

 

Seht ihr? Alle alten rassistischen Klischees – außer: „ein großartiges Rhythmusgefühl“.

Dementsprechend betrachte ich Androphobie bloß als eine Transmutation von Rassismus zu Sexismus; ein „Fortschritt“, der nicht wirklich ein Fortschritt ist.

Lasst mich das sehr deutlich machen: Ich lehne den Feminismus nicht ab; im Gegenteil, ich weise alle Formen von Vorurteilen gegen Gruppen und Entmenschlichung zurück. Androphobie (oder Männer-Klatschen) hat keine spezifische oder notwendige Verbindung zum Feminismus und viele Feminist-en/innen lehnen Androphobie ganz und gar ab. Marx sagte, dass „Antisemitismus der Sozialismus der Narren” sei, um an dieser Stelle einmal eine Analogie zu gebrauchen. Gleichermaßen betrachte ich Androphobie als den Feminismus der Schwachköpfe.

Ich setze mich gegen Androphobie als einen psychologischen Genozid zur Wehr. Ich glaube, sie unterstützt die weit verbreitete Depression unter Männern (von der Psychotherapeuten als „Epidemie“ gesprochen haben) und sie erklärt auch die sprunghaft angestiegene Selbstmordrate unter jungen Männern.

Die Selbstmordrate unter jungen Männern im Alter von 16 bis 19 ist viermal höher als die der Frauen und die Selbstmordrate von Männern zwischen 20 und 24 ist sogar sechsmal höher als die der Frauen (gemäß den Statistiken der US-Gesundheitsbehörde).

Diese Selbstzerstörung in der männlichen Bevölkerung ist seit 30 Jahren stetig angestiegen – seit dem Aufkommen der androphoben Ideologie. Wenige möchten als Männer in einer Gesellschaft aufwachsen, in der Männlichkeit als ein Zeichen unheilbarer Minderwertigkeit oder Kriminalität definiert wird.

Androphobie erzeugte die Art von Spannung, die Psychologen einen „double-bind“ nennen. Der klassische double-bind, wie Gregory Bateson ihn in seiner Pionierarbeit über dieses Thema definierte, Communication: The Social Matrix of Psychiatry25, beinhaltet:

(a) die unmögliche Wahlmöglichkeit, der man nicht entkommen kann

(b) ebenso grausam: Eine soziale Rolle, die eine sprachliche Stellungnahme zu dieser unmöglichen Situation verbietet.

Schwule, Schwarze, Moslems und andere Minderheiten erhalten die Freiheit, ihre eigene Situation zu kommentieren – ja, sie dürfen das sogar wütend machen und auf der Strasse protestieren.

Wie auch immer, man kann dieser Tage keine kritische Stellungnahme zur Androphobie abgeben. Es ist nicht nur „politisch unkorrekt“, sondern praktisch undenkbar. Es ist weiterhin ein sehr großes Tabu, über dieses Thema zu sprechen – während jedes Jahr Millionen von Jungen und Männern von der Depression in Richtung Selbstmord taumeln.

Zum Beispiel hat der Psychologe Roy Schenk 1979 versucht, einen Workshop über die Unterdrückung des Mannes bei der Jahreskonferenz der Vereinigung humanistischer Psychologie zu geben. Er meldete dieses Seminar in der Hoffnung an, dass dort untersucht wird, was mit der Psyche von Jungen und Männern passiert, die als „den Frauen moralisch unterlegen“ aufwachsen. Die Vereinigung erlaubte den Workshop nicht.

In diesem Jahr (1996) wollte ich einen ähnlichen Workshop bei einer New Age-Konferenz anbieten, wo man mich schon verschiedene Male als Kursleiter engagiert hatte. Und wieder wurde es untersagt, dieses Thema überhaupt zur Diskussion zu stellen.

Bedenkt die „Logik“ der Androphobie und wie sie bekannte Tatsachen bewusst bestreitet. Erinnert euch: 98% der Männer dieses Landes waren niemals im Gefängnis oder/und wurden eines Gewaltverbrechens beschuldigt, doch die Androphoben bestehen darauf, dass alle Männer „gewalttätig“ sind. Einige der liebevollsten, schönsten Musikstücke der Welt wurden von Männern wie Bach, Mozart und Beethoven geschrieben, doch die Androphoben bestehen darauf, dass alle Männer „unsensibel“ sind. Um es noch einmal zu wiederholen: Alle großen Religionen, die auf Gerechtigkeit und Liebe basieren, wurden von Männern gegründet (Männern aus Asien) – doch die Androphoben bestehen darauf, dass alle Männer „habgierig“ und „wetteifernd“ sind. Diese Art von „Logik“, die auf der völligen Ignorierung aller unbequemen Tatsachen basiert, scheint verwandt mit allen Formen von Rassismus, Xenophobie und religiösem Eifer.

Tatsächlich: Wenn man dem Geschimpfe eines führenden Androphoben zuhört (zum Beispiel Carol Hemingway, Andrea Dworkin oder Robin Morgan) und im Geiste das Wort „männlich“ jeweils durch das Wort „jüdisch“ ersetzt, wäre das Resultat vollkommen ununterscheidbar von den geschwollenen Reden eines Hitler, … denn die „Logik“ der Engstirnigkeit bleibt in allen Fällen dieselbe.

Diese „Logik“ bedeutet, einer vielfältigen Gruppierung nur einen Wesenszug zuzurechnen, was nur dann möglich ist, wenn alle Tatsachen der sensorischen Raum-Zeit durch idiosynkratisch bevorzugte Abstraktionen ersetzt werden. Dieser Wandel zur Abstraktion ist jedoch „politisch korrekt“ und es traut sich wirklich niemand, ihn anzufechten.

Damit steht in unserer heutigen Gesellschaft das „Böse“ im jenseits jeder Debatte oder Diskussion, so wie es in mittelalterlichen Tagen mit dem „Bösen“ der Hexenkraft war. Das „Kein-Kommentar“-Tabu trifft zu und führt direkt zum double-bind, der Nervenzusammenbrüche auslöst. Männer sind damit zur einzigen Minderheit geworden, die mit egal welchen Formen von Stereotypen verleumdet und erniedrigt werden können, auch in allgemein „respektierten“ Medien. Sie besitzen nicht einmal die Erlaubnis, einen Gegenbeweis anzuführen. Alle anderen Minderheiten können gegen Beleidigungen ihrer Gruppierung „zurückschlagen“, aber Männer, die versuchen gegen ihre Vorverurteilung anzukämpfen, hält man für verrückt, „sich den Tatsachen verschließend“ oder jenseits der Grenzen einer vernünftigen Diskussion.

Glücklicherweise ist dies der Anfang, diesen Umstand zu verändern – zumindest ein wenig. Wir erwarten den Tag, an dem Vernunft und gesunder Menschenverstand über die Vorurteile triumphieren und alle Männer und Frauen, alle Menschen aller Rassen, jeder für sich beurteilt und nicht durch Gruppenstereotypen verurteilt werden. Während Antisemiten (und die meisten anderen Eiferer) ihre krankhaften Tiraden lediglich über gestörte Internetseiten, die nur wenige Besucher haben, verbreiten können, haben die Androphoben weiterhin freien Zugang zu allen wichtigen Medien und können dort endlos die idiotischsten Formen von Sexismus verbreiten, während sie dabei behaupten, den Sexismus zu bekämpfen.

Wie Shakespeare sagte (mit ein wenig unbedeutender Überarbeitung und Anpassung):

 

Ich bin ein Mann. Hat ein Mann nicht Augen? Hat ein Mann nicht Hände, Organe, Form, Sinne, Gefühle, Leidenschaften? Ernährt durch die gleichen Speisen, verletzt mit den gleichen Waffen, mit den gleichen Mitteln geheilt, gewärmt und gekühlt durch die gleichen Winter und Sommer wie eine Frau? Wenn man uns sticht, bluten wir dann nicht? Wenn man uns kitzelt, lachen wir dann nicht? Wenn man uns vergiftet, sterben wir dann nicht?