Schwarze Magie & Flüche

 

 

Geheimnisse der Dunklen Kunst, genannt Ducdame

 

Sapperlot! Niemals war ich so schlagfertig mit Worten

seit ich meines Bruders Vater meinen Vater nannte.

(Der Bastard in King John, 1. Szene, 2. Akt, von William Shakespeare)

 

Manchmal fragen mich Leute: „Doktor Bandler, müssen Sie diese Sprache benutzen?“ Und meine Antwort ist „Scheiße, ja!“

(Dr. Richard Bandler, NLP Workshop, Los Angeles, 1999)

 

Dr. Harold Garfinkle, ein Soziologe der UCLA19, hat ein ganzes Buch über zahlreiche Experimente geschrieben, die demonstrieren, dass es bemerkenswert wenige Brüche der lokalen Spielregeln braucht, bis Personen Desorientierung, Angst, Wut, Panik, Wahnvorstellungen, „unangebrachte“ Emotionen usw. zeigen – in Laiensprache ausflippen oder an die Decke gehen.

Nähert man sich mit seiner Nase dem Gesicht einer Person mehr, als es die soziale Norm für Konversation vorschreibt, kann das bemerkenswertes Unbehagen, das mit unglaublichem Eifer gezeigt wird, hervorrufen; es mag sogar „homosexuelle Panik“ auslösen. Doc Garfinkle machte Experimente, um das zu beweisen.

Die eigenen Eltern mit der Höflichkeit und Förmlichkeit zu behandeln, die normalerweise dem Vermieter gegenüber gezeigt werden, kann unvergessliche Ausraster bewirken, manchmal mit verwirrenden Bitten um psychiatrische Intervention, etc. (mehr Experimente: siehe Garfinkle, Studies in Ethnomethodology, Prentice Hall, NJ, 1967).

Garfinkles Daten zeigen, dass Menschen auf dieser primitiven Stufe territorialer Evolution so viele Tabus haben, dass sie die meisten von ihnen nicht erinnern oder artikulieren können. Sie fühlen sich aber schnell physiologisch „gestört“, wenn es auch nur so scheint, dass eine dieser Regeln vorübergehend gebrochen wurde. Diese Störung kann letztlich zu ernsthaften Verletzungen führen oder gar zum Tod.

Als ich das erste Mal nach Santa Cruz ging, die Welthauptstadt der Moral und politischer Korrektheit, machte ich auf einer Party den Fehler, George Carlin zu zitieren. Ein Satz dieser Masche geht mehr oder weniger so:

 

Warum, warum, warum bloß sehen alle Frauen auf Demonstrationen gegen Abtreibung so aus, als wenn niemand sie wirklich gerne ficken würde?

 

Ein Psychiater, der direkt neben mir stand, sagte säuerlich: „Ich mag es nicht, wenn man flucht.“ Das löste einen Zustand beträchtlicher Verwirrung in mir aus. Offensichtlich hatte ich ein lokales Tabu gebrochen, doch wusste ich nicht welches, was noch schlimmer war: Ich hätte „ficken“ niemals als Fluch oder Schimpfwort betrachtet.

Ich fühlte mich wie ein Typ, der in dem Glauben, das Amt für Kraftfahrzeuge gefunden zu haben, durch eine lokale Niederlassung der Al Qaida umherirrt oder – viel eher noch – wie ein Trottel, der in seinem eigenen Haus eine Tür aufmacht und vor sich die Drei Stooges sieht, die sich mit Phaserpistolen bewaffnet eine Schießerei mit Darth Vader und Mutter Theresa liefern.

Natürlich bin ich dem Psychiater mittlerweile sehr dankbar. Während ich darüber nachdachte, wie er dazu kam, „ficken“ in die Kategorie der Flüche einzuordnen, überprüfte ich noch einmal alles, was ich über die Kunst und Wissenschaft wirksamer Flüche und allgemein über Schwarze Magie wusste. Die Ergebnisse dieser Kontemplation zeigen sich im weiteren Verlauf dieses Textes. (Danke Doktor!)

Diese Form von Kopfverdrehung oder Verwirrungsstiftung geschieht immer häufiger in unserer postmodernen und multikulturellen Welt, vor allem wenn du soviel reist, wie ich es tue. Ein grundlegendes soziologisches und anthropologisches Gesetz sagt, dass jede Kultur (und jede Subkultur) in Bezug auf Sprache und Verhalten verschiedene Spielregeln besitzt, wobei jede Kultur dazu tendiert, die eigenen Regeln als die einzig korrekte Art und Weise anzusehen, wie Menschen eigentlich miteinander interagieren müssten. Unter Wilden sollte man das System der lokalen Tabus sehr schnell erlernen, anderenfalls könnte man für sein Unwissen mit dem Leben bezahlen.

Wie Veblen vor langer Zeit betonte, würden höher entwickelte Barbaren nicht dein Leben, jedoch deine Freiheit rauben. Ja, schon immer haben die Beschränkungen eines Käfigs viel Leid bei allen Säugetieren, einschließlich dem Menschen, verursacht und daher fürchtet die Mehrheit diese Bedrohung ebenso sehr wie den möglichen Tod.

Unter den politisch Korrekten gibt es mildere Repressalien für Tabubrecher: von ökonomischen Arschtritten (Entzug von Besitztümern) bis hin zu grausamen und unüblichen Bestrafungen (z.B. ein erzwungenes Sensitivitäts-Training).

Das erste Mal erlebte ich dieses soziologische Phänomen als ich, nach drei Jahren in Irland, auf einer Lesereise durch die Vereinigten Staaten war. Ich stellte fest, dass sich die Tabu-Systeme an einigen Orten rasch verändert hatten, an anderen Orten aber überhaupt nicht. Keine Stadt auf meiner Reise bereitete mich auf die Spielregeln der nächsten Stadt vor. In Dallas zum Beispiel glaubt man, dass es höflich wäre, einer Lady die Tür aufzuhalten, und tölpelhaft, dies nicht zu tun. In New York dagegen findet man es frech, einer Lady die Tür aufzuhalten. Dadurch wurde es für mich notwendig, mit extremer Feinfühligkeit zu navigieren, um sowohl das Türaufhalten zu vermeiden als auch, dass diese rüde in ihr Gesicht knallt.

Wenn man die anthropologische Bedeutung des oben Gesagten vollkommen versteht, weiß man genug, um ein ganzes Buch über Schwarze Magie zu schreiben. Anderenfalls lies einfach weiter. Ich werde die geheime innere Dynamik darüber enthüllen, wie man einen wahrlich schändlichen Fluch schleudert – ein Wissen, das zuvor nur den größten Adepten der Kunst, die Ducdame genannt wird, vorbehalten war.

Bis zu einem gewissen Grad denken wir alle in magischen Kategorien. Bücher über Anthropologie haben sich besser verkauft als solche über andere soziale Wissenschaften, da sie so viel Licht auf unsere Stammestabus werfen und die Frage erläutern, wie so genannte „Primitive“ diese Tabus abbilden. Wir müssen Magick20 verstehen, um uns selbst zu verstehen.

Was meinen wir mit Magick?

Wie Aleister Crowley, Adept der Illuminaten, 97. Grad des Ordens von Memphis und Mizraim, 33. Grad des Schottischen Ritus, 10. Grad des Ordo Templi Orientis, „Baphomet“ für die Weltlichen und „Phoenix“, die Heiligkeit der Gnosis enthaltend, das Große Biest 666 usw. schrieb:

 

Magick ist die Kunst und Wissenschaft, Welt in Übereinstimmung mit Wille zu formen.

…Veranschaulichung: es ist mein Wille, die Welt über gewisse Fakten meines Wissens zu informieren. Hierfür nehme ich „magische Waffen“ – Füller, Tinte und Papier; ich schreibe „Beschwörungen“ – diese Sätze – in der „magischen Sprache“, mit anderen Worten das, was die Leute von dem verstehen, worüber ich sie in Kenntnis setzen wollte; ich erwecke „Geister“, die da wären Verleger, Drucker, Buchverkäufer und so weiter und bringe sie dazu, meine Botschaft an diese Leute zu überbringen … (Magick von Aleister Crowley, Weiser, 1997, Seite 126)

 

Mit anderen Worten existiert der Unterschied zwischen „Magick“ und „Kommunikation“ nur in unserer traditionellen Denkweise. Die unheimlichen Ägypter ordneten beide Erfindungen einer einzigen Gottheit zu: Thoth, Gott der Sprache und anderer Illusionen.

In der existentiellen Welt – in einem sensorisch-sinnhaften Kontinuum – regiert Thoth immer noch, so wie auch Sprache immer noch Magick besitzt. Alle Kommunikation beinhaltet Zauberei und/oder Hypnose, so wie Menschen Geräusche unterschiedlichster Art wie Heulen, Knurren, Maulen, Schnurren, Gurgeln, Grummeln usw. gebrauchen, um ein neurosemantisches „Feld“ zu erzeugen, das auf alle möglichen Ereignisse projiziert wird. Im Allgemeinen nennen wir diese Felder Sprachen.

Im wahrsten Sinne des Wortes „sehen“ wir Ereignisse und Umstände nur, wenn sie innerhalb dieses Feldes erfasst wurden.

Wenn ich bestimmte Worte verwende, die dich dazu bringen, voraussagbare neuro-somatische Reaktionen zu zeigen, habe ich einen Zauber auf dich gelegt. Ich habe dich verhext. Vielleicht habe ich dich sogar verflucht.

(Sicher, dass du mehr darüber wissen möchtest?)

Meine Methode zu verzaubern oder zu verhexen beinhaltet nicht das traditionelle Trommeln und Rasseln der Stammesschamanen, doch die Gesetze der Neurolinguistischen Programmierung, welche allen Transaktionen eigen ist, unterscheiden sich davon nicht. Ich habe einmal ein umfassendes Skotom21, primatöse Gruppenpanik und andere Psychopathologien in einem Kult namens CSICOP ausgelöst, einfach indem ich sie verhöhnte. Sie betrachteten sich selbst als Rationalisten, doch brachte ich sie auf „magische“ Weise dazu, sich wie terrorisierte Wilde zu verhalten; genau wie die alten irischen Könige, die jeden Barden, der sich lustig über sie machte, zum Tode verurteilten. (Keinen Applaus bitte.)

Um die Sprache der Magick zu verstehen, muss man zuerst die Magick der Sprache verstehen.

Lasst mich bestimmte Schlüsselbegriffe definieren. Das mag helfen, den Nebel der Unwissenheit und des Aberglaubens zu lichten, der diese Dinge für Jahrhunderte verborgen hielt. Mit dem sensorisch-sinnhaften Kontinuum meine ich all das, was Menschen erfahren können, im Unterschied zu jenen „Dingen“ (oder Nicht-Dingen oder Nichtsen), über die man nur Grunz- und Zischlaute austauschen kann.

Beispiele: (A) Ich kann sagen: „Wenn du die Süßigkeitendose öffnest, wirst du darin drei Kekse finden.“ In dem sensorisch-sinnhaften Kontinuum wird man, wenn die Dose geöffnet wurde, meiner Aussage schnell zustimmen oder sie widerlegen, weil man unweigerlich (1) weniger als drei Kekse, (2) genau drei Kekse oder (3) mehr als drei Kekse darin findet. Die Ergebnisse (1) und (3) widerlegen meine Aussage. Ergebnis (2) bestätigt sie.

Sage ich jedoch (B): „Wenn man bei einer vergleichbaren Untersuchung Gott öffnet, wird man drei Personen in ihm finden“, so wie es die römische Magick tatsächlich behauptet. Keine Untersuchung in der sensorisch-sinnhaften Vielfältigkeit könnte dies jemals bestätigen oder widerlegen. Im Allgemeinen beschreiben wissenschaftliche Philosophen solche Aussagen (über Dinge jenseits von Beweisbarkeit und Widerlegung) als „bedeutungslos“. Ohne allzu harsch werden zu wollen, wage ich zu behaupten, dass wir unsere Situation in der Raumzeit nicht ergründen können, wenn wir uns gewohnheitsmäßig selbst verwirren, indem wir Typ (A)- mit Typ (B)-Aussagen vermischen. Die absolute Klarheit (ein Mangel an Unbegrenztheit) werden wir niemals erlangen, aber wir sollten zumindest die Fähigkeit entwickeln, zwischen dem zu unterscheiden, was Menschen erfahren, und dem, worüber sie nur palavern können.

Die Fähigkeit, diese beiden Typen von Aussagen voneinander zu unterscheiden, scheint für Gesundheit und Überleben notwendig zu sein, da die Unfähigkeit dies zu tun alle Formen von Illusionen, Wahnvorstellungen, Gruppenhysterie, Halluzinationen, … Dogmen, Bigotterie, „Verrücktheit“, Intoleranz, … „Idealismus“, Ideologie, Idiotie, Besessenheit usw. verursacht oder begünstigt. Die Leute, die in einer U-Bahn in Tokio Giftgas freigesetzt haben, die Nazis, die Marxisten und Irren-Kulte wie Objektivismus, Heavens Gate, Scientology, CSICOP usw. stellen einige der Gräuel und Flüche dar, die durch die Vermischung von Typ (A)-Aussagen mit Typ (B)-Aussagen entfesselt wurden.

Alle Formen Schwarzer Magie hängen davon ab, diese beiden Klassen zu vermischen und zu verwirren: das nonverbal Empirische und das verbal Nicht-Empirische.

Mit dem neuro-semantischen Feld meine ich das gesamte Vokabular, Grammatik, Syntax, Logik usw., durch welche ein extrem schnelles System an Rückkopplungen (Feedback) das Sprachzentrum des Gehirns synergetisch mit den neuro-muskulären, neuro-chemischen, neuro-immunologischen, neuro-respiratorischen usw. Systemen des Organismus-als-ein-Ganzes verknüpft. Mit anderen Worten lehne ich ausdrücklich nicht nur die traditionelle sprachliche Aufteilung in „Magick“ und „Kommunikation“ ab, sondern auch die ebenso fiktive Unterscheidung zwischen „Geist“ und „Körper“, zwischen „Ursache“ und „Emotion“, zwischen „Gedanke“ und „Reflex“ usw.

Alle Wörter als akustische oder visuelle Signale übermittelt – Schallwellen oder Lichtwellen – werden, während sie auf den gesamten synergetischen Organismus einwirken, augenblicklich zu Photonen, Elektronen, Neurotransmittern, Hormonen, gallertartigen Reaktionen, Reflexkreisläufen, konditionierten oder geprägten „Einzelbildern“, physiologischer Resonanz, …

Lasst uns das ein wenig langsamer angehen:

 

Alle Wörter als akustische oder visuelle Signale übermittelt – Schallwellen oder Lichtwellen –

werden,

während sie auf den

gesamten

synergetischen Organismus einwirken,

augenblicklich zu Photonen,

Elektronen,

Neurotransmittern,

Hormonen, gallertartigen Reaktionen,

Reflexkreisläufen,

konditionierten oder geprägten „Einzelbildern“,

physiologischer Resonanz

usw.

 

„Wahrnehmung“ setzt sich aus einer komplexen Abfolge von Kodierungen und Dekodierungen zusammen, so wie In-form-ation sich selbst durch aufeinanderfolgende Sub-Systeme des Organismus-als-ein-Ganzes trans-formiert.

(Bitte lies die letzten beiden Sätze erneut.)

Niemals erleben wir „Gedanken”, „Gefühle”, „Vorstellungen”, „Intuitionen”, „Sensationen” usw. Wir erfinden diese Kategorien im Kontext der jeweiligen Umstände. Was wir erleben, Nanosekunde für Nanosekunde, beinhaltet kontinuierliche synergetische Reaktionen des Organismus-als-ein-Ganzes auf das Umfeld-als-ein-Ganzes, einschließlich eingehender sprachlicher Signale anderer Organismen, die sich in derselben Situation befinden. Diese eingehenden sprachlichen Signale produzieren in uns auch Reaktionen des Organismus-als-ein-Ganzes, was gelegentlich in einem entsprechenden Rücksignal gipfelt.

Das scheinen doch sehr einfache neurobiologische Fertigkeiten zu sein.

Aber vermutlich habe ich gerade mit einem schamanischen Todes-Knochen auf dich gezeigt? Oder habe ich Worte der Magick in den Mund genommen, die dich so sehr beunruhigt und bedroht haben wie ein einfaches „ficken“ diesen Psychiater in Santa Cruz?

 

Auf der Ebene des Organismus „wissen“ wir niemals alles, was wir theoretisch wissen. Teile von uns bleiben affenartig, kindisch, „unwissend“, getrübt, träge, mechanisch usw.

Illustration #1: Erinnere dich willentlich und bewusst daran, dass du den Unterschied zwischen einem „Film“ und dem „echten Leben“ erklären kannst. Dann schaue dir den neuesten Ketchup-Splatter-Horror-Slasher-Klassiker an und beobachte aufmerksam, wie viele Male der Regisseur dich auf „magische“ Weise dazu bringt, tatsächlich aufzustöhnen, internale oder offenkundige Zuckreflexe zu zeigen, einen trockenen Mund zu bekommen, dich festzukrallen (Armlehnen, Coladose, Arm des Nachbarn usw.) oder andere Symptome von geringfügiger, doch realer (mit einem Lügendetektor diagnostizierbarer) Angst und kurzfristiger Fast-Panik zu zeigen, manchmal in einen Kotzreiz übergehend.

Illustration #2: Leihe dir mit derselben willentlichen und bewussten Erinnerung an den Unterschied zwischen „Film“ und „realem Leben“ einen Hardcore-XXX-Porno aus. Beobachte, wie lange es dauert bis physiologische Reaktionen dich darauf hinweisen, dass Teile von dir den Pfad dieser Unterscheidung verlassen haben.

Um einen früheren Punkt zu wiederholen: Dr. Bandler unterscheidet im Neurolinguistischen Programmieren (NLP) zwischen dem „Meta-Modell“ und dem „Milton-Modell“. Das ständig verbesserte, auf den neuesten Stand gebrachte und laufend erweiterte Meta-Modell besteht aus den Klassen aller wissenschaftlich bedeutungsvollen Aussagen, die zu diesem Zeitpunkt zur Verfügung stehen. Wir sollten unser Meta-Modell jeden Tag überarbeiten, indem wir mit anderen in derselben Lage in Kontakt bleiben. Wenn das Szenario des Universums immer und ausschließlich aus nicht-simultan – wie Bucky Fuller sagte – wahrgenommenen Ereignissen (kohärente Raum-Zeit-Synergien) besteht, erscheint ein solches kontinuierliches Feedback notwendig.

Wenn letztlich alles zur gleichen Zeit geschieht, dann werden wir irgendwann die Absolute Wahrheit kennen; aber wenn die Ereignisse in der Raum-Zeit nicht-simultan geschehen, dann brauchen wir Feedback.

Das Milton-Modell auf der anderen Seite, benannt nach Dr. Milton Erickson, dem „größten Hypnotiseur des 20. Jahrhunderts“, setzt sich aus der Klasse aller wissenschaftlich bedeutungslosen Aussagen zusammen, welche uns „magisch“ besser fühlen lassen oder schlechter – oder in okkulter Sprache die Klasse aller Segen und Flüche.

(Allgemeine Semantiker nennen dies die Klasse allen Knurrens und Schnurrens.)

Dieser riesige Berg von Magick, bwana. Du kannst mit diesem Zeug verdammt noch mal einen Typen umbringen. Und natürlich kannst du auch immer wieder die angeblich Hilflosen heilen, wenn du die Barmherzigkeit eines Dr. Erickson besitzt.

Einige Jahre zuvor gebaren die Doktoren Ogden und Richards in The Meaning of Meaning eine Unterscheidung zwischen der Bezeichnung (Denotation) und der Konnotation eines Wortes.

Bei der Denotation gehört jedes Wort oder jede Gruppe von Worten zum Meta-Modell, sobald es mit den Regeln des Modells übereinstimmt; das bedeutet, dass es einen wissenschaftlich aussagekräftigen Bezug zu der empirisch-phänomenologischen Welt besitzt.

Und bei der Konnotation bezieht sich jedes Wort oder jede Gruppe von Worten auf das Milton-Modell, sofern es mit den Regeln des Modells übereinstimmt; das bedeutet, dass es einen wissenschaftlich bedeutungslosen Bezug zu Nichts-Besonderem und Allem-im-Allgemeinen, besitzt, um uns so entweder besser oder schlechter fühlen zu lassen.

Unser Hauptproblem bei dem elementaren Spiel des Segnens und Verfluchens, das soziale Konversation genannt wird, liegt darin, dass es sehr oft – sehr, sehr oft – eine „objektive“ Denotation im wissenschaftlichen Meta-Modell und gleichzeitig eine „gefühlsbetonte“ neurosemantische Konnotation im magischen Milton-Modell aufweist. Mit anderen Worten hypnotisieren wir uns selbst und uns gegenseitig mit bemerkenswerter Leichtigkeit. In nur wenigen Minuten kann dich ein engagierter Dogmatiker dazu bringen, erregt etwas zu kreischen, was an das primäre Theorem der Magick erinnert. Dieses sagt aus, dass jedes erlebte nonverbale Ereignis „wirklich“ nur irgendein Geräusch oder Grunzen „ist“, das wir irgendwie kennzeichnen und etikettieren.

(Ein Resultat ist, dass eine Person dadurch verletzt wird, dass man Nadeln in eine Puppe steckt, die diese Person darstellt. Ein anderes Resultat ist, dass Kriegsbemühungen gefördert werden, wenn man Dartpfeile auf die Abbildung eines feindlichen Führers wirft.)

Illustration am Beispiel der Abtreibungsdebatte: Dadurch dass sie ihre Predigten auf dem geistigen Niveau einer mittelalterlichen Logik ständig wiederholt haben, konnten die Gegner von Abtreibungen die Befürworter dahingehend hypnotisieren, dass diese mittlerweile untereinander darüber streiten, ob dieses bestimmte nonverbale Ereignis innerhalb einer Frau „wirklich“ „ist“ (die Grunzlaute, die ich bevorzuge) oder ob es dies „tatsächlich“ nicht „ist“ (die Grunzlaute, die die andere Seite bevorzugt). Da die verschiedenen Geräusche, Grunz- und Zischlaute keinen empirischen, experimentellen, phänomenologischen oder existentiellen Bezug zu der sensorischen, sensuellen oder instrumentellen Kopie der Raumzeit haben, wird dieser Wettbewerb zu einer Angelegenheit des Milton-Modells, bei der jede Seite versucht, die andere Seite zu hypnotisieren.

Doch besitzt dies, um etwas rauer zu werden, die Struktur dessen, was Watzlawick in Pragmatics of Human Communication22 das Spiel ohne Ende nannte. Dieses Spiel – welches Wort „ist“ „in Wirklichkeit“ ein Nicht-Wort – garantiert jenen, die diese Spiele wirklich mögen, enorme Unterhaltung und Selbstachtung. Bei den anderen verursacht es jedoch kafkaeske und „alptraumhafte“ Zustände, da sie das Spiel einfach nur verlassen und dahin zurückgehen wollen, wo Sprache wieder Sinn ergibt, jedoch nichtsdestotrotz für die scheinbar unendliche Länge des Spiels ohne Ende verzaubert und „verflucht“ bleiben.

Das Spiel ohne Ende beginnt mit dem Versuch zu entscheiden, welches Bellen oder Heulen denn „wirklich“ ein nonverbales existentes Ereignis „ist“.

Nichts davon stellt ein abstraktes Theorem dar. Die Rolle der Magick in allen sprachlichen Transaktionen hat sehr konkrete und erheiternde/beängstigende Implikationen:

Der gut dokumentierte Fall eines Mannes, der buchstäblich durch den Fluch und den „Todes-Knochen“ eines Schamanen getötet wurde. (The Psychobiology of Mind-Body Healing von Ernest Lawrence Rossi, Norton, 1988, Seiten 9-12)

Der gleichermaßen gut dokumentierte Fall eines Mannes, ein Krebspatient, der auf wundersame Weise mithilfe eines Placebos mit Vergebung und Gesundheit gesegnet wurde (der Tumor schrumpfte um die Hälfte), um schließlich wieder in den kritischen Zustand zurück verwünscht zu werden, als er von dem Tod anderer erfuhr, die dasselbe Placebo erhalten hatten. (Das gleiche Buch, Seiten 3-8)

Robert Houdin, der häufig als größter Bühnenmagier des 19. Jahrhunderts bezeichnet wird, sagte einmal: „Ein Magier ist nur ein Schauspieler – und nur ein Schauspieler gibt vor, ein Magier zu sein.“

Gleichermaßen geschieht das, was französische Anthropologen die participation mystique („Zur-Ein-Heit“ oder auch „heilige Einigkeit“) nannten – ein Zustand, der angeblich nur den „Wilden“ vorbehalten ist – jeden Tag, in jeder modernen Stadt, in nicht-pathologischer Form, in unseren Theatern und Kinos und im Fernsehen.

Diese mystische Trance, in welcher zum Beispiel Laurence Olivier direkt vor unseren Augen zu „Hamlet“ wird, führt nur dann zu einer Pathologie, wenn wir den Zauber nicht brechen können – also wenn wir fortfahren, in Lord Olivier Hamlet zu sehen, selbst wenn wir die Gelegenheit hätten, ihn in einer Kneipe zu treffen: „Ich sag dir, alter Knochen, du leidest unter zwanghaftem Gegrübel. Triebhaftigkeit nennen das die Seelenklempner. Bring einfach den alten Mistkerl um und verschwinde aus dem Land.“

Hier hat das Milton-Modell das Meta-Modell an den falschen Raum-Zeit-Koordinaten ersetzt (Territorium wird nicht definiert als Schauspiel-Raum). Der Wahnsinn wartet nur einen Schritt weiter.

Meine Mutter hörte niemals auf, Charles Laughton für die sadistische Schadenfreude zu hassen, die er in der Bestrafungs-Szene in Meuterei auf der Bounty zeigte. Sie hat nie wieder irgendeinen Film gesehen, in dem Laughton auftrat.

Orson Welles, der sowohl als Schauspieler als auch als Bühnenmagier beträchtliche Erfahrung hatte, sagte: „Mein ganzes Leben lang bin ich immer ein Schauspiel-Erfinder gewesen.“ Er sagte dies in seinem letzten Film23, einer erschwindelten Dokumentation über die teils gefälschte Biografie eines Gemäldefälschers – F For Fake, der auf einer scheinbar wahren, doch teils fingierten Biografie basiert, deren Name es sogar noch deutlicher sagt: Fake!

Einige von uns sind postmodern geworden, ob wir es nun mögen oder nicht.

 

Wie der Dichter schrieb:

 

I saw a man upon the stair,

a little man who wasn’t there.

He wasn’t there again today,

Gee, I wish he’d go away!

 

Ich sah einen Mann auf den Stufen da,

ein kleiner Mann, der nicht da war.

Auch heute war er nicht zu sehen.

Ich wünschte, er würde endlich gehen.

 

Natürlich verstehen wir alle deutlich, dass der kleine Mann, der „nicht da war“ einfach nur nicht da war und infolgedessen nicht weggehen konnte, doch die Struktur der indo-europäischen Grammatik verzaubert und begeistert uns so, dass wir das unlogische Gefühl entwickeln, dieser unheimliche kleine Mistkerl sollte „wirklich“ weggehen, nur um mit der Syntax übereinzustimmen.

Wer auch immer in irgendwelchen Zungen redet, gebiert Segen und Fluch. Während die unheimlichen Ägypter Thoth zum Vater von sowohl Sprache als auch von Magick machten, haben die umsichtigen Griechen Hermes zum Gott sowohl von Sprache als auch von Täuschung gemacht.