Schrödingers andere Katze

 

 

Eine Besprechung von Douglas Adams Dirk Gentlys holistic Detective Agency17

 

 

Ich habe diesen Text gerade in den gesicherten Dateien auf meinem Computer gefunden. Ich glaube, dass ich ihn irgendwann 1982 in Irland geschrieben habe, und wahrscheinlich wurde er auch irgendwo veröffentlicht. Vielleicht.

 

Manche Leute mögen sich fragen, was eine holistische Detektei überhaupt macht, doch das neue Buch von Douglas Adams, der Autor des grandiosen Hitchhiker´s Guide to the Galaxy18, wird dies mit solch transzendentaler Klarheit erklären, dass der Verstand vom Licht geblendet wird wie in Dantes Paradies.

Würdest du es für möglich halten, dass das Verschwinden einer Katze in London vor sieben Jahren nicht nur durch das wunderhafte Entstehen der Musik J. S. Bachs mehr als 200 Jahre zuvor verursacht wurde, sondern gleichermaßen auch die Ursache dafür ist?

Wenn dir dieser Gedanke unbegreiflich ist, dann solltest du entweder Quantenphysik studieren oder Dirk Gentlys Detective Agency lesen.

Mr. Adams erklärt nicht bloß die Beziehung zwischen der verschwundenen Katze und den Goldberg-Variationen, er zeigt auch, auf welche Weise man ein Sofa in eine Abstellkammer hineinzwängen kann, sodass man es nicht nur niemals wieder herausbekommt, sondern auch dass mathematische Computeranalysen bewiesen haben, dass das Sofa dort niemals hätte hineingezwängt werden können. Zumindest nicht in diesem Universum.

Seltsamerweise hat das Buch keinerlei Fantasie. Dirk Gently ist so logisch wie Sherlock Holmes und die ganzen schwachsinnigen Querverbindungen, die er meistert, sind notwendiger Bestandteil der Welt moderner Physik.

Es mag erschreckend scheinen, diese Wahrscheinlichkeitsmatrizen in Erwägung zu ziehen, in denen alles die Ursache für alles andere ist und gleichzeitig nichts die Ursache für überhaupt etwas, doch ist dies die voraussichtliche Welt, in der wir gemäß moderner Wissenschaft leben. Und wenn Dirk Gently in einer Wahrscheinlichkeitsmatrix ein Sofa durch eine massive Wand bewegen muss (und dabei zufällig die Menschheit vor dem Aussterben rettet – wofür er jedoch keinen Gehaltszuschlag verlangt), dann wird folglich die vermisste Katze lokalisiert.

Unglücklicherweise ist die Katze tot.

Aber das geschieht nur in einer Wahrscheinlichkeitsmatrix. In der Matrix nebenan lebt die Katze wahrscheinlich, doch haben wir dem Anschein nach Bach verloren.

Während Katzenfreunde und Musikliebhaber über dieses Rätsel nachdenken, entrinnen wir der Matrix, in welcher die Menschheit vernichtet wurde.

Aber das verdammte Sofa steckt immer noch in der Abstellkammer fest, also in der Wahrscheinlichkeitsmatrix, in der wir Bach verloren und die Katze gerettet haben.

Ach, ich fürchte, dass jene, die von „holistischer Medizin“ sprechen, nur wenig Ahnung von holistischer, subatomarer Physik haben. Ich kann nur dringend darum bitten, dass alle, die sich einen flüchtigen Blick darauf wünschen, wie Wahrscheinlichkeitsuniversen möglicherweise funktionieren, sofort loseilen und dieses fantastische Buch kaufen. Es wirkt gleichermaßen wie ein guter Thriller, ein Krimi und eine Farce und ist der wissenschaftlichste Roman des Jahres.