Werner Schneyder
«E-Mail ist für mich ein feuerfestes Geschirr.»
Ich (Hella) sagte bislang selten im Showbiz: «Es ist mir eine Ehre, Sie kennenzulernen.» Ich hab’s einmal zu Heidi Kabel gesagt, als sie bei «Alles Nichts, Oder?!» Gast war. Und zweimal hab ich’s auf Englisch gesagt: «It’s an honour to meet you!» Einmal zu Peter Ustinov auf dem Sofa von «Wetten, dass …!?» und einmal zu Liza Minelli. Fritz Wepper war so lieb, uns damals in der Münchener Philharmonie mit hinter die Bühne zu nehmen. (Sie signierte unser Programmheft. Da wir für Dirk Bach Autogramme mitbesorgen und er für uns, sollte sie seinen Namen auf ein zweites Programmheft schreiben. Dank meiner kompletten Aufregung buchstabierte ich natürlich die Buchstaben auf Englisch falsch, sodass Dicki jetzt ein Autogramm an der Wand hängen hat: «To Dicke! Love, Liza».)
Na … jedenfalls hab ich’s nochmal gesagt. Auf Deutsch. Zu einem Österreicher.
Werner Schneyder ist am 25. Januar 1937 in Graz geboren. Er ist Kabarettist, Autor, Schauspieler, Moderator, Regisseur und Sportkommentator. Es könnte sein, dass ich (immer noch Hella) wegen seiner Kommentare Boxkämpfe im TV verfolgt habe, aber meine Bewunderung gilt ihm als Kabarettist zusammen mit seinem damaligen Bühnenpartner Dieter Hildebrandt. Zu Hildebrandt würde ich den Satz auch sagen. Aber den traf ich ja nicht.
Wir trafen Werner Schneyder bei «Maischberger». Die Redaktion hatte im Vorfeld der Fußball-WM in Südafrika eine launige Runde zusammengestellt. Es waren diverse Fußballexperten anwesend, und ich trötete in meine frisch erstandene Vuvuzela, nicht ahnend, dass uns diese Höllentrompete mit 30 000 Kumpels tontechnisch die zukünftigen TV-Übertragungen komplett verleiden würde. Herr Schneyder hatte scheinbar auch Freude an uns, denn er gab uns seine Handy-Nummer, und wir verabredeten uns in seinem Hotel. Als wir dort aufschlugen und durchklingelten, entspannte er jedoch bereits im Plutschewännchen.
Da wir beruflich in Wien zu tun hatten, hamm wir einfach keck ’ne SMS geschickt, ob wir ihn treffen könnten. Er hatte viel um die Ohren und fragte, ob wir das Interview nicht auch per Fax machen könnten. Klar. Hauptsache, Werner Schneyder ist mit dabei.
Und jetzt kann ich (Conny) ins gleiche Horn stoßen: Lieber Werner Schneyder, danke, dass Sie uns die Ehre gegeben haben, in unserem Büchlein mitzuwirken!
CS: Gibt es in Ihrem Leben feste Rituale?
WS: Viele. Ich verlasse das Haus zum Beispiel nur bekleidet. Wenn ich gegrüßt werde, grüße ich zurück. Ich lasse den Damen den Vortritt. Manchmal auch gegen meine Überzeugung.
Haben Sie auch ein Einschlafritual?
Beim Einschlafen mache ich die Augen zu. Wenn sie wieder aufgehen, wiederhole ich diesen Vorgang später.
Und was machen Sie nach dem Aufstehen?
Ich wiege mich täglich. Meine miese Laune sucht ihren Grund.
Marotten bei Mahlzeiten?
Mir wurden einst Tischmanieren gelehrt. Daher bereitet mir deren Absenz bei anderen Unbehagen.
HvS: Dürfen wir nachfragen, wie Sie bei Absenz von Tischmanieren Ihres Gegenübers reagieren?
Ich schau es traurig an und hoffe, dass es das bemerkt.
Gibt es einen Weihnachtsbrauch im Hause Schneyder?
Ich würde mir gerne den schwarzen Anzug und ein weißes Hemd anziehen. Aber weil die anderen das blöd finden, komme ich mir auch so vor.
Wie wird denn Silvester zelebriert?
Für mich ist der Jahreswechsel ohne das nachfolgende Konzert der Wiener Philharmoniker undenkbar. Diese Musik und mein Restrausch gehen eine einzigartige Verbindung ein.
Oooooh! Rausch! Ein Lieblingsthema! Wie sieht denn ein zünftiger Rausch bei Ihnen aus? Und gibt es ein ganzjähriges «Katerritual»?
Nein. Ich bin ein kultivierter, friedlicher, fröhlicher Weintrinker. Der Silvesterpunsch ist eine rituelle Ausnahme.
Was treiben Sie denn so beim Sportgucken?
Da träume ich mich gerne in das Alter, in dem dieses oder jenes noch möglich gewesen wäre.
Gibt es Speisen, die Ihnen Wohlgefühle bereiten?
Meine Lieblingsspeisen bedingten eine einstündige Aufzählung. Mit Hochwassergefahr in der Mundhöhle.
Gibt es denn etwas, dass Sie partout nicht essen können – oder wollen?
Bevor ich Fastfood zu mir nehme, hol ich mir lieber ein Hungerödem.
Und gibt es etwas, wovor Sie sich geradezu ekeln?
Vor Plastik. Sei es die Verpackung der Speisen, sei es die Speise selbst.
Haben Sie zufällig eine Klatsche mit Bakterien?
Von jeder Art von grenzpathologischem Hygienefimmel weiß ich mich frei.
Haben Sie Ängste?
Wenn ich Politikern zuhöre, denke ich mir oft: Was soll das werden?
Höhenangst?
Hab ich. Ich lasse mich lieber im Atlantik aussetzen als auf einem Berggipfel.
Angst vor Spinnen, Regenwürmern, Kaninchen oder sonstigen Lebewesen?
Nur vor Waffenliebhabern, -händlern und -produzenten. Also kurz: vor jeder Art von Geschmeiß.
Sind Sie ein Kontroll-Freak?
Wer weiß, dass Frauen keine Espressomaschine, keine Waschmaschine, keinen Trockner je abdrehen, wird verstehen, dass ich gelegentlich Kontrollgänge mache.
Sind Sie abergläubisch?
Überhaupt nicht.
Gibt es Glücksbringer/Talismane vor einer Produktion? Vor einem Auftritt? Oder gar im alltäglichen Leben?
Auch nicht.
Wenn Sie verreisen und der Koffer kommt am Ziel nicht an, die Handtasche wird geklaut … was müssen Sie sofort neu kaufen?
Den Koffer.
Haben wir was vergessen? Vielleicht können Sie Briefe nur mit einem bestimmten Füller schreiben, benutzen nur das Faxgerät, weil Sie sich dem Internet verweigern …
Ahnen wir da was?
Computer, Internet und diese ganze Exhibitionistentechnologie kommen mir nicht ins Haus. Email ist für mich ein feuerfestes Geschirr. Ich tippe auf einer Olympia SM 3, Kaufjahr 1956.
Jetzt, wo Sie’s schreiben …
Genau.
Lieber Werner Schneyder, zum Schluss noch eine Frage: das «Y» in Ihrem Nachnamen – ist das eine Individualisten-Zille oder Ihr Geburtsname?
Mein Vater hat das «Y» sechs Generationen zurückverfolgt. Ob damals einer einen Standesbeamten bestochen hat, kann ich nicht ausschließen.