Gayle Tufts

«Open that fucking window!»

Gayle Tufts kam am 17. Juni 1960 in Brockton, Massachusetts, zur Welt. Im zarten Alter von 18 Jahren begann sie ihre vierjährige Ausbildung am «New York University’s Experimental Theater Wing». Apropos «Wing»: Wir haben nicht die leiseste Ahnung, in welchen Fächern Gayle dort unterrichtet wurde. Wir sind uns allerdings beide darin einig, dass ihr dort unter anderem gelehrt wurde, ihre talentierten Flügel zu spreizen und zu einer großartigen Karriere als Entertainerin abzuheben. Danke, dass sie ihre Flügel bereits 1984 über Deutschland hat kreisen lassen und nochmals danke, dass ihre Flügel sie im Jahr 1991 in Berlin haben landen lassen, wo sie ihr Nest gebaut hat.

Gayle Tufts ist uns in beruflichen Zusammenhängen schon häufiger über den Weg gelaufen, aber auf privater Ebene fieberten wir einer Premiere entgegen. An einem milden Mittwochabend hatten wir uns um 22 : 30 Uhr für das Interview in unserem Wohnzimmer verabredet. Bereits zwei Stunden vorher waren alle Vorbereitungen erledigt, und wir saßen aufgeräumt vor diversen Tapas und Fladenbroträdern. Schweigend betrachteten wir den Sekundenzeiger der Uhr bei seinen ruckartigen Spaziergängen ums Zifferblatt. In die Stille fragte eine von uns: Champagner? Und sie war noch nicht bei der letzten Silbe angekommen, da ließ die andere in der Küche bereits den Korken ploppen. Diese Idee stellte sich als perfekt heraus, da Gayle nach einer erfolgreichen Fernsehaufzeichnung, in der sie ihren Song «I want to be Michelle Obama! I want to have her Oberarma!» performt hatte, bester Laune war. Sie kam uns lachend und winkend auf dem Flur entgegengetanzt. Und obwohl wir, den Schaumwein betreffend, ein bis zwei Gläschen Vorsprung hatten, stellte sie uns mit ihrer guten Laune und ihrem Temperament in den Schatten. Sie kam, saß und siegte mit ihrer fröhlichen und direkten Art.

 

CS: Wie schön, dass du zu vorgerückter Stunde bei uns zu Gast bist.

 

HvS: Gibt es in deinem Leben ein Ritual, wo du sagst: «Das muss ich immer vor einem Auftritt oder in meinem Privatleben machen!?»

 

GT: Ja. Seit ich in Berlin bin, gehe ich vor einer Premiere immer mittags um 13 Uhr zum KaDeWe und esse ein Stück Fisch. Ich glaube, ich gönne mir dieses Ritual, da ich lange Zeit in meinem Leben kein Geld gehabt habe. Als ich nach Berlin kam, symbolisierte das KaDeWe für mich das Nonplusultra an Luxus. Dass ich mir dort ein Stück Fisch leisten kann, ist noch immer keine Selbstverständlichkeit für mich. Es bedeutet: «Sei gut zu dir», vor einer Premiere. Das Protein vom Fisch ist gesund und gibt mir die nötige Kraft für den Abend. Das ganze Ambiente dort füttert meine Seele. Ich denke jedes Mal happy: «Oh my God. Was ist das für ein Leben?!»

 

Ist das immer derselbe Fisch?

 

Nein, es sind verschiedene Fische. Es sind ja auch verschiedene Shows. Ich habe das einmal nicht gemacht, und das war nicht so gut.

 

Das heißt, dieses Ritual und dieser Aberglaube sind schon sehr wichtig für dich?

 

Ist Aberglaube Aberglaube? Oder ist Aberglaube Glaube?

 

Das fragen wir dich.

 

Ich finde, es ist Glaube. Ich glaube dran. Es gibt ein großes Stück Gott da drin, Spiritualität. Das ist etwas, das ich habe. Ich respektiere Theater wahnsinnig. Ich habe dieses Privileg, im Theater zu arbeiten. Das war mein Traum, seit ich ein Kind war. Dabei ging es mir nicht darum, ein Star zu sein. Ich wollte einfach im Theater arbeiten. Theater ist ein soziales Feld. Man darf mit anderen Leuten etwas machen, um die Welt zu verändern. Oder mindestens den Moment zu verändern. Ich finde, das ist ein großes Geschenk. Um am Premierenabend körperlich und seelisch in Topform zu sein, halte ich an diesem KaDeWe-Ritual fest.

 

Macht Seezunge bessere Premieren als Forelle?

 

Ich glaube, ein netter Rotbarsch ist vielleicht das Beste. Der freundliche Mann da hinter dem Tresen sieht zudem immer sehr unterstützend aus. Das gibt mir zusätzlich noch ein gutes Gefühl für den Abend.

 

Wenn du dann im Theater bist und alle Vorbereitungen abgeschlossen hast, gibt es dann noch etwas, was du tun musst, bevor der Vorhang aufgeht?

 

Ja, klar. Ich huste sehr gerne. Was für eine Sängerin eigentlich total bescheuert ist. Aber ich muss mindestens dreimal husten, bevor ich auf die Bühne gehe. Wirklich nicht nur hüsteln,

 

(Gayle demonstriert dieses zarte Hüsteln mit abgespreiztem Finger an der Hand, die sie sich artig vor den Mund hält.)

 

sondern bellen.

 

(Wir kommen leider auch in den Genuss dieser lauten Demonstration und fangen im letzten Moment die auf dem Tisch tanzenden Champagnergläser auf.)

 

Lautes Husten ist für eine Frau wirklich sehr unschicklich. Aber ich huste wie ein Fußballspieler.

 

(Keine von uns möchte ihr jetzt widersprechen.)

 

Du musst dabei aber bitte nicht ausspucken? Ich hasse das, wenn Fußballspieler dauernd auf den Rasen spucken.

 

Nein, das mache ich überhaupt nicht. Das finde ich auch grauenvoll.

 

Danke.

 

Ein wichtiger Glücksbringer ist mein Handtuch, das ich immer dabeihabe. Das ist ein Geschenk von meinem ersten großen Choreographen, David Gordon, mit dem ich in New York gearbeitet habe. Er hat mir das damals als Premierengeschenk gegeben. Was ich von einem Choreographen ein sehr praktisches und tolles Geschenk finde.

 

Wie lange ist das her?

 

20, 25 Jahre. Ich habe es immer dabei.

 

Welche Farbe hat es? Steht etwas drauf?

 

Rot mit weißen Punkten.

 

Ist es inzwischen blassrosa, oder ist es noch rot?

 

Ist vielleicht ein bisschen orange geworden. Aber ich habe das immer dabei. Ich komme ja gerade von einer Fernsehaufzeichnung zu euch und habe es selbstverständlich dabeigehabt.

 

Du darfst es schon zwischendurch waschen?

Ja, es ist nicht so wie: Paul McCartney hat mich geküsst, ich mache meine Wangen nie wieder sauber.

 

Ich bin überrascht, dass es nicht mittlerweile weiß gewaschen ist?

 

Nein, ich wasche es mit 30 Grad.

 

Gibt es David Gordon noch?

 

Ja, er ist einer der besten Choreographen in New York. Er war in den späten Siebzigern nach der konzeptionellen Kunst in der Phase des postmodernen Tanzes sehr erfolgreich mit Künstlern wie Trisha Brown und Douglas Dunne.

 

Ich kenne leider nur Pina Bausch.

 

Er ist unser Pendant. David Gordon und sein Ensemble waren wirklich die Creme de la Creme vom postmodernen Tanz. Ich hatte die große Ehre, in seiner Company aufgenommen zu werden.

 

Weiß er, wie wichtig dieses Handtuch nach 25 Jahren noch für dich ist?

 

Ach, ich kenne seinen Sohn sehr gut. Ich glaube, er weiß, wie wichtig er für mich war.

 

Gibt es nach der Show für dich festgelegte Rituale?

 

Ja. Ich esse immer einen Apfel. Ich habe das vor Jahren von BJÖRK übernommen.

 

Die isländische Sängerin?

 

Genau, sie war früher bei den «Sugarcubes». Als die das erste Mal nach New York gekommen sind, war ich mit einer Freundin dort und war begeistert. Wir haben sie gehört, waren baff. Nachher haben wir gefragt: «How do you do that? How do you sing like that?» Und sie hat auf sehr gebrochenem Englisch gesagt: «Eat apple!» Da habe ich mir gesagt: «Okay. Dann mache ich das auch.» Und seitdem esse ich immer einen Apfel.

 

Nachher?

 

Nachher. Ich finde das erfrischend. Ich habe immer Hunger nach einer Show. Ich könnte wirklich eine halbe Kuh essen. Aber bevor ich das mache, esse ich gerne einen Apfel.

 

Was ist mit der privaten Gayle? Gibt es da auch Rituale?

 

Ja, abends lese ich gerne. Meine Mutter war eine große Leserin. Sie war Supermarkt-Kassiererin, mein Vater war Barkeeper. Ich komme aus einer ganz normalen Familie. Aber am Dienstag und Samstag habe ich immer ein Ritual mit meiner Mutter gehabt. Wir beide sind zusammen in die Bibliothek gegangen. Dabei haben sich für mich Welten eröffnet. Als man mir später meinen ersten Bibliotheksausweis gegeben hat, musste ich vor Freude weinen. Ich habe gedacht, jetzt ich bin ein großes Mädchen.

 

Wie alt warst du, als du den Ausweis bekommen hast?

 

Sechs. Ich habe drei Jahre gewartet. Man musste in der ersten Klasse sein. Das war für mich wichtiger als die Einschulung. In Amerika ist die Einschulung nicht so schön wie hier. Das finde ich schade.

 

Du meinst die Schultüten?

 

Die Schultüten, das ganze Drumherum bei der Einschulung. Bei uns gehst du einfach in die Schule. Ich war nervös, und ich war ein bisschen enttäuscht, weil ich schon lesen konnte und die anderen nicht. Aber ich hatte ja gleichzeitig diesen Ausweis bekommen, und so konnte ich in die Welt der Bücher flüchten. Ich glaube, ich wäre nie nach Europa gekommen, wenn ich nicht Bücher wie das «Dschungelbuch» von Kipling oder «Tale of Two Cities» von Dickens gelesen hätte. Das war für mich ein großes Privileg. Ich muss bis heute eine Stunde am Tag lesen. Manchmal, wenn ich spiele, ist das ein bisschen problematisch. Dann lese ich nur die «Gala». Ich möchte sagen, den «New Yorker», das klingt besser. Aber ich lese tatsächlich nur die «Gala» und löse das Puzzle.

 

In der «Gala» kann man ein Puzzle lösen?

 

Ich weiß nur von einem Kreuzworträtsel.

 

Himmel, ich meine natürlich das Kreuzworträtsel. Dadurch habe ich früher Deutsch gelernt.

 

Wenn du so viel liest, hast du einen Lieblingsautor oder eine Lieblingsautorin?

 

Ich kann sehr intellektuell, aber auch nicht intellektuell sein. John Updike ist für mich ein wichtiger Autor. Ich liebe ihn, weil ich finde, er erzählt Amerika – God bless John Updike! Jeffrey Eugenides entstammt der nächsten Generation. Er hat «Middlesex» geschrieben. Das ist für mich das bedeutendste Buch für meine Generation. Aber wenn ich wirklich etwas Kuscheliges brauche, muss es die irische Autorin Maeve Binchy sein. Sie schreibt über Familien, über Frauen, über Irland. Das ist einfach so wunderschön entspannend, und es gibt immer ein Happy End.

 

Das verstehe ich. Hast du als junger Mensch denn auch deutsche Autoren kennengelernt?

 

Nein. Das war etwas ganz Neues für mich, als ich hierhergekommen bin. Schiller und Goethe haben wir überhaupt nicht gelesen in meiner Heimat. Als ich das erste Mal hierherkam und Ulla Meinecke, Ideal oder Rio Reiser gehört habe, hatte ich zwar keine Ahnung, was die gesungen haben. Aber ich war fertig. Ich habe gedacht: «Das ist so schön!» Und jetzt, 20 Jahre später, wenn ich Rio Reiser höre und verstehe, fange ich an zu heulen.

 

Wir werden ihn gleich nach dem Interview auflegen. Was war denn das erste Buch, was du von einem deutschen Autor gelesen hast? Erinnerst du dich daran?

 

Das war von Matthias Frings. Er ist ein sehr, sehr guter Freund von mir und hat ein Buch geschrieben, «Der letzte Kommunist».

 

Haben Amerikaner einen anderen Aberglauben als die Deutschen? Wir haben hier in Deutschland: «Regenschirme soll man nicht im Zimmer aufspannen», wir haben hier: «Nicht unter der Leiter hergehen», wir haben: «Schwarze Katzen von links nach rechts, bringt’s was Schlechts.»

 

Ich kenne das vom Theater natürlich. Man spricht hinter der Bühne nicht das «scottische Play» aus.

 

Das «schottische Stück»? Was ist das denn?

 

(Gayle kommt ganz dicht an uns ran und flüstert.)

 

Sage nie «Macbeth» hinter der Bühne, niemals.

 

(Flüstert zurück:) Warum?

 

Das bringt Unglück.

 

Wir sind ja zum Glück nicht hinter einer Bühne. Man darf hinter einer Bühne nicht «Macbeth» sagen?

 

Nein, darf man nicht.

 

Ist das nur bei Amerikanern so?

 

Nein, in England, in Amerika, anybody with English speech. Die dürfen das nicht hinter der Bühne sagen. Man darf auch nicht pfeifen hinter der Bühne.

 

Okay, das kennen wir auch. Aberglaube heißt auf Englisch «Superstition», oder?

 

Ja.

 

Stevie Wonder, ich danke dir.

 

(Jetzt wird es laut, denn drei Weiber trällern:)

 

«Very superstitious …»

«Very superstitious …»

«Very superstitious …»

 

Du bist so lange in Deutschland und schreibst ganze Programme und Bücher über Deutschland und Amerika. Gibt es etwas, wo du sagst: «Da bin ich inzwischen sehr deutsch geworden?»

 

Ja. Lüften. Ich war in New York vor zwei Wochen, ich habe gedacht: «Open that fucking window!» Überall gibt es diese grauenvollen Klimaanlagen und die Fenster bleiben verschlossen. Ich war in einem Sportstudio, das war so klein wie ein Schuhkarton. Der Fußboden war mit einem dicken Teppichboden ausgelegt, und es roch im Raum muffig nach Schweiß. Die Klimaanlage lief auf Hochtouren, und ich habe gedacht, dass ist so hammerhart, das ist Hardcore. Meine Haare flogen wild umher, und ich schrie plötzlich los: «Es zieht, es zieht! Guckt mal, ich muss einen Rollkragenpullover anziehen.»

 

Wir Mädels in den Wechseljahren brauchen eh noch mehr frische Luft als vor zehn Jahren!

 

Ja, aber hallo! Mache im Sommer morgens die Fenster zu, öffne sie abends, statt einer Klimaanlage, die viel Energie benötigt und viel umweltunfreundlicher ist. Es ist natürlich. Es funktioniert. Gehe spazieren, wenn du deprimiert bist. Das kennt der Amerikaner nicht.

 

Was vermisst du als Amerikanerin am meisten in Deutschland?

 

Spontanität, Optimismus und ab und zu ein Eis.

 

Habt ihr etwa besseres Eis als wir? Wir haben doch so wunderbares italienisches Eis in Deutschland.

 

Bei uns gibt es so übersüßtes, sahniges Eis. Das ist Kiffer-Eis und der Wahnsinn. Außerdem fehlt mir meine Schwester. Ich vermisse, egal, wo ich bin, meine Schwester und meine beste Freundin.

 

Wie sehen bei dir Weihnachten, Silvester und Geburtstage aus? Bist du da ein durchritualisierter Mensch, oder feierst du jedes Jahr anders?

 

Ich spiele oft an Weihnachten und Silvester, denn das ist eine Zeit, wo man auf der Bühne viel Geld verdienen kann. Ich lebe hier in Deutschland ohne Familie. Diese Tage mit meiner Theaterfamilie zu verbringen, finde ich toll.

 

Du spielst aber doch nicht am Heiligabend?

 

Nein, natürlich nicht.

 

Hast du denn an dem Abend Rituale? Muss es ein Baum sein?

 

Wir wohnen in der vierten Etage ohne Aufzug, und ich bestehe jedes Jahr auf einer Riesentanne. Der Baum muss mindestens drei Meter hoch sein.

 

Und den schmückst du auch selber?

 

Ja.

 

Und hast du da traditionellen Schmuck von deiner Familie?

 

Wir haben ein bisschen Schmuck von meiner Familie in New York, und ich mache, so oft ich kann, eine Party in der Vorweihnachtszeit, wo ich sage: «Bitte bringt alle etwas Baumschmuck mit!» Wenn du das jedes Jahr machst, hast du mit der Zeit die schönsten Kugeln und Erinnerungen an Freunde in deinem Baum hängen.

 

Schön. Das übernehmen wir sofort!

 

Das können wir nicht übernehmen. Unsere Tanne ist voll.

 

Ihr müsst eine größere Tanne haben.

 

Wir machen es genau umgekehrt. Am Geburtstag meiner Mutter – sie hatte am 26. Dezember Geburtstag und ist einen Tag vor ihrem 60. Geburtstag bei einem Wohnungsbrand ums Leben gekommen –, treffen wir uns jedes Jahr mit den Familienangehörigen und den engsten Freunden. Jeder Gast bekommt von uns eine Weihnachtskugel. Da wir das seit 20 Jahren machen, glaube ich, dass viele unserer Freunde jetzt üppige Bäume haben und sagen: «Alles Hannes Geburtstagsschmuck!»

 

Schön.

 

Aber das ist natürlich genial zu sagen: «Kommt nach Hause und bringt mir Schmuck mit!»

 

Und wie sieht es mit deinem eigenen Geburtstag aus?

 

Ich feiere meinen Geburtstag sehr gerne. In Amerika wird der Geburtstag übrigens anders gefeiert. In Amerika musst du nichts planen und nichts zahlen. Das übernehmen alles deine Freunde für dich. «We take you out!» Du bist von deinen Freunden eingeladen. Hier musst du alles selbst machen. Das finde ich auch fein. Ich habe allerdings schon eine Reihe Amerikaner hier erlebt, die nicht schlecht gestaunt haben, als ihnen an ihrem Geburtstag nach einer ausschweifenden Party die Rechnung präsentiert wurde.

 

Freust du dich auch über Geschenke?

 

Ja, ja. Geschenke müssen auch sein.

 

Bist du auch jemand, der gerne Geschenke macht?

 

Ja, sehr gerne sogar. Ich habe einmal Andy Warhol gelesen, und er schrieb, seine Mutter, sie stammte aus der Tschechoslowakei, hat immer zu ihm gesagt: «Wenn du zu Leuten gehst, bring was mit.» Als ich nach Deutschland kam, war ich Warhol sehr dankbar, dass er mich mit diesem europäischen Brauch bereits vertraut gemacht hatte. Mir gefällt diese Sitte, und ich finde, da können die Amerikaner noch etwas lernen.

 

Fällt dir irgendwas ein, wo du sagst: «Boah, da habe ich ’ne Schraube locker! Das mache nur ich, das macht kein Mensch auf der Welt, nur Gayle Tufts!»

 

Ich besitze Unmengen von klarem Nagellack. Ich vergesse ständig ihn auf Reisen mitzunehmen und kaufe ihn überall nach. Wenn ich wollte, könnte ich 24 klare Nagellacke auf meinen Schminktisch stellen.

 

Warum? Ich sehe gerade roten Nagellack auf deinen Fingernägeln?

 

Ich muss als Dame immer ein paar Nagellacke dabeihaben. Frag mich nicht, warum. Ich weiß es nicht.

 

Und warum ist jetzt roter Lack auf deinen Nägeln?

 

Weil ich gerade Fernsehen gemacht habe.

 

Aber morgen machst du rot ab und machst klar drauf?

 

Ja. Das ist wirklich eine Marotte von mir. Ich kaufe mir ständig die teuersten Nagellacke und bilde mir ein, dass man mit gelackten Nägeln sofort wie eine Lady aussieht.

 

Ist das typisch amerikanisch?

 

Keine Ahnung. Ich habe es mir bei Jackie Kennedy abgeschaut.

 

Moment. Hatte Jackie Kennedy immer klaren Nagellack?

 

Ja, und sie war eine richtige Lady.

 

Jackie Kennedy war die Frau von John F. Kennedy. Richtig?

 

Völlig richtig.

 

Der hat sich aber öfter nach Marilyn Monroe umgedreht. So perfekt kann Jackie nicht gewesen sein.

 

Sie war perfekt. Er war es nicht.
Des Wahnsinns fette Beute: Macken und Marotten auf der Spur
titlepage.xhtml
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_000.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_001.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_002.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_003.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_004.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_005.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_006.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_007.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_008.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_009.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_010.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_011.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_012.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_013.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_014.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_015.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_016.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_017.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_018.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_019.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_020.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_021.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_022.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_023.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_024.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_025.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_026.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_027.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_028.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_029.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_030.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_031.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_032.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_033.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_034.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_035.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_036.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_037.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_038.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_039.html
CR!S5RB29HTVD3JF71ZBC5MEX8GPZD2_split_040.html